Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Liste Lila Pudel 161-170 (Projekte)

Oberkellner, Saturday, 18.02.2012, 18:10 (vor 4422 Tagen)

Viktor Hermann (Salzburger Nachrichten), AUT

Nun argumentiert so mancher, Zapatero übertreibe. Dass Frauen die gleichen Rechte und Pflichten hätten wie die Männer, sei ja nun weithin bekannt, wenigstens in allen Ländern Europas und Nordamerikas. Dann ist es freilich nicht verständlich, weshalb die "gläserne Decke" noch immer standhaft Frauen am Aufstieg in die allerhöchsten Etagen von Unternehmensführungen hindert. Dann ist nicht einsichtig, weshalb wir Männer uns jedes Jahr genieren müssen, weil sich an der schlechteren Bezahlung der Frauen noch immer nichts geändert hat, weshalb es rundum an Kinderkrippen fehlt. Es ist ja recht schön, wenn ein Minister erzählt, er bügle seine Hemden selbst - das bringt aber offensichtlich weder den Bahnarbeiter noch den Vorstandssprecher dazu, von alten Klischees und Privilegien der Männer Abschied zu nehmen. (...) Mit Quoten, Regeln und Vorschriften ist vieles durchsetzbar, was freiwillig offenbar kaum einer tun will. Das mag zwar ausschauen wie eine Bevormundung der Gesellschaft, ist aber nichts anderes als die Reaktion auf die Sturheit einer Machogesellschaft, deren Natur nur auf strenge Regeln und Vorschriften reagiert.

http://www.salzburg.com/sn/07/03/17/artikel/3151951.html

Am Umgang mit den Frauen könnt Ihr sie erkennen
Salzburger Nachrichten 17 Februar 2010
Von Viktor Hermann
Der Kulturkampf zwischen einer modernen europäischen Gesellschaft, die die Segnungen der Aufklärung genießt, und Zuwanderern aus Ländern völlig anderen kulturellen Zuschnitts läuft derzeit besonders heftig. Kein Wunder.
Die Modernisierung der Gesellschaften schreitet mitunter so rasch voran, dass es schon gut ausgebildeten Einheimischen oft nicht leicht fällt, das Tempo mitzuhalten.
Wie schwer wird es da erst einem, der aus einer völlig anderen Kultur in den Westen hineingeworfen wird und zunächst hinreichend damit beschäftigt ist, sich und die Seinen materiell über Wasser zu halten. Da dauert die Anpassung an eine neue Kultur oft etwas länger.
Erstaunlicherweise manifestiert sich diese Schwierigkeit in zwei Dingen: In den Schwierigkeiten mit der neuen Sprache. Und im Umgang mit den Frauen. Wer aus einem fremden Sprachraum kommt, plagt sich mit Deutsch, Französisch, Englisch. Wer aus einer Macho-Kultur ins einigermaßen emanzipierte Europa einwandert, tut sich offensichtlich schwer, Frauen als gleichberechtigte Wesen zu akzeptieren.
An ihrem Verhalten gegen die Frauen kann man jene erkennen, die sozial, politisch, religiös noch nicht ganz in Europa angekommen sind.
In Frankreich ist die Burka zum Symbol für die Auseinandersetzung der Europäer mit den Zuwanderern geworden. Dort hat die Regierung jetzt klare Fronten geschaffen: Wer seine Frau zu Hause einsperrt und sie in der Öffentlichkeit hinter einem Ganzkörperschleier versteckt, kann nicht gleichberechtigter Bürger des Landes sein.
Freilich hat sich die Freiheit der Frauen auch im Herzen Europas noch nicht völlig durchgesetzt. Es gibt noch immer nicht gleichen Lohn für gleiche Arbeit und schon gar nicht die gleichen Karrierechancen.
Es ist nicht so lang her, da hieß es in den Familiengesetzen in Mitteleuropa, Ehefrauen dürften einen Beruf ergreifen, vorausgesetzt, dies hindere sie nicht an der Erfüllung ihrer familiären und häuslichen Pflichten.
Diese gesetzlichen Bestimmungen fielen unter dem Sturm der 68-er Revolten, weshalb noch heute so mancher Reaktionär jammert, die 68-er hätten damals alles Wahre, Gute und Schöne zerstört.
Und so ganz ist dieses Denken noch immer nicht verschwunden. So hört man allenthalben an diversen Stammtischen lockere Sprüche wie diesen: "Ich bin schon stolz auf meine Frau.
Jetzt ist sie tatsächlich zur Abteilungsleiterin aufgestiegen. Jetzt kommt sie immer erst später nach Hause. Na ja, ich hab nichts dagegen, solang sie das nicht dran hindert, meine Hemden zu bügeln . . ."

