Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Männer unter Generalverdacht

Mann, Friday, 25.10.2002, 04:03 (vor 8450 Tagen)

Im Rahmen von Verbrechen, wie z. B. Vergewaltigungen, wird polizeilicherseits bekanntermaßen seit einiger Zeit gerne auf Speicheltests zurückgegriffen.

Das ist einerseits ein Fortschritt, weil dadurch der Täter schneller dingfest gemacht werden kann.

Hochproblematisch ist jedoch der Umstand, daß damit faktisch eine Umkehr der Unschuldsvermutung stattfindet.

Mann muß seine Unschuld beweisen. Ansonsten gilt mann als schuldig - oder zumindest als verdächtig und wird zum Speicheltest gezwungen.

So heißt es in einer mir vorliegenden Zeitung:

Im Zuge der Fahndung nach dem Serienvergewaltiger von Sprockhövel wird der Speicheltest auf das nahe gelegene Wuppertal ausgedehnt.

Dort sollen in der kommenden Woche weitere 400 Männer, die in den vergangenen Jahren in die bergische Metropole umgezogen seien, eine Speichelprobe abgeben, sagte Polizeisprecher Michael Bloch in Bochum. Bislang haben im Großraum Sprockhövel 2800 Männer eine Probe abgegeben. 200 Personen, die nicht zum Test erschienen sind, werden nun zu Hause aufgesucht.

"Falls ein Mann in unser Fahndungsraster passt und keinen triftigen Grund für seine Weigerung angeben kann, werden wir eine richterliche Anordnung für einen zwangsweisen Test beantragen", sagte Bloch.

Re: Männer unter Generalverdacht

Joachim, Friday, 25.10.2002, 08:53 (vor 8450 Tagen) @ Mann

Als Antwort auf: Männer unter Generalverdacht von Mann am 25. Oktober 2002 01:03:11:

So kann man auch eine große Gendatenbank anlegen! Ein Frage wäre, ob Polizisten, Staatsanwälte, Richter und Politiker auch eine Einladung zum Gentest erhalten?

Re: Männer unter Generalverdacht

santana, Friday, 25.10.2002, 13:54 (vor 8450 Tagen) @ Mann

Als Antwort auf: Männer unter Generalverdacht von Mann am 25. Oktober 2002 01:03:11:

[Speicheltest]

Hochproblematisch ist jedoch der Umstand, daß damit faktisch eine Umkehr der Unschuldsvermutung stattfindet.
Mann muß seine Unschuld beweisen. Ansonsten gilt mann als schuldig - oder zumindest als verdächtig und wird zum Speicheltest gezwungen.

Das geschieht allerdings auch Frauen. Neulich, als es darum ging, wer da einen Säugling ermordet haben könnte, wurden auch Frauen einer bestimmten Altersgruppe zum Speicheltest "gebeten".

Von daher ist dein Betreff nicht korrekt. Wenn die Ermittlungsmethoden kritikwürdig sind, dann geschlechtsübergreifend.

Mfg

Santana

Re: Männer unter Generalverdacht

Martin, Friday, 25.10.2002, 15:24 (vor 8450 Tagen) @ Mann

Als Antwort auf: Männer unter Generalverdacht von Mann am 25. Oktober 2002 01:03:11:

Meines Wissens ist die Abgabe von genetischem Material bei Massentests freiwillig, solange kein konkreter Tatverdacht besteht. Wenn die Abgabe mit Hinweis auf die Freiwilligkeit verweigert wird, kann aus diesem Umstand (m. E.) nicht sekundär ein Tatverdacht entstehen, da sonst die Freiwilligkeit generell hinfällig und nichts als Heuchelei wäre.
Eine Umkehr der Beweislast sehe ich nicht. Wenn am Tatort / am Opfer genetisches Material gefunden wird, das vermutlich vom Täter stammt, liegt eine solche Untersuchung nahe. Der Staat versucht die Schuld zu beweisen. Stimmt eine Probe überein, ist der Schuldbeweis erbracht. Wer unschuldig ist, hat nichts zu befürchten.
Da das sicher gestellte Material nun mal auf das Geschlecht des Täters schließen lässt, wäre es in diesem Fall absurd, aus etwaigen Gleichheitsgünden auch die Angehörigen des anderen Geschlechtes zu überprüfen. Und wenn beispielsweise an einer Zigarettenkippe Speichelreste des mutmaßlichen Täters sicher gestellt werden, und sich herausstellt, dass es sich um eine Frau handelt, wird eine entsprechende Massenuntersuchung selbstverständlich nur an Frauen durchgeführt (wie Santana schon fest gestellt hat).
Mein Vorschlag: Der genetische Fingerabdruck jedes Einwohners gehört in den Personalausweis wie das Passbild und muss in einer Zentraldatei gespeichert werden. Entsprechendes gilt auch für ständig in Deutschland lebende Ausländer.
Vorteil: Kostspielige und aufwändige Massentests entfallen, bei einer Genprobe könnte sofort der Urheber ermittelt werden, was eine erhebliche Abschreckung bei Vergewaltigern und Mördern etc. bewirken würde.
Nachteile: Keine in Sicht, weil der genetische Fingerabdruck - im Gegensatz zum Passbild - nichts über persönliche Eigenschaften sagt, sondern nur geeignet ist, mit einer gegebenen Probe verglichen zu werden.

Martin

Mein Senf zum Thema Krimi/Bio

Re: Gendatenbank

Peter, Friday, 25.10.2002, 16:49 (vor 8450 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Martin am 25. Oktober 2002 12:24:45:

Hallo Martin,

die Diskussion um den allgemeinen genetischen Fingerabdruck scheint hier immer wieder aufzutauchen. Ich befuerworte ihn unter ebenfalls, aber unter strengeren Auflagen: Kein Geninfo im Ausweis (der leicht abhanden kommen kann), keine codierenden Abschnitte und kein Zugriff auf die Datei ohne richterliche Anordnung. Das fuehrt aber eher zu einer Diskussion im Forum Datenschutz als hierhin.

Gruss,

Peter

Re: Datenschützer warnen vor Gen-Missbrauch

Joachim, Friday, 25.10.2002, 16:56 (vor 8450 Tagen) @ Peter

Als Antwort auf: Re: Gendatenbank von Peter am 25. Oktober 2002 13:49:17:

Datenschützer warnen vor Gen-Missbrauch
Ethikrat berät über Nutzung des menschlichen Erbguts
Jörg Michel

BERLIN, 24. Oktober. Angesichts des rasanten Fortschritts in der Gentechnik haben Datenschützer und Experten vor einer kommerziellen Ausbeutung des menschlichen Erbguts gewarnt und bei der Bundesregierung schärfere gesetzliche Regelungen angemahnt. Beim Schutz genetischer Daten bestehe dringender Handlungsbedarf, sagte der Vorsitzende des Nationalen Ethikrates, Spiros Simitis, am Donnerstag am Rande der Jahrestagung des Gremiums in Berlin. Er kündigte an, der Ethikrat werde im kommenden Jahr eine Stellungnahme zu so genannten Biobanken veröffentlichen, an der sich der Gesetzgeber orientieren könne.
In Biobanken werden in großem Umfang menschliche Substanzen wie Blut, Gewebe oder Zellen gespeichert. Von den darin enthaltenen genetischen Daten versprechen sich Forschung und Pharmaindustrie die Entwicklung neuer Therapieformen und Medikamente gegen Erb- und Volkskrankheiten. Die Datenbanken sind ethisch umstritten, weil sie in die Persönlichkeitsrechte ihrer Spender eingreifen und meist ungeklärt ist, wem genau die Daten gehören. Rot-Grün hat im Koalitionsvertrag angekündigt, den Umgang mit genetischen Daten in dieser Legislatur regeln zu wollen.

Neben Ethikrat-Chef Simitis forderte auch Rita Wellbrock von der hessischen Datenschutzbehörde neue Schutzvorschriften. So müsse es strafrechtlich geahndet werden, falls die Wissenschaft genetische Daten unrechtmäßig sammele oder analysiere. Freiwillige Spender von Genmaterial müssten ferner vor Diskriminierung durch Versicherungen und Arbeitgeber geschützt werden, so Wellbrock. In der vergangenen Legislaturperiode hatte sich Rot-Grün nicht auf eine solche Regelung verständigen können.

Während in Deutschland die Wissenschaft auf den systematischen Aufbau genetischer Datensammlungen zu Forschungszwecken drängt, sind in anderen Ländern solche Biobanken längst im Aufbau. Die britische Gesundheitsbehörde etwa arbeitet derzeit an einem groß angelegten Projekt. Blutproben und die DNA von 500 000 Menschen sollen erfasst werden. Ziel ist es, dadurch statistisches Material für die medizinische Forschung zu gewinnen. Auch in Island, Schweden und Estland wird bereits an ähnlichen Datenbanken gearbeitet.

Hier lesen!

Re: Männer unter Generalverdacht

Garfield, Friday, 25.10.2002, 18:42 (vor 8450 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Martin am 25. Oktober 2002 12:24:45:

Hallo Martin!

"Nachteile: Keine in Sicht, weil der genetische Fingerabdruck - im Gegensatz zum Passbild - nichts über persönliche Eigenschaften sagt, sondern nur geeignet ist, mit einer gegebenen Probe verglichen zu werden."

Das siehst du so, und ich nebenbei bemerkt auch. Nur leider gibt es genügend Leute, die der Wahnvorstellung erliegen, daß man aus der DNA quasi den Lebenslauf eines Menschen vorhersagen kann. Hast du schon mal den Film "Gatacca" gesehen? Den kann ich dir in diesem Zusammenhang nur empfehlen, und zufällig kommt er auch bald wieder im Fernsehen.

Einwohnermeldeämter geben Daten ungehemmt weiter, und zwar ganz legal. Da kann man sich gut vorstellen, was so alles illegal abläuft. Es gibt Unternehmen, die riesige Datenbanken mit Daten über uns alle unterhalten und durch Adressierung von Massen-Werbesendungen oder Auskunftsdienste gut verdienen. Als meine Verlobte mal arbeitslos war, bekam sie auf einmal ständig Post von Wahrsagern, Hellsehern, Lottogesellschaften und ähnlichen Leuten oder Unternehmen, die darauf spezialisiert sind, aus der schlechten finanziellen Situation von Geringverdienern Kapital zu schlagen. Das war definitiv kein Zufall, und auf legalem Wege ist sowas gar nicht möglich.

