Das dämliche Geschlecht Die weibliche Sicht
Das dämliche Geschlecht
Die weibliche Sicht
Sie hat Recht. Punkt. Viele Thesen, die Barbara Bierach vorbringt, treffen des Pudels . . . natürlich des Pudelweibchens Kern. Oder den Nagel auf das dauergewellte Haupt. Es gibt zu wenige Frauen in Führungspositionen: Stimmt. Frauen haben im Gegensatz zu ihren männlichen Genossen Angst vor der Macht und der damit verbundenen Verantwortung: Auch da mag etwas dran sein. Und die Frage, wo sich die ganzen ach so hochqualifizierten Frauen - mit Studium, Stipendium und Auslandsaufenthalten - von einst tummeln, ist berechtigt. Und dass Frauen lieber über die männerdominierte Gesellschaft jammern, anstatt die Hemds - . . . pardon, die Blusenärmel hochzukrempeln, ist traurige, aber belegbare Wahrheit.
Bei all diesen Wahrheiten, die Frau Bierach verkündet und die seit Erscheinen des Buches ein unerhörtes Echo ausgelöst haben, bleibt nur eines fraglich: die Provokanz. Warum müssen die Thesen abgleiten in die Beleidigung, in einen Boulevard-Stil, der den geschlechterspezifischen Kampf nahezu polarisieren muss? Weshalb das Wort "dämlich" im ohne Zweifel Aufsehen erregenden und feministischen Zorn zwingend nach sich ziehenden Buchtitel. Warum zieht frau sich "mit einem Seufzer der Erleichterung" ins Privatleben zurück? Und dass die Welt nicht schlecht ist, hätte das so genannte schwache Geschlecht auch verstanden, ohne als "Wesen mit Eierstöcken" tituliert zu werden. Die Aussage der Autorin, dass natürlich jeder nach seiner Façon selig werden soll, bleibt da nur Nomenklatur.
Ohne die bewusst rotzige Wortwahl, ohne diese auf Effekthascherei getrimmten Phrasen hätte die Glaubwürdigkeit weniger gelitten. Frauen müssen nicht mehr kämpfen, sich nicht stärker profilieren im Rennen gegen jene Artgenossen, denen das eine Chromosom fehlt? Warum, bleibt da die Frage, hat Barbara Bierach dann so gezielt auf Provokation gesetzt, hat das empörte Echo geradezu erzwungen? Weil eben dieses Echo vielleicht ausgeblieben wäre, weil sich "Das dämliche Geschlecht" sonst nicht eines derart reißenden Absatzes erfreut hätte. Ohne Antwort bleibt auch die Frage, ob ein männlicher Autor mit den gleichen Thesen diesen Griff in die Trickkiste der Werbewirksamkeit vielleicht gescheut hätte.
Von Julia Buschmann
Aktualisiert: 18.11.2002, 06:05 Uhr
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18.11.2002, 23:49
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