Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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INVISIBLE MEN Nr. 32

Jörg , Friday, 15.03.2002, 21:01 (vor 8101 Tagen)

INVISIBLE MEN e-zine, Nummer 32

herausgegeben von Arne Hoffmann

Herzlich willkommen, liebe Leser, zur zweiunddreißigsten Ausgabe der
INVISIBLE-MEN!

Diesmal möchte ich mal wieder ohne lange Vorrede ins Geschehen einsteigen
und nur einen einzigen Absatz vorwegschicken: Unser zine hat leider immer
mal wieder das Problem, dass die Links, auf die wir verweisen, später nicht
mehr stehen. Normalerweise hält sich das in Grenzen, da insbesondere
US-Websites ihre Beiträge doch sehr lange im Web belassen. In dieser Ausgabe
verweisen wir auf die Artikel dreier deutscher Medienorgane, nur um
festzustellen, dass schon wenige Tage später der Link nicht mehr steht bzw.
plötzlich kostenpflichtig geworden ist. Wir könnten dies praktisch nur
umgehen, indem wir fast nur auf die Berichterstattung im Ausland eingingen,
was für euch Leser natürlich nicht befriedigend wäre. Um alle verlinkten
Artikel sofort abzuspeichern, fehlen uns leider die personalen Kapazitäten.
Insofern hoffe ich, ihr könnt damit leben, dass ihr zu einigen Beiträgen nur
meine Zusammenfassung bekommt.

FALLS DU DIESES ZINE NICHT MEHR ERHALTEN MÖCHTEST, genügt eine kurze Reply
an Cagliostro3@hotmail.com mit einer Botschaft wie "Stop!". Umgekehrt kann
sich durch eine Mail an diese Adresse auch jeder als Direktempfänger auf
meine Liste setzen lassen. Noch immer können die Meldungen dieses Zines
bedenkenlos von jedem von euch weiterverbreitet werden: ob in Internet-
Foren oder per Mail. Die bisher erschienenen Ausgaben dieses zines können
eingesehen werden unter http://www.dabbel.de/invisible-men/index.html,
http://f25.parsimony.net/forum63299, www.zahlvater.de sowie
www.maenner-maenner.com. Wer dieses zine durch eine freiwillige Abozahlung
finanziell unterstützen möchte, der findet mein Konto bei der Nassauischen
Sparkasse, Kto.-Nr. 393 039 906, BLZ 510 500 15. Herzlichen Dank!

NEWS:
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SENSATION: FEMINISTINNEN VERABSCHIEDEN SICH PARTIELL VON SEXISMUS

Die Stiftung der US-amerikanischen Zeitschrift "Ms." (das Vorbild der
"Emma") hatte vor zehn Jahren den inzwischen auch bei uns eingeführten
Töchtertag begründet, bei dem Mädchen schulfrei haben und ihre Eltern auf
die Arbeit begleiten dürfen, während Jungen in den Klassenzimmern
beigebracht bekommen, inwiefern das männliche Geschlecht das weibliche
unterdrückt. Jetzt kommt Ms. auf den evolutionären Gedanken: "We need to
look at how girls and boys can progress together." und wird deshalb einen
Töchter-und Söhne-Tag initiieren. Ob dies dem wachsenden Einfluss der
Männerbewegung und anderer Feminismuskritiker zu verdanken ist oder ob Ms.
die feministische Indoktrination schlichtweg für ausreichend fortgeschritten
hält, darüber erfahrt ihr auch nichts unter
http://local.parade.com/mediarelations/press_releases/rel-daughter_work.html

MÄNNERKOMPLOTT ZUM FRAUENTAG?

Die taz grübelt unter http://www.taz.de/pt/2002/03/07/a0054.nf/textdruck
darüber, welchem Mann man die Schuld daran geben könnte, dass die deutschen
Ministerinnen den internationalen Frauentag total vergessen haben.

SYMPOSIUM BEFINDET: FRAUEN BEHINDERN IHREN EIGENEN POLITISCHEN ERFOLG

Bislang wurden häufig die Seilschaften und Netzwerke böser Männer dafür
verantwortlich gemacht, wenn in politischen Führungspositionen nur wenig
Frauen vorzufinden waren. Wie unter
http://www.kansascity.com/mld/kansascity/news/politics/2827319.htm
nachzulesen ist, kommt ein Symposium in Kansas zu der Frage, warum es immer
noch keinen weiblichen US-Präsidenten gibt, indes zu dem Schluss, dass sich
Frauen in mehrfacher Hinsicht selbst im Weg stehen. Erstens: "Women, for
whatever reason, are reluctant to open their checkbooks to support women
candidates. Young women don't know history when it comes to understanding
the sacrifices made in the name of political advancement. Women on TV tend
not to be positive role models." Zweitens: "Women, as a bloc, appear to be
placidly comfortable with things the way they are. Feminism is out.
Contentment is in." Drittens: "Women remain uncomfortable with other women
who hold positions of power. Female critics take aim at female officeholders
for their hairstyle. For their choice of dresses. For the way they talk. For
just the fact that they want to seek higher office." Während der weibliche
Wunsch nach sofortigem Erfolg ohne entsprechenden Einsatz noch durch
Einrichtungen wie Frauenquoten abgefangen werden kann, sind Stutenbissigkeit
und die Tatsache, dass die weibliche Mehrheit eben gerade keine
Karriere-Feministinnen darstellt, schon ein größeres Problem. Immerhin ist
es positiv, dass Frauen sich zunehmend an der eigenen Nase packen, statt
ständig nur nach männlichen Sündenböcken Ausschau zu halten.

QUOTENREGELUNG BLEIBT ILLUSORISCH - AUCH FÜR MÄNNER

Manche Feministinnen kämpfen mit großem Nachdruck dafür, dass Frauen und
andere gesellschaftliche Gruppen in derselben Anzahl in Führungsgremien
einer Organisation vertreten sind wie unter ihren Mitgliedern. Wie das
funktionieren soll, wenn sich einfach nicht genügend Bereitwillige finden,
bleibt vor Einführung einer Art Planwirtschaft unklar. Dasselbe Problem
stellt sich mit vertauschten Geschlechterrollen: So berichtete die
"Süddeutsche Zeitung" unter
http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel128578.php (Link steht nicht
mehr) über einen Hamburger Gebäudereinigungsbetrieb, in dem kein einziger
Mann bereit ist, für den Betriebsrat zu kandidieren. Umgekehrt sei es der
IG-Bau-Vorsitzenden Inge Hamm zufolge "in den Baubuden: Da wenden die
Betriebsratskollegen allen Charme auf, um Kandidatinnen zu gewinnen."
Erfolglos, selbst wenn man noch so viel Bürokratie in die Unternehmen pumpt:
"Betriebsrats-Frauen bleiben rar."

NORWEGEN ZWINGT FIRMEN: 40 PROZENT FRAUEN IM MANAGEMENT

Dann wiederum gibt es diesen Ansatz, wie er von der norwegischen Regierung
angestrebt wird: Firmen sollen dort jetzt gezwungen werden, in ihre
Führungsetagen mindestens 40 Prozent Frauen aufzunehmen. Selbst wenn in
bestimmten Firmen nur komplett unqualifizierte Mitarbeiterinnen zur
Verfügung stünden, würden sie demnach ins Management aufrücken. Und selbst
wenn hochkompetente Männer jahrelang für diese Position gearbeitet haben,
würde ihnen dieser Aufstieg versperrt bleiben, sobald die 60 Prozent
Männeranteil bereits erreicht sind. Der Firmenbesitzer darf nach diesem
Gesetz nicht mehr entscheiden, wie er sein eigenes Führungsteam besetzt. Das
Geschlecht hat so Vorrang vor der Leistung der einzelnen Person und der
betriebswirtschaftlichen Vernunft. Lest den gesamten Artikel unter
http://www.newsday.com/news/nationworld/world/wire/sns-ap-norway-womens-rights0309mar08...
(Hm, ich könnte mal eine Satire schreiben: Quotenregelung auf der
Enterprise. "Sorry, Spock, aber Sie dürfen nicht mehr auf die Brücke. Ihr
Platz wurde von der Föderation Fähnrich Janice Rand zugeteilt." Und dann
wundern sie sich, wenn sie von den Klingonen aufgemischt werden.)