Da kann man sich gut vorstellen, welchen Mißbrauch es mit DNA-Daten geben würde, wenn es eine Datenbank gäbe, in der diese Daten für die gesamte Bevölkerung erfaßt sind. Gerade große Unternehmen sind bestrebt, Stellenbewerber immer aufwändiger zu testen. Die Arbeitsmarktsituation erlaubt ihnen dies, und nicht zuletzt geht es auch darum, die berufliche Existenzberechtigung der Mitarbeiter zu sichern, die in solchen großen Unternehmen für Personal und Einstellungen zuständig sind. Früher oder später wird man auch auf den Dreh kommen, Auskünfte über künftige Mitarbeiter einzuholen. Und genau wie jetzt auch niemand die Schufa fragt, wie ihre Bewertung zustande kommt, wird dann auch niemand danach fragen, ob die Bewertung dieses Unternehmens für einen Bewerber eventuell auch auf illegal beschafften DNA-Daten dieser Person beruhen.

Natürlich wird man das zunächst nur für besser bezahlte Jobs tun. Aber je häufiger es gemacht wird, umso preisgünstiger wird es werden, und bald wird das auch kleinere Angestellte mit mittleren Gehältern betreffen. Und dann wird sich so mancher Arbeitssuchende wundern, wieso immer wieder Absagen kommen. Bis er dann vielleicht mal seine DNA untersuchen läßt und dann erfährt, daß sie eine Gen-Kombination enthält, die in Verdacht steht, z.B. Alkoholismus zu verursachen.

Und schon ist "Gatacca" Realität...

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Männer unter Generalverdacht

Jolanda, Friday, 25.10.2002, 18:55 (vor 8450 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Garfield am 25. Oktober 2002 15:42:55:

Lieber Garfield

Da hast du allerdings recht! Ich weiss von Gemeinden, die Versicherungsberatern die Adressen von allen Jugendlichen, die 18 Jahre alt wurden, verkauft haben, damit man die anschreiben kann, weil ab 18 Jahren braucht man unter Umständen eine eigene Haftpflichtversicherung.

Sie kassierten pro Adresse Fr. 1.--!

Und von daher kann ich mir gut vorstellen, dass persönliche Daten, wenn sie dann mal registriert sind sehr leicht missbraucht werden könnten.

Liebe Grüsse
schickt dir
Jolanda

Re: Männer unter Generalverdacht

Jens, Friday, 25.10.2002, 21:04 (vor 8449 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Garfield am 25. Oktober 2002 15:42:55:

"Nachteile: Keine in Sicht, weil der genetische Fingerabdruck - im Gegensatz zum Passbild - nichts über persönliche Eigenschaften sagt, sondern nur geeignet ist, mit einer gegebenen Probe verglichen zu werden."
[quote]Das siehst du so, und ich nebenbei bemerkt auch. Nur leider gibt es genügend Leute, die der Wahnvorstellung erliegen, daß man aus der DNA quasi den Lebenslauf eines Menschen vorhersagen kann. Hast du schon mal den Film "Gatacca" gesehen? Den kann ich dir in diesem Zusammenhang nur empfehlen, und zufällig kommt er auch bald wieder im Fernsehen.
[/quote]

Hallo Garfield!

Nun, den Lebenslauf wird man nie herausfinden können. Es geht aber letzten Endes nur um Wahrscheinlichkeiten - und die wird man im begrenzten Maße herausfinden können. Verständlich, warum sich Versicherungen schon mal beraten haben, das Genprofil in Zukunft - sobald die Möglichkeiten gegeben sind - für die Höhe des Versicherungsbeitrages zu berücksichtigen - kein Witz. Daß man Gene früher oder später in irgendeiner Form verwerten kann, ist so gut wie sicher. Darum ist eine Sache beim Ablegen einer Gendatenbank und Biometrischer Daten z.B. auf dem Personalausweis von elementarer Bedeutung: die Gen- und biometrischen Daten müssen injektiv, verschlüsselt abgelegt werden. Somit lassen sich die Ursprungsdaten nicht entschlüsseln und die Eindeutigkeit bleib vorhanden - und das ist von enormer Wichtigkeit. Man stelle sich nur vor, der Fingerabdruck würde in "Klartext" auf dem Personalausweis abgelegt. Man könnte leicht durch Scanner sich Latex-Fingerkuppen erstellen, ein Verbrechen begehen und somit einem anderen das Verbrechen in die Schuhe schieben. Zweitens kommt hinzu, daß man aus den verschlüsselten Daten die Gene nicht auswerten kann. Liegt nun ein Verbrechen vor und man findet biologische Reste, verschlüsselt man das daraus resultierende Genprofil mit der gleichen Methode, und bekommt schließlich so ein verschlüsseltes, eindeutiges Bild, welches dann in der Datenbank vorliegen müsste. Das Gute ist: auch wenn man die Verschlüsselungsmethode kennt, wird man das Ursprungsbild nicht wieder zurückgewinnen können - unmöglich. Einzige Schwachstelle: es muß garantiert werden, daß wirklich ausschließlich nur das verschlüsselte Genbild abgespeichert wird, und die Daten nicht irgenwo im Klartext vorliegen - dann wären sie nämlich verwertbar. Dies wäre eine Methode, die jetzt einfach durchsetzbar wäre absolute Sicherheit verspricht - sowohl was Datenschutz angeht als auch Verbrechensaufklärung betrifft.
Sollten in Zukunft die Gendaten leichter interpretierbar werden, ist es allerdings immer ein leichtes an die notwendigen Gendaten zu kommen, da man überall seine Zellen liegen läßt. In Gattaca ist das sehr anschaulich verdeutlicht worden. Ob und wieviel dann Gene eine Rolle für eine Einstellung spielen, wird dann letzten Endes die Firma selbst bestimmen. Genauso wie die Versicherung dann wahrscheinlich erst Optionen anbietet, freiwillig einen Gentest machen zu lassen, um so eventuell einen geringeren Beitrag zahlen zu können.

Einwohnermeldeämter geben Daten ungehemmt weiter, und zwar ganz legal. Da kann man sich gut vorstellen, was so alles illegal abläuft. Es gibt Unternehmen, die riesige Datenbanken mit Daten über uns alle unterhalten und durch Adressierung von Massen-Werbesendungen oder Auskunftsdienste gut verdienen. Als meine Verlobte mal arbeitslos war, bekam sie auf einmal ständig Post von Wahrsagern, Hellsehern, Lottogesellschaften und ähnlichen Leuten oder Unternehmen, die darauf spezialisiert sind, aus der schlechten finanziellen Situation von Geringverdienern Kapital zu schlagen. Das war definitiv kein Zufall, und auf legalem Wege ist sowas gar nicht möglich.

In der Tat. Deswegen ist eines ebenfall SEHR wichtig. Grundsätzlich mit Bargeld zahlen. Jeden Kreditkarteneinkauf wird registriert, Konsumeigenschaften abgespeichert. Interessenprofile werden jetzt schon erstellt - nicht nur bei Amazon.de.

Da kann man sich gut vorstellen, welchen Mißbrauch es mit DNA-Daten geben würde, wenn es eine Datenbank gäbe, in der diese Daten für die gesamte Bevölkerung erfaßt sind.

Keine, wenn die Datenbank so wie oben beschrieben abgelegt wird.

Gruß,
Jens

Re: Männer unter Generalverdacht

Garfield, Friday, 25.10.2002, 21:28 (vor 8449 Tagen) @ Jens

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Jens am 25. Oktober 2002 18:04:29:

Hallo Jens!

"die Gen- und biometrischen Daten müssen injektiv, verschlüsselt abgelegt werden."

Aber erfahrungsgemäß läßt sich jede Verschlüsselung knacken. Es ist immer nur eine Frage des Aufwandes. Kleinkriminelle werden dann wohl kaum an solche Daten kommen, staatliche Behörden und große Unternehmen jedoch schon...

"Einzige Schwachstelle: es muß garantiert werden, daß wirklich ausschließlich nur das verschlüsselte Genbild abgespeichert wird, und die Daten nicht irgenwo im Klartext vorliegen - dann wären sie nämlich verwertbar."

Das ist noch fataler. So könnten sich selbst Kleinkriminelle problemlos Zugang zu solchen Daten verschaffen. Es wird immer irgendwo korrupte Mitarbeiter geben. Und die Daten müssen ja immer erstmal eingegeben werden, bevor man sie verschlüsseln kann. Sie werden dabei also zwangsläufig gespeichert, wenn auch nur temporär. Aber auch das bietet Zugriffsmöglichkeiten.

"Sollten in Zukunft die Gendaten leichter interpretierbar werden, ist es allerdings immer ein leichtes an die notwendigen Gendaten zu kommen, da man überall seine Zellen liegen läßt."

Das ist richtig. Aber es ist ein Unterschied, ob eine Datenbank mit Daten für die gesamte Bevölkerung existiert auf die man legal oder illegal zugreifen kann oder ob man sich die Daten in Form von Haaren oder anderem Körpermaterial umständlich besorgen muß. Außerdem ist letzteres durchaus nicht so einfach. Natürlich verlieren wir überall Hautzellen und auch Haare, aber man müßte einen Menschen auf einen 100%ig gereinigten Stuhl setzen, der seit der Reinigung von niemandem berührt wurde, um sicher zu sein, daß die dort später vorzufindenen Hautzellen oder Haare wirklich von diesem Menschen sind. Außerdem würden sich so - sofern es entsprechende Verbote gäbe - mehr Personen eventuell strafbar machen, als wenn man einfach bei einer Auskunftsfirma anfragt, die dann die Daten aus solch einer Datenbank illegal bezieht, wovon die Auftraggeber natürlich offiziell nichts wissen... Der Auftraggeber würde dann nur eine Bewertungsnote und ein paar allgemeine, unverfängliche Angaben bekommen.

Ohne DNA-Datenbank wäre das so nicht möglich und die Hemmschwelle entsprechend höher.

"Deswegen ist eines ebenfall SEHR wichtig. Grundsätzlich mit Bargeld zahlen. Jeden Kreditkarteneinkauf wird registriert, Konsumeigenschaften abgespeichert. Interessenprofile werden jetzt schon erstellt - nicht nur bei Amazon.de."

Das ist einer der Gründe, wieso ich keine Kreditkarte habe.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Männer unter Generalverdacht

jens, Saturday, 26.10.2002, 02:31 (vor 8449 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Garfield am 25. Oktober 2002 18:28:17:

Hi Garfield!

"die Gen- und biometrischen Daten müssen injektiv, verschlüsselt abgelegt werden."
[quote]Aber erfahrungsgemäß läßt sich jede Verschlüsselung knacken. Es ist immer nur eine Frage des Aufwandes. Kleinkriminelle werden dann wohl kaum an solche Daten kommen, staatliche Behörden und große Unternehmen jedoch schon...
[/quote]

Mathematisch gesehen ist das (so gut wie) nicht möglich. Verschlüsselungsverfahren wie RSA sind bijektive Verfahren, die auch eine Rückverschlüsselung ermöglichen. Man muß Verschlüsselungsverfahren nehmen, die nur in eine Richtung funktionieren. Mechanisch betrachtet ist das eine Einwegtür. Man kann sie zudrücken, aber nicht mehr aufziehen - das ist der Clou. Letzten Endes liegen also nur verschlüsselte "Bilder" vor, die keine Rückverschlüsselung ermöglichen. Die einzige Möglichkeit, die existiert, um einem verschlüsselten Bild das passende Genprofil zuzuordnen, wäre, alle GTAC-Kombinationsmöglichkeiten, die ein Mensch aufweisen kann, zu verschlüsseln und mit dem vorliegenden verschlüsselten Bild zu vergleichen, bis eine Übereinstimmung vorliegt. Angesichts der Kombinationsmöglichkeiten der G T A C wird dies unmöglich sein, das in brauchbarer Zeit durchzutesten - auch in Zukunft nicht, auch nicht mit Supercomputern. Man beachte: bei allen Lebewesen auf der Welt ist das Genetische Profil nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Fast alle Lebewesen (bis auf Eineigige Zwillinge) haben genetische unterschiedliche Codes.

