Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Prof. Dr. Susanne Ihsen (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Friday, 19.12.2014, 18:47 (vor 3422 Tagen)

F297 Prof. Dr. Susanne Ihsen geboren am 30.05.1964 in Bielefeld (NRW) - Prof. Dr. Susanne Ihsen, Magistra Artium in Sozialwissenschaften 1994 (Soziologie, Politische Wissenschaft, Internationale technische und wirtschaftliche Zusammenarbeit, Universität Duisburg, RWTH Aachen) – von 1992 bis 1994 stellvertretende Frauenbeauftragte der RWTH Aachen - von 1994 bis 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotion (Dr. phil., RWTH Aachen) am Hochschuldidaktischen Zentrum und Lehrstuhl Informatik im Maschinenbau der RWTH - von 1999 bis 2004 zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin, dann Leiterin der Abteilung Beruf und Karriere im VDI Verein Deutscher Ingenieure mit den Schwerpunkten Berufseinstieg und Karriereentwicklung von Ingenieur/innen, Frauen im Ingenieurberuf. Seit Dezember 2004 Professorin für Gender Studies in Ingenieurwissenschaften in der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik an der Technischen Universität München, Forschungsschwerpunkte sind Gender und Diversity in der Ingenieursausbildung und im Ingenieursberuf sowie Gender und Diversity in Organisationen – ihsen@tum.de – Anschrift: Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften, Arcisstraße 21, 80333 München – gender@lrz.tu-muenchen.de (Sekretariat) - www.ei.tum.de/gender - http://www.professoren.tum.de/ihsen-susanne/uploads/pics/IhsenSusanne.jpg

"Die Kinder, die nach dem doppelten Abiturjahrgang bei uns studieren werden, sind alle längst geboren. Auch deshalb gilt es, schleunigst Zielgruppen zu erreichen, die wir bislang nicht für Ingenieurwissenschaften begeistern konnten: nicht nur Frauen, sondern zum Beispiel auch Menschen mit Migrationshintergrund."

