Maßgeschneiderte Babys
Maßgeschneiderte Babys
05. November 2002
Diesmal ein Mädchen, das nächste Mal einen Buben: In Großbritannien gehen die Wogen hoch. Was berechtigt Eltern, sich das Geschlecht ihres Kindes auszusuchen?
ERHARD M. HUTTER
LONDON (SN).
Sollte es Eltern erlaubt werden, das Geschlecht ihres Nachwuchses im Voraus zu bestimmen? Über diese Frage scheiden sich gegenwärtig die Geister im Königreich. Das unabhängige Aufsichtsorgan "Human Genetics Alert" fordert ein Verbot und tritt dafür ein, dass sich genetische Forschung nach echtem Bedarf, nicht aber nach kommerziellen, sozialen oder kulturellen Vorurteilen ausrichtet. Die in London stationierte Organisation, die für eine demokratische Kontrolle der Genetik wirbt, hält "sex selection" für falsch, da sie letzten Endes zu maßgeschneiderten oder Designer-Babys führt.
"Ist das einmal gestattet, dann ist es unmöglich zu sagen, warum wir die Auslese nicht nach Kriterien von Intelligenz, Körpergröße und athletischen Fähigkeiten suchen", heißt es. "Die Schaffung von neuem Leben ist das moralisch ernsteste Ding, wir dürfen es nicht zu einer Art von Konsumenten-Auswahl werden lassen."
Nach dem gegenwärtigen Gesetz ist Vorbestimmung des Geschlechtes nur erlaubt, wenn die Gefahr eines genetischen, geschlechtsbedingten Defektes besteht. Die "Human Fertilisation and Embryology Authority" (HFEA) ist zuständig für Fruchtbarkeits-Kliniken und -Behandlungen. Sie hat eine öffentliche Debatte darüber ausgelöst, ob es Eltern mit gleichgeschlechtlichen Kindern erlaubt werden sollte, sich einer ärztlichen Therapie zu unterziehen, um die Chancen auf die Geburt eines Kindes vom anderen Geschlecht zu erhöhen. Im Vordergrund steht eine Auslese aus sozialen Gründen. Die Behörde wird am Anfang des nächsten Jahres dem Parlament über die öffentliche Diskussion Bericht erstatten, bevor eine Gesetzesänderung in Betracht gezogen wird.
Bisher haben wenigstens sechs englische Paare in den USA Hilfe gesucht, wo die medizinische Technik der Abtrennung von weiblichen bzw. männlichen Chromosomen bereits für jedermann zugänglich ist. Alan und Louise Masterton schöpfen durch die Initiative von HFEA neue Hoffnung. Die Familie hat drei Söhne, das Mädchen Nicole ist vor drei Jahren bei einem Brand-Unfall ums Leben gekommen. Die Mastertons haben schon große Summen ausgegeben, um sich ihren Traum, ein Mädchen, zu erfüllen. Vergeblich gingen sie von Gericht zu Gericht, um die Erlaubnis für eine entsprechende Behandlung zu erwirken. Opponenten dieses medizinischen Eingriffes befürchten, dass es im Falle einer Auswahl zu einem Ungleichgewicht der Geschlechter in der Bevölkerung komme. Das gilt besonders dann, wenn aus kulturellen Erwägungen ein männlicher Nachkomme mit allen Mitteln erstrebt wird. "Kinder sind nicht ein Blumen-Arrangement, wo man ein paar von jenen und ein paar von diesen Blumen nimmt", sagt die "Pro-Life"-Streiterin Josephine Quintavalle: "Jedes menschliche Wesen ist von gleichem Wert, wer das eine Geschlecht bevorzugt, diskriminiert das andere, das zurückgewiesen wird."
Die Mastertons lassen das nicht gelten: "Wir fühlen als Eltern, dass die Geburt eines Mädchens die beste Sache für uns ist."
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Joachim,
05.11.2002, 22:35
- Re: Maßgeschneiderte Babys -
Doc,
05.11.2002, 23:13
- Re: Maßgeschneiderte Babys -
Jolanda,
06.11.2002, 00:26
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Doc,
06.11.2002, 01:25
- Re: Maßgeschneiderte Babys -
Manfred,
06.11.2002, 01:50
- Re: Maßgeschneiderte Babys - Doc, 06.11.2002, 02:11
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Manfred,
06.11.2002, 01:50
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Jolanda,
06.11.2002, 00:26
- Re: Maßgeschneiderte Babys -
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05.11.2002, 23:13