Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Silke Burmester (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Monday, 28.03.2016, 18:10 (vor 2959 Tagen)

F462 Silke Burmester – geboren am 08.01.1966 in Hamburg – Redaktionsassistentin bei Spiegel TV Thema – Autorin bei Petra, die Woche und Amica - Dozentin an der Akademie für Publizistik in Hamburg – schreibt über Medien, Kultur, gesellschaftspolitische Themen bei Magazinen wie taz, Stern, Mare, Die Zeit, Zeit-Magazin - kriegsreporterin@taz.de – siburmester@aol.com –
http://www.zukunftskinder.org/wp-content/uploads/2012/12/Silke_Burmester.jpg


Das Zeitalter des weißen Mannes endet: Mitt Romney dürfte der letzte US-Präsidentschaftskandidat gewesen sein, der unverhohlen auf klassisch angelsächsische Macho-Werte setzte. In Deutschland drängen währenddessen die Frauen auf Quote und Teilhabe an der Macht.
Lieber tapferer, weißer Mann!
Seitdem der Affe die aufrechte Fortbewegung gelernt hat, warst Du das Wesen der Stunde. Stark, dominant und zum Führen geboren. Weil Führen quasi Deine Natur ist und die Dominanz über Frauen nur die halbe Miete, bist Du mit Freude in die Ferne aufgebrochen und hast Dir die Ureinwohner ganzer Kontinente untertan gemacht. Und nun ist alles hin. In quasi nur einer Woche bist Du vom Olymp des Superhelden herabgestürzt, um als armes kleines weißes Männerwürstchen übrig zu bleiben. Die 46. Kalenderwoche des Jahres 2012 wird als Deine Schicksalswoche in die Geschichtsbücher eingehen: Sie läutet den Anfang Deines Endes ein.
Konntest Du in den vergangenen Jahren in der US-Fernsehserie "Mad Men" noch einmal sehen, wie schön es früher war - konkurrenzloses Abgott-Dasein in Ermangelung der Akzeptanz Andersfarbiger, Frauen in der Küche statt bei der Arbeit - und wenn am Schreibtisch, dann nach Dienstschluss auf dem eigenen, liegend; auf Betriebskosten ab mittags dun als Zeichen der guten Sitten - siehst Du jetzt im Spiegel das Abbild einer Spezies im Untergang.
Hatten die Frauen Dir seit gut hundert Jahren das schöne Dasein bereits etwas madig gemacht, in dem sie das Wahlrecht für sich erkämpften, das Recht, unabhängig von Deinem Einverständnis ein Bankkonto zu führen und sogar Geld zu verdienen, und hatten dann auch irgendwann noch die Schwarzen behauptet, die Menschenwürde gelte auch für sie, hat ein einziges Wahlergebnis die Tür, hinter der Dein Machtanspruch in unkontrollierte Höhen herangewachsen ist, zugeschlagen: die Niederlage Mitt Romneys. Es war das letzte Mal, darin sind sich die Klugen einig, dass ein weißer Mann mit weißer Denke - Aufteilung der Welt in heterosexuelle Männer auf der einen Seite, Frauen, Farbige, Einwanderer, Homos und Behinderte auf der anderen - versucht hat, mit eben dieser Haltung Mehrheiten zu akquirieren.
Strauß Rosen von Blume 2000
Und als wäre es nicht genug, dass im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die unbegrenzten Möglichkeiten jetzt auch für andere als Dich gelten, fliegt Dir dein Überlegenheitskonstrukt auch noch hier in Europa, ja sogar in Deutschland um die Ohren.
Frauen. Überall Frauen. Und die benehmen sich schlecht. Fangen an, Forderungen zu stellen, für die sie erst mal die Gesetze verbiegen. Die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Viviane Reding, hat im vierten Anlauf einen Gesetzesvorschlag zur Quote für börsennotierte Unternehmen durchgebracht. Dessen Umsetzung allerdings noch am EU-Parlament und Ministerrat scheitern könnte. Jetzt, an diesem Wochenende, haben die Weiber des deutschen Pro-Quote-Vereins, die süße 30 Prozent Führungsfrauen in den Medien fordern,die "taz" übernommen und füllen Seite um Seite mit ihrem Anspruch auf Teilhabe.
Aber das Schlimmste wird für Dich, weißer Mann, sein, dass nicht mal mehr auf Deine genetischen Brüder Verlass ist: Am Donnerstag haben die Chefredakteure des "Stern" bekanntgegeben, dass sie eine Frauenquote einzuführen gedenken. Dass sie den Männeranteil in Führungspositionen auf 50 Prozent reduzieren wollen. Testosteronabbau als Zeichen der Zeit. Wobei sie offengelassen haben, welche zwei der vier zur Chefredaktion zählenden Herren gehen werden.
Und das alles in einer Woche! Jahrtausendelange Bemühungen in sieben Tagen dahin!
Eben noch bling-bling und geiles Brusthaar, bist Du jetzt der Trottel der Kompanie. Männer mit mehr Farbpigmenten, Frauen, ja sogar kleine Mädchen im Einhornkostüm ziehen lachend an Dir vorbei, die Zukunft der Welt zu gestalten. Und Du stehst da, mit Deiner Aktentasche und dem Strauß Rosen von Blume 2000 in der Hand und kannst zugucken, wie der Zug ohne Dich abfährt. Der Wind trägt das schallende Gelächter seiner Insassen an Dein Ohr.
Tränen in die Tastaturen
Das macht natürlich wütend. Oh, das macht so sauer! So willst Du nicht mit Dir umgehen lassen! Denen willst Du es zeigen! Also wirst Du noch einmal Deine Kräfte sammeln, wie eine kranke Birke, die in ihrem letzten Sommer noch einmal so richtig absamt, und wirst Dein gesamtes Potential aufbieten. Entsprechend gehe ich davon aus, dass uns eine Macho-Welle bevorsteht.
Und eine Klagewelle. Die ersten Medien geben bereits Tipps, wie Männer gegen den Anspruch der Frauen auf berufliche Teilhabe vorgehen können, dort tropfen erste Tränen in die Tastaturen. Sie beklagen, dass Männer auf Jahre hin systematisch von Arbeitsplätzen oder Führungspositionen ferngehalten würden. Ein Ausruf, der in den Ohren von Frauen zum Brüllen komisch ist. Und in der Forderung der Frauen nach einer Quote mündet. Nicht nur in den Aufsichtsräten und den Medien. Auch an anderer Stelle rüsten die Damen auf, das unbeliebte Instrument in Stellung zu bringen.
Und nun Du. Dem Leitartikel der "Zeit" zufolge, stehst Du abgeschlagen, an den Rand des Geschehens gedrängt und schaust praktisch Deiner eigenen Beerdigung zu. Und sollst dabei auch noch freundlich bleiben. Sicher, es wird noch ein, zwei Jahrzehnte dauern, bis Dein Modell auch in Deutschland ausgelaufen ist. Bis Du einer sein wirst, der sich einfügen muss, wenn er mitspielen will.
Ja, das ist für einen wie Dich, so ein Erfolgsmodell, natürlich äußerst traurig. Einerseits. Andererseits, mein Lieber, ist es eine Chance. Ein paar von Dir haben das schon begriffen. Sie erfreuen sich zunehmender Beliebtheit unter denen, die dabei sind, die Gesellschaft zu verändern. Und so fügt es sich wohl wie von selbst: Diejenigen, die die Zeichen der Zeit verstehen und sich nicht gegen die Mehrheit der Bevölkerung stellen, werden zusammen mit den anderen eine Menge Spaß haben. Diejenigen, die meinen, sich am untergehenden Schiff festhalten zu können, werden als traurige Gestalten zusammen mit ein paar blöden Neonazis und Kristina Schröder übrig bleiben.
Nun ist es an Dir, Du tapferer weißer Mann, Dich zu entscheiden: Auf welcher Seite möchtest Du stehen?

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/silke-burmester-ueber-frauen-und-das-ende-der-zeit-des-weissen-mannes-a-867733.html

Hamburg/Freyung-Grafenau. Viel ist über sie geeredet und geschimpft worden – jetzt wollten wir dann doch nochmal persönlich mit ihr reden: Silke Burmester. Mit der Spiegel-Online-Kolumne „Eine Mauer für Bayern“ hatte die Hamburgerin eine große Welle der Empörung losgetreten. Sie habe damit gerechnet, Leute mit ihrem Artikel zu verärgern, sagt Burmester im Hogn-Interview – aber nicht damit, dass ihr jemand „ins Gesicht treten“ wolle. Erschrocken sei sie über einige der Reaktionen. Andererseits habe ihre Kolumne auch sehr intelligente Kritiken hervorgerufen, sagt sie. Die Hogn-Redaktion reagierte ebenfalls mit einem offenen Brief auf Äußerungen wie: Bayern sind kleingeistig, provinziell und deutschtümelig. Burmester erklärt im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“, warum sie glaubt, dass sie sich nicht im Ton vergriffen hat – und erzählt von Lederhosen-Filmen, die ihr Bayern-Bild geprägt haben. Außerdem beantwortet sie die Frage, ob sie die Einladung von Freyung-Grafenaus Landrat Ludwig Lankl nach Bayern zu kommen, annimmt – oder nicht.

