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Liste Femanzen Rafaela von Bredow (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Wednesday, 28.01.2015, 17:25 (vor 3378 Tagen)
bearbeitet von Oberkellner, Wednesday, 28.01.2015, 17:31

F349 Rafaela von Bredow – geboren 1967 – redaktionelle Tätigkeiten bei GEO – ab 1998 Redakteurin beim SPIEGEL im Wissenschaftsressort - seit 2008 verantwortlich für den Unispiegel – rafaela_bredow@spiegel.de - http://www.pro-quote.de/wp-content/uploads/2012/02/rafaela-von-bredow_bild-gross.jpg

Allein des Sexes wegen findet sich das Weib auf der Venus, der Mann auf dem Mars - ansonsten gleichen sich die Geschlechter frappierend. Dennoch stirbt der Mythos vom großen Unterschied nicht - er zementiert so hübsch die Rollenbilder.

Was will eine Frau?" Für Sigmund Freud war dies "die große Frage", die er trotz seines "30-jährigen Studiums der weiblichen Seele nicht zu beantworten vermag".
Mysterium Frau - seit der Antike versuchen Denker, die eigenartig andere Welt des Weibes zu ergründen. Aristoteles vertrat noch die Überzeugung, die Frau sei "gleichsam ein verstümmeltes Männchen und der Monatsfluss Samen, der aber nicht rein ist; denn es fehlt ihm nur noch eines, das Prinzip der Seele".
So gesehen ist seit der Antike geistesgeschichtlich eine Menge passiert bei der Suche nach Erklärungen für die Exotik des Weibes. Die Prämisse allen Grübelns darüber hat sich allerdings bis heute nicht verändert: Die Frau sei von Natur aus ein fundamental anderes Geschöpf als der Mann. Dabei ist dies bis auf den heutigen Tag nicht bewiesen.
Im Gegenteil. Es liegen gute, wissenschaftlich belegte Gründe auf dem Tisch, die uralte Idee vom großen Unterschied zwischen Weib und Mann als das zu entlarven, was sie ist: ein Mythos.
Zwar haben Neuroforscher, Biologen und Psychologen jahrzehntelang nach den Differenzen der Geschlechter gefahndet. Doch je tiefer sie in die Gehirne blickten, je länger und exakter sie die kognitiven Leistungen von Männlein und Weiblein testeten, desto mehr verblassten die Kontraste. Die Wissenschaftler fanden vor allem - Ähnlichkeiten. Befund für Befund greift die Erkenntnis Raum: Mann und Frau unterscheiden sich kaum.
Weniger Hirn? Weniger Orientierungssinn? Höhere Geschwätzigkeit?
Und da, wo sich Verschiedenheit messen lässt, spielt sie entweder keine Rolle für den Lebensalltag oder ist unbedeutend klein. Vor allem aber scheint sie nicht das Ergebnis biologischer Bestimmung zu sein. "Es gibt kein Phänomen 'Geschlechterunterschied', das zu erklären wäre", sagt die Psychologieprofessorin Janet Hyde von der University of Wisconsin.
SPIEGEL SPECIAL 1/2008

