Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Mag. Maria Rösslhumer (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 10.05.2015, 11:02 (vor 3275 Tagen)

F415 Mag. Maria Rösslhumer AUT – geboren am 23.11.1960 in Peuerbach (Österreich) - Studium der Politikwissenschaften in Wien – seit 2000 Geschäftsführerin des Vereins AÖF (Autonome Österreichische Frauenhäuser) und Leiterin des europäischen Netzwerks WAVE - www.aoef.at – informationsstelle@aoef.at – www.netzwerk-frauenberatung.atwww.wave-network.org – office@wave-network.at - www.gewalt-ist-nie-ok.atwww.gemeinsam-gegen-gewalt.at - seit 1997 beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser – Anschrift: Verein AÖF, Bacherplatz 10/4, 1050 Wien (Austria) – Sprecherin der Sektion Politik und Geschlecht in der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaften - Publikationen: Die FPÖ und die Frauen, Döcker Verlag Wien, 1999, Hauptsache Frauen. Die Politikerinnen der Zweiten Republik, Styn7ria Verlag, Graz, Wien, Köln, 2001 – maria.roesslhumer@aoef.at - http://www.linkswende.org/images/stories/Personen/Pressefoto-MariaRoesslhumer.jpg

Mag. Maria Rösslhumer
Interview von Mag. Maria Rösslhumer
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte die zweijährige Fachschule für Sozialberufe in Salzburg und Wien und war danach ein Jahr im Krankenhaus Linz als Sozialpraktikantin tätig. Die zweijährige Ausbildung zur Familienhelferin absolvierte ich wieder in Wien. In der Folge war ich in einem Heim für mehrfach behinderte Frauen als Erzieherin angestellt. In diesen fünf Jahren absolvierte ich nebenbei meine eineinhalbjährige Ausbildung zur Behindertenpädagogin. 1986 gründete ich die erste Wohngemeinschaft für behinderte Frauen in Österreich, mit dem Ansatz, den Frauen zur Selbstbestimmung zu verhelfen. In den sechs Jahren, in denen ich die Gruppe leitete, lebten 19 Frauen in dieser 200 Quadratmeter großen Wohnung. Später haben einige dieser Bewohnerinnen Familien gegründet oder aber auch allein ein eigenständiges Leben aufgebaut. Diese Institution mußte nach zwölf Jahren trotz Erfolges aus finanziellen Gründen aufgelöst werden. Noch während ich die Gruppe leitete, absolvierte ich das Abendgymnasium für Berufstätige und maturierte 1992. Ab 1993 studierte ich Politikwissenschaft, meine Sponsion erfolgte 1998. Das Studium habe ich mir neben einem Stipendium für Selbsterhalter allein mit diversen Jobs finanziert. Unter anderem war ich zwei Jahre bei einem Markt- und Meinungsforschungsinstitut im Büro mit der statistischen Auswertung beschäftigt. Zum Verein Autonomer Österreichischer Frauenhäuser kam ich im Juni 1997. Ich war zunächst als Projektleiterin tätig und wurde im Herbst 1998 zur Betriebsrätin gewählt. Die Koordination der Frauen-Helpline übernahm ich im Sommer 1999, die Geschäftsführung schließlich im Frühjahr 2000. Wir sind der Zusammenschluß der autonomen österreichischen Frauenhäuser, wovon es mittlerweile 24 gibt, und sind mit diesen Einrichtungen eng vernetzt. Der Verein, dessen Geschäftsführerin ich bin, beinhaltet drei unabhängige Projekte. Das älteste ist die Informationsstelle gegen Gewalt, die seit 1991 existiert. Gewaltbetroffene Frauen, Jugendliche und Kinder, aber auch Medienleute, Politikerinnen oder die Exekutive können sich an diese Stelle wenden. Wir produzieren Informationsmaterial für verschiedene Zielgruppen, außerdem bieten wir Schulungen für die Exekutive sowie Seminare an. Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Schwerpunkt. WAVE (Woman Against Violence Europe), ein europäisches Netzwerk gegen Gewalt an Frauen, existiert seit 1997, wird von der EU-Kommission finanziert und hier in Wien von mir und meinen Mitarbeiterinnen geleitet. Unsere Aufgaben beinhalten den weiteren Aufbau und die ständige Betreuung einer umfassenden europäischen und osteuropäischen Datenbank aller Frauenorganisationen, die mit der Problematik Gewalt arbeiten. Das dritte Projekt ist die Frauen Helpline gegen Männergewalt - Präventionsarbeit gegen Gewalt in der Familie, ein 24 Stunden Notruf (0800/222 555), anonym und kostenlos aus ganz Österreich. Unser Ziel ist es, Frauen und Kinder vor Gewalt zu schützen. Darüber hinaus sehe ich mich als Koordinatorin der 18 MitarbeiterInnen und als Organisationsmanagerin. Zu meinen Aufgaben gehört auch Personal, Finanzgebaren und die Vertretung des Vereins nach außen. Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, den Betrieb finanziell aufrecht zu erhalten; und das erfordert ständige Verhandlungen mit den Ministerien und öffentlichen Stellen.

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg verbinde ich damit, daß ich meine Aufgaben nach außen hin gut vertrete und damit etwas erwirken kann. Was ich erreichte, sehe ich jeweils am Ende des Jahres. Mir geht es im (Berufs-)Leben auch darum, schwierige Situationen gut zu meistern. Auch das ist ein Erfolg.

Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, und ich sehe meinen Erfolg in permanenten Teilerfolgen, wenn ein Projekt in dieser heiklen politischen Situation weiter finanziert wird und ich den Betroffenen helfen kann.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Sozialisierung durch ein katholisches Elternhaus war wichtig für mich. Dennoch bin ich mit 14 von zu Hause weggezogen, vom Land in die Stadt. Ein sozialer Beruf war mir fast vorgegeben, um dem religiösen Bild meiner Eltern zu entsprechen. Die familiäre Enge war aber sehr belastend, und ich wollte meinen eigenen Weg und Zugang zum Leben finden. Mein Organisationstalent entdeckte ich mit der Gründung der Behindertenwohngemeinschaft. Heute geht es mir darum, auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen, zum Beispiel in Ringvorlesungen oder in Spezialschulungen. Hartnäckige Geduld ist dabei wie auch ein sehr großes Interesse an Frauenpolitik, der Hang zum sozialen Engagement und eine gewisse politische Begabung unentbehrlich. Ohne Ausdauer und eine gesunde Portion Ehrgeiz hätte ich nicht so viel erreicht. Ich gewinne sukzessive an Gelassenheit - die Themenstellungen lösen manchmal viel Betroffenheit aus. Manche Entscheidungen müssen auch ohne den Teamfokus getroffen werden, auch wenn der Teamgedanke wertvoll ist. Wir arbeiten interdisziplinär, und diese Verbindungen zu organisieren, ist ein wichtiger Teil meiner Aufgabe.

Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Johanna Dohnal hat viel für die Lebensqualität der Frauen erwirkt. Die Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle und Mitbegründerin der Frauenhäuser, Frau Rosa Logar, fasziniert mich durch ihr mitreißendes Charisma. Abmachungen einzufordern und die eigenen Bedürfnisse und Wünsche klar anzusprechen, lernte ich von ihr.

Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn meine MitarbeiterInnen kreative Ideen einbringen und ihre Anliegen engagiert umsetzen, fühle ich mich anerkannt. Mittlerweile erfahre ich auch von meinen Eltern Anerkennung.

Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Selbstbewußt, ehrgeizig, erfolgreich und immer am Sprung.

Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mein Team von 18 MitarbeiterInnen ist ganz wichtig für meinen Erfolg.

Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Sie sehen mich als Leiterin und erwarten von mir, daß ich die wichtigsten Entscheidungen treffe, obwohl ich mich um die Transparenz der Abläufe bemühe.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Grenzen sind fließend. Ich erledige nach wie vor zu viel Arbeit von zu Hause aus, habe es mir aber abgewöhnt, an Wochenenden in das Büro zu fahren. Mein Partner ist Philosoph und arbeitet in einem ähnlichen Rhythmus.

Wieviel Zeit verwenden Sie für berufliche Fortbildung?
Ich verwende rund zwei Wochen pro Jahr für externe Fortbildung.

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Eine qualifizierte Ausbildung, Fremdsprachenkenntnisse und ein versierter Umgang mit den neuen Technologien sind heute Grundvoraussetzungen, um im Beruf zu bestehen. Gesteht man sich Unsicherheiten, Ängste und Selbstzweifel ein, verändert sich etwas ins Positive. Keine Scheu vor Verantwortung! Man wächst mit den Herausforderungen, denen man sich stellt.

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Die finanzielle Absicherung des Vereine ist mir wichtig. In Zukunft möchte ich stärker im inhaltlichen Bereich arbeiten, Trainings veranstalten und Beratungen anbieten, dafür muß ich die Managementaufgabe aber einmal abgeben. Anerkannte Frauenpolitik bleibt weiterhin mein persönliches Oberziel.

http://www.club-carriere.com/phpscripts/inserat.php?name=Maria%20R%F6sslhumer&K_ID=40271


Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser über Brigitte Kashofers Aussagen: "Schwer zu argumentieren, wenn jemand mit Tatsachen ein Problem hat"
Breite Ablehnung bis hin zu Rücktrittsforderungen: Fast alle Parteien (dieStandard.at berichtete) haben auf die Aussagen der Amstettner FPÖ-Stadträtin Brigitte Kashofer über Frauenhäuser ablehnend reagiert. "Frauenhäuser sind maßgeblich an der nachhaltigen Zerstörung von Ehen und Partnerschaften beteiligt", meldete sich Kashofer auf der Website der Amstettner FPÖ zu Wort. Zudem seien die Subventionen für das Amstettner Frauenhaus (16.000 Euro) "Unfug".
Attacken auf die Frauenhäuser sind für Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, nichts Neues - ob von der FPÖ, Männerrechtlern oder dem Soziologen Gerhard Amendt, der schon seit Jahren gegen die Existenz von Frauenhäusern wettert. "Wir reagieren immer wieder mit LeserInnenbriefen, doch wir müssen uns auch überlegen, wie viel Energie wir da reinstecken", meint Rösslhumer gegenüber dieStandard.at. Frauen und Kinder seien am stärksten von Gewalt in der Familie betroffen, das sei ein Faktum, so Rösslhumer. "Wer mit diesen Tatsachen ein Problem hat, legt nicht selten selbst ein frauenverachtendes oder gewalttätiges Verhalten an den Tag - da zu argumentieren hätte wenig Sinn." Dennoch müsse immer, wenn solche Aussagen auftauchen, klar gemacht werden: "Gewalt zerstört Familien, nicht die Frauenhäuser."
Brigitte Kashofer gehe mit ihren permanenten und jahrelangen Aussagen gegen jegliche frauenpolitische Maßnahmen nun aber eindeutig zu weit. "Damit überschreitet sie die Grenzen des Erträglichen. Die Frauenhausbewohnerinnen fühlen sich mittlerweile von Frau Kashofers ständigen negativen Aussendungen an die Haushalte angegriffen", so Rösslhumer. Außerdem befürchte sie, dass Frauen abgeschreckt werden und nicht ins Frauenhaus gehen, wenn diese Angriffe permanent zu lesen sind.
"Jede überlegt es sich hundertmal"
Frauen in dieser Situation zu verunsichern wäre fatal und der falsche Weg. Kashofers Forderung, die Geschichten der Frauen einer Prüfung zu unterziehen, steht für Rösslhumer in völligem Gegensatz zur täglichen Praxis der Frauenhäuser: "Frauenhäuser arbeiten parteilich. Es wird ihnen geglaubt, wenn sie in die Frauenhäuser kommen." Viele der Frauen würden die Situation nur zu gut kennen, dass ihnen ihr Umfeld, Verwandte oder FreundInnen nicht glauben. "Ihnen muss das Gefühl gegeben werden, dass sie einen sicheren Platz haben."
"Jede Frau überlegt es sich hundertmal, ob sie diesen Schritt tun soll", sagt Rösslhumer. Sie müsse die Wohnung verlassen, was wiederum Veränderungen für die Kinder und den Arbeitsplatz bedeute, "für Frauen ist das ein großer Schritt, keine macht das aus Jux und Tollerei".
Die Kritik an der Subvention von 16.000 Euro ist für Rösslhumer "schlichtweg lächerlich". Die Frauenhäuser seien ständig unterfinanziert, ohne ständiges Fundraising würde gar nichts gehen, so die Geschäftsführerin.
Fehlende Plätze
Mehr finanzielle Mittel würden auch angesichts fehlender Frauenhausplätze benötigt. "Wir brauchen mehr Plätze im ländlichen Gebiet, in Gegenden, die weit von einer größeren Stadt entfernt liegen." Auch die Anzahl der von der EU empfohlenen Plätze, 830, kann Österreich nicht bieten. Derzeit gibt es 750 Plätze, und der Alltag in den Frauenhäusern zeige, dass das nicht ausreicht. "Die Häuser sind oft voll und Frauen müssen abgewiesen werden."
Insbesondere für Migrantinnen seien Plätze in Frauenhäusern enorm wichtig, betont Rösslhumer. "Sie haben oft schlechte Erfahrungen mit der Polizei und vertrauen ihr nicht. Hinzu kommt die Angst, dass ihr Mann abgeschoben wird, was die Folge haben könnte, dass sie als Ehefrau nachziehen muss und die Gewalt weitergeht."
Auch professionelle Hilfe für Männer
Schließlich hält Rösslhumer Aussagen wie jenen von Kashofer entgegen, dass jeder Mensch Opfer von Gewalt werden könne, das gelte auch für Männer. "Auch sie sollen sich professionelle Hilfe holen können. Wir haben in jedem Bundesland eine Männerberatungsstelle, die jedoch noch zu wenig in Anspruch genommen werden."
Studien zeigen, dass Männer Gewalt durch andere Männer erfahren, vorwiegend im öffentlichen Bereich. Frauen hingegen erleben Gewalt im privaten und familiären Bereich. Frauen und Kinder seien in diesem Bereich die Hauptbetroffenen, "das ist ein Faktum". (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 19.7.2012)
http://diestandard.at/1342139555489/Gewalt-zerstoert-Familien-nicht-die-Frauenhaeuser

Frauenhäuser sind Einrichtungen für "hochrisikogefährdete" Frauen und deren Kinder
Bei Scheidung und Trennung sind Schutz und Sicherheit das Wichtigste


Wien (OTS) - Die autonomen österreichischen Frauenhäuser sind tief
betroffen, dass wieder ein Kind - diesmal ein Bub in St. Pölten -
aufgrund von Gewalt in der Familie sterben musste. "Wir trauern auch
mit der jüngeren Schwester, die die Erschießung des Bruders durch den
eigenen Vater mit ansehen musste. Sie wird ihr Leben lang mit dieser
traumatischen Erfahrung leben müssen", so Birgit Thaler-Haag, die
Obfrau des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser und
Geschäftsführerin des Salzburger Frauenhauses.

