Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Prof. Dr. Christina Holtz-Bacha (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 16.11.2014, 11:29 (vor 3467 Tagen)

F229 Prof. Dr. Christina Holtz-Bacha – geboren 1953 in Braunschweig – Studium der Publizistin, Politikwissenschaft und Soziologie in Münster und Bonn – von 1979 bis 1981 Pressereferentin am Institut für Demoskopie Allensbach - von 1991 bis 1995 Professorin im Fach Publizistik an der Ruhr-Universität-Bochum (RUB) – von 1995 bis 2004 Professorin am Institut für Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz – von 1998 bis 2002 Sprecherin der Fachgruppe Kommunikation und Politik in der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) - seit 2002 Chair der Political Communication Division der International Communication Association (ICA) - christina.holtz.bacha@fau.de - http://www.kowi.wiso.uni-erlangen.de/lehrstuhl/data/christina-holtz-bacha.jpg

"Frauen sind zu wenig vernetzt"
Christina Holtz-Bacha hat den Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, inne. BR.de sprach mit ihr darüber, warum es immer noch so wenig Frauen in Führungspositionen gibt

BR.de: Frau Holtz-Bacha, eine gesetzlich festgelegte Frauenquote gibt es in Deutschland nicht. Dafür hat die Wirtschaft schon vor Jahren eine "freiwillige Selbstverpflichtung" versprochen. Können Sie Beispiele nennen, wo das erfolgreich umgesetzt wurde?
Hintergrund
TV-, Radio-, Zeitungs- und Online-Journalistinnen treten für eine Frauenquote in Redaktionen ein. Am 26. Februar haben sie ihren Aufruf im Internet freigeschaltet:
Christina Holtz-Bacha: Bei solchen Themen sind ja traditionell die Skandinavier vorn. Norwegen hat vor einigen Jahren eine harte Quote beschlossen - und durchgesetzt: 40 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen.
BR.de: Und in Deutschland?
Christina Holtz-Bacha: Quotendiskussionen gibt es hier ja schon seit Jahrzehnten in verschiedenen Bereichen. Dass es jetzt eine solche Initiative im Journalismus gibt, ist bemerkenswert. Was die Wirtschaft betrifft, fallen mir in Deutschland keine ähnlichen Beispiele zu Norwegen ein. Das könne man auch gar nicht vergleichen, heißt es hierzulande immer wieder, die Skandinavier hätten ganz andere Strukturen. Das sind aber Abwehrstrategien. Überhaupt werden in dieser Diskussion ständig die üblichen Argumente vorgebracht, etwa: Das Vorziehen von Frauen bedeute eine Diskriminierung von Männern.
BR.de: Wie sieht es in anderen Bereichen aus, in der Politik?
Christina Holtz-Bacha: Zwar gibt es in der aktuellen Bundesregierung fünf Ministerinnen und auch im Bundeskanzleramt sitzt eine Frau. Doch das täuscht darüber hinweg, dass der Anteil der Frauen im Bundestag bei etwa 30 Prozent dümpelt. Allerdings gingen vor kurzem FDP-Frauen auf die Barrikaden: Die Partei sei - mit Ausnahme von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger - ein Männerclub.
"Das Triumphgeheul der Männer, wenn's bei Frauen in Führungspositionen mal schiefgeht."
Christina Holtz-Bacha
BR.de: Trotz der versprochenen "freiwilligen Selbstverpflichtung" sind nach wie vor nur drei Prozent der Vorstände deutscher Unternehmen weiblich. Dabei sind mehr als 50 Prozent der Hochschulabsolventen Frauen, in Wirtschaftsstudiengängen sind es sogar 60 Prozent. Da stimmt doch offenbar etwas nicht mit der "Freiwilligkeit".
Christina Holtz-Bacha: Die hohe Anzahl an weiblichen Absolventen schlägt nicht nach oben durch. Wir erleben das auch im Journalismus: In Studiengängen sind viele Frauen zu finden, in Führungspositionen nicht. Ähnlich ist die Situation bei ARD und ZDF, wo die meisten Volontäre weiblich sind.
BR.de: Wenn eine Frau den Aufstieg doch geschafft hat, steht sie dann unter besonderer Beobachtung, wiegt dann jeder (vermeintliche) Fehler doppelt schwer?
Christina Holtz-Bacha: Das bestätigen uns Frauen immer wieder: das Triumphgeheul, wenn's mal schiefgeht. Der Vorteil der Männer sind zudem ihre etablierten beruflichen Netzwerke, mit denen sie sich selbst fördern. Frauen müssten sich besser vernetzen. Man muss schon feststellen, dass bislang Frauen, die es geschafft haben, nicht dazu neigen, andere Frauen zu fördern.
BR.de: Vergangenes Jahr erregte das Buch "Die Feigheit der Frauen" von Bascha Mika großes Aufsehen. Darin wirft die Ex-taz-Chefredakteurin vielen Frauen vor, sie seien mitschuldig an der mangelnden Gleichstellung, weil sie - vereinfacht gesagt - aus Bequemlichkeit in alten Rollenmustern verharren würden. Teilen Sie diese Meinung?
Christina Holtz-Bacha: Es ist eher so, dass Frauen, die - wie gesagt - nicht so gut vernetzt sind, Nachhilfe brauchen. So können Mentorenprogramme helfen, Barrieren zu überwinden. Eine andere Möglichkeit sind finanzielle Anreize. Das kann zum Beispiel im akademischen Bereich über Mittelverteilung gesteuert werden: Eine Universität wird belohnt, wenn sie mehr Frauen einstellt. Wir in Erlangen-Nürnberg praktizieren das in besonderem Maß und wurden vom Freistaat Bayern dafür ausgezeichnet.
BR.de: Frau Holtz-Bacha, wir danken Ihnen für das Gespräch.

