RoteMännerInfo 20
RoteMänner!
Liebe Gemeinde!
Erschütterte Leser!
Anakin Skywalker, die Lichtgestalt, der Jedi-Ritter, zeigt sich in deutschen Kinos "zunehmend von der dunklen Seite der Macht beeinflusst und massakriert in blindem Zorn gleich ein ganzes Dorf samt Frauen und Kindern. Da es sich bei den Opfern um einen fliegenumsurrten Wüstenstamm handelt, der in berberähnlichen Zelten lebt, scheint die Tat allerdings nicht ganz so verwerflich." http://www.zeit.de/2002/21/Kultur/200221_star_wars.html Man darf unterstellen, dass Katja Nicodemus von der "Zeit" ihr Publikum kennt und bei solch schwarzer Süffisanz cool, fast unmerklich ein Auge zuknipst, für einen Sekundenbruchteil nur, so wie es der verschärfte Macker macht, bevor er vor den bewundernden Augen kleiner Jungs in einem kleinen Eifeldorf nahe der belgischen Grenze in den rotlackierten Kadett-Cabrio steigt und mit Kavaliersstart hinfort brettert. "...samt Frauen und Kindern", und dann noch in dieser aber auch ganz und gar unmenschlichen Reihenfolge, nachdem den Männern, die qua Geschlecht den Tod überall und zu jedem Zeitpunkt verdienen, der Garaus - hoffentlich, hoffentlich! - schon gemacht worden ist. Erfurt ist vorbei, das virtuelle Gemetzel kann weiter gehen, wie sich's gehört garniert mit einer schmalztriefenden Liebesgeschichte, die diesmal am Comer See aufgenommen wurde. Hier trifft sich die der Antike entlehnte Schlachtorgie mit dem deutschen Heimatfilm der Fünfzigerjahre, der Mann darf sich auch von seiner akzeptablen Seite als poetisch brünftiger Hirsch zeigen, bevor er wahlweise als Schlächter oder Geschlachteter dem Unterhaltungsbedürfnis der johlenden Massen zum Opfer fällt. Das Kino hat mit diesem Film "einen Grad der Austauschbarkeit und gleichzeitigen digitalen Übersättigung erreicht, der die einzelnen Megaproduktionen nur mehr wie kleine Glutamatinseln in der einen großen Fantasy-Suppe erscheinen läßt," schreibt Nicodemus, weil sie fürchtet, es könnte kleinkariert sein, einem Film, der sich "so wenig für seinen eigenen Inhalt interessiert, ideologische Verfehlungen nachzutragen." In der Tat. Doch wie will man dann überhaupt noch einen solchen Metzelstreifen kritisieren? Wird dann das "...samt Frauen und Kindern" zum letzten legitimen Einwand gegen den Blutrausch, zur nur noch selektiven, oder besser: selektierenden Schutz gewährenden Kritik in einer Rampenkultur? Reicht dann die schiere Möglichkeit, ein massakrierter Mann hätte ja theoretisch auch Krieger und damit seinerseits Berserker sein können, um seine Vernichtung ästhetisch und unter Jubel zelebrieren zu dürfen? Offenbar.
Man muss sich schon was einfallen lassen, wie unser Bundeskanzler mit seinen ungefärbten Schläfen, um männliches Leben mit öffentlichem Interesse und Wert auszustatten. Gerhard Schröder will nicht nur um seines Amtes willen geliebt werden, das wird deutlich, nein auch um seiner Virilität und soziale Sicherheit signalisierenden tiefbraunen Schläfen willen. Würden sich diese nunmehr als gefärbt erweisen, so wäre es um den Mann Schröder geschehen. "Frisiert wie seine Bilanzen!" würde womöglich der farblose Kontrahent aus dem Süden keck triumpfieren, "ein in der Wolle gefärbter Kanzlerdarsteller", und ähnliche Unbotmäßigkeiten, die auch höchsten Würdenträgern traditionell dann entgegen geschleudert werden, wenn ihr Amt wieder neu zur Disposition gestellt wird. Wenn jetzt herauskäme, dass Schröder DOCH gefärbt wäre, er bekäme nicht mal mehr eine kleine Rolle als zu zerschreddernder Klon-Krieger in der dritten Episode der Weltraum-Gemetzel.