„K-Ing.“: Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Zahl der Studienanfängerinnen in der Elektrotechnik in Deutschland in den letzten zehn Jahren entwickelt?
Susanne Ihsen: Recht erfreulich, schaut man sich zunächst die Prozentangaben der Studienanfängerinnenzahlen der letzten Jahre an. Im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr betrug das Plus 2007 1,5 Prozent, 2008 15,2 Prozent und 2009 noch 13,2 Prozent. Damit lagen diese Steigerungsraten 2008 und 2009 über denen der Studienanfänger. Aber was heißt das in ganzen Zahlen? Waren es 2006 noch gut 1500 Studienanfängerinnen bundesweit, lag ihre Zahl 2009 bei gut 2000 - während die Zahl der Männer von knapp 14500 2006 auf gut 18000 2009 stieg. Auch im Vergleich zwischen 1999 und 2009 zeigt das Ergebnis in die richtige Richtung: waren es 1999 insgesamt knapp 14000 Studienanfänger/innen, und davon knapp 1200 Frauen und knapp 12800 Männer, dann hatten wir 2009 immerhin gut 20000 Studienanfänger/innen insgesamt. »Langsam, aber sicher« könnte man meinen, allerdings zeigen sich in den letzten 10 Jahren auch deutliche, vermutlich konjunkturell bedingte, Schwankungen. Die Steigerungen können also nicht als stabil bezeichnet werden.
„K-Ing.“: Warum sind es nicht mehr? Und woran liegt es?
Die Ursachen sind sowohl hochschulextern als auch -intern zu suchen. Natürlich fehlen bereits in den Bildungsstufen vor Eintritt in eine Hochschule kontinuierliche Programme, die insgesamt mehr junge Menschen und auch mehr junge Frauen für Fächer wie die Elektrotechnik begeistern. Aber auch intern, z.B. in der Öffentlichkeitsarbeit, fehlt es häufig an Vorstellungen, was junge Menschen zur Entscheidung für oder gegen Berufe bringt. Was ist »cool« an der Elektrotechnik? Wir wissen, dass insbesondere junge Frauen sich für Studiengänge entscheiden, die ihnen Möglichkeiten bieten, ihre verschiedenen Qualifikationen einzubringen (und nicht nur die technischen Fähigkeiten), die einen gesellschaftlichen Bezug bieten, vorhandene oder zukünftige Probleme lösen - und sie nicht vor die Entscheidung stellen, für den späteren Beruf weitere Interessen oder das Privatleben hintan zu stellen. Aktives und zielgruppenorientiertes Recruiting kann hier noch deutlich ausgebaut werden, ebenso wie eine Öffentlichkeitsarbeit, die sich an den Interessen der Schülerinnen und Schüler ausrichtet. Hier ist z.B. eine neue Initiative der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU München zu nennen, die sich mit dieser Aufgabe auf den Weg gemacht hat.
Gesellschaftlicher Bezug, künftige Umweltprobleme lösen – all das bietet doch die Elektronik. Greifen die diversen Programme (MINT, Girls' Day, Role Models etc.) an den richtigen Stellhebeln an?
Die angesprochenen Programme greifen an zwei Stellen an, die beide wichtig sind: zum einen möchten sie mehr Studierende in die einschlägigen Studiengänge bringen, zum anderen insbesondere jungen Frauen auch den Berufseinstieg erleichtern. Durch den Girls' day und seine 10jährigen Erfahrungen wissen wir heute, dass sich Absolventinnen bei Unternehmen bewerben, die sie zuvor, etwa über den Girls'day kennen- und schätzen gelernt haben. Der Nationale Pakt für mehr Frauen in MINT-Berufen hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, bestehende Programme stärker zu vernetzen, die Akteur/innen besser zusammen zu bringen und durch einzelne neue Verbundprojekte, wie z.B. das VDI-Role-Model-Projekt oder das Projekt »VDE-Studentinnen« zu unterstützen. Gerade die Kooperation von Bildungseinrichtungen, Verbänden und vor allem vielen Unternehmen sendet die Botschaft, die junge Frauen hören wollen: wir brauchen dich, werde Ingenieurin.
Warum tut sich die männlich geprägte Technikwelt so schwer mit Frauen? Viele Ingenieure verstehen »das Problem« gar nicht: »Warum sollen denn Frauen E-Technik studieren? Ich studiere doch auch nicht Modedesign«.
An unserer Universität und insbesondere auch in unseren ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten verstehen alle das Problem und sind bestrebt, es in den Griff zu bekommen. Meine Kolleginnen und Kollegen sehen es aus zwei Gründen nicht ein, einfach alles »beim Alten« zu belassen: Erstens braucht Forschung stets neue Impulse, um innovativ zu sein. Je heterogener Forschungsteams aufgestellt sind (und das schließt neben beiden Geschlechtern auch Altersgruppen und verschiedene kulturelle Hintergründe mit ein), umso größer ist die Chance, ein gutes Produkt auf den Markt zu bringen. Dies gilt übrigens auch für Modedesign. Zweitens können die Kolleginnen und Kollegen rechnen: Einfach darauf zu warten, dass genügend junge Männer (mit den »richtigen« Interessen und Noten, aus technikorientierten Elternhäusern usw.) in die Studiengänge kommen und den Fachkräftemangel ausgleichen, wird sich, je weiter der demografische Wandel fortschreitet, als nicht ziel führend erweisen. Die Kinder, die nach dem doppelten Abiturjahrgang bei uns studieren werden, sind natürlich alle längst geboren. Auch deshalb gilt es, schleunigst Zielgruppen zu erreichen, die wir bislang nicht für Ingenieurwissenschaften begeistern konnten. Die 4ING-Fakultäten z.B. befassen sich mit der Frage, wie mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund für die technischen Fächer und Berufe gewonnen werden können.
Was ist dran an Geschlechter-Stereotypen, wonach Frauen sich eben einfach in der Masse nicht für Technik interessieren?
Da kann ich beruhigen: das »Technik-Gen« gibt es nicht, auch nicht auf dem Y-Chromosom. Aber es gibt natürlich Menschen mit Spieltrieb, so wie es andererseits Menschen gibt, die sich pragmatisch an Problemlösungen begeben, die Rahmenbedingungen, Märkte und Kosten im Blick haben. Und um zukunftsfähige Technik zu erforschen und zu entwickeln, brauchen wir sie alle.
Die Fragen stellte Corinne Schindlbeck

http://www.computer-automation.de/berufkarriere/uni-job/article/77663/0/Ein_Technik-Gen_gibt_es_nicht/

