Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Das schlägt dem Faß den Boden aus: der fehlende Männergesundheitsbericht!

Stefan G., Friday, 23.08.2002, 02:56 (vor 8511 Tagen)

Leute!

Was ich heute abend gelesen habe, ist einfach absolut unglaublich. Ich weiß nicht, ob das, was ich im Internet entdeckt habe, bereits Gegenstand einer Debatte hier im Forum war - wenn das der Fall sein sollte, dann ist es wohl nicht schlimm, wenn es nochmal erwähnt wird. Jedenfalls habe ich nach dem Studium der Links, die unten angegeben sind, die absolut feste Überzeugung gewonnen, daß die vielfältigen Diskriminierungen, die hier im Forum diskutiert werden, mit Sicherheit kein Hirngespinst einiger "männlicher Berufsquerulanten" sind. Nachdem ich auf Joachims Wink hin heute abend ein wenig im Netz nachgeforscht habe, was es so zum Thema Krebsvorsorge gibt, ist mir etwas aufgefallen und zwar zum Wiener Männergesundheitsbericht aus dem Jahre 1999. Fakt ist, daß die Forschung bezüglich männerspezifischer Gesundheit noch in den Kinderschuhen steckt. Fakt ist, daß dies vielen Medizinern absolut klar ist und es war auch Gegenstand der Gesundheitskonferenz, die seinerzeit in Wien stattfand. Die meisten Männer wissen ja noch nicht einmal, wo ihre Prostata angesiedelt ist und über solche Hormone wie Testosteron weiß die Forschung eigentlich ebenso wenig wie über viele andere Vorgänge im männlichen Körper. Kein Wunder also, wenn Männer durchschnittlich 7 Jahre früher sterben als Frauen. Männer gehen mit ihrer Gesundheit sorglos um - dies und der im Gegensatz zur Frauengesundheitsforschung noch stark unterentwickelte Forschungsstand zum Thema Männergesundheit sind wohl die ausschlaggebenden Gründe für das vorzeitige Ableben der Männer. Der eigentliche Skandal ist: unsere Regierung scheint das nicht zu bekümmern. Diese Defizite sind nicht nur in Deutschland oder in Europa bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation hat mehrfach darauf hingewiesen, daß Männergesundheit ein vordringliches Problem des 21. Jahrhunderts darstellt. Ein verstärktes Engagement ist hier Notwendigkeit. Dies war auch einer der Gründe für die Gesundheitskonferenz in Wien. Das Ergebnis dieser Konferenz war der Wiener Männergesundheitsbericht. Man möchte nun meinen, daß in dieser Hinsicht Aufklärungs- und Forschungsbedarf in nicht unerheblichem Umfange in Deutschland bestünde. Offensichtlich liegt dies aber nicht im Interesse der Bundesregierung. Der Gang der Ereignisse: 2001 wurde vom Bundesministerium für Familie, Frauen usw. usw. der sogenannte "Frauengesundheitsbericht" im Sinne des gender mainstreaming veröffentlicht. Soweit ist alles in Ordnung, denn die Medizin hat die Notwendigkeit eines geschlechterspezifischen Gesundheitssystems bereits festgestellt. Das Problem ist: auf den Frauengesundheitsbericht folgte niemals ein Männergesundheitsbericht, wie man das ja eigentlich vermuten möchte. Dieser Sachverhalt blieb natürlich nicht unbemerkt. Ein Initiativkreis wurde gebildet, bestehend aus einer Vielzahl an Wissenschaftlern, die an unterschiedlichen Institutionen und Universitäten in ganz Deutschland tätig sind. Dieser Initiativkreis formulierte einen Brief, der die Notwendigkeit eines Männergesundheitsberichts unterstrich. Der untenstehende Link weist auf den Briefwechsel zwischen dem Initiativkreis und diversen Ministerien. Einfach unter Männergesundheit und Archiv nachsehen. Ministerin Bergmann unterstützte zwar diese Idee, erklärte sich aber nicht für zuständig und leitete den Brief an das Gesundheitsministerium weiter. Das Gesundheitsministerium wies die dringende Bitte nach einem solchen Report mit fadenscheinigen Gründen zurück, worauf der Initiativkreis in einem weiteren Brief die Argumentation des Ministeriums als "inakzeptabel" bezeichnete und seine Forderung erneuerte. Dann kam der Hammer: in der 2. Antwort erklärte das Bundesgesundheitsministerium: an der Anfertigung eines Männergesundheitsberichts bestünde keinerlei Bundesinteresse!
Übersetzt heißt das: Es gibt keinerlei gesellschaftliches Interesse an der der Gesundheit von 50% der Gesamtbevölkerung!
Doch lest selbst die unglaubliche Geschichte!
An dieser Stelle habe ich noch eine kleine Bitte an Jörg: der zweite Link, den ich angegeben habe, weist direkt auf den Wiener Männergesundheitsbericht im pdf-Format. Wäre es möglich, ihn in Deine Linksammlung aufzunehmen? Ich denke, das Thema ist nicht ganz unwichtig! Danke!