Nach unserer Ausgabe 19, die uns ein wenig stolz gemacht hat, haben wir heute viel Doku im Programm. Es kann einfach nicht immer Kaviar sein, und vieles spricht eben auch für sich. Außerdem ist uns aufgefallen, dass unsere Produktivität mit jeder Stunde, die wir im Biergarten verbracht haben, geringer wurde. Ein Phänomen, über das wir nochmal nachdenken müssen. Hier unser heutiger Lehrplan:
1. Dass die anonymen Geburten, die eine fraktionenübergreifende Arbeitsgruppe im Bundestag plante, ein ziemlicher Hammer sind, wurde nun auch einigen Abgeordneten und Fachleuten klar. Das Gesetz wurde daraufhin in letzter Minute wieder kassiert. Vorerst.
2. Warum gibt es soviel Beziehungsärger in Familien? Eine Studie der Landesbausparkassen nahm sich dieser Frage an und förderte Interessantes zu Tage, z.B. diese Empfehlung der Wissenschaftler: Die Mütter sollten arbeiten gehen, dann sind sie nicht so grantig!
3. Das Bremer Institut für Geschlechterforschung veröffentlicht erste Ergebnisse ihrer Studie über die Befindlichkeit der Väter nach Trennung und Scheidung.
4. DAS LETZTE: Dem OLG Frankfurt ist es egal, ob nach einer Scheidung Umgangsverweigerung droht. Bei vielen Richtern fragt man sich zunehmend, warum sie morgens nicht einfach zu Hause bleiben. Die Einhaltung der Gesetze interessiert diese Justizverweser sowieso nicht!
Schließlich noch ein Programmhinweis. Der Deutschlandfunk bringt am 1. Juni ab 23.05 Uhr eine "lange Nacht der Väter" (DeutschlandRadio Berlin schon einen Abend vorher!): http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-lana/date/next360days/ . Der Titel ist allerdings rätselhaft: "Aus dem Leben eines Taugenichts..." Nun gut, wir werden sehen, was daraus wird. Lange Nächte werden scheint's immer beliebter. Ja, schläft denn nachts überhaupt niemand mehr?
Kürzlich habe ich euch über die für Berlin geplante Demo der entsorgten Väter am 8. Juni informiert. Inzwischen stellt sich mir das ganze Projekt als reines Dasaster dar. Der Organisator (ein Eufemismus für diesen Organisatorendarsteller!) weiß bislang nicht, wer überhaupt auf einer Kundgebung reden soll. Eine Rednertribüne oder ein Lautsprecherwagen wurden nicht besorgt. Über Infrastruktur - etwa Übernachtungsmöglichkeiten - wurde nicht mal nachgedacht. Ich fürchte, hier stehen einige Wenige im Begriff, ihren guten Willen für ausreichend zu halten... Ausreichen wird dies aber voraussichtlich nur dazu, der guten Sache einen Bärendienst zu erweisen. Rückmeldungen für die Demo gibt's so gut wie keine, so dass möglicherweise 150 Hanseln eher unsere Machtlosigkeit unterstreichen als irgend etwas bewegen. Nach diesen Erfahrungen empfehle ich: Zu Hause bleiben. Selbst als Berliner tue ich mir das nicht mehr an.
