Böse Buben, kranke Knaben: 2.Teil LESEN!
Stefan G., Wednesday, 09.10.2002, 11:28 (vor 8464 Tagen)
Der vor wenigen Tagen von Peter eröffnete Thread über Jungenpädagogik geht hier weiter: (hochinteressant)
Schaut euch auch mal das unten angegebene Votum an!
Gruß
Stefan
http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,217209,00.html
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Meckermax, Wednesday, 09.10.2002, 13:37 (vor 8464 Tagen) @ Stefan G.
- kein Text -
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Stefan G., Wednesday, 09.10.2002, 14:29 (vor 8464 Tagen) @ Meckermax
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Meckermax am 09. Oktober 2002 10:37:42:
Hallo Meckermax,
Unbestritten bleibt jedoch, dass es in der Regel noch immer die Frauen sind,
die in unserer Gesellschaft benachteiligt sind:
* Frauen verdienen durchschnittlich nur 70 % des Einkommens der Männer
* nur 11 % der abhängig beschäftigten Frauen sind in
Führungspositionen, Männer sind fast doppelt so häufig als solche dort zu
finden
* Frauen sind besonders stark von der mangelhaften Vereinbarkeit von
Familie und Beruf betroffen und weisen häufig unterbrochene
Erwerbsbiographien auf, die sich im Alter in geringeren Renten
niederschlagen
Aus all dem ergibt sich die nach wie vor bestehende Notwendigkeit, Frauen
mit Sondermaßnahmen zu fördern, bis die Gleichstellung erreicht ist.
Ich denke, daß ist wohl der übliche maschinell generierte Standardbrief, der hier formuliert wurde. Es sind immer dieselben Floskeln.
ich bin selbst gerade dabei, nachzuforschen, inwieweit diese Argumente tatsächlich der Realität entsprechen und ob es sich dabei wirklich um Benachteiligungen handelt. Dazu muß ich aber erst einmal ein paar Quellen näher durchforsten. Vielleicht stelle ich auch eine Art "Dossier" zusammen. Das kann noch ein paar Wochen dauern, weil ich im Augenblick anderweitig ziemlich beschäftigt bin. Jedenfalls habe ich dann auch vor, einen entsprechenden Brief an das Ministerium zu schreiben. Auf die Antwort bin ich mal gespannt. Wenn es soweit ist, dann werde ich das natürlich hier posten.
Gruß
Stefan
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Odin, Wednesday, 09.10.2002, 15:53 (vor 8464 Tagen) @ Stefan G.
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Stefan G. am 09. Oktober 2002 11:29:31:
Ich denke, daß ist wohl der übliche maschinell generierte Standardbrief, der hier formuliert wurde. Es sind immer dieselben Floskeln.
Da bin ich anderer Meinung: Gerade DAS hat mich beim lesen erstaunt, daß es eben KEIN Standardbrief war, sondern daß sich da wirklich jemand hingesetzt hat, auf das Schreiben von Meckermax eingegangen ist und eine - noch dazu sehr lange - Antwort darauf verfaßt hat.
Mag man anderer Meinung sein, aber der Kerl hat anscheinend wirklich nachgedacht!
Odin
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Stefan G., Wednesday, 09.10.2002, 19:05 (vor 8464 Tagen) @ Odin
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Odin am 09. Oktober 2002 12:53:37:
Ich denke, daß ist wohl der übliche maschinell generierte Standardbrief, der hier formuliert wurde. Es sind immer dieselben Floskeln.
Da bin ich anderer Meinung: Gerade DAS hat mich beim lesen erstaunt, daß es eben KEIN Standardbrief war, sondern daß sich da wirklich jemand hingesetzt hat, auf das Schreiben von Meckermax eingegangen ist und eine - noch dazu sehr lange - Antwort darauf verfaßt hat.
Mag man anderer Meinung sein, aber der Kerl hat anscheinend wirklich nachgedacht!
Odin
Naja gut, der Brief war sicher nicht vollständig maschinell erstellt, aber es war ein Copy-and-Paste-Brief. Ich kenne das, weil ich mal einen Brief an das Verteidigungsministerium zum Thema "Männerwehrpflicht" geschrieben habe.
Die mail wird von einer zentralen Stelle entgegengenommen und dann an das entsprechende Referat verteilt. Dort gibt es offenbar fertige Textbausteine, die nur noch eingesetzt und etwas abgeändert werden. Ich merkte das, da der Antwortbrief stellenweise an meiner Frage vollkommen vorbeiging oder auf bestimmte Argumente meinerseits gar nicht reagierte - insgesamt also nicht sehr hilfeich war, außerdem war er an verschiedenen Stellen extrem bürokratisch formuliert und so redet kein normaler Mensch. Nur in zwei oder drei Sätzen merkte ich, daß dort eine individuelle Stellungnahme eingefügt wurde.
Ich glaube, richtig ernst genommen werden diese Briefe erst, wenn sie von Vertretern größerer Organisationen oder Gruppen stammen.
Aber interessant war die Antwort auf Meckermaxens Brief durchaus.
Gruß
Stefan
Veröffentlichen von E-Mails
Jörg , Wednesday, 09.10.2002, 16:20 (vor 8464 Tagen) @ Meckermax
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Meckermax am 09. Oktober 2002 10:37:42:
Hallo,
wie einige von Euch bereits bemerkt haben werden, habe ich diesen Beitrag
im Gegensatz zu meinen bisherigen Gepflogenheiten im Nachhinein editiert
(d. h. konkret: ich habe den Namen der Verfasserin der E-Mail entfernt).
Damit versuche ich dem von mir vermuteten Interesse der Leserschaft an der
E-Mail auf der einen Seite und dem Persönlichkeitsschutz der Verfasserin
der E-Mail auf der anderen Seite Rechnung zu tragen.
Die Parsimony-Regeln, die auch für mich gelten, legen fest, daß das Posten
von E-Mails normalerweise nicht erlaubt ist.
Ausnahmen können nur dann gemacht werden, wenn a) entweder das Einverständ-
nis des Verfassers der E-Mail vorliegt oder b) die E-Mail einen institutionellen (quasi-
öffentlichen) Charakter hat. Aber auch im Falle b) sollte die E-Mail soweit
wie möglich anonymisiert werden.
Bitte macht Euch bewußt, daß das Veröffentlichen von E-Mails immer eine
Gratwanderung darstellt.
Nur zur Vorsorge: Sollten hier irgendwann auch einmal E-Mails mit rein
privatem Charakter auftauchen, werden sie garantiert gelöscht werden.
Gruß, Jörg
Re: Veröffentlichen von E-Mails
Meckermax, Wednesday, 09.10.2002, 17:12 (vor 8464 Tagen) @ Jörg
Als Antwort auf: Veröffentlichen von E-Mails von Jörg am 09. Oktober 2002 13:20:38:
Jep
Sorry, daran hab ich nicht gedacht. Die Mail ist jedenfalls echt.
In diesem Fall ein Fehler meinerseits. Soll nicht wieder vorkommen.
Ansonsten aber dennoch sehr aufschlußreich, oder?
Re: Veröffentlichen von E-Mails
Manfred, Thursday, 10.10.2002, 01:04 (vor 8464 Tagen) @ Jörg
Als Antwort auf: Veröffentlichen von E-Mails von Jörg am 09. Oktober 2002 13:20:38:
Hallo,
wie ich schonmal gesagt habe, bin ich ein wehementer Verfechter der Anonymität im Internet. Das bezieht sich aber insbesondere auf die Äusserung persönlicher Ansichten, private Dinge oder Mitteilungen die geeignet wären Reaktionen zu verursachen, die dem Verfasser Nachteile einbringen könnten.
Es bezieht sich aber nicht auf die Äusserung von Personen die die Haltung einer öffentlichen Stelle oder gar der Regierung beschreiben.
Immerhin ist ja der Inhalt eines solchen Schreibens von eben dieser öffentlich bediensteten Person auch beruflich verfasst worden und soll eine öffentliche Haltung bekunden.
...und dem Persönlichkeitsschutz der Verfasserin der E-Mail auf der anderen Seite Rechnung zu tragen...
Ich glaube nicht daß die Verfasserin (aus oben genannten Gründen) ein Recht auf Persönlichkeitsschutz hat. Weder rechtlich noch moralisch.
Das bedeutet jetzt aber nicht, daß ich gegen die Löschung des Namens der Absenderin in diesem Fall was habe. Schon deswegen nicht, um den Bedingungen von Parsimony zu genügen. Ich halte nur die prinzipiellen Unterschiede für erwähnenswert wo Privatsphäre und Anonymität zu wahren sind und wo nicht.
Gruß
Manfred
Re: Lachhaft... wie immer...
XRay, Wednesday, 09.10.2002, 21:59 (vor 8464 Tagen) @ Meckermax
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Meckermax am 09. Oktober 2002 10:37:42:
"Gender Mainstreaming verpflichtet somit jeden, der an
der Gestaltung politischer Konzepte und Maßnahmen beteiligt ist, sich an den tatsächlichen Bedürfnissen von Frauen und Männern zu orientieren"
...schreibt man, zeigt aber gleichzeitig, daß nur die Bedürfnisse und Sichtweisen von Frauen Relevanz haben. Insofern ist der ganze Quatsch ganz offensichtlich ein alter Schuh mit neuem Etikett....
Re: Lachhaft... wie immer...
Meckermax, Wednesday, 09.10.2002, 23:41 (vor 8464 Tagen) @ XRay
Als Antwort auf: Re: Lachhaft... wie immer... von XRay am 09. Oktober 2002 18:59:59:
"Gender Mainstreaming verpflichtet somit jeden, der an
der Gestaltung politischer Konzepte und Maßnahmen beteiligt ist, sich an den tatsächlichen Bedürfnissen von Frauen und Männern zu orientieren"
...schreibt man, zeigt aber gleichzeitig, daß nur die Bedürfnisse und Sichtweisen von Frauen Relevanz haben. Insofern ist der ganze Quatsch ganz offensichtlich ein alter Schuh mit neuem Etikett....<<
Richtig!
Aber dennoch betrifft es einen ziemlichen Teil der Bevölkerung direkt.
Die einen agieren unter einem Deckmantel ihre Machtansprüche aus, während sie gleichzeitig den anderen Teil der Bevölkerung damit einschränken.
Nur das es diesmal eine weltweite Bewegung zu sein scheint, welche sich unter den Deckmantel "Gender......." zusammen findet.
Versuch mal den Begriff in einer Suchmaschine. Das sollte zu denken geben....