TITEL
Das starke Geschlecht
Was Frauen erfolgreich macht

Beispiel Gehirnvolumen: Über die Jahrhunderte galt das verhältnismäßig kleine Denkorgan der Frauen als Beweis ihrer Schlichtheit im Geiste, umgekehrt sollte der große Brocken im Männerschädel dessen brillanten Intellekt belegen. Bis in die achtziger Jahre findet sich dieser Gedanke noch bei Wissenschaftlern. Tatsache ist aber, dass es in Tests allgemeiner Intelligenz Männern partout nicht gelingen will, besser abzuschneiden.
Oder der Orientierungssinn: Der soll legendär unterentwickelt sein bei Frauen und sie höchstens zum Auffinden von Schuhgeschäften befähigen. Und tatsächlich schneiden sie in Studien schlechter ab als Männer. Inzwischen aber ist bekannt, dass nicht etwa das Geschlecht, sondern die Orientierungsmethode darüber entscheidet, ob jemand ratlos durch die Gegend irrt: Ob Mann oder Weib, gute Pfadfinder schauen im Geiste von oben drauf aufs fremde Gebiet, denken in Himmelsrichtungen, merken sich ihren Ausgangspunkt. Es verfährt sich hingegen leicht, wer auf Landmarken achtet: rechts beim Bäcker, dann links an der Tanke. Der Effekt war lange verdeckt, weil es einfach mehr Frauen gibt, die sich der erfolgloseren Strategie bedienen.
Die Forscher wissen auch, warum das so ist: Kleine Mädchen dürfen meist nicht so frei herumstromern wie Jungs; daher fehlt ihnen das frühe, langjährige Training des Orientierungssinns.
Null Belege gibt es auch für die angeblich naturgegebene Geschwätzigkeit des Weibes: 20.000 Wörter täglich sollen demnach aus dem Frauenmunde perlen, der Mann begnüge sich mit gerade mal 7000. Tatsächlich lässt sich keine seriöse Studie finden, die dies je über Tage hinweg bei ausreichend vielen Probanden gezählt hätte. Dort, wo der Wortschwall im Alltag wenigstens ansatzweise gezählt wurde, deuten die Ergebnisse sogar eher auf den Mann als Quasselstrippe.
Janet Hyde fand in der bisher größten Übersichtsuntersuchung zur Differenz zwischen Mann und Frau heraus, dass sich die Geschlechter tatsächlich in nur einem Fünftel von 124 untersuchten Talenten, Schwächen oder Gelüsten tatsächlich deutlich unterscheiden - darunter fanden sich rein physische Fähigkeiten wie die Wurfweite. Was angesichts der unbestritten größeren Muskelmasse der Männer nicht wirklich überrascht.
Was genau unterscheidet die Frau dann im Kern überhaupt noch vom Manne? "Lange nicht so viel, wie alle immer denken", sagt Lutz Jäncke, Neuropsychologe an der Universität Zürich. Das klingt ziemlich lapidar angesichts der Tragweite dieses kleinen Halbsatzes.
Wenn nämlich in beiden Geschlechtern im Grunde die gleichen Talente schlummern, was genau führt dann dazu, dass Studentinnen immer noch eklatant unterrepräsentiert sind in Disziplinen wie Mathematik und Physik? Und das, wo Mädchen bei Schulabschlüssen und Pisa-Fragen besser abschneiden als die Jungen?
Geschlechterpolitik wird mit Biologie gerechtfertigt
Wie lässt sich dann noch erklären, warum Wirtschaft wie Wissenschaft ihre Top-Positionen nur aus der einen, der männlichen Hälfte von Deutschlands Allerbesten rekrutieren? Obwohl fast die Hälfte aller Beschäftigten dem weiblichen Geschlecht angehören, gibt es in den Vorständen aller Dax-Unternehmen nur eine Frau. Und Forscherinnen besetzen nur 15 Prozent der Professuren und gerade mal 9 Prozent der C4-Stellen - ewiger Old Boys' Club. Währenddessen verwendet daheim die Architektin, die Studienstiftlerin, die habilitierte Biologin ihre Intelligenz darauf, Gluten aus dem Babybrei herauszuhalten.
Trotz der neuen Erkenntnisse von der Ähnlichkeit der Geschlechter beharren selbst gebildete Menschen auf der These vom großen, naturgewollten Unterschied. Die angebliche Macht der Biologie lässt sich nämlich prima dazu nutzen, Geschlechterpolitik zu legitimieren. So verkündete vor drei Jahren Larry Summers, damals Präsident der amerikanischen Elite-Uni Harvard, dass es dem Weibe wohl von Natur aus an Talent mangele für die exakten Wissenschaften. Denn die Tatsache, dass es so wenige brillante Frauen in jenen Fächern gebe, lasse sich "nicht leicht der Sozialisation zuschreiben".
In die gleiche Richtung gehen, wenn auch um ein Vielfaches provinzieller, Versuche wie der von Eva Herman, ihre Geschlechtsgenossinnen mit dem Biologieargument wieder zurück in den Dauerdienst an der Wiege zu schicken. So erzählt die selbsternannte Expertin, dass eine komplette Hirnregion bei Müttern vergrößert sei. Daher würden sie ihren Babys "mit wachsender Begeisterung" stundenlang Silben vorsprechen: "Sag mal Ma - ma, ma - ma, bis das Kind 'Mama' sagt".
Solche pseudowissenschaftlichen Anekdoten sind umso schwerer zu glauben, wenn man weiß, dass nicht einmal die Schwangerschaft "ausschlaggebend für die Bindung an menschliche Säuglinge ist", wie Melissa Hines erklärt, Neuropsychologin an der University of Cambridge. "Sonst würden Adoptivmütter weniger sichere Bindungen knüpfen als biologische Mütter." Das ist aber nachweislich nicht der Fall. Überhaupt ist der "Mutterinstinkt" weder instinktiv noch allen Müttern eigen, bemerkt die große amerikanische Anthropologin Sarah Blaffer Hrdy in ihrem Monumentalwerk "Mutter Natur".
Spiegel Special

http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,537794,00.html

Wer ein gutes Blatt machen will, der muss die Führungsspitzen in seiner Redaktion mit den besten Männern und den besten Frauen besetzen – anstatt mit den besten und zweitbesten Männern.

http://www.pro-quote.de/unterzeichnerinnen/rafaela-von-bredow/

Von BREDOW, RAFAELA VON
Frauen und Männer wollen nicht wissen, was sie eint. Sie lieben alles, was sie trennt - weil nur das Gegenbild sexy ist. Dafür erfindet der Mensch Legenden, wie die von der Kraft des Testosterons. VON RAFAELA VON BREDOW
Bei Adam und Eva anfangen, das geht, ohne dass es langweilig wird. Tatsächlich beginnt alles da: Ich bin ein Mann. Ich bin eine Frau. Kaum etwas wurzelt tiefer im Menschen als seine eigene geschlechtliche Identität.
Auch wenn rings um einen her das Leben zerbröselt, auch wenn die Seele verrückt spielt, immer bleibt die Gewissheit, all dies aus dem Kokon des eigenen Frau- oder Mann-Seins heraus zu erleben. Dieser innere Urstrom wärmt irgendwie, manchmal verstört er, aber er ist immer da.
Gleichzeitig ist diese Gewissheit, die sogenannte Kern-Geschlechtsidentität, der größte aller Unterschiede zwischen den Geschlechtern. In allen anderen Merkmalen überschneiden sich Männer und Frauen. So sind Erstere zwar im Schnitt ein gutes Stück größer als ihre weiblichen Gegenparts, aber es gibt doch einige, die kleiner sind als viele Frauen. Ebenso ist es mit mathematischen und sprachlichen Fähigkeiten oder der Aggressivität. Aber nur einer von 30 000 Männern will sich in eine Frau und nur eine von 100 000 Frauen in einen Mann verwandeln.
Der Grund für die Macht der Geschlechtsgewissheit ist profan: In der Evolution, damals in der Savanne, wäre der Mensch wohl rasch ausgestorben, wenn er sich heute mal als Kerl und morgen mal als Weib begriffen und gleichzeitig nicht so genau gewusst hätte, mit welchem Geschlecht er passend dazu gerade Sex haben möchte.
Und wohl weil es so wichtig ist, immer zu wissen, woran man ist, müssen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern fortwährend und lauthals herausgeschrien werden.
Dafür gibt es Leute wie Mario Barth. Ein Komiker des Prekariats, schlichter Apologet der ewigen Trennung zwischen Eva und Adam. Er schafft es, 70 000 Menschen ins Berliner Olympiastadion zu locken, indem er bloß über sich und seine Freundin spricht. Die nicht einparken kann, ihn aber dazu zwingt, im Sitzen zu pinkeln. Barth lebt vom großen Unterschied, davon, dass die Menschen immer jemanden brauchen, der die ewige Erkenntnis verkündet. Mann bleibt Mann, und Frau bleibt Frau. Die Natur habe es so gewollt.
Fürs gleiche Publikum werden Buchtitel wie "Männer sind wie Waffeln, Frauen sind wie Spaghetti" erfunden oder "Frauen reden anders, Männer auch". Nach der Lektüre kann man den Kolleginnen in der Kantine oder den Kumpels in der Kneipe schön erklären, warum Männer saufen, lügen und zappen, während Frauen Schuhe kaufen, immerzu reden wollen und zu zweit Pipi machen gehen.