***********************************************************
"RÜHREND, ABER VERFEHLT UND VERFASSUNGSWIDRIG"
Über den grotesken Gesetzentwurf, der zukünftig anonyme Geburten möglich machen soll, haben wir im RoteMännerInfo 16 bereits ausführlich berichtet. Eigentlich sollte dieses Unding in der vergangenen Woche tatsächlich verabschiedet werden. Eigentlich! Doch dann kamen einigen einflussreichen Leuten, die ihre Köpfe nicht in standby-Ruheposition geschaltet hatten, rechtzeitig Bedenken. "Wir haben keinen Anhaltspunkt dafür, dass anonyme Geburten oder Babyklappen tatsächlich Leben retten. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 30 ausgesetzte Neugeborene gefunden, etwa die Hälfte davon tot. Daran hat sich nichts geändert, obwohl rund 50 Krankenhäuser in Deutschland die anonyme Geburt schon anbieten (...) auch in Städten wie Hamburg und Berlin, in denen mit großem Tamtam Babyklappen bekannt gemacht wurden, gab es weiterhin ausgesetzte und getötete Babys," erklärte die SPD-Abgeordnete Margot von Renesse dem "Spiegel" (20/2002) Offensichtlich sei mit den Babyklappen ein Angebot geschaffen worden, für das es vorher keine Nachfrage gegeben habe, denn: "Das Einzige, was wir sicher sagen können, ist dass die anonyme Geburt uns mehr Kinder beschert, über deren Herkunft nichts bekannt ist." Die Dritte Lesung des Gesetzentwurfs wurde in letzter Minute von der Tagesordnung des Bundestages abgesetzt: http://www.taz.de/pt/2002/05/15/a0013.nf/text
Als "rührend, aber verfehlt und verfassungswidrig" bezeichnete die Juristin Ulrike Riedel in einer Dokumentation der Frankfurter Rundschau vom 13. Mai 2002 (komplett zu finden in der Dokumentation unter www.fr-aktuell.de ) das Projekt "anonyme Geburt". Das Thema und seine Behandlung sind signifikant für den familienpolitischen Gutmenschendiskurs in unserer feministoiden Republik. Dass im vorliegenden Fall die rechtsstaatlichen Alarmsysteme ausnahmsweise mal funktioniert haben, kann einen kaum beruhigen. Riedels Aufsatz thematisiert (natürlich) nicht die Frage von Geschlechtergerechtigkeit, ist aber dennoch ein sehr lesenswerter Text. Hier Auszüge aus dem umfangreichen Beitrag:
"Babyklappen werden seit zwei Jahren zunehmend von gemeinnützigen privaten und
kirchlichen Organisationen und Krankenhäusern trotz unklarer Rechtslage
eingerichtet und dies, obwohl die Zahlen von bekannt gewordenen
Neugeborenentötungen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen
sind. Derzeit werden pro Jahr zirka 20 Fälle bekannt. Inzwischen gibt es zirka 40
Babyklappen, mehr als insgesamt darin abgegebene Kinder. Eine Statistik gibt es
jedoch nicht.
In etliche Klappen ist auch nach Jahren des Bestehens des Angebotes noch kein
Kind abgegeben worden. Trotzdem steigt die Zahl der Einrichtungen ständig.
Babyklappen werden auch in Gegenden eingerichtet, wo noch nie eine
Kindesaussetzung oder -tötung bekannt wurde. Babyklappen sind ein
willkommenes und medienwirksames Thema. Jede Einrichtung, die eine
Babyklappe eröffnet, kann sich lobender Erwähnung in der Presse sicher sein,
jedes in einer Babyklappe vorgefundene Kind wird, ohne dass die dahinter
stehenden Umstände bekannt sind, als Erfolg gefeiert. (...)
Folge dieser Regelung ist, dass grundlegende Verfassungs- und Menschenrechte
des Kindes, die in Art. 2 und 6 Grundgesetz garantiert, im Bürgerlichen
Gesetzbuch ausformuliert und auch international in der UN-Kinderkonvention und
der Europäischen Menschenrechtskonvention verankert sind, nicht mehr
durchsetzbar sind - mit lebenslangen Folgen für Eltern und Kind. Es geht um das
Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung und daraus abgeleitet sein
Recht auf Unterhalt und Fürsorge durch seine Eltern, sein Erbrecht. Die Rechte
des Kindes und auch die grundrechtlich geschützten Elternrechte, die
unverzichtbar und als höchstpersönliches Recht nur in Ausnahmefällen und auf
Grund eines gesetzlich geregelten Verfahrens übertragbar sind, werden zur
Disposition anonym bleibender Personen gestellt. (...)
Der Gesetzentwurf führt völlig abstruse Schätzungen über die Zahl von
Kindstötungen nach der Geburt an. "Fachleute" (die nicht weiter konkretisiert
werden) würden die Dunkelziffer auf das Vierzigfache der jährlich aufgefundenen 20
bis 24 Fälle schätzen, so der Gesetzentwurf.