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Beatrix, Thursday, 10.10.2002, 03:55 (vor 8463 Tagen) @ Meckermax
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Meckermax am 09. Oktober 2002 10:37:42:
Da das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wie der Name schon sagt, eben auch für Männer - als Jungen, als Familienväter und als Ältere - zuständig ist, hatte die Bundesregierung deshalb bei
Amtsantritt die Abteilung "Frauenpolitik" in die Abteilung "Gleichstellung"
umgewandelt.
Dann müßte das Ministerium auch sinnigerweise in Zukunft "Bundesministerium für Familie, Senioren, Jugend und Gleichstellung" heißen.
Übrigens ist das BMFSFJ auch für die Zivildienstleistenden zuständig, ohne daß diese im Titel des Ministeriums namentlich erwähnt werden.
Unbestritten bleibt jedoch, dass es in der Regel noch immer die Frauen sind, die in unserer Gesellschaft benachteiligt sind:
* Frauen verdienen durchschnittlich nur 70 % des Einkommens der Männer
* nur 11 % der abhängig beschäftigten Frauen sind in
Führungspositionen, Männer sind fast doppelt so häufig als solche dort zu
finden
* Frauen sind besonders stark von der mangelhaften Vereinbarkeit von
Familie und Beruf betroffen und weisen häufig unterbrochene
Erwerbsbiographien auf, die sich im Alter in geringeren Renten
niederschlagen
Ich frage mich, in wieweit kinderlose Frauen von dieser Benachteiligung betroffen sind. Verdienen sie auch weniger und haben sie automatisch geringere Karrierechancen, wenn sie Singles sind, einfach weil sie ja potentielle Mütter sind und man stets befürchtet, sie könnten ja doch noch irgendwann schwanger werden und dann jahrelang ausfallen?
Wenn das heutzutage weniger als bisher der Fall sein sollte, dann wären eigentlich in erster Linie solche Frauen von Benachteiligung betroffen, die KInder haben. Also die Mütter. Und die sind in dem Wort "Familie" genauso mit enthalten wie die Väter.
Meine nächste Frage ist die folgende: Durch den Namen des Ministeriums "Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend" ist lediglich eine einzige Bevölkerungsgruppe nicht berücksichtigt: die kinderlosen Männer vor dem Rentenalter, also die erwerbstätigen Singles.
Diese Gruppe wird ausgeklammert, weil sie als nicht bedürftig, weil nicht benachteiligt angesehen wird. Männliche Wesen als Jungen, als Zivis oder als alte Männer haben dagegen wieder Anspruch auf den bes. Schutz des Staates.
Man müßte also überprüfen,
1. ob es zutrifft, daß diese Bevölkerungsgruppe der erwerbstätigen männl. Singles wirklich am wenigsten benachteiligt ist (IMHO trifft das zu.)
2. in wieweit erwerbstätige weibliche Singles mehr benachteiligt sind.
3. ob diese Unterschiede eine bes. Berücksichtigung der Frauen rechtfertigt und sie also weiterhin im Titel des Ministeriums vorkommen sollten oder ob man die Frauen rausstreichen - und evtl. durch das Wort 'Gleichstellung' ergänzen sollte.
Man könnte natürlich auch auf den Vorschlag von Prof. Amendt eingehen und das Ministerium in [link=http://www.vafk.de/news/amendt090301.htm" target="blank]
"Ministerium für Generationen- und Geschlechterfragen"[/link] umbenennen.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat z.B. das Projekt "Jungenpädagogik" des Instituts für regionale Innovation und
Sozialforschung (IRIS e.V.) gefördert. Ziel dieses Projektes war es,
Geschlechterfragen in die Jugendhilfe (wieder) stärker einzubeziehen, da
sich die Jugendhilfe bislang mehr auf den Bereich der Mädchenarbeit
verlagerte. Mit dem Projekt wurde die pädagogische Arbeit mit Jungen
reflektiert, weiterentwickelt und stabilisiert. Ein weiteres Projekt war die bundesweite Kommunikationsoffensive "Mehr Spielraum für Väter". Diese wurde ebenfalls durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend initiiert, um für ein neues Leitbild von Männern und Vätern in der Gesellschaft zu werben.
Also über das Projekt "Jungenpädagogik" hatte ich bisher nichts gehört. Das ist ja sehr erfreulich, daß in der Richtung schon mal was gelaufen ist. Da wüßte ich gerne Näheres drüber.
Daß die Väterkampagne nicht das gebracht hat, was sich viele davon versprochen haben, liegt nicht am Ministerium allein, sondern auch sehr stark an der deutschen Wirtschaft und den (männlichen) Führungsetagen, die oft einfach noch keine Antenne für die Anliegen moderner Väter haben.
Kürzlich habe ich übrigens ein Interview von Angela Merkel durch Walter Hollstein gelesen, aus der Zeit, als sie noch Familienministerin war, so etwa 1992, und da hat schon Frau Merkel die gleichen Forderungen an die Wirtschaft nach besserer Vereinbarkeit von Arbeit und Vaterschaft gestellt wie zuletzt Frau Bergmann.Die Idee ist also schon alt, aber in den Köpfen vieler Personalchefs und Firmenchefs trotzdem noch nicht angekommen.
Ihrem Wunsch nach einer stärkeren Vertretung von Männerinteressen ist mit diesen und anderen Projekten sowie mit der oben beschriebenen Einrichtung einer Gleichstellungsabteilung für Männer und Frauen in diesem
Bundesministerium also bereits entsprochen worden.
Die Gleichstellungsabteilung ist bisher mehr theoretisch als praktisch auch für Männerinteressen zuständig. Das liegt aber in erster Linie an den Männern selber. Je mehr Männer im Zeichen von "Gender Mainstreaming" die Berücksichtigung männerspezifischer Interessen einfordern, umso eher werden diese Anliegen auch berücksichtigt. Von nichts kommt nichts. Nur welche Männer, die im BMFSFJ arbeiten und somit an der Quelle sitzen, machen dann bisher den Mund auf? Kennt ihr irgendwelche Männer, die sich dort für Männerbelange einsetzen? Wenn nicht, wie kriegt man sie in die entscheidenden Positionen rein?
Ihr seht, ich habe weit mehr Fragen als Antworten.
ciao
Beatrix
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Meckermax, Thursday, 10.10.2002, 15:57 (vor 8463 Tagen) @ Beatrix
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Beatrix am 10. Oktober 2002 00:55:31:
Ihr seht, ich habe weit mehr Fragen als Antworten.
ciao
Beatrix
Hallöle Beatrix
Ich finde es wirklich gut, das du diese Mail derart auseinander nimmst. Der direkte Weg währe, das ganze per Mail an eben jenes Ministerium zu senden. Ich habe die nächste fertig und werde die noch mal löchern. Dieser Gender-Mist geht mir ziemlich quer dabei. Hier ein Auszug, wie es dazu gekommen ist. Hab den von einer anderen Webseite kopiert:
Gender Mainstreaming ist in der Bundesrepublik Deutschland durch die Politik der Europäischen Union bekannt geworden. Seine Wurzeln liegen jedoch in der weltweiten Frauenbewegung und deren enttäuschenden Erfahrungen mit der Durchsetzung von Forderungen an die Regierungen. Die Frauen hatten feststellen müssen, daß sich über Jahrzehnte hinweg die Lage der Frauen weltweit kaum verbesserte. Diese Erfahrungen führten zur Diskussion über wirksamere Strategien. Die Frauen wollten aus der Position der Bittstellerin an die Regierungen herauskommen. 1995 auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Bejing erhielt die neue Strategie ihren Namen: Das Gender Mainstreaming. Für die Weltfrauenpolitik bedeutet es, daß die Regierungen in allen Politikbereichen und in jedem Falle nachprüfen, welche Auswirkungen jede ihrer Fachpolitik für die Situation der Frauen hat und in welcher Weise geplante Maßnahmen die spezifischen Lebenssituationen von Frauen verbessern.<<
Also unterm Strich wieder nur pro Frauen und contra Männer. Wohin sind wir mit diesem ganzen Vergleichgetue (siehe Schweden, Finnland, USA ect.pp) nur gekommen? Vor allem, wenn man sich die Akteurinnen dieser Bewegungen mal etwas genauer anschaut, taucht automatisch die Frage auf, ob die jemals so etwas wie ein Beziehung gehabt haben? Manche davon könnten Stargäste im Gruselkabinet oder in sonstigen Horrorschows sein. Dennoch, die haben da was zu melden...wieso auch immer.
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Beatrix, Thursday, 10.10.2002, 16:34 (vor 8463 Tagen) @ Meckermax
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Meckermax am 10. Oktober 2002 12:57:20:
>Dieser ganze Gender-Mist geht mir ziemlich quer dabei. Hier ein Auszug, wie es dazu gekommen ist. Hab den von einer anderen Webseite kopiert:
Gender Mainstreaming ist in der Bundesrepublik Deutschland durch die Politik der Europäischen Union bekannt geworden. Seine Wurzeln liegen jedoch in der weltweiten Frauenbewegung und deren enttäuschenden Erfahrungen mit der Durchsetzung von Forderungen an die Regierungen. Die Frauen hatten feststellen müssen, daß sich über Jahrzehnte hinweg die Lage der Frauen weltweit kaum verbesserte. Diese Erfahrungen führten zur Diskussion über wirksamere Strategien. .....
Also unterm Strich wieder nur pro Frauen und contra Männer.
Nun, wenn sich die Situation der Frauen weltweit kaum verbessert hat, dann ist es doch nur sinnvoll, neue Wege zu gehen, um endlich diese dringend notwendigen Veränderungen zu bewirken. Auf Deutschland und Westeuropa trifft das allerdings nicht direkt zu, dort hat sich die Situation von Frauen zum Glück merklich verbessert.
Aber Deine Beobachtung enthält einen Denkfehler:
Waru um alles in der Welt sollte "pro-Frau" gleich automatisch "contra-Mann" bedeuten?
Es ist eigentlich unerheblich, aus welchen Motiven heraus Gender Mainstreaming erfunden wurde. Entscheidend ist, daß es für beide Geschlechter gilt. Wenn grundsätzlich in allen Bereichen der Genderaspekt näher betrachtet werden soll, dann müssen Männerinteressen genauso stark berücksichtigt werden wie Fraueninteressen. Es liegt an den Männern, darauf zu achten, daß nicht nur einseitig auf die Belange von Frauen geschaut wird, sondern daß es eine ausgewogene und gerechte Untersuchung gibt und daß aufgrund der Analyseergebnisse auch ausgewogene und gerechte Folgeentscheidungen getroffen werden.