„Ein völlig unreflektiertes Auf-die-Fresse-hauen-Wollen“
Frau Burmester, Sie haben mit Ihrer Kolumne „Eine Mauer für Bayern“ eine ziemliche Welle der Empörung losgetreten. Haben Sie damit gerechnet?
Ja, hab ich schon.
Sie haben sich dann aber auf Ihrer Facebook-Seite „Die Kriegsreporterin“ über die Reaktionen beschwert. Sie waren also offenbar doch überrascht?
Ich möchte hier unterscheiden zwischen einer erwartbaren Reaktion, sprich: Empörung in Maßen und Verärgert-Sein einzelner Leute – und dem, was dann tatsächlich passiert ist: Gewaltandrohungen, übelste Beschimpfungen per Email und ein völlig unreflektiertes Auf-die-Fresse-hauen-Wollen. So rede ich nicht mit Leuten – und ich will nicht, dass man so mit mir redet.
Das klingt als würden Sie sich als Opfer fühlen.
Nein, als Opfer fühle ich mich überhaupt nicht. Ich bin eher erschrocken, ehrlich gesagt.
Über die heftigen Reaktionen, die Ihre Kolumne hervorgerufen hat?
Wir reden jetzt gerade über die Extremfälle und nicht von der breiten Masse. Über diejenigen, die mir Gewalt androhen und mir ins Gesicht treten wollen. Das hat mich schockiert – auch deshalb, weil die Leute kein gutes Bild von sich geben.
„Ich hab den Bayern nur gesagt: Für mich seht Ihr alle albern aus“
Sie sind ja schon seit längerem im Internet unterwegs, sind mit den Gegebenheiten dort vertraut. Muss man da nicht damit rechnen, dass ein gewisser Teil der Leute einfach mal seine Kinderstube vergisst? Oder war das in diesem Fall erstmalig so extrem?
Ich weiß, dass aufgrund der Schrankenlosigkeit des Internets viele gerne mal ihre gute Kinderstube vergessen. Aber ehrlich gesagt: bei so einer Geringfügigkeit!? Ich hab ja nichts Schlimmes gemacht. Ich hab den Bayern nur gesagt: Für mich persönlich sieht es albern aus, wie Ihr rumlauft – und die Musik, die Ihr hört, ist auch schlimm. Das ist alles, was ich gesagt habe. Doch was daraufhin passiert ist, war derart maßlos …
Aber da fielen in Ihrer Kolumne schon einige Sachen mehr, die Menschen aus Bayern als Beleidigung auffassen könnten, meinen Sie nicht? Einige haben ja auch argumentiert: Wer austeilt, der muss auch einstecken können …
Das kann ich ja auch. Da waren auch Leute dabei, die reflektierend damit umgegangen sind und sich kritisch mit meinem Text und mit dem Bayern-Bild auseinandergesetzt haben. Das ist ja auch so gewollt. Es gibt den wunderbaren Satz: Auf eine Provokation folgt immer eine Reaktion. Das will ich auch! Weil’s schlimm wäre, wenn keiner reagieren würde. Ich möchte, dass ein Dialog entsteht … Es gab eben auch sehr intelligente Artikel, wie etwa in der Süddeutschen Zeitung. Da hat der Autor Bezug auf meinen Text genommen – und das ist eine intelligente Form von Auseinandersetzung. Aber dieses sehr Archaische nach dem Motto: Deine Hose sieht blöd aus und deswegen hau ich Dir jetzt auf die Fresse – das ist nicht das, was ich will. Das möchte ich in den Menschen nicht hervorbringen – auch nicht in den Bayern.
„Ich empfinde kollektives Besaufen nicht als Kultur“
Was viele interessiert: Wie entstand denn eigentlich die Idee zur Kolumne?
Die Idee ist schon ein bisschen älter – weil ich mir jedes Jahr, wenn dieser ganze Oktoberfest-Blödsinn hier losgeht, denke: Das kann doch einfach nicht wahr sein. Warum dieser Quatsch?
Das ist genau die Frage: Warum braucht Hamburg das alles? Hat es keine eigenen Feste?
Wir feiern anders. Und das Oktoberfest in Hamburg ist ja ne reine Marketing-Geschichte. Diese Inhalte und Traditionen interessieren hier nicht wirklich, die gehen den Leuten am (zögert kurz) Popo vorbei. Kaufhäuser, Möbelhäuser und Auto-Fritzen wollen damit Geld verdienen, das ist alles. Und die Leute, die es mögen, die fahren dann auch nach Bayern – das sollen sie auch machen, das ist okay.
Waren Sie denn schon mal in Bayern?
Ich war schon in Bayern, sogar schon auf dem Oktoberfest.
Und wie war’s?
Es ist nicht meine Tasse Tee, wie der Engländer sagt.
Weil Sie die Menschen dort „kleingeistig, provinziell und deutschtümelig“ fanden?
Was mich am meisten schockiert hat, ist diese Alkohol-Geschichte. Ich empfinde kollektives Besaufen nicht als Kultur, sondern als erschreckend – das ist nicht meins. Ich fand auch die Kotzerei unangenehm – genauso wie Leute, die bewegungslos unterm Tisch liegen. Das ist scheußlich!
Und dieser einmalige Oktoberfest-Besuch hatte Ihr Bild von Bayern dann unwiderruflich geprägt?
Das Oktoberfest mit seinen Exzessen, das spielt da sicherlich mit rein. Mein Bayern-Bild wurde aber auch durch andere Dinge geprägt.
Zum Beispiel?
Durch schlimme Fernsehserien etwa. Die Serie, in der der Sedlmayr einen kleinen Laden hatte, oder das „königlich-bayerische Amtsgericht“ – das ich beides als Kind gesehen habe. Und später, als das Privatfernsehen kam, natürlich die Lederhose, die jodelt, diese Erotik-Filmchen auf Sat1, an denen man in den 90er Jahren kaum vorbei kam. Das hat dann sein Übriges getan …
„Mein Bayern-Bild ist sicherlich sehr klischeebeladen“
Also diese Lederhosen-Filme haben Sie von Bayern abgeschreckt?
Nein, das würde ja heißen, dass ich die ständig gekuckt hab (lacht) … Aber sicherlich wurde ich stark vom Fernsehen geprägt … Da gab es auch diese schlimme Figur in der Lindenstraße, dieser rechte Opa, den’s da mal gab … Wobei: Es ist nicht alles schlimm, was aus München kommt. Die Klaus-Lemke-Filme waren und sind großartig. Aber mein globales – vom Fernsehen geprägtes – Bayern-Bild ist sicherlich sehr klischeebeladen.
Haben Sie denn schon mal abseits von Oktoberfest und Fernsehen nette Bayern kennengelernt?
Wissen Sie, es gibt da diese Geschichten von Herrn Keuner, aus der Feder von Bertolt Brecht. Herr Keuner wird gefragt, ob er die Franzosen möge – und er sagt nein. Dann wird er gefragt, ob er die Engländer möge – und er sagt wieder nein. Auch bei den Italienern. Am Ende wird er gefragt, wen er denn nun möge – und er sagt: meine Freunde.
Haben Sie denn Freunde aus Bayern?
Lassen Sie mich überlegen … Ich schätze den Kollegen Willi Winkler von der Süddeutschen Zeitung sehr – ein echter Ur-Bayer, der allerdings schon lange in Hamburg lebt. Aber tatsächlich sind’s mehr die Österreicher in meinem Freundeskreis. Das hat nichts mit den Bayern an sich zu tun, sondern das hat sich eben nicht ergeben. Gibt einfach nicht so viele hier oben.
Ihre Kolumne wurde fast 10.000 Mal via Facebook geteilt? Haben Sie bis dato schon einmal so viel Aufmerksamkeit erhalten?
Ja, ich hatte mal eine Kolumne über Fernsehköche geschrieben. Dabei ging es um Alfons Schuhbeck, der damals gerade Werbung für McDonalds machte. Auch ein Bayer, fällt mir gerade auf. Die ist noch doller gelaufen. Aber das war aus Begeisterung. Da kamen keine Schmäh-Geschichten wie bei der Bayern-Kolumne.
„Ich weiß, dass ich mich nicht im Ton vergriffen habe“