Genderforschung im Bauingenieurwesen
Prof. Dr. Susanne Ihsen von der TU München folgt Ruf der Fachrichtung Bauingenieurwesen zur Frauen- und Geschlechterforschung. „Wir sind stolz, dass wir als erste Fachhochschule in Rheinland-Pfalz die Klara Marie Fassbinder Gastprofessur erhalten haben“, freute sich FH-Präsident Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran anlässlich der Auftaktveranstaltung an der Fachhochschule Koblenz.
Die interdisziplinäre und internationale Gastprofessur „Frauen und Geschlechterforschung Rheinland-Pfalz“ wird seit 2001 durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur gefördert. Sie wird semesterweise mit einer international renommierten Wissenschaftlerin besetzt und rotiert zwischen den rheinland-pfälzischen Hochschulen. Zum Wintersemester 2011/12 wurde die Professur, die seit diesem Semester „Klara Marie Fassbinder Gastprofessur“ heißt, an die Fachrichtung Bauingenieurwesen der Fachhochschule Koblenz vergeben. Dem Ruf an die FH ist die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Ihsen von der Technischen Universität München gefolgt.

Klara Marie Fassbinder wurde 1890 in Trier geboren und gilt als eine der bedeutendsten Aktivistinnen der deutschen Frauen- und Friedensbewegung. Ziel der nach ihr benannten Gastprofessur ist es, internationale Impulse für die Frauen- und Geschlechterforschung in Rheinland-Pfalz zu setzen und damit das Renommee dieses zukunftsweisenden Forschungsbereichs zu stärken. Dabei gilt es, das Lehrangebot vor allem in den Bereichen zu erweitern, die diesem Forschungszweig noch nicht so aufgeschlossen gegenüberstehen sowie Lehrenden und Studierenden das „Networking“ zu ermöglichen.

Für den Prodekan des Fachbereichs Bauwesen, Prof. Dr. Norbert Krudewig, kommt die Gastprofessur genau zum richtigen Zeitpunkt. „Der Fachkräftemangel im Ingenieurbereich wird sich weiter verschärfen, was voraussichtlich ab 2015 deutlich spürbar wird“, so seine Einschätzung. Gleichzeitig liegt der Frauenanteil im Bauingenieurstudium bei gleichbleibend niedrigen 18 Prozent. „Wir wollen durch einen in der Entwicklung befindlichen, gendergerechten Bachelorstudiengang mit verbesserten Rahmenbedingungen für Frauen den Frauenanteil im Bauingenieurwesen deutlich erhöhen“, betont der Leiter der Fachrichtung Bauingenieurwesen. Für Krudewig markiert die Klara Marie Fassbinder Gastprofessur, die an der FH durch Prof. Dr. Susanne Ihsen als ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der Frauen- und Geschlechterforschung besetzt ist, einen ersten wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum ambitionierten Ziel der Koblenzer Bauingenieure.


Maria Andreacchi von der Gleichstellungsstelle der FH Koblenz hofft, dass sich die Ergebnisse der Frauen- und Geschlechterforschung auch in das Lehrangebot der anderen technischen Studiengänge an der Fachhochschule Koblenz integrieren lassen, um mittel- bis langfristig den Anteil von Frauen in Führungspositionen und Professuren zu erhöhen. „Die Gastprofessur bildet an der Fachhochschule Koblenz eine Schnittstelle zwischen der Frauen- und Geschlechterforschung und den Ingenieurwissenschaften. Damit verbunden ist die Chance, zukunftsweisende Impulse für die Entwicklung von MINT-Studiengängen für Männer und Frauen zu setzen", ist sich Maria Andreacchi sicher.

Im laufenden Semester sind an der Fachhochschule Koblenz verschiedene Vorträge und Workshops mit Prof. Dr. Susanne Ihsen geplant. Während die Workshops den Studierenden vorbehalten sind, werden die Vorträge der Gastprofessorin hochschulöffentlich angeboten. Für den 12. Januar ist eine Abschlussveranstaltung geplant, bei der Masterstudierende der Hochschule die Ergebnisse der Workshops zum Diversity Management vorstellen werden.