Kinder sind bei Gewalt in der Familie immer betroffen.
Insbesondere bei Scheidung und Trennung gehören sie zu den besonders
hoch gefährdeten Opfergruppen. Kinder werden von gewalttätigen
Männern nicht selten als "Waffe" gegen die (Ex-)Frau eingesetzt.
"Daher begrüßen wir die neu errichtete interministerielle
Arbeitsgruppe "Task Force Kinderschutz", die am 6. Juni startet und
zu der auch Frauenhäuser, Kinder- und Opferschutzeinrichtungen
eingeladen wurden", berichtet Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des
Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. "Wir hoffen, dass
damit weitere wichtige Schritte zum Schutz der Kinder bei Gewalt in
der Familie erarbeitet werden können."
Laut der Statistiken der autonomen österreichischen Frauenhäuser
und der Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren sind jährlich
tausende Kinder entweder direkt von Gewalt betroffen oder werden
ZeugInnen von Gewalt des Vaters gegenüber der Mutter. Es ist
anzunehmen, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist.
Daher gehören Frauenhäuser zu den zentralen
Opferschutzeinrichtungen in Österreich. Sie bieten vor allem "high
risk victims", also besonders risikogefährdeten Frauen und Kindern,
Schutz und Sicherheit durch eine sofortige Wohnmöglichkeit, aber auch
umfassende professionelle Beratung und Unterstützung während und auch
nach einem Frauenhausaufenthalt.
Frauen bekommen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen über
die weiteren (rechtlichen) Schritte und Perspektiven ihres Lebens
nachzudenken. Kinder werden durch geschulte und erfahrene
Beraterinnen psychologisch und therapeutisch betreut, damit sie die
Gewalterfahrungen aufarbeiten können. "Frauenhäuser arbeiten
vernetzt: Sie nehmen Kontakt mit den Jugendämtern, Schulen und
Kindergärten auf, um vor der besonderen Gefährlichkeit eines Täters
zu warnen und die notwendigen Vorkehrungen zum Schutz der Kinder zu
treffen", so Birgit Thaler-Haag.
Wichtig ist, dass alle Behörden und Institutionen alles tun, um
jedes Opfer vor Gewalt zu schützen. "Bagatellisierung und
Verharmlosung von Gewalttaten führen zu Hochrisikosituationen",
stellt Maria Rösslhumer fest.
"Wir fordern daher Justiz und Polizei auf, die Straftatbestände
und wiederholte Gewalt von Tätern besonders ernst zu nehmen und Täter
zur Verantwortung zu ziehen", betont Birgit Thaler-Haag. Es kommt
nicht selten vor, dass Täter Betretungsverbote und Einstweilige
Verfügungen mehrmals übertreten und nicht bestraft werden. Diese
Männer sind aber besonders gefährliche Täter und bringen Frauen und
Kinder in Lebensgefahr. "Bei wiederholten Gewalttaten und
Gefährlichen Drohungen muss von einer besonders hohen Gefährlichkeit
des Täters ausgegangen werden, und nur eine sofortige Inhaftierung
kann Frauen und Kinder wirksam schützen", fordert Birgit Thaler-Haag.
Die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser schließen sich den
Forderungen an, die polizeiliche Wegweisung auszuweiten und ein
sofortiges Kontaktverbot, das dann auch im Bereich der Schulen und
Kindergärten gilt, auszusprechen und diese zu informieren. Dadurch
bekommen KindergartenpädagogInnen und LehrerInnen die rechtliche
Möglichkeit, rasch zu agieren und die Polizei zu verständigen, um
Kinder vor drohender Gewalt besser zu schützen.
Maria Rösslhumer fordert erneut, "dass gewaltbedrohte und
hilfesuchende Frauen und Kinder immer einen Platz in einem Frauenhaus
bekommen und Frauenhäuser finanziell ausreichend abgesichert werden,
damit sie Frauen und Kinder auf dem Weg in ein gewaltfreies Leben
unterstützen und begleiten können."

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20120605_OTS0037/frauenhaeuser-sind-einrichtungen-fuer-hochrisikogefaehrdete-frauen-und-deren-kinder

