Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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WHO: Was geschieht, wenn eine Frau ins Gefängnis kommt?

Floh @, Monday, 24.10.2011, 02:14 (vor 4590 Tagen)

Was geschieht, wenn eine Frau ins Gefängnis kommt? Neue Checklisten sollen Gefängnisaufenthalt erträglicher machen

http://www.euro.who.int/de/what-we-publish/information-for-the-media/sections/latest-press-releases/what-happens-when...

Kopenhagen und Abano Terme, 4. Oktober 2011
In einer neuen Publikation des WHO-Regionalbüros für Europa und des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung werden die besonderen Bedürfnisse von Frauen im Strafvollzug thematisiert. Dies geschieht durch Erstellung von Checklisten für politische Entscheidungsträger sowie Führungs- und Gesundheitspersonal in Haftanstalten, mit denen eine Überwachung der Gesundheitsversorgung weiblicher Häftlinge gewährleistet werden soll.

„Wenn eine Frau in Haft kommt, begibt sie sich in eine von Männern dominierte Welt, in der die Bedürfnisse und Befindlichkeiten von Frauen nicht berücksichtigt werden“, sagt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Deshalb zahlen Frauen einen weit höheren gesundheitlichen Preis als Männer. Aber es gibt eine Reihe von Sofortmaßnahmen, die hier etwas bewirken würden.“

Auch wenn der Anteil von Frauen an der Gefängnispopulation weltweit mit durchschnittlich 4% bis 5% nur sehr gering ist, so nimmt doch die Zahl der inhaftierten Frauen rapide zu. In der Europäischen Region der WHO befinden sich zu jedem Zeitpunkt etwa 100 000 Frauen in Haft. Frauen bringen bei ihrem Haftantritt äußerst komplexe Probleme, Bedürfnisse, Ängste, Traumata, Krankheiten und Abhängigkeiten mit. In der Haft verschärfen sich diese Probleme meist, und die Anfälligkeit der Frauen nimmt in der Regel zu.

Frauen, die ins Gefängnis müssen, sind meist Mütter und oft auch die einzige oder hauptsächliche Betreuungsperson für ihre Kinder. Während ihrer Haft brechen nicht selten ihre Familien auseinander, so dass ihre Kinder in staatlichen Einrichtungen untergebracht oder anderweitig betreut werden müssen. Frauen tragen auch in Bezug auf Selbstverletzung oder Selbstmord ein höheres Risiko als männliche Häftlinge; in der Gesellschaft ist es normalerweise umgekehrt. Sie haben meist traumatische Erlebnisse in Form von sexuellem, psychischem und körperlichem Missbrauch oder Gewalterfahrungen hinter sich, die nicht selten schon in frühester Kindheit begannen. Die Hälfte der weiblichen Häftlinge hat auch häusliche Gewalt erlebt. Frauen leiden zum Zeitpunkt ihres Haftantritts häufiger an psychischen Problemen als männliche Häftlinge und die Allgemeinbevölkerung; teilweise betragen die Raten bis zu 90%. Die Situation und die Bedürfnisse inhaftierter Frauen unterscheiden sich meist erheblich von denen männlicher Häftlinge. In Haftanstalten kann und sollte Frauen das Gefühl vermittelt werden, unterstützt und mit ihren gesundheitlichen und sonstigen Bedürfnissen ernst genommen zu werden.
Erforderliche Sofortmaßnahmen – eine Checkliste

Die Publikation Women’s health in prison: action guidance and checklists to review current policies and practices [dt.: Gesundheit von Frauen im Strafvollzug: Handlungsempfehlungen und Checklisten für die Überprüfung aktueller Konzepte und Praktiken] soll auf einer Tagung der Ansprechpersonen der WHO für Gesundheit im Strafvollzug am 7. Oktober 2011 in Abano Terme (Italien) veröffentlicht werden. Die in dem Dokument enthaltene Liste soll mehr Sicherheit und Qualität in der Gesundheitsversorgung gewährleisten und zu einer Überprüfung der aktuellen Konzepte und Praxis in Bezug auf die Gesundheit weiblicher Häftlinge beitragen. Sie ermöglicht es drei miteinander verknüpften Zielgruppen, sich einen Überblick über die Gesundheitsangebote für Frauen in Haftanstalten zu verschaffen. Diese drei Gruppen sind:

Politiker und Entscheidungsträger (bei der Überprüfung geltender Handlungskonzepte und Rechtsvorschriften);
das Führungspersonal von Haftanstalten (bei der Überprüfung geltender Verfahren und bei Qualitätskontrollen); und
das Gesundheitspersonal in den Haftanstalten (bei der Überprüfung der jeweils angebotenen Gesundheitsleistungen).