"WO EIN MANN NUR ASCHE IST"

Die Süddeutsche Zeitung berichtet unter
http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel130508.php über die
Männerunterdrückung in Indien und den aussichtslosen Widerstand dagegen:
"Eine Organisation, deren Ziel es ist, in einem Matriarchat die Frauen zu
entmachten, hat schließlich schon viel erreicht, wenn sie nach zwölf Jahren
immer noch existiert." Als Resultat dieses Matriarchats steigt die Zahl der
Schießereien, Überfälle und Vergewaltigungen rapide. Witzig ist die
Einschätzung der SZ-Autorin über einen Menschen, der auf politische Weise
die Männerunterdrückung aushebeln möchte: "Dass die Frauen nicht nur mehr
Rechte, sondern auch mehr Pflichten haben, sagt er nicht." Was ihn mit ca.
mehreren hunderttausend westlichen Feministinnen gleichstellen würde, die
vor vierzig Jahren gegen das "Patriarchat" in unserem Kulturkreis
ankämpften. Überhaupt fällt an dem gesamten Artikel auf, dass die
Unterdrückerinnen in vielem sympathischer gezeichnet werden als die
Unterdrückten. Dazu ist offenbar nicht viel mehr notwendig als die
Zugehörigkeit zum richtigen Geschlecht.

SEXTOURISTINNEN IN KENIA

Mit einer 60-jährigen Friseurin aus Köln als Aufhänger berichtet ein Artikel
unter http://www.smh.com.au/news/0203/09/world/world19.html über die Männer
in Kenia, die sich an europäische Frauen verkaufen müssen, um ihre Familie
zu ernähren.

POLIZEI: MUTTER LEGTE STARTHILFEKABEL AN GENITALIEN DES DREIJÄHRIGEN SOHNES

Das Kind erlitt Verletzungen, wird aber gesunden:
http://www.wgrz.com/storyfull.asp?id=7380

LEHRERIN DER VERGEWALTIGUNG VON BLINDEM JUNGEN ANGEKLAGT

http://www.newsday.com/news/local/longisland/ny-rape0314.story?coll=ny%2Dhomepage%2Dmor...

FRAU RAMMT MESSER IN FREUND, WEIL ER ZU LANGSAM SPÜLTE

Der Artikel unter
http://www.ananova.com/news/story/sm_542734.html?menu=news.quirkies
bezeichnet die Täterin zwar als "girl" (offenbar sind Frauen mit 23 noch
nicht ganz strafmündig), aber ich habe das mal großzügig ins Deutsche
übersetzt.

RUSSISCHES ROULETTE ENDET BEINAHE TÖDLICH

Wie die Regionalzeitung "Super Sonntag" vom 10. März 2002 berichtete, steht
im Kreis Düren eine Freifrau vor Gericht, weil sie mit ihrem Lebensgefährten
Russisches Roulette "gespielt" haben soll: Der Anklage zufolge habe sie
ihren Revolver geladen und ihn mit den Worten "Eine Kugel ist drin. Wir
spielen jetzt Russisch-Roulette" auf den Betreffenden gerichtet, woraufhin
sie dreimal abdrückte. Ihr auf Krücken angewiesenes Opfer wurde in einem
Hauptblutgefäß getroffen und überlebte nur, weil Bekannte der Schützin,
denen sie davon berichtete, rasch Hilfe herbeitelefonierten und so zügig
Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden konnten. (Kein Link.)

"ES IST NUR SO, DASS ICH SIE NOCH LIEBE"

Der britische "Guardian" lässt unter
http://www.guardian.co.uk/women/story/0,3604,665282,00.html ein männliches
Opfer häuslicher Gewalt seine Geschichte erzählen: "For six months, Daniel
Hoste was repeatedly beaten up by his girlfriend, often for such minor
transgressions as keeping his shoes on inside. It was only after he left her
that he realised his experience was far from unusual."

EHEPAAR: WIR WURDEN VON KÄMPFERN GEGEN HÄUSLICHE GEWALT BRUTAL GETRENNT

Im Ottawa Citizen beklagt sich ein verheiratetes Paar, dass ihre Beziehung
von einem System gesprengt wurde, das "Gewalt gegen Frauen" ohne Rücksicht
auf Verluste bekämpfe und dabei offenbar jedes Maß verliere:
http://www.canada.com/ottawa/ottawacitizen/columnists/story.asp?id=FCAB72B4-B4FF-4CE7-9...
Kanada stellt einen internationalen Vorreiter im institutionalisierten Kampf
gegen häusliche Gewalt dar.

RICHTER: ZU VIELE FRAUEN RUFEN "VERGEWALTIGUNG!"

Dem renommierten britischen Rechtsanwalt Jonathan Davies zufolge werden die
Gerichte immer mehr mit lächerlichen Fällen blockiert, bei denen von Anfang
an keine Aussicht auf Verurteilung bestehe. Die wahren Opfer kämen so zu
kurz:
http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2002/03/12/nrapes12.xml&sSheet...

TEILS ÜBERRASCHENDE VORBILDER JUNGER FRAUEN

Wie der Artikel unter http://www.all-in.de/news/index.php?news=dpa&id=156851
(Link steht nicht mehr) etwas verschachtelt berichtet, steht auf der Liste
ihrer weiblichen Vorbilder bei jungen Frauen Claudia Schiffer (Platz 6) noch
vor Alice Schwarzer (Platz 7), die wiederum knapp vor Verona Feldbusch
(Platz 9) rangiert.

UNO-WEBSITE FÜR FRAUENANGELEGENHEITEN VON FETISCH-WEBSITE ÜBERNOMMEN

Die Verantwortlichen von www.unifem.org hatten vergessen, ihre Gebühren zu
entrichten, woraufhin sich dort eine pornographisch gestaltete Website
einrichtete. Näheres könnt ihr unter
http://www.nationalpost.com/home/story.html?f=/stories/20020305/237522.html
nachlesen. Momentan ist die Site - offenbar bis zur Klärung aller Fragen -
überhaupt nicht zu erreichen. Schade.

MAI NATIONALER SELBSTBEFRIEDIGUNGS-MONAT IN DEN USA

Das Angebot der Festivitäten rangiert vom Einhändigen Lesen über die große
Dildo-Dekorations-Nacht bis zum Masturbathon. Nähere Infos erhaltet ihr
unter
http://www.goodvibes.com/cgi-bin/sgdynamo.exe?CODIV=0102&UID=!+USID!&HTNAME=abo...

NEUE NEWS- UND DISKUSSIONSGRUPPE ZUM THEMA GLEICHBERECHTIGUNG IM USENET

Seit dem 6. März existiert die Newsgroup de.soc.gleichberechtigung und soll
bald auch über die Suchmaschine google unter
http://groups.google.de/groups?q=&hl=de&btnG=Google-Suche&meta=group%3Dde.s...
abfragbar sein. Newsgroups sind insofern von Vorteil, als sie z. B. über
google durchsucht werden können und die Artikel im Google-Archiv für die
Ewigkeit gespeichert sind und damit auch zitierfähig bleiben, was in einem
normalen Diskussionsforum nicht unbedingt der Fall ist. Der zweite Vorteil
ist, dass ein ziemlich starker Übergang von anderen Newsgroups aus
stattfindet, so dass auch viele User erreicht werden, die sich nicht von
selbst speziell für diese Thematik interessieren.

