Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Odin, Sunday, 17.11.2002, 16:03 (vor 8429 Tagen)

Noch ein Ausschnitt aus der "Psychologie heute" vom November 02

"Das Verhältnis zu Ei- und Samenzellen hat sich offenbar schon gewandelt, das zeigt jetzt die Unterhaltungsindustrie, immer bereit, aktuelle Trends für eigene Zwecke zu nutzen. In den Niederlanden werden demnächst einige Kinder ihr Leben einer TV-Sendung zu verdanken haben. Dort nämlich bastelt Big Brother - Produzent John de Mol an einem neuen Knüller. In 'I want your baby', so der Arbeitstitel, können sich schon bald ledige Frauen aus 30 Kandidaten ihren favorisierten Spermaspender aussuchen. Ob die Befruchtung per Reagenzglas oder aber durch die traditionelle Methode des Geschlechtsverkehr zustande kommen soll, entscheiden die Frauen selbst. In unserem Nachbarland schlugen nach Bekanntwerden der Pläne die Diskussionswogen hoch. Mit dieser Sendung würde der Radikalfeminismus massentauglich für die Abendunterhaltung, argumentierten Kritiker. Männer, so hieß es voller Sorge, würden zu Samenspendern reduziert und Frauen hätten künftig keine Verwendung mehr für sie.
Ist das so? Wird die Rolle der Frau durch die neuen reproduktiven Technologien gestärkt und die des Mannes geschwächt, oder ist es im Grunde nicht umgekehrt? Verlieren Frauen ihre Selbstbestimmung, wenn sie sich Babys 'machen' lassen?
Zunächst mag es so aussehen, als ob die künstliche Befruchtung Frauen größere Wahlfreiheit ermögliche.
Tatsächlich aber geraten Frauen durch den sich fast monatlich erweiternden Möglichkeitenkatalog der Fruchtbarkeitsindustriee unter völlig neue Zwänge. sie haben auf einmal die Aufgabe und die Pflicht, gesunde und möglichst perfekte Kinder zeugen zu lassen und zu gebären. Frauen über 35, die eine Fruchtwasseruntersuchung ablehnen, weil sie ihr zukünftiges Kind auch behindert akzeptieren würden, stoßen in ihrer Umwelt schon heute auf offene Ablehnung, wenn nicht gar Entrüstung. Die Eltern stehen unter einem hohen Druck. Der Spruch 'Eltern haften für ihre Kinder' bekommt eine neue Bedeutung.
Die Schwangerschaft - einst Zeit der 'guten Hoffnung' - ist längst zu einer Zeit einer engmaschigen Rasterfahndung geworden. Mutter und Kind müssen stets aufs Neue unter Beweis stellen, daß sie der Norm entsprechen. Doch eine Garantie für ein gesundes Kind gibt es nicht. Die versprochene Sicherheit stellt sich als Scheinsicherheit heraus. Denn die heute angebotenen vorgeburtlichen Tests können nur zirca füng Prozent aller möglichen Schädigungen aufdecken. Selbst wenn man eines Tages so weit wäre, daß alle genetischen Dispositionen für Krankheiten zu entdecken wären, würden wir noch lange keine Welt ohne Behinderung haben. Drei Prozent aller Neugeborenen kommen mit Fehlbildungen auf die Welt. Davon sind lediglich ein Prozent genetisch bedingt, zwei Prozent entstehen während der Schwangerschaft oder im Verlauf der Geburt und über 90 Prozent aller Behinderungen entstehen im späteren Leben durch Arbeits- und Verkehrsunfälle. Vergessen werden sollte auch nicht die Tatsache, daß die Methoden der künstlichen Befruchtung die Gefahren einer Frühgeburt bis um ein Fünffaches erhöhen, was wiederum vielfältigste Behinderungen nach sich ziehen kann. Die Mehrlingsrate bei IVF (Befruchtung im Reagenzglas) beträgt 40 Prozent, davon kommen 75 Prozent zu früh zur Welt. Diese Frühchen wiederum tragen aufgrund der intensiven medizinischen Behandlung, die ihr Leben retten soll, oft lebenslange schwerste Behinderungen davon."

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Maesi, Sunday, 17.11.2002, 19:07 (vor 8429 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Odin am 17. November 2002 14:03:58:

Hallo Odin

In den Niederlanden werden demnächst einige Kinder ihr Leben einer TV-Sendung zu verdanken haben. Dort nämlich bastelt Big Brother - Produzent John de Mol an einem neuen Knüller. In 'I want your baby', so der Arbeitstitel, können sich schon bald ledige Frauen aus 30 Kandidaten ihren favorisierten Spermaspender aussuchen. Ob die Befruchtung per Reagenzglas oder aber durch die traditionelle Methode des Geschlechtsverkehr zustande kommen soll, entscheiden die Frauen selbst. In unserem Nachbarland schlugen nach Bekanntwerden der Pläne die Diskussionswogen hoch. Mit dieser Sendung würde der Radikalfeminismus massentauglich für die Abendunterhaltung, argumentierten Kritiker. Männer, so hieß es voller Sorge, würden zu Samenspendern reduziert und Frauen hätten künftig keine Verwendung mehr für sie.

