Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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KaivonderKueste, Sunday, 19.02.2012, 02:02 (vor 4422 Tagen) @ Oberkellner

Hans Dieter Hey (Neue Rheinische Zeitung)
Frauen leisten zwar weltweit 65 Prozent der gesamten Arbeit, erhalten aber
nur 10 Prozent des Einkommens.

Und der Beleg für diese These?

Die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen ist seit vielen Jahren
ein großes Problem.

Abgesehen vom Wahrheitsgehalt dieser Behauptung: Für wen ist es ein Problem?
Oder warum?

Weltweit machen Frauen 50 Prozent der Weltbevölkerung aus,

wie zahlreiche Studien hochqualifizierter Forscherinnen belegen ...

leisten 65 Prozent der Arbeit und erhalten aber nur 10 Prozent des Einkommens.

Definiere Arbeit. Definiere Einkommen.

Am weltweiten Eigentum besitzen Frauen sogar nur ein Prozent Anteil.

Wow. Eine weltweite statistische Erhebung mit richtigen Ergebnissen.

Auch in der Bundesrepublik ist diese Lohnungleichheit in allen Bereichen
gleich hoch. Im privaten Beschäftigungssektor herrscht eine viel größere
Ungleichheit als im öffentlichen Sektor.

Gleich oder ungleicher? Was denn nun?

Das liegt daran, dass im öffentlichen Bereich länger Gender-Bestrebungen
existieren, und daran, dass die Niedriglöhne im privaten Sektor noch viel
niedriger sind als im öffentlichen Dienst.

Ach so.

Interessant ist dabei, dass, je höher die Positionen von Männern und
Frauen sind, auch die Ungleichheit größer wird. Es gibt inzwischen neuere
Statistiken, die nachweisen, dass die Lohnungleichheit umso größer wird,
je besser die Ausbildung ist und je qualifizierter Beschäftigte sind.

Und welche Statistiken sind dies? Was ist eine bessere Ausbildung und was ist ein qualifizierter Beschäftigter? Das die Lohnungleichheit zwischen hoch und gering qualifizierten Beschäftigten hoch ist, hielt ich bislang für gesellschaftlich gemeinhin akzeptiert.

Im Schnitt beträgt die Lohndiskriminierung im Vergleich zu Männern ungefähr
24 Prozent. In aktuellen Statistiken gibt es bei gleicher
Betriebszugehörigkeit von drei Jahren im gleichen Betrieb, bei gleicher
Ausbildung und Tätigkeit schon einen Unterschied von 12 Prozent im Lohn.

Bitte Belege dafür?

Es liegt also nicht daran, in welcher Branche Frauen arbeiten.

Aha.

Große Ungleichheit existiert auch am Ende eines Arbeitslebens, d.h. wie
viel Geld Frauen und Männer bis zum Ende ihres Arbeitslebens ansammeln
konnten. Bekannt ist, dass Frauen und Männer geschlechtsvariabel
versteuert werden, und das hat Folgen.

Davon hat mein Steuerberater noch nie gesprochen und der kennt eigentlich ziemlich viele Tricks. Geschlechtsvariable Besteuerung. Da werde ich mal gleich nächste Woche einen Termin beim FA machen. Vielleicht wäre es günstiger für uns, wenn das FA das Einkommen meiner Frau mir zurechnen würde?

Prozent. Dabei ist von Bedeutung, dass sich in diesen niedrigen
Prozentzahlen ein Großteil unbezahlter Arbeit – z.B. in der Familie –
widerspiegelt und natürlich die in der Regel viel niedrigen Frauenlöhne.
Die Zahlen machen deutlich, vor welchem finanziellen Problem Frauen stehen.

Ich verstehe nur Bahnhof. Was ist hier gemeint? Oder geschwurbelt?

Frauen arbeiten 96 Millionen Stunden jährlich umsonst

Weltweit? In Deutschland. 96 Millionen Stunden? 40 Millionen Frauen in D? Reduzieren wir das auf 20 Mio im 'arbeitsfähigen' Alter. Macht ~5h/Frau und Jahr. Und jetzt? Oder meint die Auteuse 96 Mio h/Frau und Jahr? Das fände ich allerdings auch etwas hart.