MEINUNG:
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GLEICHE BEZAHLUNG FÜR WENIGER ARBEIT

In Kanada soll ein Gesetz in Kraft treten, das es Anwältinnen, die
gleichzeitig Mütter sind, erlauben würde, 20 Prozent weniger zu arbeiten,
aber das volle Gehalt zu erhalten. Das Independent Women Forum argumentiert
unter http://www.iwf.org/pubs/twq/wi95c.shtml dagegen.

"WER DEN ANGEKLAGTEN VERLEUMDET, DARF SCHONUNG NICHT BEANSPRUCHEN"

Franz Salditt argumentiert in der "Frankfurter Rundschau" unter
http://www.f-r.de/fr/160/t160001.htm (Link steht nicht mehr) dagegen, dass
die Rechtsstaatlichkeit dem vermeintlichen Opferschutz preisgegeben wird,
und macht das unter anderem an diesem Beispiel fest: "Zu den Freunden
schützender Formen zählt aber fortan der Staatsanwalt, den das Landgericht
Stendal unlängst freigesprochen hat. Seine frühere Partnerin beschuldigte
ihn in der Rolle als Opfer und Zeugin, er habe ihr Gewalt angetan. Das
Ringen neigte sich erst dem Ende zu, als sie aussagte, der Mann verteile
hochgefährliche Viren auf den Türklinken des Justizgebäudes." Hätte sie das
nicht getan, dann gäbe es einen zu Unrecht Verurteilten mehr - und in der
Kriminalstatistik einen weiteren Beleg für die "allgegenwärtige Männergewalt
gegen Frauen". Auch die skandalösen Missbrauchsprozesse gegen Wormser Bürger
bzw. einen Montessori-Kindergärtner werden von Salditt erwähnt.

SEXISMUS UND DIE TODESSTRAFE

Cathy Young über das Herausfiltern von Frauen aus dem Justiz- und
Strafsystem: http://www.salon.com/mwt/feature/2000/05/04/death/index.html

ÜBER DAS UNSICHTBAR-MACHEN DER OPFER

Richard Gelles gehörte mit Straus und Steinmetz zu den ersten, die Zahlen
über geprügelte Männer veröffentlichten. In diesem Text unter
http://www.bigglesguy.pwp.blueyonder.co.uk/gelles.html stellt er fest, dass
sich die Situation seitdem nicht wesentlich verändert habe: "Thirty years
ago battered women had no place to go and no place to turn for help and
assistance. Today, there are places to go-more than 1,800 shelters, and many
agencies to which to turn. For men, there still is not place to go and no
one to whom to turn. On occasion a shelter for battered men is created, but
it rarely lasts - first because it lacks on-going funding, and second
because the shelter probably does not meet the needs of male victims. Men,
who retain their children in order to try to protect them from abusive
mothers, often find themselves arrested for `child kidnapping.´ The
frustration men experience often bursts forth in rather remarkable
obstreperous behavior at conferences, meetings, and forums on domestic
violence. Such outbursts are almost immediately turned against the men by
explaining that this behavior proves the men are not victims but are
`perps.´" Das ist dasselbe Spiel, das wir aus deutschen Diskussionsforen im
Internet kennen: Männliche Opfer werden solange beiseitegedrängt, ignoriert,
provoziert und lächerlich gemacht, bis sie ihrem Ärger endlich Luft machen -
woraufhin die Gegenseite diese Äußerungen aus dem Kontext reißt, um zu
zeigen, wie "böse" Männer in Wirklichkeit doch seien.

WACHSENDE BESORGNIS UM GESCHLECHTERJUSTIZ

Nach dem Bombardement mit Links zu aktuellen Artikeln über
Extrem-Gewalttäterinnen mailte mich einer meiner Leser mit der berechtigten
Frage an, wann wohl der Link zu "Mutter dreht Kind eigenhändig durch
Fleischwolf" folgen würde. Dass mein zine stark mit den Mitteln des
Boulevards arbeitet, ist kein Geheimins, es geht hierbei aber um ein
ernsthaftes Problem in der Geschlechterdebatte: Zum einen gibt es immer noch
den Mythos, dass Frauen, insbesondere Mütter, zu "so etwas" gar nicht in der
Lage seien. Weiblicher Sextourismus, Vergewaltigerinnen und
Missbrauchstäterinnen kommen in so gut wie keinem anderen Medienerzeugnis
als Themen vor, entsprechend geballt wirkt das hier gesetzte Gegengewicht.
Dokumentiert man solche Berichte nur ein einziges Mal, ist von
"Ausnahmefällen" die Rede, also dokumentiert man sie eben öfter. Zum anderen
werden solche Taten, wenn sie denn unbestreitbar vorkommen, von weiblichen
Tätern begangen immer noch komplett anders wahrgenommen als von männlichen.
Auf der einen Seite haben wir in den letzten Jahren eine Zunahme schwerst
gewalttätiger Frauen vorliegen, die in der Berichterstattung weit eher als
Opfer denn als Täterinnen gezeichnet werden (sie waren "überfordert" oder
"emotional aufgewühlt", was einem Mann selten so entschuldigend zugestanden
wird), auf der anderen Seite ist die Staatsanwaltschaft hinter einem
Achtjährigen her, der auf andere Kinder seine Spielzeugpistole richtet.
James Hanback thematisiert diese Diskrepanz eingehender unter
http://edge.net/~nitemist/justice.html

DER FEMINISMUS DES 21. JAHRHUNDERTS?

Die internationale Männerbewegung ist zwiegespalten: Die einen argumentieren
nach der Parole "Feminismus verhält sich zu Frauen wie Rassismus zu Rasse"
und halten eine Geschlechterpolitik, die schon von der Bezeichnung her so
einseitig daherkommt, für wenig zielführend (siehe dazu auch die
untenstehenden Leserbriefe). Andere glauben fest an einen Feminismus, der
beiden Geschlechtern gleichermaßen zum Nutzen gereichen kann - so etwa die
hier immer wieder gern verlinkte Wendy McElroy: "The 21st-century feminist
is anyone - female or male - who rejects gender privilege and demands real
equality for men and women under the law. She makes her own choices and
takes personal responsibility for them, without asking government for
protection or tax dollars. (...) A `welcome´ sign for men must be posted on
the door of feminism. They are fathers, mates, sons, friends, and neighbors.
It is folly to `solve´ a human problem without consulting and co-operating
with one-half of the species." Den kompletten Artikel lest ihr ja doch nicht
unter http://www.foxnews.com/story/0,2933,47668,00.html

WEB:
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PSYCHO-TEST: BIST DU EINE MILITANTE FEMINISTIN?

Feministin zu sein ist ja gut und schön, argumentieren die Verfasser dieses
Tests unter http://spacefem.com/quiz.shtml , aber bist du auch militant
genug? Ein kleines Präsent für diejenigen Leserinnen dieses zines, die
politisch der Gegenfraktion angehören.

MEDIAWATCH:
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ZDF BEHANDELT STALKING JENSEITS VON GESCHLECHTERKLISCHEES

Unter dem Titel "Liebeswahn" strahlte die ZDF-Dokumentations-Reihe "37 Grad"
am 12. März einen halbstündigen Beitrag über den psychischen Terror aus, der
Stalking-Opfer manchmal bis an die Grenze zum Selbstmord treibt. Unter
Zuhilfenahme eines Stalking-Experten aus den USA wurde das enorme seelische
Leiden der Betroffenen eindringlich beschrieben. Während sich unter den
gezeigten Stalking-Opfern entgegen der statistischen Verteilung kein
einziger Mann befand, wurde immerhin über eine Täterin berichtet, die die
von ihr verfolgte Frau mit einer Eisenstange auf offener Straße
niederschlug, um ihr dann mit Tritten die Rippen zu brechen. Die
Angegriffene konnte sich retten, lebt aber, obwohl die Täterin zur Haft in
einer psychiatrischen Klinik verurteilt wurde, noch heute unter ständiger
Angst.