Vor allem, wenn man sich die Akteurinnen dieser Bewegungen mal etwas genauer anschaut, taucht automatisch die Frage auf, ob die jemals so etwas wie ein Beziehung gehabt haben? Manche davon könnten Stargäste im Gruselkabinet ...
Das Aussehen ist völlig unerheblich. Jobs in der Politik werden nicht nach Schönheit, sondern sollten nach Fachkompetenz vergeben werden. Politik ist nicht Showbusiness, - auch wenns im Wahlkampf streckenweise zu aussah. Das ist eine falsche Entwicklung.
ciao
Beatrix
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Meckermax, Thursday, 10.10.2002, 23:16 (vor 8463 Tagen) @ Beatrix
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Beatrix am 10. Oktober 2002 13:34:05:
Das Aussehen ist völlig unerheblich. Jobs in der Politik werden nicht nach Schönheit, sondern sollten nach Fachkompetenz vergeben werden. Politik ist nicht Showbusiness, - auch wenns im Wahlkampf streckenweise zu aussah. Das ist eine falsche Entwicklung.<
Hi Beatrix
Jau, hast ja recht damit. Ein schnöder Schelm, der schlechtes dabei denkt. Aber es ist mir halt aufgefallen, das (ich sag mal....) hübsche Frauen dort kaum zu finden sind, je nachdem wo man die Messlatte anlegen soll. Aber egal, ich denke mir eben, das die meisten dieser Femiemanzen Überbleibsel der 68er sind. Und dann dürfen die das eben (verschmitzt grins
) ); Soviel zur Optik
Fachkompetenz:
Da frag ich mich des öfteren, wo die denn her kommen soll? Bei vielen Entscheidungen und Gesetzesvorlagen vermisse ich genau diese Fachkompetenz, die sich mögliche Auswirkungen auf die breite Masse vorzustellen vermag. Da scheint vieles einfach in die Welt geworfen zu werden, weil irgendjemand grade meint, das es gut sei. Aber wie so oft, werden dererlei Dinge zwar mit Pauken und Trompeten unters Volk gebracht, jedoch beim Versagen meist stillschweigend in den Urzustand zurück versetzt. Und wer kann schon mit Fachkompetenz trotzen, ausser vielleicht manche der Altvorderen?
Gruß vom
Meckermax
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
XRay, Friday, 11.10.2002, 00:43 (vor 8463 Tagen) @ Beatrix
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Beatrix am 10. Oktober 2002 13:34:05:
Es ist eigentlich unerheblich, aus welchen Motiven heraus Gender Mainstreaming erfunden wurde. Entscheidend ist, daß es für beide Geschlechter gilt. Wenn grundsätzlich in allen Bereichen der Genderaspekt näher betrachtet werden soll, dann müssen Männerinteressen genauso stark berücksichtigt werden wie Fraueninteressen. Es liegt an den Männern, darauf zu achten, daß nicht nur einseitig auf die Belange von Frauen geschaut wird, sondern daß es eine ausgewogene und gerechte Untersuchung gibt und daß aufgrund der Analyseergebnisse auch ausgewogene und gerechte Folgeentscheidungen getroffen werden.
--
....I'd say it's not that easy..
Es ist schon erheblich, aus welchen Motiven heraus etwas erfunden wurde.
Insbesondere dann, wenn es wie hier nur darum geht das tatsächlich Motiv zu verschleiern...
... Schau dir doch die Argumentation mal an...
... Frauen seien es, die weniger verdienen als Männer und die weniger in Führungspositionen seien, und darum seine Frauen benachteiligt... aber woher kommt denn so ein Aussage?
Ich nehme mal das Beispiel eines hart arbeitenden Chirurgen, der damit auch sehr gut verdient und dessen Ehefrau, die es nicht nötig hat zu arbeiten und deren einzige Aufgabe es ist, das Geld unter die Leute zu bringen.
Wer ist da benachteiligt?
Richtig, die Frau ist benachteiligt, denn
Der Mann hat mehr verdient. Der Mann ist in einer Führungsposition.
Kommt es nicht etwa darauf an, wer das Geld verjubeln kann?
Ein anderes Beispiel.
Ein Mann studiert, wärhend dessen die zukünftige Frau bereits in einem einfachen Lehrberuf ihre Brötchen verdient. Die beiden heiraten, nachdem der Mann schliesslich Ingenieur geworden ist, doch nach einigen Jahren Ehe kommt die Scheidung. Der Ingenieur hat also wegen seiner Tätigkeit als Führungskraft die höheren Rentansprüche in der Ehe erworben und muss diese seiner Exfrau ausgleichen und darüberhinaus noch Unterhalt zahlen. Im Rentenalter angekommen hat die Frau höhere Rentenansprüche als der Mann und der Mann hat in Summe weniger für sich gehabt als die Frau.
Wer ist benachteiligt?
Wieder Richtig, die Frau, denn...
der Mann verdient mehr und er ist in einer Führungsposition....
Oder?
Beispiele gibt es genug.
Solange gerade vom Feministerium (BMFSFJ) Untersuchungen schon mit dem Ziel gemacht werden, daß das Ergebnis eine Benachteiligung von Frauen zeigt, müssen wir uns über das darüber hängende Etikett nicht unterhalten.
Aus meiner Sicht wird das Bild das ich vom Feministerium (BMFSFJ) habe dadurch nurnoch abgerundet, dass frau dort auch für die Verwaltung von männlichen Sklaven (Ersatzdienstleistende) zuständig ist.......
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Beatrix, Saturday, 12.10.2002, 04:41 (vor 8461 Tagen) @ XRay
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von XRay am 10. Oktober 2002 21:43:09:
Hallo X-Ray!
Daß ich den Tag noch erleben darf! 
Ich freu mich über einen Beitrag von Dir, mit dem ich was anfangen kann.
... Schau dir doch die Argumentation mal an...
... Frauen seien es, die weniger verdienen als Männer und die weniger in Führungspositionen seien, und darum seine Frauen benachteiligt... aber woher kommt denn so ein Aussage?
Ich nehme mal das Beispiel eines hart arbeitenden Chirurgen, der damit auch sehr gut verdient und dessen Ehefrau, die es nicht nötig hat zu arbeiten und deren einzige Aufgabe es ist, das Geld unter die Leute zu bringen.
Wer ist da benachteiligt?
Richtig, die Frau ist benachteiligt, denn
Der Mann hat mehr verdient. Der Mann ist in einer Führungsposition.
Kommt es nicht etwa darauf an, wer das Geld verjubeln kann?
Diese Sichtweise muß man aber den Leuten, die sich auf die obige Argumentation versteift haben, erst mal nahe bringen.
Klar geht es der Frau materiell gesehen nicht schlechter, sodnern womöglich sogar besser als ihrem Mann, der womöglich durch den ganzen Streß vorzeitig das Zeitliche segnet..
Die Benachteiligung liegt aber in der fehlenden Entscheidungsfreiheit und der fehlenden Chancengleichheit. Eine Frau kann heutzutage eben nicht Chirurgin werden und gleichzeitig eine Familie haben. Entweder oder. Aber nicht sowohl als auch.
Die Männer können durchaus eine Führungsposition innehaben und gleichzeitig Frau und Kinder haben. Nur haben sie dann weniger von der Familie, sehen sie vielleicht nur am Abend und in den Ferien etwas intensiver, während Frau und Kinder ansonsten ein eigenes Leben leben.
Einer Frau würde diese Konstellation wahrscheinlich nicht reichen. Frauen setzen andere Prioritäten. Sie wollen sowohl interessante und verantwortungsvolle und schöpferische Berufe ausfüllen können als auch die Entwicklung ihrer Kinder mitverfolgen, eine erfüllende Partnerschaft haben und Zeit für sich haben. Eben von allem ein bißchen. Wir sind da wahrscheinlich etwas anspruchsvoller als die Männer.
Und obwohl es durchaus machbar wäre, all diese Wünsche zu realisieren - durch partnerschaftliche Teilung der Aufgaben, durch familiengerechte Teilzeitarbeit, durch zusätzliche qualifizierte Kinderbetreuung während der Berufstätigkeit der Eltern - wird all dies bisher eher hintertrieben als gefördert. Man will den Frauen nicht zugestehen, daß sie die Lebensprioritäten anders setzen. Und den Männern, die bereits "aufgewacht" sind und die nun ihre Prioritäten ebenfalls anders setzen möchten, fällt man ebenfalls gesellschaftlich in den Rücken. Alles soll sich an altertümlichen und schädlichen Lebensmodellen - besonders an der traditionellen Arbeitsteilung mit einmal ununterbrochener Erwerbsbiographie plus einmal Vollzeithausfrau - orientieren, egal ob das Sinn macht oder nicht.
Ein anderes Beispiel.
...Der Ingenieur hat also wegen seiner Tätigkeit als Führungskraft die höheren Rentansprüche in der Ehe erworben und muss diese seiner Exfrau ausgleichen und darüberhinaus noch Unterhalt zahlen. Im Rentenalter angekommen hat die Frau höhere Rentenansprüche als der Mann und der Mann hat in Summe weniger für sich gehabt als die Frau.
Das glaube ich nicht, daß die Frau höhere Rentenansprüche hat. Bitte belege diese Behauptung.
Es gibt in der Tat etliche gutbetuchte Seniorinnen mit hoher Rente, aber die wenigen überlebenden Senioren haben im Schnitt eine wesentlich höhere Rente. Dagegen ist AFAIK die Zahl der Sozialhilfeempfängerinnen bei Rentnerinnen hoch, ebenso wie die Zahl der alleinerziehenden Mütter.
Solange gerade vom Feministerium (BMFSFJ) Untersuchungen schon mit dem Ziel gemacht werden, daß das Ergebnis eine Benachteiligung von Frauen zeigt, müssen wir uns über das darüber hängende Etikett nicht unterhalten.
Stimmt. Man müßte drüber diskutieren, was denn überhaupt Benachteiligung ist. Ist es nur die materielle Seite? Ich finde andere Faktoren auch wichtig. Es sieht derzeit so aus, als würden Männer und Frauen unter Benachteiligung z.T. ganz verschiedene Dinge verstehen.
Es gibt da wohl keine einheitliche Definition.
Aus meiner Sicht wird das Bild das ich vom Feministerium (BMFSFJ) habe dadurch nurnoch abgerundet, dass frau dort auch für die Verwaltung von männlichen Sklaven (Ersatzdienstleistende) zuständig ist.......