Alles fein, würde nicht auch die Wissenschaft die Annahme vom großen Unterschied stützen. Bücher von Neuropsychiatern wie von Psychologinnen erklimmen Bestsellerlisten, indem sie die Geschlechter als zwei verschiedene Spezies beschreiben: "Homo testosteroniensis" und "Homo östrogeniensis". Das weibliche Gehirn, durch Menses, Mutterschaft und Menopause zyklisch in Hormonen mariniert, nehme die Welt grundsätzlich anders wahr als das testosterongeflutete Denkorgan des Mannes. "Das Unisex-Gehirn gibt es nicht", glaubt beispielsweise Louann Brizendine, Autorin eines solchen populärwissenschaftlichen Werks, das die angeblich naturgegebene Geschlechterdifferenz feiert.
Das Verrückte ist nur: In Wahrheit sind Männer und Frauen gar nicht so unterschiedlich. Im Gegenteil. Es liegen gute, wissenschaftlich belegte Gründe auf dem Tisch, die uralte Idee vom großen Unterschied zwischen Weib und Mann als das zu entlarven, was sie ist: ein Mythos.
Seit Jahrzehnten fahnden Neuroforscher, Biologen und Psychologen nach den hormonellen Urgründen der Muttergefühle versus der Abgeklärtheit des Vaters, dem Casanovatum des Mannes versus der Keuschheit des Weibes, unterschiedlichen Prozessen in den Gehirnen von Frau und Mann, kurzum: nach Belegen für die grundlegende, angeborene Differenz im Verhalten der Geschlechter. Doch je länger sie suchen - umso mehr Ähnlichkeiten finden sie.
Und da, wo sich Verschiedenheit messen lässt, spielt sie entweder keine Rolle für den Lebensalltag oder ist unbedeutend klein. Vor allem aber scheint sie nicht das Ergebnis biologischer Bestimmung zu sein. "Es gibt kein Phänomen ,Geschlechterunterschied', das zu erklären wäre", sagt die Psychologieprofessorin Janet Hyde von der University of Wisconsin.
Hyde hatte alle wichtigen Übersichtsuntersuchungen zum Thema zusammengetragen mit den entsprechenden statistischen Auswertungen. Es stellte sich heraus: In knapp 80 Prozent der untersuchten Eigenschaften gleichen sich die Geschlechter sehr. Unter dem verbliebenen Fünftel an Unterschieden fanden sich vor allem physische Talente wie die Wurfweite.
Es ist schon phänomenal, dass viele Wissenschaftler, vor allem aber Laien solche Studien kaum zur Kenntnis nehmen oder sich gar wehren gegen die Folgerungen. Wenn die Biologie dem Menschen überhaupt etwas außer der haltlosen Lust auf Sex diktiert, dann dies: Bewahre die Illusion, verschließe die Augen - damit wir uns gegenseitig noch sexy finden. Nur wenige begehren Gleiches.
Ein großartiges Beispiel für den Drang, die Unterschiede zwecks Sexiness hochzuhalten, ist das arme, alte Molekül Testosteron. Der Männermacher. Auf den ersten Blick ist es das wirklich.
Im Mutterleib, in der achten Schwangerschaftswoche, stellt ein heftiger Schub dieses Hormons, ausgelöst von einem Gen auf dem Y-Chromosom, die Weichen unumkehrbar Richtung Männlichkeit. Hoden und Penis wachsen in der zwölften Woche, ein Junge entsteht, der zu Beginn seines Lebens tatsächlich wilder spielt und sich weniger für Puppen interessiert als kleine Mädels.
Auch danach, im Männerleben, strömt ungefähr zehnmal mehr von dem Stoff durch die Arterien und Venen der männlichen Geschlechtsgenossen. Er beeinflusst Muskel- und Knochenaufbau, die weitere Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale und die Libido - bei Frauen übrigens auch.
Vor allem aber muss Testosteron herhalten als Beweis für alles, was den Kerl vom Weibe trennt. Erst neulich wieder lautete in der "Zeit" die Schlagzeile für einen Artikel über die männlich dominierte Sicherheitskonferenz in München: "Wo Testosteron die Welt regiert".