Der Gesetzentwurf unterstellt, dass nur diejenigen Frauen von dem Angebot der
Anonymität Gebrauch machen werden, die sich in einer besonders schweren
Notlage befinden. Davon kann man aber nicht ausgehen. Die Analyse bekannt
geworde-ner Fälle deutet vielmehr darauf hin, dass sich die Problemlage von
Frauen, die anonym entbinden oder ihr Kind anonym abgeben, nicht von den
Problemlagen derjenigen Frauen unterscheidet, die die bestehenden Beratungs-
und Betreuungseinrichtungen aufsuchen.
Der Gesetzentwurf knüpft den Verzicht auf die Registrierung des Namens der Mutter
bzw. der Eltern an keinerlei einschränkende Voraussetzungen. Ausreichend ist,
dass "die Mutter des Kindes keine Angaben zu ihrer Person machen will". Das im
Gesetzentwurf geregelte Angebot der Anonymität richtet sich daher nicht nur an
Frauen in extremen Notlagen, sondern an alle Frauen, die, aus welche Gründen
auch immer, ihr Kind nicht behalten wollen und daher anonym entbinden und/oder
es anonym abgeben wollen. (...)
Obwohl nicht seriös behauptet werden kann, dass mit der angestrebten Regelung
Menschenleben gerettet werden kann, wird gesetzlich die Möglichkeit einer Geburt
ohne Registrierung der Herkunft eröffnet, für jeden, der davon Gebrauch machen
will, mit lebenslangen Folgen für die davon betroffenen Kinder und Eltern. Der
Eingriff in Grundrechte erfolgt dabei nicht durch staatlich kontrollierten Hoheitsakt
mit Rechtsschutzmöglichkeiten, sondern durch Privatisierung der Entscheidung
darüber, ob die Herkunft des Kindes dokumentiert oder anonym werden soll. (...)
Noch problematischer wird dieser rechtliche Befund bei Berücksichtigung der
Situation der Einrichtungen, die Hilfe zur anonymen Geburt oder Babyklappen
anbieten. Viele davon sind auch mit Adoptionsvermittlung befasst. Sie sind
außerdem auf Spenden angewiesen, die Überlebensfähigkeit der Einrichtungen
kann sogar davon abhängen. Der Adoptionsmarkt ist eng, auf zehn adoptionswillige
Paare kommt ein Kind. (...)
Neue Angebote schaffen eine neue Nachfrage.
Frauen können dann noch mehr als bisher unter den Druck ihres sozialen
Umfeldes geraten, von der neuen Möglichkeit Gebrauch zu machen und auf
Beratung, Hilfe und ein reguläres Adoptionsverfahren zu Gunsten des anonymen
Verfahrens zu verzichten. (...)
Auch ist ungeklärt, wer die Unterhaltskosten für ein Kind übernimmt, das anonym
zurückgelassen wurde, (...)
Vorblatt und die Begründung des Gesetzentwurfes vermitteln den Eindruck, als
ginge es nur um die Sicherstellung der medizinischen Hilfe für Frauen bei der
Entbindung. Es wird das Bild einer wirksamen Hilfe für Frauen, die allein gelassen
und in öffentlichen Toiletten entbinden müssen, beschworen und die völlig
freierfundene Zahl von 1000 solcher Geburten pro Jahr zur Begründung des
Gesetzesvorhabens angeführt."
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es ganz wesentlich die ungeklärte Unterhaltsfrage war, die hier auch bei den Letzten die Alarmglocken haben bimmeln lassen. Wenn eine Mutter ihr Kind nicht will, das kann ja im Denken unserer rotgrünen Intelligenz nur eine ganz und gar unerträgliche Zwangslage zur Voraussetzung haben - höchst wahrscheinlich einen verantwortungslosen Übeltäter männlichen Geschlechts im Umfeld der Kindesmutter! Was denn sonst? Druck ausübende Bettgenossen, Familienmitglieder oder Zuhälter werden hier natürlich auch ins Feld geführt - und das mag ja sogar hier und da von Belang sein. Aber ein weiteres Mal harmoniert das sonst von unseren Feministinnen und Feministen gepflegte Bild von den neuen "Powerfrauen" nicht mit dem des hier dann plötzlich völlig willfährigen Opfers. Dieses schon klassische Kontrastprogramm von den neuen SuperMegaKarriereTussis einerseits bei stets abrufbereitem Opferstatus andererseits ist ja nun das, was uns gelegentlich ein wenig ankotzt, gell?
