Moderne Arbeitszeiten (Beispiel 3 - 5)
Weil gerade kleine und mittelständische Unternehmen oft informelle Regelungen mit ihren Mitarbeitern treffen, gibt es keine verlässlichen Zahlen über die Familienfreundlichkeit der drei Millionen
Unternehmen in Deutschland. An den Wettbewerben, die der Bund, die Länder oder andere Träger ausschreiben, nahmen nie mehr als 300 Firmen teil, und das breite Spektrum der Preisgekrönten belegt Beckers These, dass es Unternehmen jeden Typs sind, die sich ernsthaft um eine Änderung der
Unternehmenskultur bemühen.
Die Freiburger Holzwerkstatt etwa, ein ökologischer und baubiologischer Schreinerbetrieb mit nur sieben Beschäftigten, vom Familienministerium preisgekrönt für seine Väterfreundlichkeit, stellt Väter für Familienaufgaben frei. Die Arbeitszeit teilen sich die Mitarbeiter in Absprache miteinander eigenverantwortlich ein. Und das Unternehmen zahlt - bei vollem Lohnausgleich - ein eigenes Kindergeld in der Währung, die zählt: in erlassenen Arbeitsstunden. Der Vater arbeitet weniger, die
Zeit kommt der Familie zugute, und der Lohn bleibt der gleiche.
Oder das Beispiel eines größeren Betriebes mit 2250 Beschäftigten: Die Dortmunder Versicherungsfirma Continentale bietet nicht nur 350 Arbeitszeitmodelle und eine steigende Anzahl von Telearbeitsplätzen
an, sondern zudem die Möglichkeit, sich Sonderleistungen wie das Weihnachtsgeld in Familienzeit auszahlen zu lassen.
Und der mittelständische Elektronikbetrieb Mazet in Jena zählt unter seinen
Mitarbeitern ungewöhnlich viele Väter, die durch flexible Arbeitszeit und Telearbeitsplätze nachweislich Zeit für die Familie gewinnen. Arbeitszeitschwankungen von 150 Stunden können, aufs Jahr verteilt,
ausgeglichen werden.
"Die Arbeitskräfte von morgen werden danach fragen, wie viel Zeit fürs Private ihnen der Job lässt", sagte Nikolaus Schmidt-Narischkin, Personalentwickler bei der Deutschen Bank. Eine neue Studie der
OECD zur Arbeitsmarktsituation in Europa betont, dass Europas Eltern von Kleinkindern auf etwa ein Fünftel ihrer bezahlten Arbeitsstunden verzichten würden, um Zeit für die Familie zu gewinnen - wenn
sie nur könnten. Zwischen der faktischen Arbeitssituation und der erwünschten besteht eine Lücke, die allen Beteiligten, eben auch den Unternehmen, als Nachteil und Kostenfaktor bewusst wird.
Unternehmen versprechen sich von der neuen Orientierung am Bedarf ihrer Mitarbeiter eine Senkung der Krankheits- und Fluktuationsquoten ebenso wie eine Steigerung der Produktivität. "Bei uns ist der Krankenstand fast lächerlich niedrig", sagt Gisela Erler über ihr eigenes Beratungsunternehmen, "wenn irgendwo der Krankenstand merklich ansteigt, ist das ein sicheres Zeichen, dass etwas mit dem Klima und dem Führungsstil nicht in Ordnung ist." Eine Untersuchung im Auftrag des englischen
Beratungsunternehmens Bright Horizons Famility Solutions belegt: Die Kosten, die dadurch anfallen, dass Eltern aus familiären Gründen nicht arbeiten können, lassen sich durch Unterstützung bei der Kinderbetreuung vermeiden.
[link=http://www.cvpsz.ch/CVPSZ/Dossier/familienpolitik/zeitgesfachkraft.htm target="blank]Der ganze Artikel[/link]
(Aus demselben Artikel stammen die Absätze über die Führungskraft in Teilzeit.)