IMHO gibt es v.a. zwei Probleme mit diesem Showkonzept:

1. Das Kind hat ein Recht, darauf seine Identitaet zu kennen und Beziehungen zu beiden Elternteilen zu unterhalten. Es ist zu befuerchten, dass hier Frauen einfach einen Samenspender suchen und hernach keine Beziehung der Kinder zu ihren Vaetern mehr zulassen.

2. Wissen die erwaehlten Maenner (Vaeter in spe), worauf sie sich einlassen? Ein Kind zu zeugen heisst naemlich mitverantwortlich (insbesondere auch finanziell) fuer dessen Entwicklung und Versorgung zu sein. Die meisten von uns erinnern sich wahrscheinlich noch an das Urteil eines schwedischen Gerichts, welches einen Vater zu Unterhaltszahlungen an sein Kind verdonnert hatte. Der gute Mann hatte lediglich einer lesbischen Frau einen Gefallen getan und mit ihr ein Kind gezeugt. Die Mutter lebte mit einer ebenfalls lesbischen Partnerin zusammen, als die Beziehung in die Brueche ging, verklagte sie daraufhin den Vater auf Unterhalt und bekam (richtigerweise) recht.

Nachstehend einige Abschnitte aus der UNO-Kinderrechtskonvention, die fuer die obigen beiden Punkte relevant sind:

Artikel 7
1. Das Kind ist unverzüglich nach seiner Geburt in ein Register einzutragen und hat das Recht auf einen Name von Geburt an, das Recht, eine Staatsangehörigkeit zu erwerben, und soweit möglich das Recht, seine Eltern zu kennen und von ihnen betreut zu werden.

Artikel 9
[...]
3. Die Vertragsstaaten achten das Recht des Kindes, das von einem oder beiden Elternteilen getrennt ist, regelmäßige persönliche Beziehungen und unmittelbare Kontakte zu beiden Elternteilen zu pflegen, soweit dies nicht dem Wohl des Kindes widerspricht.

Artikel 18
1. Die Vertragsstaaten bemühen sich nach besten Kräften, die Anerkennung des Grundsatzes sicherzustellen, daß beide Elternteile gemeinsam für die Erziehung und Entwicklung des Kindes verantwortlich sind. Für die Erziehung und Entwicklung des Kindes sind in erster Linie die Eltern oder gegebenenfalls der Vormund verantwortlich. Dabei ist das Wohl des Kindes ihr Grundanliegen.

Artikel 27
[...]
4. Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Maßnahmen, um die Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen des Kindes gegenüber den Eltern oder anderen finanziell für das Kind verantwortlichen Personen sowohl innerhalb des Vertragsstaats als auch im Ausland sicherzustellen. [...]

Die UNO-Kinderrechtskonvention wurde keineswegs aus Jux erstellt, sondern darin hat man elementare Beduerfnisse von Kindern kodifiziert. IMHO macht sich John de Mol mit dieser geplanten Show zum Helfer von Leuten, die diese Konvention brechen und die Rechte der Kinder mit Fuessen treten.
Bezeichnenderweise, wenn auch keineswegs ueberraschend, werden die Rechte des Kindes im 'Psychologie heute'-Artikel mit keiner Silbe erwaehnt. Soviel zur real existierenden Kinderfreundlichkeit in unserer Gesellschaft (insbesondere jener von Psychologen).

Gruss

Maesi *etwas traurig ob dieser Ignoranz*

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Odin, Tuesday, 19.11.2002, 20:51 (vor 8426 Tagen) @ Maesi

Als Antwort auf: Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Maesi am 17. November 2002 17:07:08:

Hi Maesi,
um die Rechte der Kinder ging es in dem Artikel gar nicht, sondern um die Repro-medizin. Außerdem wurde der Fall ja vorgestellt, um über derlei Tendenzen zu informieren und zu warnen.
Ich denke, die wichtigste Vorbereitung zu dieser Show wird sein, wie die Rechte des Kindes am wirkungsvollsten Umgangen werden kann. Mal sehen, was da rauskommt.
Ich habe von einem Fall gehört, da will in England eine Frau die Samenspende eines Mannes (ehemals ihr Verlobter) verwenden, obwohl dieser Mann es verbietet. Ihr Angebot ist jetzt, daß vertraglich ausgeschlossen wird, daß der Mann dadurch irgendwelche Verpflichtungen dem Kind gegenüber hat (die Frau ist unfruchtbar durch Krankheit, hat aber vor ihrer Krankheit noch Vorsorge treffen können). Bin gespannt, wie der Fall ausgehen wird.
Wenn tatsächlich vertraglich die Pflichten des Mannes umgangen werden können (damit aber auch teilweise die Rechte des Kindes!), wäre auch der Weg frei für eine derartige Show.
Odin

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Maesi, Saturday, 30.11.2002, 14:58 (vor 8416 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Odin am 19. November 2002 18:51:06:

Hallo Odin

um die Rechte der Kinder ging es in dem Artikel gar nicht, sondern um die Repro-medizin.

