Re: sie haben uns erwischt ;-) men's health, die andere männerbewegung

Arne Hoffmann, Tuesday, 15.10.2002, 17:57 (vor 8458 Tagen) @ goprojekt

Als Antwort auf: sie haben uns erwischt men's health, die andere männerbewegung von goprojekt am 15. Oktober 2002 09:52:51:

Howdy!

je nach dem, wie ich auf diesen artikel schaue, ist er entweder ein mutmachendes dokument. etwa: wenn dieser artikel die mehrheitsmeinung der men's health leser wider gibt, dann gute nacht feminismus. die mehrheit der leser ist dann offenbar bereit, sich mit aller lässigkeit über den femiblödsinn hinweg zu setzen. diese lesart abstrahiert natürlich von den strukturellen schwächen dieser position. in der vernachlässigung dieses aspektes liegt dann auch das deprimierende moment. in aller kürze: die jungs haben den schuss noch nicht gehört. die lässigkeit im umgang mit femiblödsinn wäre dann fahrlässigkeit. um die positionen heraus zu arbeiten folgt von meiner seite in jedem falle noch ein leserbrief. was denkt ihr? gruss goprojekt

Ich müsste darüber erst mal ein bisschen länger nachdenken, aber meine spontane Einschätzung ist, dass dieses Forum und "Men´s Health" natürlich völlig unterschiedliche Ziele haben und insofern in einer gewissen Konkurrenz zueinander stehen.

Die Gemeinsamkeit ist, dass sowohl der Aufstieg von "Men´s Health" als auch das Entstehen der Männerbewegung einer Krise des Mannes in den späten neunziger Jahren zu verdanken ist.

In diesem Forum geht es darum, gesellschaftliche Probleme zu benennen und Lösungsansätze zu entwickeln, die oft über die bisherigen klischeeartigen Rollenzuordnungen der Geschlechter hinausgehen.

"Men´s Health" liefert im Gegensatz dazu Eskapismus nach der Masche: "Krise? Welche Krise? Hier habt ihr ein paar nackte Tussen, jeden Monat neue Tipps für euren Waschbrettbauch, um bei den Weibern zu landen, und noch ein paar Ratschläge für schöneres Grillen und rasantere Karriere." Das ist ein Blatt für Männer, die kleine Jungen geblieben sind und sich echten Problemen und Veränderungen nicht zu stellen trauen.

Eine "Men´s-Health"-Redakteurin hatte ja mal Mailkontakt mit mir aufgenommen, weil sie offenbar durch einen meiner Artikel oder mein Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" auf das Thema häusliche Gewalt gegen Männer aufmerksam geworden ist und dazu etwas schreiben wollte. Ich finde es bezeichnend, dass es ihr offenbar nicht gelungen ist, diesen Artikel in der Redaktion durchzubekommen.

Eine einzige Ausnahme hatte "Men´s Health" mal bei seinem ureigenen Thema, der Männergesundheit, gemacht. Da hatte die Redaktion einen offenen Brief an die Gesundheitsministerin geschrieben, in dem - plakativ zusammengefasst - gefragt wurde: Wenn Männer 7 Jahre früher sterben, warum pumpen Sie dann x-mal soviele Beträge in die Bekämpfung von Frauenkrankheiten statt von Männerkrankheiten (Prostata- und Hodenkrebs im Vergleich zum Brustkrebs etwa)? Die Leser wurden um ihre Unterschriften gebeten. Mir ist nicht bekannt, dass man von dieser Aktion jemals wieder etwas gehört hat. "Men´s-Health"-Leser wollen keine Probleme und keine Problembekämpfung, die wollen Flucht.

Insofern: Ja, sie haben den Schuss noch nicht gehört, und eigentlich müssten sie auch verhindern, dass andere den Schuss hören, weil die Krise bestehen bleiben muss, damit "Men´s Health" sich auf dem Markt halten kann.

Wie gesagt, das alles nur mal als spontane Überlegung.

Herzlicher Gruß

Arne