In welchem Ministerium wären die denn besser untergebracht IYO?
ciao
Beatrix
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Maesi, Sunday, 13.10.2002, 23:26 (vor 8460 Tagen) @ Beatrix
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Beatrix am 12. Oktober 2002 01:41:40:
Hallo Beatrix
[...]
Die Benachteiligung liegt aber in der fehlenden Entscheidungsfreiheit und der fehlenden Chancengleichheit. Eine Frau kann heutzutage eben nicht Chirurgin werden und gleichzeitig eine Familie haben. Entweder oder. Aber nicht sowohl als auch.
Natuerlich kann eine Frau das auch; weshalb sollte eine Frau heutzutage nicht Chrirurgin werden und gleichzeitig eine Familie haben koennen? Die Frage ist dann jedoch: wieviel hat sie als Chirurgin von ihrer Familie? Wahrscheinlich hat sie dasselbe Problem, wie viele Maenner auch, die Karriere gemacht haben: das Familienleben kommt zu kurz.
Die Männer können durchaus eine Führungsposition innehaben und gleichzeitig Frau und Kinder haben. Nur haben sie dann weniger von der Familie, sehen sie vielleicht nur am Abend und in den Ferien etwas intensiver, während Frau und Kinder ansonsten ein eigenes Leben leben.
Eben. Auch ein Mann muss sich ein Stueck weit zwischen Familie und Karriere entscheiden. Somit sehe ich hier kaum einen Chancenvorteil fuer Maenner.
Einer Frau würde diese Konstellation wahrscheinlich nicht reichen. Frauen setzen andere Prioritäten. Sie wollen sowohl interessante und verantwortungsvolle und schöpferische Berufe ausfüllen können als auch die Entwicklung ihrer Kinder mitverfolgen, eine erfüllende Partnerschaft haben und Zeit für sich haben. Eben von allem ein bißchen. Wir sind da wahrscheinlich etwas anspruchsvoller als die Männer.
Ah, jetzt kommen wir auf den Kern der Sache. Nach Deiner Aussage wollen Frauen gar nicht dasselbe wie Maenner. Sie wollen Karriere machen UND ein erfuelltes Familienleben haben. Waehrend die weniger 'anspruchsvollen' Maenner sich offenbar tendenziell eher mit einer Karriere zulasten des Familienlebens begnuegen. Fragt sich bloss, wie der Staat das mittels Gesetzen garantieren soll.
Und obwohl es durchaus machbar wäre, all diese Wünsche zu realisieren - durch partnerschaftliche Teilung der Aufgaben, durch familiengerechte Teilzeitarbeit, durch zusätzliche qualifizierte Kinderbetreuung während der Berufstätigkeit der Eltern - wird all dies bisher eher hintertrieben als gefördert.
Ich weiss nicht genau, was Du fuer Vorstellungen hast ueber Karrierejobs. Aber Fuehrungsfunktionen in Teilzeitarbeit sind aeusserst selten. Ich kenne keinen einzigen Chef, der in Teilzeit angestellt ist. Aber alle Chefs, die ich kenne, nehmen bisweilen (oder auch oefters) mal uebers Wochenende zusaetzliche Arbeit zur Erledigung nach Hause, was dann aber wieder zulasten des Familienlebens geht. Dort wo ich arbeite, wird von Kaderpersonen verlangt, dass sie eine bestimmte Anzahl von Stunden pro Jahr zusaetzlich leisten muessen, ohne dass eine entsprechende Abgeltung (z.B. als Ueberstunden) erfolgt. Das ist die Realitaet, liebe Beatrix.
Man will den Frauen nicht zugestehen, daß sie die Lebensprioritäten anders setzen. Und den Männern, die bereits "aufgewacht" sind und die nun ihre Prioritäten ebenfalls anders setzen möchten, fällt man ebenfalls gesellschaftlich in den Rücken. Alles soll sich an altertümlichen und schädlichen Lebensmodellen - besonders an der traditionellen Arbeitsteilung mit einmal ununterbrochener Erwerbsbiographie plus einmal Vollzeithausfrau - orientieren, egal ob das Sinn macht oder nicht.
Niemand hindert irgendwen daran, die Lebensprioritaeten anders zu setzen. Du moechtest jedoch den Fuenfer und das Weggli (wie wir in der Schweiz zu sagen pflegen). Du moechtest eine Karriere und ein starkes Engagement in der Familie gleichzeitig. Oftmals besteht aber gerade zwischen diesen beiden Bereichen ein erheblicher Zielkonflikt.
Ich werde hier mal ein Beispiel aufzeigen, wie es in der Praxis vorkommen koennte:
Mueller-eins und Mueller-zwo sind beide Leiter je eines Teams in der Marketingabteilung eines multinationalen Unternehmens mit Hauptsitz in London; beide haben in etwa die gleiche Qualifikation und beiden ist ihre Karriere wichtig.
Der Chef kommt an einem Freitag nachmittag zu Mueller-eins und fragt: 'Mueller-eins, ich muss bis spaetestens naechsten Montag 16.00 Uhr z.Hd. des Controllings den monatlichen Finanzbericht unserer Abteilung zusammenstellen. Leider muss ich morgen nach Wien fliegen, um mit einem potentiellen Kunden zu verhandeln und komme erst am Montag abend zurueck. Koennten bitte Sie den Bericht fuer mich erstellen? Heute abend kann ich Ihnen noch zeigen, wie Sie vorgehen muessen.' Antwort von Mueller-eins: 'Tut mir leid, Chef, aber dieses Wochenende habe ich den Kindern versprochen, in den Zoo zu gehen. Und heute abend muss ich die Kinder vom Hort abholen, weil mein Lebensabschnittspartner mitten in der monatlichen Inventur steckt und keine Zeit dazu hat.' Chef: 'OK, Mueller-eins, dann frage ich eben Mueller-zwo'. Mueller-zwo hat selbstverstaendlich Zeit, den Bericht zu schreiben und er hat auch kein Problem damit, an einem Freitag bis 19.00 Uhr von seinem Chef ueber die Erstellung des Berichts instruiert zu werden.
Der Chef kommt eines Tages zu Mueller-eins und fragt: 'Mueller-eins, in drei Monaten findet in Birmingham ein zweiwoechiges Seminar ueber "Neue Marketingstrategien" statt. Unser Mutterhaus in London hat angeordnet, dass aus jeder Marketingabteilung der zehn Rayons in Europa je zwei Personen daran teilnehmen sollen. Haben Sie Lust mich zu begleiten?' Mueller-eins: 'Tut mir furchtbar leid, Chef. Aber zwei Wochen kann ich unmoeglich von zu Hause wegbleiben'. Chef: 'OK, dann frage ich Mueller-zwo.' Selbstverstaendlich hat Mueller-zwo Zeit fuer dieses Seminar. Er verbessert dadurch seine Qualifikation gegenueber von Mueller-eins und kann obendrein Kontakte zu wichtigen Leuten des Londoner Mutterhauses sowie der restlichen europaeischen Rayons knuepfen.
Der Chef kommt zwei Monate nach dem Seminar in Birmingham zu Mueller-zwo und macht ihm folgendes Angebot: 'Mueller-zwo, wie Sie wissen, strebt unser Unternehmen in den USA eine staerkere Marktposition an. Das Marketing fuer die Staaten wird deshalb in Zukunft nicht mehr von London aus geleitet, sondern es wird ein neues Team gebildet, welches von New York aus direkt fuer das Marketing in den USA und Kanada verantwortlich sein wird. Sie sind dem Marketingleiter USA im Seminar in Birmingham positiv aufgefallen, und er haette Sie gerne als Assistenten dabei. Haetten Sie Lust fuer ein halbes Jahr in New York am Aufbau des neuen Marketingteams mitzuwirken?' Natuerlich ist Mueller-zwo bereit fuer diese neue Herausforderung. Nach zwei Jahren harter Arbeit mit nur wenig Freizeit hat er es geschafft: Er ist Marketingleiter fuer die Westkueste, den Mittleren Westen und British Columbia. Mueller-eins wurde gar nicht mehr erst gefragt, denn er waere mit seiner Familie offensichtlich zu unflexibel gewesen, die Aufgabe in den USA zu uebernehmen.
Diese kleine Geschichte soll aufzeigen, dass jemand der nahezu frei ueber seine Zeit verfuegen kann, einen nicht zu unterschaetzenden Chancenvorteil hat gegenueber jemandem, der zeitlich stark gebunden ist. Jemand, der der Karriere hoehere Prioritaet einraeumt als der Familie (ja vielleicht sogar noch Single oder nur lose gebunden ist), wird tendenziell eher Karriere machen koennen, als jemand der stark in der Familie engagiert ist. Flexibilitaet (sowohl zeitliche als auch raeumliche) ist heute ein Muss fuer karrierebewusste Menschen.
Gruss
Maesi
Karrieredenken
Beatrix, Monday, 14.10.2002, 01:32 (vor 8459 Tagen) @ Maesi
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Maesi am 13. Oktober 2002 20:26:55:
Hallo Maesi!
Die Benachteiligung liegt aber in der fehlenden Entscheidungsfreiheit und der fehlenden Chancengleichheit. Eine Frau kann heutzutage eben nicht Chirurgin werden und gleichzeitig eine Familie haben. Entweder oder. Aber nicht sowohl als auch.
Natuerlich kann eine Frau das auch; weshalb sollte eine Frau heutzutage nicht Chrirurgin werden und gleichzeitig eine Familie haben koennen? Die Frage ist dann jedoch: wieviel hat sie als Chirurgin von ihrer Familie? Wahrscheinlich hat sie dasselbe Problem, wie viele Maenner auch, die Karriere gemacht haben: das Familienleben kommt zu kurz.
Eben drum. Und deshalb kann eine Frau eben nicht gleichzeitig Chirurgin sein und Familie haben. Weil (hoffentlich) keine Frau so verrückt ist und die derzeitigen familienfeindlichen Arbeitszeiten für Chirurginnen akzeptiert. Sie wird sich also entscheiden müssen: Entweder ist ihr der Beruf so wichtig, daß sie die unmöglichen Arbeitsbedingungen in Kauf nimmt, dann wird sie aber auf Familie verzichten und kinderlos bleiben.
Außerdem wird sie kaum einen Partner finden, der dann eben alleine Haushalt und Kidner versorgt und auf eine eigene Karriere verzichtet. Selbst wenn sie sich also auf eine so familienfeindliche Lebensweise einliße, hätte sie kaum die Chance, unter diesen Umständen eine Familie zu gründen.
Den "Mann an ihrer Seite" gibt es nicht.
