Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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'Der Mann von heute ist dressierter denn je'

Jörg, Saturday, 18.05.2002, 03:31 (vor 8606 Tagen)

Hallo,

ein hochinteressanter Artikel aus einem schweizerischen Internet-Angebot.

Gruß, Jörg

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Re: 'Der Mann von heute ist dressierter denn je'

Joachim, Saturday, 18.05.2002, 08:44 (vor 8606 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: 'Der Mann von heute ist dressierter denn je' von Jörg am 18. Mai 2002 00:31:21:

Hallo,
ein hochinteressanter Artikel aus einem schweizerischen Internet-Angebot.
Gruß, Jörg

Hallo Jörg,
der Artikel hat es voll auf den Punkt gebracht, das ist die volle Wahrheit! Der Artikel beschreibt genau das, was ich schon immer wusste.
Ist bestimmt wieder was für die nächste e-zine von Arne Hoffmann.

Gruß
Joachim

'Der Mann von heute ist dressierter denn je' / Zustimmung

Norbert, Saturday, 18.05.2002, 11:10 (vor 8606 Tagen) @ Joachim

Als Antwort auf: Re: 'Der Mann von heute ist dressierter denn je' von Joachim am 18. Mai 2002 05:44:41:

Re: 'Der Mann von heute ist dressierter denn je'

Maesi, Saturday, 18.05.2002, 14:39 (vor 8605 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: 'Der Mann von heute ist dressierter denn je' von Jörg am 18. Mai 2002 00:31:21:

Hallo Joerg

ein hochinteressanter Artikel aus einem schweizerischen Internet-Angebot.

Der 'Schweizerische Beobachter' ist recht bekannt dafuer, heisse Eisen anzupacken. Er berichtet engagiert und gut recherchiert ueber Missstaende. Vor Jahren schon war dort ein mehrseitiger Artikel ueber die systematische Aufblaehung von Opferzahlen bei Gewalt zu lesen. Detailliert wurden die verwendeten Methoden skizziert, mit denen der Medienkonsument irregefuehrt wird. Wohltuend war (und ist), dass sexistische Interpretationen aussen vor gelassen wurden.
Zu einer Zeit als der Begriff 'PAS' hierzulande bloss Fachleuten ein Begriff war, brachte der 'Beobachter' einen Artikel darueber. Aufhaenger dafuer war ein Ereignis, in dem ein junger Mann seinen Vater toetete, nachdem er jahrelang von seiner alleinerziehenden Mutter systematisch gegen ihren geschiedenen Mann aufgehetzt worden war.

Gruss

Marcel

Re: 'Der Mann von heute ist dressierter denn je'

Jolanda, Saturday, 18.05.2002, 18:48 (vor 8605 Tagen) @ Maesi

Als Antwort auf: Re: 'Der Mann von heute ist dressierter denn je' von Maesi am 18. Mai 2002 11:39:23:

Lieber Marcel

Schön wieder einmal von dir zu lesen :-)

Ich fand den Artikel auch klasse, einer der besten, den ich je gelesen habe. Mir gefiel die Ernsthaftigkeit und die Sachlichkeit, mit der die Problematik von diversen Seiten beleuchtet wurde.

Nicht anklagend, nicht Schuld zuweisend, nur so können wir alle die Frauen und alle die Männer, die das immer noch nicht erkennen, wie sich da schleichend echte Missstände breit machen, nur so können wir sie erreichen.

Das ist wozu ich immer appeliere. Wir wollen es doch ändern, wir möchten doch, das möglichst viele endlich erkennen, dass das so einfach nicht gut ist. Weder für die Frau noch für den Mann und schon gar nicht für die Kinder.

Und das erreichen wir, indem wir eben sachlich und ruhig auf die Misstände aufmerksam machen, ohne Schuldzuweisungen, die helfen keinem und sie ändern nichts, ich ernte damit nur Abwehr!

Ich war gestern in einem Chat. Es unterhielten sich in etwa so 35 Frauen und Männer zusammen. Zwei der anwesenden Frauen fingen dann auch an, so Sprüche zu reissen über Männer. Und "hier wären ja keine Männer" und da habe ich mich eingeschaltet und habe sie einfach mit den gleichen Behauptungen in Bezug auf Frauen konfrontiert und habe sie gefragt, wie sie solche Aussagen den fänden. Ob sie sich schon mal überlegt hätten, wie ignorant und verletzend ihre Äusserungen wären und dass Frauen bestimmt nicht die besseren Menschen wären. Ich bekam dann auch Zustimmung von Frauen und Männerseite, nur was mir auch wieder aufgefallen ist, es waren gerade zwei Männer, die sich dagegen gewehrt haben und ehrlich sagten, was sie von solchen Aussagen halten, die anderen waren still oder lachten sogar mit!

Ich denke auch, dass gerade auch viele Männer noch nicht kapiert haben, was da teilweise abläuft und das Spiel einfach mitspielen.

Ein lieber Gruss
schickt dir
Jolanda

Der Titel paßt nicht. Immer mehr Männer 'steigen aus'.

Beatrix, Saturday, 18.05.2002, 19:54 (vor 8605 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: 'Der Mann von heute ist dressierter denn je' von Jörg am 18. Mai 2002 00:31:21:

Auch mir gefällt der Artikel. Deshalb stelle ich mal die Formulierungen heraus, die mich am meisten angesprochen haben. Denn dort wird genau das gesagt, was ich nun auch schon seit Jahren zu sagen versuche. Kurze Anmerkungen folgen hinter den Zitaten:

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1. Das Patriarchat ist ein Mythos
.. der seltsamerweise von Frauen wie Männern akzeptiert wird.

