Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ich habe eine eigenen Geschrieben.

pit b., Thursday, 19.09.2002, 23:25 (vor 8484 Tagen) @ Martin

Als Antwort auf: Re: Super - E-Mail - Aktion gegen Wehrpflicht: von Martin am 19. September 2002 11:57:39:

Sehr geerte/er ------------,

zwar rechne ich stark damit das diese E-Mail sie weder erreichen noch
Interessieren wird.
Aber ich versuche es trodzdem, man weiß ja nie.
Es geht um folgendes: Eine Internetorganisation
(www.wehrpflicht-nein-danke.de) hat eine Aufruf gestartet per E-Mail (Wie auch sonst?) klar zu stellen
warum wir unsere Stimmen am 22.September nicht ihnen geber werden.

Folgend eine Muster
E-Mail:
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jedes Jahr werden von 430.000 Männern rund 100.000 zum Grundwehrdienst
einberufen. Wenn nur noch ein Viertel vom Jahrgang gebraucht wird, kann man das
kaum "allgemeine Wehrpflicht" nennen. Warum wollen Sie, dass dieser
Etikettenschwindel weitergeht?
Im letzten Jahr wurden mehr Männer zum Zivildienst einberufen als zum
Grundwehrdienst. Haben wir nicht eher eine "allgemeine Zivildienstpflicht"? Ich
dachte immer, es geht bei den Einberufungen um die Landesverteidigung. Wenn der
Staat mehr Männer in den Sozialbereich einberuft als zum Wehrdienst, scheint
es um Landesverteidigung wohl nicht mehr zu gehen.

Wer einberufen wird, muss ein Jahr Ausbildungsverzögerung hinnehmen und kann
erst ein Jahr später arbeiten. 10.000 bis 15.000 Euro Sondersteuer in Form
von Einkommensverlust hat er zu zahlen. Derjenige, der nicht einberufen wird,
kann mit den Frauen seines Jahrgangs und mit den Männern und Frauen aus den
Nachbarländern ein Jahr früher ins Berufsleben starten. So, wie Sie die
Wehrpflicht organisiert haben, ist es einfach nur ungerecht. Oder gibt es einen
Grund für die unterschiedliche Behandlung?

Überhaupt. Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Bisher war der
Waffendienst für Frauen verboten. Deshalb gab es die Wehrpflicht nur für Männer. Der
Grund für die unterschiedliche Behandlung war früher sicher, dass die
Bundeswehrgründer in den 50er Jahren meinten, Krieg sei nur was für harte Männer und
nichts für das schwache Geschlecht. Dass Frauen gleich viel können wie Männer
(und manchmal auch viel mehr), wissen inzwischen alle. Zu Recht dürfen sie -
wenn sie wollen - auch auf alle Dienstposten in der Bundeswehr. Wenn Frauen
alles dürfen, warum bleibt die Wehrpflicht dann auf Männer beschränkt? Wenn
Sie Nachteile von Frauen ausgleichen wollen, dann sorgen Sie besser für
positiven Ausgleich durch Ganztagseinrichtungen für Kinder und andere Hilfen.

Meinen Sie auch, dass die Wehrpflichtigen als "demokratische Kontrolleure"
in der Bundeswehr gebraucht werden? Haben die Verteidigungsminister Volker
Rühe und Rudolf Scharping nur rechte Rambos als Zeitsoldaten eingestellt? Ich
kann mir das nicht vorstellen. Wenn das so wäre, sollten die auf jeden Fall
sofort entlassen werden. Außerdem haben auch Diktatoren wie Franco und Mussolini
die Wehrpflicht eingeführt - ach ja, Hitler hat 1934 ja auch die Wehrpflicht
eingeführt. Wollen Sie behaupten, dass die Wehrpflichtigen den damaligen
Zeitsoldaten als demokratische Kontrolleure an die Seite gestellt werden
sollten? Da fehlt doch die Logik.

