Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ist der Begriff "Femifaschismus" angemessen?

Stadtmensch, Thursday, 25.05.2006, 03:54 (vor 6539 Tagen) @ Beelzebub
bearbeitet von Stadtmensch, Thursday, 25.05.2006, 04:08

Hi Beelzebub,

wir hatten ja schon privat darüber geschrieben und ich hatte (ähnlich wie Scipio) so meine Zweifel an der Tauglichkeit bei der Verwendung des Begriffs "Femifaschismus", auch wenn ich genau wie du die innere und durchaus faschistoide Logik zahlreicher "Forderungen" des Feminismus - nicht zuletzt belegt durch deine Zitate - erkenne.

Wie ich dir schon schrieb, gibt es hier mehrere Ebenen, die man in Betracht ziehen muss. Geschichtlich und auch politisch gibt es wesentliche Unterschiede. Ich hatte in meiner Mail an dich u.a. den Kriegs- und Okkupationswillen des 3. Reiches, die hochindustrielle Heransgehensweise, die Lebensbedrohung aufgrund von Nichtigkeiten im Alltag, ein Ein-Parteien-System oder auch das ausgeprägte Denunziantentum genannt. Insbesondere Letzteres würde z.B. ein Forum wie das hiesige niemals zulassen. Da aus der Einsicht "jetzt haben wir den Femifaschismus" (verkürzt gesprochen) natürlich auch eine Konsequenz erfolgen müsste, wäre aktiver Widerstand gefordert. Dies erscheint mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt unrealistisch, selbst dann nicht, wenn ich zugegebenermaßen Sympathien dafür aufbringe. Zudem konnte die Aussonderung der Juden und Andersdenkenden im 3. Reich für eine Weile funktionieren - aber würde sie im gleichen Maße funktionieren, wenn alle Männer derart verfolgt, drangsaliert würden? Dies alles nur, um die Relationen zu verdeutlichen, die man bedenken muss, wenn man solche Vergleiche ins Spiel bringt.

Deine Sichtweise mag tendenziell begründet sein, wird aber die Mehrzahl derer, gegen die sie sich richtet, nicht erreichen, zumal diese Adressaten sich selbst aufgrund ihrer historischer Entwicklung als glühende Antifaschisten verstehen. Deshalb verpufft eine solche Provokation, vor allem dann, wenn man sie mit langen, komplizierten Einlassungen (so ist diese Materie nun mal) konkretisieren muss. Dies ist das Wesen des Begriffes "inflationär".

Mir geht es vor allem darum, welche praktikablen Schlüsse und Konsequenzen aus solchen Vorwürfen resultieren. Wen erreicht man damit und wie verhält man sich, wenn man solche überaus harten Vorwürfe zur eigenen Überzeugung macht? Faschismus ist - nicht nur aus heutiger Sicht - eine hochkriminelle Angelegenheit und so wäre die persönliche Konsequenz, die ich daraus ableiten würde, die reine, organisierte Subversion auf breiter Basis. Realistisch? Oder soll man als Einzelner dem System, das man als kriminell anerkennt, durch Kapitalentzug (z.B) versuchen, maximal zu schaden? Okay, das Letztere ist sicherlich unstrittig. Aber: Reicht es aus, im Internet solche Kampfbegriffe zu wälzen oder welche anderen Konsequenzen des Handelns gibt es hier? Sind derartige Fragen in der Schwebe, ist der Gebrauch des Begriffes "Femifaschismus" doch nicht mehr als ein Schlagwort, eine überhitzte Provokation, deren Ziel, diejenigen zu bewegen, die den Umfang des sexistischen Betruges noch nicht erkannt haben, nicht sicher erreichen wird. Hier im Forum gibt es wenig Erklärungsbedarf für den Gebrauch des Begriffes, aber die Masse der Männer - und hier vor allem die männlichen Nachbeter feministischer Plattitüden, die unsere eigentlichen "Feinde" sind - werden nach meiner Einschätzung nur sporadisch und sehr unzuverlässig "sensibilisiert" (wie ich das Wort hasse).

Nochmal: Nicht alle sind wie du in der Lage, den Sinnzusammenhang hinter dieser Verschlagwortung zu erkennen und zu begründen. Trotzdem leuchtet mir durchaus ein, worauf du hinaus willst. Du siehst mich also zwiegespalten bei diesem Thema. Beim ersten Auftreten erschien mir der Begriff "Femifaschismus" eben wie eine plumpe Provokation. Es ist dieses plattitüdenhafte Gebaren und natürlich der inflationäre Gebrauch von Maximalvorwürfen, die ich lange Jahre in gewissen linken Kreisen - vor allem in feministischen - erlebt habe und inzwischen als unerträglich empfinde (fühl dich hier aber nicht kategorisiert!). Deshalb meine spontane Aversion dagegen. Nun hast du das Thema (ich hoffe, auch aufgrund unserer Korrespondenz) vertieft und das schätze ich. Vor allem wäre ich gespannt, ob es noch weitere Kommentare zum Thema gibt.

Coole Diskussion.

So long
Stadtmensch

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