Schon klar; diese geplante Show war der Aufhaenger, um bestimmte soziologische Implikationen der Reproduktionsmedizin und der praenatalen Diagnostik aufzuzeigen. Allerdings tappte im Zusammenhang mit der Show die Zeitschrift 'Psychologie heute' gleich selber in die Falle, als sie die Kinder als Hauptbetroffene schlichtweg vergessen hatte. Aus Sicht der Menschenrechte ist der Hinweis auf die Problematik der Entbehrlichkeit der meisten (aber noch nicht aller) Maenner durchaus begruessenswert ebenso wie auch auf den immer staerker werdenden Druck auf die Frauen, nur gesunde Kinder zu gebaeren. Aber letzten Endes muessen alle relevanten Aspekte beruecksichtigt werden, und dazu gehoeren eben auch die Kinder.

Außerdem wurde der Fall ja vorgestellt, um über derlei Tendenzen zu informieren und zu warnen.

IMHO war aber dieser Aufhaenger ungeeignet, um ueber Reproduktionsmedizin zu debattieren; denn die Show hat damit gar nichts zu tun, ausser, dass sie den Frauen die Entscheidung offenlaesst, ob sie sich auf dem herkoemmlichen Weg begatten lassen oder lieber eine kuenstliche Befruchtung vorziehen. Das
eigentliche Happening (naemlich die Auswahl eines bestimmten Samenlieferanten durch die Frau), haette man auch schon vor 500 Jahren (oder 5000 Jahren) organisieren koennen, als es noch gar keine Reproduktionsmedizin gab.
Die Reproduktionsmedizin wird schon laengere Zeit angewandt, und bei bestimmten Problemen ist sie gewiss ein Segen (z.B. wenn auf natuerlichem Weg keine Befruchtung erfolgen kann). Der ganze Artikel befasste sich mit einer bestimmten Facette dieses komplexen Themenbereichs, aber noch nicht einmal diese Facette wurde besonders gruendlich durchleuchtet. IMHO ist das ein eher schwacher Artikel, der vielleicht den oberflaechlich denkenden Menschen zu befriedigen vermag, aber sicher niemanden, der etwas tiefschuerfender nachdenkt.

Ich denke, die wichtigste Vorbereitung zu dieser Show wird sein, wie die Rechte des Kindes am wirkungsvollsten Umgangen werden kann.

Das scheint mir leider auch so.

Ich habe von einem Fall gehört, da will in England eine Frau die Samenspende eines Mannes (ehemals ihr Verlobter) verwenden, obwohl dieser Mann es verbietet. Ihr Angebot ist jetzt, daß vertraglich ausgeschlossen wird, daß der Mann dadurch irgendwelche Verpflichtungen dem Kind gegenüber hat (die Frau ist unfruchtbar durch Krankheit, hat aber vor ihrer Krankheit noch Vorsorge treffen können). Bin gespannt, wie der Fall ausgehen wird.

Da bin ich auch gespannt. Denn laut meinen zitierten Kinderrechtsartikeln (Artikel 27, Absatz 4) hat der Staat die Pflicht, die Geltendmachung der Unterhaltsansprueche des Kindes gegenueber seinen Eltern sicherzustellen. Wuerde das Gericht das Angebot der Frau stuetzen, verstiesse es direkt gegen den erwaehnten Artikel. Der Kindesunterhalt ist nicht fuer die Mutter gedacht sondern fuer das Kind; die Mutter darf als gesetzliche Vertreterin des Kindes lediglich treuhaenderisch ueber den Kindesunterhalt verfuegen aber nicht darauf verzichten; ein entsprechender Vertrag gilt zumindest in Deutschland als unsittlich und deshalb null und nichtig. Und selbst wenn sie, wider die Interessen des Kindes, trotzdem verzichtete, spaetestens mit dessen Volljaehrigkeit, kann das Kind selbst den Unterhalt einfordern (und zwar von beiden Elternteilen); dann koennte der unfreiwillige Samenspender noch eine boese Ueberraschung erleben, wenn er ploetzlich Unterhalt bezahlen muesste, denn normalerweise ist er (und natuerlich auch die Mutter) unterhaltspflichtig bis zum Abschluss der Erstausbildung des Kindes. Und diese Erstausbildung dauert in der Regel wesentlich laenger als nur bis zur Volljaehrigkeit (z.B. Studium). Ich frage mich sogar, ob das Kind allenfalls mit Erreichen der Volljaehrigkeit womoeglich nicht noch rueckwirkend Unterhalt vom Vater verlangen und sogar eine zivilrechtliche Klage gegen seine Mutter anstrengen koennte wegen unzureichender Wahrnehmung seiner Interessen gegenueber dem Vater.
Ausserdem habe ich noch grundsaetzliche Bedenken, denn im oben zitierten Fall will die Frau gegen den erklaerten Willen des Mannes seine (offenbar schon frueher abgegebene) Samenspende verwenden. Sowas halte ich schlichtweg fuer Noetigung; denn der Mann muss darueber mitentscheiden koennen, ob und wann er Vater werden will, sowie wer die Mutter seiner Kindes sein soll. Sofern wir denselben Fall meinen, hat er naemlich seinerzeit die Samenspende im Hinblick auf eine gemeinsame Zukunft mit der Mutter sowie dem Kind (oder Kindern) abgegeben. Die Beziehung ist inzwischen jedoch in die Brueche gegangen und eine gemeinsame Zukunft gibt es nicht mehr; die Grundlagen, auf denen seine Einwilligung zur Samenspende beruhen, existieren somit ebenfalls nicht mehr. Deshalb hat er IMHO auch das Recht, die bereits abgegebene Samenspende wieder zurueckzufordern, insbesondere da Vaterschaft gemaess UNO-Kinderrechtskonvention mit einer ganzen Reihe von Pflichten verbunden ist. So wuerde er jedoch gegen seinen Willen gezwungen, Pflichten einzugehen, die er nicht oder nicht gemeinsam mit dieser Frau eingehen will. So hart es fuer diese Frau sein mag, sie muss sich einen anderen Hengst suchen, der ihr von seinem Samen abgibt, und der die sich aus einer Vaterschaft ergebenden Pflichten zu uebernehmen bereit ist.