Gab es nach dem „Bavarian Shitstorm“ gegen Sie Momente, in denen Sie sich die Frage gestellt haben, ob Sie sich vielleicht nicht doch etwas im Ton vergriffen haben?
Nein, diese Frage habe ich mir insofern nicht gestellt, als dass ich weiß, dass ich mich nicht im Ton vergriffen habe. Was ich gemacht habe: Ich habe mich an sehr oberflächlichen Klischee-Bildern entlanggearbeitet. Ich bin überhaupt nicht in die Tiefe gegangen, nicht differenzierend. Ich weiß leider nicht mehr, wer das war, aber irgendein Magazin hat in diesem Zuge andere Schmähworte von deutlich größeren Menschen veröffentlicht – von Kabarettisten, von Literaten. Und was die gesagt haben, ist sieben Mal böser als das, was ich gesagt habe. Dagegen ist meins Pillepalle.
Mag das vielleicht daran liegen, dass Sie den satirischen Ton nicht getroffen haben? Dass der Eindruck entstanden ist: Da ist jemand gelangweilt und will einfach nur ein bisschen Schimpfen über irgendwelche Leute.
Der satirische Ton ist da. Aber es ist an der Stelle vielleicht auch nur eine Polemik. Es ist keine Satire in Reinform, sondern eben eine Polemik.
„Oder sie sagen mir: Burmester, Du bist beknackt!“
Es gibt viele bayerische Kabarettisten, die viel deutlicher in ihrer Kritik werden, da stimmen wir Ihnen zu. Die finden aber ehrlich gesagt auch viel interessantere und viel witzigere Bilder als Sie.
Wissen Sie, ich kann ja nicht jedes Mal hundertprozentig toll sein. Oder wahnsinnig witzig. Das gelingt einem auch nicht immer. Und vielleicht war es an dieser Stelle eben nicht so, wie es sonst ist.
Was würden Sie sagen, wenn Sie jemand aufgrund Ihrer Kolumne als kleingeistig und intolerant bezeichnen würde?
Das ist noch der geringste Vorwurf. Der ist ja sowieso von allen gekommen. Dass ich intolerant bin, das ist jetzt total klar. Ich weiß, dass ich kein intoleranter Mensch bin, aber ich verstehe, dass man aufgrund dieses Textes zu der Annahme kommen kann. Oder dass man mir das auch vorwirft.
Einer unserer Leser, Herr Matthias Walser, hat ja eine Art Gegensatire aufm Hog’n verfasst. Toleranz beginnt genau da, wo es anfängt wehzutun, lautet eine seiner Kernaussagen. Was sagen Sie dazu?
Ich finde, ich muss nicht tolerant sein, wenn Leute sich dämlich kleiden. Ich finde, ich habe das Recht zu sagen: Diese Kleidung ist unglaublich dämlich. Ich habe auch das Recht zu sagen: Diese Körperkultur, die die bayerischen Männer betreiben, finde ich unattraktiv und unappetitlich, schrecklich. Dieses sogenannte gestandene Mannsbild steht für mich tatsächlich für alles Bayerische: man hat nen Bauch, man hat nen Bart und hat so nen komischen Schwanz an seinem Hut. Ich finde das einfach nicht schön. Und da muss ich jetzt auch mal nicht tolerant sein. Wenn ich so einen Mann hauen würde, weil er so aussieht – dann bin ich intolerant. Aber ich sag ja nur: Freunde, das sieht einfach bescheuert aus!
Und da reicht es nicht aus, sich das einfach nur zu denken, sondern das muss man dann schreiben?
Ich hatte das Bedürfnis, das einmal zu sagen. Damit die Leute mal darüber nachdenken, ob das so ist – oder mir sagen: Burmester, Du bist beknackt!
„Faschistoid? Das ist vielleicht oberflächlich oder dumm – mehr nicht.“
Können Sie verstehen, wenn Ihnen von Seiten mancher User im Zuge Ihrer Kolumne faschistoides, ja sogar rassistisches Verhalten bzw. Gedankengut vorgeworfen wird?
Ich halte das für völlig übertrieben. Das lässt sich da nicht rauslesen. Ich sage nur: Ihr Bayern, Ihr seht beknackt aus und seid kleingeistig. Was ist daran faschistoid? Das ist auch nicht rassistisch. Das ist vielleicht oberflächlich oder dumm – mehr nicht … Viele Reaktionen lassen auf den Geisteszustand der Empfänger schließen. Aus meiner Sicht ist es ähnlich wie bei den Mohamed-Karikaturen gelaufen: Man lässt etwas los, was Menschen als beleidigend empfinden – und die vergessen jegliches Maß, sind wie eine Horde wild gewordener Rottweiler. Da gibt es ja überhaupt keine Verhältnismäßigkeit mehr. Wie gesagt: Aus meiner Sicht haben einige so reagiert wie diese Islamisten, die aufgrund dieser Mohamed-Karikaturen so ausgeflippt sind. Da fassen wir uns doch auch an den Kopf und denken uns: Habt Ihr sie noch alle!?
Haben Sie das Gefühl sich für irgendetwas entschuldigen zu müssen?
(kurze Denkpause) Nö, hab ich nicht (Pause). Sagen Sie mir bitte, wo in meinem Text die Beleidigung ist, die einen Menschen im Herzen trifft, auf dass sein Ego für immer nen Knacks bekommt und er sich nicht erholen kann. An welcher Stelle steht das geschrieben?
Aber muss man sich denn immer nur für Sachen entschuldigen, bei denen man den anderen auf die Art trifft, wie Sie’s gerade beschrieben haben? Offen gestanden fühlen wir uns nicht sehr schnell von irgendetwas Geschriebenem beleidigt, aber: „kleingeistig, provinziell, deutschtümelig“ – ganz nett ist das jetzt nicht unbedingt … Und Sie haben ja ein komplettes Bundesland verpauschalisiert – ohne groß zu unterscheiden.
Aber das gehört ja auch zur Polemik dazu, dass man nicht differenziert, nicht unterscheidet. Sondern sie nimmt sich die raus, die sie als kleingeistig empfindet – und in dem Fall waren das zu Ihrem Leidwesen die Bayern. Das stimmt natürlich nicht. Es sind ja nicht alle Bayern kleingeistig und deutschtümelig. Aber das Bild, das sich mir von Bayern darstellt, ist häufig genug ein kleingeistiges und auch ein deutschtümeliges.
„Aber so ein erfolgreicher und selbstbewusster Stamm wie der Ihrige …“
Aber darf denn Polemik eigentlich alles? Gibt’s da keine Grenzen?
Doch, Polemik hat ihre Grenzen. Ich finde: Man haut nicht auf Menschen drauf, die schon am Boden liegen. Also auf Bettina Wulff muss im Moment niemand mehr rumhacken. Man muss Schwäche erkennen und diese Menschen zum Teil auch in Schutz nehmen. Aber so ein starker, erfolgreicher und selbstbewusster Stamm wie der Ihrige einer ist, der so toll dasteht und unsere Wirtschaft am Leben hält – warum soll ich nicht mal auf den einhauen?
Ehrlich gesagt glauben wir jetzt auch nicht, dass unbedingt die Polemik das Problem war, sondern dass sie keiner als solche erkannt hat …
Das ist nicht mein Problem. Ich frag mich: Was ist denn mit den Bayern los, dass sie’s nicht merken?
Daran mag manchmal vielleicht auch der Sender nicht ganz schuldlos sein …
Das mag sein, da geb ich Ihnen Recht. Ich hätte das natürlich so machen können, dass es brüllend komisch ist – und sogar ein Bayer merkt, dass es lustig sein soll. Inhaltlich will ich da aber gar nicht davon abrücken. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass viele Menschen, die aus dem norddeutschen Raum kommen, nach dem Lesen meines Textes sagen: Ich weiß genau, was Du meinst.
Glauben Sie, dass die ganze Aufregung schlichtweg auch daraus resultierte, weil die Kulturen der Bayern und der Norddeutschen zu unterschiedlich sind? Weil da zwei völlig verschiedene Temperamente aufeinandergeprallt sind?
Ja, das hat mit Sicherheit damit zu tun. Das Zusammenwachsen der Welt, wie wir es momentan erleben, ist in vielerlei Hinsicht toll. Aber ich bedaure es, dass die Charakteristiken verloren gehen. Als ich bei der Szene Hamburg volontierte, gab es jedes Jahr ein München-Diss-Heft. Und wenn ich mich recht erinnere, haben die Münchner mit einem Hamburg-Diss-Heft geantwortet. Das finde ich, ist eine schöne Tradition. Mir wäre es lieber, die würde beibehalten, als dass Sie in Bayern anfangen „Alsterwasser“ zu bestellen und hier in Hamburg „Radler“ ausgeschenkt wird.
„Könnte mir den Bayerischen Wald nicht in Ruhe anschauen“
Blicken wir nach vorne: Freyung-Grafenaus Landrat Ludwig Lankl hatte Sie ja in den Bayerischen Wald eingeladen, um Land und Leute näher kennenzulernen. Wie sieht’s aus: Kommen Sie?
In Absprache mit Spiegel-Chef Mathias Müller von Blumencron habe ich entschieden, dass ich momentan nicht fahren werde. Vor dem Hintergrund: Ich könnte unter den gegebenen Umständen nicht einfach nach Bayern kommen und mir den Bayerischen Wald in Ruhe anschauen. Es ist klar, dass das alles unter stetiger Beobachtung der dortigen Presse von statten ginge. Aber aufgrund einiger massiver Gewaltandrohungen möchte ich mich dieser Situation jetzt nicht aussetzen.
Sie sagen „momentan“. Heißt das, dass Sie das Angebot eventuell zu einem späteren Zeitpunkt einlösen wollen?
Wissen Sie, wenn es darum ginge: Sie wollen mir was zeigen und ich will mir das ankucken, dann wäre es zu überdenken. Aber in der momentanen Situation, in der es nicht ohne den ganzen Wirbel drumherum geht – und ich krieg heute noch irgendwelche Mails von irgendwelchen erbosten Leuten –, da ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt.
Also kein generelles Nein?
Warten wir mal ab, bis sich die Situation etwas beruhigt hat und die Emotionen runtergekocht sind.
„Islamisten sind langweilig. Da sind Bayern schon spannender …“
Sie sagen ja von sich selbst, dass Sie gerne mal in gewissen Dingen rumstochern, gerne mal provozieren. Haben Sie denn schon Pläne für eine neue Provokation? Wie zum Beispiel die vorhin erwähnten Islamisten?
Naja, man kann ja nicht immer die ganz naheliegenden Dinge nehmen. Islamisten sind ja ein bisschen langweilig. Da sind Bayern schon spannender …
Frau Burmester, vielen Dank für das Gespräch.