Ich finde, wir leben in einer Zeit, die zum Glück keine Massenarmeen mehr
braucht. Deshalb sollte auch Deutschland die Bundeswehr zahlenmäßig kleiner
machen und auf die Wehrpflicht verzichten. Offensichtlich lässt die Wehrpflicht
sich nicht mehr gerecht auf alle Männer und Frauen verteilen und eine
sicherheitspolitische Begründung gibt niemand mehr. Die Nachwuchsgewinnung, der
Erhalt von Standorten und was sonst noch so angebracht wird, rechtfertigt nicht,
dass ein Teil der Männer in diesem Land später mit der Ausbildung fertig ist,
Angst um seinen Arbeitsplatz oder den gerade gegründeten Betrieb haben muss
und zu einem Frondienst aus der Zeit der absolutistischen Fürsten gezwungen
wird.

Schaffen Sie die Wehrpflicht ab. Andere Parteien haben das zugesagt. Ich
glaube, die kann ich eher wählen als Sie und Ihre Partei.

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Im Ganzen ein schöner Text, jedoch möchte ich persöhnlich noch stellung
nehmen.

1) Von einer allgemeinen Wehrpflicht kann erst recht nicht die Rede sein,
wenn ausschliesslich Männer wehrpflichtig sind und fur Frauen keine
vergleichbare Dienstpflicht besteht. Übrigens ist der Ausdruck "Dienstpflicht" meines
erachtens nacht nur ein schöneres Wort für Zwangsarbeit. Das ist es nähmlich,
arbeiten unter androhung von Strafen.

2) Mindestens ein Jahr Ausbildungsverzögerung. Da ja, wie bekannt, nicht
jeder Wehrpflichtige eingezogen wird, kommt es vor dass einige bis zu ihrem 25
Lebensjahr auf ihrem Hintern sitzen und keinen Ausbildung/Studienplatz
bekommen. Aufgrund ihrer "bevorstehenden" Einberufung. Oder vielleicht haben sie
keine gute Zivildienststelle bekommen. Ich muß wohl nicht erwähnen das
Krankenpflege nicht jedem liegt, oder?
Das kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen der Fall sein.

3) Ich denke auch dass wir in einer Zeit leben in der eine riesige Armee
überflüssig ist.
Wie es am Beispiel vom "großen Bruder" Amerika am 11.September 2001 zu
erläutern ist.
Die Amerikaner haben eine riesige, teure, gut ausgerüstete und patriotische
Armee.
Und was hat es ihnen am 11. September2001 gebracht?

NIX !
Eine Hand voller Terroristen konnten einen Riesigen Dolch mittens ins Herz
von Amerika stoßen.

4) Ein Argument für die Wehrpflicht ist auch die Heranführung der Bundeswehr
an die Gesellschaft. Ich glaube nicht das es eine gute Methode ist, die
Jungen Männer aus der Gesellschaft heraus zu holen und sie in die Kasernen zu
stecken. Dort haben sie sich dann dem Soldatenleben anzupassen, wobei von ihrer
Gesellschaft logischerweise nicht mehr übrig bleibt.

5) Desweiteren halte ich die Demokratisiereung der Bundeswehr durch die
Wehrpflicht als Aüsserst fraglich. Im Gegenteil, sie ist der genaue Gegensatz zu
einer Demokratie. Wir Wehrpflichtigen wollen nicht ins Millitär oder zum
Sozialdienst gezwungen werden. Trotzdem müßen wir, damit sich die
Nichtwehrpflichtigen sicherer fühlen?
Das ist keine Demokratie!

Desweiteren liegt eine weitere Muster E-Mail zur Auswahl, die sie auf die
Bevorstehende Einziehung eine Wehrpflichtigen bezieht. Aus Gründen der
Vollständigkeit schicke ich gleich eine Kopie
mit.

