Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule

Dieter, Friday, 26.07.2002, 22:35 (vor 8537 Tagen)

In der aktuellen Ausgabe der Zeit gibt es einen Artikel zur Benachteiligung von Jungs in der Schule/Erziehung, bemerkenswert objektiv und sicher so, daß die Frauenbewegten direkt auf die Barrikaden gehen werden:

http://www.zeit.de/2002/31/Wissen/200231_b-schuljungen.html

langsam wird es was mit einer objektiveren Berichterstattung in den Medien

Gruß

Dieter

Re: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule

Stefan G., Saturday, 27.07.2002, 03:59 (vor 8537 Tagen) @ Dieter

Als Antwort auf: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule von Dieter am 26. Juli 2002 19:35:28:

http://www.zeit.de/2002/31/Wissen/200231_b-schuljungen.html
langsam wird es was mit einer objektiveren Berichterstattung in den Medien
Gruß
Dieter

Naja, ich habe da meine Zweifel. Wie kommt die Autorin denn auf die kuriose Idee, daß soziale Kompetenz, Kommunikationstalent und Teamfähigkeit "Mädchenstärken" sind? Gibt es da irgendeinen empirischen Beleg dafür? Ich meine, ich war selbst mal jung und ich kann mich an meine Schulzeit auch recht gut erinnern, aber mir ist nie aufgefallen, daß dies besondere "Mädchenstärken" sind. Das kann ich auch heute nicht feststellen, wenn ich Jugendliche beobachte oder mit ihnen zu tun habe. Mädchen verhalten sich sicherlich anders als Jungs, aber ich hatte nie den Eindruck, daß sie in irgendeiner Form in jenem Alter geistig höher entwickelt sind. Das scheint mir eher ein moderner Mythos aus der Gerüchteküche zu sein. Und wieso sind Mädchen den Jungs "biologisch" voraus? Weil sie sich "körperbetont" anziehen? Das wurde auch schon als Zeichen der Unsicherheit und der Orientierungslosigkeit interpretiert. Wieso sind sie deswegen den Jungs biologisch voraus? Das sind alles solche Behauptungen, die in den Raum geworfen werden, irgendwelche dubiose Studien von irgendwelchen ominösen Psychologen oder Sozialwissenschaftlern, die offensichtlich nach Kuhnschen Prinzipien eher an Ideologien als an der Wahrheit interessiert sind. Ein unangenehmer Brei an Gerüchten und Vorurteilen, aus denen sich jeder das herausfischt, was er gerade braucht. Na, also ich weiß nicht....

Gruß
Stefan

Re: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule

Dieter, Saturday, 27.07.2002, 09:24 (vor 8536 Tagen) @ Stefan G.

Als Antwort auf: Re: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule von Stefan G. am 27. Juli 2002 00:59:55:

Das mit der Teamfähigkeit und kommunikation ist sicherlich zweifelhaft, da es doch sehr vom Individuum abhängt. Bei unseren Kindern stimmt es z.B. meine Tochter (4 1/2) hat keinerlei Hemmungen, selbst Wildfremde sofort anzuquatschen, während mein Sohn da sehr zurückhaltend ist. Aber da sie damit auch im direkten Vergleich zu anderen Mädchen, die genauso schüchtern wie mein Sohn sind, ganz schon aus der Reihe tanzt, buche ich das auf ihre Persönlichkeit.

Das mit der körperlichen Reife ist rein biologisch und entspricht den Tatsachen. Nicht umsonst können z.T. schon zwölfjahrige Mädchen Kinder bekommen, aber Jungs in dem Alter sind weit weg davon, welche zeugen zu können. Reduziert man es darauf, ist die Aussage vollkommen korrekt. Das gilt dann natürlich auch im Alter: eine Frau ist rein biologisch früher verbraxcht als der Mann, weil ihre Fähgkeit, Kinder zu bekommen, eher aufhört. Aber das hat kaum etwas mit der restlichen "Reife" zu tun, da hier Lernen, Lebenserfahrung und Persönlichkeitsentwiclung eine Rolle spielen. Es ist auch sicher so, daß sich Mädchen viel früher "Erwachsen" geben als Jungs und auch so angenommen werden, aber auch das hat eher was mit der rein körperlichen Entwicklung zu tun.

Dieter

Re: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule

Stefan G., Saturday, 27.07.2002, 12:24 (vor 8536 Tagen) @ Dieter

Als Antwort auf: Re: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule von Dieter am 27. Juli 2002 06:24:15:

Das mit der Teamfähigkeit und kommunikation ist sicherlich zweifelhaft, da es doch sehr vom Individuum abhängt. Bei unseren Kindern stimmt es z.B. meine Tochter (4 1/2) hat keinerlei Hemmungen, selbst Wildfremde sofort anzuquatschen, während mein Sohn da sehr zurückhaltend ist. Aber da sie damit auch im direkten Vergleich zu anderen Mädchen, die genauso schüchtern wie mein Sohn sind, ganz schon aus der Reihe tanzt, buche ich das auf ihre Persönlichkeit.

Hallo Dieter!

