Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Donna Amaretta, Wednesday, 16.07.2008, 00:55 (vor 5736 Tagen) @ Flint

Hallo Amaretta,

Dann muß das genauer aufgeschlüsselt werden .

Es wundert mich, daß Du das Bedürfnis hattest, das aufzuschlüsseln. Für
mich war es ohne weiteres sofort und unmittelbar einleuchtend und klar
(aber das nur nebenbei). Finde ja gut, daß Du dir so viel Arbeit machst.

Und ich find gut , das Du auf die gemachte Arbeit antwortest .


1. Erst kommt der Herrscher , dann der Diener .

Der Herrscher stellt den Diener ein , um sich bedienen zu lassen .
Er entlohnt ihn dafür . Nur solange er dem Diener Arbeit gibt und das
entsprechende Entgelt ,
handelt es sich um ein Herrscher -Diener Verhältnis .
Ausserhalb dieses Rahmens ist keiner dem anderen zu etwas verpflichtet ,
ausser zu einem höflichen Umgang miteinander .
Ich sehe das jetzt als Arbeitsverhältnis . Nur innerhalb desselben hätte
der Herrscher also das Recht ,
den Vorrang zu beanspruchen .

Hm, wundern mich, deine Gedanken und Betrachtungen dazu. Ich habe da noch
nie konkret drüber nachgedacht weil ich keinen Zweifel daran habe, daß´das
stimmt.

2. Erst der Vater , dann der Sohn .

Der Vater trägt die Verantwortung für den Sohn , solang dieser klein ist
und des Schutzes und der Leitung , Erziehung bedarf . Ist der Sohn
erwachsen , so ist er dem Vater gleichgestellt ,

Nein, das sehe ich nicht so. Es wird immer ein Unterschied geben und zwar
der, daß der Vater immer und weiterhin zuerst kommt, es sei denn, der Sohn
ist schwer krank.

er wird den Vater achten und ihn vielleicht um Rat bitten , da der
Vater über mehr Lebenserfahrung verfügt . Aber der Vater ist nicht erst ,
und der Sohn dann ,

Sorry, aber das sehe ich anders.

sie sind beide erwachsene Männer und begegnen sich mit liebevollem
Respekt .

( Wenn alles so läuft , wie man es sich wünscht )

Das ist richtig. Trotzdem bleibt der Vater der Vater und der Sohn der
Sohn.

Es steht ja ausser Zweifel , dass Vater und Sohn immer Vater und Sohn bleiben .
Es geht um dieses erst -dann .Ich könnte dazu jetzt noch etwas schreiben , dann könntest
Du aber zu dem letzten Text unten nicht mehr unvoreingenommen Stellung nehmen .

Man sagt, der Mensch sei ein zusammengesetztes Wesen. Z.B. der Sohn ist ja
nicht nur Sohn sondern auch ein Mann, ein Staatsbürger, vielleicht ein
Ehemann, vielleicht ein Bruder, er ist Teil der Natur, vielleicht ist er
selbst Vater, Motorradfahrer, Arbeiter usw. usf. Jeder spielt praktisch
viele Rollen gleichzeitig und befindet sich in etwas daß wie ein Spiel
aussieht (das Leben).
Was das Verhältnis zu seinem Vater angeht, so ist er (und sein Vater)
vielleicht gleichzeitig Verschiedenes. Sie können z.B. "von Mann zu Mann"
miteinander reden (dann wird wahrscheinlich das Vater-Sohn-Verhältnis kurz
ausgeblendet). Diese ganzen Rollen und Positionen können meiner Meinung
nach nebeneinander bestehen, sich überlappen usw.


3. Erst der ältere Bruder , dann der jüngere

Der ältere Bruder ist zuerst auf die Welt gekommen , mehr erst sehe ich da
nicht .
Der ältere Bruder wird sicher auf den jüngeren achtgeben ,
wie meine Jungs es taten . Ab einem bestimmten Alter jedoch wird dieses
Achtgeben gegenseitig und ein Miteinander .
Zwei erwachsene Männer , die Brüder sind .
Würden Eltern einem Bruder den Vorzug geben , weil er der Erstgeborene ist,
würde ich besagte Eltern für lieblos halten .

Naja, er schreibt nicht mehr dazu. Sieht so aus, als sei dies
einfach nur Sitte und Moral und hat nichts mit Ethik zu tun. Da kann ich
nichts zu sagen. Mein Bild war allerdings so, daß es sich um Jungs in
unterschiedlichem Alter handele und der ältere Bruder auf den jüngeren
aufpasst. In dem Fall finde ich seine Aussage richtig.

4. Erst das Alter , dann die Jugend

Das könnte man beispielsweise auf Höflichkeit beziehen .
Ein jüngerer Mensch bietet einem älteren , gebrechlichen Menschen seinen
Platz an .
Ein jüngerer Mensch bittet einen Älteren um Rat ( wie der Sohn den Vater )

.