ZEITSCHRIFT "MAX" WIDMET VIER SEITEN GEPRÜGELTEN MÄNNERN

In dem mit "Sie bringt mich um" betitelten Artikel wird das uns allen
bekannte Problem männlicher Opfer von häuslicher Gewalt erläutert, das trotz
des überzeugenden Zahlenmaterials "bis heute weder bei Sozialverbänden, noch
im Bundesfamilienministerium zur Kenntnis genommen wird". Selbst im Lehrplan
einer Polizistenausbildung seien geprügelte Männer nicht vorgesehen, und der
Leiter einer Polizeischule berichtet, dass bei häuslichen Einsätzen ganz
automatisch vom Mann als Täter ausgegangen werde. Jürgen Gemünden erklärt,
warum die Kriminalstatistik mit ihren geringen Zahlen männlicher Opfer in
die Irre führt, und anhand von Valerie Solanas wird das leidliche Muster
aufgezeigt: "Der schlagende Mann ist reaktionär, die schlagende Frau
progressiv." Professor Bock begründet, warum er die Mitarbeit an einer
Studie zur häuslichen Gewalt ablehnte: "In der Ausschreibung ist nur von
Gewalt gegen Frauen die Rede. Das Ergebnis wurde vorweggenommen." Ein
längeres Interview mit ihm trägt die Überschrift: "Die Pläne der Regierung
sind einseitig auf Männer-Vernichtung ausgerichtet". Bock legt dar, wie
leicht es das sogenannte Gewaltschutzgesetz Frauen in ehelichen Streitfällen
mache, den Partner zu zerstören: "Die Frau kann den Mann heute schon
aufgrund von Verdachtsmomenten vor die Tür setzen und mit einem Verfahren
überziehen. Selbst wenn der Mann dann im Prozess seine Unschuld beweist,
sind beispielsweise die Kinder schon bei der Frau. Es sind Fakten
geschaffen, hinter die das Jugendamt oder das Familiengericht nicht mehr
zurückgehen. (...) Dass der Rechtsstaat derart suspendiert wurde, liegt
nicht zuletzt an den Radikalfeministinnen an der Spitze des Frauen- und
Justizministeriums. (...) Auch der flankierende `Aktionsplan der
Bundesregierung´ ist so einseitig auf die Vernichtung von Männern
ausgerichtet, dass es schon grotesk ist."

Im Rahmen dieses Beitrags dürfen auch drei männliche Opfer ihre
Gewalterfahrungen zwischen Pfefferspray, heißem Kaffee und Fleischermesser
schildern. Bezeichnend sind hier die Details: Dem Schweißer Andreas K.
teilte ein Jugendamtsmitarbeiter mit: "Herr K., hätten Sie sich wie Ihre
Frau verhalten, würden Sie Ihre Kinder wohl niemals wiedersehen." (Sie bekam
natürlich das Sorgerecht.) Der Lehrer Jochen E. wurde von seiner Prüglerin
mit "Das glaubt dir doch eh kein Schwein" verhöhnt. Er kam zu dem Schluss,
dass er vor allem deshalb zum Opfer wurde, weil er sich immer als "gut
erzogen" erweisen wollte. Und der EDV-Fachmann Malte S. hat an seine Frau,
die ihn mit dem Nachbarn betrog, das gemeinsame Haus verloren. Die Frau von
Michael K. wiederum wusste in Konfliktsituationen offenbar ebenfalls,
Geschlechterklischees für sich auszunutzen, indem sie etwa plötzlich aus dem
von ihm gesteuerten Auto sprang und von Vergewaltigung schrie. Immer
häufiger richtete sie ihre Attacken gegen das gemeinsame Kind - sobald
deshalb polizeiliche Ermittlungen gegen sie aufgenommen wurden, zog sie der
Darstellung des Artikels nach in ein Frauenhaus und inszenierte sich als das
eigentliche Opfer. Ergebnis: Das Verfahren gegen sie wurde eingestellt, ihr
Mann zu 6000 DM Geldbuße verurteilt. "In einem weiteren Verfahren bekam die
Frau das Sorgerecht für die Tochter zugesprochen. Am Ende der Verhandlung
nahm der Richter Michael K. beiseite: Ihm sei schon klar, dass sie nicht
ganz die Wahrheit gesagt habe. Aber, so der Richter weiter, kein Gericht
verweigere das Sorgerecht einer Mutter, die eidesstattlich versichere, von
ihrem Mann geschlagen worden zu sein."

LESERMAIL:
-----

Als zu subjektiv und einseitig wurde von manchen Lesern der in unserer
letzten Ausgabe verlinkte Bericht Joachim Müllers über die Tagung zum Thema
"Männliche Opfererfahrungen" im Rahmen des Programmas der Evangelischen
Akademie Tutzing wahrgenommen. So befürchten der stellvertretende
Akademiedirektor Dr. Christoph Meier und der renommierte Gewaltforscher
Hans- Joachim Lenz, dass hier hinsichtlich der Zielsetzung und dem
tatsächlichen Verlauf der Tagung ein verzerrtes Bild entstehen könnte und
sehen sich zu folgenden Klarstellungen veranlasst (von mir ganz leicht
gekürzt):

--- Das Thema, das Herr Müller in den Mittelpunkt seines Berichtes stellt
und von dem er sagt, es sei "zentral für die Tagung" gewesen, war
tatsächlich nur eines unter vielen dort behandelten. Allerdings löste es
heftigere Emotionen aus als die anderen und bekam von da her für einige der
Beteiligten offenbar ein Gewicht, das es bei objektiver Betrachtung des
Gesamtverlaufs der Veranstaltung bei weitem nicht hatte. Zu Beginn der nun
im Nachhinein so heftig diskutierten Tagungseinheit zum Thema "Gewalt in
heterosexuellen Partnerschaften" hatten wir (die Veranstalter) an alle
Beteiligten appelliert, nicht in ein wechselseitiges Aufrechnen von Zahlen
und Detailfakten zu verfallen, weil dies niemandem (am allerwenigsten den
Betroffenen) nützt. Die überwältigende Mehrheit der Teilnehmenden und
Referierenden teilte diese unsere Einschätzung und unterstützte uns in
unserem Anliegen. Die "AufrechnerInnen" bildeten eine kleine, wenn auch
lautstarke Minderheit.

Am Ende der Tagung stand bei der großen Mehrheit aller Beteiligten (Männer
wie Frauen) die Einsicht (die viele wohl schon mitgebracht hatten und durch
die Tagung bestätigt fanden), dass gegenseitige Wahrnehmung und gegenseitige
Eingeständnisse von (durch wen auch immer zugefügten) Verletzungen und
Verletzlichkeiten dem Frauen und Männern gemeinsamen Ziel, Gewalt (gegen wen
auch immer) in der Gesellschaft abzubauen, näher bringt als eine Fortsetzung
alter Grabenkämpfe zwischen Feministinnen und "Maskulinisten" mit
Aufrechnungen hinüber und herüber. Jedes Opfer von Gewalt, sei es Frau oder
Mann, Junge oder Mädchen, jung oder alt, ist eines zu viel und hat zunächst
einmal Anspruch auf Hilfe. Diesen Aspekt ins Bewusstsein zu rücken und dabei
bisher blinde oder noch wenig ausgeleuchtete Flecken besonders in den Blick
zu nehmen, war Ziel unserer Tagung. Andere Fragen, die aus Zeitgründen
diesmal weniger oder gar nicht behandelt wurden, werden an anderer Stelle
(auch durch uns, z.B. bei anderen Tagungen der Evangelischen Akademie
Tutzing) aufgegriffen. Insofern glaubten wir, die gewählte Fokussierung uns
diesmal leisten zu können und leisten zu müssen. Der Gesamtverlauf der
Tagung und das Gesamtecho darauf hat uns in dieser Entscheidung bestärkt.
---

Eine offizielle Gesamtdokumentation der Tagung sei in Vorbereitung und könne
jetzt schon für acht bis zehn Euro plus Versandkosten bestellt werden.