Die Gründe dieser unterschiedlichen Behandlung sind natürlich nicht
biologisch bedingt,

Äh, ich dachte bislang, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen unter anderem auch in der Biologie bestünde?

Woran liegt es also dann? Es liegt vor allem an der vielen unbezahlten
Arbeit, die Frauen leisten. Für das Jahr 2001 wurde festgestellt, dass
Frauen von der Gesamtarbeitsleistung 56 Mio. Stunden bezahlt bekommen, 10
Mio. Stunden Wegezeit haben, aber 96 Mio. Stunden unbezahlte Arbeit
leisten.

Angesichts der großen Zahl an Beschäftigten in D, sind diese Summen lächerlich. Und selbstverständlich fällt die Wegezeit bei Teilzeit stärker ins Gewicht, als bei Vollzeit. Die Gesamtarbeitsleistung von Frauen in D beträgt 56+10+96 Mio Stunden? Im Jahr? Bei 20 Mio Frauen? Das arbeite ich an einem Tag.

Die Verteilung der unbezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern
verhält sich bei Männern genau umgekehrt. Sie arbeiten zu 42 Prozent
unbezahlt, Frauen aber 86 Prozent. Und hier liegt der Grund, warum es den
Frauen am Ende an Geld fehlt

Also ich arbeite extrem ungern und daher auch selten unbezahlt und sicher keine 42%. Ich kenne auch keine Kollegin, die bereit wäre 86% unbezahlt zu arbeiten. Auch wenn unser AG dies sicher gerne hätte. Von uns beiden.

Das macht sich vor allem bemerkbar, wenn Familien auseinander gehen. Der
Unterhalt ist dann so gestaltet, dass er für Frauen nicht mehr
existenzsichernd ist. Besonders in diesem Fall sind die Verhältnisse in
Deutschland überdurchschnittlich schlecht.

In Deutschland? Schlecht? Überdurchschnittlich schlecht? 2012?

Diese Ungerechtigkeiten finden sich also vor allem auch in den Lohntarifen
wieder. Frauen werden schlechter bezahlt, weil es so im Tarif steht.

Stimmt. Las ich erst neulich wieder in unserem Tarfivertrag. Frauen dürfen nur in den unteren Lohngruppen beschäftigt werden und erhalten dort max. 50% des tariflichen Mindestentgelts. Ich fand das eigentlich ganz in Ordnung. ;-)

Deshalb ist es für Frauen auch schwer, gleiche Rechte einzuklagen.

Ah ja. Schwer. Klagen. Beim Arbeitsgericht. So so.

existieren sogar Rechtsgutachten zur Ungleichbehandlung von Frauen im
damaligen Bundesangestellten-Tarif, und diese Gutachten sind bis heute
nicht widerlegt worden. Dabei handelt es sich um Diskriminierungen, die
völlig gegen die europäischen Regelungen sind.

Den BAT gibt es ja nicht mehr. Früher sollen wir auch noch von Baum zu Baum gesprungen sein. Mit Fellen an den Hüften.

Bei der Einführung des neuen Tarifs im öffentlichen Dienst (TVöD)
hatten die Frauen einige Hoffnung, dass dort auch ihre Forderungen
einfließen würden. Doch diese Hoffnungen zerschlugen sich, die
Ungleichbehandlung der Frauen ist sogar größer geworden.

Belege bitte. Oder heißt es jetzt Beläge?

doch die Ergebnisse bezüglich der Gleichbehandlung sind noch
schlechter geworden.

Redundanz. Die stetige Wiederholung einer Aussage steigert nicht deren Wahrheitsgehalt.

Leider haben auch die Gewerkschaften dagegen nichts erreicht. Angesichts
dieser neuen Ungerechtigkeiten wäre es Frauen ohne weiteres möglich,
erfolgreich vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen.

Ich würde zunächst den Gang zum örtlichen Arbeitsgericht, dann zum LAG, BAG, BVerfG und danach zum EuGH vorschlagen. Das muss ein Autöse aber nicht wissen, oder?

