Bürgerwehr schlecht, Scharia Polizei gut (Gesellschaft)

Christine , Wednesday, 21.12.2016, 02:27 (vor 2702 Tagen) @ Nico

Die meisten werden es vermutlich mitbekommen haben, dass eine Gruppe Salafisten, die in Wuppertal als "Sharia Police" herum lief, vom dortigen Landgericht freigesprochen wurde. So viel mir bekannt, hat die Staatsanwaltschaft gegen das Urteil Berufung eingelegt.

Nun gab es im sächsischen Arnsdorf einen Vorfall, in dem ein Asylbewerber zum einen eine Flasche Wein nicht bezahlen und zum anderen eine kostenlose, neue Telefonkarte haben wollte. Daraufhin setzen mehrere Männer den Asylbewerber fest und banden diesen anscheinend bis zum eintreffen der Polizei an einem Baum fest. Dieser Vorfall soll nicht der erste an diesem Tag in diesem Supermarkt gewesen sein. Man hatte die Polizei schon zwei mal angerufen, aber diese kam einfach nicht. Nun wurden die 4 Männer am Dienstag wegen Freiheitsberaubung angeklagt. Sie sollen einer rechten Bürgerwehr angehören, was die Männer aber abstreiten.

http://www.bild.de/regional/dresden/rechtsextremismus/staatsanwalt-erhebt-anklage-gegen-buergerwehr-49405208.bild.html?wtmc=twttr.shr

Im Grunde genommen ist letzteres theoretisch egal, denn wenn die Polizei nicht mehr kommt, dann muss man sich eben selber helfen.

Hier 2 Links zu den Vorfällen.

https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2016/cdu-politiker-handeln-ist-besser-als-wegsehen/
http://opposition24.com/wie-die-mopo24-den-taeter-zum-opfer-macht-buergerwehr-bindet-asylbewerber-an-baum/288785

Da es nicht der erste Fall ist, bei dem Männer, die Opfern zu Hilfe eilten, angeklagt und verurteilt wurden, macht mich so etwas ziemlich sauer. Wenn man dann noch die Begründungen in den Urteilen liest, dass die Hilfe nicht angemessen, sondern überzogen gewesen wäre, dann macht mich das noch wütender. Kein Mensch kann in einer Gefahrensituation im voraus bedenken, was angemessen ist und was nicht. So etwas wird in Sekundenbruchteilen entschieden und manchmal mag eine Situation tatsächlich falsch gedeutet worden sein, trotzdem ist Hilfe immer noch besser als Nichthilfe, denn dadurch macht man sich ja ebenfalls strafbar.

Ich weiß nicht, wie wir uns in Zukunft bei Gefahr wehren sollen, wenn man dadurch mit einem Bein fast schon im Knast steht. Auch so etwas trägt nicht gerade dazu bei, Vertrauen in Politik und Justiz zu haben.

Gerade hat auf Twitter noch Jemand gejubelt, weil die EU die Waffengesetze verschärft haben soll. Da fragt man sich unweigerlich, ob Politiker, die selber mit zig Bodyguards herum laufen, es gut finden, wenn die Menschen, nun ja, sagen wir mal in "unruhigen Zeit" schutzlos sind.

Zum Schluss noch ein Beitrag von Hadmut Danisch zum Thema.

„Wir werden uns unseren Lebensstil und unsere freie Gesellschaft nicht verbieten lassen.”

http://www.danisch.de/blog/2016/12/21/wir-werden-uns-unseren-lebensstil-und-unsere-freie-gesellschaft-nicht-verbieten-lassen/

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohl angepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein