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Warum Mädchen bessere Noten bekommen (Allgemein)

Garfield @, Friday, 04.01.2013, 16:38 (vor 4124 Tagen) @ Ausschussquotenmann

Hallo Ausschussquotenmann!

Doch, auch in der DDR gab es in den Schulen einen Bonus für Mädchen. Ich bin in der DDR aufgewachsen, also auch dort zur Schule gegangen, und das oben erwähnte Zitat stammte von einer Lehrerin aus einer Polytechnischen Oberschule in der DDR.

Ich erinnere mich da z.B. an den Chemieunterricht in der 12. Klasse:

Der Lehrer rief ein Mädchen zwecks mündlicher Leistungskontrolle nach vorn an die Tafel. Dieses Mädchen war sehr fleißig, hatte aber leider keinerlei Verständnis für das Fach Chemie. Wie üblich hatte sie alles brav auswendig gelernt, auch die Beispiel-Formel, die der Lehrer in der Stunde zuvor an die Tafel geschrieben hatte. Nun sollte sie wieder solch eine Formel an die Tafel schreiben, allerdings hatte der Lehrer bei der Aufgabenstellung die Ausgangs-Stoffe verändert. Da sie den Sinn des Ganzen nie begriffen hatte, scheiterte sie natürlich daran und brach letztendlich in Tränen aus. Ihre Leistung hätte man mit sehr viel gutem Willen bestenfalls mit einer 4 bewerten können. Was tat der Lehrer? Er sagte: "Na ja, setzen Sie sich mal wieder. Ich geb Ihnen eine 2." In der Klasse war ja niemand mißgünstig, aber bei solch einer krassen Differenz zwischen Leistung und Benotung gab es nun doch Proteste. Deren Berechtigung sah dann auch der Lehrer ein und sagte zu dem Mädchen: "In der nächsten Stunde kommen Sie nochmal dran." Sie kam dann auch nochmal dran, und nun gab der Lehrer ihr exakt die Ausgangsstoffe vor, die er auch für die Beispielformel gewählt hatte. Das hatte sie ja schön auswendig gelernt, schrieb es freudestrahlend an die Tafel, und der Lehrer gab sich Mühe, nicht zu tief nachzufragen. Dafür gab er ihr eine 1, für die Fehlleistung zuvor gab er ihr eine 4, das Ganze ergab dann 2,5, was zu einer 2 hoch gerundet wurde. So hat sie ihre 2 dann doch bekommen, obwohl sie das Thema offensichtlich nicht einmal ansatzweise verstanden hat.

Das war ein besonders krasser Fall, aber prinzipiell kein Einzelfall. Ich hatte damals in der Schulklasse immer eine ganze Reihe von Mädchen, die insbesondere von Mathematik und Naturwissenschaften keinen blassen Schimmer, trotzdem in den entsprechenden Fächern aber immer Einsen hatten. Die schrieben Hausaufgaben und Klassenarbeiten von Jungen ab, die in diesen Fächern gut waren. Die Lehrer wußten das natürlich und drückten da immer beide Augen zu.

Bei Jungen dagegen waren sie weit weniger nachsichtig. In der 5. Klasse saß ich mal neben meinem Cousin. Er war nicht besonders gut in Mathe, und dann hatte er plötzlich in einer Mathe-Arbeit eine 2. Der Lehrer unterstellte ihm, daß er von mir abgeschrieben hätte. Er mußte die Klassenarbeit allein noch einmal schreiben, kam dabei aber wieder auf eine 2.

Wahrscheinlich hab ich selbst sogar auch zeitweise vom Mädchenbonus profitiert. Bis etwa zur 6. Klasse hatte ich in Schulaufsätzen immer Einsen. Das änderte sich dann plötzlich. Ich hatte so etwa ab der 7. Klasse auf einmal meist Zweien in Aufsätzen. Es kam sogar vor, daß ein Lehrer mich aufforderte, meinen Aufsatz laut vorzulesen, weil er so gut wäre. Eigenartigerweise stand darunter aber trotzdem eine 2, während diverse Mädels natürlich wie üblich eine 1 bekommen hatten, wobei deren Aufsätze offenbar nicht gut genug zum Vorlesen waren.

Jahre später erzählte meine Mutter mir mal folgendes: Sie war auf einer Elternversammlung, so etwa in der 5./6. Klasse. Die Deutsch-Lehrerin war auch anwesend und sagte zu ihr, daß ich für einen Jungen eine ungewöhnlich gute Handschrift hätte. Sie sagte, sie würde vor der Bewertung eines Aufsatzes nie den Namen vorn auf dem Heft lesen, um objektiver bewerten zu können. Und bei mir würde sie beim Lesen aufgrund meiner Schrift immer vermuten, der Aufsatz wäre von einem Mädchen.

So etwa in der 7. Klasse änderte sich meine Handschrift irgendwie. Sie war nun weniger schön und mehr "jungenhaft". Damit waren nun meine Aufsätze sofort als die eines Jungen erkennbar, selbst wenn ein Lehrer es auch so hielt wie diese Lehrerin, also vor dem Bewerten nicht auf den Namen sah.

Tja, und das ist dann wohl auch die Erklärung für die mysteriöse Notenverschlechterung.

Ich denke, das läßt sich nur durch anonyme Bewertungen abstellen. Da es heute in vielen Klassenzimmern schon PCs gibt, wäre es durchaus möglich, Klassenarbeiten und Prüfungen anonym durchzuführen und zu bewerten.

Wenn es so wäre, daß Mädchen durch die vorherrschende Praxis benachteiligt wären, dann wäre das auch längst üblich.

Freundliche Grüße
von Garfield


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