Wenn tatsächlich vertraglich die Pflichten des Mannes umgangen werden können (damit aber auch teilweise die Rechte des Kindes!), wäre auch der Weg frei für eine derartige Show.

Nein, die Show waere auch so moeglich (natuerlich nur mit der notwendigen kriminellen Energie, die Kinderrechte mit Fuessen zu treten). Die Samenspender in der Show waeren ja freiwillig dort und muessten nicht gegen ihren erklaerten Willen ihren Samen abgeben.

Um es nochmals zu betonen, die UNO-Kinderrechte wurden nicht im luftleeren Raum formuliert und von den meisten Staaten ratifiziert; sie schuetzen vielmehr berechtigte Anliegen von Kindern. Wie anonyme Adoptionen zeigten, hatten die adoptierten Kinder sehr oft ein starkes Beduerfnis ihren unbekannten biologischen Vater bzw. Mutter kennenzulernen, selbst dann, wenn sie ein sehr gutes Verhaeltnis zu ihren Adoptiveltern gehabt hatten; es scheint ihnen sehr wichtig zu sein, Antworten zu erhalten auf Fragen wie: 'Woher komme ich?', 'Weshalb haben meine Mutter/mein Vater/meine Eltern mich weggegeben?', 'Wollten/konnten/durften sie mich nicht aufziehen?'. Es scheint so, dass fuer die meisten Menschen die Kenntnis ueber die Eltern ein wichtiger Faktor fuer die eigene Existenz, fuer die Identifikation mit sich selber ist; deshalb sind anonyme Adoptionen heute sehr umstritten, weil sie dem Beduerfnis von Menschen nach Kenntnis der eigenen Herkunft diametral entgegenstehen. Diese Erkenntnisse flossen auch in die UNO-Kinderrechtskonvention ein und garantieren jetzt jedem Kind ein Recht auf die Kenntnis der Identitaet seiner Eltern (Artikel 7 Abs 1).

Gruss

Maesi

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Jörg, Sunday, 17.11.2002, 19:23 (vor 8428 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Odin am 17. November 2002 14:03:58:

Noch ein Ausschnitt aus der "Psychologie heute" vom November 02
"Das Verhältnis zu Ei- und Samenzellen hat sich offenbar schon gewandelt, das zeigt jetzt die Unterhaltungsindustrie, immer bereit, aktuelle Trends für eigene Zwecke zu nutzen. In den Niederlanden werden demnächst einige Kinder ihr Leben einer TV-Sendung zu verdanken haben. Dort nämlich bastelt Big Brother - Produzent John de Mol an einem neuen Knüller. In 'I want your baby', so der Arbeitstitel, können sich schon bald ledige Frauen aus 30 Kandidaten ihren favorisierten Spermaspender aussuchen. Ob die Befruchtung per Reagenzglas oder aber durch die traditionelle Methode des Geschlechtsverkehr zustande kommen soll, entscheiden die Frauen selbst. In unserem Nachbarland schlugen nach Bekanntwerden der Pläne die Diskussionswogen hoch. Mit dieser Sendung würde der Radikalfeminismus massentauglich für die Abendunterhaltung, argumentierten Kritiker. Männer, so hieß es voller Sorge, würden zu Samenspendern reduziert und Frauen hätten künftig keine Verwendung mehr für sie.
Ist das so? Wird die Rolle der Frau durch die neuen reproduktiven Technologien gestärkt und die des Mannes geschwächt, oder ist es im Grunde nicht umgekehrt? Verlieren Frauen ihre Selbstbestimmung, wenn sie sich Babys 'machen' lassen?