Expertinnenstimme
Mag.a Maria Rösslhumer
Gewalt an Frauen und Kindern in neuen Kleidern
Chancen und Risiken neuer Medien - Schutz und Hilfe bei Gewalt
Die modernen Medien wie Internet, Facebook und Twitter gehören mittlerweile zum Alltag vieler Menschen und spielen im täglichen Leben eine zentrale Rolle. Neue Technologien schaffen neue, schnelle und grenzenlose Formen der Kommunikation, vor allem im Berufsleben, aber auch im privaten Bereich.
Das Leben ohne Internet, Handys und Kommunizieren in Social Media-Netzwerken wäre heutzutage kaum mehr vorstellbar. Kinder und Jugendliche wachsen mit diesen Technologien auf, und für sie ist der Umgang mit der Cyberwelt zur Selbstverständlichkeit geworden. Beinahe alle Kinder und Jugendlichen verfügen heute über ein eigenes Handy und einen eigenen Computer. Auch für Erwachsene nimmt die Bedeutung der neuen Technologien immer mehr zu, was beispielsweise dadurch erkennbar wird, dass Online Dating ein riesiger Markt geworden ist. Hunderte Homepages locken mit der PartnerInnensuche im Internet, und viele große Anbieter/innen haben laut Schätzungen über Tausende von Mitgliedern.
Cyberwelt und neue Gewaltformen
Die Cyberwelt birgt jedoch auch neue Gefahren: Gewalt erscheint in neuen Kleidern und bietet unzählige Möglichkeiten zur Gewaltausübung. Neue Medien werden missbraucht, um die persönlichen Rechte von Menschen zu verletzen und einzuschränken. Cyber-Stalking, Cyber-Mobbing, Cyber-Bullying, Cyber-Grooming und Happy Slapping, wie die neuen Gewaltformen bezeichnet werden, kommen nicht selten im Zusammen¬hang mit Partnergewalt und Gewalt in der Familie vor.
Auch Sexismus, sexuelle Gewalt und sexuelle Belästigung spiegeln sich in der digitalen Welt wider. So können über Websites wie z.B. YouPorn jederzeit unzählige pornografische Filme mit sexistischen Geschlechterbildern und Gewaltinhalten abgerufen werden. Der Zugang dazu wird immer einfacher - auch für Kinder und Jugendliche. Ferner nützen Sexualstraftäter und Pädophile die Freiheit des Internets, und der weltweite Handel mit Kinderpornografie ist eine traurige Tatsache.
„Herkömmliche“ Gewalt an Frauen und Kindern
Gewalt ist nichts Neues; sie tritt täglich in vielen Facetten in Erscheinung. Sowohl im persönlichen und familiären als auch im öffentlichen und beruflichen Umfeld. Die öffentlich erfassten Zahlen von Gewalt an Frauen und deren Kindern in der Familie sind erschütternd. Noch schockierender ist die Faktenlage, wenn man bedenkt, dass viele Taten im Dunkeln bleiben und Frauen ihre Gewalterfahrungen nicht anzeigen oder öffentlich machen, also die Dunkelziffer hoch ist.
Die Statistik der österreichischen Frauenhäuser zeigt, wie viele Frauen mit ihren Kindern vor ihren misshandelnden (Ex)Partnern flüchten müssen. 2010 waren es 3.448 Frauen und deren Kinder. Die Polizei ist fast stündlich wegen familiärer Gewalt im Einsatz, die 2010 zu 6.599 Wegweisungen und Betretungsverboten österreichweit führten; in rund 90% der Fälle sind Frauen und Kinder die Betroffenen und Männer die Täter.
Jährlich werden schätzungsweise 30-40 Frauen von ihrem Beziehungspartner ermordet. Über Gewalt an Kindern gibt es weniger gesicherte Daten, aber das Ausmaß ist gravierend. Stalking/Beharrliche Verfolgung, Mobbing, sexualisierte Gewalt und verbale Gewalt in Form von Beschimpfungen, Bedrohungen, Demütigungen etc. finden auch ohne Internet oder Handys statt.
Waren Delikte wie „Cyber-Mobbing“ und „Cyber-Stalking“ vor wenigen Jahren noch völlig unbekannt, so suchen nun zunehmend mehr Frauen Hilfe in den Frauenberatungsstellen und Opferschutzeinrichtungen zu diesen Thematiken. Seit 2006 ist Stalking in Österreich ein Strafdelikt , das 2011 bereits 2.584 mal angezeigt wurde.
Was ist das Charakteristische der Cybergewalt?
Während sich Gewalt in der Familie, Gewalt an Frauen und an Kindern meist im Geheimen und ohne Zeug/innen abspielt, so ist es im Internet genau umgekehrt: Gewalt wird öffentlich und für viele User/innen einsehbar, was meist eine bewusste Absicht und Strategie der Täter/innen ist. Opfer von Cybergewalt sind hauptsächlich von psychischer Gewalt betroffen. Kennzeichnend ist auch die Geschwindigkeit mit der verletzende und beleidigende Mitteilungen verbreitet werden und zwar rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr.
„Der PC im Wohn- oder Schlafzimmer wird zum Tatort. Das Zuhause ist kein sicherer Ort mehr. Es gibt keinen Abstand mehr zum Gewaltgeschehen. Das Internet ist durchgehend verfügbar, es kann jederzeit wieder etwas Neues passieren, und es gibt praktisch keine Pause mehr.“ (Medienpädagogin Sandra Gerö)
Gewalt bekommt aufgrund der erwähnten Faktoren eine unkontrollierte Dynamik. Wie viele und welche User/innen von den diffamierenden Informationen Kenntnis erhalten, ist für Opfer nicht kontrollierbar. Die Freiheit des Internets bietet Täter/innen zahlreiche Möglichkeiten, um Menschen zu kontrollieren, zu verfolgen, zu demütigen, zu verletzen, im alltäglichen Leben einzuschränken und „die vermeintliche Anonymität im Internet kann das asoziale Verhalten von Tätern verstärken“. (Gerö)
Auswirkungen der Cybergewalt
Gewalterfahrungen im Internet können für Opfer genauso oder vielleicht sogar noch schwerwiegendere Folgen haben, weil das geschriebene Wort immer wieder gelesen werden kann und daher vielleicht noch verletzender ist. Wie gravierend die Auswirkungen von Cybergewalt auf die Opfer sein können, zeigt sich darin, dass es bereits mehrere tragische Fälle in Österreich gab, in denen sich Opfer von Cyber-Stalking oder Cyber-Mobbing das Leben genommen haben.
Viele Betroffene werden krank und/oder verlieren ihre Wohnung oder Arbeitsstelle, so wie der Fall jener Frau zeigt:
Eine hilfesuchende Frau wendet sich an eine Beratungsstelle: Sie erzählt von ihren Stalking-Erfahrungen durch den Ex-Freund. Er lässt sich besonders gemeine Sachen einfallen, wie die Bestellung einer teuren Kaffeemaschine auf ihren Namen. Er schickt ihr massenweise SMS und verschafft sich Zugang zu ihren E-Mails.
Er ist noch dazu ein Kollege in der derselben Arbeitsstelle – einer Jugendorganisation. Er dichtet gemeinsam mit den Jugendlichen ein Lied mit dem Inhalt „Ich stelle mir vor, du liegst nackt in der Badewanne, und ich schmeiße das Radio hinein". Anschließend schickte er ihr dann ähnliche Fotoaufnahmen. Schließlich stellt er frühere persönliche, zum Teil intime Urlaubsfotos von ihr ins Internet.
Der gemeinsame Arbeitgeber erfährt davon, stellt die Betroffene (!) daraufhin zur Rede und erklärt ihr, dass diese Fotos nicht mit der Arbeit vereinbar seien. Sie bekommt immer mehr Angst, weil sie als die „Schuldige" bezichtigt wird und verliert schließlich sogar ihren Job.
Charakteristisch ist auch, dass Opfer diese Formen der Gewalt meist unterschätzen und sich keine oder lange keine (professionelle) Hilfe holen.
Wer sind die Opfer? Wer die Täter/innen?
Verlässliche Zahlen über Gewaltdelikte und Strafanzeigen in Verbindung mit neuen Medien gibt es noch wenig. Internationale Studien haben jedoch ergeben, dass meist Kinder und junge Erwachsene Opfer von Gewalt in neuen Medien sind – so ist jeder fünfte Jugendliche von Cyber-Stalking und Cyber-Mobbing betroffen.
Grundsätzlich kann jedoch jeder Mensch, der neue Medien nützt und damit kommuniziert, Opfer von Cybergewalt werden. Auch jene, die sie nicht oder kaum benützen. Viele werden davon überrascht und erfahren plötzlich, dass jemand über E-Mails Persönliches gegen den eigenen Willen verbreitet, diskriminierende Aussagen trifft oder dass der eigene Partner oder die eigene Partnerin ein intimes Foto ins Internet stellt. (siehe Petra Grimm)
Es kann sein, dass persönliche „Gespräche“ im Chat, auf Facebook oder in Blogs oder Twitter gegen den eigenen Willen und ohne Wissen an andere Menschen weitergeleitet und veröffentlicht werden. Es kommt nicht selten vor, dass plötzlich ein privates Bild oder intimes Foto auf einer Website aufscheint. Eine fremde Person, eigene Liebespartner/innen oder Ex-Partner/innen stellen ohne Einwilligung private und persönliche Bilder oder Filme ins Internet, v.a. in YouTube. Oft wird nicht gefragt, ob alle Beteiligten damit einverstanden sind.
Besonders Frauen erleben nicht selten, dass ihr Partner oder Ex-Partner sie über Internet oder GPS verfolgt und genau wissen will, wo sie sich gerade befindet. Sie merken oft nicht oder erst sehr spät, dass ihre SMS oder E-Mail-Nachrichten vom Partner gelesen werden. Es gibt auch Fälle, in denen Beratungsgespräche oder Gerichtsverhandlungen mit Handys mitgeschnitten und gefilmt wurden und auf YouTube veröffentlicht wurden.
Mag.a Maria Rösslhumer, Politikwissenschafterin, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), Leiterin des europäischen Netzwerkes WAVE (Women Against Violence Europe) und der Frauenhelpline gegen Gewalt 0800/222 555.