[link=http://www.maennergesundheit.dieg.org/" target="_top]http://www.maennergesundheit.dieg.org/[/link]
[link=http://www.wien.gv.at/who/manngb/99/" target="_top]http://www.wien.gv.at/who/manngb/99/[/link]

Gruß
Stefan

Re: Warum kein Männergesundheitsbericht?

Peter, Friday, 23.08.2002, 08:07 (vor 8511 Tagen) @ Stefan G.

Als Antwort auf: Das schlägt dem Faß den Boden aus: der fehlende Männergesundheitsbericht! von Stefan G. am 22. August 2002 23:56:34:

Hallo Stefan,

vielen Dank fuer deine Links. Beim Verfolgen derselben las ich in den Antwortschreiben von zwei Argumenten gegen einen gesonderten Männergesundheitsbericht (neben Geldnot - in Berlin!), einem nachvollziehbaren Argument und einem skandalösen. Einmal wurde geschrieben, dass in Zukunft allgemein die Gesundheit auch geschlechtsspezifisch betrachten werden muesse, und dass deshalb auch ein gesonderter Frauengesundheitsbericht nicht mehr nötig sei - hmm, möglich, aber ich fuerchte, bei der buerokratischen Trägheit wird es den Frauenbericht erst mal weiter geben und wegen Geldmangel die geschlechtsspezifische Betrachtung in der allgemeinen Gesundheitsforschung zu kurz kommen - es gebe ja schon den Frauenbericht.

Den Vogel ab schoss aber das Argument, das sei nicht Sache des Gesundheitsministerium und der Frauenbericht komme vom BMFSFJ (Bundesministerium fuer Frauen, Senioren, Familie und Jugend) und dass sei fuer Männer nicht zuständig. Sie sind anscheinend fuer alles zuständig außer Männer von 20 bis 64 Jahren, und fuer diese bezahlen sie nichts: Das ist diskriminierend. Es wäre erstmal nur ein Namenswechsel, aber ich bin mehr und mehr dafuer, es umzubenennen in Ministerium fuer Geschlechter- und Generationenfragen, wie manche es vorschlagen (ich las es bei Guenter Amendt). Dann ist mit solcher empörenden Argumentation Schluss.

Gruß,

Peter

Re: Das schlägt dem Faß den Boden aus: der fehlende Männergesundheitsbericht!

Martin, Saturday, 24.08.2002, 01:58 (vor 8510 Tagen) @ Stefan G.

Als Antwort auf: Das schlägt dem Faß den Boden aus: der fehlende Männergesundheitsbericht! von Stefan G. am 22. August 2002 23:56:34:

an der Anfertigung eines Männergesundheitsberichts bestünde keinerlei Bundesinteresse!
Übersetzt heißt das: Es gibt keinerlei gesellschaftliches Interesse an der der Gesundheit von 50% der Gesamtbevölkerung!

Hallo!

Die Schlussfolgerung halte ich für falsch. Es gibt ja auch geschlechtsübergreifende Gesundheitspolitik...

Ansonsten stimme ich durchaus zu.

Martin

Re: Das schlägt dem Faß den Boden aus: der fehlende Männergesundheitsbericht!

Joachim, Saturday, 31.08.2002, 11:17 (vor 8503 Tagen) @ Stefan G.

Als Antwort auf: Das schlägt dem Faß den Boden aus: der fehlende Männergesundheitsbericht! von Stefan G. am 22. August 2002 23:56:34:

Ich hoffe, dass immer mehr Menschen die Augen geöffnet werden und sehen dass Männer erheblich benachteiligt sind!

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