http://www.hogn.de/2012/10/18/1-da-hogn-geht-um/silke-burmester-bayern-spiegel-kolumne-interview-hamburg-bayerischer-wald/12263

Es ist sehr gut möglich, keine Kinder zu haben und trotzdem keine Karrie¬re zu machen. Journalistinnen zwischen Emanzenverdacht, Augenaufschlag, Brutpflege und Lohndiskriminierung.
von Silke Burmester
Als Journalistin Karriere zu machen, ist ganz einfach: Man darf keine Kinder bekommen. Jedenfalls nicht solche, um die man sich zu kümmern braucht. Der Journalismus, ob in Form der Festanstellung oder des Freiendaseins, ist wie kaum ein anderer Beruf familien- und kinderfeindlich. In etlichen Ressorts von Tageszeitungen liegt der Redaktionsschluss nach 18 Uhr. Wer bei Zeitschriften vor 19 Uhr geht, gilt als minder engagiert, und wer im Onlinedienst arbeitet, muss sich mit fiesem Schichtdienst rumschlagen. Das gilt ebenso fürs Fernsehen und Radio, bei denen noch aufwändige Reportagen obendrauf kommen, deren Realisation auch nicht immer in die Stunden fällt, in denen die Brut in der Schule oder im Kindergarten ist.
Als Frau ist man also am besten old-school-lesbisch – also ohne Kinderwunsch – oder hat jemanden an der Seite, der den Kümmerpart übernimmt. Fifty-fifty zu machen ist schwierig – Karriere im Journalismus ist nichts, das halbe Sachen zulässt.
Natürlich kann man als Journalistin glücklich werden. Dann, wenn man a) auf einen tollen Aufstieg verzichtet oder b) es hinbekommt, als Mutter nicht sonderlich gefragt zu sein. Das ist nicht nur eine Frage der Organisation, sondern auch es aushalten zu können, nicht allzu viel mit seinen Kindern zu tun zu haben.
Trotz dessen, dass viele Frauen sich bewusst oder unbewusst gegen eine große Karriere entscheiden, wird der Beruf »weiblicher«, wie es heißt. Was bedeutet, dass zunehmend Frauen ihn ergreifen. Und dass sein Renommee sinkt. Die Gründe für den ersten Punkt sind vielseitig. Zum einen entdecken auch Männer, dass Kinder etwas Schönes sind, mit denen Zeit zu verbringen ein Gewinn ist. Was für den Arbeitgeber bedeutet, dass nun nicht mal mehr auf den Mann als anspruchsloses Arbeitstier Verlass ist. Es wird zunehmend egal, ob er Mann oder Frau beschäftigt, beide kommen mit so blöden Vorstellungen wie 60-Prozent-Stelle, Homeoffice und Elternzeit um die Ecke.
Unabhängig vom Geschlecht lässt sich im Journalismus zusehends auch weniger Geld verdienen. Honorare und Gehälter gehen runter, wodurch der Beruf für Männer weniger interessant wird. Und auch der Umstand, dass Frauen es zulassen, schlechter bezahlt zu werden als Männer, ist ein Anreiz für Arbeitgeber, Frauen einzustellen.
Also alles dufte, könnte man sagen. Das Berufsfeld öffnet sich.
Frauen fordern nur niedliche 30 Prozent
Und trotzdem müssen Frauen auf die Barrikaden gehen. Müssen in altfeministischer Manier Transparente hochhalten, auf denen sie ihre Beteiligung an der Gestaltung der Medien und ihrer Inhalte einfordern. Zur Verdeutlichung: 2014 wird das Grundgesetz 60 Jahre alt. In ihm ist festgeschrieben, dass Frauen und Männer das gleiche Recht auf Teilhabe an der gesellschaftlichen Gestaltung haben.
Wer aber macht die Zeitungen? Wer bestimmt, was in Radio, Fernsehen gesendet wird, was online läuft? Von 358 Chefredakteuren bei Tageszeitungen sind elf weiblich. 82 Prozent der Chefredakteure beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen sind Männer, online sind es 78 Prozent.
Es ist ja noch nicht einmal so, dass die Frauen, die jetzt aufmucken, fordern, dass die Hälfte der Bestimmer weiblich sein soll. Nein, sie fordern süße 30 Prozent. So bescheiden sind die Frauen, dass sie 60 Jahre, nachdem ihr Recht im Grundgesetz festgeschrieben wurde, darum bitten, dass doch wenigstens eine von drei Führungspersonen weiblich ist. Niedlich, gell?!
Die »Verweiblichung« des Journalismus
Nun sind die Weiber ja nicht blöd. 30 Prozent ist die kritische Größe. Ab 30 Prozent Frauen in Top-Führungspositionen ändern sich die Strukturen, mehr Frauen kommen nach. Und was passiert dann? Dann wird das Schreckensszenario Wirklichkeit, dass die Medienmänner wie eine Gespenstergeschichte an die Wand malen: Dann bricht sich die »Verweiblichung« des Journalismus Bahn.
»Verweiblichung des Journalismus« – das klingt schon mal beschissen. Es klingt nach Kulleraugen und Handcreme, nach Kinderschicksal und vielen Adjektiven. Kurz: abwertend. Und so ist es auch gemeint. Abwertend. Frauen machen den Beruf kaputt. So wie für die Seefahrer gilt, eine Frau an Bord bringt Unglück, bedeutet die »Verweiblichung« des Journalismus den Anfang vom Ende. Für die Männer.
Und sie haben recht. Das Bild des Journalisten als rauer, keine Gefahren scheuender Kerl mit Siebentagebart und Whiskyfahne, der mit abgefressenem Bleistift und offener Schutzweste durchs Kriegsgebiet streunt, der wochenlang für seine Reportage über Methköche unterwegs ist, sich nicht in der Redaktion meldet und am Ende eine fünfstellige Spesenliste mitsamt Puffbesuch zur Abrechnung einreicht, weicht dem des rundum gepamperten Weicheis mit Mutti-SMS-Flatrate. Was nicht die Schuld der Frauen ist.
Eine weibliche Sicht auf die Dinge
Und doch wollen wir – und ich sage als Mitglied des Machterkämpfungsvereins ProQuote bewusst »wir« – die Macht nicht ausschließlich um der Macht willen. Natürlich geht es beim Kampf um die 30 Prozent darum, Frauen in Machtpositionen zu bringen, weil bestimmen zu können super ist. Es geht aber auch um einen anderen Journalismus. Darum, dass Themen in die Medien kommen, die Frauen betreffen. Jenseits von Orchideen und Gedöns. Männer haben eine andere Sicht auf Dinge. Manches sehen sie gar nicht. Ich käme nie auf die Idee, über jemanden berichten zu wollen, der aus dem Weltall auf die Erde springt. Warum sollen Männer auf die Idee kommen, es über ungleiche Bezahlung zu tun? Über Themen, die ihre Position infrage stellen? Frauen machen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus. Dennoch müssen sie es hinnehmen, dass Männer bestimmen, worüber berichtet wird. Themen, die die Situation von Frauen ebenso wie unsere Sicht- und Herangehensweise herausheben, bleiben auf der Strecke. Heldengeschichten sind noch immer Männergeschichten. Geschichte, Forschung, Wissenschaft sind in den Medien männlich besetzt. Die Leitartikel, die Kommentarspalten werden von Männern gefüllt. Die »Wahlarena« in der ARD wird von Penisträgern moderiert. Dass das Thema »Sexismus« und die Frage, was Frauen sich an Anzüglichkeiten gefallen lassen müssen, 2013 ein so großes werden konnte, ist ein Ergebnis des Hashtags »Aufschrei«, den die Bloggerin Anne Wizorek via Twitter in die Welt setzte. Das Internet ist aktuell das einzige Medium, das sich der männlichen Kontrolle entzieht. Es ist kein Zufall, dass Themen, die uns angehen, die uns im Kern betreffen, dann endlich die nötige Aufmerksamkeit bekommen, wenn Frauen die Möglichkeit haben, eine Öffentlichkeit zu erreichen, die nicht erst durch Männer freigegeben werden muss.
Bloß nicht als »Emanze« gelten
Ein Problem ist, dass vor allem junge Frauen Angst haben, als »Emanze« zu gelten, als »Feministin«. Auch da haben die männlich dominierten Medien ganze Arbeit geleistet und es geschafft, etwas, das selbstverständlich sein sollte – für die eigenen Rechte zu kämpfen – negativ zu besetzen und ein Bild von etwas zu zeichnen, das keine Frau sein will: verbissen und verbiestert. Schon keine, die etwas erreichen will.
Und so sind wir Frauen noch immer gefangen in der Situation, Männern gefallen zu wollen, um vorwärts zu kommen und nicht zu kapieren, dass man mit Fleiß und Augenaufschlag gegen ihre Männerbünde nicht ankommt. Kinder sind nur das eine, das einer Karriere im Journalismus entgegensteht. Falsche Einschätzung das andere.

http://www.message-online.com/archiv/message-1-2014/leseproben/frauen-vereinigt-euch/

Auf dem Boden ein Kreidekreis. Darin steht ein Kind. Zur Seite zwei, die sich um das Sorgerecht streiten. Jeder hält einen Arm des Kindes, um auf Kommando des Richters das Objekt der Begierde auf seine Seite ziehen zu können. Nach kurzem Gezerre lässt die Magd das Kind los, die leibliche Mutter reißt es an sich und ist doch Verliererin in Brechts "Kaukasischem Kreidekreis" - wer sein Kind liebt, so der Schluss des Richters, will ihm keine Gewalt antun.
Von dieser Einsicht hat sich die heutige Rechtsprechung weit entfernt, wie die Beiträge dieses Themenabends eindrucksvoll schildern. Nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs zur Zulässigkeit von Vaterschaftstests Anfang des Jahres hatte die latente mediale Stilisierung des Mannes zum eigentlichen Trennungsopfer ihren Höhepunkt erreicht. Unter Ausblendung von Trennungsgründen wie durch den Mann ausgeübte Gewalt gegen Frau und Kinder, Alkoholismus und psychische Störungen, wurden Frauen zu Monstern aufgebaut, die den Mann in die Pflicht nehmen, zur Kasse bitten und ihm die Kinder vorenthalten.
Mit zwei Dokumentationen und einer Gesprächsrunde nimmt sich Arte dieser verzerrten Darstellung an. In ihrem Film "Trennungsdramen - Wenn der Mann zum Feind wird" lässt die Fernsehjournalistin Claudia Deja deutsche und französische Mütter zu Wort kommen, die von ihren Ehemännern geschlagen, vergewaltigt und mit dem Tode bedroht wurden, deren Kinder durch den Vater traumatisiert sind und die dennoch das Sorgerecht mit den oft polizeilich als gewalttätig registrierten Männern teilen müssen. Sie wirft einen Blick auf die Position von Ämtern und Gerichten, "für die gilt, dass ein Kind einen Vater braucht, egal wie der Vater gestrickt ist", wie es im Film heißt.
Geradezu aufklärerisch wirkt die Dokumentation "In Nomine Patris - Die Interessen der Väterbewegung" von Myriam Toneletto und Marc Hansmann. Sie verdeutlicht, dass hinter Vätergruppen wie "SOS Papa" aus Frankreich oder der britischen "Fathers for Justice" nicht der verantwortungsbewusste Vater steht. Den Forderungen solcher Vereine nach Kontrolle und Mitbestimmung über Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch, nach Aufenthalt der Ex-Partnerin, stellen die Filmemacher die Einordnungen von Psychologen und Soziologen gegenüber. Diese erkennen hierin nicht die Sorge ums Kind als vielmehr eine Bewegung, die sich gegen Frauen und die weibliche Gleichstellung richtet.
(Berliner Zeitung am 23.03.2005)

Einkaufswütige Frauen lassen ihre Partner in einer Hamburger Bar betreuen, für zehn Euro gibt es zwei Bier, Spiele und Vorträge.
Von Von Silke Burmester
(SZ vom 07.10.2003) Hätte die Schöpfung das Shopping-Gen nicht ausgerechnet auf den Teil des Chromosoms gelegt, der das X zum Y macht - alles wäre so einfach. Männer würden Frauen verstehen, könnten Teil haben an dem permanenten Prozess der Ich-Erneuerung durch Kleidung und Accessoires und bräuchten die Zeit nicht mit Autorennen oder Tippkick zu vertrödeln. Bis die Genforscher das Problem gelöst haben, müssen andere Ansätze her. In Hamburg hat Deutschlands erster "Männergarten", eine Abgabestelle für schlechte Einkaufsbegleiter, eröffnet. Köln hat jetzt nachgezogen.
Männer hüten
Die "Nox"-Bar in der Hamburger Innenstadt bietet Frauen samstags die Möglichkeit, ihre Partner für die Dauer des Einkaufsbummels, längstenfalls jedoch bis 18 Uhr, abzugeben. Zehn Euro kostet das, die Männer werden dann mit einer warmen Mahlzeit und zwei Bier versorgt. So genannte Männergärtnerinnen betreuen die Herren, während des Aufenthaltes wird ihnen ein Namensschild auf die Brust geheftet. Frauen müssen draußen bleiben.
Geschäftsführer Alexander Stein, 32, ist sich noch unsicher darüber, ob sein "Männergarten" nur ein kurzweiliger Gag sein wird, oder ob der Bedarf zu einer festen Etablierung führen kann. Die Architektin Ute Bartos-Omelan, zusammen mit ihrem Mann Uwe Singelmann Stammgast des Lokals, hatte diesen Einfall, nachdem es jedes Wochenende Reibereien gab: "Das ist ja so viel spaßiger. Auch für die Jungs. Ich kann mit meiner Freundin losziehen und die Männer können hier ihren Themen nachgehen."
Spielen, lesen, stricken
Ihr Mann Uwe im eleganten Cordanzug scheint sich sichtlich wohlzufühlen. Schließlich ist im "Männergarten" für alles gesorgt: gemütliches Ambiente, Gesellschaftsspiele wie "Bluff", Micky-Maus-Hefte und Strickzeug. Auch ein Büchertisch nebst Beratung zu Titeln wie "Das große Ravensburger Werkbuch", "Schicken ist fön" oder Alice Schwarzers "Der große Unterschied" ist arrangiert - jedoch berichtet die vom Buchladen bereitgestellte Dame, dass die Herren lieber zu bebilderter Literatur greifen. So wie Olaf, der sich am Susan-Stahnke-Playboy-Heft erfreut, während er eine Havanna raucht.
Der Büchertisch an diesem Samstag ist nur ein mäßiger Ersatz für die ursprünglich geplante Präsentation von Stichsägen und Vorschlaghammern. Doch die Chefs einer Baumarktkette, die künftig zur Unterhaltung der Gäste Werkzeuge präsentieren wollen, baten sich noch etwas Zeit aus, um die Verkäufer perfekt zu instruieren.
Träume von gestern werden wahr
Geschäftsführer Alexander Stein hat sich um weitere Programmpunkte gekümmert. "Eine Cocktailschule ist geplant, eine Rum-Verkostung und die Vorstellung eines neuen Automodells." Der 51-jährige Uwe Singelmann legt Wert darauf, dass sich das Angebot nicht wiederholt: "Beim ersten Mal hatten wir ein ferngesteuertes Auto, das nächste Mal eine Carrera-Bahn."
17 Männer wurden im "Männergarten" am vergangenen Wochenende abgegeben. Alle fühlten sich ganz offensichtlich wohl. Ein Lehrer aus Bayern etwa, obwohl er zur vereinbarten Zeit nicht von seiner Frau abgeholt worden war. "Das ist auf jeden Fall besser, als im Schuhladen rumzusitzen", sagt er und liest weiter im "Erbschaftssteuerberater". Nebenan rücken einige Männer die Stühle, um eine Runde Skat zu spielen. Auch der vordere Teil der Bar ist gut besucht - von Frauen. Die kommen zum Kaffetrinken in die Bar - und um sich amüsiert umzusehen.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/neuer-trend-maenner-parken-1.665825

Sind so arme Säue
Endlich sind Frank Schirrmacher und "Der Spiegel" nicht mehr allein: Jetzt darf der Mann auch in anderen Medien in die Opferrolle schlüpfen.
Zwischen die Berichterstattung über die Naturgewalt in Südostasien und das menschliche Krawumm am armen Mosi hat die Judikative ein Thema gedrängt: nämlich ihr Urteil zu heimlichen Vaterschaftstests. Ein Urteil, das zu Recht viele Diskussionen nach sich zieht und in dessen Fahrwasser endlich gesellschaftliche Themen auf den Tisch kommen wie Kindererziehung, Verantwortung, emotionale Bindung, Vaterrolle.
Der Spiegel, der schon vor Jahren das "Opfer Mann" ausgemacht hat, und seinen Vorbläser Matthias Matussek immer dann richtig kommen lässt, wenn es darum geht, sich von Frauen betrogen, hintergangen und emotional wie monetär ausgenutzt zu fühlen, hat Gesellschaft bekommen. Schräg durch die Medienlande ist nun von den "armen Vätern" die Rede, von "Männern ohne Rechte". Sehr engagiert sind die Fernsehmagazine. Sie graben unermüdlich Herren aus, denen Kinder untergeschoben wurden, die emotional brechen, weil der geliebte Spross nicht von ihnen ist, die alles gegeben haben und nun ganz ohne dastehen. Wobei es für den voyeuristischen Zuschauer nicht selten viel interessanter wäre, etwas über die Beziehung erfahren, als Manfred M. jammern zu sehen, dem man das eigene Blag nicht einmal für fünf Minuten anvertrauen würde. Um eine These auf den Punkt zu bringen: Männer leiden, geführt von ihrem Vorsitzenden Frank Schirrmacher, bereits jetzt unter dem herannahenden Machtverlust ihrer Spezies, der als Folge einer besseren Ausbildung, größerer Sozialkompetenz und dem höherem Engagement von Frauen folgen wird.
Die Ausschlachtung des sicherlich streitbaren Urteils ist auch der Versuch, dem Machtverlust etwas entgegenzusetzen. Notgedrungen geht es dieses Mal ohne Hubraumangaben und Längenvergleich. Die emotionale Schiene muss bemüht werden, und auf einmal ist die Kraftmaschine Mann auch nur ein Mensch. Dass das Römische Reich auch nicht innerhalb eines Tages untergegangen ist, daran erinnert diese Woche die Zeit. Ausgerechnet das Ressort mit dem programmatischen Titel "Leben" kommt ohne eine einzige Hauptdarstellerin aus. 11 Seiten Männerwelt, ohne auch nur ein einziges Frauchen irgendwo untergebracht zu haben. Kein Inhalt, kein Foto, nichts. Statt dessen arme Väter, Torhüter, Kämpfer, Moshammer. Männer erklären Küche und Auto und Helmut Dietl seine Schlafstörungen. Wahrscheinlich ist den Leben-Menschen das "einfach so passiert" und weniger der Versuch, Terrain zurückzugewinnen. Hier würde man auch nicht leben wollen. Dieses - journalistische - Terrain ist Ödland.
SILKE BURMESTER