"Einzige Schwachstelle: es muß garantiert werden, daß wirklich ausschließlich nur das verschlüsselte Genbild abgespeichert wird, und die Daten nicht irgenwo im Klartext vorliegen - dann wären sie nämlich verwertbar."
[quote]Das ist noch fataler. So könnten sich selbst Kleinkriminelle problemlos Zugang zu solchen Daten verschaffen. Es wird immer irgendwo korrupte Mitarbeiter geben. Und die Daten müssen ja immer erstmal eingegeben werden, bevor man sie verschlüsseln kann. Sie werden dabei also zwangsläufig gespeichert, wenn auch nur temporär. Aber auch das bietet Zugriffsmöglichkeiten.
[/quote]

Sichere Möglichkeit: Genetische Probe nehmen und verschlüsseln, nur verschlüsseltes Profil wird abgespeichert, das andere verworfen. Profilspeicherung nur an einem offline Rechner. Bei Abspeicherung Überwachung durch Notar, Informatikern und ähnliches... es wird auf jeden Fall möglich sein, daß man die Datenbank sicher aufnehmen kann, sogar so, daß die Klartextdaten noch nicht mal abgespeichert werden, sondern nur temporär über den Zeitraum des Verschlüsselns im Hauptspeicher liegen.

"Sollten in Zukunft die Gendaten leichter interpretierbar werden, ist es allerdings immer ein leichtes an die notwendigen Gendaten zu kommen, da man überall seine Zellen liegen läßt."
Das ist richtig. Aber es ist ein Unterschied, ob eine Datenbank mit Daten für die gesamte Bevölkerung existiert auf die man legal oder illegal zugreifen kann oder ob man sich die Daten in Form von Haaren oder anderem Körpermaterial umständlich besorgen muß. Außerdem ist letzteres durchaus nicht so einfach. Natürlich verlieren wir überall Hautzellen und auch Haare, aber man müßte einen Menschen auf einen 100%ig gereinigten Stuhl setzen, der seit der Reinigung von niemandem berührt wurde, um sicher zu sein, daß die dort später vorzufindenen Hautzellen oder Haare wirklich von diesem Menschen sind. Außerdem würden sich so - sofern es entsprechende Verbote gäbe - mehr Personen eventuell strafbar machen, als wenn man einfach bei einer Auskunftsfirma anfragt, die dann die Daten aus solch einer Datenbank illegal bezieht, wovon die Auftraggeber natürlich offiziell nichts wissen... Der Auftraggeber würde dann nur eine Bewertungsnote und ein paar allgemeine, unverfängliche Angaben bekommen.

Wenn man von vornherein das Beschaffen von Fremdaten unter Strafe stellt, würde sich schon der Auftraggeber strafbar machen.
Desweiteren wäre es wichtig, trotz der Unbrauchbarkeit der Daten, die Gendatenbank natürlich offline zu halten und nur - wie du schon vorgeschlagen hast - auf richterlichen Beschluss Vergleiche starten zu können. Oder man regelt den Zugriff auf die Datenbank so, das nur eine geringe Kommunikation mit dieser möglich ist. z.B. Polizei stellt Anfrage mit verschlüsselten Genprofil, Datenbank kann dann nur "gefunden" oder "nichtgefunden" ausspucken kann oder es wird von der Datenbank ein Fax über die Identität der Person direkt an die betreffende Polizeidienstelle geschickt, deren Faxnummer nur offline eingegeben werden konnte.

Ohne DNA-Datenbank wäre das so nicht möglich und die Hemmschwelle entsprechend höher.

Das ist sicherlich richtig. Wobei man aber hinzufügen muß, daß der Großteil der Bevölkerung eine völlig falsche Vorstellung einer solchen Datenbank hat, genauso wie vom Fingerabdruck auf dem Personalausweis.

"Deswegen ist eines ebenfalls SEHR wichtig. Grundsätzlich mit Bargeld zahlen. Jeden Kreditkarteneinkauf wird registriert, Konsumeigenschaften abgespeichert. Interessenprofile werden jetzt schon erstellt - nicht nur bei Amazon.de."
[quote]Das ist einer der Gründe, wieso ich keine Kreditkarte habe.
[/quote]

Ups, mein Fehler. Nicht nur die Kreditkarte meinte ich, sondern grunsätzlich jede Karte, also EC, Bankkarte etc. Hast du eine EC-Karte oder eine ander Bankkarte?

Gruß,
Jens

Re: Männer unter Generalverdacht

Unbedarfter, Saturday, 26.10.2002, 11:04 (vor 8449 Tagen) @ jens

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von jens am 25. Oktober 2002 23:31:45:

Ups, mein Fehler. Nicht nur die Kreditkarte meinte ich, sondern grunsätzlich jede Karte, also EC, Bankkarte etc. Hast du eine EC-Karte oder eine ander Bankkarte?

Das ist aber ein echter Luxus, den Ihr Euch da leistet. Wie kommt Ihr an Geld? Meine Bank hat abends zu. Wie kommt Ihr an einen Mietwagen? Ich reise viel geschäftlich ins Ausland, mit ungewisser Dauer. Nehmt ihr da auch mal 10.000 Euro mit, für Hotels, Kaution der Mietwagen oder ein Flugticket, falls sich die Reiseplanung ändert? Wie geht sowas ohne Karte?

Wenn Ihr schon so davon überzeugt seit, daß all diese Karten ein Problem darstellen, was glaubt Ihr, wie sehr man dann ein Auge auf die Leute hat, die garkeine Karte haben! Höchst verdächtig!

Gruß

Der Unbedarfte

Re: Männer unter Generalverdacht

Jens, Saturday, 26.10.2002, 13:44 (vor 8449 Tagen) @ Unbedarfter

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Unbedarfter am 26. Oktober 2002 08:04:11:

>Ups, mein Fehler. Nicht nur die Kreditkarte meinte ich, sondern grunsätzlich jede Karte, also EC, Bankkarte etc. Hast du eine EC-Karte oder eine ander Bankkarte?
Das ist aber ein echter Luxus, den Ihr Euch da leistet. Wie kommt Ihr an Geld? Meine Bank hat abends zu. Wie kommt Ihr an einen Mietwagen? Ich reise viel geschäftlich ins Ausland, mit ungewisser Dauer. Nehmt ihr da auch mal 10.000 Euro mit, für Hotels, Kaution der Mietwagen oder ein Flugticket, falls sich die Reiseplanung ändert? Wie geht sowas ohne Karte?
Wenn Ihr schon so davon überzeugt seit, daß all diese Karten ein Problem darstellen, was glaubt Ihr, wie sehr man dann ein Auge auf die Leute hat, die garkeine Karte haben! Höchst verdächtig!

Ohne Karten geht es wohl nicht - bei niemandem. Die Frage stellt sich nun jedoch: wie oft zahlt man mit der Karte und wie oft hebt man damit Geld am Automaten ab.

Jens

Re: Männer unter Generalverdacht

Garfield, Monday, 28.10.2002, 11:19 (vor 8447 Tagen) @ jens

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von jens am 25. Oktober 2002 23:31:45:

Hallo Jens!

Mir ist schon klar, daß man die Daten theoretisch sicher erfassen und speichern könnte. Wir erleben nun aber immer wieder, daß das praktisch nicht immer geschieht. Man hat schon gültige Aktien im Werte von Millionen Euro auf der Müllhalde gefunden. Bei Tests zeigt sich immer wieder, wie einfach Hacker selbst in Computernetze von Banken oder Behörden eindringen können. Da kann ich mir wirklich nicht vorstellen, daß mit so einer Gen-Datenbank weniger schlampig verfahren werden würde.

"Wenn man von vornherein das Beschaffen von Fremdaten unter Strafe stellt, würde sich schon der Auftraggeber strafbar machen."

Dann wären aber auch die Schufa und ähnliche Einrichtungen plötzlich illegal! Also wird es solch ein Gesetz nicht geben.

"Nicht nur die Kreditkarte meinte ich, sondern grunsätzlich jede Karte, also EC, Bankkarte etc. Hast du eine EC-Karte oder eine ander Bankkarte?"

Ja, ich habe eine Bankkarte. Die kriegt man heute doch schon regelrecht aufgedrängt. Und aufgrund der Öffnungszeiten der Banken ist es häufig auch kaum möglich, ohne Bankkarte an sein Geld zu kommen. Es ist mir durchaus bewußt, daß solch ein Bankkarte ebenfalls mit Risiken verbunden ist, aber die sind doch nicht so groß wie bei der Nutzung einer Kreditkarte. Außerdem ist Geldabheben am Schalter wahrscheinlich sogar noch unsicherer als am Automaten. Theoretisch muß man am Schalter zwar Ausweis und Bankkarte vorzeigen, praktisch wird das aber nur selten kontrolliert. Man braucht eigentlich nur Name und Kontonummer, und man muß die Unterschrift der entsprechenden Person nachmachen können. Dazu würde es schon ausreichen, wenn man in der Papiertonne einen Kontoauszug und irgendein Schreiben mit der Unterschrift des Kontoinhabers findet. Und man sollte natürlich dasselbe Geschlecht haben. Dann geht man zur entsprechenden Bank, füllt einen Auszahlungsschein aus, legt seinen Ausweis am Schalter daneben (was natürlich ein Risiko wäre, wenn der Ausweis echt ist) - und in den allermeisten Fällen wird der Mensch am Schalter den Ausweis gar nicht kontrollieren. Hab ich jedenfalls meist so erlebt.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Männer unter Generalverdacht

Jens, Monday, 28.10.2002, 17:33 (vor 8447 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Garfield am 28. Oktober 2002 09:19:02:

Bei Tests zeigt sich immer wieder, wie einfach Hacker selbst in Computernetze von Banken oder Behörden eindringen können.