Immer noch ein beliebtes Thema scheint die Gleichberechtigung in der DDR zu
sein. Während mir Peter T. als Replik auf ein Lesermail von Peter G. aus
eigener Erfahrung berichtete, dass es in der DDR-Baubranche durchaus auch
Frauen gegeben habe, nahm Garfield diese Debatte für folgenden Text zum
Anlass:

--- Interessant wäre allerdings ein Vergleich von DDR und Bundesrepublik in
puncto Gleichberechtigung. Tatsache ist auf jeden Fall, daß es in der DDR
wesentlich mehr Frauen in Führungspositionen und überhaupt im Berufsleben
gab: und das ganz ohne Quotenregelungen, Frauenbewegung usw. Überhaupt ist
Deutschland ein Beispiel dafür, daß die Frauenbewegung eigentlich kaum etwas
geleistet hat. Alice Schwarzer und Co. schmücken sich heute immer gern mit
Federn, die ihnen gar nicht zustehen. Das Wahlrecht für Frauen
beispielsweise haben (männliche) Soldaten, Matrosen und Arbeiter 1918 so
nebenbei mit erkämpft. (Man muß dabei bedenken, daß die Männer aus dem
einfachen Volk bis 1918 auch kein volles Wahlrecht hatten. In Preußen
beispielsweise gab es ein Klassenwahlrecht, das die Wahlberechtigten nach
Vermögen in Klassen unterteilte. Ein einfacher Arbeiter konnte so
Abgeordnete gar nicht direkt wählen. Obendrein fanden Wahlen grundsätzlich
an Werktagen statt, so daß viele Arbeiter aufgrund der damals sehr langen
Arbeitszeiten gar nicht die Möglichkeit hatten, ihre Stimmen abzugeben. Das
volle Wahlrecht haben die Männer also genau wie die Frauen erst 1918 nach
dem Sturz der Monarchie in Deutschland bekommen.) Und das Gesetz, nachdem
eine verheiratete Frau die Erlaubnis ihres Mannes brauchte, um einen Beruf
auszuüben, wurde wohl weniger auf Druck der Frauenbewegung abgeschafft,
sondern eher weil die Wirtschaft während des deutschen Wirtschaftswunders
dringend Arbeitskräfte brauchte. Bei genauer Betrachtung stellt man fest,
daß die Frauenbewegerinnen zumindest in Deutschland praktisch überhaupt
nichts für die Frauen geleistet haben, sondern genau wie die heutigen
"Girlies" immer nur eine große Klappe und nichts dahinter hatten. ---

Dieter schrieb mir zur Rolle der Frau in der DDR:

--- Ich bin mit Peters Meinung über die DDR in der letzten Ausgabe nicht
ganz einverstanden. Sie suggeriert "hüben wie drüben" gleiche Zustände in
puncto Gleichberechtigung. Zufällige Übereinstimmungen in Detailfragen
lassen aber nicht den Schluss zu, auch das Ganze sei gleich gewesen. In
Wirklichkeit war die politische Situation und damit die Situation der
Individuen natürlich grundlegend verschieden. Die Partei hatte in erster
Linie die vollständige Integration aller Teile der Bevölkerung in ein
Ausbeutungs- und Entmündigungssystem im Auge, dabei waren ihnen Frauen
gerade so Recht wie Männer. In dieser Beziehung waren Männer und Frauen
vollständig gleichberechtigt. Daraus folgt aber auch eine Gleichberechtigung
in vielen Fragen des täglichen Lebens. Zum Beispiel war eine Ehescheidung
eine tatsächliche Trennung, es gab nicht die Institution des nachehelichen
Unterhalts für Expartner. Mann wie Frau waren nach der Scheidung völlig frei
voneinander und gezwungen, für sich selbst zu sorgen. Das ergab sich auch
aus der verfassungsmäßigen Pflicht zur Arbeit. Dass dieses widerliche Gehabe
der Propaganda in Fragen der "Gleichberechtigung der Frau" (Internationaler
Frauentag, DFD u.s.w.) was schon ein Widersinn in sich ist, dem westlichen
Pendant täuschend ähnlich sah, darf nicht über den völlig anderen
Hintergrund hinwegtäuschen. ---

Peter G. problematisiert inzwischen einen weiteren Aspekt meines Buches:

--- Mir fällt auf, daß Du in Deinem Buch oft von sogenannten kritischen
Feministinnen sprichst. Das halte ich für recht bedenklich, vor allem, wenn
man bedenkt, daß sich z. B. Katharina Rutschky meines Erachtens nie als
Feministin bezeichnet hat, und auch andere wohl nicht. Selbst die britische
Schriftstellerin Doris Lessing hat sich gegen diese Titulierung gewehrt;
sogar Virginia Woolf, die zwar in ihrer recht problematischen Schrift "Three
Guineas" das männliche Geschlecht der Machtgier etc. bezichtigte, jedoch
grundsätzlich keinen Männerhaß propagierte, hatte sich nie als Feministin
bezeichnet. (...) Das männliche Geschlecht wird einerseits als das
unterdrückende dargestellt, andererseits wird aber jedwede Verteufelung
selbigen abgestritten. Dieses Muster ist eben die sanftere Tour einer
Anklage und letztendlich doch Verteufelung des männlichen Geschlechts; und
es durchzieht alle sogenannten kritischen Feministinnen. Bezeichnend ist
doch gerade, daß sich Menschen, die für eine wahre Gleichberechtigung
eintreten, den Titel "Feminist/in" vehement ablehnen (vgl. Emma Goldman).
Das kann ich auch voll und ganz nachvollziehen, da jeder "-ismus" auf eine
Ideologie verweist. Selbst beim Anarchismus, der, wenn man die historischen
Strömungen betrachtet, eher eine Philosophierichtung ist, die sich aus
Idealen speist, konnte von den ganzen Scharlatanen, die sich heute als
solche dünken, eine starre Ideologie gemacht werden, die mit den
historischen Persönlichkeiten wie Kropotkin, Rocker, Goldman, Berkman etc.
nichts mehr gemein haben. Aus diesem Grunde scheue ich mich ebenso vor dem
Begriff Maskulist - da finde ich Begriffe wie "Männerrechtler" und
"Frauenrechtler" erst einmal treffender, wenngleich sie auch schon ziemlich
ausgereizt sind und nur als Provisorien dienen können. Es müßte da etwas
ganz Neues geschaffen werden, was auch auf treffende Weise das Eigentliche
zu formulieren vermag. ---

Den längsten Leserbrief, den ich je erhalten habe, schickt mit Rainer aus
Dortmund. Er setzt sich zwar in erster Linie wohlwollend-kritisch mit meinem
Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" auseinander, äußert darin aber sehr
viele Gedanken, die für Mitglieder der Männerbewegung insgesamt interessant
sein könnten. Deshalb veröffentliche ich hier gerne eine gekürzte Fassung:

--- Das Buch habe ich mir zwischen Weihnachten und Neujahr reingezogen,
eigentlich in jeder freien Minute, die ich nicht durch irgendwelche
Festtagstermine (Familie, Freunde) belegt war. Meine Aussage, die ich nach
50 Seiten in meinem Weihnachtsmail gemacht habe, dass vor der Lektüre zu
warnen wäre, u.a. wg. Suchtgefahr, möchte ich präzisieren dahingehend, dass
man sich eine geeignete Zeit suchen/nehmen soll, um sich die Lektüre anzutun
d.h. dann, wenn entsprechend Zeit und Muße da ist, das Gelesene zu verdauen.
Nachdem ich das Buch durchgelesen hatte, wollte ich es lange nicht mehr
anfassen und auch über den Inhalt nicht mehr nachdenken, was natürlich nicht
funktioniert hat. Es wühlt einfach mächtig in unguten Erinnerungen und rührt
an Befürchtungen, die gerne verdrängt werden.