Unterdessen wurden wieder zwei tote Neugeborene gefunden; http://www.berlinonline.de/aktuelles/berliner_zeitung/vermischtes/.html/143844.html
In beiden Fällen stehen die Mütter unter Mordverdacht: "Die Leiche eines Kindes wurde in einem Papierkorb in der Wohnung der 20-jährigen Mutter in Oberhausen entdeckt. In Braunlage steht eine 21 Jahre alte Mutter im Verdacht, ihr neugeborenes Kind getötet und den Leichnam in eine Gefriertruhe gelegt zu haben. Gegen beide Frauen wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen, teilte die Polizei am Freitag mit. (dpa)"
Ach ja, Entschuldigung! Im Falle einer Mutter kann dies nur eine spontane Affekthandlung gewesen sein und daher kein Mord! Wahrscheinlich kommen die beiden mit einer Bewährungsstrafe davon wegen des "großen, auf ihnen lastenden Drucks", den ihre Anwälte ins Feld zu führen bemüht sein werden.
***********************************************************
MACHT LOHNARBEIT FRAUEN ERTRÄGLICHER ?
Studie über den Beziehungsstress nach dem Kinderkriegen
Schon wieder eine neue Studie, ausnahmsweise mal nicht über häusliche Gewalt, jedenfalls nicht so unmittelbar. Sozialforscher um den Wissenschaftler Wassilios Fthenakis befragten 175 Paare während der Schwangerschaft und mehrmals in den fünf Jahren nach der Geburt des ersten oder zweiten Kindes, wie sich die Qualität der Partnerbeziehung verändert habe. "Im Durchschnitt geben sowohl Männer als auch Frauen an, dass Streit zunimmt und sich die Kommunikation verschlechtert, schildert der Psychologe Bernhard Kalicki, Mitarbeiter an der Studie (siehe Grafiken). Viele Männer beklagten sich zudem darüber, dass Sexualität und Zärtlichkeit abnehmen. Streitereien zwischen den Partnern werden dabei zunehmend als destruktiv erlebt. Vor allem nach der Geburt eines zweiten Kindes erleben die Männer das Gezänk mit der Liebsten als nervtötend. Sie hätten den Eindruck, dass es immer um das gleiche geht und die Partnerin jeweils kein Ende finden kann', so Kalicki. Gemeinsamkeiten, wie etwa mal ein längeres Gespräch am Abend oder eine gemeinsame Unternehmung, schwinden. Hauptauslöser für die schlechte Stimmung ist die Arbeitsverteilung zwischen den Paaren, so Kalicki. In der Regel steigern Männer ihre Wochenarbeitszeit nach der Geburt eines Kindes, während die Frau vorübergehend oder länger nicht mehr zum Familieneinkommen beiträgt." Das scheint dann allemal Grund genug zu sein, sich zu beschweren. Der Macker klotzt für zwei und kriegt dafür zusätzlichen Ärger.
"70 Prozent der Mütter sind nicht erwerbstätig. Viele kehren nach dem Erziehungsurlaub nicht mehr in ihren alten Job zurück. Im Vergleich zur Zeit vor der Schwangerschaft bleibt an den Müttern jetzt viel mehr Hausarbeit hängen. Es kommt zu einer Traditionalisierung' der Geschlechterrollen." Die Autoren reden davon, dass sich ein "Kulturschock" einstelle, "wenn die Mutter plötzlich den ganzen Tag alleine mit dem Kind zu Hause sitzt." Geredet wird darüber nicht. Warum eigentlich nicht?
Die Ansicht, dass die innerfamiliäre Arbeitsteilung zentraler Ausgangspunkt nicht nur des beziehungsinternen Knatsches ist, sondern sogar ein, wenn nicht DAS wesentliche Motiv der Geschlechterquerelen, haben wir hier schon einmal geäußert. Wir haben auch schon feststellen können, dass es dafür offenbar keine Lösung gibt: Geht der Mann arbeiten, ja arbeitet er sogar MEHR, um möglicher Weise den Ausfall des zweiten Einkommens (der Frau, die plötzlich hauptberuflich Mutter geworden ist) ein wenig zu kompensieren, ist es verkehrt. Arbeitet er weniger und bringt entsprechend weniger Geld nach Hause, kriegt er erst recht Druck. Bietet er seinerseits an, zu Hause zu bleiben und die Blagen zu betreuen, wird er nicht nur von Freunden belächelt. Ein deftiges "das könnte dir so passen", und der Drops ist gelutscht. Vielleicht heißt es aber auch "Als Mann kannst du sowas nicht".