http://europenews.dk/de/node/30029

Helmut L. Müller, AUT helmut.mueller@salzburg.com

Mut statt Machtgehabe
Über die Torheit der Regierenden haben die Erdenbewohner viel zu klagen. Die politische Dummheit geht überwiegend auf das Konto männlicher Herrscher. Denn sie dominieren seit jeher in der Weltpolitik, und schlechtes Regieren ist vor allem ihrem Machtgehabe, ihrem egoistischen Verhalten zuzuschreiben. In Afrika haben despotische „Big Men" viele Staaten ins Elend gestürzt. In Arabien steuerten Alleinherrscher unter Ausschluss der Frauen in die Krise, bis die Wut der Untertanen explodierte.
Das Komitee in Oslo erkennt mit der Vergabe des Friedensnobelpreises 2011 an, dass es wohl besser um die Welt stünde, wenn die Frauen mehr Einfluss auf politische Entscheidungen hätten. Damit lässt sich diese Preisvergabe auch als ein Stück Selbstkritik lesen, weil bisher nur etwa einem Dutzend Frauen die wichtigste politische Auszeichnung der Welt zuerkannt worden ist.
In Afrika etwa tragen die Frauen die größte Last im Alltag. Entwicklung kommt dort nicht voran, wenn Frauen grundlegende Rechte verwehrt bleiben. Der Aufbau stabiler Staaten gelingt mit den Frauen besser, weil ihnen die Zukunft ihrer Kinder wichtiger ist als persönliche Vorteile - anders als vielen Polit-Machos.
Das Nobel-Komitee belohnt mit dem Preis Frauen, die in ihrem von Männern zerrütteten Land einen fragilen Frieden bereits erreicht haben (Liberia). Es setzt aber auch heuer seine „Politik" fort, in aktuelle Entwicklungen einzugreifen und durch den Preis Frauen zu ermutigen, die gerade für Freiheit und Frieden kämpfen (Jemen).

http://mein.salzburg.com/blog/standpunkt/2011/10/mut-statt-machtgehabe.html

Benedikt Sauer (Journalist)

Ergreifen Sie die Gelegenheit, sich heute mal ernsthaft einem Echtheits-Check zu unterziehen. Für die meisten Frauen ist ein Mann nämlich nur dann ein echter Kerl, wenn er gegen fiese Weichmacher wie Jammern, falsche Scheu und Gefühlsduselei genügend abgehärtet ist. Wie Sie Ihren Härtegrad in nur wenigen Lektionen erhöhen können, verrät Ihnen unser Anti-Schluffi-Programm. Die Lektionen gibt's auch in unserer Foto-Show.

Nein, keine Sorge, wir wollen Sie nicht zurück ins grunzende Macho-Zeitalter treiben. Frauen von heute bevorzugen weiterhin Männer, die auch Gefühle zeigen und Schwächen eingestehen können. Nur stellt Ihnen das noch lange keinen Freischein dafür aus, sich als quengelnde Diva ohne Rückgrat durchs Leben zu glibbern. Alles hat seine Grenzen – und Sie sollten sich entschieden darauf konzentrieren, stets tough zu bleiben und den Superman in sich zu entdecken. Schritt für Schritt.

Lektion 1: Ego stählen

Sie können kein Superman werden, wenn Sie in sich stets nur den Superloser sehen. Die Psyche spielt eine tragende Rolle auf Ihrem Weg zu mehr Härte. Also machen Sie ab heute Schluss damit, sich immer wieder nur auf das zu konzentrieren, was Sie nicht können oder erreicht haben. Ändern sie Ihre Sichtweise.
Selbst Gott, quasi der Ober-Superman, hat es nicht geschafft, die Welt an einem Tag zu erschaffen. Aber er hatte letztendlich Erfolg, den Sie mit Sicherheit auch bei sich finden werden. Im Job, in der Liebe, im Sport. Erkennen Sie Ihre Stärken und bauen Sie darauf auf, anstatt ihre Schwächen wie ein kleiner Junge zu beweinen, der seinen Lutscher dusselig in den Dreck hat fallen lassen, obwohl er noch eine ganze Tüte davon in seiner Hosentasche trägt.
Lektion 2: Extreme vermeiden

Frauen wünschen sich einen Mann, der mal Macho, mal Softie sein kann. Nur sollten Sie sich niemals zu lange bloß in einem Extrem verwirklichen. Sehen Sie sich mehr als einen Allrounder, der all seine Facetten ausleben möchte. Gehen Sie die Sache so leichtfüßig wie ein Boxer an, der quicklebendig immer wieder von einem auf das andere Bein hüpft, um dann mit kurzen Ausfallschritten sein Gegenüber stets aufs Neue zu überraschen. Aber denken Sie daran: Sobald Sie zu lange auf einer Stelle verharren, gibt’s volles Pfund aufs Maul. >>

Lektion 3: Probleme angehen

Männer sind wahre Meister darin, die Dinge einfach mal laufen zu lassen, um dann zu schauen, was kommt. Machen Sie es lieber wie MacGyver, der für alle brenzligen Situationen stets eine effektive Lösung parat hat. Mal brachial, mal intelligent, mal feinfühlig. Sie werden sehen: Mit der Zeit entwickeln Sie ein wahres Talent dafür, Probleme und Konflikte direkt an den Eiern zu packen – eben da, wo es am meisten Sinn macht.

Lektion 4: Meinung haben

Ein Mann, der nicht sagt was er denkt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er regelmäßig von anderen ins Abseits gestellt wird. Seien Sie kein Niemand, der alles abnickt, nur um nirgends anzuecken. Verbannen Sie konsequent willenlose Zombie-Phrasen wie „mir egal“ oder „entscheide du“ aus Ihrem Leben. Seien Sie ein Jemand, ein Alpha-Tier, das mit seiner eigenen Meinung voll im Leben steht, auch wenn das manchmal zu Konflikten führt. Aber die wissen Sie ja seit Lektion 3 nun meisterhaft zu lösen.

Lektion 5: Entscheidungen fällen

Wer sich immer nur treiben lässt, ist auf Dauer unerträglich. Noch schlimmer: dann auch noch über das Ergebnis zu jammern. Also nehmen Sie das Ruder regelmäßig selbst in die Hand und geben Sie einen klaren Kurs an. Sie haben Lust auf Popcorn-Kino mit Ihrer Freundin? Dann schlagen Sie es vor oder machen Sie es einfach – als Überraschung. Sie werden sich wundern, wie schnell Sie von Ihrer Liebsten vom defensiven Langweiler zum hochgeschätzten Kapitän befördert werden. Also dann, Captain, auf zu neuen Ufern! >>

Lektion 6: Treffer wegstecken

Vor Fehlern, Kritik und Niederlagen werden Sie nie ganz gefeit sein. Eine gewisse Abhärtung ist da nicht fehl am Platz, damit Sie nicht irgendwann komplett am Boden liegen. Ein tougher Typ geht niemals K.O. und findet früher oder später immer wieder seinen Weg zurück auf die Beine. Stellen Sie sich auf Tiefschläge ein und sorgen Sie für genügend Lebensstützen. Beziehung, Freunde, Job, Familie. Bricht eine Säule weg, fangen die anderen Sie auf.
LÄSSIG WIE BECKHAM
Lektion 7: Pause gönnen
Es ist Ihnen sicher schon aufgefallen, dass von einem Mann jeden Tag viel erwartet wird. Das kann einen ganz schön überfordern. Gestehen Sie sich aber ruhig ein, dass Sie nicht jede Rolle im Leben erfüllen können, schließlich sind Sie kein Roboter. Bleiben Sie sich selbst stets treu, das ist viel interessanter. Und zögern Sie nicht, sich auch als hartgesottener Kerl mal eine Auszeit vom Heldentum zu nehmen. Unser Ober-Guru hat sich bei der Welterschaffung schließlich auch einen Tag frei genommen.
http://www.wanted.de/hart-haerter-sie-/id_51100130/index

Sven Hauberg, Handlanger

Sven Hauberg sha@zeitjung.de www.sven-hauberg.de mail@sven-hauberg.de mailsven-hauberg.de
Oh, Mann!
Maskulismus - das Gegengewicht
zum Feminismus?
Die deutschen Männerrechtler und ihre zumeist obskuren Forderungen.
„Man ist nicht als Mann geboren, man wird es“, so könnte, frei nach Simone de Beauvoir, der Slogan der Männerrechtsbewegung lauten. Der Mann – das andere Geschlecht? Sehen Genderdebatten zumeist die Frau als unterdrücktes Geschlecht an, so fordern die Anhänger des sogenannte „Maskulismus“ die Sichtweise auf den Mann zu verlagern. Der Mann, das schwache Geschlecht?

Die „Geschlechterpolitische Initiative MANNdat e.V.“ zumindest sieht das so: „Eine einseitig an Fraueninteressen orientierte Geschlechterpolitik hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Ungerechtigkeiten zu Lasten von Männern hervorgebracht“, so MANNdat. Männer würden im Gesundheitswesen diskriminiert, in Bildungswesen nicht genug gefördert – und Wehr- und Zivildienst müssten sie ebenfalls ableisten. Wobei sich letzteres, auch wenn das bei den Mannen von MANNdat noch nicht angekommen scheint, mittlerweile erübrigt hat.

Der Kampf gegen die Bäcker-Tüte

Und so kämpft MANNdat an allen Fronten gegen die Diskriminierung des Mannes. Etwa in Goslar, wo scheinbar sexistische Bäckereien Tüten mit dem Aufdruck „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ in Umlauf brachten. Dabei, so echauffiert sich MANNdat, seien die Hauptopfer von Gewalt doch Männer! Dass es einen Unterschied macht, ob Frau vergewaltigt wird oder Mann sich in der Kneipe prügelt, scheint dabei nicht relevant.

Generell sind die Thesen der Anhänger des „Maskulismus“ geprägt von Polemik oder Verschwörungstheorien. Das Portal wikimannia.org („Feminismus in den Mülleimer der Geschichte“) etwa sieht sich als Sammelstelle für „Beweise“ der Unterdrückung der Männer durch einen aggressiven Feminismus. So gebe es – Skandal! – in Deutschland etwa 400 Frauenhäuser, jedoch nur ein Männerhaus.

"Gleichstellung und Macht und Quote/Im genderqueeren Matriarchat"

Auch das Forum „Wie viel ‚Gleichberechtigung‘ verträgt das Land?“ sieht Frauen ungerechterweise bevorzugt in Deutschland: „Wenn Frauen wirklich so stark wären und alles besser können als Männer, dann bräuchten sie nicht für jede kleine Anstrengung Hilfen und Förderungen wie schwer behinderte Menschen“, ätzt das Forum. Und der Männer-Verein „agens e.V.“ lässt seine Mitglieder nach einer neuen, deutschen Nationalhymne „in gendergerechter Sprache“ suchen. Kostprobe: „Gleichstellung und Macht und Quote/im genderqueeren Matriarchat!/Das verlangen wir heut trotzig/werden andernfalls rabiat“.

Dennoch sind nicht alle Forderungen der „Männerrechtler“ Humbug. So gilt es als allgemein anerkannt, dass etwa in der Grundschule männliche Identifikationsfiguren für die Schüler fehlen, da es nicht genug männliche Lehrer gibt.
Der Soziologe Andreas Kemper jedoch rückt in seinem Buch „[r]echte Kerle“ die Männerrechtsbewegung ins rechte politische Spektrum. Auch der Genderforscher Hinrich Rosenbrock vermutet solche Verbindungen, wie er in einem Interview mit der Tageszeitung taz äußert. So gebe es personelle Überschneidungen zwischen Männerrechtlern und der NPD.

http://www.zeitjung.de/MENSCHEN/artikel_detail,7233,Oh-Mann.html

Theodor H. Winkler Geneva Centre for the Democratic Control of Armed Forces (DCAF)

Gewalt und Diskriminierung Haupttodesursachen für Frauen

Zwei bis drei Millionen Frauen müssen jährlich wegen ihres Geschlechts sterben - DCAF-Bericht "Frauen in einer unsicheren Welt"
New York - Gewalt und Diskriminierung sind nach einer neuen Studie die Haupttodesursachen für Frauen weltweit. Der Direktor des Genfer Zentrums für die Demokratische Kontrolle der Streitkräfte (DCAF), Theodor Winkler, erklärte in New York, die Zahl der Frauen, die an den Folgen von Gewalt und Entbehrung sterben, sei größer als die Zahl der Todesopfer aller Kriege im 20. Jahrhundert zusammen. "Das tief verwurzelte Phänomen der Gewalt gegen Frauen ist eines der großen Verbrechen der Menschheit", sagte Winkler.
Die Gewalt sei einer von vier Gründen, warum Frauen frühzeitig sterben müssten, erklärte Winkler, der am Donnerstag den DCAF-Bericht "Frauen in einer unsicheren Welt" vorstellte. Die anderen seien Kriege, Hunger und Krankheit. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen leben derzeit 200 Millionen Frauen weniger auf der Welt als demographisch zu erwarten wäre. "Der Grund, warum sie nicht da sind, ist einfach, dass sie getötet wurden." Winkler nannte als Beispiele Abtreibungen von weiblichen Föten, die Tötung von kleinen Mädchen und mangelhaften Zugang zu medizinischer Versorgung und Lebensmitteln. Hinzu kämen so genannte Ehrenmorde, häusliche Gewalt und bewaffnete Konflikte.
zwei bis drei Millionen Frauen
Ausgehend von der Zahl von 200 Millionen fehlenden Frauen könne man schätzen, dass jährlich zwei bis drei Millionen Frauen wegen ihres Geschlechts getötet würden, sagte Winkler. 2,8 Millionen Menschen sterben jährlich an HIV und Aids, 1,27 Millionen an Malaria. "Die Gründe sind vielfältig, aber sie gehen letztendlich auf die einfache Tatsache zurück, dass für zu viele Menschen das Leben und die Würde einer Frau weniger wert sind als die eines Mannes. Diese Situation ist untragbar." (APA/AP)

http://diestandard.at/2248617?sap=2&_seite=79

Prof. Christian Scholz, Professor für Organisation, Personal- und Medienmanagement Universität Saarbrücken, Honorarprofessor für Personalmanagement an der Universität Wien.

Was Frauen wollen

"Der Aufschwung ist angekommen!" Dieser Satz ist typisch für den Wirtschaftsoptimismus im Frühjahr 2007: Zunächst kam der Aufschwung bei Vorständen an, dann bei Facharbeitern. Was noch fehlt ist der Satz "Der Aufschwung ist bei den Frauen angekommen".

Nein, jetzt wird nicht das Klischee aus Serien wie "Sex and the City" bedient, wo sich Frauen insbesondere durch den Kauf von Schuhen definieren: Auf dieses argumentative Glatteis will sich der Autor des Reiseführers "Per Anhalter durch die Arbeitswelt" nicht wagen. Er begibt sich aber freiwillig auf ein noch dünneres Eis – aber das aus gutem Grund.

Unternehmen sehen sich gegenwärtig einer extremen Personalknappheit gegenüber. Und diese Situation wird sich in nächster Zeit auch noch verstärken. Sehr bald werden wir wieder das obligate Personalmarketing bekommen, das auf "Frauen als Mitarbeiter" zielt. Wir bekommen noch häufiger den "Girls Day", "Führung für Frauen" und diverse weitere Angebote. Allein im Internet findet man aktuell unter "Kurse für Frauen" insgesamt rund 40.000 Einträge, aber nur einen einzigen unter "Kurse für Männer".

Und bald werden wir wieder Anzeigen lesen, in denen Unternehmen sich explizit (aber erstaunlicherweise erst jetzt bei Personalknappheit) zur Einstellung von Frauen und Frauen überhaupt bekennen.

Extrem formuliert: Die gleichen Unternehmen, die in den letzten Jahren hochnäsig und arrogant gerade mit weiblichen Bewerbern umgesprungen sind ("nein, ich frage Sie nicht nach einer geplanten Schwangerschaft") erkennen genau jetzt ihr Herz für Frauen.

Daher der klare Rat: "Stellenangebote und Förderangebote explizit für Frauen sind insbesondere dann von Jobsuchenden mit Vorsicht zu genießen, wenn diese Angebote erst bei anstehender Personalknappheit formuliert werden".

Folgt man der Informatio Diametrales, so wird dieser Rat noch deutlicher: Hinter einer scheinbaren Offenheit könnte genau das Gegenteil stecken. Gerade die Firmen, die explizit auf Frauen setzen, könnten diejenigen sein, die in Wirklichkeit Frauen allenfalls als notwendiges Übel einstufen und ihnen ihre Einstellung früher oder später auch mehr oder weniger deutlich vermitteln. Also: "Treffen Sie auf explizite Stellenangebote und Förderangebote von Unternehmen für Frauen, so seien Sie gewarnt. Diese Angebote könnten ein Indikator für latente Frauenfeindlichkeit sein!"

Es gibt aber noch einen weiteren mindestens genauso wichtigen Punkt: Wollen Frauen überhaupt eine derartige "Fürsorge"? Hier sind erhebliche Zweifel angebracht. Abgesehen von "sehr emanzipierten" Frauen, die derartiges fast schon reflexartig für andere Frauen reklamieren (kaum aber für sich selber), scheint dieses Bedürfnis bei Frauen nicht besonders stark ausgeprägt zu sein. Daher sprechen sich gerade Studentinnen, die in die Rubrik "High Potentials" einzustufen sind, durchaus gegen derartige Sonderbehandlungen aus. Denn diese (potenziellen) Mitarbeiterinnen wollen ihre Leistung unter Beweis stellen und sich (auch) in der "Männerwelt" durchsetzen.

Deshalb ist Umdenken angesagt: In der aktuellen Arbeitswelt werden, im Sinne einer generellen Chancengleichheit und einer generellen Gleichbehandlung, Frauen immer stärker überall "wie alle anderen" behandelt, und zwar weil sie es zum einen so wollen, aber auch weil es zum anderen für Sonderbehandlungen keinen Grund gibt.

Daher der Rat für Unternehmen: "Unternehmen tun gut daran, bei Bewerberinnen und Mitarbeiterinnen keine Sonderbehandlungen vom Typ <FrauenBemutterungsAktivität> vorzusehen, wenn sie wirklich verstärkt Frauen einstellen beziehungsweise motivieren und halten wollen."

Übrigens: In Österreich bezeichnet man eine "unselbständige, bemitleidenswerte Person" als Hascherl. Falls es deshalb einmal eine österreichische Fassung dieses "Reiseführers durch die Arbeitswelt" geben wird, so wird man obige Überlegungen unter der Rubrik "Die Anti-Hascherl-These" einsortieren.

http://faz-community.faz.net/blogs/personal-blog/archive/2007/05/10/250.aspx

Andreas Pinkwart (FDP)

In der westfälischen Uni sind 23,3 Prozent der Lehrstühle weiblich. Insgesamt liegen die NRW-Hochschulen mit 14,8 Prozent aber leicht unter dem Bundesschnitt. Wissenschaftsminister Pinkwart will dem nun abhelfen.

Frauen stellen in Deutschland die Mehrzahl der Abiturienten, mittlerweile auch der Studierenden. Professorinnen hingegen sind immer noch in der Minderheit.

Frauen stellen in Deutschland die Mehrzahl der Abiturienten, mittlerweile auch der Studierenden. Professorinnen hingegen sind immer noch in der Minderheit.
Düsseldorf - Die Universität Paderborn ist die Hochschule in Nordrhein-Westfalen mit dem höchsten Anteil an Professorinnen. Fast jeder vierte Lehrstuhl - 23,3 Prozent - ist mit einer Frau besetzt, wie das Wissenschaftsministerium am Freitag mitteilte. Der Landesdurchschnitt liege mit 14,8 Prozent leicht unter dem Bundesschnitt (14,9 Prozent). Dies sei viel zu niedrig, sagte Minister Andreas Pinkwart (FDP) am Freitag in Düsseldorf: „NRW hat hier wie Deutschland insgesamt großen Nachholbedarf.“
Sein Ministerium stelle für dieses Jahr fünf Millionen Euro für die Gleichstellungsförderung an Hochschulen zur Verfügung, 30 Prozent mehr als 2005. In Zukunft werde die Summe auf sieben Millionen Euro jährlich gesteigert. Dabei gingen die meisten Fördermittel an die Hochschulen, die den höchsten Anteil an Professorinnen haben oder diesen stark erhöhen.
Die Grünen bezeichneten dies als „Augenwischerei“. Die Landesregierung habe im laufenden Haushalt 3,4 Millionen Euro für zweckgebundene Maßnahmen in der Frauenförderung wie Mentorenprogramme und Stipendien gestrichen. „Das ist reiner Etikettenschwindel“, sagte die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ruth Seidl.
Neben der Universität Paderborn liegt der Professorinnen-Anteil nach Angaben des Wissenschaftsministeriums auch an den Universitäten Bielefeld (19,3 Prozent) und Siegen (18,4 Prozent) über dem Landesdurchschnitt. Bei den Fachhochschulen hat Bielefeld den höchsten Anteil (21,6 Prozent), gefolgt von Bonn-Rhein-Sieg (20,2 Prozent) und Dortmund (19,5 Prozent). (dpa)
http://www.ksta.de/html/artikel/1182933969852.shtml

Kester Schlenz (Stern)

Nazi-Vergleich:
Eva Hermans letzter Freund
Der Journalist Peer Teuwsen verteidigt Eva Herman in der Schweizer Weltwoche - und vergreift sich schwer im Ton: Sie sei in eine Falle getappt. Und überhaupt: Schuld seien eigentlich die Feministinnen. Von Kester Schlenz

Gerade war Ruhe eingekehrt. Eva Herman bedauerte öffentlich ihren Mutterkreuzzug. Die Empörung war zu Kopfschütteln geworden. Das Thema schien erledigt. Da meldete sich vor ein paar Tagen in der Schweizer Weltwoche ein Mann zu Wort, wirft sich vor die blonde Familien-Restauratorin, bagatellisiert ihre skandalösen Äußerungen und macht Herman zum Opfer einer Hetzjagd. Die allgemeine Empörung über Hermans Unsäglichkeiten wird mal eben kurzerhand zum Zickenkrieg erklärt. "Vor allem Frauen", schreibt Teuwsen, stürzten sich mit Genuss auf die Frau, die ohne Not und naiv in die Falle getappt war, die man ihr schon lange bereitet hatte, die Nazi-Falle.

Opfer des Feministinnen-Kartells
Was für eine perfide Verdrehung! Herman hat also im Grunde nichts verbrochen. Sie ist vielmehr arglistig in eine Falle gelockt worden. Und von wem? Da hat Teuwsen schnell eine griffige Formulierung zur Hand. Vom "feministischen Establishment", vertreten etwa durch die Autorin Thea Dorn oder die grüne Politikerin Renate Künast. Die Worte und Taten dieser Damen seien so heftig, spekuliert der vermeintliche Frauen-Kenner, dass die Gründe tiefer liegen müssten, "als ein paar holprige Bemerkungen zur Wertschätzung der Mutter im Dritten Reich".

Teuwsen glaubt eben diese Gründe zu kennen und haut sie als rhetorische Fragen raus, dass einem die Luft wegbleibt: "War Eva Hermann für diese Frauen eine solche Bedrohung, dass sie nach dem Fehltritt die Häme gleich kübelweise über sie ergießen mussten?" Was denn so schlimm daran sei, dass Herman "Fremdbetreuung und Ganztagsschulen" und die "Auswirkungen des Feminismus" kritisch betrachtete? Und schließlich: "War diese Frau kaltzustellen, weil sie wirklich eine Gefahr darstellte für ein paar Dogmen des feministischen Establishments?" In Teuwesen verquerer Vorstellungswelt existiert also ein Kartell mächtiger, vergnatzter Feministinnen, die "kalt stellen", "Häme ausgießen" und Eva Herman mit der "Nazi-Keule aus der Öffentlichkeit" entfernten.

Lieber Kollege, bevor Sie sich weiter in absurden Verschwörungstheorien verstricken, erinnern Sie sich bitte: Frauen sind in diesem Land längst noch nicht da, wo sie sein sollten. Sie verdienen immer noch weniger als Männer, sind in Führungspositionen unterrepräsentiert, tragen die Hauptlast der Kindererziehung und Pflege Angehöriger und müssen sich immer noch von Leuten wie Ihnen beleidigen lassen, wenn Sie ihre Interessen verteidigen. Ja, Frauen reagieren empfindlich, wenn eine blonde Restaurations-Walküre ihnen das Bisschen streitig machen will, das sie in vielen Jahren erreicht haben. Und das ist auch gut so.

http://www.stern.de/kultur/tv/nazi-vergleich-eva-hermans-letzter-freund-598203.html?nv=ct_mt

Michael Pohl (Augsburger Allgemeine)