Das ist richtig, aber es es hat auch seine Ursachen, und die liegt meistens bei einfachen Passwörtern. Wenn man nicht gerade ein Trojanische Pferd irgendwo unterbringen kann, um abzuwarten, bis sich einer mal anmeldet, bleibt einem oft nur brute-force, Passwort-Wörterbuch als Ausweg übrig oder eine gewisse Grundkenntnis über Passwörter, die man eigentlich als Erstbenutzer umändern sollte aber oft zu faul ist, es zu tun. Beispiel: an unsere Uni werden/wurden für die erst-Semester Accounts eingerichtet, deren Passwörter die ersten 4 Zahlen des Geburtsdatums darstellen( tag+monat) -> 365 Möglichkeiten, kann man sogar mit Modem durchtesten. In Netzwerken liegen Passwortdateien, die mit einer einfachen Einwegverschlüsselung oft Standard-DES verschlüsselt wurden. Spaßeshalber habe ich mal die Passwortdatei heruntergeladen und mal eine Wörterbuchattacke+Bruteforce gestartet und in der ersten Minute über 20 Passwörter erhalten. Das liegt unter anderem daran, daß a) Standard DES zu einfach ist und mein Computer fast 200000 Passwörter/s durchtesten kann, bzw. 200000 Wörter/s können mit StandardDES verschlüsselt werden. (Bei OBSD schafft mein Computer nur knapp 200 Passwörter/s). b) die Leute zu leichte und einfache Passwörter wie ihre Vornamen, oder ihre Vornamen mit Jahresgeburtsdatum oder "123456" als Passwort verwenden. Das ist natürlich ein Witz. Mein Passwort ist z.B. relativ kurz gewesen, bestand aber aus Groß und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen - mit Bruteforce unmöglich dies in bequemer Zeit zu knacken, auch bei 200000 Passwort-checks. Also wurde den entsprechenden Studenten mal mitgeteilt, etwas kreativer zu sein.
Die Frage, die man sich nun stellt: was ist das "Passwort" bei einer Gendatenbank? Z.B. die gesamte DNA-Sequenz selbst - was auch sinnvoll wäre, da das Zugangspasswort zur Datenbank mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit wieder irgendein Vorname einer Ehefrau verbunden mit dem Hochzeitsjahr sein wird. Die Tatsache, daß nur 4 Buchstaben in der DNA-Sequenz verwendet werden, wird durch die Anzahl dieser wieder wettgemacht. Auch bleibt dem Hacker nach erfolgreichem Zugriff auf die Datenbank dann nur die Möglichkeit übrig, alle Kombinationsmöglichkeiten, die ein Mensch als DNA-Sequenz haben kann, durchzutesten, bis man eine Übereinstimmung mit einer verschlüsselten Sequenz erhält. Verbindet man das ganze mit einem komplizierten und sehr rechenintensiven Verschlüsselungsalgorithums, der ein oder mehrmals angewendet wird, wird es UNMÖGLICH sein, die entspechende Sequenz in brauchbarer Zeit zu ermitteln - wobei mit brauchbare Zeit die Lebenserwartung eines Individuums gemeint ist. Anders ausgedrückt: es wird einfacher sein, dem entsprechenden Menschen ein Haar auszureißen - was widerum die Frage in den Raum wirft: wozu die Datenbank dann überhaupt verschlüsseln? Mit dem normalen Hacken von Passwörtern und Zugängen, wobei der Erfolg von Hackern oft auf Fahrlässigkeiten der Benutzer zurückzuführen ist, ist das nicht zu vergleichen (Gott sei Dank muß ja bei einer Gendatenbank niemand mehr ein Passwort selber angeben, sondern hat die Verschlüsselungssequenz sprichwörtlich schon im Blut). Um nochmal zu verdeutlichen. Findet man ein paar Zellen, z.B. von einer Verbrecherin, wird dann deren DNA-Sequenz sagen wir in 1/10s verschlüsselt, und dann wird die undurchsichtige und unverständlich verschlüsselte Sequenz in der Gendatenbank mit den anderen undurchsichtigen und unverständlich verschlüsselten Sequenzen, die Personen zugeordnet sind, überprüft. Wird eine Überinstimmung gefunden, kann man die Person identifizieren und dingfest machen.

Gruß,
Jens

Re: Männer unter Generalverdacht

Garfield, Monday, 28.10.2002, 20:18 (vor 8446 Tagen) @ Jens

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Jens am 28. Oktober 2002 15:33:10:

Ja Jens,

in der Theorie mag das ja alles möglich sein. Nur erleben wir ja leider immer wieder, daß zwischen Theorie und Praxis oftmals ein himmelweiter Unterschied klafft. Da gibt es nicht nur die von dir erwähnte Bequemlichkeit, sondern auch noch Schlamperei oder Korruption. Denn es ist ein fataler Irrtum, zu glauben, daß Korruption doch nur in Rußland oder in diversen Bananenrepubliken verbreitet wäre. Auch in Deutschland wird so mancher Auftrag nur gegen finanzielle oder sonstige Zuwendungen an leitende Mitarbeiter vergeben, obwohl die Unternehmen, für die diese Mitarbeiter tätig sind, dabei häufig minus machen. Wenn das schon in der Wirtschaft so läuft, dann kann man sich gut vorstellen, was in Behörden abgeht. Und die kriminellen Machenschaften der Treuhandanstalt haben das ja auch gut veranschaulicht, weshalb vieles davon noch heute staatlicherseits unter Verschluß gehalten wird...

Und es kommt immer wieder vor, daß brisante Unterlagen im Müll gefunden werden, weil einfach irgendjemand vergessen hat, sie vorher durch den Reißwolf zu schicken. Oder daß Laptops mit geheimen Daten irgendwo gefunden werden. Das dürfte alles eigentlich gar nicht passieren - aber es passiert immer wieder.

Und wenn ich mir vorstelle, was dann erst mit so einer DNA-Datenbank abgehen könnte... Selbst wenn die Daten sicher gespeichert werden können: Sie müssen erst einmal aufbereitet und eingegeben werden, bevor man sie überhaupt verschlüsseln kann. Dabei müssen bestimmte Personendaten immer dabei sein, weil man die Daten ja sonst nicht zuordnen kann. Was ist denn, wenn "ganz zufällig" die Probematerialien für die Daten nicht vernichtet werden, sondern in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwinden? Und wer garantiert uns, daß irgendwelche Geheimdienste sich nicht damit auch noch illegal eigene Datenbanken anlegen und damit wer-weiß-was treiben?

Freundliche Grüße
von Garfield

Genau!

Jens, Monday, 28.10.2002, 21:57 (vor 8446 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Garfield am 28. Oktober 2002 18:18:36:

Und wenn ich mir vorstelle, was dann erst mit so einer DNA-Datenbank abgehen könnte... Selbst wenn die Daten sicher gespeichert werden können: Sie müssen erst einmal aufbereitet und eingegeben werden, bevor man sie überhaupt verschlüsseln kann. Dabei müssen bestimmte Personendaten immer dabei sein, weil man die Daten ja sonst nicht zuordnen kann. Was ist denn, wenn "ganz zufällig" die Probematerialien für die Daten nicht vernichtet werden, sondern in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwinden? Und wer garantiert uns, daß irgendwelche Geheimdienste sich nicht damit auch noch illegal eigene Datenbanken anlegen und damit wer-weiß-was treiben?

Genau das ist der Schwachpunkt im System. Man kann sich nicht 100%ig sicher sein, daß die Daten NICHT NUR verschlüsselt abgespeichert werden...das ist das gefährliche an der Geschichte. Weil sicher abspeichern kann man sie auf jeden Fall, aber unverschlüsselt müssen sie ja - wenn nur für kurze Zeit - auch vorliegen. Also man kann es auch so ausdrücken: ich würde keine Probe abgeben, wenn ich das Programm nicht selber geschrieben hätte.

Gruß,
Jens

Re: Männer unter Generalverdacht

Martin, Saturday, 26.10.2002, 01:05 (vor 8449 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Garfield am 25. Oktober 2002 15:42:55:

Das siehst du so, und ich nebenbei bemerkt auch. Nur leider ...

Da folgt aber doch ein Widerspruch, wenn du das auch so siehst. Nämlich den Umstand, dass aus einem genetischen Fingerabdruck nicht auf irgendwelche Eigenschaften wie Augenfarbe, Erbkrankheiten etc. geschlossen werden kann. Das ist dann der Fall, wenn, wie Peter ganz zurecht fordert und m. W. auch so gehandhabt wird, nur nicht kodierende Abschnitte zum Zuge kommen. Das sind die "sinnlosen" DNS-Sequenzen, die zwar keine Informationen enthalten, aber trotzdem individuell verschieden sind und daher auch einem Menschen zugeordnet werden können. So ein genetischer Fingerabdruck kann doch für ein Unternehmen oder eine Versicherung keinen Wert haben, oder?
Zum Verständnis: die DNS ist nicht identisch mit dem genetischen Fingerabdruck!
Bis dann,
Martin

Re: Männer unter Generalverdacht

carlos, Saturday, 26.10.2002, 02:27 (vor 8449 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Martin am 25. Oktober 2002 22:05:23:

Zum Verständnis: die DNS ist nicht identisch mit dem genetischen Fingerabdruck!
Bis dann,
Martin

Nein? Dann möchte ich wissen, worin er denn besteht, und woher du wissen willst, daß aus dem genetischen Fingerabdruck nicht auch auf genetische Krankheiten, die sich für einen Unschuldigen, z.B. beim Abschluß einer Versicherung negativ auswirken können, geschlossen werden kann. Die Erforschung der Human-DNS ist ein Multi-Milliardengeschäft, und es wäre naiv zu glauben, all diese Milliarden würden zum Wohle der Menschheit verforscht; was bedeutet, sollte es eines Tages irgendwelche, für uns alle obligatorische, Zentralregister geben, in denen unsere Gen-Dateien gespeichert wären, gäbe es immer -das lehrt die Erfahrung- irgendwelche Wixer, die ihre Griffel nicht am Leibe halten könnten und sich über Insiderwissen Nebeneinkünfte verschaffen würden. Ich wäre im Fallesfalle zu Speicheltests bereit, aber keinesfalls für die generelle Speicherung meiner Daten. Außerdem muß ich dir sagen, einige deiner Geschichten auf deiner Homepage sind schon ein wenig groggy, wie z.B. die Sache mit der Organspende und der Antwort, die dir einer geschrieben hat. Der hat nicht ganz unrecht. Du bist alt genug und solltest dich mit der Tatsache anfreunden, daß wir alle eines Tages über den Jordan gehen müssen. Das bedeutet, du hast kein wie auch immer gartetes Recht auf die Organe anderer, auch wenn du selbst vielleicht einen Organspendeausweis tragen solltest.
MfG,
carlos

Re: Männer unter Generalverdacht

Martin, Saturday, 26.10.2002, 05:14 (vor 8449 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von carlos am 25. Oktober 2002 23:27:34:

Carlos!