Ein jüngerer Mensch hilft dem Älteren Sachen tragen , weil der nicht mehr so kräftig ist .
So würde der Jüngere erst dem Älteren helfen , und dann seine eigenen Sachen erledigen .
Dann geht es um Rücksichtnahme , Respekt , Hilfsbereitschaft . [/i]

Das finde ich ok. Sehe ich auch so. Ich empfinde da aber noch etwas
zusätzlich was ich nicht beschreiben kann. Es hat weniger etwas mit Praxis
und Brauchbarkeit zu tun...
Es gibt Dinge, die jenseits der Ratio liegen und an die ich mich gebunden
fühle. ;-)

Das wäre meine Interpretation .


Jetzt im nachhinein sehe ich, daß ich zu allen diesen Paaren wie
Dschuang Dsi sie aufgezählt hat zuerst dieses Verbundensein damit
fühle und leicht und gewissenhaft zustimmen kann (ohne weiteres darüber
nachsinnen). Genau das ist in mir drin. Deshalb kann ich nur ja dazu
sagen. Für mich kommt erst in zweiter Linie die Praxis, Brauchbarkeit und
der Nutzen ins Blickfeld.
Für mich sind das regelrechte
Axiome die Dschuang Dsi da
von sich gegeben hat.


Bist Du sicher , das Du dem einfach nur deswegen leicht zustimmst , weil Du ein Verbundensein damit fühlst ?
Über die Praxis , Brauchbarkeit und den Nutzen hast Du nie nachgedacht ?
Wurden nicht viele Texte geschrieben , um Menschen zu leiten , Rat zu geben , also eben für die Praxis ,
im Alltag umzusetzen ?

Die Frage ist, ob es überhaupt in Worte zu fassen ist bzw. ob man es
überhaupt versuchen soll.

Mir fällt an dieser Stelle ein Zitat von H.Hesses "Siddhartha" ein:

"Aber mehr laß mich davon nicht sagen. Die Worte tun dem geheimen Sinn nicht gut,
es wird immer alles gleich ein wenig anders, wenn man es
aussprcht, ein wenig verfälscht, ein wenig närrisch."

Ich denke, die Aussagen sind auf jeden Fall nicht abwertend gemeint. Es kommt halt darauf an, sie richtig zu verstehen .


Flint ,
nimm mal an , da sind ein Mann und eine Frau , beide ungebunden , mit dem Wunsch nach einer festen Beziehung ,
womöglich sogar Familiengründung - kommt ja immer noch vor , lächel .
Die haben sich schon oft gesehen und auch bei Tag und des Nachts angenehme Stunden verbracht .
Dann ist sie wieder bei ihm , die Frage lautet inzwischen nicht mehr , ob feste Beziehung , das ist schon geklärt ,
jetzt geht es um das wie - wie stellen sie sich diese vor . Sie denken an eine gemeinsame Wohnung .
sie tritt an seinen Schreibtisch , und da liegt aufgeschlagen ein Buch mit dem Text "Ordnung" .
Sie liest - und ist irritiert . Sie fragt "Gefällt dir dieser Text ?" Er antwortet , "Ja , das spricht mich an ".
Sie sagt " Ich mag etwas daran nicht , erkläre mir bitte , was dich daran anspricht , wie stellst Du dir unser Leben vor ,
bezugnehmend auf den Text ?"
Er antwortet "Laß uns davon nicht sprechen , die Worte tun dem geheimen Sinn nicht gut ,
es wird immer gleich alles ein wenig anders , wenn man es auspricht , ein wenig verfälscht , ein wenig närrisch " .
Darauf sagt sie " Ich lese hier "erst - dann " , es liest sich wie eine Rangordnung , und ich möchte schlicht und einfach wissen ,
wie Du denkst , das es gemeint ist und in welchem Bezug diese Ordnung zu unserem gemeinsamen Leben
stehen soll oder könnte , also müssen wir davon sprechen ".
Er entgegnet "Ich denke, die Aussagen sind auf jeden Fall nicht abwertend gemeint.
Es kommt halt darauf an, sie richtig zu verstehen. "
Sie bittet " Dann sage mir bitte , wie Du meinst , das sie zu verstehen seien - richtig "

Spricht er jetzt nicht , wird sie gehen und sich lösen ,
denn ohne Erklärung von seiner Seite bleibt ihr nur ihre Interpretation des Textes , und so wie sie den Text versteht ,
ist er also immer erst und sie dann , ohne wenn und aber , da es sich laut Text um eine unverrückbare Ordnung handelt .
Das ist für sie nicht die richtige Grundlage für eine Beziehung .

Versetze Dich mal in die Situation . Was tätest Du nun ?

Liebe Grüße , Amaretta


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