In den neuen Tarifvertrag sollte eigentlich auch eine analytische statt
der summarischen Arbeitsbewertung Eingang finden, weil so eine gerechtere
Lohnfindung möglich geworden wäre. Beispielsweise hätte die soziale
Kompetenz im Beruf bewertet werden können - dort sind Frauen nachweislich
besser.

Wie geil ist das denn??? Soziale Kompetenz als Eingruppierungsmerkmal und Frauen haben dann pauschal drei Punkte mehr?

Doch dazu konnte man sich nicht durchringen, und deshalb wird
soziale Kompetenz im öffentlichen Dienst eben nicht bezahlt.

Ist ja auch nur in Einzelfällen vorhanden. Bei Frauen und Männern.

Dass mehr Gerechtigkeit nicht durchgesetzt werden konnte, lag vor allem an
den streikfähigen Gruppen,

Definiere streikfähig.

die von den Forderungen der Frauen nach Gleichberechtigung nicht überzeugt
werden konnten. Die Müllwerker hatten beispielsweise Sorge, dass Frauen im
Reinigungsbereich mehr verdienen könnten, und das mochten sie sich einfach
nicht vorstellen.

Ach so. Andere sollten die Kastanien aus dem Feuer holen, um sich dann anschließend anzuhören, wie blöde sie sind. Echt voll fortschrittlich. Und so emanzipiert.

Männern ist es in Tarifvereinbarungen auch immer wieder gelungen,
bestimmte Arbeiten als belastend zu verkaufen.

Was ist das Wesen von Verhandlungen? Genau. Dem Gegenüber alles mögliche zu verkaufen.

Das hatte zur Folge, dass Männer regelmäßig mehr Zulagen bekommen als Frauen.

Also ich kriege keine. Bin ich jetzt eine Frau?

Eine Frau erhält beispielsweise nur eine Stundenzulage, solange sie am
Spülbecken steht, während ein Müllwerker für seine Arbeit eine Pauschale
erhält.

Äh? Schon mal Müllwerker bei der Arbeit gesehen, oder ist das noch zu früh am Morgen für Dich, Du Autörin?

Große Unterschiede, die teilweise das Vierfache ausmachen, gibt es auch
zwischen den untersten und obersten Lohngruppen.

Ist ja irre. Den Tarifvertrag möchte ich sehen.

Im neuen Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes mussten Frauen sogar noch
eine Absenkung der untersten Lohngruppe hinnehmen, und zwar so stark, dass
ihre Löhne dort nicht mehr existenzsichernd sind.

Wie ich oben schon schrieb, sind laut TV die untersten Lohngruppen allein Frauen vorbehalten. Männer werden laut TV grundsätzlich in die oberen Lohngruppen einsortiert. Weil sie Männer sind.

Auch Unterschiede der Zuwächse in den einzelnen Lohngruppen sind enorm.
So sind in den obersten Lohngruppen die Zuwächse höher, als das, was in
den untersten Lohngruppen überhaupt verdient wird.

Boah. Ich könnte jetzt mathematisch werden, allerdings dürfte diese Aussage auch ohne nähere Berechnung offensichtlicher Quatsch sein.

Sie sind nach dem Motto gestaltet: Wer was hat, bekommt noch was drauf, wer
wenig hat, bekommt kaum etwas.

Ganz anders als im wirklichen Leben. Das ist eben das Problem mit der Gerechtigkeit z.B. bei linearen Erhöhungen. 3% von 3000 sind eben mehr als 3% von 1000. Aber Mathematik und Geld waren und sind ja ohnehin ein patriarchalisches Unterdrückungsinstrument.

@Oberkellner. Keine Ahnung, wie Du diese Artikel findest. Dieser hat jedenfalls meinen Abend gerettet. :-))) Der ist so bescheuert, das müssten sogar Feministen/-innen begreifen, dass das nicht richtig sein kann. Oder handelt es sich um Satire? Wobei, der Link auf eine seriös wirkende Seite führte. Jedenfalls Danke.

fasziniert,
Kai


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