Nein? Dann möchte ich wissen, worin er denn besteht, und woher du wissen willst, daß aus dem genetischen Fingerabdruck nicht auch auf genetische Krankheiten, die sich für einen Unschuldigen, z.B. beim Abschluß einer Versicherung negativ auswirken können, geschlossen werden kann

Es geht doch klar aus dem bisher Gesagten hervor: Der genetische Fingerabdruck ist nur ein Teil der DNS. Und zwar der Teil, der nichts beinhaltet! Deshalb sind alle "Ängste" um Missbrauch hinfällig. Wo nix is' kann auch nix missbraucht werden!

Außerdem muß ich dir sagen, einige deiner Geschichten auf deiner Homepage sind schon ein wenig groggy

Hoffentlich. Nichts ist schlimmer als Normalität in unserer sauberen Gesellschaft!

wie z.B. die Sache mit der Organspende und der Antwort, die dir einer geschrieben hat. Der hat nicht ganz unrecht.

Doch. Weil unser heldenhafter Retter der Menschheit bedauerlicherweise sowohl den Absender auf dem Umschlag wie auch die Unterschrift vergessen hat (kann ja mal passieren...), während ich meine Minderheitenmeinung unter Angabe meines vollen Namens veröffentlicht hatte! Nur so konnte der mir überhaupt schreiben!

Du ... solltest dich mit der Tatsache anfreunden, daß wir alle eines Tages über den Jordan gehen müssen. Das bedeutet, du hast kein wie auch immer gartetes Recht auf die Organe anderer, auch wenn du selbst vielleicht einen Organspendeausweis tragen solltest.

Ich habe meine Meinung ausführlich begründet.

Bis dann,
Martin

Re: Männer unter Generalverdacht

carlos, Saturday, 26.10.2002, 15:43 (vor 8449 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Martin am 26. Oktober 2002 02:14:47:

"Es geht doch klar aus dem bisher Gesagten hervor: Der genetische Fingerabdruck ist nur ein Teil der DNS. Und zwar der Teil, der nichts beinhaltet! Deshalb sind alle "Ängste" um Missbrauch hinfällig. Wo nix is' kann auch nix missbraucht werden!"

Nein, das geht aus deinem Gesagten eben nicht hervor. Du BEHAUPTEST etwas, ohne es zu belegen. Also noch einmal von vorne: Woher willst du denn wissen, daß in dem genetischen Material des Fingerabdrucks nicht auch DNS-Sequenzen zu finden sind, die eine genetische Krankheit, eine Behinderung verraten?

"Doch. Weil unser heldenhafter Retter der Menschheit bedauerlicherweise sowohl den Absender auf dem Umschlag wie auch die Unterschrift vergessen hat (kann ja mal passieren...), während ich meine Minderheitenmeinung unter Angabe meines vollen Namens veröffentlicht hatte! Nur so konnte der mir überhaupt schreiben!"

Das mag sein, und selbstverständlich darfst du das bewerten wie du willst. Dies ändert aber nichts an der ziemlich verstiegenen Skurrilität deine Standpunktes.

"Ich habe meine Meinung ausführlich begründet."

Nein, das hast du keinesfalls, deswegen habe ich ja nachgefragt.

"Bis dann,
Martin"

Servus,
carlos

Referenz

Martin, Saturday, 26.10.2002, 21:04 (vor 8448 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von carlos am 26. Oktober 2002 12:43:51:

Nein, das geht aus deinem Gesagten eben nicht hervor. Du BEHAUPTEST etwas, ohne es zu belegen. Also noch einmal von vorne: Woher willst du denn wissen, daß in dem genetischen Material des Fingerabdrucks nicht auch DNS-Sequenzen zu finden sind, die eine genetische Krankheit, eine Behinderung verraten?

Hier, Carlos, ein Literaturhinweis, dem du gerne nach gehen kannst:

Prof. Dr. M. Schartl, Univ. Würzburg; Prof. Dr. J. T. Epplen und T. Lubjuhn, Univ. Bochum in
Biologie in unserer Zeit Nr. 1/1994
Titel des Artikels: "Methodik und Anwendung des genetischen Fingerabdruckverfahrens"

Die Enleitung beginnt mit:
"Unter einem genetischen Fingerabdruck ("DNA-Fingerprint") versteht man ein mit molekularbiologischen Methoden erstelltes Bandenmuster aus informationsfreien DNA-Abschnitten, welches hochspezifisch für das entsprechende Individuum ist. ..."

Hervorhebung von mir, Martin.

Bei meiner "Behauptung" handelt es sich also nicht um eine zu begründende Meinung, sondern um eine Tatsachenfeststellung! Diese Feststellung, dass die relevanten Abschnitte funktionslos sind, bedarf keiner Begründung, sie ist eine Begründung (z. B. für meinen Vorschlag der Erfassung in einer Zentraldatei.)

"Ich habe meine Meinung ausführlich begründet."
Nein, das hast du keinesfalls, deswegen habe ich ja nachgefragt.

Ich habe behauptet, dass ein Lebender mehr Recht auf Lebensverlängerung hat, als ein Toter auf unversehrte Organe. Wenn das nicht als rationale Begründung reicht, artet die Diskussion ins Irrationale, Moralische aus. Dann habe ich die Tatsache (!) erwähnt, dass auf Anordnung auch Leichen zerfleddert werden dürfen, ohne die Angehörigen zu fragen, nämlich um Indizien zu sammeln. Warum sollte die Überführung eines Mörders Vorrang vor dem Recht eines Lebenden auf Lebensverlängerung haben? Halte das auch für eine hinreichende Begründung.

Bis dann,
Martin

Re: Referenz

Jens, Saturday, 26.10.2002, 21:30 (vor 8448 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Referenz von Martin am 26. Oktober 2002 18:04:18:

"Unter einem genetischen Fingerabdruck ("DNA-Fingerprint") versteht man ein mit molekularbiologischen Methoden erstelltes Bandenmuster aus informationsfreien DNA-Abschnitten, welches hochspezifisch für das entsprechende Individuum ist. ..."

Das ganze klingt allerdings wie ein Widerspruch. Ein informationsfreier Abschnitt, der aber hochspezifisch für ein Individuum ist. Folglich befinden sich in irgendeiner Weise individuelle Informationen in diesem Abschnitt, die man bloß noch nicht deuten kann - fragt sich bloß: welche!

Jens

Eben nicht!

Martin, Sunday, 27.10.2002, 01:40 (vor 8448 Tagen) @ Jens

Als Antwort auf: Re: Referenz von Jens am 26. Oktober 2002 18:30:22:

Hallo Jens,

nein, kein Widerspruch! Informationsfrei heißt, dass die entsprechenden Abschnitte nicht für Merkmale des Besitzers irgendeiner Form zuständig sind. Hochspezifisch heißt, dass diese (sinnlosen) Abschnitte in jedem Individuum verschieden sind. Folge: Man kann aus einem solchen Abschnitt zwar per Vergleich ermitteln, von wem er stammt, aber nicht, welche Eigenschaften der Besitzer hat.

Beispiele zur Veranschaulichung (Puuuuh!):

Sinnvolle Abschnitte: Bekannte Buchstabenfolgen (= Wörter)
Sinnlose Abschnitte: Unbekannte Buchstabenfolgen

Angenommen, eine Art wird nur durch drei Eigenschaften bestimmt. Diese drei Eigenschaften sind die ersten drei DNA-Abschnitte. Der vierte (hier kursiv geschriebene) Abschnitt ist nichtssagend. Aber er ist bei allen drei Kandidaten verschieden.

Augenfarbe - Größe - Krankheit

blau - mittel - krebs - nvxxdkl (Individuum 1)
braun - groß - mongolismus - uwiwqp (Individuum 2)
grün - klein - bluter - icxjkv (Individuum 3)

Re: Eben nicht!

Jens, Sunday, 27.10.2002, 02:07 (vor 8448 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Eben nicht! von Martin am 26. Oktober 2002 22:40:07:

Hallo Martin


[quote]blau - mittel - krebs - nvxxdkl (Individuum 1)
braun - groß - mongolismus - uwiwqp (Individuum 2)
grün - klein - bluter - icxjkv (Individuum 3)
[/quote]

Schöne Erklärung. Aber unter Anbetracht der Tatsache, dass es nun zwar gelungen ist, die Gene zu seperarieren und die Anzahl dieser beim Menschen nun festgestellt wurde, ABER die Bedeutung und die Wechselwirkung dieser oder einzelner DNA-Abschnitte praktisch so gut wie gar nicht erforscht ist und das, was du als unbekannte Buchstabenfolge nennst, morgen eine bekannt sein kann, stelle ich mir nun die Frage, mit welcher Sicherheit du mir sagen kannst, dass nvxxdkl und die anderen nicht zufällig ein anderes Merkmal oder eine Teilinformation über irgendetwas enthalten, was man morgen erst verstanden hat? Desweiteren müßte auch erstmal bewiesen werden, dass die Natur sinnlose dna-abschnitte anfertigt, die nichts zu sagen haben und nur erstellt werden um des Kopiernswegen bei jeder Zellteilung. Auch Paritätbits zur Fehlerkorrektur werden das wohl kaum sein!?

Viele Grüße,
Jens

Re: Eben nicht!

Martin, Sunday, 27.10.2002, 13:32 (vor 8448 Tagen) @ Jens

Als Antwort auf: Re: Eben nicht! von Jens am 27. Oktober 2002 01:07:53:

Hallo Jens,
Nichtkodierende Abschnitte (Introns) werden bei der Eiweißsynthese, also bei der Übersetzung der DNS-Sequenzen in Aminosäuresequenzen, eigens heraus geschnitten! Die kodierenden Abschnitte (Exons) werden dann wieder verknüpft. Muss also wohl was dran sein, dass die wirklich nicht für irgend welche unbekannten Eigenschaften da sind!
Bis dann,
Martin

Re: Eben nicht!

Jens, Sunday, 27.10.2002, 15:47 (vor 8448 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Re: Eben nicht! von Martin am 27. Oktober 2002 11:32:26:

Hallo Jens,
[quote]Nichtkodierende Abschnitte (Introns) werden bei der Eiweißsynthese, also bei der Übersetzung der DNS-Sequenzen in Aminosäuresequenzen, eigens heraus geschnitten! Die kodierenden Abschnitte (Exons) werden dann wieder verknüpft. Muss also wohl was dran sein, dass die wirklich nicht für irgend welche unbekannten Eigenschaften da sind!
[/quote]

Hallo Martin.

Ich kenne mich leider nicht gut genug damit aus - du anscheinend schon. Aber für wie sicher würdest du diese Feststellung halten? Könntest Du mit wirklicher 100%iger Sicherheit sagen, dass diese Abschnitte keine Rückschlüsse auf Informationen zulässt, oder ist das momentan nur eine "Vermutung" der Wissenschaftler?
Wie dem auch sei. Eine verschlüsselte Datenbank wie unten beschrieben wäre auf jeden Fall zwingend erforderlich.

Gruß,
Jens

Re: Eben nicht!

