Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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An Michael (Allgemein)

DschinDschin, Sunday, 10.03.2013, 14:03 (vor 4058 Tagen)

Hallo Michael,

mit großem Genuss lese ich Deinen Blog "Kritische Wissenschaft". Leider hast Du keine Kommentarfunktion freigeschaltet, weswegen ich in diesem Forum, das auch Du frequentierst, die Diskussion führen muss. Ich hoffe Du nimmst mir das nicht übel.

Es geht um diesen Eintrag: fairtax

Dem Meisten, was Du dort ausführst, kann ich zustimmen. In zwei Punkten will ich Dir widersprechen:

  • Ehegattensplitting
  • Kinderfreibeträge/Kindergeld

Ehegattensplitting:
Das Ehegattensplitting ist mit nichten eine Subvention, sondern stellt die offiziell Beurkundete sexuelle Paarbeziehung was die Besteuerung betrifft, anderen Personengesellschaften (von der Erbengemeinschaft über die BGB-Gesellschaft bis zur OHG)gleich, sofern der Güterstand der Zugewinngemeinschaft gewählt wurde.
Das ist aus drei Gesichtspunkten sinnvoll.
Erstens trägt es der Tatsache Rechnung, dass es der Gemeinschaft überlassen bleibt, wie sie intern die Aufgabenverteilung regelt. Es wären sonst Partner mit gleichem Erwerbseinkommen gegenüber Partnern mit stark unterschiedlichem Erwerbseinkommen benachteiligt.
Zweitens fördert diese Besteuerung den sozialen Ausgleich. Partner mit höherem Einkommen (meist Männer), können es sich leisten, haushaltsnahe Dienstleistungen durch einen Partner mit niedrigerem Einkommen (meist Frauen) erbringen zu lassen. Dadurch sinkt das dem Paar zur Verfügung stehende Gesamteinkommen, ohne dass die Lebensqualität gleichzeitig sinkt. Der Partner, der seine Erfüllung im häuslichen Umfeld findet, entlastet den ersten Arbeitsmarkt.
Drittens führt die wechselseitige Daseinsvorsorge der Partner füreinander zu verminderten Transferleistungen des Staates. Es ist für den Staat hochinteressant, verbindliche Paarbeziehungen zu fördern. Der Nutzen ist höher als der Aufwand. Das Geeier bei den Bedarfsgemeinschaften (Unverheiratete, die zusammen wohnen) zeigt, wo das Problem sitzt.

Kinderfreibeträge
Die Besteuerung muss sich an der Leistungsfähigkeit des Besteuerten orientieren. Zwar führt das Paar durch Zeugung die eingeschränkte Leistungsfähigkeit selbst herbei. Man kann jedoch mit Fug und Recht das Kinderaufziehen als einen Investitionsprozess auffassen, bei welchem der Staat sein Anlagevermögen erneuert. Und solche Investitionen sind regelhaft steuerlich absetzbar. Man kann natürlich im Sinne einer make-or-buy-Entscheidung darüber sprechen, ob man Kinder nicht billiger in "Niedriglohnländern" produzieren lässt und sie dann via Anwerbung importiert. Hier hat sich aus leidvollen Erfahrungen gezeigt, dass ein solcher Vorgang extrem teuer werden kann, was die Einfälle der Germanen ins Römische Reich oder die Eroberung Britanniens durch die Angelsachsen eindrucksvoll belegen.
Auch sollte man den Wert, den das Zusammengehörigkeitsgefühl einer Bevölkerung bedeutet, nicht zu gering einschätzen. Ein solches Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht nur durch langes, langes Zusammenleben und viele, viele kulturelle Gemeinsamkeiten. Ein Sammelsurium von Menschen macht noch keine staatsfähige und vor allem demokratiefähige Gemeinschaft aus. Und so halte ich es für sehr geboten, den Großteil des benötigten Nachwuchses selbst zu züchten und selbst heran zu ziehen.

Für die Reichen sollte Kinder haben auch steuerlich interessant sein, denn über die Erbschaft verteilt sich dann der Reichtum wieder. Es liegt nicht im Interesse des Systems Kapitalismus, dass da über Generationen bestehende Großvermögen entstehen. Das Recht über Produktivvermögen zu verfügen muss immer wieder im Wettbewerb gewonnen werden.

Übrigens was zu Erfolg und Reichtum. Großer Reichtum entsteht nur in Gemeinschaft mit anderen Menschen, die auf ihren Anteil an diesem Reichtum Anspruch haben. Und dann ist Erfolg und Misserfolg zu einem großen Quantum auch unverdient. Glück und Unglück bestimmen zu einem großen Teil unser Leben. Und ein ziemlicher Teil unserer Sozialleistungen sind auch eine Versicherung gegen Unglück. Ein Pflegefall, ein behindertes Kind, der Ausfall des Hauptverdieners kann auch Gutsituierte schnell nach unten drücken. Und dann ist gut, wenn da ein Netz gespannt ist.

Ja, es gibt eine Helferindustrie und wie bei allem, muss man darauf achten, dass nicht zuviel des Guten gemacht wird. Zu wenig Essen ist ungesund und zuviel Essen ist auch ungesund. Das Maß macht es aus. Dieses Maß muss immer wieder neu gefunden werden.


DschinDschin

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Aber sicher ist die Kommentarfunktion freigeschaltet!

Michael ⌂ @, Sunday, 10.03.2013, 21:12 (vor 4058 Tagen) @ DschinDschin

- kein Text -

Und wo ist mein Kommentar geblieben?

DschinDschin, Monday, 11.03.2013, 13:19 (vor 4057 Tagen) @ Michael

Hallo Michael,

mir war nicht klar, wie die Kommentarfunktion in Deinem Blog funktioniert.

Darum habe ich meinen Kommentar nachträglich eingefügt.

Aber er ist offensichtlich verschwunden.

DschinDschin

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

An Michael

Robert @, München, Monday, 11.03.2013, 12:04 (vor 4057 Tagen) @ DschinDschin

Ehegattensplitting:
Das Ehegattensplitting ist mit nichten eine Subvention, sondern stellt die offiziell Beurkundete sexuelle Paarbeziehung was die Besteuerung betrifft, anderen Personengesellschaften (von der Erbengemeinschaft über die BGB-Gesellschaft bis zur OHG)gleich, sofern der Güterstand der Zugewinngemeinschaft gewählt wurde.

Im Übrigen ist das Ehegattensplitting auch der Tatsache geschuldet, daß man sich quasi gegenseitig versorgt, und nach einer Ehe aufgrund einer sogenannten "nachehelichen Solidarität" auch verpflichtet ist, Unterhalt zu bezahlen (ohne dann diese steuerliche Begünstigung weiter zu haben).
Das Ehegattensplitting ist eins der letzten vorteilhaften Überbleibsel davon, daß man mal eine Ehe als "Versorgungsgemeinschaft" verstanden hat.

Zum Thema "Kinder" schreib ich nichts mehr, das wollen Kinderlose schlicht nicht verstehen.

--
Wolfgang Gogolin "Diese Hymnen für Frauen erinnern an das Lob, das einem vierjährigen Kind zuteil wird, weil es endlich nicht mehr in die Hose kackt, sondern von allein aufs Töpfchen geht."

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