http://www.taz.de/pt/2005/01/24/a0237.nf/text.ges,1

...
http://www.zukunftskinder.org/?p=35209

Gehen Sie in die Politik, meine Damen!
Das kennen wir doch: Männer zerlegen ein Land, Frauen räumen es wieder auf. Aber Michelle Münteferings Entschluss, sich für den Bundestag zu bewerben, darf nur der Anfang sein. Es braucht noch mehr Politikerinnen, um Deutschland von dem Irrweg abzubringen, den das Land eingeschlagen hat.
Sehr geehrte Damen im besten Alter!
Sie haben einen ausrangierten Politiker-Gatten zu Hause? Zehren von seinem Namen und haben dennoch Ihre Aufgabe zugunsten des Gemeinwohls noch nicht gefunden? Sie suchen eine erfüllende Herausforderung? Und würden gern Ihre Eigenständigkeit und Kompetenz unter Beweis stellen? Dann kommen Sie in die Politik! Nachwuchssorgen, Imageprobleme und Quotenregelungen machen es Frauen derzeit besonders leicht, Fuß zu fassen und auch höhere Posten zu erklimmen - bei bester Bezahlung versteht sich.
Nehmen Sie sich ein Beispiel an Doris Schröder-Köpf, 48 Jahre und Michelle Müntefering, 31 Jahre alt. Sie sind die Heldinnen der Gegenwart, denn diese Politikergattinnen denken nicht im Traum daran, ihren 19 bzw. 39 Jahre älteren Männern beim Zittrigwerden zuzusehen. Im Gegenteil! Sie sind bereit, das nach vorn zu bringen, was ihre Gatten durch Hartz-IV ruiniert haben: die SPD.
Und das ist wahrlich kein leichtes Erbe. Da reicht es nicht, ein paar Kindergärten zu besuchen oder ein paar Krebspatienten das Haupt zu streicheln. Da muss an der Basis - vor den Arbeitsagenturen, im Park bei den Ein-Euro-Müllsammlern, den Minijobbern in der Altenpflege - gekämpft werden, da will die potentielle Anhängerschaft erobert und sollen die verlorenen Genossen zurückgewonnen werden. Und - das wird die bitterste Kröte sein, die diese Frauen schlucken müssen - das alte Rollenmuster muss akzeptiert werden: Die Männer zerlegen ein Land, die Frauen räumen es auf. Insofern darf der Entschluss der beiden, in den Landtag bzw. im Falle Michelle Münteferings in den Bundestag einziehen zu wollen, in der heldinnenhaften Tradition derer gesehen werden, die dieses Land aus der Zerstörung herausgeschaufelt haben: der Trümmerfrauen.
Wenn das Prestige schwindet, dürfen Frauen ran
Natürlich machen die zwei Trümmerfrauen der SPD noch keinen deutschen Frühling. Es braucht noch mehr Damen mit aussortierten, aber erfahrenen Männern im Schlepptau, um Deutschland von dem Irrweg den die Gier nach Geld eingeschlagen hat, abzubringen. Nicht, weil Frauen ohne Männer nichts wären, sondern um sich den Hillary-Effekt zunutze zu machen. Jenen Umstand, dass manche Tür bei gewichtigen Namen, Namen wie Clinton, schneller aufgehen. Wobei sich gewichtig nicht zwangsläufig auf die Körperfülle des Namensgebers beziehen muss.
Minu Barati-Fischer zum Beispiel. Auch eine Frau, die bei der Eheschließung ihren Mädchennamen als Zeichen der Eigenständigkeit behielt und wohl dennoch nicht auf eine mögliche Wirkung des Gattennamens verzichten wollte. Minu Barati-Fischer, Ehefrau von Joschka Fischer, bringt all das mit, womit sich auf dem politischen Parkett heutzutage glänzen lässt: Intelligenz, Autonomie, gutes Aussehen, Medientauglichkeit und einen Mann, der zu repräsentieren versteht.

Gelänge es Schröder-Köpf und Müntefering, Frau Barati-Fischer zum Eintritt in die SPD zu bewegen, wäre dies nicht nur ein gutes Zeichen hinsichtlich der kürzlich beschlossenen Selbstverpflichtung der SPD, dass den Führungsgremien der Bundespartei zukünftig 15 Prozent an Personen mit Migrationshintergrund angehören sollen, auch die gute alte Tradition der SPD-Troika könnte mit der SchröMüFi-Troika in die Zukunft geführt werden. Und dass diese auch in der Politik weiblich ist, daran wird keiner Zweifel haben, der den Prestigeverlust beobachtet, den der Beruf des Politikers erleidet.
Aktuell tut Christian Wulff was in seiner Macht steht, um das Amt des Bundespräsidenten zu demontieren. Auch das Gebaren seiner Berufskollegen, Verantwortung oder sogar Schuld weit von sich zu weisen, wie Guttenberg, Dieter Althaus oder auch Adolf Sauerland es getan haben, kratzt am Image der Volksvertreter. Und wie immer, wenn in einer Branche das Prestige schwindet, öffnet sie sich wie durch Zauberhand für Frauen.
Bleibt nur noch, Maike Kohl-Richter unterzubringen. Die 47-jährige, die vor drei Jahren den heute 81-jährigen Helmut Kohl heiratete, möchte sicherlich auch mal etwas anderes hören, als zum tausendsten Mal die Abenteuer, "wie ich und Gorbi die Mauer zu Fall brachten". Zu weit vom Haus wird sie sich sicherlich dennoch nicht wegbewegen wollen. Sie könnte das Amt für Denkmalpflege übernehmen.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,809013,00.html

