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Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

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Für das öffentliche Trageverbot religiös begründeter Kopftücher (Politik)

tutnichtszursache, Friday, 01.06.2018, 08:06 (vor 2128 Tagen) @ Irokese
bearbeitet von tutnichtszursache, Friday, 01.06.2018, 08:11

Die politische Forderung besteht in einem gesetzlichen Verbot des öffentlichen Tragens von religiös begründeten Kopftüchern.

Darunter fiele dann auch das Kopftuch der Klosterfrauen. Und diese bewegte sich traditionell auch im öffentlichen Raum mit ihren christlichen Symbolen.

Sie schreiben - leider unter einer diskriminierenden Bezeichnung der Person - von einem Muslim, der ihnen gesagt habe, Kindern ließe sich eine Unterscheidung öffentlichen und privaten Verhaltens nicht vermitteln. Haben Sie in dem Augenblick die Frage nach seiner Erziehungsfähigkeit unterlassen, um ihn nicht zu reizen? Kindern ist ständig beizubringen, dass man privat Dinge tut, die man öffentlich lässt. Das nennt sich Respekt und Rücksichtnahme, etwa für die Gesetze und die überlieferte Kultur dieses Landes.

Stimmt. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage, darauf ein gegensätzliches Argument zu liefern, das er auch verstanden hätte. Irgendwie konnte er scheinbar das öffentliche Leben nicht von der Religion trennen.

Vor ein paar Tagen hat mir beispielsweise ein Muslim gesagt, das Fasten an Ramadan sei gut, weil es gesund sei.

Es sei ehrlich etwas dran, daß das Intervallfasten einen gesunden Aspekt hat. Dieser wird beim Ramadan meiner Meinung nach allerdings durch den Verzicht auf Wasser zunichte gemacht.

Das Problem liegt tatsächlich in dem Glauben, den der von Ihnen erwähnte Mann offenbar seinem Kind vermittelt.

Es liegt vermutlich viel mehr daran, daß ein Muslim ein anderes Verständnis von Religion hat. Er lebt seine Religion eben 24/7 und kann nicht zw. dem öffentlichen Leben und seiner Religion trennen. Er meint, das Leben der Religion so wie er will, steht in unserem Grundgesetz (Religionsfreiheit).

Dieser Glaube scheint keine Unterscheidung zwischen privat, gesellschaftlich und staatlich zu kennen, zumindest in der klassischen Fassung.

Das ist ja auch klar. Will er nach den Lehren Mohameds leben, dann muß er das nicht nur privat sondern 24/7. Die christliche Lehre macht den Menschen im öffentlichen Raum nicht diese Vorschriften, die die Lehren Mohameds machen.

Es ist nur gut, dass Muslime in Deutschland tatsächlich überwiegend eine liberalere Auffassung ihres Glaubens leben. Oder würde sich das bei einer Kopftuchdebatte als Täuschung herausstellen? Interessante Diskussionen mit islamischen Feministinnen wären auf jeden Fall zu erwarten.

Ich gehe davon aus, daß es schon einen Aufschrei geben würde, wenn es zu einem Verbot des religiösen Kopftuches kommen würde. Es würden sich auch christliche Klosterfrauen darüber aufregen.

Was Nonnen und Diakonissen angeht, so wären sie im Sinne einer verfassungsmäßigen Gleichbehandlung rechtlich mit aufgefordert, ebenfalls in der Öffentlichkeit auf Formen der Verschleierung zu verzichten. Das wäre in der Tat ein Traditionsbruch. Allerdings hätten Ordnungskräfte Ermessensspielräume, zumal es sich ja nun nicht um ein Offizialdelikt handeln würde. Immerhin drückt die Kopfbedeckung einer Nonne den persönlichen Rückzug von Weltlichem aus, also das Gegenteil der Bedeutung des Kopftuches, das Muslimas tragen.

Das versuche dann aber mal einem Muslim klar zu machen.

Schließlich: Menschen werden nicht dadurch "eingesperrt", dass sie öffentlich etwas zu unterlassen haben, was sie privat tun.

Dann könnte man die Sache aber noch weiter spinnen und sagen, daß aller Menschen bzw. je Geschlecht im öffentlichen Raum eine Einheitskleidung tragen müssen. Schließlich leben wir auch in einer Zeit der Gleichmacherei. Und zur Gleichmacherei paßt auch das Kopftuchverbot. Ich bin mir unsicher, ob das Kopftuchverbot richtig ist oder nicht. Vielleicht ist es dort angebracht, wo man nicht um die Kopftuchträgerin herum kommt. Aber dort, wo ich die Möglichkeit habe, selbst zu bestimmen, ob ich einen Kontakt mit einer Kopftuchträgerin habe oder nicht, kann sie das von mir aus tragen. Ich muß in keinem Geschäft oder Stand etwas kaufen, an dem ich von einer Kopftuchträgerin bedient werde.

Aber in der Realität würde nichts so heiß gegessen werden, wie es in der absehbaren Debatte gekocht wurde. Denn natürlich sind beispielsweise über 70 Jahre Muslimas in der Türkei dennoch in die Schule und in die Universität gegangen, haben Beamtinnen dort gearbeitet, obwohl das Kopftuch auf diesen öffentlichen Grundstücken und in diesen Gebäuden untersagt war und sie es dort auch nicht getragen haben. Und das ist auch lange so gewesen, als die Türkei weniger autoritär regiert war.

Man könnte sagen, daß zum Leben in einem fremden Land auch die Annahme deren Sitten und Gebräuche im öffentlichen Raum gehören. Wir in Deutschland trennen beispielsweise weitgehend das religiöse vom öffentlichen Raum. Die christliche Sozialisation wird man uns aber auch im öffentlichen Raum ansehen.

Wenn ich nun allerdings an das Kopftuchverbot an Schulen und Universitäten in der Türkei denke, meine ich, daß das Kopftuch der Muslima zur Tradition türkischem Lebens gehört und das Verbot des Kopftuchs doch auf gewisse Weise den nationalen Zusammenhalt negativ beeinflussen könnte.

Das Kopftuchverbot wäre auch nicht gegen Muslime gerichtet. Bekanntlich ist es unter Muslimen umstritten, ob überhaupt eine Kopftuchpflicht besteht. Das Verbot würde diese Debatte verstärken und eine liberalere Auslegung des Islam in diesem Land fördern. Würde Ihnen das nicht gefallen?

Man könnte das nun aber noch weiter spinnen: Wie sieht es mit Buddhisten aus, die ihre Kutte tragen? Wie mit den Zigeunerinnen, die ihre Tracht bei uns tragen? Müßte man dann vielleicht auch das Dirndl verbieten?

Ergänzung: Dieses Kopftuchverbot löst bei mir irgendwie einen Konten im Hirn aus, da das sowohl von Feministen als auch von Rechten gefordert wird. Rechte sollten sich das sehr gründlich überlegen, ob sie dabei wirklich eine Allianz mit den Feministen eingehen wollen.


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