Zur Person: Prof. Dr. Susanne Ihsen
Die interdisziplinäre und internationale Gastprofessur Frauen und Geschlechterforschung Rheinland-Pfalz wird seit 2001 durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur gefördert. Sie wird semesterweise mit einer international renommierten Wissenschaftlerin besetzt und rotiert zwischen den rheinland-pfälzischen Hochschulen. Für das Wintersemester 2011/12 wurde sie erstmals an eine Fachhochschule vergeben. Den Ruf auf die Gastprofessur in der Fachrichtung Bauingenieurwesen der Fachhochschule Koblenz hat Prof. Dr. Susanne Ihsen von der Technischen Universität München (TUM) angenommen.

Susanne Ihsen absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Erzieherin bevor sie ihr Studium der Sozialwissenschaften an der Universität Duisburg begann. Nach dem Vordiplom wechselte sie zur RWTH Aachen, wo sie die Fächer Soziologie, Politische Wissenschaft und ITWZ belegte. In ihrer Magisterarbeit betrachtete die gebürtige Bielefelderin die Studiensituation von Maschinenbau-Studentinnen an der RWTH. 1999 promovierte Dr. Susanne Ihsen. In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit der Entwicklung einer neuen Qualitätskultur in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen.

In verschiedenen Gremien wie der Bundesgemeinschaft Hochschuldidaktik oder der Gemeinsamen Kommission für die Studienreform im Land Nordrhein-Westfalen ist immer wieder der Sachverstand der Sozialwissenschaftlerin gefragt. Von 1999 bis 2004 ist Frau Ihsen in der VDI-Hauptgeschäftsstelle tätig, ab 2001 als Leiterin der Abteilung Beruf und Karriere. Seit Dezember 2004 hat Susanne Ihsen die Professur für Gender Studies in Ingenieurwissenschaften an der TU München inne. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Gender und Diversity in Organisationen / Wissenschaftsmanagement, Gender und Diversity in der Ingenieurkultur (Ausbildung und Beruf) sowie Gender und Diversity in der Technikforschung.

Ehrenamtlich ist sie als stellvertretene Vorsitzende des Komptenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit aktiv. Im Kompetenzzentrum laufen die Fäden des Girls’day, des Boys‘ day und des Nationalen Pakts für mehr Frauen in MINT-Berufen zusammen. Sie ist außerdem als externe Gutachterin bei Berufungsverfahren an deutschen Universitäten und Fachhochschulen im Bereich Gender und Diversity aktiv, war Akkreditierungsbeauftragte der TUM-Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik (2008-2010), ist Expertin und Gutachterin in verschiedenen nationalen und internationalen Kommissionen, Gremien, Vereinen, außerdem Beraterin für öffentliche Einrichtungen und Unternehmen zum Thema „Frauen in Aufstiegs- und Führungspositionen“.

http://www.career-women.org/bauingenieurwesen-susanne-ihsen-frauen-und-geschlechterforschung-_id3570.html