Die Autoren der Publikation kommen zu dem Schluss, dass die Angebote und Konzepte nur dann Erfolg haben können, wenn das Strafvollzugssystem den Interessen der ihm anvertrauten Frauen dient und ihren geschlechtsspezifischen gesundheitlichen und sonstigen Bedürfnissen gerecht wird. Jede Haftanstalt, in der weibliche Häftlinge untergebracht sind, sollte über ein schriftlich festgehaltenes Konzept verfügen, aus dem hervorgeht,

dass die in ihr angewandten Praktiken den besonderen Anforderungen von Frauen gerecht werden und dass das Personal eine entsprechende Schulung durchlaufen hat;
dass bei Beteiligung von Kindern deren Bedürfnisse und Wohl eindeutig als erstes und maßgebliches Kriterium bei der Erstellung der entsprechenden Angebote herangezogen werden.

Die WHO hofft, dass jetzt ein besser geplanter und systematischerer Ansatz möglich wird, mit dem Defizite hinsichtlich der Geschlechtssensibilität sowie der Bestimmungen für weibliche Häftlinge in Angriff genommen werden können. Ein Ausgangspunkt könnte darin bestehen, die geltenden Konzepte und Praktiken mittels einer Checkliste zu überprüfen und konkret diejenigen aufzuzeigen, mit denen sich etwas bewirken lässt.
Weitere Auskünfte erteilen:

Brenda Van den Bergh
Fachreferentin
HIV-Prävention und Gesundheit im Strafvollzug
WHO-Regionalbüro für Europa
E-Mail: bvb@euro.who.int
Tel.: +45 30 61 14 90

Tina Kiær
Kommunikationsreferentin
Nichtübertragbare Krankheiten und Gesundheitsförderung
WHO-Regionalbüro für Europa
E-Mail: tki@euro.who.int
Tel.: +45 24 91 08 44
Weitere Auskünfte an Journalisten erteilt:

Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung
Fabienne Hariga
Leitende Sachverständige
Referat HIV/Aids
E-Mail: Fabienne.hariga@unodc.org
Tel.: +43 69914594292

Gruß
Flohgast

Will die uns verarschen?

Daimyo, Monday, 24.10.2011, 10:57 (vor 4589 Tagen) @ Floh

„Wenn eine Frau in Haft kommt, begibt sie sich in eine von Männern dominierte Welt, in der die Bedürfnisse und Befindlichkeiten von Frauen nicht berücksichtigt werden“, sagt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

In Frauengefängnisse sind nur ausschliesslich Frauen inhaftiert und das wenige männliche Personal dürfte nur eine sehr geringe Prozentzahl ausmachen.

nein, natürlich nicht

rexxer, Monday, 24.10.2011, 12:25 (vor 4589 Tagen) @ Daimyo

Es gibt ganz einfach klare feministische Themen. Sie alle werden immer und immer wieder durchgearbeitet. Das ist wie ein (un-)kultivierter Ritus. Häusliche Gewalt, Selbstbestimmung der Frau, Scheidungsrecht, weibliches Bildungssysthem, Frauenquote, Männersteuer, Geburtenkontrolle. Und eben auch das Frauen immer bessere Menschen sein, also nicht in den Knast gehören. Grundsätzlich nicht. Also auch nicht in den Frauenknast.

All diese Themen werden durch einen immer breiter werdenden Mainstream getragen, da es immer weniger kulturelle Ausdifferenzierung gibt. Und schon gar keine, die sich an den Leistungsträgereliten orientiert.

Alles in allen sind die weiblichen Bessermenschen gut im Plan.

rexxer

Beispiel Hausmeister, Koch, Stacheldratverleger, Stahlbaumeister,

RatlosER, Monday, 24.10.2011, 13:01 (vor 4589 Tagen) @ Daimyo

In Frauengefängnisse sind nur ausschliesslich Frauen inhaftiert und das wenige männliche Personal dürfte nur eine sehr geringe Prozentzahl ausmachen.

Für unser ALLER Sicherheit setzen Männer dort täglich ihr Leben aufs Spiel! Damit Verbrecherinnen-Abschaum (Mörderinnen, Triebtäterinnen, Betrügerinnen, Falschbezichtigerinnen, Drogen-an-Kinder-Verkäuferinnen etc.) auch dort drinne bleibt. Und Frauen können bekanntlich keine zuverlässige Arbeit abliefern, Frauen haben wesentlich weniger Hirn (grob gesagt haben Männer durchschnittlich rund 10% bis 15% mehr: ... Durchschnittlich wiegt das ...Gehirn einer erwachsenen Frau 1245 g, das eines erwachsenen Mannes 1375 g. ...).

Und vom Richter Vultejus wissen wir, dass Verbrecherinnen die dort einsitzen normalerweise asoziale Elemente der übelsten Sorte sind:
[...] Professor Ulrich Vultejus, Richter am Berliner Amtsgericht a. D., hatte im April gegenüber der „Zeitschrift für Rechtspflege“ erklärt, er habe sich in Verfahren gegen Frauen immer wieder gefragt, welche Strafe er gegen einen Mann verhängen würde, und dann „auf diese Strafe abzüglich eines ‚Frauenrabatts’ erkannt. Ähnlich scheinen es auch meine Kollegen zu handhaben.“ Ein „Rabatt“, setzte Vultejus hinzu, sei gerechtfertigt, „weil es Frauen im Leben schwerer haben“. [...]