Martin, Sunday, 27.10.2002, 23:49 (vor 8447 Tagen) @ Jens

Als Antwort auf: Re: Eben nicht! von Jens am 27. Oktober 2002 13:47:49:

Hallo Jens,
So viel ich weiß, ist das sicher und nicht irgendeine Vermutung.
Bis dann,
Martin

Re: Referenz

Garfield, Monday, 28.10.2002, 10:59 (vor 8447 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Referenz von Martin am 26. Oktober 2002 18:04:18:

Hallo Martin!

"Die Enleitung beginnt mit:
"Unter einem genetischen Fingerabdruck ("DNA-Fingerprint") versteht man ein mit molekularbiologischen Methoden erstelltes Bandenmuster aus informationsfreien DNA-Abschnitten, welches hochspezifisch für das entsprechende Individuum ist. ..."
Hervorhebung von mir, Martin."

Die Problematik besteht aber eben darin, daß in den Proben, die man dazu abgeben muß, der komplette genetische Code enthalten ist. Selbst wenn dieses Bandenmuster wirklich informationsfrei ist - wer garantiert uns denn, daß still und heimlich nicht wesentlich mehr gespeichert wird?

Klar könnte man sowas jetzt auch schon heimlich tun. Aber dann würde man nicht auf einen Schlag die Daten für die GESAMTE Bevölkerung bekommen. Man könnte nur nach und nach einzelne Personen erfassen, und die Datenbank wäre niemals komplett.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Referenz

Martin, Monday, 28.10.2002, 20:30 (vor 8446 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Referenz von Garfield am 28. Oktober 2002 08:59:37:

Die Problematik besteht aber eben darin, daß in den Proben, die man dazu abgeben muß, der komplette genetische Code enthalten ist.

Du meinst sicher das komplette Genom (der genetische Code ist die feste Zuordnung von Basentrippletts und Aminosäuren).
Das stimmt natürlich. Aber bei einer Speicherung für Ausweis oder Datei könnten unabhängige Kontrollorgane sicher stellen, dass nur der genetische Fingerabdruck gespeichert wird und nicht die gesamte DNS (denk mal, was das für Speicherplatz braucht...)
Martin

Re: Referenz

Garfield, Tuesday, 29.10.2002, 12:52 (vor 8446 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Re: Referenz von Martin am 28. Oktober 2002 18:30:21:

Hallo Martin!

"Aber bei einer Speicherung für Ausweis oder Datei könnten unabhängige Kontrollorgane sicher stellen, dass nur der genetische Fingerabdruck gespeichert wird und nicht die gesamte DNS (denk mal, was das für Speicherplatz braucht...)"

Wer garantiert aber dafür, daß solche unabhängigen Überwacher sich nicht schmieren lassen? Mein Vater arbeitete mal in einer Baufirma. Sein Chef beschäftigte immer wieder auch polnische Schwarzarbeiter. Einmal fragte ihn jemand, ob er keine Angst vor Kontrollen des Arbeitsamtes hätte. Darauf antwortete er nur: "Ach, da hab ich doch meine Leute sitzen..."

Und so läuft das überall. Auch diverse Fördermittel werden vor allem über Beziehungen und/oder Schmiergeld vergeben. Theoretisch bekommt man ja z.B. Zuschüsse, wenn man alte Türen oder Fenster in einem Eigenheim erneuern läßt. Meine Eltern haben das mal vor einigen Jahren in ihrem Haus machen lassen. Die Fenster dort waren schon 25 Jahre alt, und meine Eltern hatten auch kein hohes Einkommen, so daß ihnen diese Fördermittel theoretisch zustanden. Praktisch sah das dann aber so aus:

Sie stellten den Antrag, und nach einiger Zeit kam auch eine Antwort. In dem Schreiben wurde ihnen bestätigt, daß ihnen diese Förderung zustehen würde. Nur leider wäre der Fördertopf momentan leer, so daß keine Zahlungen erfolgen könnten... Sie haben also keinen Pfennig bekommen.

Später erfuhren sie zufällig, daß ein anderer Eigenheimbesitzer im selben Ort etwa zur selben Zeit (kurz nach ihnen) genau dieselbe Förderung beantragt hatte. Der hat merkwürdigerweise Geld bekommen. Der saß nämlich im Gemeinderat und kannte so einige wichtige Personen in diversen Behörden. Da war dann auf einmal Geld da.

In der Wirtschaft läuft das ja auch so ab, weshalb immer vor allem die großen Konzerne Subventionen und andere Fördermittel abschöpfen. Wenn die Förderung offiziell verkündet wird, sind die Töpfe meist schon leer, und die kleineren Unternehmen sehen in die Röhre.

Und wo sowas möglich ist, da ist auch sonst so ziemlich alles möglich. Ich jedenfalls traue Politikern und Behörden nicht mal, solange ich sie sehe.

Und man muß ja auch keineswegs die gesamte DNS speichern. Es reicht doch völlig aus, sie zu analysieren und nur die Ergebnisse zu speichern. Das wäre sogar noch fataler. Es wurde ja schon mehrfach angenommen, daß eine bestimmte Genkombination z.B. eine Erbkrankheit auslöst. In den USA hat man deshalb sogar Menschen sterilisiert. Bis sich dann herausstellte, daß das alles Unsinn war und daß sich da jemand schlicht und einfach geirrt hatte. Man könnte also die DNS gezielt nach bestimmten Gensequenzen durchsuchen, die z.B. laut den derzeit gültigen Theorien angeblich ein schwaches Immunsystem, irgendwelche Erbkrankheiten, geringe oder auch hohe Intelligenz oder sogar Alkoholismus verursachen.

Dann speichert man die Ergebnisse einfach mit den Personendaten, und stempelt den jeweiligen Menschen damit womöglich pauschal zum Risikofaktor ab. Auch wenn sich dann später wieder einmal herausstellt, daß eine bestimmte Genkombination keineswegs Alkoholismus auslösen kann: Das steht dann für diesen Menschen so in der Datenbank, und schon ist er ein Alkoholiker. Auch wenn er nie trinkt.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Referenz

Martin, Tuesday, 29.10.2002, 23:33 (vor 8445 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Referenz von Garfield am 29. Oktober 2002 10:52:28:

Wer garantiert aber dafür, daß solche unabhängigen Überwacher sich nicht schmieren lassen?

Niemand, Garfield!
Absolute Sicherheit gibt es nirgends. Ein Restrisiko besteht immer.
Kriminalität wird es in unserem Gesellschaftssystem, das Reich und Arm bedingt, immer geben!
Außerdem ist es ein gewaltiger Schritt vom einfachen gen. Fingerabdruck bis zum (komprimierten / verschlüsselten) Genom mit allen Eigenschaften. Das ist nicht so wie Korruption oder so.
Für mich ist das ein reiner Nebenkriegsschauplatz, der unnötig Staub aufwirbelt.
Martin

Re: Referenz? Na ja...

carlos, Monday, 28.10.2002, 13:02 (vor 8447 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Referenz von Martin am 26. Oktober 2002 18:04:18:

"Hier, Carlos, ein Literaturhinweis, dem du gerne nach gehen kannst:
Prof. Dr. M. Schartl, Univ. Würzburg; Prof. Dr. J. T. Epplen und T. Lubjuhn, Univ. Bochum in
Biologie in unserer Zeit Nr. 1/1994
Titel des Artikels: "Methodik und Anwendung des genetischen Fingerabdruckverfahrens"
Die Enleitung beginnt mit:
"Unter einem genetischen Fingerabdruck ("DNA-Fingerprint") versteht man ein mit molekularbiologischen Methoden erstelltes Bandenmuster aus informationsfreien DNA-Abschnitten, welches hochspezifisch für das entsprechende Individuum ist. ..." "

Na super. Die Echtheit deiner Quelle in Ehren, aber vom Hocker reißt mich das nicht. Januar 1994... Das sind ja jetzt fast neun Jahre her, Äonen also für Bio- und Genetik-Wissenschaften, in denen sich der Wissensstand mit rasantem Tempo regelmäßig verdoppelt.

"Hervorhebung von mir, Martin.
Bei meiner "Behauptung" handelt es sich also nicht um eine zu begründende Meinung, sondern um eine Tatsachenfeststellung! Diese Feststellung, dass die relevanten Abschnitte funktionslos sind, bedarf keiner Begründung, sie ist eine Begründung (z. B. für meinen Vorschlag der Erfassung in einer Zentraldatei.)"

Schmarrn. Es gibt nur eine einzig wahre Wissenschaft; das ist die Mathematik. Alle anderen Forschungsergebnissee sind nur so lange wahr, bis sie widerlegt werden. Und bei einem neun Jahre alten Ergebnis erscheint mir die Wahrscheinlichkeit verdammt hoch. Dito siehe oben. Mag der Wissensstand 1994 dergestalt gewesen sein, so kann das diesbezügliche Wissen heute schon wieder viel weiter sein. Jetzt beginnt mich die Sache zu interessieren; ich werde dem nachgehen, und einmal Fachleute befragen.

[/link]"Ich habe meine Meinung ausführlich begründet."

Nein, das hast du keinesfalls, deswegen habe ich ja nachgefragt.

Ich habe behauptet, dass ein Lebender mehr Recht auf Lebensverlängerung hat, als ein Toter auf unversehrte Organe. Wenn das nicht als rationale Begründung reicht, artet die Diskussion ins Irrationale, Moralische aus. Dann habe ich die Tatsache (!) erwähnt, dass auf Anordnung auch Leichen zerfleddert werden dürfen, ohne die Angehörigen zu fragen, nämlich um Indizien zu sammeln. Warum sollte die Überführung eines Mörders Vorrang vor dem Recht eines Lebenden auf Lebensverlängerung haben? Halte das auch für eine hinreichende Begründung."

Nun ja. Deine Behauptung ist, genauso wie jene Äonen aus den Biowissenschaften, meilenweit davon entfernt, rational zu sein. Jede Behauptung, die den Anspruch auf Rationalität erhebt, muß auch logisch und nachvollziehbar begründet sein. Es liegt in der Natur der Sache: Die meisten Behauptungen sind bar jeglicher Rationalität; vor allem dann, wenn sie offensichtlich dazu dienen, die eigene schrullige Skurrilität zu unterstreichen. Behaupten kannst du ja immerhin vieles und meinetwegen auch die Behauptung als bereits identisch mit der Begründung proklamieren, sprich: Fiktion schon für bare Münze nehmen. Viele werden dir kaum widersprechen mögen, sei es, weil es zu langweilig ist, oder sei es, weil weder für noch wider beweisbar sind und weil man von entsprechenden Erfahrungswerten ausgehen darf, die dich von ganz alleine widerlegen. So etwas nennt man auch Empirik.Ganz im Gegenteil und folglich ist fast jede unzureichende oder unbewiesene Behauptung, auch und erst recht dann, wenn sie gleichzeitig schon die Begründung sein soll, per se irrational, ganz zu schweigen von irgendeiner wie auch immer gearteten Moral, von der hier aber keine Rede sein kann und die auch sonst gar keine tragende Rolle zu spielen braucht. Nur skurrile Zeitgenossen oder meinetwegen auch clowneske Spaßvögel dürfen so wie du vorgehen, ohne ernsthaft befürchten zu müssen, sie oder ihre Behauptungen, i.e. Begründungen, könnten einer kritischen Untersuchung unterzogen werden. Thesen waren schon immer Objekt eingehender Erörterung, Resultatsfindung mit anschließender Begründung und nicht umgekehrt oder identisch mit einer aus ihnen automatisch sich ergebenden Begründung. Und das, was du als Leichenfledderei bezeichnest -ich nehme an, du meinst hier die Gerichtsmedizin- hat mit deinem Leben oder deinem Tod gar nix zu tun. Aber belassen wir´s damit.