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ich soll jetzt Dienst im Rahmen der Wehrpflicht leisten, ob Grundwehr- oder
Zivildienst spielt ja keine Rolle. Aus der Presse weiß ich, dass das längst
nicht mehr alle Wehrpflichtigen müssen. Warum gerade ich? Ist Ihre Partei
dafür, dass Wehr- und Zivildienst der Willkür unterliegen? Die Bundeswehr hat
unter 280.000 Soldatinnen und Soldaten nur noch ca. 60.000
Grundwehrdienstleistende, die neun Monate dienen. Nennen Sie das noch eine Wehrpflichtarmee? Wo
gibt es denn zur Zeit eine Gefahr, die einen solchen Zwang und einen
Ersatzdienst, wenn man den Kriegsdienst ablehnt, rechtfertigt? Warum können die USA,
Kanada, England, Japan, Frankreich, Italien, Spanien und die Benelux-Länder auf
die Wehrpflicht verzichten, aber Deutschland nicht?

Fühlen Sie und Ihre Partei sich als Fürsten, die Zwangsdienste verlangen
können, selbst wenn sie sinnlos sind? Macht es Ihnen nichts, wenn Deutschland
wirtschaftlich ins Hintertreffen gerät, weil unsere Altersgenossen in
konkurrierenden Ländern längst nützliche Arbeit leisten, Geld verdienen und
Erfahrungen sammeln können, wenn wir noch sinnlos in den Kasernen herumsitzen? Finden
Sie es richtig, dass wir in internationalen Firmen und Gremien nicht mithalten
können, weil die Kollegen aus anderen Ländern uns voraus sind?

Die kleinen Parteien haben der Wehrpflicht aus gutem Grund eine Absage
erteilt. Wann werden auch Sie einsehen, dass das nötig ist? Wollen Sie von
jüngeren Wählern nichts wissen? Ist es Ihnen egal, wenn Freundschaften zerbrechen,
Familien leiden, Karrieren zerstört werden ohne vernünftigen Grund? Wenn Ihre
Partei bei der Wehrpflicht bleiben will, wähle ich Sie jedenfalls nicht.

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Ich glaube zu dem ist nicht mehr viel zuzufügen.
Ich möchte denn noch einige Argumente der Ehemaligen Verteidugungsministers
Rudolf Scharping aufgreifen.

1) Mit der Wehrpflicht ist Deutschland in der Lage eine bis zu 500.000 Mann
starke Armee aufzustellen.

-Wozu? Im Golfkrieg 1991 wurden insgesammt 700.000 Soldaten eingesetzt von
35 Staaten. Das macht 20.000 Soldaten pro Staat. Demnach hätte Deutschland mit
500.000 Soldaten den Krieg alleine kämpfen können anstatt sich nur
Finanziell zu beteiligen. Und, wie will die Bundesregierung eine 500.000 Mann starke
Armee finanzieren wenn die Bundeswehr heute schon über zu wenig Geld klagt?
Mit 85% steuern für jedem Bürger, in Kriegszeiten? Da brauchen wir keine
Wehrpflichtigen um die Bundesbürger zu schützen, die verhungern dann sowieso schon.
Einzige Möglichkeit: Die Wehrpflichtigen stehen in Unterwäsche auf dem
Schlachtfeld und schmeissen mit Steinen.

2) "Was funtioniert soll man nicht ändern!" Zitat: Scharping (Wann und wo
weiß ich nicht mehr)

-Auch nicht wenn es anders besser Funktioniert oder es eine gerechtere
Lösung gibt?
Wieso bekommt die Bundeswehr dann neue Panzer wenn die alten noch
funktionieren?

Ich hoffe dass sich jemand mit Einfluß diese E-Mail bis zum Schluß
durchgelesen hat befor er sie löscht und die Einstellung der SPD zur Wehrpflicht
überdacht wird. Denn die Partei soll das Volk vertreten und nicht das Volk die
Partei.

Mit freundlichen Grüßen
------------------


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