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Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

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Für das öffentliche Trageverbot religiös begründeter Kopftücher (Politik)

Irokese, Thursday, 31.05.2018, 22:35 (vor 2151 Tagen) @ tutnichtszursache

Wer genau liest, dem klären sich Fragen.

Die politische Forderung besteht in einem gesetzlichen Verbot des öffentlichen Tragens von religiös begründeten Kopftüchern.

Feminines Styling wäre nicht betroffen

Kopftücher, die als modisches Accessoire getragen werden, wären davon nicht erfasst. Es handelte sich hier auch ein Phantomproblem, denn diese sind - außer vielleicht bei Cabrio-Fahrerinnen - kaum mehr üblich. Bestünde jedoch ein Zweifel, so wären Ordnungskräfte gehalten, keine Ordnungswidrigkeit festzustellen. Bei Minderjährigen sollte aus Sensibilitätsgründen ohnehin kein Ordnungsgeld erhoben werden und nur eine höfliche Ermahnung erfolgen.

Vorgetäuschte Gründe der religiös begründeten Kopftuchbefürwortung

Sie schreiben - leider unter einer diskriminierenden Bezeichnung der Person - von einem Muslim, der ihnen gesagt habe, Kindern ließe sich eine Unterscheidung öffentlichen und privaten Verhaltens nicht vermitteln. Haben Sie in dem Augenblick die Frage nach seiner Erziehungsfähigkeit unterlassen, um ihn nicht zu reizen? Kindern ist ständig beizubringen, dass man privat Dinge tut, die man öffentlich lässt. Das nennt sich Respekt und Rücksichtnahme, etwa für die Gesetze und die überlieferte Kultur dieses Landes.

Und weshalb sollte ein kleines Mädchen schon ein Kopftuch tragen müssen? Was hätte das für eine zusätzliche, bedenklich stimmende Bedeutung?

Der gläubige Mann, der mit ihnen gesprochen hat, ist geschickt vorgegangen: Er kommt ihnen auf der moralischen Ebene und schützt sein Kind vor, denn das Kindeswohl geht bekanntlich vor. Nicht nur Muslime, sondern überhaupt Menschen, die meinen, der Kern ihrer Meinung würde nicht überzeugen, gehen so vor: Sie begründen eine Position mit einem Argument, das vom Gegenüber auch aufgrund von dessen anderer Überzeugung geteilt werden kann, beschweigen aber, um was es wirklich geht. Vor ein paar Tagen hat mir beispielsweise ein Muslim gesagt, das Fasten an Ramadan sei gut, weil es gesund sei. Vielleicht hat er die Erfahrung gemacht, dass manche Nicht-Muslime kein Verständnis zeigen. Eigentlich aber geht es um ein Glaubensritual. Bei mir war seine Befürchtung überflüssig - ich habe an dem Tag sogar als Gast an einem feierlichen Fastenbrechen teilgenommen.

Den Laizismus durchsetzen

Das Problem liegt tatsächlich in dem Glauben, den der von Ihnen erwähnte Mann offenbar seinem Kind vermittelt. Dieser Glaube scheint keine Unterscheidung zwischen privat, gesellschaftlich und staatlich zu kennen, zumindest in der klassischen Fassung. Ein solcher Glaube widerspricht dann aber der hiesigen Kulturtradition und teils sogar dem Recht dieses Staates. Es ist nur gut, dass Muslime in Deutschland tatsächlich überwiegend eine liberalere Auffassung ihres Glaubens leben. Oder würde sich das bei einer Kopftuchdebatte als Täuschung herausstellen? Interessante Diskussionen mit islamischen Feministinnen wären auf jeden Fall zu erwarten.

Sensibilität wahren

Was Nonnen und Diakonissen angeht, so wären sie im Sinne einer verfassungsmäßigen Gleichbehandlung rechtlich mit aufgefordert, ebenfalls in der Öffentlichkeit auf Formen der Verschleierung zu verzichten. Das wäre in der Tat ein Traditionsbruch. Allerdings hätten Ordnungskräfte Ermessensspielräume, zumal es sich ja nun nicht um ein Offizialdelikt handeln würde. Immerhin drückt die Kopfbedeckung einer Nonne den persönlichen Rückzug von Weltlichem aus, also das Gegenteil der Bedeutung des Kopftuches, das Muslimas tragen.

Schließlich: Menschen werden nicht dadurch "eingesperrt", dass sie öffentlich etwas zu unterlassen haben, was sie privat tun. Sie sperren sich höchstens gedanklich selbst ein. Verbieten ihnen jedoch tyrannische Angehörige das Rausgehen, so ist polizeilich dagegen vorzugehen.

Das Kopftuchverbot wäre durchsetzbar

Aber in der Realität würde nichts so heiß gegessen werden, wie es in der absehbaren Debatte gekocht wurde. Denn natürlich sind beispielsweise über 70 Jahre Muslimas in der Türkei dennoch in die Schule und in die Universität gegangen, haben Beamtinnen dort gearbeitet, obwohl das Kopftuch auf diesen öffentlichen Grundstücken und in diesen Gebäuden untersagt war und sie es dort auch nicht getragen haben. Und das ist auch lange so gewesen, als die Türkei weniger autoritär regiert war.

Eine liberalere Religionsauslegung fördern

Das Kopftuchverbot wäre auch nicht gegen Muslime gerichtet. Bekanntlich ist es unter Muslimen umstritten, ob überhaupt eine Kopftuchpflicht besteht. Das Verbot würde diese Debatte verstärken und eine liberalere Auslegung des Islam in diesem Land fördern. Würde Ihnen das nicht gefallen?


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