Der moderne Mann
Adieu, haariges Biest!
Von Silke Burmester
Er steht in der Ecke und trinkt Softie-Getränke. Alle hacken auf dem Mann um die 30 herum. Warum eigentlich? Ist doch toll, dass er eine Frau nicht behandelt wie einen 12er-Schlüssel aus der Werkzeugkiste. Dank an die, die ihn geschaffen haben: die Mütter. Stoßen wir mit Grapefruit-Bier auf sie an!
Liebe Mütter der um die 30-Jährigen,
gerade wird eine neue arme Sau durchs Dorf getrieben: der moderne Mann. Der Vorwurf an den 30-Jährigen lautet, er sei zu weich, zu unentschlossen, zu fragend. Vertreter der betroffenen Spezies räumen Übereinstimmungen mit dem Vorwurf ein und weisen darauf hin, dass die Frauen der entsprechenden Generation auch nicht ohne Fehl und Tadel seien, was in dem (unausgesprochenen) Vorwurf mündet, bei so dominanten Weibern kann man ja sowieso keinen mehr hochkriegen.
Und während die beiden Parteien sich aktuell über die Leitmedien dieses Landes total verständnisvoll aussprechen, stehen die Schirrmachers und Matusseks dieser Republik sicherlich schon in den Startlöchern, um das Ganze weiterzudrehen, indem sie die Schuldigen an dieser Misere benennen: die Mütter. Wen sonst.
Das Kind zu dick, das Kind magersüchtig, depressiv, schlecht in der Schule, zu viel vorm Computer - schuld sind immer die Mütter, so oder so, das kann man drehen und wenden, wie man will.
Doch nicht für mich! Für mich, liebe Mütter der um die 30-Jährigen, seid Ihr die Heldinnen in dieser Geschichte. Denn der Macker ist - von fremden Kulturen in diesem Land und Michael Ammer einmal abgesehen - so gut wie verschwunden. Allenfalls in Folge genetischen Aufbäumens versucht noch das ein oder andere Objekt mit Sprüchen wie "Hey, Babe!" sein Glück.
Mann, mach mal den Mund auf!
Dank Eures Einsatzes, liebe Mütter, habt Ihr uns eine Gesellschaft beschert, in der der junge Mann als freundliches Wesen gilt, als empathiefähig und sensibel und nicht länger - wie es in dem Film "Manche mögen's heiß" heißt - als "schreckliches, haariges Biest".
Gut, an manchen Stellen ist die Entwicklung über das Ziel hinausgeschossen - sicherlich hatte keine von Euch gewollt, dass ein Mann am Ende etwas ist, das in Röhrenhosen und mit Schlabbertuch in der Ecke der Bar steht, sich an seinem Grapefruit-Bier festhält und den Mund nicht aufbekommt. Oder auch, dass die jungen Frauen meinen, Männer seien nur noch zum Bestäuben gut, sonst aber nicht zu gebrauchen. Aber das sind Schrauben, an denen kann man drehen, das lässt sich über die Feinjustierung hinbekommen.
Nein, viel wichtiger ist doch, dass Euch genau das gelungen ist, was man den Herren jetzt zum Nachteil auslegen möchte: dass aus schrecklichen, haarigen Biestern Menschen männlichen Geschlechts geworden sind, die fähig und willens sind zu reflektieren. Die sich und ihr Handeln in Frage stellen, anstatt sich als gottgegebenes Geschenk zu wähnen, an dem es nichts auszusetzen gibt. Männer, die starke Frauen aushalten und wissen, dass ein weibliches Wesen anders anzufassen ist, als wenn man im Werkzeugkasten den 12er-Schlüssel sucht.
Wo sind all die Macker hin?
Nun mögen die jungen Frauen - Eure Töchter - sagen, diese Röhrenheinis seien nicht männlich genug. Es fehle die breite Brust, und ein wenig Mackertum ist doch eigentlich ganz schön. Dass sie überhaupt in der Lage sind, dies sagen zu können, geht gleichfalls auf Euer Konto, denn Ihr habt nicht nur die Jungs auf einen guten Weg gebracht, sondern auch die Mädels. Noch nie gab es eine Generation Frauen, die so selbstbewusst war. Die so autonom und unabhängig dasteht und die Möglichkeiten hat, sich aus der Macht des Patriarchats zu befreien und eine neue, eine gleichberechtigte Gesellschaft zu formen. Nicht zuletzt, weil die Wirtschaft nicht länger auf Sozialkompetenz und beste Abschlüsse verzichten kann.
Dass die Frauen dort angekommen sind, ist vor allem Euer Verdienst. Weil Ihr allen Unternehmungen zum Trotz, das Wort "Feminismus" zum SchimpF l a c hu wandeln, an das Ziel geglaubt habt, diese Gesellschaft verändern zu können. Indem Ihr Eure Kinder anders erzogen habt, als Ihr selbst erzogen worden seid.

Zugegeben, wir müssen an die Schwachstellen noch mal ran: also die Jungs ein wenig zurückpfeifen und sie eine Balance zwischen Reflexionsvermögen und Männlichkeit finden lassen und den Mädels mitgeben, dass das Leben kein Hollywood-Film ist, kein Traum, in dem alles möglich ist. Und vor allem, dass eine breite Männerbrust die Ergänzung zur weiblichen Autonomie sein kann, nicht aber die Alternative.
1988 hat die Politikwissenschaftlerin und Autorin Katja Leyrer in ihrem Buch "Hilfe! Mein Sohn wird ein Macker" die damalige Jungengeneration betreffend folgende Bedenken geäußert: "Ob sich bei ihnen schon ein Unterschied zeigen wird zu den Männern, mit denen wir uns heute abplagen, wage ich zu bezweifeln." Das ist 24 Jahre her. Die damals Sechsjährigen sind heute 30. Hat doch bestens geklappt!, möchte ich Katja Leyrer und Euch, den Müttern ihrer Generation, sagen. Ihr könnt wirklich zufrieden sein!
Bleibt nur die Frage, was aus den Männern geworden ist, mit denen Ihr Euch damals abgeplagt habt. Wahrscheinlich laufen die heute nach drei gescheiterten Ehen frei herum. Und organisieren sich im Männerforum "Breite Brust".

http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,810406,00.html

Alpha-Tiere an Silberrücken
Kolumne von Silke Burmester
Hallo taz-Medienredaktion! Stell Dir vor, Du willst dafür sorgen, dass Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt werden, Gleichstellung erfahren, und keiner berichtet. Dann kannst Du davon ausgehen, dass es sich bei den Diskriminierten um a) Frauen handelt und b) um welche, deren Benachteiligung sich innerhalb des Berufsbildes „Medien“ abspielt.
Am Sonnabend sind in Hamburg rund 200 Journalistinnen zusammengekommen, die eine Quote für Frauen in Führungspositionen fordern. Frauen mit Bunte- und Gala-Potenzial waren darunter wie Anne Will, Luzia Braun und Lisa Ortgies. Ursula von der Leyen kam zur anschließenden Party samt Gatte, Medizinerinnen und Juristinnen wollen die Kampagne übernehmen.

Wenn ich mich nicht verzählt habe, haben darüber vier überregionale Medien berichtet und ein paar Krümeldienste im Netz. Das ist ein ähnliches Ergebnis wie das, dass nur 28 der über 200 angeschriebenen Chefredakteure auf die Bitte der Pro-Quote-Frauen um Stellungnahme geantwortet haben. Wobei zwei der vier gezählten Medien von Frauen geführt werden.
Immerhin sind die beiden Chefredakteure des Spiegels zur Party gekommen. Wobei Georg Mascolo den Raum mit den Worten betrat: „Ah, sie ist dahinten!“, keine der im Eingang stehenden, ihm bestens vertrauten Kolleginnen eines Blickes würdigte und sicheren Schrittes zur Ministerin schritt. Ja, die Alpha-Tiere wissen, an wessen Silberrücken sie kratzen müssen.
Lustigerweise ist der Spiegel bei einer Umfrage von Horizont als „beliebtester Arbeitgeber“ innerhalb der „Medienmarken“ ermittelt worden. Ich nehme an, dass die Umfrage stattfand, als die Redakteurinnen kollektiv im Nagelstudio waren. Dass ein Laden mit „300 testosterongesteuerten Bullen“ wie Matthias Matussek den Spiegel einst nannte, auch für Männer unlustig sein kann, bekommen nun auch jene männlichen Redakteure zu spüren, die eine Quote begrüßen. Ganz im Sinne Matusseks Potenzgedankens müssen sie sich anhören, ein „Weichei“ zu sein.

SILKE BURMESTER
berichtet jeden Mittwoch von der Medienfront. Feldpost? Mail an kriegsreporterin@taz.de.