Schieben wir's also aufs Testosteron. Mehr oder weniger unkontrollierbare Schübe dieses Hormons der echten Kerle wären es dann, die Männer zu unerreichten Spitzenreitern in Mord, Massakern, Organisierter Kriminalität machen, die sie in die Rollen von Sex-Touristen, Päderasten, Kriegsverbrechern und Hooligans zwingen. Sie gleichzeitig aber auch zu potentiellen Physikgenies, Diktatoren oder Meisterköchen befähigen.
Weil Männlichkeit als solche sich so schwer unter Laborbedingungen studieren lässt, sehen die Verhaltensforscher bei anderen Säugetieren nach, ob maskulinen Exemplaren die Dominanz und Gefährlichkeit angeboren sei. Und tatsächlich erweist sich die Ratte als Marionette ihrer Hormone. Testosteron, um die Geburt herum von den Hoden ausgeschüttet, macht das Tier für immer zum Männchen. Als wäre ein Kippschalter umgelegt. Auch Weibchen werden nach einer Gabe des Männchenmacher-Hormons zu echten Kerlen - der Stoff baut die Gehirne sichtbar und messbar um zur männlichen Schaltzentrale. Die maskulinisierten Rättinnen besteigen ihre Geschlechtsgenossinnen, spielen wilder, verteidigen sich aggressiver.
Der Entzug funktioniert ebenfalls recht eindrucksvoll. So stehlen die Forscher den Männchen die Hoden und damit die Testosteronzufuhr und lassen sie dann Rivalenkämpfe ausfechten. Das Ergebnis kennt jeder Reiter eines Wallachs, jeder Besitzer eines einst bissigen Rüden: Kastration knipst die Wildheit aus. Aus Männchen werden Kuscheltiere.
Aber es zeigt sich, dass die Erkenntnisse der Rattenbiologie sich nur schwer auf den Homo sapiens übertragen lassen. Einfach weil der Mensch vor allem mit seiner hochentwickelten Hirnrinde denkt. Und die unterscheidet sich allein durch ihre Masse von der des Nagers wie ein lebenssprühender Regenwald von einer Wüste, erst recht aber durch die Komplexität ihrer Denkprozesse.
Zwar wirkt das vorgeburtliche Testosteronbad des kleinen männlichen Menschenfötus durchaus noch nach - aber nur bis ins Vorschulalter. Dass Jungs rangeln und toben und jeden Astknüppel in eine Kanone oder ein Laserschwert verwandeln, ist wohl der Hormonbiologie geschuldet. Aber danach verliert sich der Zusammenhang im Ungefähren. Wie ein Mensch lebt, gleich welchen Geschlechts, hat fortan den größten Einfluss darauf, wie er handelt.
Testosteron ist es wohl nicht, das Männer zu wilden Tieren macht. So zeigte eine Doppelblindstudie, dass Männer, die zehn Wochen lang eine hohe Dosis des angeblichen Schlägerhormons einnahmen, kein Stück ausfallender wurden. Sie blieben so friedlich oder genervt, wie sie schon immer waren.
Besonders interessant ist die Reaktion von Männern, die glauben, sie hätten eine ordentliche Menge Testosteron im Leib, tatsächlich aber ein Placebo eingenommen hatten. Die leere Pille verwandelte sie in reizbare Stiere. Offenbar verleiht der Mythos von der Terminatorwirkung des Hormons dem Hormon erst die Terminatorwirkung.
Es klinge ja auf den ersten Blick durchaus einleuchtend, findet der Genetiker Steve Jones vom University College in London, "dass Testosteron aggressiv macht und zum Vergewaltiger" werden lasse. Hunderte von wissenschaftlichen Veröffentlichungen legten das nahe. "Aber es gibt eben auch Hunderte anderer Publikationen, die genau das Gegenteil aussagen!" Streitereien über die Interpretation von Ergebnissen gebe es zwar immer wieder, doch im Wesentlichen gehe es um Fakten. Aber: "Wenn's sich um Männer dreht, dann kann man sich die Tatsachen offenbar zusammensuchen, wie's einem passt."
