Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Louischen, mach' dich nicht lächerlich! (Allgemein)

Varano, Città del Monte, Sunday, 17.01.2016, 01:30 (vor 3032 Tagen) @ Ljwiza

Tach, Louischen!

Frauen, die sich mit diesem Thema auch nur fünf Minuten lang beschäftigen, weil sie mit dem Gedanken spielen, daran teilzunehmen, können in jeder Pharmaindustriewerbebroschüre lesen, daß sie nicht genommen werden.

Der Blödsinn wird nicht besser, wenn du ihn wiederholst. Wenn du dich ein bisschen länger als nur fünf Minuten mit dem Thema beschäftigst (oder übersteigt das bereits deinen Aufmerksamkeitshorizont?), dann findest du z.B. mit der Suchfunktion unter http://www.probandsein.de/aktuelle-studien.html etliche medizinische Studien, an denen Frauen teilnehmen können, typischerweise mit Aufwandsentschädigungen im vierstelligen Euro-Bereich.

Hier relativ willkürlich ein Beispiel herausgegriffen, nämlich http://www.probandsein.de/druckansicht.html?studien[studie]=374

Gesunde Frauen und Männer, 18-64 Jahre, Nichtraucher oder leichte Raucher

suchen wir für eine rein ambulante Impf-Studie.

Die Gesamtdauer der Studie beträgt 12 Monate, in diesem Zeitraum müssen Sie 10 ambulante Visiten wahrnehmen. Selbstverständlich werden Sie während der gesamten Studie umfassend medizinisch betreut.

Sie erhalten eine Aufwandsentschädigung von 2.510,- EUR

Also zehnmal in die Sprechstunde kommen und sich pieksen lassen, für insgesamt zweieinhalbtausend Öcken. Klingt genau nach dem Geschäft, das du gerne hättest, nicht wahr? Zu Risiken und Nebenwirkungen: frag' deinen Arzt oder Apotheker.


So. Und jetzt noch der tatsächliche Hintergrund zu dem Gerücht, Frauen würden nicht genommen werden.

In der Folge des Contergan-Skandals in den neunzehnhundertsechziger Jahren war es tatsächlich in etlichen Ländern gesetzlich verboten, irgendwelche Medikamententests an Frauen im gebärfähigen Alter durchzuführen. Das Problem mit Thalidomid (d.h. dem Wirkstoff des Beruhigungs- und Schlafmittels Contergan) war nämlich: Während es für denjenigen, der es einnahm, wohl tatsächlich weitgehend harmlos war und kaum Nebenwirkungen hatte, richtete dieses Wundermittel beim ungeborenen Kind verheerende Schäden an; vermutlich hat wohl jeder inzwischen nicht nur auf Bildern, sondern auch in echt solche Menschen mit verkrüppelten Armen und/oder Beinen gesehen.

Man wollte mit dem Medikamententestverbot für Frauen also verhindern, dass so eine Katastrophe beim Test eines neuen Medikaments erneut passiert. Wie üblich bei Gesetzen, die mit den allerbesten Absichten beschlossen werden, hat man dabei nicht bis zu Ende gedacht: Denn so ein Gesetz bedeutete effektiv, dass man nun überhaupt keine neuen Medikamente mehr auf den Markt bringen konnte, die hinreichend an Frauen getestet waren, d.h. man verlagert damit das Risiko einer Katastrophe von der Testphase mit relativ wenigen Betroffenen in den massenhaften Einsatz des Medikaments mit potenziell ziemlich vielen Betroffenen ...

Die betreffenden gesetzlichen Regelungen sind daher i.W. bereits seit zwanzig Jahren wieder außer Kraft gesetzt, eine solche Einschränkung besteht also inzwischen nicht mehr. Bei einem konkreten Test kann es natürlich trotzdem Einschränkungen hinsichtlich des Geschlechts geben; genau so wie man z.B. bei manchen Testreihen ums Verrecken keine Raucher brauchen kann, während bei anderen Testreihen gerade die Nichtraucher draußen bleiben müssen. So auch beim Geschlecht: Ein Mittel gegen Prostatakrebs würde man nicht an Frauen testen wollen, und ein Mittel gegen Gebärmutterhalskrebs nicht an Männern.

Das erhöhte Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen, wenn bei einem Medikamententest eine Frau mitmacht, die schwanger ist ohne es zu wissen, besteht natürlich weiterhin. Demnach gibt es auch Tests, an denen sich nur Männer, und/oder Frauen jenseits der Wechseljahre beteiligen können, obwohl die zugehörige Krankheit nicht auf diesen Personenkreis beschränkt ist (dies sind dann jene Medikamente, bei denen nachher im Beipackzettel steht, dass von einem Einsatz während der Schwangerschaft abgeraten wird). In Summe mag dies bedeuten, dass den Männern eine breitere Auswahl an Tests offen steht als den Frauen; aber da, wie im von mir ursprünglich verlinkten Artikel zu lesen war, die Frauen an dieser risikobehafteten Verdienstmöglichkeit sowieso eher wenig Interesse haben, sollte diese "Ungerechtigkeit" locker zu verschmerzen sein.

Cordiali saluti,

Marc' Antonio Varano


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