Oder ihr ist ein Familienleben wichtiger, dann wird sie eben einen anderen Beruf ergreifen.
Warum Männer so verrückt sind und aufreibende zeitintensive Jobs ausfüllen, obwohl sie dadurch weder ein richtiges Privatleben haben noch Zeit für eine Familie, das hab ich noch nie richtig begriffen.
Auch ein Mann muss sich ein Stueck weit zwischen Familie und Karriere entscheiden. Somit sehe ich hier kaum einen Chancenvorteil fuer Maenner.
Natürlich muß sich ein Mann ebenso entscheiden. Aber verrückterweise entscheidet er sich eher für die Karriere als für eine ausgewogene Mischung aus Beruf und Privatleben. Die Benachteiligung liegt IMHO darin, daß in der Wirtschaft, auf dem Arbeitsmarkt aber genau diese Verrückten gefordert werden, die sich für ihren Job aufreiben. Wenn Männer nicht immer noch diese menschenfeindlichen Arbeitsbedingungen akzeptieren würden, wären sie ja vielleicht schon abgeschafft. Aber jeder Karrieremann, der bis zum ersten Herzinfarkt oder Bandscheibenvorfall nur mit seiner Firma verheiratet ist, fällt praktisch den Menschen mit anderen Prioritäten, sprich der großen Mehrheit der Frauen und einer Minderheit der Männer, durch sein Verhalten in den Rücken.
Ah, jetzt kommen wir auf den Kern der Sache. Nach Deiner Aussage wollen Frauen gar nicht dasselbe wie Maenner. Sie wollen Karriere machen UND ein erfuelltes Familienleben haben. Waehrend die weniger 'anspruchsvollen' Maenner sich offenbar tendenziell eher mit einer Karriere zulasten des Familienlebens begnuegen. Fragt sich bloss, wie der Staat das mittels Gesetzen garantieren soll.
Ganz einfach: indem er die Wirtschaft veranlaßt, Arbeitsplätze so zuzuschneiden, daß sie familienfreundlich sind. Wer trotzdem mehr arbeiten will, kann ja einen zusätzlichen Job annehmen oder sich selbstständig machen.
Und obwohl es durchaus machbar wäre, all diese Wünsche zu realisieren - durch partnerschaftliche Teilung der Aufgaben, durch familiengerechte Teilzeitarbeit, durch zusätzliche qualifizierte Kinderbetreuung während der Berufstätigkeit der Eltern - wird all dies bisher eher hintertrieben als gefördert.
Ich weiss nicht genau, was Du fuer Vorstellungen hast ueber Karrierejobs. Aber Fuehrungsfunktionen in Teilzeitarbeit sind aeusserst selten.
Na und? Was ist das für ein Argument? Nur weil es bisher selten ist, heißt das noch lange nicht, daß es nicht realisierbar ist.
Ich könnte dir massenhaft praktische Beispiele nennen, wo es längst funktioniert. In allen möglichen Branchen. In Kleinbetrieben, im Mittelstand, in großen KOnzernen.
Ich kenne keinen einzigen Chef, der in Teilzeit angestellt ist.
Es geht aber.
Aber alle Chefs, die ich kenne, nehmen bisweilen (oder auch oefters) mal uebers Wochenende zusaetzliche Arbeit zur Erledigung nach Hause, was dann aber wieder zulasten des Familienlebens geht.
Eben. Und was hat er dann davon? Nichts.
Dort wo ich arbeite, wird von Kaderpersonen verlangt, dass sie eine bestimmte Anzahl von Stunden pro Jahr zusaetzlich leisten muessen, ohne dass eine entsprechende Abgeltung (z.B. als Ueberstunden) erfolgt. Das ist die Realitaet, liebe Beatrix.
Ja, das weiß ich. Und? du läßt Dir das alles so einfach gefallen? Und die anderen Mitarbeiter auch? Warum seid ihr nicht längst auf die Barrikaden gegangen?
Weil ihr erpreßt werdet? Weil ihr sonst Angst um Eure Arbeitsplätze habt? Weil euch der Chef sonst sagt "Wenn Ihnen das nicht paßt, können sie ja gehen."?
Ich sage: man sollte sich das nicht länger gefallen lassen, sich solidarisieren, sich organisieren, gemeinsam andere Arbeitsbedingungen einfordern!
Man will den Frauen nicht zugestehen, daß sie die Lebensprioritäten anders setzen. Und den Männern, die bereits "aufgewacht" sind und die nun ihre Prioritäten ebenfalls anders setzen möchten, fällt man ebenfalls gesellschaftlich in den Rücken. Alles soll sich an altertümlichen und schädlichen Lebensmodellen - besonders an der traditionellen Arbeitsteilung mit einmal ununterbrochener Erwerbsbiographie plus einmal Vollzeithausfrau - orientieren, egal ob das Sinn macht oder nicht.
Niemand hindert irgendwen daran, die Lebensprioritaeten anders zu setzen.
Was nützt das, wenn auch andererseits kaum jemand wirtschaftlich BERÜCKSICHTIGT, daß die Mehrheit der Menschen, mit Sicherheit schon mal alle Frauen, die einen Kinderwunsch haben, schlicht und ergreifend andere Prioritäten hat?
Stell Dir vor, Du bist Chefkoch eines Nobelhotels und fast alle deine Gäste sind Vegetarier. Du aber kochst weiterhin Fleischgerichte. Würdest Du da bei Beschwerden auch argumentieren, daß ja niemand die Vegetarier zwingt, Fleisch zu essen, daß sie ja auch nur die Beilagen wählen können? Oder würdest Du Dich bei der Menuewahl nicht doch auf die Wünsche der Gäste einstellen und anfangen, Hauptgerichte nur mit Gemüse zu kochen?
Doch wohl eher letzteres.
Auf dem Arbeitsmarkt ist es dagegen so, daß ein großer Teil der Menschen inzwischen kapiert hat, daß die jetzigen Arbeitsbedinungen total ungesund sind, daß sie das Familienleben und die eigene Gesundheit ruinieren. Trotzdem verlangen viele Firmen von ihren Mitarbeitern noch mehr Flexibilität und Mobilität und Einsatz als früher. Das ist doch hirnrissig!
Warum lassen wir uns so verheizen?
Du moechtest jedoch den Fuenfer und das Weggli (wie wir in der Schweiz zu sagen pflegen). Du moechtest eine Karriere und ein starkes Engagement in der Familie gleichzeitig. Oftmals besteht aber gerade zwischen diesen beiden Bereichen ein erheblicher Zielkonflikt.
Dann muß man eben verstärkt daran arbeiten, diese beiden Ziele unter einen Hut zu bringen.
Ich werde hier mal ein Beispiel aufzeigen, wie es in der Praxis vorkommen koennte:
Mueller-eins und Mueller-zwo sind beide Leiter je eines Teams in der Marketingabteilung eines multinationalen Unternehmens mit Hauptsitz in London; beide haben in etwa die gleiche Qualifikation und beiden ist ihre Karriere wichtig.
.....Natuerlich ist Mueller-zwo bereit fuer diese neue Herausforderung. Nach zwei Jahren harter Arbeit mit nur wenig Freizeit hat er es geschafft: Er ist Marketingleiter fuer die Westkueste, den Mittleren Westen und British Columbia.
Na und? Was hat Müller-zwo jetzt davon? Wahrscheinlich ist ihm inzwischen seine Frau weggelaufen, weil er ja sowieso nie Zeit für sie und die Kinder hatte und weil sie inzwischen findet, daß sie ohne ihn besser dran ist.
Seine Kinder sind ohne ihn groß geworden, er weiß nichts über sie, sieht sie nur in den Ferien. Seine Gesundheit ist auch angegriffen, denn durch die vielen Überstunden stand er schon mehrfach vor dem Burn-out. Sein Rücken macht ihm Probleme, sein Appetit leidet, durch das viele fastfood, das er aus Zeitmangel in der Firma in seinen kurzen Pausen runtergeschlungen hat und die Schokoriegel, die ihm kurzfristig noch mal Energie bringen sollten, hat er inzwischen einiges an Übergewicht und sein Herz funktioniert nicht mehr so gut wie früher. Außerdem hat er sich seitdem unter Druck gesetzt und hetzt trotz der Überstunden noch 2-3 mal wöchentlich ins Fitnessstudio, um die Pfunde wieder loszuwerden. Denn bei seinem neuen Leitungsjob will er ja eine gute Figur machen.
Seit er viel mehr Geld verdient, hält auch seine Exfrau verstärkt die Hand auf und will für sich und die Kinder mehr Geld rausschlagen. Wenn sie sonst schon nichts von ihm hatten all die Jahre, kann er wenigstens was springen lassen. Außer Geld ist bei ihm ja sowieso nichts zu holen....
Und seine Geliebte stellt auch immer größere Forderungen an ihn, finanzielle und im Bett. Der arme Kerl kommt aus dem Leistungsdruck gar nicht mehr heraus. Und obowohl er in den letzten Jahren immer mit der Hoffnung lebte, daß nach 2 Jahren Verzicht auf Privatleben endlich die große Belohnung kommt und er dann ein besseres Leben haben wird, merkt er in dem neuen Job schnell, daß er auch in Zukunft genauso viel und so lange wird schuften müssen wie bisher.
Mueller-eins wurde gar nicht mehr erst gefragt, denn er waere mit seiner Familie offensichtlich zu unflexibel gewesen, die Aufgabe in den USA zu uebernehmen.
Na und? Dafür pflegt er seit Jahren ein interessantes Hobby und beschäftigt sich ehrenamtlich. Der Fußballverein, den er trainiert, ist kürzlich aufgestiegen. Und auch sein Sohn ist bereits in der Jugendgruppe der freiwilligen Feuerwehr. Einmal in der Woche gehen er und seine Frau mit befreundeten Ehepaaren kegeln, und die Ferien verbringen sie schon seit Jahren mit einer befreundeten Familie zusammen auf demselben tollen Campingplatz. Den Wohnwagen pflegt er gerne, außerdem hat er sich auf seine alten Tage noch mal ein neues Motorrad gekauft. Einmal im Monat macht er mit seinen besten Freunden einen Männerabend und jedes Jahr fahren er und seine Kumpels ein paar Tage zum Bergwandern nach Tirol. Er kann zwar finanziell keine so großen Sprünge machen, aber seit die Kinder zur Schule gehen, arbeitet sein Frau wieder verstärkt in ihrem Beruf. Und zusammen schaffen sie es dann doch, ihre Hobbies und ihren ganzen Lebensstil zu finanzieren.
Diese kleine Geschichte soll aufzeigen, dass jemand der nahezu frei ueber seine Zeit verfuegen kann, einen nicht zu unterschaetzenden Chancenvorteil hat gegenueber jemandem, der zeitlich stark gebunden ist. Jemand, der der Karriere hoehere Prioritaet einraeumt als der Familie (ja vielleicht sogar noch Single oder nur lose gebunden ist), wird tendenziell eher Karriere machen koennen, als jemand der stark in der Familie engagiert ist.
Und wo soll da der Vorteil sein? Ich sehe nur, daß es die Müller-zwos dieser Welt sind, die den Fortschritt aufhalten und dafür sorgen, daß die arbeitende Bevölkerung weiterhin ausgebeutet und als Arbeitskraft verheizt wird. Um des lieben Profits willen.
Wir schaffen ja schon keine artgerechte Tierhaltung und sollten uns schämen, wie wir unsere Mitgeschöpfe behandeln. Aber ich finde, auch die Arbeitsbedingungen der meisten Menschen sind alles andere als artgerecht.
Und jeder, der sich trotzdem drauf einläßt, behindert Veränderungen und zementiert lieber den status quo.
Flexibilitaet (sowohl zeitliche als auch raeumliche) ist heute ein Muss fuer karrierebewusste Menschen.
Und? Findest Du das etwa richtig? Ich nicht!
Nicht, wenn es auf Kosten des Privatlebens geht.
ciao
Beatrix
Re: Karrieredenken
Maesi, Wednesday, 16.10.2002, 22:43 (vor 8457 Tagen) @ Beatrix
Als Antwort auf: Karrieredenken von Beatrix am 13. Oktober 2002 22:32:19:
Hallo Beatrix
Eben drum. Und deshalb kann eine Frau eben nicht gleichzeitig Chirurgin sein und Familie haben. Weil (hoffentlich) keine Frau so verrückt ist und die derzeitigen familienfeindlichen Arbeitszeiten für Chirurginnen akzeptiert. Sie wird sich also entscheiden müssen: Entweder ist ihr der Beruf so wichtig, daß sie die unmöglichen Arbeitsbedingungen in Kauf nimmt, dann wird sie aber auf Familie verzichten und kinderlos bleiben.
Eine Entscheidung, die Maenner gar nicht treffen koennen, da ihnen die Wahl zum Hausmann, realistisch gesehen, gar nicht offensteht. Eine Frau wird viel eher einen Versorger finden koennen, der es akzeptiert, sie und die Kinder finanziell zu unterhalten als umgekehrt.
Außerdem wird sie kaum einen Partner finden, der dann eben alleine Haushalt und Kidner versorgt und auf eine eigene Karriere verzichtet. Selbst wenn sie sich also auf eine so familienfeindliche Lebensweise einliße, hätte sie kaum die Chance, unter diesen Umständen eine Familie zu gründen.
Den "Mann an ihrer Seite" gibt es nicht.
Mag sein. Vielleicht ist sie an einem 'Mann an ihrer Seite' aber auch gar nicht interessiert; wie Umfragen belegen, geht eine Frau viel seltener eine Ehe mit einem Mann unter ihrem beruflichen Status ein als im analogen Fall ein Mann mit einer Frau unter seinem beruflichen Status. Da die umgekehrte Rollenverteilung bisher kaum praktiziert wird, sind wahrscheinlich ebensowenig Maenner bereit, ausschliesslich den Hausmann zu spielen, wie Frauen bereit sind, allein Mann und Kinder finanziell zu versorgen.
Oder ihr ist ein Familienleben wichtiger, dann wird sie eben einen anderen Beruf ergreifen.
Das bleibt ihr unbenommen.
Warum Männer so verrückt sind und aufreibende zeitintensive Jobs ausfüllen, obwohl sie dadurch weder ein richtiges Privatleben haben noch Zeit für eine Familie, das hab ich noch nie richtig begriffen.
Das ist in der Tat eine interessante Frage: Weshalb rackern sich Maenner ab, versagen sich ein erfuelltes Familienleben und bei einer Trennung/Scheidung ziehen sie gleich nochmals die *rschkarte, druecken Unterhalt ab, selbst dann, wenn sie ihre Kinder nicht mehr sehen duerfen? Vielleicht sind Vaeter doch besser als ihr Ruf, vielleicht wurden sie auch nur waehrend Generationen darauf konditioniert, der Hauptversorger fuer die Familie zu sein, vielleicht sind sie der irrefuehrenden(?) Ansicht, dass materieller Wohlstand sie in den Augen von Frauen attraktiver macht, vielleicht beziehen sie einen erheblichen Teil der eigenen Identitaet aus dem Beruf, vielleicht... Es gibt wohl noch viele moegliche Gruende, vielleicht mag der eine oder andere noch weitere hinzufuegen.
Auch ein Mann muss sich ein Stueck weit zwischen Familie und Karriere entscheiden. Somit sehe ich hier kaum einen Chancenvorteil fuer Maenner.
Natürlich muß sich ein Mann ebenso entscheiden. Aber verrückterweise entscheidet er sich eher für die Karriere als für eine ausgewogene Mischung aus Beruf und Privatleben.
Tja, wirklich verrueckte Menschen diese Maenner, nicht wahr? Dass sich so ein Typ eher fuer eine Karriere als fuer eine ausgewogene Mischung aus Beruf und Privatleben entscheidet, ist ja wirklich nicht zu fassen. Abgesehen davon, dass die wenigsten Maenner Karriere machen (obwohl Du dieser Meinung zu sein scheinst), darf man(n) nicht uebersehen, dass ein Vater, selbst wenn er die von Dir gewuenschte ausgewogene Mischung von Beruf und Privatleben praktiziert, bei einer Trennung ziemlich rasch auf die obligaten Besuchswochenenden alle zwei Wochen (in der Schweiz IMHO alle drei Wochen) und die haelftigen Ferien zurueckgestutzt wird. Bei einer Scheidungsquote von ueber 40% (in staedtischen Agglomerationen nahezu 50%) ist das eine sehr unsichere 'Karriere'. Und dass die Kinder zur Mutter gehoeren, dieser Meinung sind laut Umfragen nicht nur die meisten Maenner sondern eben auch die meisten Frauen. Diese ganze Familienkiste, von der Du redest, haelt in der Praxis exakt so lange, wie die Partnerbeziehung haelt; bei der Trennung interessiert es dann keine Sau, ob und wie sehr der Papa sich um die Kinder mitgekuemmert hat. Dann schlaegt naemlich der richterliche Automatismus in Form der Unterhaltspflicht gegenueber den Kindern sowie der Expartnerin zu, und der wackere Maenne wird zum ueblichen Unterhalt verdonnert, der normalerweise sowieso nur noch mittels einer Vollzeittaetigkeit aufgebracht werden kann (womit er sich dann auch gar nicht mehr um die Kinder mitkuemmern kann). Das ist heute noch die Regel. Angesichts solcher Aussichten ist es doch einfach eine Frage der Vernunft, zumindest vom ehelichen Bund Abstand zu nehmen, nur so ist mit einer gewissen Sicherheit nach drei Jahren Schluss mit Unterhalt gegenueber der frueher heissgeliebten Verflossenen.
Weisst Du, was fuer mich verrueckt ist? Nicht, dass sich viele Maenner auf ihren Beruf fixieren. Es bleibt ihnen oftmals nicht viel anderes uebrig, denn die Familie ist heute fuer Maenner ein derart unsicherer Wert, wie noch nie in der menschlichen Geschichte. Naja, viele Maenner konzentrieren sich auch noch auf den Sport und Hobbies. Nein, verrueckt fuer mich ist, dass auch heute noch immer Maenner bereit sind, eine Ehe einzugehen, obwohl sie nach einer Scheidung durch den Ehegattenunterhalt auf das Existenzminimum (bzw. auch darunter) gedrueckt werden. In dieser Beziehung schliesse ich mich carlos Meinung an, der da sagt: 'Kinder: ja; Ehe: Finger weg davon'.
Die Benachteiligung liegt IMHO darin, daß in der Wirtschaft, auf dem Arbeitsmarkt aber genau diese Verrückten gefordert werden, die sich für ihren Job aufreiben. Wenn Männer nicht immer noch diese menschenfeindlichen Arbeitsbedingungen akzeptieren würden, wären sie ja vielleicht schon abgeschafft.
Andere These: Wenn Maenner nicht immer noch dieses menschenfeindliche Unterhaltsrecht akzeptieren wuerden, waere es vielleicht schon laengst durch etwas besseres ersetzt worden, und vielleicht waeren nicht immer noch so viele Leute der Ansicht, der Mann sei fuer die finanzielle Versorgung allein zustaendig.
Aber jeder Karrieremann, der bis zum ersten Herzinfarkt oder Bandscheibenvorfall nur mit seiner Firma verheiratet ist, fällt praktisch den Menschen mit anderen Prioritäten, sprich der großen Mehrheit der Frauen und einer Minderheit der Männer, durch sein Verhalten in den Rücken.
Ob und wie weit ein Karrieretyp bereit ist, sich fuer seinen Job aufzureiben, ist weitgehend seine eigene Angelegenheit. Aber den letzten Satz finde ich wirklich ulkig. Womit begruendest Du die These, dass jeder Karrieremann der grossen Mehrheit der Frauen aber nur einer Minderheit der Maenner durch sein Verhalten in den Ruecken faellt?
Noch etwas: Es gibt Menschen (sowohl Maenner wie auch Frauen), die gar keine Kinder wollen. Weshalb kannst Du das einfach nicht akzeptieren, Beatrix? Solche Menschen suchen ihre Bestaetigung moeglicherweise eher im Beruf oder vielleicht auch anderswo. Wenn Du derart fixiert bist auf die Familie bedeutet das noch lange nicht, dass es auch alle anderen sein muessen.
Ah, jetzt kommen wir auf den Kern der Sache. Nach Deiner Aussage wollen Frauen gar nicht dasselbe wie Maenner. Sie wollen Karriere machen UND ein erfuelltes Familienleben haben. Waehrend die weniger 'anspruchsvollen' Maenner sich offenbar tendenziell eher mit einer Karriere zulasten des Familienlebens begnuegen. Fragt sich bloss, wie der Staat das mittels Gesetzen garantieren soll.
Ganz einfach: indem er die Wirtschaft veranlaßt, Arbeitsplätze so zuzuschneiden, daß sie familienfreundlich sind. Wer trotzdem mehr arbeiten will, kann ja einen zusätzlichen Job annehmen oder sich selbstständig machen.
Ja, das klingt wirklich ganz einfach. Inwieweit das die Wirtschaft akzeptiert, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Immerhin muesste der Staat wahrscheinlich ziemlich tief in die Vertragsfreiheit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern eingreifen. Eine weitere Frage ist, wie effizient solche familienfreundlichen Karrierejobs waeren; bestuende im Zeitalter von offenen Maerkten und globalisierter Wirtschaft nicht die Gefahr, dass die Karrierejobs dann ins Ausland abwandern. Ich halte jedenfalls die Idee, einen Karrieristen sozusagen kuenstlich zu handikapieren, damit er auf ein vergleichbares Niveau wie ein teilzeitbeschaeftigter Familienvater bzw. -mutter absinkt, fuer unrealistisch.
Ich weiss nicht genau, was Du fuer Vorstellungen hast ueber Karrierejobs. Aber Fuehrungsfunktionen in Teilzeitarbeit sind aeusserst selten.
Ich könnte dir massenhaft praktische Beispiele nennen, wo es längst funktioniert. In allen möglichen Branchen. In Kleinbetrieben, im Mittelstand, in großen KOnzernen.
Wenn Fuehrungsjobs in Teilzeit so weit verbreitet waeren, wie Du mit obigem Satz suggerierst, waeren die von Dir geforderten familienfreundlichen Karrierestellen gar nicht mehr notwendig.
Ich kenne keinen einzigen Chef, der in Teilzeit angestellt ist.
Es geht aber.
Solche Chefpositionen sind trotzdem sehr selten.
Aber alle Chefs, die ich kenne, nehmen bisweilen (oder auch oefters) mal uebers Wochenende zusaetzliche Arbeit zur Erledigung nach Hause, was dann aber wieder zulasten des Familienlebens geht.
Eben. Und was hat er dann davon? Nichts.
Naja, die meisten werden das wahrscheinlich anders sehen, sonst wuerden sie die Arbeit ja nicht nach Hause nehmen.
Dort wo ich arbeite, wird von Kaderpersonen verlangt, dass sie eine bestimmte Anzahl von Stunden pro Jahr zusaetzlich leisten muessen, ohne dass eine entsprechende Abgeltung (z.B. als Ueberstunden) erfolgt. Das ist die Realitaet, liebe Beatrix.
Ja, das weiß ich. Und? du läßt Dir das alles so einfach gefallen? Und die anderen Mitarbeiter auch? Warum seid ihr nicht längst auf die Barrikaden gegangen?
Weil ihr erpreßt werdet? Weil ihr sonst Angst um Eure Arbeitsplätze habt? Weil euch der Chef sonst sagt "Wenn Ihnen das nicht paßt, können sie ja gehen."?
Ich sage: man sollte sich das nicht länger gefallen lassen, sich solidarisieren, sich organisieren, gemeinsam andere Arbeitsbedingungen einfordern!
Willkommen in der Realitaet [tm], Beatrix. An Dir ist eine Gewerkschafterin verloren gegangen. Anders als der einfache Arbeiter, der nichts zu verlieren hatte, ausser seinen Ketten, hat ein Karrierist sehr viel zu verlieren. Und da er weitgehend freiwillig Karrierist ist (er will ja eben mehr, als bloss seinen Lebensunterhalt verdienen), ist er dementsprechend erpressbar. Wenn er das Handtuch werfen sollte, stehen normalerweise genuegend Ersatzleute in den Startloechern, die bereit sind, seine Position einzunehmen.
Niemand hindert irgendwen daran, die Lebensprioritaeten anders zu setzen.
Was nützt das, wenn auch andererseits kaum jemand wirtschaftlich BERÜCKSICHTIGT, daß die Mehrheit der Menschen, mit Sicherheit schon mal alle Frauen, die einen Kinderwunsch haben, schlicht und ergreifend andere Prioritäten hat?
Einerseits wird niemand zu einer Karriere gezwungen; der Karrierist gesteht seiner beruflichen Laufbahn hohe Prioritaet zu, er verzichtet dafuer auf ein erfuelltes Familienleben, ja vielleicht verzichtet er sogar ueberhaupt auf ein Familienleben. Andererseits wird auch niemand zur Familiengruendung gezwungen. Jeder, wie er will. Die Frage ist natuerlich, inwieweit und in welcher Form die Kindererziehung und -betreuung wirtschaftlich beruecksichtigt wird, wieviel das allenfalls kostet und wer die Kosten uebernimmt.
Stell Dir vor, Du bist Chefkoch eines Nobelhotels und fast alle deine Gäste sind Vegetarier. Du aber kochst weiterhin Fleischgerichte. Würdest Du da bei Beschwerden auch argumentieren, daß ja niemand die Vegetarier zwingt, Fleisch zu essen, daß sie ja auch nur die Beilagen wählen können? Oder würdest Du Dich bei der Menuewahl nicht doch auf die Wünsche der Gäste einstellen und anfangen, Hauptgerichte nur mit Gemüse zu kochen?
Doch wohl eher letzteres.
Ja, wahrscheinlich letzteres. Nur hinkt da leider Dein Vergleich; als zahlender Gast eines Hotels kann ein Vegetarier verlangen, dass auf seine Wuensche eingegangen wird.
Soweit sind wir allerdings noch nicht, dass der Karrierist dafuer bezahlt, arbeiten zu duerfen; deshalb kann er auch kaum dem Arbeitgeber die Arbeitsbedingungen diktieren. Im Gegenteil: der Arbeitgeber bezahlt ihm in der Regel mehr als dem regulaeren Mitarbeiter, oder er bietet ihm zusaetzliche Kurse, einen Auslandaufenthalt oder ein Foerderprogramm an. Fuer die hoehere Leistung, die ein Arbeitgeber in den Karrieristen steckt, moechte er natuerlich auch zusaetzlich etwas dafuer zurueckerhalten.
Auf dem Arbeitsmarkt ist es dagegen so, daß ein großer Teil der Menschen inzwischen kapiert hat, daß die jetzigen Arbeitsbedinungen total ungesund sind, daß sie das Familienleben und die eigene Gesundheit ruinieren. Trotzdem verlangen viele Firmen von ihren Mitarbeitern noch mehr Flexibilität und Mobilität und Einsatz als früher. Das ist doch hirnrissig!
Warum lassen wir uns so verheizen?
Wann waren die Arbeitsbedingungen in der Geschichte der Menschheit denn jemals gesund? Das ist jedoch kaum ein Thema fuer dieses Forum.
Du moechtest jedoch den Fuenfer und das Weggli (wie wir in der Schweiz zu sagen pflegen). Du moechtest eine Karriere und ein starkes Engagement in der Familie gleichzeitig. Oftmals besteht aber gerade zwischen diesen beiden Bereichen ein erheblicher Zielkonflikt.
Dann muß man eben verstärkt daran arbeiten, diese beiden Ziele unter einen Hut zu bringen.
Der Zielkonflikt besteht aber trotzdem, und jener der auf die Familie verzichtet, hat durch seinen Verzicht einen Vorteil, der selbst mit geeigneten Gesetzen (so es sie denn gaebe) fuer einen familienzentrierten Erwerbstaetigen nur schwer aufzuholen ist.
[Beispiel mit Mueller-eins und Mueller-zwo]
Na und? Was hat Müller-zwo jetzt davon? Wahrscheinlich ist ihm inzwischen seine Frau weggelaufen, weil er ja sowieso nie Zeit für sie und die Kinder hatte und weil sie inzwischen findet, daß sie ohne ihn besser dran ist...
Alles, was Du oben schreibst ist moeglich, aber er hatte seinen Weg gewaehlt und muss jetzt die Konsequenzen tragen.
Mueller-eins wurde gar nicht mehr erst gefragt, denn er waere mit seiner Familie offensichtlich zu unflexibel gewesen, die Aufgabe in den USA zu uebernehmen.
Na und? Dafür pflegt er seit Jahren ein interessantes Hobby und beschäftigt sich ehrenamtlich. Der Fußballverein, den er trainiert, ist kürzlich aufgestiegen. Und auch sein Sohn ist bereits in der Jugendgruppe der freiwilligen Feuerwehr. Einmal in der Woche gehen er und seine Frau mit befreundeten Ehepaaren kegeln...
Und all diese Dinge seien Mueller-eins herzlich vergoennt. Nur versteh ich dann Deine Aufregung nicht, wenn Mueller-zwo mit entsprechendem Engagement eine berufliche Laufbahn einschlaegt, waehrend Mueller-eins auf seine Art ebenfalls Karriere gemacht hat. So hat doch jeder, was er eigentlich wollte.
Aber auch Mueller-eins hat ein erhebliches Risiko, geschieden zu werden. Und sein ganzes Engagement fuer die Familie war dann ebenfalls fuer die Katz, denn nach einer Scheidung wird ihm der Richter ueberzeugend darlegen, dass die Kinder ihren Lebensmittelpunkt eben trotzdem bei der Mutter haben, er selber eigentlich nur noch Unterhalt fuer Kinder und Exfrau zu blechen hat, und dass dieser Unterhalt nur mit einem Vollzeitjob aufzubringen ist. Im Gegensatz zum geschaeftstuechtigen und cleveren Mueller-zwo, der einen Ehevertrag abgeschlossen hat und durch seine mannigfaltigen Beziehungen sein Einkommen und Vermoegen recht gut verschleiern kann, ist der naive Mueller-eins voll ins Messer des Unterhaltsrechts gelaufen. Er kommt auch wesentlich schlechter als Mueller-zwo damit zurecht, seine Kinder nur noch alle zwei Wochen sehen zu koennen.
Und wo soll da der Vorteil sein? Ich sehe nur, daß es die Müller-zwos dieser Welt sind, die den Fortschritt aufhalten und dafür sorgen, daß die arbeitende Bevölkerung weiterhin ausgebeutet und als Arbeitskraft verheizt wird. Um des lieben Profits willen.
Ich weiss nicht, was Du hier unter Fortschritt verstehst, und warum es die Mueller-zwos sind, die diesen angeblich aufhalten.
Der liebe Profit, wie Du ihn so abwertend nennst, stellt sicher, dass es genuegend Unternehmen gibt, die ihn erwirtschaften wollen und damit ueberhaupt fuer das Steueraufkommen im Staat sorgen, entweder indem sie selber Steuern bezahlen oder aber indem sie Menschen Erwerbsarbeit verschaffen, die ihr Einkommen ebenfalls wieder versteuern bzw. via MWST ihres Konsums den Staat sponsern. Dieses System funktioniert, obwohl es seine Macken hat.
