Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Die Wehrpflicht wird nie fallen! (leider) Und es wird nie eine für Frauen geben!

Garfield, Monday, 28.10.2002, 12:15 (vor 8447 Tagen) @ Grrr

Als Antwort auf: Die Wehrpflicht wird nie fallen! (leider) Und es wird nie eine für Frauen geben! von Grrr am 27. Oktober 2002 18:15:36:

Hallo "Grrr"! :-)

Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Wehrpflicht fällt. Die Grundwehrdienstzeit wurde in den letzten Jahren immer weiter verkürzt, was ja auch angesichts der deutlich abnehmenden direkten Bedrohung der deutschen Grenzen unumgänglich war. Gleichzeitig wird die Technisierung aber auch in der Armee in Zukunft weiter zunehmen, was eine intensivere Ausbildung der Soldaten nötig machen wird. Selbst wenn man die Grundwehrdienstzeit wieder um einige Monate erhöht, wird sie in Zukunft wohl kaum reichen, um den Grundwehrdienstleistenden alles beizubringen, was sie im Ernstfall wissen und können müssen.

Es wird kaum möglich sein, die Grundwehrdienstzeit z.B. auf 2 Jahre festzusetzen. Also wird die Umwandlung der Bundeswehr in eine Berufsarmee ohnehin schon sehr bald fällig sein. Auch aus Kostengründen.

Das einzige wirkliche Argument dagegen ist ja immer noch die Behauptung, daß Berufssoldaten weniger Skrupel dabei hätten, ungerechte Kriege zu führen oder auch gegen das eigene Volk vorzugehen.

Tatsächlich ist es aber doch so, daß Soldaten letztendlich Befehlsempfänger sind, und das gilt für einen einfachen Grundwehrdienstleistenden wohl eher noch mehr als für einen Berufsoffizier. Ich war in der Nationalen Volksarmee und in der Bundeswehr. In keiner der beiden Armeen hatte ich als Grundwehrdienstleistender das Gefühl, da irgendetwas wesentlich mitbestimmen zu können. Im Kriegsfall hätte ich meinen Marschbefehl bekommen und niemand hätte sich dafür interessiert, was ich davon halte.

Außerdem sind auch Berufssoldaten keine Möchtegern-Rambos, die es kaum noch erwarten können, endlich im Krieg verheizt zu werden. Die haben mehrheitlich auch Familien und sind froh, wenn sie nicht in den Krieg ziehen müssen. Ich denke, wenn Soldaten (und zwar nicht diejenigen, die weit hinter der Front gemütlich im Bunker sitzen, sondern die, die im Ernstfall wirklich eventuell an der Frontlinie verrecken dürfen) über Krieg oder Frieden zu entscheiden hätten, dann wäre die Welt wesentlich friedlicher. Das Problem liegt eher darin, daß sie eben nicht darüber entscheiden können.

Die Behauptung, daß eine Wehrpflichtarmee volksnäher wäre, ist also nur ein Alibi, das sich mit der Zeit abnutzen wird.

Bleibt noch das Problem mit dem Zivildienst. An dessen Stelle könnte man freiwillige soziale Dienste setzen, die es ja sogar bereits gibt. Es gibt genügend Arbeitslose, die das gern tun würden, allein schon, weil sich sowas im Lebenslauf wohl besser macht als das Wort "arbeitssuchend". Und für manch einen könnte so etwas vielleicht auch ein Sprungbrett in einen neuen Job sein. Für die Regierung wäre das wiederum eine Möglichkeit, die Arbeitslosenstatistik zu schönen (was ja jetzt durch Wehr- und Zivildienst auch geschieht).

Ich sehe da also durchaus ein Licht am Ende des Tunnels...

Freundliche Grüße
von Garfield


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