http://www.gewaltinfo.at/themen/2012_04/gewalt-in-neuen-kleidern.php

Interview mit Maria Rösslhumer.


Weihnachten steht vor der Tür. Ist das für die Frauenhäuser eine Zeit zu verschnaufen?

Nein. Weihnachten ist für die Familien immer eine Zeit großer Belastung. Die Frauenhäuser sind in der Zeit meistens voll. Einige Einrichtungen müssen Frauen bereits abweisen und sehen, wie man eine andere Lösung für sie findet. Mit dem Fest sind viele Erwartungen verbunden. Für Frauen ist das sehr belastend, weil ja sie meistens die Familienfeste organisieren. Wenn sie die Erwartungen nicht erfüllen, dann steigen die Spannungen, besonders, wenn es davor schon Gewalt gab. Viele Frauen flüchten schon im Vorfeld der Feiertage ins Frauenhaus. Manche versuchen, diese Zeit noch irgendwie zu überstehen, für die Kinder.

Wirkt sich die Wirtschaftskrise aus?

Wenn die Familie über ein niedriges Einkommen verfügt, kann das zu massiven Streitigkeiten führen, gerade wenn zu Weihnachten die Erwartungen der Kinder nicht erfüllt werden können. Von einigen Einrichtungen wurde festgestellt, dass die Schwere der Gewalt zugenommen hat. Das ist zwar schwer zu beziffern, in Österreich gibt es so wenig Erhebungen dazu. Für Frauen gibt es sowieso große ökonomische Schwierigkeiten, wenn sie sich trennen wollen. Viele haben oft gar keine Jobs mehr. Viele können sich ja gar keine eigene Wohnung leisten. Es ist schwieriger geworden, wieder auf die Beine zu kommen und diese Frauen bleiben deshalb auch länger in den Frauenhäusern. Viele sagen: Ohne Ernährer schaffe ich es allein mit den Kindern nicht. Aber die Gewalt wird immer schwerer, je länger so eine Beziehung dauert. Schlimm ist es insbesondere für Migrantinnen, die vielleicht gar keinen legalen Aufenthalt haben. Sie überlegen sich sehr genau, ob sie überhaupt die Polizei rufen sollen. Sie sind oft nicht versichert, haben keinen Job und wenn der Partner eine Strafe absitzen muss, sind sie völlig ohne Einkommen. Darum sind Frauenhäuser sehr wichtige Schutzeinrichtungen für Migrantinnen.

Wie wirkt sich denn das Sparpaket aus?