http://www.br.de/themen/kultur/inhalt/gesellschaft/interview-christina-holtz-bacha100.html

Auszug
„Es ist ein Mädchen“, daneben ein Kinderbild von Angela Merkel — so kommentierte die taz treffend eine schwierige Geburt: Die Union hatte sich entschieden, eine Frau ins Rennen um die Kanzlerschaft zu schicken. Die taz brachte damit verschmitzt ironisierend auf den Punkt, was nicht nur bei schwierigen Geburten immer die erste Frage ist: Was ist es denn, Junge oder Mädchen? Bei der Wahl von Kanzlerkandidaten war die Frage bis zum Jahr 2005 allerdings ziemlich überflüssig gewesen, bei Geburten sind die Chancen für Jungen und Mädchen erheblich gleichmäßiger verteilt als in der Politik. Seit der ersten Bundestagswahl 1949 hat es 53 Jahre gedauert, bis 2002 in Deutschland überhaupt erstmals die reale Möglichkeit bestand, dass eine Frau als Kanzlerkandidatin nominiert wurde. Es dauerte dann noch einmal drei Jahre, bis tatsächlich zum ersten Mal eine Frau als Spitzenkandidatin der großen Parteien in den Wahlkampf ziehen konnte und sogar Aussichten darauf hatte, schließlich zur Kanzlerin gewählt zu werden. Nachdem die Entscheidung gefallen war, geschah alles „zum ersten Mal“. Angela Merkel war die erste Kanzlerkandidatin in Deutschland, und sie wurde die erste Bundeskanzlerin. Was es bedeutete und wie damit umzugehen wäre, dass zum ersten Mal eine Frau als Kanzlerkandidatin antrat, war dann auch eines der großen Themen im Wahlkampf. Das hat sich nicht zuletzt daran gezeigt, dass es Angela Merkel gegenüber Gerhard Schröder gelang, den Kanzlerbonus zu überwinden, und sie in den Medien mindestens so häufig genannt wurde wie der Amtsinhaber. Dass Merkel im Wahlkampf und erst recht dann, als sie das neue Amt antrat, stets „die Erste“ war und alles „zum ersten Mal“ tat, war zwar ohne Frage korrekt, verweist jedoch zugleich auf die ungewohnte Situation und damit darauf, dass Frauen in der großen Politik und in politischen Spitzenämtern bislang die Ausnahmerescheinung waren und hier eher fremd sind.

http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-531-90963-9_1?LI=true

Women in politics – Does gender matter?
Auch verfügbar in Español
Am Mittwoch, den 10.10.2007 hielt die Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Christina Holtz-Bacha der Universität Erlangen-Nünberg einen Vortrag über Frauen in der Politik, zu dem vor allem Politikerinnen der PAN eingeladen waren. Der Vortrag wurde von der wesentlichen Frage bestimmt, welche Rolle das Geschlecht von Akteuren in der Politik spielt.
In den letzten Jahren haben Frauen in verschiedenen Ländern und Kontinenten die politische Führung übernommen: Tarja Halonen in Finnland, Angela Merkel in Deutschland, Michelle Bachelet in Chile und Ellen Johnson-Sirleaf in Liberia. Wurden sie gewählt gerade weil oder obwohl sie Frauen sind? Weitere Frauen strebten oder streben die höchste politische Verantwortung an, so Ségolène Royal in Frankreich, Hillary Clinton in den USA und Cristina Fernandez de Kirchner in Argentinien.

Um in der Politik Erfolg zu haben, müssen Frauen sich geschickt in den Sphären politischer Kommunikation, also zwischen dem politischen System, den Medien und der Wählerschaft bewegen. Politik ist noch immer ein männerdominiertes Geschäft. Da die Spielregeln feststehen, müssen sich Frauen dieser Logik anpassen, wenn sie Erfolg haben wollen. Für ambitionierte Frauen gibt es weltweit auch nur wenig Rollenbeispiele, von denen man lernen könnte.

Frauen müssen die vorherrschenden Rollenbilder der Bevölkerung von Politikern, politischem Verhalten und weiblichem Verhalten in ihr Kalkül mit einbeziehen. Männern und Frauen traut man Kompetenzen in verschiedenen Bereichen zu. Männer werden eher mit Außenpolitik, Terrorismus, Sicherheitspolitik, Militär und Wirtschaft in Verbindung gebracht, typische Frauenbereiche hingegen sind Sozialpolitik, Gesundheit, Bildung und Umweltpolitik. Männern schreibt man bestimmte Charaktereigenschaften zu, so z.B. Stärke, Aggressivität, Rationalität, Aktivität, Selbstbewusstsein, Ernsthaftigkeit und Durchsetzungsfähigkeit. Frauen gelten als mitfühlend, sanft, warmherzig, sensibel, emotional, gesprächig und vorsichtig.
Um eine erfolgreiche Kampagne entwickeln zu können, müssen sich Frauen dieser Tatsachen bewusst sein. Sie müssen sich an die Medienlogik anpassen, um eine Wahl gewinnen zu können. Da Frauen bestimmte Kompetenzen zugeschrieben werden, variieren die Gewinnchancen je nach den Themen der politischen Agenda. Frauen müssen einen Mix aus männlichen und weiblichen Strategien anwenden, um sich an das politische System anzupassen und gleichzeitig die Erwartungen der Wählerschaft zu befriedigen.
Frauen in der Politik sehen sich einem Dilemma gegenüber, was immer sie auch tun ist falsch. Treten sie sehr feminin auf, hält man sie für nicht tough genug für die Aufgabe, treten sie maskulin auf, wirft man ihnen fehlende Weiblichkeit und Aggressivität vor.
Als Beispiel für die angeführten Thesen analysierte Frau Prof. Dr. Holtz-Bacha die Wahlkampagne von Angela Merkel bei der Bundestagswahl 2005. Frau Merkel sah sich von Anfang an mit der Frage konfrontiert, ob die Deutschen einer Frau das Kanzleramt zutrauten. Bei der Auswahl des CDU-CSU Kanzlerkandidaten im Jahr 2002 war Frau Merkel an den Zweifeln in der eigenen Partei gescheitert – man schickte Edmund Stoiber ins Rennen. Der Spiegel titelte am 11.07.2005: “Was will (kann) Angela Merkel?” Ganz ähnliche Fragen stellten die Medien übrigens auch in anderen Ländern, so schrieb die Newsweek in ihrer Januarausgabe 2007 auf dem Titelblatt über Ségolène Royal: “She dazzles France, but can she lead it?”. In der gleichen Ausgabe erschien ein Artikel über die US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2008 mit einem Foto von Hillary Clinton und Barack Obama mit dem Titel “Is America Ready?”.
Angela Merkel machte die Erfahrung, dass sich die Medien bei weiblichen Kandidaten oft mehr für Äußerlichkeiten als für Inhalte interessieren. So war ihre Frisur über lange Zeit hinweg ein beliebtes Thema, genauso wie ihr Outfit bei den Bayreuther Festspielen. So hatte eine Nachrichtenagentur ihr im Juli 2005 bei besagtem Ereignis auf einem Foto den Schweißfleck unter dem Arm wegretuschiert und ganz Deutschland fragte sich, ob eine Kanzlerkandidatin denn schwitzen dürfe.
Obwohl die Umfragewerte der CDU-CSU zwischen den Bundestagswahlen 2002 und 2005 immer über denen der SPD lagen, fielen die Werte für den Kandidaten Schröder durchweg positiver als die für Angela Merkel aus. Berücksichtigte Angela Merkel bei ihrem Wahlkampf die Medienlogik und nutzte sie ihre Weiblichkeit? Frau Prof. Dr. Holtz-Bacha beantwortete diese Frage mit einem deutlichen “Nein”. Schröder wurde auf Bildern oft femininer dargestellt als Merkel. Merkel führte den Wahlkampf nicht als “Frau”, sie stellte ihre Weiblichkeit nie in den Vordergund. Auch traditionell “weibliche” Themen spielten keine Rolle. So lässt sich sicherlich auch das bescheidene Wahlergebnis erklären. Viele CDU-CSU-Stammwähler trauten Angela Merkel die Herausforderung nicht zu und blieben der Wahl fern. Andererseits gelang es Merkel nicht, weibliche Wähler mit eigentlich anderen Parteipräferenzen für sich zu begeistern. Im Wahlkampf stellten die Medien Geschlechter-Stereotypen nie in den Vordergrund. Die Frage stellt sich, ob die Medien ihre Lektion gelernt haben oder ob es sich bei Angela Merkel um einen speziellen Fall handelt. Frau Prof. Dr. Holtz-Bacha neigt eindeutig zu der letzteren Erklärung. Ihr Fazit: “Angela Merkel wurde nicht Kanzlerin weil, sondern obwohl sie eine Frau ist”.
Im Anschluss an den Vortrag fand eine angeregte Diskussion zwischen den PAN-Politikerinnen und Frau Holtz-Bacha statt. “Frauen in der Politik” und angebrachte Strategien des politischen Marketings sind in einem sehr maskulin geprägten Land wie Mexiko wichtige Themen.

http://www.kas.de/mexiko/de/publications/12086/

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