Drop Out von Ingenieurinnen
Sie haben ihren Dipl.-Ing. in der Tasche und steigen zunächst hoch motiviert ins Berufsleben ein. Und dennoch verschwinden nach ein paar Jahren viele dieser Frauen aus der Arbeitsstatistik. Häufiger Grund für das Ausscheiden sind Kinder oder die Versetzung des Mannes. Warum kehren die Frauen nicht in ihren Job zurück? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich das Team um Prof. Dr. Susanne Ihsen. Interview von Karin Bäck
Seit sechs Jahren gibt es das Fachgebiet "Gender Studies in Ingenieurwissenschaften" am Lehrstuhl für Technische Elektronik an der TU München (TUM). Mit zahlreichen Studien zum Thema Diversity und Frauen in technischen Berufen haben sie auf sich aufmerksam gemacht. Das Team um Prof. Dr. Susanne Ihsen ist inzwischen ein gefragter Partner von Verbänden und Industrie-Unternehmen. Der Abschlussbericht sowie der Handlungsleitfaden zur Studie: "Potenziale nutzen, Ingenieurinnen zurückgewinnen - Drop-Out von Frauen im Ingenieurwesen" wird auf der Homepage des Fachbereichs "Gender Studies in Ingenieurwissenschaften" angeboten.
Prof. Ihsen war gern bereit, für Career-Women.org ein paar allgemeine Fragen zur Bedeutung von "Gender Studies" zu beantworten:
Career-Women: In ausländischen Universitäten (USA, Kanada, aber auch Frankreich (INSEAD)) gibt es seit vielen Jahren gender research. An Deutschlands Unis scheint das Thema (m.A.) keinen Platz zu haben. Woran liegt das?
Susanne Ihsen: Auch in Deutschland gibt es seit den 80er Jahren zunächst Frauen- und dann verstärkt Geschlechterforschung / Gender Studies. Inzwischen gibt es an jeder Universität und an diversen Fachhochschulen einschlägige Professuren mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Es ist allerdings immer noch selten, dass der Schwerpunkt der Geschlechterforschung, wie bei meiner Professur, auf Naturwissenschaft und Technik liegt. In Deutschland finden Sie außer an der TU München noch eine Professur Diversity Studies an der Universität Stuttgart und eine Professur Gender und Diversity in Ingenieurwissenschaften und Informatik an der Fachhochschule Osnabrück.
Career-Women: Hat der viel zitierte Mangel an Fach- und Führungskräften im Ingenieurwesen ein Umdenken bewirkt?
Susanne Ihsen: In etlichen Unternehmen, insbesondere in der Automobilindustrie, spielt das Thema Diversity eine wichtige Rolle. Das schließt neben der stärkeren Einbeziehung von Frauen auch unterschiedliche Generationen und kulturelle Hintergründe mit ein. Auch die „hidden champions“ aus dem Mittelstand sind gestartet, mehr Frauen in ihre Unternehmen zu integrieren. Der Fachkräftemangel, der ja auch in den nächsten Jahren nicht gestoppt werden wird, führt zu einem gründlichen Nachdenken über bisherige Recruitingstrategien und über die Frage, wie man die Unternehmen auch familienfreundlicher gestalten kann.
Career-Women: Wie haben sich die Aktivitäten von "Gender Studies in Ingenieurwissenschaften" auf den Frauenanteil in Ingenieurswissenschaften an der TUM ausgewirkt?
Susanne Ihsen: Das Fachgebiet gibt es seit Dezember 2004. Veränderungen auf unsere Existenz zurück zu führen, wäre also etwas vermessen, da Veränderungen im Bildungsbereich eher in Jahrzehnten zu messen sind. Dennoch stellen wir an der TUM fest, dass unser Anteil von Studentinnen in der Elektrotechnik mit 12% an der bundesweiten Spitze liegt und auch der Professorinnenanteil kann sich mit 17% (gegenüber 13% bundesweit) sehen lassen. Die TUM hat mit Beginn der Exzellenzinitiative das Programm gestartet, die frauen- und familienfreundlichste Technische Universität Deutschlands zu werden und ist mit einer Vielzahl von Maßnahmen auch für Wissenschaftlerinnen auf einem sehr erfolgreichen Weg.
Career-Women: Was sind statistisch die beliebtesten Studiengänge der Studentinnen?
Susanne Ihsen: Hohe Anteile finden sich bei uns in der Medizin, in den Wirtschaftswissenschaften und im Lehramt.
Career-Women: Welchen Tipp geben Sie Ingenieurinnen mit beruflichen Karriereambitionen?
Susanne Ihsen: Der Berufseinstieg sollte nicht das Problem sein. Der gelingt in aller Regel sehr gut. Wesentlicher Punkt für die weitere Laufbahn ist eine ordentliche Karriereplanung, die auch die privaten Lebensentwürfe berücksichtigt. Wer Karriere machen will, braucht gute Netzwerke und Unterstützung im Unternehmen (mentoring) und darf keine Angst davor haben, als „Quotenfrau“ belächelt zu werden. Eine ist halt immer die erste! Weiterer Punkt: auch in der Familiengründungsphase beruflich am Ball bleiben, kürzer treten, aber auf gar keinen Fall ganz aussteigen. Und schließlich:
Augen auf bei der Partnerwahl: wer sich einen Macho aussucht, muss sich nicht wundern, wenn die private Planung einzig an der Frau hängen bleibt
http://www.career-women.org/drop-out-ingenieurinnen-recruiting-ingenieurwissenschaften-gender-studies-_id470.html


"Im Beruf geht es nicht darum, nett zu sein!"