Ich weiß nicht so recht, ob man diesen Umstand allein schon mit Teamfähigkeit oder Kommunikationstalent verbinden kann. Wenn jemand ein Wirbelwind ist und von sich aus gerne auf andere Menschen zugeht, dann muß dies nicht unbedingt darauf hinweisen, daß diese Person auch im Team klarkommt. Da können dann vielleicht ganz andere (negative) Eigenschaften zutagetreten (das ist jetzt aber nicht auf Deine Tochter bezogen, sondern nur eine allgemeine Feststellung). Und das "Ruhigsein" alleine ist ja kein Indiz für mangelnde Teamfähigkeit, sondern kann auch bedeuten, daß jemand vielleicht verschiedene Sachverhalte und Meinungen in Ruhe und Sorgfalt abwägt, um daraus entsprechende Entscheidungen abzuleiten. Manchmal kann ein zurückhaltendes Wesen auch von Vorteil sein. Und Kommunikationstalent erschöpft sich meines Erachtens nicht im "Vielreden", sondern (unter anderem auch) in der Begabung, Sachverhalte verständlich, klar und mit einer gewissen logischen Konsistenz vermitteln zu können, insbesondere in einer Weise, die andere anspricht, überzeugt und zum Nachdenken anregt. Und das können viele Männer ebenso gut wie Frauen.
Aber ich würde Dir vollkommen recht geben: das ist abhängig vom Individuum.

Das mit der körperlichen Reife ist rein biologisch und entspricht den Tatsachen. Nicht umsonst können z.T. schon zwölfjahrige Mädchen Kinder bekommen, aber Jungs in dem Alter sind weit weg davon, welche zeugen zu können. Reduziert man es darauf, ist die Aussage vollkommen korrekt. Das gilt dann natürlich auch im Alter: eine Frau ist rein biologisch früher verbraxcht als der Mann, weil ihre Fähgkeit, Kinder zu bekommen, eher aufhört. Aber das hat kaum etwas mit der restlichen "Reife" zu tun, da hier Lernen, Lebenserfahrung und Persönlichkeitsentwiclung eine Rolle spielen. Es ist auch sicher so, daß sich Mädchen viel früher "Erwachsen" geben als Jungs und auch so angenommen werden, aber auch das hat eher was mit der rein körperlichen Entwicklung zu tun.

Gut, aber auch wenn Du biologische Reife auf Sexualität reduzierst, kann man daraus nicht den Schluß ziehen, daß Mädchen den Jungs "biologisch" voraus sind. Es ist ja durchaus denkbar ( da bin ich aber kein Experte ), daß in dieser Zeit im männlichen Körper eben ganz andere Vorgänge stattfinden, die für die Entwicklung des Jungen wichtig sind, sich aber auf eine andere Art und Weise ausprägen. Man kann daraus bestenfalls den Schluß ziehen, daß sich Mädchen ANDERS entwickeln als Jungs, aber mehr nicht. Dieses viel früher "Erwachsen" geben kann ich auch immer beobachten, es ist aber wirklich nur ein "Erwachsensein" vorspielen, mehr im Grunde nicht. Eine Freundin von mir ist Lehrerin, die kann mir das tatsächlich bestätigen. Interessanterweise war das aber früher nicht so der Fall gewesen. Daß Mädchen heute schon mit 15 die elegante, wohl geschminkte, kosmopolitische Dame spielen, kann - wie ich auch kurz angerissen habe - auch als Unsicherheit interpretiert werden und muß nicht unbedingt etwas mit geistiger Reife zu tun haben. Mädchen kommen mit den vielen Anforderungen, die man an sie stellt, nicht mehr klar (der Feminismus macht es ihnen hier auch nicht einfach) und versuchen deswegen besonders, ihr Aussehen zu betonen, um Anerkennung und Aufmerksamkeit zu erhalten.
Was ich damit ausdrücken will, ist einfach der Umstand, daß es für das "Anderssein" von Mädchen auch andere Gründe geben kann, als die von Feministinnen viel zitierte "geistige und biologische Überlegenheit" der Frau. Das halte ich nämlich für ausgemachten Unsinn.

Gruss
Stefan

Re: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule

Dieter, Saturday, 27.07.2002, 14:09 (vor 8536 Tagen) @ Stefan G.

Als Antwort auf: Re: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule von Stefan G. am 27. Juli 2002 09:24:35:

Was ich damit ausdrücken will, ist einfach der Umstand, daß es für das "Anderssein" von Mädchen auch andere Gründe geben kann, als die von Feministinnen viel zitierte "geistige und biologische Überlegenheit" der Frau. Das halte ich nämlich für ausgemachten Unsinn.

Dem schliesse ich mich an!

Dieter

Re: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule

Manfred, Saturday, 27.07.2002, 20:07 (vor 8536 Tagen) @ Dieter

Als Antwort auf: Re: Artikel zur Benachteiligung von Jungen in der Schule von Dieter am 27. Juli 2002 11:09:21:

Dem schließe ich mich ebenfalls an, und sage etwas provokativ, daß ich überhaupt Mühe habe Bereiche zu finden, in denen Frauen den Männern gleichwertig geschweige denn überlegen sind.
Da mein Geschlechterbild eigentlich im Grundsatz nicht von einer Konkurrenz m-w ausgeht sondern eher gesamtheitlich angelegt ist sehe ich darin auch keinen Zwang eine " Nützlichkeitsdebatte" über die Geschlechter anzufangen. Die Menschheit sind für mich schlicht beide Geschlechter gemeinsam.
Wenn ich aber dieses teilweise unerträglich überhebliche und diffamierende sexistische Geschwätz höre, und diese Debatte um die Wertigkeit der Geschlechter von der Feministenseite aufgeworfen wird, muß ich es schon loswerden: ich glaube in einem offen ausgetragenene Konkurrenzkampf der Leistungen könnten sich Männer den Frauen getrost auf so ziemlich allen Gebieten stellen die das Leben und die Natur so bereithalten.
Grüße Manfred

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