Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Neubelegung von Begriffen

Alex Andro, Tuesday, 08.09.2009, 04:51 (vor 5316 Tagen) @ Pulsar

Glaubt kein Wort: Pulsar

Zu Recht! Hier wird unzulässigerweise ein geringer Verdienst mit einem Niedriglohn gleichgesetzt (Die übliche Neubelegung von Begriffen, die übliche Manipulation über die Sprache). Es macht aber einen gewaltigen Unterschied aus, ob man 40 Wochenstunden für einen Niedriglohn arbeitet, oder aufgrund von Teilzeiterwerb nur gering verdient.

Seit einiger Zeit taucht auch die Bezeichnung "atypische Beschäftigung" im öffentlichen Diskurs auf. Normalbeschäftigt ist demnach nur derjenige, der Vollzeit in einem unbefristeten Verhältnis arbeitet. Zu den neuen atypischen Beschäftigungsformen gehören: befristete oder geringfügige Beschäftigung, Teilzeitarbeit mit 20 oder weniger Stunden sowie Zeitarbeit. Hinsichtlich der Minder- und Teilzeitbeschäftigungen ist es also nur logisch, dass Frauen den Großteil dieser Beschäftigungsgruppe ausmachen - wobei Männer jedoch mit rund drei Vierteln den größten Anteil unter den schlecht bezahlten, Vollzeit arbeitenden Leiharbeitern stellen - also im echten Niedriglohnsektor arbeiten müssen. Hier werden mal wieder Äpfel mit Birnen vermischt.

Diese 70 Prozent, von denen die Frauenbeauftragte faselt, entstammen vermutlich einer Studie der IG-Metall. Demnach sind 71 Prozent der prekär Beschäftigten unter 35 Jahren Frauen. Ich wiederhole mich eigentlich nur, wenn ich schreibe, dass "prekäre Beschäftigung" die (vorsätzlich) falsche Wortwahl ist, denn es handelt sich nicht ausschließlich um prekäre Beschäftigungen (Niedriglohnsektor), sondern um prekäre Einkommen - die entweder durch Arbeit im Niedriglohnsektor zustande kommen oder durch eine geringere Arbeitszeit. Also: Nicht jeder der wenig (=prekär) verdient, arbeitet im Niedriglohnsektor! Bezeichnend auch, dass die Frauenbeauftragte verschweigt, dass sich die genannte Prozentzahl nur auf eine Alterskohorte bezieht. Und: atypisch beschaftigte Männer sind stärker von Armut gefährdet. Der prekäre Lohn von Frauen ist also das Zweiteinkommen, während Männer davon (über-)leben müssen.

Die armen, armen Frauen ....


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