"Doch einfach nur die Haus- und Betreuungsarbeit gleichmäßiger zu verteilen ist nicht für alle die Lösung der Probleme. Peitz weist darauf hin, dass sich nicht alle Frauen freiwillig aus der häuslichen Tätigkeit zurückziehen würden. Es gibt auch Frauen, die den häuslichen Bereich als ihre Domäne sehen, in der sie der Profi sein wollen.' Nicht wenige Frauen zeigen sich nämlich auch traditionell orientiert, wenn es um die Rollenverteilung geht. Im Schnitt erwarten die Frauen sogar noch etwas mehr als die Männer, dass der Mann das Familieneinkommen sichert', ergab die Studie."
Es gibt sie also noch, und offenbar gar nicht so selten, diese spätmittelalterliche Hausfraueneinstellung, die den Männern das alleinige Geldverdienen zuordnet. Aber wenn sie das dann tun, ist es ja auch wieder verkehrt. "Die Verteilung der Betreuungs- und Haushaltsarbeit ändere sich erst dann, wenn Männer ihre Arbeitszeit im Job bewusst verringerten, erklärte Peitz. Dabei müsse es sich nicht gleich um wirkliche Teilzeitarbeit handeln. Es genüge manchmal schon, wenn der Mann tatsächlich rechtzeitig nach Hause käme, um Betreuung, Kochen und Aufräumen mit zu übernehmen."
Na klar, Madame liegt den ganzen Tag auf der faulen Haut oder geht mit dem Kind spazieren, und abends soll der Gatte dann auch noch den Abwasch machen und die Wäsche bügeln. Na gut, bei kleinen Kindern wollen wir den Stressfaktor jetzt mal durchaus einräumen. Aber der Hinweis, dass man für die Betreuung eigener Kinder ein wenig mehr Begeisterung voraussetzen darf als für das Arbeiten um eines Einkommens willen dürfte auch nicht von der Hand zu weisen sein. Den Begriff der entfremdeten Arbeit, die jedenfalls im eigenen Haushalt nicht stattfindet, wollen wir nur am Rande erwähnen.
"Der Wechsel von einer Berufstätigkeit in die Hausfrauenrolle zehrt an den Nerven - auch deswegen, weil die Betreuung des Kindes Merkmale aufweist, die man auch bei einer beruflichen Tätigkeit als anstrengend empfinden würde (...) Außerdem nagen die Routinearbeiten im Haushalt am Selbstbewusstsein. Die Angst davor, den beruflichen Wiedereinstieg nicht zu schaffen, lässt die Stimmung bei vielen Müttern zusätzlich absacken. Aus dem Gefühl von Machtlosigkeit entwickelt sich eine permanente Subaggressivität. Die Hoffnung der Frauen, dass sich die Männer, wenn das Kind erst mal da ist, verstärkt um Nachwuchs und Haushalt kümmern, erfüllt sich dabei oft nicht. Nur dann, wenn die Männer sich sehr auf ihre Vaterrolle gefreut hatten, waren sie auch eher bereit, bei der Betreuung und im Haushalt mitzumachen."
Wäre das etwa so selten? Vielleicht ist das RoteMännerMilieu ja ein ganz eigenes, in dem ich mich bewege, aber all' die Männer, die in meinem Bekanntenkreis Vater geworden sind, und selbst die, die es schon lange sind, sind allesamt verrückt nach ihren Kindern - Betreuung und Versorgung ist da völlig selbstverständlich. Die erwähnte "Subaggressivität" - so nennt man wohl verniedlichend die Biestigkeit der Mütter bis hin zur Nutzung des Gewaltschutzgesetzes als Erstschlagswaffe - bleibt da trotzdem nicht immer aus. Und es gibt ja durchaus auch darüber Erhebungen, was Männer an Hausarbeit erledigen, damit brauchen sie sich nicht zu verstecken. Aber das Perfide ist, dass DIESE Arbeit, die Reparaturen, das gelegentliche Kochen, das Einkaufen auf dem Rückweg von der Arbeit, das Rasenmähen von manch einer verwöhnten Prinzessin gar nicht als Arbeit wahrgenommen wird. Kocht ER, dann ist das sein Hobby, Freizeitbeschäftigung oder sogar Entspannung. Repariert er den tropfenden Wasserhahn, dann ist er "so ein Tüfler, dem das Spaß macht". Weil Männer bei diesen Verrichtungen nicht an einem Stück jammern und lamentieren, wird ihnen nicht zugestanden, dass sie überhaupt arbeiten. Vielleicht empfinden sie es sogar selbst nicht so, weil sie es einfach GERNE tun, weil SIE den Unterschied zwischen der entfremdeten Lohnarbeitswelt und der als viel befriedigender wahrgenommenen Familienarbeit unmittelbar erleben.