Auch wenn die Berufsaussichten für Ingenieurinnen ebenso gut sind wie die für Ingenieure, gibt es immer noch Unterschiede bei den Aufstiegschancen. Susanne Ihsen, die sich als als Professorin an der TU München mit „Gender Studies in Ingenieurwissenschaften“ beschäftigt, erklärt im Zukx-Gespräch, was sich an Hochschulen, bei Unternehmen, Männern und den Frauen selbst ändern müsste.
Von Ute Blindert.
Die Berufsaussichten für Ingenieure gelten momentan als sehr gut. Gilt das ebenso für Ingenieurinnen?
Stimmt, die Berufsaussichten für Ingenieure sind sehr gut. Natürlich nicht in allen Fächern, aber bei den Maschinenbauern oder Elektrotechnikern gilt das uneingeschränkt, für Frauen ebenso wie für Männer.
Ein Unterschied liegt noch immer in der Bewerbungsdauer: Bei Frauen dauert es länger, ehe sie einen adäquaten Job gefunden haben.
In vielen Unternehmen wird aber mittlerweile ganz anders auf Bewerbungen von Ingenieurinnen geachtet. Diese Unternehmen bieten dann auch nicht erst zum Berufseinstieg, sondern bereits vorher gute Einstiegsmöglichkeiten, z.B. durch Praktika und Mentoringprogramme.
Wie sieht die weitere Karriereentwicklung von Frauen und Männern aus? Welche Unterschiede stellen Sie fest?
Da wäre zunächst das Gehalt: Die Forscherin Sonja Bischoff von der Universität Hamburg spricht von bis zu 25 Prozent Gehaltsunterschieden zwischen Frauen und Männern, in den gleichen Berufen wohlgemerkt. Und je höher Sie in der Hierarchie kommen, desto größer werden meines Erachtens die Unterschiede. Das fängt an, sobald Sie aus dem tariflichen Bereich herauskommen und um die leistungsabhängigen Gehaltsbestandteile verhandeln. Die besondere Schwierigkeit für Frauen liegt darin, dass wir es nicht gelernt haben, unseren Wert zu beziffern und um einzelne Prozentpunkte zu kämpfen.

Wir Frauen müssen lernen, besser zu verhandeln, doch manchmal ist die berufliche Position schwerer als die eines Mannes: Er kann eher mal pokern und einen Jobwechsel riskieren. Das sieht bei einer Frau Anfang 30 ganz anders aus. Einen neuen, adäquaten, Job zu finden, wenn mein (männliches) Gegenüber schon die “biologische Uhr” ticken hört, ist nicht einfach. Es wird ja immer noch häufig angenommen, dass Frauen um die 30 Kinder wollen und dass Mütter aus dem Job ausscheiden. Das macht die Verhandlungen nicht sehr komfortabel.
Was empfehlen Sie Frauen in Technikberufen, um ihre Karriere wirkungsvoll voranzutreiben?
Erstens: Frauen sollten sich grundsätzlich bewusst machen, wie unterschiedlich Frauen und Männer erzogen werden. Im Beruf geht es nicht darum, nett zu sein und von allen gemocht zu werden. In Männerdomänen herrscht der Wettbewerbsgedanke. Da geht es darum, sich Respekt zu verdienen.
Männer müssen das auch, doch bei Frauen dauert es meist etwas länger. Sie müssen dann manchmal einfach die Herausforderung annehmen und um ihr Projekt, ihre Idee kämpfen und ihre Position so festigen.
Zweitens sollte ihr klar sein, dass sie Verbündete braucht. Eine Karriere macht man nie allein. Dazu gehört zum Beispiel ein Netzwerk auf allen Hierarchieebenen im Unternehmen.
Zusätzlich sollte sie noch über ein externes Netzwerk an Kolleginnen verfügen. Wenn ich dann zum Beispiel als Ingenieurin ins Ausland geschickt werde, kann ich schnell auf erfahrene Kolleginnen zurückgreifen, und mich über die Tücken im Detail informieren. Ich muss ja nicht jeden Fehler wiederholen, den andere schon gemacht haben.
Empfehlen Sie eine strategische Vorgehensweise zur Karriere?
Ich brauche natürlich eine Vision, eine Idee, was ich mit meinem Leben anfangen will. Wenn ich diese Vision habe, dann wird deutlich, was ich tun muss, um diesen Traum zu verwirklichen. So werden aus Visionen Ziele, die mit einer Strategie umgesetzt werden.
Planen können Sie eine Karriere nicht im Detail, aber Sie können sich Handlungsoptionen verschaffen. Wenn Sie gut und sicher Englisch sprechen und Sie jemand Freitag nachmittags bittet, für ihn auf einer wichtigen Tagung einzuspringen, dann können Sie das! Und schaffen sich damit wieder neue Möglichkeiten. Also sollten Sie in der ersten Zeit nach dem Berufseinstieg an Ihren Sprachkenntnissen arbeiten, Präsentationstechniken lernen usw..

Auf jeden Fall nicht aufhören mit dem Lernen und sich dann auch trauen, mal den Hut in den Ring zu werfen, wenn eine spannende Chance vorbei kommt.
Für wie wichtig halten Sie den Doktortitel oder einen MBA?
Für Frauen, die Karriere machen wollen, ist es von Vorteil, einen Doktortitel zu haben. Frauen müssen ja immer einen Deut besser sein und der „Dr.“ dokumentiert die Kompetenz. Allerdings sollte die Promotion in enger Kooperation mit der Industrie stehen, da Praxiserfahrungen sehr wichtig sind.
Beim MBA geht es in Deutschland darum, wie hochwertig die Institution ist, bei der der Abschluss erfolgt. Die Angebote müssen genau geprüft werden, schließlich sollte die Schule international anerkannt und akkreditiert sein.
Und später: Bedeuten Kinder immer noch den Scheidepunkt?
Häufig immer noch. Hier sind auch die Unternehmen in der Pflicht, sich um das Thema zu kümmern und dafür zu sorgen, dass es kein Thema mehr ist. Sie könnten Betreuungskonzepte entwickeln, sich bei der Einrichtung von Krippen mit anderen Unternehmen und mit den Gemeinden zusammentun. Wenn sich Unternehmen hierbei als vorbildlich beweisen, bedeutet das oftmals einen Wettbewerbsvorteil als Arbeitgeber, gerade für kleine Unternehmen.
Frauen würde ich raten, das Thema Familiengründung partnerschaftlich zu planen und umzusetzen. Eine aktuelle VDI-Studie zeigt, dass junge Männer durchaus bereit wären, ihren Teil an Elternzeit beizutragen. Und keine falschen Kompromisse machen, wenn es zum Beispiel darum geht, auf Dienstreisen zu fahren. Wenn Sie wegen einer nicht geregelten Kinderbetreuung absagen, fragt Ihr Chef Sie nämlich kein zweites Mal.
Welche Unterstützung für Studentinnen in technischen Studiengängen halten Sie denn für sinnvoll?
Angebote für angehende Ingenieurinnen an der Hochschule müssen von ganz oben unterstützt werden. Sobald sich der Dekan hinstellt und diese Angebote zur Chefsache erklärt, ändert sich auch die Sicht der Kommilitonen. Ohne diese Unterstützung von oben werden Mentoringprogramme und Frauentutorien oft als“Nachhilfestunden” abgewertet.
Hier an der TU München in der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik werden wir ein Frauentutorium für Studentinnen aller Semester einrichten. Das wird von Fakultätsleitung und der Studierendenvertretung unterstützt.
Eine weitere Frage lautet: Wie kann man das Selbstbewusstsein von Frauen stärken? Dafür biete ich Seminare für Frauen und auch gemischte mit Männern gemeinsam an.
Am Anfang sagen Studenten oft: ´Wozu brauche ich denn so was? Frauen und Männer sind eben unterschiedlich.´ Heute kann man da leichter sagen: ´Wie ist es denn, wenn du mit den Schultern zuckst und so reagierst, wenn dir eine Vorgesetzte gegenübersteht?´ Da sind sie sehr schnell bereit, doch über ihr Verhalten nachzudenken.

Auf jeden Fall braucht eine Frau in einer Männerdomäne viel Humor und Kampfeslust, um die guten Projekte zu bekommen. Wettbewerb kann man auch als Wertschätzung sehen.
Zur Person:
Bereits in ihrer Magisterarbeit an der RWTH Aachen beschäftigte sich Susanne Ihsen mit dem Thema "Studentinnen an einer Technischen Hochschule. Zur Studiensituation von Maschinenbau-Studentinnen an der RWTH Aachen". Nach Promotion und Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hochschuldidaktischen Zentrum in Aachen, wechselte sie Anfang 1999 zum VDI, wo sie im Frühjahr 2001 die Leitung der Abteilung Beruf und Karriere im VDI übernahm. Seit Ende 2004 lehrt Susanne Ihsen als Professorin für Gender Studies in Ingenieurwissenschaften an der TU München.

http://www.zukx.de/orientierung/zukx-report/ingenieure/susanne-ihsen/

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