Die Kürzungen der Familienbeihilfe und beim Pflegegeld gehen extrem auf Kosten der Frauen. Kaum eine Alleinerzieherin wird es sich jetzt noch leisten können, ihr Kind studieren zu lassen. Gravierend finde ich auch die Kürzungen beim Pflegegeld. Um das wenige Geld, das man in der Pflegestufe eins und zwei bekommt, kann man sich kaum soziale Dienstleistungen kaufen. Das heißt gerade in diesem Bereich passiert viel unbezahlte Arbeit von Frauen. Frauen, die von Gewalt betroffen sind, kämpfen sowieso schon jeden Tag buchstäblich ums Überleben. Viele verlieren ihren Job, weil Gewalt krank macht und sie daher öfters in Krankenstand gehen müssen und weil sie oft behördliche Termine haben. Oft akzeptiert der Chef oder die Chefin das nicht. Gerade sie brauchen diese Transferleistungen.

Sind auch die Frauenhäuser von Kürzungen betroffen?

Ja, leider. Im Frühjahr sollte z.B. das Frauenhaus in Hallein geschlossen werden . Das Land Salzburg wollte die Gelder insgesamt um 15 Prozent kürzen, dank der Unterstützung der Bevölkerung waren es dann nur 10 Prozent. Das Frauenhaus in Salzburg-Stadt musste bei den Mitarbeiterinnen kürzen, dabei ist die Auslastung sehr groß. Es mussten Frauen abgewiesen werden. Das ist sehr frustrierend. Die Situation in Tirol ist auch schwer. Was durch das aktuelle Sparpaket der Bundesregierung kommt, weiß ich noch nicht. Aber wenn die ökonomische Situation von Frauen schlechter wird und die Gewalt steigt ist der Bedarf größer, obwohl es gleich viel Plätze in Frauenhäusern gibt.

Wieviele Plätze gibt es denn österreichweit in den Frauenhäusern?

Es gibt 750 Plätze. Das ist zwar im internationalen Vergleich nicht schlecht, aber es gibt eine Unterversorgung in den ländlichen Gebieten. Da müssen sich die Frauen noch immer sehr gut überlegen, ob sie diesen Schritt machen, weil sie ja alles aufgeben. Vor allem in den flächenmäßig größeren Ländern, in der Steiermark, in Niederösterreich fehlen Einrichtungen. Es gibt eine EU-Empfehlung, dass man pro 10.000 Einwohner einen Platz in einer Schutzeinrichtung braucht. Das heißt bei 8,3 Millionen Einwohnern und 750 bestehenden Plätzen bräuchten wir noch 80 Plätze zusätzlich.

Haben die Angriffe auf die Frauenhäuser auch mit einem veränderten politischen Klima zu tun? ZB hat ja der deutsche Soziologe Gerhard Amendt Frauenhäuser als »Hort des Männerhasses« bezeichnet und ihre Schließung gefordert.

Generell hat es zu tun mit der Väterrechtsbewegung, die um ihre eigenen Rechte kämpft. Die Frauenorganisationen sind ihnen ein Dorn im Auge, weil sie glauben, sie werden benachteiligt. Diese Männer bekommen medial sehr viel Präsenz auch im Zusammenhang mit der Debatte um die automatische gemeinsame Obsorge für Kinder nach einer Trennung. Dabei sind es vor der Trennung meistens die Frauen, die die Arbeit mit den Kindern haben. Nachher wollen die Männer dann plötzlich überall mitbestimmen. Gerade für Frauen, die sich von einem Gewalttäter lösen wollen ist das ein Problem. Denn die gemeinsame Obsorge ist natürlich auch eine Methode, um nach einer Trennung noch die Kontrolle über die Frau zu behalten. Die ÖVP-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner hat sich das nicht gut überlegt.

Was erwidern Sie denn Leuten wie Herrn Amendt, die die Notwendigkeit von Frauenhäusern nicht einsehen?

Im vergangenen Jahr haben wir 3.163 Fälle betreut. Nachdem wir nicht mehr Plätze haben, liegt das in etwa jedes Jahr in dem Bereich. Die Plätze teilen sich in etwa die Hälfte für Frauen und Kinder, die ja meistens auch betroffen sind. Wir leisten psychologische und juristische Hilfe, helfen bei der Jobsuche oder bei Weiterbildungen. Dem Herrn Amendt habe ich im Frühjahr schon einen Brief geschrieben und ihm die Arbeit der Frauenhäuser erklärt. Ich habe ihm auch empfohlen, sich selbst professionelle Hilfe zu suchen, wenn er Frauenhäuser ablehnt. Aber er hat mir nicht geantwortet.

Was sind die Ursachen für die Gewalt? Es gibt ja die Meinung, Männer wären einfach Schweine oder es gäbe einen »Opfertyp« unter Frauen.

Frauen, die von Gewalt betroffen sind, sind im Grunde sehr stark: Sie versuchen, sich und ihre Kinder zu schützen. Sie versuchen, ihren Job zu behalten, machen den Haushalt. Grundsätzlich geht es um unterschiedliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse, das wirkt sich auf die individuellen Beziehungen aus. Dass Männer zB nicht bereit sind, in Karenz zu gehen. Das betrifft die Akademikerin genauso. Auf der persönlichen Ebene sind Männer oft nicht fähig, über Gefühle zu reden und partnerschaftlich Konflikte zu lösen.

Aber woran liegt das?

Es ist angelernt. Von Männern wird nicht verlangt, partnerschaftlich zu sein. In den Schulen gelten Jungen als cool, die sich aggressiv verhalten. Viele Mädchen fallen auch noch auf diese Burschen herein. Gewalttätige Männer tragen oft auch eine gewisse Frauenverachtung in sich. Was hat sich in Österreich in dieser Beziehung schon verändert? Männer, die gewalttätig sind, haben meistens auch ein sehr konservatives Weltbild.