Jetzt, etwa 9 Wochen später, will ich Dir konstruktive Kritik und
Anregungen mitteilen. Eigentlich meine ich, ganz gut im Stoff zu stehen:
beispielsweise vorletztes Jahr, mit Vorbedacht auch zwischen Weihnachten und
Neujahr, habe ich ein psychologisches Gutachten über einen mir bekannten
geschiedenen Vater und seine Familie durchgearbeitet, das auf ca.70 Seiten
angestrengt, und meiner unmaßgeblichen Meinung nach erschreckend
oberflächlich, versuchte darzulegen, warum der Vater seine beiden Kinder zu
deren eigenen Wohl nicht sehen/treffen dürfe, obwohl auch dem Gutachter
nicht entgangen war, dass die Kinder den teilweise schrulligen und
zerstreuten Vater mögen, und die Kindesmutter sehr selbstbezogen, eigentlich
nur bedingt erziehungsfähig und auffallend konfliktfreudig ist (so das
schönfärberische Psychologendeutsch, man mag sich vorstellen was das in
natura heißt). Das verblüffende Kernargument war, da die Kindesmutter und
der Kindesvater so gut wie ständig im Streit über alltägliche Dinge liegen,
sei es für das Kindeswohl das Beste, den Vater vom Umgang auszuschließen,
damit dem Streß die Grundlage bzw. der entsprechende Gegenpart entzogen
würde. Das Fatale an dem aus schlecht organisierten Textbausteinen
zusammengeschusterten Gutachten war, dass es dem Familiengericht als
Entscheidungsgrundlage diente, und dieses dieser dumpfen Argumentation und
Empfehlung bereits gefolgt war. Ich habe mich schwer getan, dem Kollegen
etwas Hilfreiches dazu zu sagen, außer dass ich das Gutachten hochgradig
schwachsinnig und opportunistisch finde. Das hatte er sich allerdings auch
schon gedacht, aber da hat er wenigstens einen gefunden, der seine Meinung
teilt. Manchesmal glaube ich, dass für nur wenige Menschen der ungeheure
Zorn und die Erbitterung nachvollziehbar ist, die einen anspringen, wenn man
in solchen Vorgängen steckt, für die das Wort "kafkaesk" einfach zu dürr
ist. Ich selber kämpfe jetzt schon seit fast 5 Jahren um einen schmalen,
wirklich nicht menschengemäßen Umgang mit meinem kleinen Sohn, den ich viel
zu lange schon nicht mehr gesehen habe.

Lange Rede kurzer Sinn: Dein Buch toppt eindeutig alle Materialien und
Problemdarstellungen, die ich in der vereinsmäßigen Männer-/ Väterarbeit
vorgesetzt bekomme. Das spricht nicht gegen Dich, sondern gegen die
Zustände, die Du beschreibst; es spricht für Deinen Fleiß diese ganze (mit
Verlaub) Scheiße zusammenzutragen und in durchaus lesbarer Form zu
dokumentieren und zu kommentieren, was Dich sicherlich einige
Körperbeherrschung gekostet hat. Mein Kompliment dafür. Aber Dein Kompendium
weibischer (! zweifellos sind es nicht typisch weibliche Eigenschaften!, ich
glaube, es handelt sich um massive gesellschaftliche Fehlentwicklungen)
Entgleisungen und Widerwärtigkeiten ist vielleicht etwas viel auf einmal.
Ich will das Buch gar nicht groß inhaltlich anzweifeln, teilweise auf Grund
eigener Erfahrung, teilweise wg. des gehaltvollen Literaturnachweises.
Möglicherweise ist es der grobe Keil, der auf den groben Klotz gehört, und
ich habe auch keinen Zweifel daran, dass dem um sich greifenden
Weiblichkeitswahn, will sagen: der ideologischen Verklärung eines
fehlgeleiteten Weiblichkeitsideals ein gehöriger Dämpfer entgegen zu setzten
ist, um weiteres Unheil, wenn nicht zu verhindern, so doch einzudämmen. In
sofern finde ich den Ansatz des Buches im großen Rahmen richtig, wenn ich
auch gerne mehr über gesellschaftliche und nicht so viel über psychologische
Aspekte gelesen hätte.

Allerdings hättest Du aus dem vorgelegten Stoff problemlos 3 bis 5 Bücher
machen können. Nun ist mir klar, dass es ein gewagtes Pokerspiel gewesen
wäre, auf solche Möglichkeiten zu setzen. Nicht nur als treuer Leser Deines
e-zines, sondern aus aus diversen Beschwerden, die im Internet zur Kenntnis
gebracht werden, oder einfach von Begebenheiten beim Bestellen von politisch
unkorrekten Titeln im Buchhandel, weiß ich, dass Bücher für Männer (die ja
nicht unbedingt automatisch gegen Frauen gerichtet sind) für die Buchbranche
kein Thema sind. Ich vermute, Du hast aus der Befürchtung heraus, dies Buch
könnte zur "Eintagsfliege" werden, und es keine weitere Möglichkeit für
Bücher geben würde, alles reingepackt, was Dir wichtig erschien und in dem
Zusammenhang schon immer mal gesagt werden musste. Kann ich irgendwie
nachvollziehen, aber es macht die Lektüre schwer verdaulich, weil Inhalt und
Umfang doch sehr kompakt und sperrig sind. Ich hoffe, es verkauft sich
dennoch gut, und es gibt weitere, weniger schwergewichtige und noch größere
Kreise ansprechende Folgeprojekte.

Den Begriff "Maskulismus" finde ich sehr unglücklich gewählt. Er intendiert
meiner Auffassung nach, das Gegenstück zum Feminismus zu sein, den ich als
totalitäre und finstere Ideologie begreife. Dass sich zumindest die deutsche
Variante des Feminismus nicht viel anders als totalitär und
anti-aufklärerisch zeigt, dafür gibst Du in Deinem Kompendium zahlreiche
Beispiele. Er tendiert streckenweise sogar ins Faschistische (Heil Sch... !,
Heil Solanas!). Die aufgeklärt- und/oder liberal-feministischen Strömungen,
wie es sie in den USA mit Wendy McElroy u.a. gibt, habe ich hierzulande noch
nicht ausmachen können, wenn sie denn existieren. Beate Krichelhoff und
Karin Jaeckel sehe ich als randständige Einzelkämpferinnen, die ihre liebe
Not haben Gehör zu finden. Die sich findende Männerbewegung als
maskulistisch, als komplementär zum Feminismus zu betiteln sehe ich als
politisch-publizistisches Eigentor. Es klingt wie: da prügeln sich die
Linken und die Rechten, also rechts gleich links ("plus ist minus und rot
ist schwarz" - ein alter Wortwitz aus der Elektrotechnik, wenn die
Verwirrung überhand nimmt), die Extreme berühren sich, sind letztlich gleich
(schlecht) und da halten wir uns raus. Zugegeben, das sind recht spießige
Gedankengänge, aber dieses unheilvolle Denkschema ist weit verbreitet. Und
dem in diesem unseren Lande ebenso verbreiteten Bedürfnis jemanden, der sich
mit (noch) nicht mehrheitsfähigen Positionen in die Öffentlichkeit wagt,
also nicht ganz normal sein kann, in eine (un)passende Schublade zu
stecken, muß ja nicht unbedingt dadurch Vorschub geleistet werden, in dem
man den mißverständlichen Begriff selber vorgibt.