Wir schaffen ja schon keine artgerechte Tierhaltung und sollten uns schämen, wie wir unsere Mitgeschöpfe behandeln. Aber ich finde, auch die Arbeitsbedingungen der meisten Menschen sind alles andere als artgerecht.
Und jeder, der sich trotzdem drauf einläßt, behindert Veränderungen und zementiert lieber den status quo.
Wie schon oben erwaehnt, ist das eigentlich hier OT; die Qualitaet der Arbeitsbedingungen sind ein Diskussionsthema fuer andere Foren.
Von nichts kommt nichts. Und auch Du bist wahrscheinlich froh ueber viele Errungenschaften der Zivilisation (z.B. Schulen, oeffentlicher Verkehr, medizinische Versorgung, Zentralheizungen, usw.). Das alles ist aber nicht mit einem Fingerschnippen ploetzlich einfach da, sondern muss aufgebaut und unterhalten werden. Und das muessen die Menschen selber erledigen.
Flexibilitaet (sowohl zeitliche als auch raeumliche) ist heute ein Muss fuer karrierebewusste Menschen.
Und? Findest Du das etwa richtig? Ich nicht!
Nicht, wenn es auf Kosten des Privatlebens geht.
Ob ich es richtig finde oder nicht, ist doch voellig unerheblich, Beatrix. Was Mueller-eins oder Mueller-zwo mit ihrem Privatleben anstellen, ist weitgehend deren eigene Sache. Dein Hang, anderen Menschen Deine Wertvorstellungen aufzuzwingen, erscheint mir kontraproduktiv, selbst wenn Du es im Grunde gut zu meinen glaubst.
Gruss
Maesi
Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
XRay, Tuesday, 15.10.2002, 00:38 (vor 8459 Tagen) @ Beatrix
Als Antwort auf: Re: Antwort des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Beatrix am 12. Oktober 2002 01:41:40:
Hallo X-Ray!
Daß ich den Tag noch erleben darf!
Ich freu mich über einen Beitrag von Dir, mit dem ich was anfangen kann.
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....woran das wohl liegen mag? *grmpf*
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... Schau dir doch die Argumentation mal an...
... Frauen seien es, die weniger verdienen als Männer und die weniger in Führungspositionen seien, und darum seine Frauen benachteiligt... aber woher kommt denn so ein Aussage?
Ich nehme mal das Beispiel eines hart arbeitenden Chirurgen, der damit auch sehr gut verdient und dessen Ehefrau, die es nicht nötig hat zu arbeiten und deren einzige Aufgabe es ist, das Geld unter die Leute zu bringen.
Wer ist da benachteiligt?
Richtig, die Frau ist benachteiligt, denn
Der Mann hat mehr verdient. Der Mann ist in einer Führungsposition.
Kommt es nicht etwa darauf an, wer das Geld verjubeln kann?
Diese Sichtweise muß man aber den Leuten, die sich auf die obige Argumentation versteift haben, erst mal nahe bringen.
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Die wollen sowas (erwiesenermaßen) garnicht wissen, ergo werden sie es nicht wissen.
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Klar geht es der Frau materiell gesehen nicht schlechter, sodnern womöglich sogar besser als ihrem Mann, der womöglich durch den ganzen Streß vorzeitig das Zeitliche segnet..
Die Benachteiligung liegt aber in der fehlenden Entscheidungsfreiheit und der fehlenden Chancengleichheit. Eine Frau kann heutzutage eben nicht Chirurgin werden und gleichzeitig eine Familie haben. Entweder oder. Aber nicht sowohl als auch.
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Nämliches gilt für Männer. Nur willst du offenbar da eine Benachteiligung für Frauen konstruieren, die nicht existent ist.
Und es gibt halt Berufe, die mit Familie eben nicht besonders harmonieren. Nimm mal nen Flugkapitän, nen Schiffskapitän usw...
Und auch in Führungspositionen ist vieles eben nicht teilbar. Einer füllt die Position eben aus, oder nicht. Es kein dazwischen.
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Die Männer können durchaus eine Führungsposition innehaben und gleichzeitig Frau und Kinder haben. Nur haben sie dann weniger von der Familie, sehen sie vielleicht nur am Abend und in den Ferien etwas intensiver, während Frau und Kinder ansonsten ein eigenes Leben leben.
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Gilt auch für Frauen. Nur haben die es vermutlich schwerer einen Mann zu finden, der es im Konzept hat den Hausmann zu spielen. Es ist für Männer selbstverständlich, daß sie ein ichtung Erwerbstätigkeit streben, für Frauen auch heute noch nicht.
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Einer Frau würde diese Konstellation wahrscheinlich nicht reichen. Frauen setzen andere Prioritäten. Sie wollen sowohl interessante und verantwortungsvolle und schöpferische Berufe ausfüllen können als auch die Entwicklung ihrer Kinder mitverfolgen, eine erfüllende Partnerschaft haben und Zeit für sich haben. Eben von allem ein bißchen.
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In manchen Dingen funktioniert es halt nicht, etwas nur mit halber Kraft zu tun. Entweder man tut es, oder man tut es nicht.
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Wir sind da wahrscheinlich etwas anspruchsvoller als die Männer.
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Oder ihr seid vielleicht auch mitunter etwas unrealistisch...
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Und obwohl es durchaus machbar wäre, all diese Wünsche zu realisieren - durch partnerschaftliche Teilung der Aufgaben, durch familiengerechte Teilzeitarbeit, durch zusätzliche qualifizierte Kinderbetreuung während der Berufstätigkeit der Eltern - wird all dies bisher eher hintertrieben als gefördert.
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Das mag manchmal möglich sein, manchmal aber auch nicht. Und wenn Eltern Kinder haben, die sie dann in völliger Fremdbetreuung haben, dann dürfte das wohl auch nicht der Idealzustand sein, oder?
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Man will den Frauen nicht zugestehen, daß sie die Lebensprioritäten anders setzen.
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Wer will das nicht? Du kannst doch deine Prioritäten setzten wie du willst.
Nur kannst du nicht erwarten, daß dein Flugzeuge nicht nach China fliegt, weil du um 9 zu Hause sein willst. Du musst dich dann schon entscheiden, ob du Flugkapitän sein willst, oder nicht.
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Und den Männern, die bereits "aufgewacht" sind und die nun ihre Prioritäten ebenfalls anders setzen möchten, fällt man ebenfalls gesellschaftlich in den Rücken. Alles soll sich an altertümlichen und schädlichen Lebensmodellen - besonders an der traditionellen Arbeitsteilung mit einmal ununterbrochener Erwerbsbiographie plus einmal Vollzeithausfrau - orientieren, egal ob das Sinn macht oder nicht.
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Manchmal sind Kompromisse nötig und auch Frau ist frei zu entscheiden welche Kompromisse sie gehen will.
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Ein anderes Beispiel.
...Der Ingenieur hat also wegen seiner Tätigkeit als Führungskraft die höheren Rentansprüche in der Ehe erworben und muss diese seiner Exfrau ausgleichen und darüberhinaus noch Unterhalt zahlen. Im Rentenalter angekommen hat die Frau höhere Rentenansprüche als der Mann und der Mann hat in Summe weniger für sich gehabt als die Frau.
Das glaube ich nicht, daß die Frau höhere Rentenansprüche hat. Bitte belege diese Behauptung.
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Es kann so laufen. Obendrein ist es so, daß für den Mann das gesetzliche Rentenalter bei 65 liegt, das der Frau bei 60.
Eine Beispielrechnung hinge von vielen Faktoren ab. Ich kann dir sagen, daß es so laufen kann, wie ich es beschrieben habe, es muss nicht.
Klar ist: "Mehrverdienst" ist relativ. Darum ging es mir.
Rechne selbst, unter welchen Umstände die von mir beschriebene Situation eintritt. Wenn du es nicht kannst, dann hilft dir eine Beispielrechung von mir auch nichts, denn du könntest sie nicht verifizieren.
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Es gibt in der Tat etliche gutbetuchte Seniorinnen mit hoher Rente, aber die wenigen überlebenden Senioren haben im Schnitt eine wesentlich höhere Rente. Dagegen ist AFAIK die Zahl der Sozialhilfeempfängerinnen bei Rentnerinnen hoch, ebenso wie die Zahl der alleinerziehenden Mütter.
Solange gerade vom Feministerium (BMFSFJ) Untersuchungen schon mit dem Ziel gemacht werden, daß das Ergebnis eine Benachteiligung von Frauen zeigt, müssen wir uns über das darüber hängende Etikett nicht unterhalten.
Stimmt. Man müßte drüber diskutieren, was denn überhaupt Benachteiligung ist. Ist es nur die materielle Seite? Ich finde andere Faktoren auch wichtig. Es sieht derzeit so aus, als würden Männer und Frauen unter Benachteiligung z.T. ganz verschiedene Dinge verstehen.
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Das ist der Punkt.
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Es gibt da wohl keine einheitliche Definition.
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Das kann ich nicht so sehen.
Nur will Frau die Definition eben so haben, daß Frau als benachteiligte dasteht. Das bedeutet, daß es unter dem Strich nur um Bevorzugung von Frauen geht und um nichts sonst.
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Aus meiner Sicht wird das Bild das ich vom Feministerium (BMFSFJ) habe dadurch nurnoch abgerundet, dass frau dort auch für die Verwaltung von männlichen Sklaven (Ersatzdienstleistende) zuständig ist.......
In welchem Ministerium wären die denn besser untergebracht IYO?
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Ich sage doch. Das passt wunderbar zum Feministerium.
Wenn die Sklavenhalter befragt werden, wer denn benachteiligt sei, dann sind es aus deren Perspektive die Sklavenhalter und nicht die Sklaven.
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ciao
Beatrix
Re: Böse Buben, kranke Knaben: 2.Teil LESEN!
pit b., Wednesday, 09.10.2002, 17:29 (vor 8464 Tagen) @ Stefan G.
Als Antwort auf: Böse Buben, kranke Knaben: 2.Teil LESEN! von Stefan G. am 09. Oktober 2002 08:28:24:
Der Beweis sclechthin!
Schafft die Frauen und die Mädchenbeauftragten ab und erzetzt sie durch
Gleichbehandlungsbeauftragte die nicht nur Vorteile für Frauen und Mädchen beabsichtigen sondern sich für echte Gleichbehandlung angagieren.
Die tatsache das es Frauenbeauftragte gibt und keine Männerbeauftragte die das Verhältniss ausgleichen ist für mich ein Verbrechen nach Artikle 3GG: "Männer und Frauen mußen Gleichbehandelt werden".