Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Unterbezahlte Diener kündigen

Mann, Saturday, 03.08.2002, 02:31 (vor 8530 Tagen)

Unterbezahlte Diener kündigen

GROSSBRITANNIEN: Königin Elizabeth II. gilt als eine der schlechtesten Chefs

Kurz vor Beginn ihres alljährlichen Sommerurlaubs haben fünf der zehn Diener von Königin Elizabeth II. (76) auf ihrem schottischen Feriendomizil Schloss Balmoral gekündigt.

Zwei weitere sähen sich ebenfalls schon nach einem anderen Job um, berichtete die Zeitung "The Sun". Der Grund für die "Palast-Revolution" sei die schlechte Bezahlung. Einer der Mitarbeiter sagte, wenn die Queen auf Balmoral residiere, bedeute dies für die mitgereiste Dienerschaft eine 104-Stunden-Woche. "Der Stundenlohn beträgt aber nur 1,65 Pfund (2,60 Euro), und das ist 2, 45 Pfund (3,90 Euro) weniger als der gesetzliche Mindestlohn. Alle haben die Schnauze voll davon."

Nach Informationen der "Sun" hat sich die Queen bei ihren Dienern nach den Gründen für die hohe Fluktuation erkundigt. Daraufhin habe sie zur Antwort bekommen: "Weil die auf dem Sozialamt mehr kriegen, Ma'am." Einer der Abwanderer hat sein Einkommen als Butler in einem Londoner Hotel schon vervierfacht. Ein anderer verdient bei der Polizei doppelt so viel wie zuvor in Diensten der Königin.

Die Queen - immerhin eine der reichsten Frauen Großbritanniens - gilt seit langem als einer der schlechtesten Arbeitgeber des Landes. Die Höhe der Gehälter wird zum Teil noch nach Richtlinien aus dem 14. Jahrhundert bemessen.

Viele Diener bekommen mit ihrem Anstellungsvertrag gleich ein Formular ausgehändigt, mit dem sie zusätzlich Sozialhilfe beantragen können.

Einmal veröffentlichte die Queen sogar eine Anzeige, mit der sie Diener ganz ohne Bezahlung anwerben wollte - das allerdings verstieß gegen geltende EU-Bestimmungen. Dazu strich Sir Michael Peat, der Verwahrer der Königlichen Privatschatulle, in den vergangenen Jahren noch Vergünstigungen wie Gratis-Suppe und kostenloses Schuhe-Flicken.

(Aus einer Tageszeitung)

Re: Unterbezahlte Diener kündigen

Joachim, Saturday, 03.08.2002, 07:44 (vor 8530 Tagen) @ Mann

Als Antwort auf: Unterbezahlte Diener kündigen von Mann am 02. August 2002 23:31:42:

Wird wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, dass man aus Deutschland ein Billiglohnland machen will, die hohen Abgaben, Mieten und Lebenshaltungskosten bleiben natürlich oben. So manche fragen sich schon, ob Arbeiten sich überhaupt noch lohnt wenn man mehr Sozialhilfe bekommt?
Man stelle sich vor, ein Arbeitnehmer hatte vorher in einem anderen Betrieb 13 Euro Stundenlohn, ihm wurde aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt und jetzt soll der Arbeitnehmer eine neue Stelle antreten mit einem Stundenlohn von nur noch 7 Euro und diese Stelle natürlich ablehnt, das hat sicherlich nichts damit zu tun dass er nicht arbeiten will sondern manche Firmen Realitätsfern sind und Löhne wie in den 70er Jahren zahlen wollen. Leiharbeiter sind wahrscheinlich einer der billigsten Arbeitnehmer.

Unterbezahlte Diener kündigen

Re: Unterbezahlte Diener k?digen

carlos, Saturday, 03.08.2002, 12:25 (vor 8529 Tagen) @ Joachim

Als Antwort auf: Re: Unterbezahlte Diener k?digen von Joachim am 03. August 2002 04:44:13:

Die Sache ist nicht weiter verwunderlich, weil absehbar. In Deutschland ist es verdammt schwer, einerseits gutes Personal zu bekommen, andererseits schlechtes dagegen wieder los zu werden - ich spreche aus mehrfacher Erfahrung. Zum zweiten war abzusehen, der Euro wuerde niemals so hart werden, wie es die DM war; das war trotz aller gegenteiliger Beteuerungen auch gar nicht beabsichtigt, und wir sind darueber belogen und betrogen worden. Die beste Sozialpolitik ist die, die man gratis bekommt, sprich, wenn man ueber eine stabile Waehrung verfuegt und der kleine Mann nicht permanent dem Wert seines Einkommens hinterdreinhecheln muss. Ich wundere mich ueber die deutschen Gewerkschaften ohne Ende: als angeblicher Kleine-Leute-Anwalt haetten sie sich mit aller Macht gegen den Euro stemmen muessen, haetten notfalls zum Generalstreik aufrufen muessen. Andernorts in Europa verfaehrt man ja auch so und durchaus auch erfolgreich; der deutsche Michel ist aber zu dumm und zu obrigkeitshoerig, um seine eigenen Interessen zu wahren. Die Gewerkschaften beweisen weiter, in den eigenen oberen Etagen schmeckt Schampus doch viel besser als Wasser, zum anderen weiss man genau, die Dummheit der organisierten Mitglieder wird nie vor die Hunde gehen; denen kann man alles weismachen. Es laesst sich nicht leugnen: der ganze Scheiss ist nicht ueber uns gekommen wie die sieben biblichen Plagen; wir haben seit den Maastrichter Vertraegen 1992 mehrere Bundestagswahlen gehabt und jedes Mal die Chance ungenutzt verstreichen lassen, unseren Bundestag mit tauglicherem Personal, als dem jeweilig insassigen, zu fuellen. So traurig es auch sein mag: Es soll sich jetzt niemand aufregen; wir haben, was wir verdienen, nicht mehr und nicht weniger.
Das momentane Euro-Dollar-Kursverhaeltnis demonstriert demzufolge alles andere als eine Euro-Staerke, denn eine Dollar-Schwaeche, und das ist ein erheblicher Unterschied. Globalisierung ist durchaus auch gestaltbar - niemand kann eine gesunde Volkswirtschaft zwingen, ihre eigene Waehrung aufzugeben. Erinnern wir uns: Luxemburg als das kleinste EU-Land hatte als einziges saemtliche Stabilitaetskriterien fuer den Beitritt zum Euro erfuellt. Und wenn die Schweizer sich nicht doch entbloeden, eines schoenen Tages ihre eigene Souveraenitaet zugunsten der europaeischen Raete-Union aufzugeben -dahingehende Tendenzen gibt es dort ja leider viel zu viele- dann bleiben sie mittelfristig der Gewinner. Erfolg bzw. Misserfolg im Rahmen einer gerechten Gestaltung der Globalisierung beinhaltet also kein katalysatorenhaftes Reflexiv auf die geographischen Abmessungen des eigenen Staates.
Mit nachdenklichen Gruessen,
carlos

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