„Harteier“ hingegen sind wohl jene ZDF-Kolleginnen, die sich für die Quote aussprechen. Denn sie scheinen dies unter Einsatz ihrer Karriere zu tun: Beim öffentlich-rechtlichen Sender herrscht in Bezug auf die Forderung eine Art Angststarre. Wohl nur zehn Mitarbeiterinnen der gut 1.500 trauten sich, die Forderung zu unterschreiben. Immerhin wurde am Montag Simone Emmelius als künftige Chefin von ZDFneo benannt.
Was mich zu einer reizenden, kleinen Mail bringt, die mir eine ehemalige ZDF-Mitarbeiterin geschickt hat. Auch ihr war aufgefallen, dass der als „Terrorismus-Experte“ befragte Elmar Theveßen mit der Einblendung „stellvertr. Chefredakteur“ im Bild war. Und sie fragt, was da nun noch zu erwarten ist. Das frage ich mich auch. Etwa, wenn Peter Hahne auf den Schirm kommt. „Stellvertr. Sonntagsprediger“? Oder Markus Lanz „Stellvertr. Gottschalk “?
Aber noch mal zurück zu denen, die der Geschlechterdiskriminierung Einhalt gebieten wollen: Hani Yousuf, eine 29-jährige pakistanische Journalistin, hatte auf der Pro-Quote-Veranstaltung eine Keynote gehalten und von dem Staunen berichtet, aus dem sie während ihres sechsmonatigen Praktikums in einer deutschen Zeitungsredaktion gar nicht mehr herauskam: Sie sei es nicht gewohnt, dass Frauen wie Möbel behandelt werden, sagte sie.
Und: „Ich bin überrascht, was Ihr aushalten müsst.“ Ja, manchmal braucht man den Blick von außen, damit deutlich wird, wie verquer die Verhältnisse sind. Voll möbliert zurück nach Berlin!
http://www.taz.de/Kolumne-Die-Kriegsreporterin/!90868/
Comeback eines vergessenen Körperteils
Eine Kolumne von Silke Burmester
Sag mir, wie Du es mit der Vorhaut hältst! Nach Kruzifix und Kopftuch haben die Deutschen ein neues Debattenthema: Weil ein Arzt wegen Beschneidens verklagt wurde, zerrt man das Präputium nun ans Licht der Öffentlichkeit.
Geschätzte Vorhaut, Spalter der Deutschen,
seit Jahrtausenden gehörst Du dazu, wenn mittels eines Blickes das Geschlecht eines Neugeborenen als "männlich" definiert wird. Und so selbstverständlich, wie Du zum biologischen maskulinen Geschlecht dazugehörst, ist es Juden und Muslimen eine Selbstverständlichkeit, Dich früher oder später abzusäbeln. In Amerika wird sogar gesäbelt, ohne dass dies mit irgendeinem Glauben zu tun hat, einfach weil die Menschen erkannt haben wollen, dass ein Leben ohne Dich weniger gesundheitliche Risiken birgt.
Soll heißen, wir haben uns an Dich gewöhnt und Mittel und Wege gefunden, mit Dir klar zu kommen. Fast schon war ich geneigt, Dich im Angesicht dieser Stromlinienförmigkeit als langweilig einzustufen, gerade so wie den berühmten chinesischen Sack Reis, von dem man nie weiß, ob er nun umgefallen ist oder nicht.
Dann aber haben Kölner Richter im Rahmen einer Klage gegen einen Arzt über Dich nachgedacht, und auf einmal ist alles anders. Führtest Du bislang ein Leben im Dunkeln, sind nun plötzlich alle Scheinwerfer auf Dich gerichtet, bist Du in aller Munde. Denn: Die Richter sind zu dem Urteil gekommen, dass es nicht zulässig ist, Dich aus religiösen Gründen bei Kindern zu entfernen. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit steht für sie über dem der Religions- und Erziehungsfreiheit. Dich abzusäbeln, ist Körperverletzung. So weit, so aha.
"Ich habe abgeschnitten"
Dies könnte ein ganz normaler Richterspruch sein, wärst Du nicht, wer Du bist. Würde Dir die nicht die Kraft innewohnen, unsere so vielfältige Gesellschaft zu spalten. In ein Pro-Vorhaut- und ein Anti-Vorhaut-Lager, "PVL" und "AVL". In diesem Sinne hast Du Kopftuch-Qualität. Nicht, weil man Dich so praktisch drüber ziehen kann, sondern weil Du an den Grundsätzen rührst. Wie in der Debatte um die Frage, ob das Tragen des Kopftuches Ausdruck der Religionsfreiheit ist oder Symbol einer in unserer Gesellschaft abzulehnenden Ordnung, stehen sich jetzt Religionsfreiheit und das im Grundgesetz verbriefte Recht auf körperliche Unversehrtheit gegenüber. Und die Lager sind schon jetzt verhärtet.
Und das, was sich die letzten Tage an Debatte abgezeichnete, ist erst der Anfang, liebes Präputium. "Zieh Dich warm an!", möchte ich Dir zurufen. Aus dem Kopftuchstreit lässt sich ablesen, dass auch Dir noch ein langer Marsch durch die Talkshows und Feuilletons bevorsteht. Experten und selbstverständlich auch Peter Hahne werden sich zu Dir und über Dich äußern. Bei Plasberg, Anne Will, Günther Jauch, Maischberger und Sarah Wiener. Von allen Seiten werden sie an Dir ziehen und zerren und versuchen, Dich auf ihre Seite zu bringen.

Und egal, wie Du Dich biegst und wendest, Du wirst es niemandem recht machen können. Bestehst Du auf Dein Bleiberecht, ist es für die einen falsch, zeigst Du Dich flexibel und zum Abzug bereit, ist es für die anderen falsch. Nein, werte Vorhaut, ich beneide Dich nicht. Es wird ein zähes Ringen.
Immerhin aber, und auch darin liegt ein weiterer Teil Deiner überraschenden Qualitäten, reden Männer auf einmal über ihren Penis. Über Funktion und Gefühl, über Schmerz, Stolz und Zugehörigkeit. Das war lange Zeit schwer vorstellbar. Wer weiß, vielleicht könnte der "Stern" mit einer Titelgeschichte "Ich habe abgeschnitten" an alte Auflagenhöhepunkte anknüpfen? RTL mit "Die 25 witzigsten Penis-Pannen" Quote machen und der Focus mit der Titelgeschichte "Deutschlands beste Beschneider" die Konkurrenz auf den Platz verweisen.
All diese wunderbaren Entwicklungen und Möglichkeiten kannst Du Dir, Held der Gegenwart, auf die Fahne schreiben!

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/silke-burmester-ueber-das-comeback-der-vorhaut-a-842864.html

Die Sexismusdebatte um Rainer Brüderle kann endlich zu dauerhaften Veränderungen führen. Auch weil die Debatte ohne Alice Schwarzer auskommt.

Seit ich denken kann, frage ich mich, warum die, warum nicht wir? Warum bestimmen sie über uns? Warum sollen sie mehr wert sein? Als Kind war das die Frage, warum ein Junge die Brause aus der Flasche trinken darf, ich aber nicht. Als Jugendliche die, wie sie dazu kommen, unsere Schwangerschaften regeln zu wollen? Heute, warum sie die gleiche Arbeit besser bezahlt bekommen, die Männer?
Es ist zu spät, um jung und wütend zu sein. Ich muss mich damit abfinden, mittelalt und immer noch wütend zu sein. Aber: Es war noch nie so gut wie heute!
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Denn es ist anders. Es tut sich was. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass nach diesem Kampf die Dinge anders sein werden. Gerade so, wie es in den 70ern gewesen sein muss. Nach Jahrzehnten der kleinen Schritte geht jetzt der Umbruch weiter. In ähnlicher Größe und Tragweite.
Der Anspruch auf Teilhabe, die Frage nach gleicher Bezahlung, die Wahlkampfthema werden könnte, jetzt die Sexismusdebatte – auch vor dem Hintergrund der Vergewaltigungen in Indien (ganz so, als gäbe es hier keine). Es ist, als flössen Seen zusammen. Einzelne Notstandsgebiete, bislang singulär verhandelt oder besser gesagt: abgesperrt. Jedes einzelne schwillt an, und sie alle laufen ineinander, zu einem über die Ufer tretenden Riesengewässer, das nicht aufzuhalten ist.
Solidarität unter Frauen
Vor einem Jahr haben Journalistinnen unter dem Motto „Pro Quote“ begonnen, Veränderungen in den Medien und Teilhabe an den Führungspositionen einzufordern. So schlagkräftig, dass sie Anfragen anderer Berufsgruppen bekommen, die die Kampagnenstrategie übernehmen wollen. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten ist eine Solidarität unter Frauen spürbar, die über die einzelne Berufsgruppe oder Schicksalsgemeinschaft hinausgeht. Und, auch das ist anders, Männer unterstützen die Forderungen. Vielleicht nur, weil sie nicht mit jemandem leben wollen, der als minderwertig gilt? Egal.
Dass die Debatte um Rainer Brüderle, in der der Politiker als Stellvertreter für Millionen von Männern steht, so groß wurde, ist dem Internet zu verdanken. Eine Initiative wie „#Aufschrei“ hat das ermöglicht.
Christian Jakubetz vom Cicero beklagt, dass durch „#Aufschrei“ „das Debattieren im Netz wieder ein bisschen unangenehmer geworden ist“. Für diesen Einwand kann man nur dankbar sein, denn er illustriert, warum es vielleicht so etwas wie das Internet brauchte, um der jahrhundertealten Forderung nach Gleichstellung zur Durchsetzung zu verhelfen: Das Internet befreit uns Frauen von der Hoheit der Männer über die Meinungsbildung.
Kein Stern, kein Spiegel, kein Günther Jauch hat etwa das Thema sexueller Belästigung in unserem Sinne aufgegriffen. Also aus Perspektive der Frauen. Und Günther Jauch hat am Sonntagabend gezeigt, was passiert, wenn Männer so tun als ob: Erneut geraten die, die „Stopp!“ sagen, in die Situation, sich rechtfertigen zu müssen.
Und alles ohne Alice Schwarzer
Das Erstaunliche ist: All das, was im Moment passiert, passiert ohne Alice Schwarzer. Und ich glaube, genau das ist der Punkt, warum sich eine solche Kraft entwickelt. Natürlich lädt eine Sendung wie „Günther Jauch“ reflexhaft Alice Schwarzer zum Thema „Sexismus“ ein. Und tatsächlich war bei Jauch kein Gast so gut wie sie. Sie kennt das Thema in allen Facetten und wird nicht mehr keifig.
Klar ist aber auch, die Veränderungen wären ohne sie undenkbar. Doch für das Großwerden dieser vielen Thematiken hat sie in den letzten Jahren keine aktive Rolle gespielt. Ich glaube sogar, dass dies die Chance war für die Themen, groß zu werden. Jahrelang war „Alice Schwarzer“ verbunden mit dem Herunterrauschen von Rollläden. Der Name fiel – und das Thema war tot. Der Name wurde zur Waffe der anderen, um Themen abzutöten, auch unter Frauen.
Die Emanzipation von Alice Schwarzer, die Entkopplung des Feminismus von ihrer Person ist der Schlüssel dazu, dass Frauen und Männer die Situation, in der wir – auch miteinander – leben, als so irrwitzig empfinden, dass sie sie tatsächlich ändern wollen.
Nennen wir den Kampf und die Errungenschaften der 70er Jahre die erste Umwälzung, hier kommt die zweite. Ich bin selbst erstaunt. Vor allem aber begeistert. Denn zum ersten Mal, zumindest in meinem Leben, ist klar: Hier wird etwas anders.

http://www.taz.de/!5074394/

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

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