Kein Zweifel, ein Kastrat verhält sich anders als ein Bodybuilder, der Steroide spritzt, zu denen das Testosteron gehört. Der Supermacho ist sicherlich eher bereit, etwa als Türsteher zu arbeiten und notfalls Gewalt anzuwenden. Aber im Bereich normaler Testosteronwerte, wie sie sich bei den meisten Männern messen lassen, will sich partout kein Zusammenhang zur Aggression zeigen. "Wir finden keinen", konstatiert Jones.
Aber woher dann die - in Amerika zumindest - zehnfach höhere Täterschaft von Männern bei Morden? "Die Mordrate in Japan ist nur ein Zwölftel so hoch wie in den USA", referiert Jones. "Mit anderen Worten: Amerikanische Frauen sind gefährlicher als japanische Männer." Zwar finde man den Geschlechterunterschied. "Doch was die Mordrate am stärksten beeinflusst, ist die Verfügbarkeit von Gewehren."
Nicht einmal die Potenz, oder besser: deren Fehlen, lässt sich heute noch aufs Testosteron schieben. Auch wenn dies Pharmakonzerne zwecks Vermarktung ihrer Aphrodisiaka immer wieder behaupten. "In 60 bis 70 Prozent der Fälle kommen Erektionsstörungen vom Rauchen", sagt der Reproduktionsmediziner Eberhard Nieschlag von der Universität Münster. Die meisten anderen Patienten mit "erektiler Dysfunktion" sind schlicht zu fett.
Auch mit dem sagenhaften Einfluss des Testosterons auf die maskuline Dominanz sei es nicht weit her, sagt Steve Jones. "Geht man auf eine Baustelle, wird man dort muskulöse Bauarbeiter finden, die höhere Testosteronwerte haben als der Architekt. Aber wer ist der Boss? Der Architekt."
Die britische Forscherin Melissa Hines hat für ihr Buch "Brain Gender" Daten gesucht, die den als Wahrheit hingestellten Zusammenhang zwischen Testosteron und Dominanz belegen. Sie fand in der seriösen Literatur genau eine Studie, die überhaupt versuchte, Dominanz zu messen. Eine einzige.
Es war ein kleines Verhaltensexperiment, es ging um einen Urlaubstörn. Vier Männer und drei Frauen auf einem Boot, zwei Wochen lang. Die Frauen bewerteten regelmäßig die Dominanz der Männer, die Stärke ihrer Selbstbehauptung. Gemessen wurde immer auch der Testosteronspiegel der Urlauber.
Ungläubig stellte Hines fest, dass die Forscher diese Daten nicht einmal den üblichen statistischen Tests unterworfen hatten. Seltsam auch, dass durch die Körper der beiden Obermachos auf dem Boot zwar am Ende der zweiten Woche mehr Testosteron zirkulierte als durch die beiden anderen Männer - nicht aber am Ende der ersten Woche. Können die echten Kerle also auch ohne das Zeug echte Kerle sein?
Hinzu kommt, notiert Hines, dass das Alpha-Männchen auf dem Boot einen niedrigeren Testosteronwert aufwies als die Nummer zwei. "Die Annahme, Testosteron befördere Dominanz, ist so stark", analysiert die Forscherin, "dass diese Untersuchung trotz ihrer methodischen Schwächen nicht nur publiziert, sondern auch unkritisch als Beweis für den Zusammenhang zwischen Testosteron und Dominanz oder Aggressivität zitiert wurde."
Mario Barth in der Forschung - und alle glauben ihm. Bloß: Wer in aller Welt hat den Männern gesagt, dass Frauen sie wegen ihres Testosteronspiegels sexy finden?

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelwissen/d-65115057.html

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