Die sich noch suchende, aber stärker werdende Bewegung wendet sich ja nicht
ausschließlich gegen diskriminierende Auswüchse zu Lasten von Männern und
die verbreitete Misantrie, es geht auch und nicht zuletzt um Menschenwürde,
die nicht nach Geschlecht oder Rasse trennbar ist. Oder lies mal
spaßeshalber ein paar Tage die Vafk-Mailing-Liste (auch wenn´s machmal
schwerfällt): da geht´s hauptsächlich um Kinderrechte und wie man die aus
dem Ruder gelaufene Ex doch noch zu einem konstruktiven Dialog bewegen
könnte. Und wenn Du Dich mit einigen von den sogenannten "Zweitfrauen"
unterhältst (= die zweiten Frauen von entsorgten Vätern; es gibt, wie Du
wahrscheinlich weißt, ein "Zweitfrauen-Forum" im Internet), dann hörst Du
Stellungnahmen und Kommentare, die auch manche der frechsten abgezockten
Väter als blasse Musterknaben erscheinen lassen. (Wir haben von dieser
Fraktion hin&wieder Besuch an Info-Ständen und es weht dann ein
erfrischender Wind.) Der Begriff Maskulismus würde diese Frauen, die
ziemlich die gleiche Richtung haben wie viele Väterrechtler, von vornherein
ausgrenzen. Und solche Bündnisse forderst Du ja in Deinem Buch selber.

Also wenn schon ein Begriff her muss, warum dann nicht wirklich "egalitär!?
Wer kennt sich schon so genau im Finanz(neu)deutschen aus, dass der Begriff
blockiert/belegt wäre? Was bedeutet der Begriff da überhaupt? Sind etwa
Mann-Frau-Beziehungen frei von Ökonomie? (Siehe David Friedman, dem ich hier
allerdings nicht ungeteilt zustimmen kann. Aber das ist wieder ein anderes
Thema) Auf jeden Fall kennt das MS-ENCARTA-Lexikon auch noch eine
ethnologische/oder soziologische Bedeutung und zwar (Zitat): "Egalitäre
Gesellschaften, im weitesten Sinne Gesellschaften, die in sozialer und
wirtschaftlicher Hinsicht die Gleichheit ihrer Mitglieder betonen.
Kennzeichen einer egalitären Gesellschaft ist zudem die zeitlich begrenzte
und situationsbedingte Übergabe von Autorität an Personen, die besonders
qualifiziert sind (beispielsweise die Leitung der Jagd durch den besten
Jäger). Bei üblicherweise als egalitär bezeichneten Gesellschaften wie den
San in Botswana und Namibia oder den malaiischen Batak bestehen keine
ausgeprägten wirtschaftlichen sowie status- und prestigebezogenen
Unterschiede. Verfasst von: Barbara Rusch (C) MS Encarta 99"

Das klingt nicht nur in meinen Ohren gut und beschränkt sich auch nicht nur
auf den leidigen Sexismus und Geschlechterkampf, sondern hat eine
übergeordnete sozio-ökonomische Dimension jenseits von hinlänglich bekannten
und zu recht verworfenen Ideologien. Den Begriff "egalitär" (am liebsten
egalitär-libertär, aber wir wollen es nicht zu kompliziert machen) möchte
ich auf jeden Fall zur Diskussion stellen, aber bitte nicht mehr
"Maskulismus".

Gegen Ende des Buches beschreibst Du die Parteien als Bündnispartner. Zu
jeder Partei fällt Dir ein entsprechender Anknüpfungspunkt ein, der eine
Zusammenarbeit sinnvoll erscheinen läßt. Diese Einschätzung halte ich für zu
optimistisch. Nach meiner Erfahrung handeln Parteien als
"Mehrheits-Meinungs-Agenturen", die, weil von Wahlergebnissen (oder Spenden
entsprechender Interessengruppen) direkt abhängig, es sich nicht leisten
können Minderheiten mit nicht mehrheitsfähigen Positionen oder mangelndem
finanziellem Gewicht zu fördern /unterstützen. Das Risiko einer
Fehlinvestition ist einfach zu groß. Auch die Bündnisgrünen haben
"Sitz&Stimme" im Parlament hauptsächlich einstmals starken
außerparlamentarischen Bewegungen zu verdanken (ich meine nicht ´68, sondern
die Nachfolger) auf deren bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Überresten sie
noch heute herumkauen. 1990, eigentlich schon am inhaltlichen und
politischen Konkurs angelangt, haben sie sich nochmal durch Übernahme eines
Großteils der DDR-Bürgerrechtsbewegung sanieren können. Die "eingemeindeten
Ostler" sind dann auf schier unnachahmliche Weise expediert worden. Die
sogenannten Alt-Parteien haben das ähnlich gemacht. Einen Abglanz der
Wut&Enttäuschung, die dort noch berechtigerweise herrscht, konnte man im
"Manifest der Bürgerbewegung (oder so ähnlich)", Herbst 2001 erkennen, über
das
die ZEIT erwartungsgemäß nichts als Häme gegossen hat.

Nun denke ich nicht, dass man mit niemandem zusammenarbeiten kann, nur weil
er/sie Mitglied in einer Partei ist. Vielmehr sehe ich eine vorrangige
Notwendigkeit von "Horizontal-Verbindungen" zu Personen die gleiche oder
ähnliche Anliegen haben, unabhängig von der Mitgliedschaft in einer Partei
oder auch Kirche, Gewerkschaft etc. Das ist aber etwas grundsätzlich anderes
als zu versuchen die Parteien an sich für unsere Probleme zu erwärmen. Ein
Bündnis mit einer Partei wird die "egalitäre Männerbewegung" erst eingehen
können, wenn es sich für die Partei konkret auszahlt, der Rest ist
Meinungsmanagement, das Anforderungen der "Parteienlogik" bedient und
unbequeme Inhalte versucht zu lenken und zur Eigenprofilierung der Partei zu
nutzen ("sich an die Spitze setzen und diese abbrechen", wie bereits
mehrfach gesehen). Hier möchte ich keinesfalls Aktivisten wie Joachim Bell
oder Peter Thiel beleidigen. Die erste Version vom Aufruf der "Roten Männer"
fand ich noch schauderhaft, den von der Taz abgelehnten Artikel im Invisible
Nr.31 finde ich richtig gut und werde ihn auch weiterverbreiten. Dass Peter
Thiel, den ich über Mailverkehr kenne und respektiere, redlich versucht, den
feminisierten Grünen einen Eindruck der Männersicht beizubringen, finde ich
angesichts des gigantischen Ausmaßes seiner gewählten Aufgabe bewundernswert
und er sollte ganz sicher dabei unterstützt werden. Allerdings ist Peters
Bemühen aus meiner Sicht der Versuch, aus einem Schäferhund einen Vegetarier
zu machen. Aber möglicherweise mache ich selbst nicht viel anderes bei
meiner Vereins-Arbeit ... (und ich habe selbst im grünen Ortsverband von
1979-86 kräftig mitgearbeitet.)

Sehr gut finde ich den Anhang 1 mit der Anleitung zur Bewältigung von
feministischen Fallstricken in Diskussionen; ich hatte auch schon mal
angefangen, eine solche Argumentationshilfe zusammenzustellen, weil sie in
der praktischen Arbeit sehr wichtig ist. Dies ist ein Kapitel, das
vermutlich ständig fortgeschrieben werden muss.