Wie schon im Falle der im Ergo-Konzern aufgegangenen Hamburg-Mannheimer dürfen viele Versicherungskunden nicht nur Fragen nach der moralischen Seriosität der Betroffenen stellen, sondern auch, warum sie von ihren Versicherungsprämien neben hohen Gewinnen, Gehältern, Provisionen und Boni auch noch Fernreisen für Vertreter und Führungskräfte mitbezahlen sollen, ganz zu schweigen von Prostituierten.
Denn solche Extra-Anreize, von Betriebswirtschaftlern neumodisch „Incentives“ genannt, sind Teil der Kalkulation, die am Ende der Kunde zahlt. Es geht aber um mehr. Die Zeit, in der Geschäfte auf Luxusyachten oder im Bordell gemacht werden, geht zwar glücklicherweise zu Ende. Weniger, weil die Moral steigt, sondern der Wettbewerbs- und Kostendruck. Weil immer mehr „Controller“ in Konzernen aufpassen, dass kein Geld für korrupte Beziehungen verschwendet wird.
Das Hauptproblem ist aber, dass solche Skandale Auswüchse einer verlotterten, nicht mehr zeitgemäßen Männerwirtschaft sind. Sie beweisen unfreiwillig, dass eine Frauenquote für Führungsfunktionen vielen Unternehmen guttäte.

http://www.augsburger-allgemeine.de/meinung/Kommentare/Verlotterte-Maennerwirtschaft-id17902836.html

Hans Dieter Hey (Neue Rheinische Zeitung)

Arbeit und Soziales
„Ich weiß gar nicht, wie Frauen das aushalten"
Frauen verdienen mehr...!
Von Hans-Dieter Hey

Warum Frauen im Vergleich zu Männern unterschiedliche Vergütungen und Arbeitsbedingungen haben, war Inhalt einer Veranstaltung „Moneten, Macht und Mindestlohn" des DGB-Regionsfrauenausschusses Köln am 17. Oktober. Dabei wurden interessante Details zutage befördert. Beispielsweise die: Frauen leisten zwar weltweit 65 Prozent der gesamten Arbeit, erhalten aber nur 10 Prozent des Einkommens. Doch wie ist das in Deutschland?
Dr. Barbara Stiegler kennt sich in diesen Fragen aus. Sie ist Referentin der Friedrich-Ebert-Stiftung und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz und mit dem Gender Mainstreaming. Sie forscht auf nationaler und internationaler Ebene auf diesen Gebieten für verschiedene Organisationen. "Ich weiß gar nicht, wie Frauen das aushalten" beginnt sie ihren Vortrag, der inhaltlich leicht gekürzt wiedergegeben wird.

Dr. Barbara Stiegler, Friedrich-Ebert-Stiftung

Die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen ist seit vielen Jahren ein großes Problem. Es ist natürlich nicht nur ein deutsches Phänomen, sondern international, weil die patriarchalen Verhältnisse eben auch international sind. Weltweit machen Frauen 50 Prozent der Weltbevölkerung aus, leisten 65 Prozent der Arbeit und erhalten aber nur 10 Prozent des Einkommens. Am weltweiten Eigentum besitzen Frauen sogar nur ein Prozent Anteil.

Ungleichheit vor allem in der Privatwirtschaft

Auch in der Bundesrepublik ist diese Lohnungleichheit in allen Bereichen gleich hoch. Im privaten Beschäftigungssektor herrscht eine viel größere Ungleichheit als im öffentlichen Sektor. Das liegt daran, dass im öffentlichen Bereich länger Gender-Bestrebungen existieren, und daran, dass die Niedriglöhne im privaten Sektor noch viel niedriger sind als im öffentlichen Dienst.

Interessant ist dabei, dass, je höher die Positionen von Männern und Frauen sind, auch die Ungleichheit größer wird. Es gibt inzwischen neuere Statistiken, die nachweisen, dass die Lohnungleichheit umso größer wird, je besser die Ausbildung ist und je qualifizierter Beschäftigte sind. Im Schnitt beträgt die Lohndiskriminierung im Vergleich zu Männern ungefähr 24 Prozent. In aktuellen Statistiken gibt es bei gleicher Betriebszugehörigkeit von drei Jahren im gleichen Betrieb, bei gleicher Ausbildung und Tätigkeit schon einen Unterschied von 12 Prozent im Lohn. Es liegt also nicht daran, in welcher Branche Frauen arbeiten.

Große Ungleichheit existiert auch am Ende eines Arbeitslebens, d.h. wie viel Geld Frauen und Männer bis zum Ende ihres Arbeitslebens ansammeln konnten. Bekannt ist, dass Frauen und Männer geschlechtsvariabel versteuert werden, und das hat Folgen. Im Westen Deutschlands erreichen Frauen in ihrem Berufsleben gerade mal 42 Prozent des kumuliertem Erwerbseinkommens, im Osten immerhin 70 Prozent, Männer dagegen 100 Prozent. Dabei ist von Bedeutung, dass sich in diesen niedrigen Prozentzahlen ein Großteil unbezahlter Arbeit – z.B. in der Familie – widerspiegelt und natürlich die in der Regel viel niedrigen Frauenlöhne. Die Zahlen machen deutlich, vor welchem finanziellen Problem Frauen stehen.

Frauen arbeiten 96 Millionen Stunden jährlich umsonst

Die Gründe dieser unterschiedlichen Behandlung sind natürlich nicht biologisch bedingt, sie haben auch nichts mit der Qualifikation zu tun. Es ist inzwischen im Gegenteil so, dass Frauen die Männer in der Qualifikation überholt haben. Doch das spiegelt sich nicht in den Einkommen wider. Lediglich bei jüngeren Menschen ist die Lohndifferenz nicht mehr ganz so groß.

