Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Unser Geld. Was ist das?

Conny, NRW, Friday, 27.04.2007, 15:17 (vor 6216 Tagen) @ Chato

Hallo Nick,

Das ist doch ganz klar. Die Politiker hängen doch alle vom Geld ab.
Kann es sich einer von denen erlauben, anders zu handeln, wie es das
Geld will?


Was ist "das Geld" eigentlich? Ein Gegenstand? Oder eine Idee?

Eigentlich ist Geld eine Erfindung, die die Menschheit weit voran gebracht hat. Macht sie doch den Tausch von Waren und Dienstleistungen erst im großen Stil möglich. Geld sollte eingentlich ein Tauschmittel sein und mehr nicht. Geld gegen Ware und Geld gegen Arbeit. Da aber unser aktuelles Geld auch ein sehr guter Wertaufbewahrer ist, hat jeder lieber das Geld, als die Waren. Geld braucht nicht viel Platz zur Lagerung und Geld altert auch nicht, wenn man die Inflation nicht berücksichtigt, die man aber mehr als ausgleichen kann, wenn man das Geld zur Bank trägt, oder wer Risikofreudiger ist, sein Geld in die Kapitalmärkte steckt. Jeder will heute aus Geld, ohne Arbeit, mehr Geld machen. Daß diese Geldvermehrung nicht ohne Wertschöpfung geschehen kann, wird bei dieser Geldgier kaum jemand berücksichtigen. Die Wertschöpfung kann aber nur durch menschliche Arbeit geschehen. Eine Maschine verdient nichts. Die Maschine muß ihrem Besitzer die Kosten und einen Gewinn (das ist auch eine Art Zins) bringen.

D.h. wenn ich meine Ersparnisse auf der Bank oder in den Kapitalmärkten habe und darüber einnahmen mache, muß dafür jemand arbeiten. Im Extremfall ich selbst. Würde ich in unserem System für das Verleihen keinen Zins bekommen, würde ich es auch nicht herleihen. Der Zins und die Gewinne in den Kapitalmärkten sowie die Inflation sorgen dafür, daß das Geld umläuft.

Da man die geschaffenen Werte heute unendlich lange aufheben könnte, muß es zwangsläufig zu einer Schieflage kommen, da die geschaffenen Werte ja auch jemand Konsumieren muß. Bin nicht ich der Konsument, aber der Produzent, bleibt mir nur die eine Möglichkeit: Ich muß einem anderen mein Geld leihen, damit das Produzierte auch gekauft wird. Da ich ihm das Geld aber nicht ohne Zins verleihe (sonst behalte ich mein Geld selbst) wird die Schieflage immer größer.

Unser Geld hat einfach die Eigenschaft, die unbegrenzt haltbare Güter wie Edelmetalle oder Grund und Boden besitzen. Das ist der Fehler an unserem Geld. Geld muß über die Wertschöfpung (der menschlichen, vergänglichen Arbeit) gedeckt werden, ist aber selbst ein Gut wie Gold. Dieser Irrtum hat sich dadurch eingeschlichen, da die ersten Währungen, die wir hatten, Edelmetallwährungen waren. Diese Edelmetallwährungen bzw. Edelmetallgedeckte Währungen sind aber alles andere als ein Abbild der Wertschöpfung. Edelmetallgedeckte Währungen neigen, wenn die Wertschöpfung das vorhandene Edelmetall übersteigt, zur Deflation - ist zu viel davon vorhanden, zur Inflation.

Geld als Tauschmittel kann von daher nur gut gehen, wenn es, wie die Güter, ein "Haltbar bis" trägt. Hat es das, werde ich Geld auch ohne Zins verleihen, wenn ich damit meine Werte eingefrieren kann. Eine Inflation braucht es dann nicht mehr und man muß dafür sorgen, daß das Tauschmittel kaufkraftstabil bleibt.

Eine Alternative zu diesem Geld mit der Eigenschaft "Haltbar bis" wäre der Naturaltausch, aber jener würde unsere Wirtschaft nahezu zum erliegen bringen. Die marxsche Theorie "es gibt keinen Privatbesitz" kann nie funktionieren.

Der Papst ist davon unabhängig. Die Kirche hat selbst genug Geld und
von daher kann es sich er Papst leisten, eine eigene, unabhängige
Meinung zu vertreten.


Die Kirche hat nicht besonders viel Geld, sondern v.a. viele Kunstschätze.
Sollte sie die "zu Geld machen"?

Aber Schulden hat die Kirche wohl nicht. Schulden führen doch erst in die Abhängigkeit.

Geld drückt eine Idee aus und ist nicht selbst etwas aus eigenem Sein.
Wenn man nur das Tausch- oder Zahlungsmittel ändern würde, der Geist der
Gier aber im Menschen bliebe, dann würde sich nichts ändern.

Die Idee hatte aber einen Fehler. Gedeckt war es lange Zeit über Edelmetalle. Heute ist unser Euro über den Dollar gedeckt und der Dollar selbst durch nichts mehr. Gedeckt muß das Tauschmittel Geld aber durch die Wertschöpfung sein, da ich für Geld, das nicht Gedeckt ist durch die Wertschöpfung, nichts bekomme, was zur Inflation führt. Ist zu wenig Geld im Umlauf oder stockt der Umlauf, da Geld gehortet wird, führt es in die Deflation, da mehr wertgeschöpfe Güter im Umlauf sind als das Tauschmittel Geld.

Wenn Geld nicht mehr besser als die Waren ist, wird die Gier nach dem Geld nachlassen und sich auf Waren und Geld beziehen.

Im übrigen hatten wir in Mitteleuropa schon mal ein Geld, das annähernd so war, wie ich es mir vorstelle. Es hatte ein Haltbarkeitsdatum, hatte allerdings noch den Fehler, über Edelmetalle gedeckt zu sein. Das waren die Brakteaten im Hochmittelalter, einer Blütezeit, in der Beispielsweise der Kölner Dom erbaut wurde. Münzverrufungen wurde dabei mein "Haltbar bis" genannt. Man kann den Begriff Brakteaten auch in Suchmaschinen eingeben und wird fündig.

Was sich ändern muß, ist der Geist. Wenn der sich geändert hat, ändern sich
auch die Tausch- oder Zahlungsmittel von selbst. Andernfalls herrscht
weiterhin das Geld. Denn es ist nicht "Geld", das herrscht, sondern Geist.
Geld drückt diesen Geist nur aus, ist aber nicht selbst dieser Geist.

Es ist der Geist im Geld, der sich ändern muß. Du bist hier auf einem Holzweg, da du den Menschen ändern willst und genau hier trägst du sozialistisches Gedankengut ;-)

Freundliche Grüße
Conny


gesamter Thread:

 

powered by my little forum