"Bis dann,
Martin"

Servus,
carlos

Re: Referenz? Na ja...

Martin, Monday, 28.10.2002, 20:59 (vor 8446 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Re: Referenz? Na ja... von carlos am 28. Oktober 2002 11:02:24:

Jetzt mach's mal halblang, Carlos!

Die Methode mit den nichtssagenden Sequenzen ist natürlich noch aktuell! Sehe überhaupt keinen Grund für deine Hyperskepsis! Klar entwickelt sich das Gebiet rasant weiter, aber das heißt doch nicht, dass alles was älter als ein Jahr ist automatisch nicht mehr gilt! Es kommt halt Neues dazu! Die Mendelschen Regeln sind über 100 Jahre alt und gelten immer noch uneingeschränkt!
Und der Hinweis, dass nur die Mathematik exakt ist, führt auch zu nichts. Die Mathematik kann ihre Thesen hieb- und stichfest beweisen oder widerlegen. Andere Naturwissenschaften können das nicht. Die ganze Anatomie, auf die sich die Chirurgie stützt, basiert auf reiner Erfahrung und nicht auf Beweisen. Bis jetzt war halt bei jedem Patienten/bei jeder Leiche das Herz da und die Leber dort. Dann nimmt man halt an, dass es beim nächsten Patienten auch so ist. Geht halt nicht anders. Vielleicht ist aber bei dem alles anders?
Sag bescheid, wenn du einen Fachmann zu diesem Thema gefragt hast. Scheint mir auch das Vernünftigste zu sein...

Bis dann,
Martin

P.S.
Hier zur Auflockerung noch ein Mathematikerwitz:
Zwei Männer in einem Ballon treiben in einem Sturm vom Kurs ab und verlieren die Orientierung. In Bodennähe sehen sie im Vorübergleiten unten einen Mann und rufen ihm zu: "Wo sind wir?" - Der Mann reagiert zunächst überhaupt nicht. Erst als sie fast nicht mehr in Hörweite sind, ruft er zurück: "Ihr seid in einem Ballon!" - Da sagt der eine Ballonfahrer zu seinem Kumpel: "Das war bestimmt ein Mathematiker!" - "warum?" - "Erstens hat er elend lang für seine Lösung gebraucht. Zweitens ist seine Lösung exakt richtig. Und drittens ist seine Lösung absolut nutzlos..."

Schenke Leben

Sam, Saturday, 26.10.2002, 22:40 (vor 8448 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von carlos am 25. Oktober 2002 23:27:34:

Außerdem muß ich dir sagen, einige deiner Geschichten auf deiner Homepage sind schon ein wenig groggy, wie z.B. die Sache mit der Organspende und der Antwort, die dir einer geschrieben hat. Der hat nicht ganz unrecht. Du bist alt genug und solltest dich mit der Tatsache anfreunden, daß wir alle eines Tages über den Jordan gehen müssen. Das bedeutet, du hast kein wie auch immer gartetes Recht auf die Organe anderer, auch wenn du selbst vielleicht einen Organspendeausweis tragen solltest.

Kurze Bemerkung zum Thema Organspende:
Wenn Menschen diesbezüglich Bedenken äußern, kann ich das zwar bis zu einem gewissen Grade verstehen, ich halte es aber letztlich für unbegründet.
Was nach dem Tode mit dem menschlichen Körper passiert (Autolyse, Fäulnis), ist nicht besonders schön oder ästhetisch. Von "Unversehrtheit" kann man da ziemlich bald nicht mehr sprechen. Es ist in meinen Augen nicht zu rechtfertigen, intakte Organe kranken und schwerkranken Menschen vorzuenthalten, denen sie eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualtät bringen oder sogar das Leben retten könnten.
Aus einem Erfahrungsbericht eines Transplantierten:

"Das alles ist nun schon mehr als 9 Jahre her. Mir ist es, als wäre es gestern gewesen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Meine täglichen lebenswichtigen Medikamente schlucke ich mit Mineralwasser wie andere ein Glas Bier. Mit der Rückkehr in den Beruf hat es nicht geklappt, wenn ich ehrlich bin, ich wäre dem Stress wahrscheinlich nicht mehr gewachsen und ich möchte es auch nicht riskieren. Das Leben ist zu wertvoll, als es auf diese Weise wieder aufs Spiel zu setzen.
Ich denke oft an meinen 'Spender', gerade auch jetzt, wenn ich diese Zeilen schreibe, stehen mir die Tränen in den Augen. Ich habe meinen 'Spender' nie personifiziert, nie versucht, ihn in eine Person zu drängen, damit ich eine Vorstellung haben könnte, wer er war. Ich bin einfach nur dankbar, dass es jemanden gab, der bereit war, nach seinem Tode einem anderen mit diesem Geschenk zu helfen weiterzuleben."

Daher mein Appell: Besorgt Euch einen Organspendeausweis!
Eine Druckversion sowie einige Informationen gibt es z. B. hier.

Sam

Re: Schenke Leben

Garfield, Monday, 28.10.2002, 10:52 (vor 8447 Tagen) @ Sam

Als Antwort auf: Schenke Leben von Sam am 26. Oktober 2002 19:40:33:

Hallo Sam!

Das ist ja alles richtig. Du vergißt dabei aber, daß wir im real existierenden Kapitalismus leben. Und da dreht sich alles nur um eines: Geld.

Somit ist folgendes Szenario denkbar: Jemand hat einen schweren Unfall, liegt danach im Koma im Krankenhaus und seine Chancen stehen denkbar schlecht. Er hat einen Organspender-Ausweis, womit er dann ja auch die Entnahme von Organen explizit erlaubt. Es gibt nun aber immer irgendwo Patienten, die gerade Organe brauchen, und somit ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß einer von ihnen ähnliche Daten hat, also ein Organ dieses Koma-Patienten gut gebrauchen könnte. Es kann auch sein, daß einer dieser Patienten Millionär und somit in der Lage und bereit ist, gut für ein Spenderorgan zu zahlen. So wäre es für einen Arzt gar kein Problem, den Koma-Patienten schon ein wenig früher als normal zum hoffnungslosen Fall zu erklären, die Geräte abzuschalten und das gewünschte Organ aus seinem Körper zu verhökern.

Aber es muß nicht immer Geldgier dahinter stecken. Es kann ja auch sein, daß im selben Krankenhaus ein Patient liegt, dessen Chancen wesentlich besser stehen - wenn er sofort ein Spenderorgan bekommt. Und daß ein Arzt deshalb entscheidet, die Maschinen bei dem aus seiner Sicht hoffnungslosen Fall etwas eher abzuschalten...

Erfahrungsgemäß kommt es aber immer wieder vor, daß Menschen, die von den Ärzten schon aufgegeben oder sogar für tot erklärt wurden, wieder gesund werden. Ärzte sind auch nur Menschen, die mal einen schlechten Tag haben oder sich irren können. Sowas sollte nicht passieren, aber es passiert nun einmal.

Deshalb werde ich ganz sicher keinen Organspenderausweis bei mir tragen. Falls ich mal im Koma in einem Krankenhaus liege, möchte ich, daß jemand, dem ich vertraue, bestimmt, wann die Geräte abgeschaltet werden. Wenn wirklich nichts mehr zu machen ist, kann dieser Jemand gern auch die Erlaubnis zur Organentnahme geben. Aber eben erst dann.

Die ideale Lösung wäre ohnehin, wenn man einzelne Organe mit der Erbinformation aus Zellen eines Patienten nachzüchten könnte. Deshalb finde ich, daß man Genforschung durchaus weiter intensiv betreiben sollte. Ich habe auch nichts gegen Gen-Datenbanken für Forschungszwecke. Dann müßte es aber so sein, daß die Daten ohne nähere Angaben zu den dazugehörigen Menschen gespeichert werden. Also ohne Namen, Adressen usw. Nur mit den Daten, die für die Forschung benötigt werden. Und nur von Menschen, die diese Daten freiwillig zur Verfügung stellen.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Schenke Leben

Sam, Monday, 28.10.2002, 20:42 (vor 8446 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Schenke Leben von Garfield am 28. Oktober 2002 08:52:20:

Hallo Garfield!

... daß ein Arzt deshalb entscheidet, die Maschinen bei dem aus seiner Sicht hoffnungslosen Fall etwas eher abzuschalten...

Solche und ähnliche Befürchtungen haben sicher einige. Sie sind aber unbegründet. Weitergehende Informationen gibt es z. B. auf der Homepage der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO, www.dso.de), der zentralen Koordinationsstelle für Transplantationen in Deutschland. Hier finden sich u. a. der Gesetzestext des Transplantationsgesetzes sowie der genaue Ablauf der Hirntod-Diagnostik (Vorraussetzungen, Untersuchung klinischer Symptome, Nachweis der Irreversibilität).

In Deutschland gibt es leider keine Widerspruchsregelung, sondern jeder Organspender muss sein Einverständnis extra erklären. Ich finde es eben einfach schade, wenn das aus Bequemlichkeit oder Unwissen nicht geschieht.

Die ideale Lösung wäre ohnehin, wenn man einzelne Organe mit der Erbinformation aus Zellen eines Patienten nachzüchten könnte.

Mit Bindegewebe (Haut, Knorpel) funktioniert das ja schon ganz gut. Von der Züchtung vollständiger Organe ist man allerdings wohl noch weit entfernt.

Viele Grüße
Sam

Re: Schenke Leben

Garfield, Tuesday, 29.10.2002, 12:32 (vor 8446 Tagen) @ Sam

Als Antwort auf: Re: Schenke Leben von Sam am 28. Oktober 2002 18:42:15:

Hallo Sam!

"Solche und ähnliche Befürchtungen haben sicher einige. Sie sind aber unbegründet."

