Merkel wird gerne entschuldigend mit Kohl verglichen, dem auch oft unterstellt wird, er habe Probleme einfach ausgesessen.
Angesichts der aktuellen Krise ist dieser - entschuldigende - Vergleich aber nicht haltbar.
Als 1989 die Wende kam, war das auch eine extrem brisante Situation, das hätte auch ganz gewaltig nach hinten losgehen können. Wenn Kohl zu lange untätig gewesen wäre, dann hätte es in der Sowjetunion durchaus zu einem Putsch seitens Hardlinern gegen Gorbatschow kommen können (1991 erfolgte ja tatsächlich ein solcher Putsch gegen ihn, der allerdings - nur - deswegen keinen Erfolg hatte, da die Dinge schon zu weit fortgeschritten waren), welche die Ordnung im Ostblock einfach wieder mit Panzern hergestellt hätten. Eine internationale Eskalation, auch militärisch, wäre denkbar gewesen. Darum blieb u.a. Kohl auch nicht untätig und wartete (z.B. aus wahltaktischem Kalkül oder einfach nur aus Unentschlossenheit) einfach ab, dass die Dinge sich von selbst erledigten.
Die aktuelle Krise um den Euro kann auch nicht einfach ausgesessen werden, ein solches Vorgehen könnte fatale Folgen haben. Nichts zu tun ist also unverantwortlich. Unregierungsverantwortlich.
Das Räderwerk "Europa" hat zurzeit ein großes Problem: Die Leitstelle des zentralen Zahnrads ist quasi unbesetzt, da die Leiterin in die Kantine geflohen ist und hofft, dass sich das aktuelle Problem schon von selbst erledigen werde, blicken lässt sie sich nur, wenn die Leiter der anderen Zahnräder sie förmlich aus der Kantine rausbrüllen, weil es einfach nicht ohne ihre aktive Beteiligung geht.