Und warum gehen Männer seltener in Karenz?

Das liegt natürlich daran, dass Männer nach wie vor mehr verdienen und dass viele Unternehmen und auch die öffentliche Verwaltung kaum bereit sind, Männer in Karenz gehen zu lassen. Männer müssen das Recht auf Karenz haben. Frauen übrigens auch, ohne dass der Wiedereinstieg zum Problem wird.

Braucht es nicht vor allem gleichen Lohn für gleiche Arbeit, damit Kinderbetreuung und Haushalt gerechter geteilt werden?

Rösslhumer: Unbedingt! Dass das Familieneinkommen nicht geringer wird, wenn der Mann in Karenz geht ist sehr wichtig. Es braucht Anreize für Männer, in Karenz zu gehen. Daher ist auch die Kampagne von der Frauenministerin »Echte Männer gehen in Karenz« zu begrüßen. (Das Gesetz mit 80% Gehalt gibt es nicht in Schweden). Aber trotzdem wird es einige Zeit dauern, bis sich die Situation ändert.

Sind Migranten häufiger gewalttätig? Die deutsche Feministin Alice Schwarzer fühlt ja »Unbehagen an der statistisch nachweisbaren höheren Gewalt in traditionell moslemischen Familien«.

Nein, das würde ich nicht so sagen. Je patriarchaler die Strukturen einer Gesellschaft, desto eher kommt es zu Gewalt an Frauen. Aber das hat nichts mit der Religion zu tun. Migrantinnen sind deshalb schwerer von Gewalt betroffen, weil sie viel weniger Perspektiven haben. Sie haben oft keine Jobaussichten, es gibt Sprachbarrieren. Da haben die Männer viel mehr Einfluss auf die Frauen. Migrantinnen leben viel isolierter und kommen nicht zu den richtigen Informationen.

Wie sehen Sie in dem Zusammenhang ein Burka- oder ein Kopftuchverbot?

Rösslhumer: Ich stehe eher auf dem Standpunkt, dass ein Verbot nicht das Allheilmittel ist und dass wir stattdessen versuchen müssen, diese Frauen zu erreichen. Es ist eh absurd, dass wir darüber diskutieren, Burkas gibt es ja bei uns gar nicht. – Mit einem Verbot werden Frauen, die von Gewalt betroffen sind, noch viel mehr in die Isolation gedrängt. Ich bin natürlich gegen Kopftuch- oder Burka-Zwang. Aber diese Emanzipation müssen die Frauen selber schaffen und wir müssen ihnen bei der Selbstbestimmung behilflich sein. Viele sagen außerdem, dass sie das Kopftuch freiwillig tragen. Ich bin der Meinung, dass man bei sozioökonomischen Faktoren ansetzen muss. Wo hat denn eine Frau mit Kopftuch in Österreich eine Chance auf einen Job? Das ist anderswo nicht so. Ich war vor kurzem in London und da hat am Flughafen eine Polizistin mit Kopftuch gearbeitet, dort sieht man Frauen mit Kopftuch in allen möglichen Berufen, auch am Schalter. Dort sind sie sichtbar. Dort gibt es Vorbilder. So kommt man mit den Frauen auch in Kontakt. Je mehr man die Frauen aus der Öffentlichkeit abschiebt, desto mehr Macht bekommen die Männer. Meiner Meinung nach ist die Frauenbewegung ursprünglich auch entstanden um Frauen dazu zu bringen, selbstbestimmt leben zu können. Durch Ablehnung, sogar Kriminalisierung, werden die Frauen gestraft, nicht die Männer.

Bleibt mit Lenin zu fragen: »Was tun«?

Da gibt es viele Ebenen. Man muss die muttersprachliche Beratung ausbauen. Auch für Frauen, die sehr gut Deutsch sprechen, ist es schwer über so ein Thema in einer anderen Sprache als ihrer Muttersprache zu sprechen. Sehr zentral finde ich die Aufklärungsarbeit in den Schulen. Wir müssen die Kinder erreichen, die betroffen sind. Wir müssen ein Umdenken bei traditionellen Rollenbildern erreichen. Und es müssen alle Berufsgruppen, die mit dem Thema zu tun haben, sensibilisiert werden: Die Polizei, mit der wir eine sehr gute Zusammenarbeit haben, die Ärzte, die Lehrer, die Juristen. Bei der Polizei ist das Thema Gewalt in der Ausbildung verankert, beim Jus-Studium wird das nicht behandelt. Trotzdem werden die Leute dann Familienrichter. Wie kann es sein, dass ein Familienrichter einem Besuchskontakt zustimmt, obwohl das Kind selbst gar nicht will? Der sagt, das Kind war ja nicht betroffen! Es muss der Opferschutz ausgebaut werden. Einige Täter nehmen die Sache nicht einmal nach der vierten, fünften Wegweisung ernst, wenn sie mit keinen strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen haben. Und es gibt in Österreich viel zu wenig Täterprogramme. Diese Trainings können eine Chance für Täter sein, sein Verhalten zu ändern und weitere Frauen vor Gewalt schützen.

http://www.linkswende.org/4780/Interview-mit-der-Obfrau-der-Oesterreichischen-Frauenhaeuser

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

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