Die armen Frauen, denen man den "Zwang" aufbürdet, unter vielen zu
Samenspendern degradierten Männern die freie Wahl zu haben. Mein volles
Mitleid ist ihnen sicher.

Sie haben ungefähr so viel Mitleid verdient wie diejenigen Männer, die
sich dem "Zwang" ausgesetzt sehen, in einer Bordellstraße unter vielen
Prostituierten die für sie sexuell attraktivste Frau auswählen zu "müssen".
(Damit will ich nichts gegen Bordellgänger gesagt haben.)

Gruß, Jörg

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Jolanda, Monday, 18.11.2002, 11:24 (vor 8428 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Jörg am 17. November 2002 17:23:01:

Lieber Jörg

Es geht hier doch nicht um das Mitleid für diese Frauen!

Ich finde es krank, sich auf so etwas einzulassen, es ist geschmacklos und einfach degeneriert. Für diese Frauen brauchst du auch kein Mitleid zu haben.

Ich habe das so verstanden, dass wenn wir in der Lage sind, unsere Kinder auszuwählen, wenn es möglich ist, schon vorgeburtlich alles mögliche zu manipulieren, dann wird die Erwartung, dass Frau ein gesundes Kind zur Welt bringen sollte so hoch, dass Behinderungen immer weniger Akzeptanz finden werden in unsere Gesellschaft.

Wie treffend beschrieben wurde, ist es ja schon heute so, dass wenn eine Frau über 35 Jahren keinen Fruchtwassertest macht, weil sie sich sagt, ich stehe zu dem Kind, egal ob es behindert ist oder nicht, dann wird mit Unverständnis und Kopf schütteln reagiert.

Dieses Problem betrifft keinesfalls nur die Frauen, das behinderte Kind hat ja auch einen Vater und für das Kind ist es ja auch nicht gerade leichter, wenn es behindert ist, Behinderung in unserer Gesellschaft aber immer weniger akzeptiert wird.

Ich sehe da schon auch viele Gefahren.

Es grüsst dich
Jolanda

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Garfield, Monday, 18.11.2002, 16:54 (vor 8428 Tagen) @ Jolanda

Als Antwort auf: Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Jolanda am 18. November 2002 09:24:52:

Hallo Jolanda!

Also, ich finde es gut, daß man heute besser in der Lage ist, Behinderungen bei Neugeborenen zu verhindern als in früheren Zeiten.

Wenn meine Verlobte und ich mal ein Kind haben möchten, werden wir jedenfalls alles tun, um auszuschließen, daß das Kind mit einer größeren Behinderung geboren wird.

Aber nicht etwa, weil wir kein behindertes Kind akzeptieren würden oder weil wir uns von irgendjemandem dazu gedrängt fühlen, nur ein gesundes Kind haben zu dürfen, sondern vor allem deshalb, weil wir nicht eines Tages in die Situation kommen möchten, daß unser Kind uns fragt, wieso wir nichts getan haben, um seine Behinderung zu korrigieren oder zumindest zu mildern und ihm stattdessen einige Möglichkeiten gesunder Menschen vorenthalten haben.

Eine Behinderung ist in den meisten Fällen eine Belastung für alle Beteiligten. Für ein behindertes Kind ist es niemals toll, nicht alles das tun zu können, was andere Kinder tun und obendrein womöglich auch noch gehänselt zu werden.

Meine Verlobte kennt eine Frau, die einen behinderten Sohn hat und ihn lange aufopferungsvoll gepflegt hat. Die Frau hatte praktisch kein eigenes Leben mehr und mußte immer für ihren Sohn da sein, auch als er schon längst größer war als sie. Sie mußte ihn im hohen Alter noch windeln und waschen, bis es irgendwann einfach nicht mehr ging. Sie hat es körperlich in ihrem Alter nicht mehr geschafft, ihn zu versorgen und mußte ihn in ein Pflegeheim geben, was ihr nicht leicht gefallen ist. Vielleicht hat er Glück, und dort im Heim gibt es gutes Personal. Vielleicht hat er aber auch Pech und trifft dort auf Leute, die ihren Frust an den Patienten abreagieren. Er wird jedenfalls den Rest seines Lebens dort im Heim verbringen und allein sein, wenn seine Mutter eines Tages stirbt.

Solch ein Schicksal möchte ich meinen Kindern möglichst ersparen. Man könnte nun zwar einwenden, daß behinderte Menschen doch wegen ihrer Behinderung nicht weniger wert sind. Aber das geht am eigentlichen Thema total vorbei. Es geht nicht um den Wert des Lebens allgemein, sondern um den Wert, den jeder Mensch seinem eigenen Leben beimißt.

Stell dir mal vor, jemand würde dir ernsthaft vorschlagen, dir z.B. den Nerv im Rückenmark zu durchtrennen, oder die Sehnerven. Würdest du dich damit einverstanden erklären, weil dein Leben ja deshalb nicht weniger wert wäre? Oder würdest du nicht doch ablehnen, weil dir das definitiv enorme Verluste an Lebensqualität bringen würde?

Und wieso sollen dann Eltern ihren ungeborenen Kindern solche Verluste an Lebensqualität zumuten, wenn es Möglichkeiten gibt, dies zu verhindern oder die Behinderung zumindest nicht zu stark ausfallen zu lassen?

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Jolanda, Tuesday, 19.11.2002, 18:15 (vor 8427 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Garfield am 18. November 2002 14:54:11:

Lieber Garfield

Mir geht es doch nicht darum. Ich habe nie gesagt, dass ich nicht verstehen kann, wenn Eltern gesunde Kinder möchten, wer wünscht sich das nicht. Ich bin nicht dagegen, dass eine Frau einen Test macht um so weit das eben möglich ist Behinderungen abzuklären.

Die meisten Eltern würden sich dazu entscheiden ihrem Kind zu helfen, wenn das möglich ist. Alle wünschen sich, dass ihr Kind möglichst gesund ist.

Ich würde nie einem Menschen einen Vorwurf machen, der sagt, ich bin einem behinderten Kind nicht gewachsen, ich packe das nicht, wenn wir uns das nicht alle überlegen würden, müssten wir gar keine Test machen oder?

Es ist aber eine Tatsache, dass es trotz aller modernster Medizin nicht möglich sein wird, alle Behinderungen auzuschliessen, man sagt ja nach neuesten Studien, das viele Missbildungen nichts mit den Genen zu tun haben. Man auch noch lange nicht alles erkennen kann.

Ich frage mich einfach, werden es die behinderten Menschen nicht immer schwerer haben, weil man fälschlicher Weise denkt, das wäre bestimmt vermeidbar gewesen und müsse heutzutage doch nicht mehr sein. Verstehst du, was ich meine.

Es geht mir nicht darum, die moderen Medizin und ihre Möglichkeiten anzuprangen. Da muss jeder selbst wissen, wie er dazu steht. Das billige ich auch jedem zu. Das ist die eine Seite der Medaille Garfield, du musst da bei mir kein Verständnis dafür wecken. Aber ich mache mir eben auch Gedanken, wie sich das dann schlussendlich auf Behinderte und deren Angehörige auswirken könnte.

Das kannst du mir nicht wegdiskutieren, das Bedarf keiner Verteidigung des Wunsches nach einem gesunden Kind. Ich weiss sehr genau, was du meinst :-))

Es grüsst dich
Jolanda

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Garfield, Wednesday, 20.11.2002, 13:43 (vor 8426 Tagen) @ Jolanda

Als Antwort auf: Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Jolanda am 19. November 2002 16:15:30:

Hallo Jolanda!

Ja, okay, das verstehe ich ja. Ich betrachte Behinderte ja auch keineswegs als Menschen 2. Klasse.

Problematisch ist nur, daß genau diese Argumentation auch dazu verwendet wird, Forschungen im Bereich der Gentechnik, die so vielen Menschen Heilung bringen könnten, zu behindern. Im Namen von positiven Werten wie Humanität und Menschenwürde werden damit also vielen Menschen, die das Pech hatten, von Geburt an, durch einen Unfall oder eine Infektion schwer erkrankt oder dauerhaft behindert zu sein, Heilungsmöglichkeiten vorenthalten. Das regt mich daran so auf.

Das ist jetzt aber kein Vorwurf gegen dich! Ich weiß, daß du das nicht so gemeint hast. Ich meinte das mehr allgemein.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Odin, Tuesday, 19.11.2002, 21:16 (vor 8426 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Garfield am 18. November 2002 14:54:11:

Wenn meine Verlobte und ich mal ein Kind haben möchten, werden wir jedenfalls alles tun, um auszuschließen, daß das Kind mit einer größeren Behinderung geboren wird.
Aber nicht etwa, weil wir kein behindertes Kind akzeptieren würden oder weil wir uns von irgendjemandem dazu gedrängt fühlen, nur ein gesundes Kind haben zu dürfen, sondern vor allem deshalb, weil wir nicht eines Tages in die Situation kommen möchten, daß unser Kind uns fragt, wieso wir nichts getan haben, um seine Behinderung zu korrigieren oder zumindest zu mildern und ihm stattdessen einige Möglichkeiten gesunder Menschen vorenthalten haben.