Woran liegt es also dann? Es liegt vor allem an der vielen unbezahlten Arbeit, die Frauen leisten. Für das Jahr 2001 wurde festgestellt, dass Frauen von der Gesamtarbeitsleistung 56 Mio. Stunden bezahlt bekommen, 10 Mio. Stunden Wegezeit haben, aber 96 Mio. Stunden unbezahlte Arbeit leisten. Die Verteilung der unbezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern verhält sich bei Männern genau umgekehrt. Sie arbeiten zu 42 Prozent unbezahlt, Frauen aber 86 Prozent. Und hier liegt der Grund, warum es den Frauen am Ende an Geld fehlt

Das macht sich vor allem bemerkbar, wenn Familien auseinander gehen. Der Unterhalt ist dann so gestaltet, dass er für Frauen nicht mehr existenzsichernd ist. Besonders in diesem Fall sind die Verhältnisse in Deutschland überdurchschnittlich schlecht.

Die unbezahlte Arbeit für die Familie, bei der Erziehung der Kinder, der Pflege von Angehörigen haben ihr Pendant auch in den Frauenberufen. Trotz eines hohen Maßes an Professionalisierung werden Frauen sehr viel schlechter bezahlt. Dass früher „Frauenarbeiten“ oft umsonst gemacht wurden, hängt gerade solchen Berufen immer noch an. Das Reparieren einer Waschmaschine hat in der Gesellschaft einen höheren Wert als die Pflege eines Angehörigen.

Diese Ungerechtigkeiten finden sich also vor allem auch in den Lohntarifen wieder. Frauen werden schlechter bezahlt, weil es so im Tarif steht. Deshalb ist es für Frauen auch schwer, gleiche Rechte einzuklagen. Es existieren sogar Rechtsgutachten zur Ungleichbehandlung von Frauen im damaligen Bundesangestellten-Tarif, und diese Gutachten sind bis heute nicht widerlegt worden. Dabei handelt es sich um Diskriminierungen, die völlig gegen die europäischen Regelungen sind.

Otto Schily (SPD) und die Gleichberechtigung

Bei der Einführung des neuen Tarifs im öffentlichen Dienst (TVöD) hatten die Frauen einige Hoffnung, dass dort auch ihre Forderungen einfließen würden. Doch diese Hoffnungen zerschlugen sich, die Ungleichbehandlung der Frauen ist sogar größer geworden. Das Innenministerium, damals unter der Leitung von Otto Schily (SPD), hat zwar während der Tarifverhandlungen mit einem Gender-Mainstreaming-Projekt geprotzt, doch die Ergebnisse bezüglich der Gleichbehandlung sind noch schlechter geworden. Leider haben auch die Gewerkschaften dagegen nichts erreicht. Angesichts dieser neuen Ungerechtigkeiten wäre es Frauen ohne weiteres möglich, erfolgreich vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen.

In den neuen Tarifvertrag sollte eigentlich auch eine analytische statt der summarischen Arbeitsbewertung Eingang finden, weil so eine gerechtere Lohnfindung möglich geworden wäre. Beispielsweise hätte die soziale Kompetenz im Beruf bewertet werden können - dort sind Frauen nachweislich besser. Doch dazu konnte man sich nicht durchringen, und deshalb wird soziale Kompetenz im öffentlichen Dienst eben nicht bezahlt.

Dass mehr Gerechtigkeit nicht durchgesetzt werden konnte, lag vor allem an den streikfähigen Gruppen, die von den Forderungen der Frauen nach Gleichberechtigung nicht überzeugt werden konnten. Die Müllwerker hatten beispielsweise Sorge, dass Frauen im Reinigungsbereich mehr verdienen könnten, und das mochten sie sich einfach nicht vorstellen.

Männern ist es in Tarifvereinbarungen auch immer wieder gelungen, bestimmte Arbeiten als belastend zu verkaufen. Das hatte zur Folge, dass Männer regelmäßig mehr Zulagen bekommen als Frauen. Eine Frau erhält beispielsweise nur eine Stundenzulage, solange sie am Spülbecken steht, während ein Müllwerker für seine Arbeit eine Pauschale erhält.

Große Unterschiede, die teilweise das Vierfache ausmachen, gibt es auch zwischen den untersten und obersten Lohngruppen. Im neuen Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes mussten Frauen sogar noch eine Absenkung der untersten Lohngruppe hinnehmen, und zwar so stark, dass ihre Löhne dort nicht mehr existenzsichernd sind.

Auch Unterschiede der Zuwächse in den einzelnen Lohngruppen sind enorm. So sind in den obersten Lohngruppen die Zuwächse höher, als das, was in den untersten Lohngruppen überhaupt verdient wird. Sie sind nach dem Motto gestaltet: Wer was hat, bekommt noch was drauf, wer wenig hat, bekommt kaum etwas. Im neuen Tarifvertrag TVöD hat sich die Ungleichheit also noch mal drastisch verschärft. (HDH)

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11622

--
Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus


gesamter Thread:

 

powered by my little forum