Dass Durchschnittsmänner an ihrem Arbeitsplatz viel Macht haben, stimmt einfach nicht. In aller Regel sind sie reine Befehlsempfänger, müssen feste Arbeitszeiten einhalten und kämpfen darum, ihren Arbeitsplatz behalten zu dürfen. Frauen, die im Eigenheim Haushalt, Garten und Kinder
betreuen, haben häufig sehr viel mehr Macht und Gestaltungsfreiheit.

2. Die Arbeitswelt ist ungesund
Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren immer schärfer zur
Konkurrenzgesellschaft entwickelt. Das heisst, dass eigentlich
jeder der Feind des anderen ist. Denn jeder versucht, Karriere zu machen, möglichst viel Geld zu verdienen und sich durchzusetzen. Einigen wenigen gelingt ein Aufstieg. Der Rest kämpft bis zur Pension darum, einigermassen mithalten zu können.

Die Produktivität der Arbeitnehmer soll laufend gesteigert werden, als ob sie Maschinen wären. Für ihre Lebensqualität interessiert sich kaum jemand. Arbeit bedeutet für die meisten Unterwerfung, Anpassung und Kampf – nur selten wirklich Selbstentfaltung und Zufriedenheit. I

3. Die Versorgerrolle ist undankbar

Die meisten modernen Durchschnittsmänner haben gar keine andere Wahl.
Es bleibt wenig Zeit für emotionale Kontakte, sowohl mit den Kindern als auch mit der Ehefrau; zu wenig Zeit auch für eine erfüllende Sexualität.

4. Die Männer haben Sexnotstand

Vielleicht steht auch zu wenig Zeit und Musse zur Verfügung.
Und vielleicht ist auch die Sexualfeindlichkeit von Christentum
und Erziehung mitverantwortlich dafür, dass sich in vielen
Beziehungen unter der Bettdecke nichts abspielt.

----

Ich wage die Vermutung, dass das Elend der Männer so gross
ist, dass es verdrängt werden muss. Zwar fragen sich viele mit
45 oder 50 Jahren, ob dies nun alles sei, und viele spüren ein
Unbehagen oder haben das Gefühl, das Leben sei ihnen
etwas schuldig geblieben.

Ich kann mir auch vorstellen, dass Männer der traurigen Wirklichkeit ihrer Rolle nicht in die Augen sehen wollen, weil es nichtt in ihr Selbstbild passen würde, leidend, ausgenützt, verzweifelt oderüberfordert zu sein. Denn noch immer werden Männer zu Tapferkeit angehalten; sie sollen Helden
werden, die ihre Prinzessinnen wenn schon nicht auf Händen
tragen, so doch einigermassen glücklich machen oder zumindest schön brav Geld heimbringen.

Am ehesten reflektieren Männerüber ihr Leben, wenn etwas gründlich schief geht – bei Arbeitslosigkeit, nach einem körperlichen oder psychischen Zusammenbruch, nach dem Verlust der Lebenspartnerin und der Familie durch Trennung oder Scheidung.

..die Zeit wird kommen, in der die Männer erkennen, dass sie nicht länger den tapferen Helden spielen müssen, sondern sich selber und einander zuwenden dürfen.
Um in aller Ruhe anzuschauen, was sie für Bedürfnisse haben, was ihnen im Leben fehlt und was ihnen zu viel ist – so, wie es die Frauen im feministischen Prozess vorgelebt haben. Denn beide Geschlechter brauchen
Selbsterkenntnis, mehr gegenseitiges Verständnis, mehr Musse und mehr Liebe. Davon würden nicht zuletzt die Kinder profitieren.

<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<

Wenn ich hin und wieder von Patriarchat schreibe oder von 'patriarchalischen' Strukturen, dann meine ich genau das, was der Autor hier unter Punkt 2 abgehandelt hat: die heutige Arbeitswelt. Ich nenne sie auch 'das System'.

Ich meine damit nicht Punkt 1, also eine soziale oder juristische Unterdrückung von Frauen, denn durch unser Grundgesetz ist die nicht mehr gegeben. Und wir reden ja hier von Deutschland und Europa, nicht von Afghanistan oder Mali.
Strukturelle Unterdrückung gibt es dagegen noch und die geschieht in erster Linie in der Arbeitswelt. Denn dort haben Männer im Konkurrenzkampf in der Regel noch einen Vorsprung. Am schlimmsten ist der Druck, den man als Arbeitnehmer dort ausgesetzt ist. Der Druck, sich an ungerechten, menschenverachtenden Methoden zu beteiligen, wenn man nicht selbst untergehen will.
Männer haben sich den menschenverachtenden Strukturen und Prozssen aus Exitenzangst viel mehr angepaßt als Frauen das bisher getan haben. Wenn Frauen vorab oder zwischendurch im häuslichen Bereich wie in einer angenehmen Enklave gelebt haben, ist ihre Distanz zum "System" einfach größer, sind sie nicht so schnell bereit, ihre Skrupel über Bord zu werfen und mitzumachen.
Aber zum Glück steigen auch immer mehr Männern aus und suchen nach Alternativen.
Wir sollten uns zusammentun.

ciao
Beatrix

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