Du schreibst von einem Vorwurf, den Dein etwaiges Kind dir macht? Meinst Du jetzt eine Vorsorgeuntersuchung, damit Du auf die Behinderung Deines Kindes vorbereitet bist? Dann gebe ich Dir recht.
Oder meinst Du im Ernst, daß Dein Kind Dir vorwirft, geboren worden zu sein? Dann mußt Du Dich echt mal mit Behinderten unterhalten, ob die alle durchs Leben krauchen, traurig, daß man sie nicht einfach totschießt!
Es ist eine schlimme Welt, in der Menschen aufgrund ihrer Behinderung getötet werden. Es ist aber DIE SCHLIMMSTE ALLER WELTEN, in der die Behinderten selber um den Tod bitten, weil sie sich lebensunwert vorkommen. Und genau diese Welt steuern wir an. Man muß nur oft genug wiederholen, daß man total in Sorge um die armen Behinderten ist und daß sie doch so arm dran sind und es doch total barmherzig wäre, sie sterben zu lassen.....
und schon kannst du ihnen den Gnadenschuß geben wie einem Pferd.

Eine Behinderung ist in den meisten Fällen eine Belastung für alle Beteiligten. Für ein behindertes Kind ist es niemals toll, nicht alles das tun zu können, was andere Kinder tun und obendrein womöglich auch noch gehänselt zu werden.

Ein behindertes Kind kann total glücklich sein und ist es auch genauso wie ein nichtbehindertes Kind - und auch mal traurig wie ein nichtbehindertes Kind.... Und den anderen Kindern, die hänseln gehört einfach eins vorn Latz, basta.

< Vielleicht hat er Glück, und dort im Heim gibt es gutes Personal. Vielleicht hat er aber auch Pech und trifft dort auf Leute, die ihren Frust an den Patienten abreagieren.

Dann muß man was dafür tun, daß es bessere Heime gibt. Mit denselben Argumenten könntest Du die Kranken nach einem Verkehrsunfall erschießen. Schließlich könnte er ja Pech mit dem Krankenhaus haben....
In der Regel läßt es sich in den Heimen, die ich kenne, sehr gut leben und die Betreuer sind klasse - nur leider immer etwas überfordert.

<Er wird jedenfalls den Rest seines Lebens dort im Heim verbringen und allein sein, wenn seine Mutter eines Tages stirbt.

Tja, in solch einem Heim werden Du und ich auch eines Tages unseren Lebensabend verbringen.

Es geht nicht um den Wert des Lebens allgemein, sondern um den Wert, den jeder Mensch seinem eigenen Leben beimißt.

GENAU!

Stell dir mal vor, jemand würde dir ernsthaft vorschlagen, dir z.B. den Nerv im Rückenmark zu durchtrennen, oder die Sehnerven. Würdest du dich damit einverstanden erklären, weil dein Leben ja deshalb nicht weniger wert wäre? Oder würdest du nicht doch ablehnen, weil dir das definitiv enorme Verluste an Lebensqualität bringen würde?
Und wieso sollen dann Eltern ihren ungeborenen Kindern solche Verluste an Lebensqualität zumuten, wenn es Möglichkeiten gibt, dies zu verhindern oder die Behinderung zumindest nicht zu stark ausfallen zu lassen?

Ich wußte nicht, daß hier irgendjemand dafür plädiert hat, Kinder absichtlich ein Bein abzuhacken oder ähnliches, damit es behindert ist. Natürlich wünscht sich jeder ein nichtbehindertes Kind, genauso wie sich jeder wünscht, keine Behinderungen im Leben zu bekommen. Wie aber der gepostete Artikel schon aussagt, entstehen ca 95% aller Behinderungen im späteren Leben. Wir haben also noch gute Chancen und ich hoffe, daß mir dann kein Barmherziger(?) Pfleger einen über den Detz gibt - von solchen Pflegern und Krankenschwestern hört man aber leider immer wieder.
Jedenfalls ist das Leben zu wertvoll um es wegen einer Behinderung wegzuschmeißen.
Das kannst Du aber erst sicher erfahren, wenn der Fall bei Dir eintritt. Und ich schätze mal 99% aller Behinderten werden dir bestätigen, daß nach einem großen Schock das Leben wieder mutig angegangen wurde.
Odin

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Garfield, Wednesday, 20.11.2002, 13:34 (vor 8426 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Odin am 19. November 2002 19:16:26:

Hallo Odin!

Es geht mir nicht darum, behinderte Mitmenschen als minderwertig darzustellen oder ihnen "Gnadenschüsse" zu verpassen.

Mir ging es auch lediglich um den relativ geringen Anteil der Behinderten, die schon mit ihrer Behinderung geboren werden.

Die Wissenschaft ist mittlerweile durchaus in der Lage, manche Erbkrankheiten schon vor der Geburt zu korrigieren. Das wird aber in vielen Ländern blockiert, mit der Begründung, daß man die Erbanlagen von Menschen aus ethischen Gründen nicht verändern dürfe. Es wird in dem Zusammenhang immer darauf verwiesen, daß Behinderte doch auch keine schlechteren Menschen wären.

Aber darum geht es eben nicht.