"Die Lösung der Partnerschaftsprobleme scheint auf der Hand zu liegen: Mütter müssen mehr Möglichkeiten haben zu arbeiten. "Berufstätige Frauen zeigten sich in der Befragung auf jeden Fall zufriedener", so Peitz. Allerdings entsteht durch die berufliche Belastung auch neuer Stress. "Das Zeitbudget der Frau wird damit ja geringer", schildert Peitz. Auch packe der Mann nicht automatisch im Haushalt mehr an, wenn die Frau arbeiten gehe."
Vielleicht ist das ja auch gar nicht angebracht, weil er ohnehin schon deutlich mehr arbeitet als sein unmotiviertes Eheweib? Aber der Lösungsansatz ist richtig, und niemandes Zeitbudget wird durch Arbeit geringer, im Gegenteil! Jeder Arbeitslose macht die Erfahrung, dass ihm die Zeit durch die Hände rinnt, er jegliche Zeitstruktur verliert, und damit die Kontrolle seines Tuns und Seins selbst. Die Unzufriedenheit bis hin zur Depression, die diese Arbeitslosen entwickeln, wenn es ihnen nicht sehr schnell gelingt, die Tage sinnstiftend zu gestalten, dürfte eine sehr ähnliche Erfahrung sein, wie sie zur Selbstorganisation verdonnerte Hausfrauen machen: Schaffen sie es nicht, ihren Tag zu strukturieren und etwas Vorweisbares zu leisten, dann wachsen die Frustrationen. Ausgelassen werden sie an denen, die die eigentliche Arbeit, nämlich deren unangenehmen Teil, erledigen. Insofern könnte es tatsächlich ein veritabler Beitrag zur Rettung und Hilfe der Familien bedeuten, wenn endlich mehr Kindertagesstätten und Ganztagsschulen den Frauen mehr Beteiligung an der Lohnarbeit ermöglichen. Unsere Politiker reden ja nicht NUR Blech, bislang stehen einfach nur die Taten aus! Wo bleiben die Kita-Plätze, auf die sogar ein Rechtsanspruch besteht, und die den Müttern mehr Selbstbestimmung durch Lohnarbeit möglich machen! Gäbe es sie endlich, würden die Frauen schnell mit dem Unsinn aufhören, dass "Karriere" luxussteuerpflichtig sei. Weil sie dann selbst zwar hoffentlich zufriedener wären, aber dennoch wüßten, dass Lohnarbeit kein Honigschlecken ist.
Den Beitrag über die Studie lest ihr komplett bei http://www.taz.de/pt/2002/05/18/a0136.nf/text
***********************************************************
LEBENSKRISE - VÄTER NACH TRENNUNG ODER SCHEIDUNG
Bremer Sozialwissenschaftler stellt Untersuchungsergebnisse vor
Scheidungsväter leiden. Eine Trennung oder Scheidung stellt für viele Männer eine
weitreichende Lebenskrise dar, die sich in gesundheitlichen und beruflichen
Problemen bemerkbar macht. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die
Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler unter der Leitung von Professor
Gerhard Amendt vom Institut für Geschlechter- und Generationenforschung im
Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen
durchgeführt haben: In den vergangenen zwei Jahren wurden 2100 Väter über das
Internet zu ihrer beruflichen und privaten Situation nach einer Trennung oder
Scheidung befragt. Zahlreiche Untersuchungsergebnisse widersprechen dem
Klischee vom emotional unabhängigen Mann oder vom Vater, der sich jedweder
Verantwortung entledigt.