Damit kommen wir zum springenden Punkt. Theoretisch ist es auf vielen Gebieten so, daß bestimmte Mißstände aufgrund irgendwelcher Gesetze nicht möglich wären. Praktisch sieht das nur leider nicht immer so aus. Es gibt Gesetze, die zwar bestehen, aber nicht umgesetzt sondern schlichtweg ignoriert werden. (Sonst gäbe es ja beispielsweise auch keine Männer-Wehrpflicht und auch keine sonstige Frauenbevorzugung.) Es gibt weiterhin überall Gesetzeslücken, die auch gern ausgenutzt werden. Und es gibt nicht zuletzt immer wieder auch kriminelle Machenschaften, und zwar sehr wohl auch in der Spitzenpolitik und in den Chefetagen der Wirtschaft.

Außerdem sind Ärzte keine selbstlosen Götter in Weiß, sondern letztendlich auch nur ganz normale Menschen mit denselben Fehlern und Mängeln die alle übrigen Menschen auch mehr oder weniger haben. Und im Allgemeinen verdienen sie auch recht gut. Viele Menschen denken, daß Besserverdienende es doch weniger nötig hätten, irgendwelche kriminellen Machenschaften abzuziehen, um sich zu bereichern. Tatsächlich ist es aber so, daß bei den allermeisten Menschen die Ansprüche proportional zum Einkommen steigen. Wer viel verdient, der gibt auch viel aus. Es sind nicht die ärmsten Haushalte in Deutschland, die am stärksten verschuldet sind, sondern es sind die Haushalte mit mittleren oder hohen Einkommen. (Allein schon, weil Geringverdiener ohne größere Sicherheiten kaum hohe Kredite bekommen.) Wer viel verdient, "muß" dann auf einmal auch ein großes Haus mit großem Grundstück drumherum haben und mindestens zwei Autos, wovon wiederum mindestens eines ein dicker BMW, Audi oder Mercedes zu sein hat... Jedes Jahr ist mindestens ein Urlaub fällig, natürlich in einem teuren Luxushotel usw. Das alles kostet natürlich, und oft stellt sich dann heraus, daß man sich finanziell doch etwas übernommen hat. Man kann also tatsächlich davon ausgehen, daß Menschen mit hohem Einkommen noch eher dazu neigen, sich noch etwas hinzuzuverdienen, sobald sich die Möglichkeit dazu bietet. Im Gegensatz zu Geringverdienern haben sie meist auch berufliche Positionen, die es ihnen ermöglichen, ohne größere Kontrolle durch andere relativ ungestört auch mal kriminelle Machenschaften abzuziehen. Eine Verkäuferin, die mal einen 50-Euro-Schein aus der Kasse mitgehen läßt, wird dabei meist erwischt werden. Eine Hauptbuchhalterin oder ein Geschäftsführer jedoch kann durchaus über längere Zeit größere Geldbeträge zur Seite schaffen, ohne daß das jemandem auffällt.

Deshalb traue ich niemandem so einfach über den Weg und verlasse mich auch nicht darauf, daß alles schon korrekt und gesetzmäßig ablaufen wird. Wie sagte Lenin schon so schön und treffend: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!" Ich ziehe es eben vor, alles möglichst weitgehend unter Kontrolle zu haben anstatt mich gutgläubig irgendjemandem auszuliefern.

"In Deutschland gibt es leider keine Widerspruchsregelung, sondern jeder Organspender muss sein Einverständnis extra erklären."

Das finde ich genau deshalb auch gut so.

"Ich finde es eben einfach schade, wenn das aus Bequemlichkeit oder Unwissen nicht geschieht."

Meine Verlobte und ich haben jeweils so eine Patientenverfügung unterschrieben. Dabei geht es nicht nur um Organentnahmen, sondern auch z.B. darum, zu verhindern, daß eine(r) von uns in irgendeiner Situation womöglich einen staatlichen Vormund zugewiesen bekommt, was in bestimmten Fällen gesetzlich vorgeschrieben ist, falls es solch eine Verfügung, in der explizit jemand gewissermaßen zum gesetzlichen Vertreter mit allen Vollmachten erklärt wird, nicht gibt.

Falls ich irgendwann einmal klinisch tot im Koma liegen sollte und es wirklich keine Heilungsmöglichkeit mehr gibt, kann meine Verlobte also die Organentnahme erlauben. Aber eben nur dann. Da sie schon ihre Erfahrungen mit Ärzten machen mußte, vertraue ich ihr soweit, daß sie in so einer Situation keinem Arzt blind glauben, sondern alles tun würde, um sicherzustellen, daß es eben wirklich keine Heilungsmöglichkeit mehr gibt.

"Von der Züchtung vollständiger Organe ist man allerdings wohl noch weit entfernt."

Ja, aber man arbeitet daran. Und wenn in Deutschland diese Forschungen nicht gesetzlich behindert oder sogar verboten werden, dann haben wir hier vielleicht auch bald nicht mehr das Problem mit fehlenden Spenderorganen. Obendrein hätten solche speziell für den Patienten gezüchteten Organe auch noch den Vorteil, daß es ja körpereigenes Gewebe und somit das Risiko von Abstoßungen entsprechend minimal wäre.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Schenke Leben

carlos, Monday, 28.10.2002, 14:08 (vor 8447 Tagen) @ Sam

Als Antwort auf: Schenke Leben von Sam am 26. Oktober 2002 19:40:33:

"Kurze Bemerkung zum Thema Organspende:
Wenn Menschen diesbezüglich Bedenken äußern, kann ich das zwar bis zu einem gewissen Grade verstehen, ich halte es aber letztlich für unbegründet.
Was nach dem Tode mit dem menschlichen Körper passiert (Autolyse, Fäulnis), ist nicht besonders schön oder ästhetisch. Von "Unversehrtheit" kann man da ziemlich bald nicht mehr sprechen. Es ist in meinen Augen nicht zu rechtfertigen, intakte Organe kranken und schwerkranken Menschen vorzuenthalten, denen sie eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualtät bringen oder sogar das Leben retten könnten."

Es ist völlig egal und bezugslos, was noch dem Tode mit den menschlichen Resten geschieht, ob sie verfaulen, ob sie verbrannt werden. Ob sie unversehrt oder sonst was sind, spielt überhaupt keine Rolle, und ein Kranker hat wegen seiner Krankheit kein wie auch immer geartetes Recht auf die Organe anderer. Es liegt in der Natur der Sache, daß wir alle irgendwann einmal, früher oder später, unter die Erde wandern, und daran wird sich nix ändern -Organspende hin oder her. Es schadet nicht, wenn man sich das beizeiten klarmacht. Zudem ist ja Krankheit nicht gleich Krankheit. Absoluter Gegner von Organspende wäre ich zum Beispiel dann, wenn ein Raucher mal eben eine neue Lunge und ein neues Herz braucht oder ein Säufer eine neue Leber, damit er lustig weiter seine Stinkbolzen durchziehen, bzw. saufen kann. Pech gehabt.
carlos

Re: Schenke Leben

Jens, Monday, 28.10.2002, 17:36 (vor 8447 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Re: Schenke Leben von carlos am 28. Oktober 2002 12:08:59:

Absoluter Gegner von Organspende wäre ich zum Beispiel dann, wenn ein Raucher mal eben eine neue Lunge und ein neues Herz braucht oder ein Säufer eine neue Leber, damit er lustig weiter seine Stinkbolzen durchziehen, bzw. saufen kann.

Meiner Erkenntnis nach werden diese Menschen (gerechter Weise) schon ganz unten in der Liste eingetragen, wenn sie ein Organ brauchen.

Jens

Re: Schenke Leben

Sam, Monday, 28.10.2002, 20:36 (vor 8446 Tagen) @ Jens

Als Antwort auf: Re: Schenke Leben von Jens am 28. Oktober 2002 15:36:40:

>Absoluter Gegner von Organspende wäre ich zum Beispiel dann, wenn ein Raucher mal eben eine neue Lunge und ein neues Herz braucht oder ein Säufer eine neue Leber, damit er lustig weiter seine Stinkbolzen durchziehen, bzw. saufen kann.

Meiner Erkenntnis nach werden diese Menschen (gerechter Weise) schon ganz unten in der Liste eingetragen, wenn sie ein Organ brauchen.

Ist so.
"Bei der Entscheidung über die Aufnahme auf die Warteliste für eine Organtransplantation ist abzuwägen, ob die individuelle medizinische Gesamtsituation des Patienten einen längerfristigen Transplantationserfolg erwarten lässt." (Richtlinie)

Grüße
Sam

Re: Schenke Leben

Manfred, Monday, 28.10.2002, 23:29 (vor 8446 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Re: Schenke Leben von carlos am 28. Oktober 2002 12:08:59:

Es ist völlig egal und bezugslos, was noch dem Tode mit den menschlichen Resten geschieht, ob sie verfaulen, ob sie verbrannt werden.

Würd ich nicht sagen, denn diese Erkenntnis entzieht einem Organspendegegener das Argument, er würde seine Organe nach dem Tode ja noch irgendwie "brauchen"

...ein Kranker hat wegen seiner Krankheit kein wie auch immer geartetes Recht auf die Organe anderer...

Wer sagt das? Juristisch wird die Frage sowieso immer wieder mal aufgeworfen. Moralisch gesehen halte ich es umso mehr für falsch so ein Recht von vorne herein abzusprechen.

Es liegt in der Natur der Sache, daß wir alle irgendwann einmal, früher oder später, unter die Erde wandern, und daran wird sich nix ändern -Organspende hin oder her.

Sicher, für eine Person, die ihr Leben genießt, wird der Zeitpunkt des Todes nie günstig sein.
Aber es geht doch auch nicht nur um die Organspende als lebensverlängernde Maßnahme, sondern auch darum Lebensqualität zu sichern! Denk mal an z.B. Dialysepatienten

Gruß
Manfred

Re: Männer unter Generalverdacht

Fred, Monday, 28.10.2002, 23:08 (vor 8446 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Re: Männer unter Generalverdacht von Martin am 25. Oktober 2002 12:24:45:

Die meisten Sexualtäter sind Psychopathen, die aus einem Trieb heraushandeln. Da hält sie sowas nicht davon ab, ein Verbrechen zu begehen, und notfalls können sie ihr Opfer ja immer noch so verbrennen, daß keine genetisch verwertbaren Information übrigbleiben. Außerdem wage ich es zu bezweifeln, daß eine bundesweite Gendatenbank billiger wäre als vereinzelte Tests bei speziellen Verbechen.

Re: Männer unter Generalverdacht

Chrissi, Wednesday, 30.10.2002, 14:02 (vor 8445 Tagen) @ Mann

Als Antwort auf: Männer unter Generalverdacht von Mann am 25. Oktober 2002 01:03:11:

Hochproblematisch ist jedoch der Umstand, daß damit faktisch eine Umkehr der Unschuldsvermutung stattfindet.

Getrost dem Motto:"Alle Männer die sich nicht zur Speichelprobe melden sind tatverdächtig".

Man verurteilt somit ein ganzes Geschlecht ohne die Option eines weiblichen Täters in Betracht zu ziehen.

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