"Ein behindertes Kind kann total glücklich sein und ist es auch genauso wie ein nichtbehindertes Kind - und auch mal traurig wie ein nichtbehindertes Kind.... Und den anderen Kindern, die hänseln gehört einfach eins vorn Latz, basta."

Das ist die Theorie. In der Praxis sieht das leider anders aus. Da werden schon Kinder dafür gehänselt, daß sie abstehende Ohren haben, oder daß sie besonders dick oder besonders dünn sind... Da kann man sich vorstellen, was wirklich behinderte Kinder mitmachen.

Außerdem ist es für solche Kinder sehr wohl oft eine Belastung, wenn sie nicht alles das tun können, was andere Kinder tun. Z.B. Mondscheinkinder, die nur nachts oder im Schutzanzug das Haus verlassen können. Auch für Erwachsene kann so etwas extrem belastend sein. Hannelore Kohl beispielsweise hat bestimmt nicht aus Langeweile Selbstmord begangen.

Deshalb bin ich der Meinung, daß man alles tun sollte, um solche vererbten Behinderungen zu verhindern. Eben auch genetische Korrekturen. Es muß dabei natürlich sichergestellt sein, daß so etwas nur getan wird, wenn definitiv eine Erbkrankheit vorliegt.

Was nun Behinderungen infolge von Unfällen betrifft: Da läßt sich nach dem heutigen Stand der Medizin eben noch nicht immer etwas machen. Aber auch da könnte die Genetik Abhilfe schaffen. Wenn es gelänge, einzelne Körperteile aus körpereigenem Material im Labor nachzuzüchten, könnte das viele Bereiche der Medizin revolutionieren. Man könnte so irgendwann beispielsweise durch Unfälle verlorene Gliedmaßen ersetzen, und man wäre bei Organtransplantationen nicht auf Organspenden nach dem Zufallsprinzip angewiesen, wobei dann obendrein auch noch lange nicht sicher ist, daß der Körper das fremde Organ auch annimmt.

Aber auch da wird eifrig blockiert und gebremst...

"Das kannst Du aber erst sicher erfahren, wenn der Fall bei Dir eintritt. Und ich schätze mal 99% aller Behinderten werden dir bestätigen, daß nach einem großen Schock das Leben wieder mutig angegangen wurde."

Natürlich, was bleibt denn auch anderes übrig? Falls ich mal z.B. im Rollstuhl lande, werd' ich mich deshalb auch nicht umbringen, sondern versuchen, das Beste daraus zu machen. Aber mir ist eben lieber, wenn das nie passiert. Und ich bin mir sicher, daß jeder Mensch, der eine wirkliche Behinderung hat, sich ebenfalls wünscht, daß es niemals dazu gekommen wäre. Auch wenn es heute sehr modern ist, dann zu betonen, daß die Behinderung ja gar nicht so schlimm wäre und daß sie ja durchaus auch Positives gebracht hätte... Aber wer wirklich ehrlich zu sich selbst ist, wird das tatsächlich wohl etwas anders sehen. Nicht unbedingt weil er sich deshalb minderwertig fühlt, sondern weil eine Behinderung einfach immer mehr oder weniger Verluste an Lebensqualität mit sich bringt.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau?

Odin, Tuesday, 19.11.2002, 20:58 (vor 8426 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Stärkt die Reproduktionsmedizin die Rolle der Frau? von Jörg am 17. November 2002 17:23:01:

Die armen Frauen, denen man den "Zwang" aufbürdet, unter vielen zu
Samenspendern degradierten Männern die freie Wahl zu haben. Mein volles
Mitleid ist ihnen sicher.
Sie haben ungefähr so viel Mitleid verdient wie diejenigen Männer, die
sich dem "Zwang" ausgesetzt sehen, in einer Bordellstraße unter vielen
Prostituierten die für sie sexuell attraktivste Frau auswählen zu "müssen".
(Damit will ich nichts gegen Bordellgänger gesagt haben.)

Dein Glück, lol
Aber Jolanda hat schon recht: Auf den ersten Blick sieht es so aus, als sei die Frau im Vorteil. Aber aus einem "Recht" kann sehr schnell eine "Pflicht" werden. Dann heißt es schnell: Natürlich darfst Du Deinen Sexualpartner frei wählen - aber für etwaige Schäden haftet dann nicht die Krankenkasse, sondern Du selbst - und schon bist Du in einer Zwangslage.
Vielleicht gibt es im Moment Zwangsabtreibungen nur in China, aber wie lange noch. So plump wie in China wirds natürlich nicht, aber ein erhöhter Krankenkassenbeitrag, wenn man bestimmte Untersuchungen ablehnt, einer Abtreibung nicht zustimmt.... Natürlich zahlt man KEINE(!) erhöhten Beiträge, wenn man nicht abtreibt... andererseits würde der Beitrag niedriger, wenn man sich zu so einem schweren (heuchel, heuchel) Schritt entschließt... das muß man doch belohnen....
Odin

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