Will die uns verarschen?

dentix07 @, Tuesday, 25.10.2011, 00:41 (vor 4589 Tagen) @ Daimyo

In Frauengefängnisse sind nur ausschliesslich Frauen inhaftiert und das
wenige männliche Personal dürfte nur eine sehr geringe Prozentzahl
ausmachen.

Vorsicht, es spricht die WHO, die World Health Organization. Die angesprochenen "Defizite" dürften folglich weltweit gemeint sein. Daß in Europa und anderen "zivilisierten" Staaten spezielle Frauengefängnisse unter Aufsicht fast ausschließlich weiblichen Personals existieren, muß nicht weltweit gelten!
Wie sieht das z.B. im Teheraner Evin-Knast aus? Getrennte Knäste, oder nur geschlechtlich getrennte Abteilungen unter Aufsicht der gleichen WärterInnen?

Auch existiert nicht überall der bei uns beliebte Kuschelstrafvollzug! Und auch den "Frauenrabatt" bei Urteilen gibt's nicht weltweit überall!

Für Europa, die USA, Skandinavien hast Du aber recht! Wir sollten uns den unpassenden Schuh eben einfach nicht anziehen! (Woanders mag er aber - leider - passen! Auf Anhieb fallen mir das Scharia-Staaten ein, wo Frauen für die gleiche Tat härter bestraft werden als Männer; und auch Kinder!)

Der werfe den ersten Stein

Rainer ⌂, Tuesday, 25.10.2011, 03:29 (vor 4589 Tagen) @ dentix07

Auf Anhieb fallen mir das Scharia-Staaten ein, wo Frauen für die gleiche
Tat härter bestraft werden als Männer; und auch Kinder!

Saudi-Arabien, Hinrichtungen 1976 - 2006
Delikte                            Gesamt     Männer   Frauen
Mord                                 867       829       38
Drogenschmuggel/Handel               438       424       14
Vergewaltigung von Frauen            152       152        -
Schwerer Raub                         69        69        -
Rebellion                             63        69        -
Bombenattentat                        16        16        -
Außereherlicher Geschlechtsverkehr     8         8        -
Bankraub                               7         7        -
Ehebruch                               5         5        -
Hochverrat                             4         4        -
Alkoholherstellung                     4         4        -
Sexuelle Misshandlung an Kindern       3         3        -
Gotteslästerung                        2         2        -
Zuhälterei und Prostitution            2         1        1
Sexuelle Belästigung von Frauen        2         2        -
Homosexualität (überführter Verkehr)   2         2        -


http://www.todesstrafe.de/artikel/68/Hinrichtungen_nach_Delikten_und_Verbrechen_in_Saudi_Arabien.html
http://www.todesstrafe.de/artikel/65/Hinrichtungen_von_Frauen_in_Saudi_Arabien.html

Rainer

--
[image]
Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo

Der Zweck des Strafvollzugssystems

Bero, Monday, 24.10.2011, 13:08 (vor 4589 Tagen) @ Floh

Die Autoren der Publikation kommen zu dem Schluss, dass die Angebote und
Konzepte nur dann Erfolg haben können, wenn das Strafvollzugssystem den
Interessen der ihm anvertrauten Frauen dient und ihren
geschlechtsspezifischen gesundheitlichen und sonstigen Bedürfnissen
gerecht wird.

Das liest man auch selten in der Klarheit.

dazu passt...

Knastrologe, Monday, 24.10.2011, 18:20 (vor 4589 Tagen) @ Floh

dazu passt der aktuelle Eintrag im Lawblog zur Behandlung männlicher Gefangener:
http://www.lawblog.de/index.php/archives/2011/10/24/perpwalk/

Unsere tägliche Opfer-Frauen gib uns heute! (kt)

jens_, Monday, 24.10.2011, 21:34 (vor 4589 Tagen) @ Floh

- kein Text -

"Im Westen nichts neues!"

MusLimUnterwegs, Wednesday, 26.10.2011, 20:43 (vor 4587 Tagen) @ Floh

„Wenn eine Frau in Haft kommt, begibt sie sich in eine von Männern dominierte Welt, in der die Bedürfnisse und Befindlichkeiten von Frauen nicht berücksichtigt werden“, sagt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

Das ist das ewiges Spiel zwischen Gleichheits- und Differenzfeminismus.
Die einen behaupten Gleichheit, brauchen aber beispielsweise Frauenquoten, um in der (angeblich von Männern dominierten) Arbeitswelt Fuß zu fassen. Wären Frauen nun tatsächlich wie behauptet den Männern gleich, so dürften ihnen die von Männern geschaffene Arbeitsumwelt keinerlei Schwierigkeiten machen.

Aber wie gut, dass neben dem Gleichheitsfeminismus immer nebenher der Differenzfeminismus sein Programm abspult.

Wären die Frauen den Männern gleich, würden sie nicht besser und nicht schlechter mit den Haftbedingungen klarkommen wie Männer.
Aber natürlich leiden Frauen bei gleichen Bedingungen (mal wieder) mehr als Männer und brauchen (selbstverständlich) wieder Sonderprivilegien ...

"Im Westen nichts neues!"

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