Die Geburt einer Männerbewegung ins Jahr 200x zu verlegen, auch wenn das
Jahr Null gleich wieder relativiert wird, finde ich wenig hilfreich. Keine
Bewegung fällt vom Himmel und ist zu einem bestimmten Termin einfach da. Es
provoziert möglicherweise eine zweifelhafte Diskussion darüber, ab wann eine
Bewegung sich als solche bezeichnen darf und wann nicht. Reicht schon die
Publikation und breitere Information über abzustellende Mißstände, oder
müssen erst öffentlichkeitswirksame "Massenaktionen" vorgewiesen werden (von
denen niemand das Kriterium zu nennen vermag, wann diese als solche gelten
dürfen)? Viel Zeit und Kraft ist in der Vergangenheit mit solchen
Scheindiskussionen in anderen Bewegungen vergeudet worden und dies sollte
hier nicht wiederholt werden.

Es lohnt sich aber mit Sicherheit ein Blick auf die Zeit vor 2000: Gute
aufklärerische und populäre Beiträge (will sagen: nicht akademischem
Fachpublikum vorbehalten) zum männlichen Rollenproblem erinnere ich
mindestens aus den späten 70ern. Zwar war die Diskussion vielfach von
krausen Ideen überlagert, wie in "Männerbilder" von VE Pilgrim (1980); oder
Theweleits "Männerphantasien" in denen er auf über 1000 Seiten sein
schwerstes Leiden an der Männlichkeit an sich ausbreitet, und leider den
Faschismus als ursprünglich männliches Problem versucht darzustellen. Er hat
den Feministinnen reichlich Knallkörper geliefert, auf deren Verpuffungen
viele reingefallen sind. Aber die Diskussion war, wenigstens in der
studentischen Linken, erstmal entfacht und zwar geschlechterübergreifend,
was man heute nicht sagen kann. VE Pilgrim hat dennoch in den frühen 80ern
wichtige Anstösse geliefert; und er schreibt heute anders, meiner Meinung
nach viel näher am Problem. Auch
Umwege müssen wohl gemeistert werden. (von Theweleit weiss ich nur, dass er
danach Romane verfasst hat). Zudem wurden wegweisende Beiträge wie "Schweine
mit Flügeln" vom furchtlosen Marco Lombardo Radice (Rowohlt 1978?77?) viel
und gerne gelesen; auch der Folgeband "Der letzte Mann". Etwa in der Zeit
kam auch Uve Schmidt´s "Ende einer Ehe" heraus, was beim heutigen Niveau des
Geschlechterkrieges kaum mehr jemanden beeindrucken dürfte, und meiner
Meinung nach etwas zu weinerlich abgefasst war. Ein echtes Highlight war
allerdings wieder Henning Venskes "Ich war der Märchenprinz" (1983), die
famose Replik auf Svende Meriams unsäglichen "Tod des Märchenprinzen", der
dem notorisch defizitären Buntbuch-Verlag für kurze Zeit schwarze Zahlen
schenkte.

Venskes Replik war allerdings auch ein, wenn auch heimlicher, Bestseller,
der so für Furore sorgte, dass viele Buchladen(-kollektive) sie nur, wenn
überhaupt, unter dem Ladentisch oder "aus der Tasche" in Kneipen u.ä.
verkauften. Das Buch war "Bückware im Westen", und zwar nicht etwa weil es
unter staatlicher Repression gestanden hätte, (was derzeit nicht grade
unüblich war) sondern weil die Befürchtung der Buchhändler von aufgebrachten
Frauengruppen die Schaufenster zertrümmert und die Restruine mit lila
Graffiti verziert zu bekommen, so wie Frau Meriam dies als legitime Form der
Auseinandersetzung darstellte, ganz real und vernünftig war. "Bürgerliche
Buchhandlungen" konnten das Buch weitgehend unbehelligt verkaufen. Henning
Venske hat nach seiner Enttarnung (er hatte unter dem Pseudonym Arne Piewitz
geschrieben) sehr böse Prügel bezogen, wovon er sich lange nicht erholt hat,
und so mancher mochte garnicht zugeben, dass er das Buch, womöglich mit
diebischer Freude, überhaupt gelesen hatte. Auch Meilensteine, die Rainer
Neutzling und der 1999 tragisch verstorbene Dieter Schnack gesetzt haben mit
"Kleine Helden in Not", "Die Prinzenrolle", "Hauptsache Arbeit?", "Der Alte
kann mich mal gerne haben" (1990-97, alle Rowohlt) sollten hier nicht
vergessen werden, sondern besser noch einmal hervorgeholt und dem
interessierten Publikum nahegebracht werden. Die Lektüre lohnt sich
wirklich! Dieter Schnack hat es auf einzigartige Weise verstanden, hart
eträgliche Fakten und Aspekte des Männerlebens mit samtschwarzem Humor und
wissenschaftlicher Prägnanz darzustellen. Eine Kombination, die diese
kantige Materie für viele überhaupt erst zugänglich macht.

Gegen Herrn Matussek als Kronzeugen habe ich verschiedene Vorbehalte (das
ist aber wieder ein anderes Thema). Was Herrn Schwachnitz angeht, möchte ich
stark bestreiten, das er einen Meilenstein in der Aufklärung der
Rollenproblematik geliefert hat. Wenn überhaupt, dann war das ein
Meilenstein für seinen Geldbeutel, weil er genau weiß, mit welchem
gequirlten Käse die holden Damen zum Bücherkauf gebracht werden. Nach seiner
eigenen Aussage wurde das Buch zum überwältigenden Anteil von Frauen
gekauft. Und welche Zielgruppe habe wir da im Verdacht? Nicht alles was
unter der Flagge "moderne Männlichkeit" segelt, ist eine Bereicherung, und
meiner Ansicht nach fährt dieser Zeitgenosse unter einer Drittstaatenflagge.
---

Eine kurze Erläuterung, die ich hierzu noch abgeben möchte, bezieht sich auf
die von Rainer beanstandete Überschrift meines Textes "Das Jahr Null. Die
Befreiung des Mannes hat soeben begonnen". Dies ist ein leicht
parodistischer Verweis auf ein französisches Manifest sehr ähnlichen Titels
vom Ende der sechziger Jahre, nur dass dieses behauptete, dass die Befreiung
der FRAU gerade begonnen habe. Natürlich ist mir selbst klar, dass die
deutsche Männer- und Väterbewegung eine Vorgeschichte von mehreren Jahren
und Jahrzehnten hat; glaube aber wirklich, dass sie im letzten Jahr in eine
neue Phase getreten ist. Was die Diskussion um die Benennung unserer
Bewegung angeht, bin ich auf die Ansichten weiterer Leser gespannt.
"Maskulismus" habe ich ja selbst immer etwas unglücklich und nur als
Übergangslösung brauchbar gehalten. "Egalitär" scheint mir nach der von
Rainer zitierten Definition gut zu passen, hat aber den Nachteil, dass der
Begriff nicht selbsterklärend ist: Eine außenstehende Person, der ich
mitteile, ich sie Mitglied der "egalitären Bewegung", und die gerade kein
MS-ENCARTA-Lexikon zur Hand hat, könnte diesem Ausdruck erst mal zu
entnehmen glauben, mir sei alles wurscht. "Männerrechtler" hingegen wäre
sofort verständlich, unterstellt aber vielleicht, dass Frauen und Männer
komplett unterschiedliche Interessen haben, die sie nur gegeneinander
durchsetzen können.

Für weitere Gedanken, Kritik, Anregungen und Ideen bin ich immer dankbar.
Das aber war es erst einmal für diese Ausgabe - herzlicher Gruß euch allen!

Arne

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