Eine Trennung oder Scheidung kann sich nachteilig auf die gesamte Lebenssituation
des Betroffenen auswirken. So berichten fast drei Viertel (71 Prozent) der befragten
Männer von Beeinträchtigungen in ihrem Berufsleben - also dem Lebensbereich, der
unverändert im Mittelpunkt von männlicher Sinnstiftung und Selbstwertgefühl steht.
Viele der Männer sind an ihrer Arbeit nicht mehr interessiert (37 Prozent), andere
stürzen sich dagegen ins Berufsleben (33 Prozent). Auch ein Wechsel des
Arbeitsplatzes (20 Prozent) oder die Kündigung durch den Arbeitgeber (11 Prozent)
werden als häufige Konsequenzen der veränderten privaten Situation genannt. Dabei
hat die Studie ergeben, dass Väter mit niedrigem Bildungsabschluss zu der Gruppe
zählen, die von Kündigung am meisten bedroht ist. "Oder anders ausgedrückt: Je
höher das Bildungsniveau, um so eher sind die Männer in der Lage, die
Nachscheidungsprobleme in den Griff zu bekommen", so Professor Gerhard Amendt.
Noch mehr, nämlich 76 Prozent der Männer, geben Auswirkungen auf ihre Gesundheit
an, darunter vorübergehende psychische (41 Prozent) und körperliche (12 Prozent)
Beschwerden. Es können jedoch auch andauernde seelische (34 Prozent) oder
physische Leiden (9 Prozent) auftreten. Dabei hat sich gezeigt, dass ein
Zusammenhang zwischen der beruflichen Leistungsfähigkeit der erwerbstätigen Väter
und ihrer privat erlebten psychischen Belastung besteht: Männer, die von ständigen
emotionalen Belastungen berichten, neigen zu Desinteresse am Beruf. Solche
Vertreter des "starken Geschlechts" hingegen, die von der Scheidung bzw. Trennung
vorübergehend seelisch und körperlich beeinträchtigt werden, stürzen sich meistens
in die Arbeit.
Die gesundheitlichen Beschwerden, so ein weiteres Untersuchungsergebnis, sind
eher von vorübergehender Art, wenn "Scheidungsväter" ein häufiges Umgangsrecht
mit ihren Kindern haben. Andererseits kann eine Vaterschaft nach der Trennung auch
eine besondere Belastung darstellen. "Bei vielen Männern", berichtet Amendt, "wird
das Gefühl zerstört, in einem Familiengefüge emotional eingebettet und als Vater
anerkannt zu sein." Immer mehr Männer kämpfen darum, dass ihnen nach Trennung
oder Scheidung die Vaterschaft nicht abhanden kommt. Doch diese Bemühungen sind
nicht immer erfolgreich, und ihre Anstrengungen überfordern viele der Betroffenen.
Die Resultate der Studie veranlassen den Sozialwissenschaftler Amendt auch dazu,
notwendige Perspektiven für eine moderne Familienpolitik zu skizzieren:
"Familienpolitik darf Männer nicht nur als Leistungsträger sehen. Sie muss Männer
auch mit ihren Problemen wahrnehmen und für qualifizierte Unterstützung sorgen."
(Pressemitteilung der Uni Bremen vom 7. Mai 2002)
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für Geschlechter- und Generationenforschung
Prof. Dr. Gerhard Amendt
http://www.uni-bremen.de/campus/campuspress/ oder
http://www.igg.uni-bremen.de/unterseiten/newsletter2.html
***********************************************************
DAS LETZTE VOM RECHTSSTAAT: Scheidung trotz Streits um Umgangsrecht möglich
Eine Ehe ist auch dann zu scheiden, wenn die getrennt lebende Ehefrau beharrlich das Umgangsrecht des Vaters mit den Kindern hintertreibt. Dies entschied das Frankfurter Oberlandesgericht (OLG) in einem Urteil.
(den Rest des Infos findet ihr unter www.dabbel.de/rotemaenner. Sorry, aber mein Rechner hat die volle Transformation des umfangreichen Texts verweigert. Der PC ist wahrscheinlich ein Mädchen...)
Herzliche Grüße
Euer RedManAchim