Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Lexikon der Sexirrtümer" erschienen

Arne Hoffmann, Friday, 07.03.2003, 00:50 (vor 7742 Tagen)

Howdy, :-)

der eine oder andere von euch wird es vielleicht schon in der Buchhandlung ausliegen haben sehen: das bei Eichborn vor wenigen Tagen erschienene "Lexikon der Sexirrtümer" des Allgemeinmediziners Jürgen Brater, der zum Beispiel auch schon einen populären Gesundheitsratgeber geschrieben hat. Waren die letzten Bücher aus Eichborns Irrtümer-Lexika-Reihe für mein Empfinden durchwachsen bis schauderhaft, bin ich von diesem Buch hier beim ersten Querlesen wirklich begeistert. Im Gegensatz zu dem, was sich sonst so an Büchern mit längst überholtem Kenntnisstand auf dem deutschen Buchmarkt tummelt (Chris Evatt, Maurice Yaffe und Astrid-Christina Richtsfeld seien nur stellvertretend genannt), ist Braters Buch auf dem aktuellen Stand und bietet längst überfällige Aufklärung. Auch eher Randgruppen-Themen wie Transgender, SM und Windelfetischismus werden erwähnt, bilden in dem 480-Seiten-Wälzer aber keineswegs den Schwerpunkt. Eichborn ist zwar in gewisser Weise der direkte Konkurrenzverlag zu meinem, aber diesem Werk wünsche ich wirklich einen hohen Rang in den Bestsellerlisten.

Männerpolitisch bietet das Buch allerdings nur sehr begrenztes Material. Immerhin wird auf die Existenz von Männerärzten hingewiesen und darauf, dass Pornos nicht zu Frauenfeindlichkeit und sexuellen Gewalttaten führen. Interessant ist, dass Frauen den Schlankheitswahn von Männern weit überschätzen. Legt man nämlich selbst Männern, die in Kontaktanzeigen gezielt nach "schlanken" oder sogar "sehr schlanken" Frauen suchen, verschiedene Fotos zur Auswahl vor, entscheiden sich diese Männer für einen Körpertyp, den Frauen selbst schon nicht mehr als schlank bezeichnen würden.

Brater erwähnt an anderer Stelle auch auf die schon in den INVISIBLE MEN zitierte Studie, der zufolge ein und dasselbe Verhalten weit eher als sexueller Missbrauch bewertet wird, wenn es von einem Mann ausgeht, als wenn eine Frau dasselbe tut.

Ansonsten fällt auf, dass als populärer Irrtum gelistet ist: "Männer vergewaltigen - Frauen werden vergewaltigt". Brater weist (wie auch ich schon) darauf hin, dass zumindest in den USA deutlich mehr Männer als Frauen Opfer von Vergewaltigungen werden, nämlich in den Gefängnissen. Auch Vergewaltigungen von Männern durch Frauen kommen vor. Als Beispiel nennt Brater einen Fall, über den im "Pro-Familia-Magazin" berichtet wurde und bei dem eine 40-jährige ihren Ex-Freund auf der Toilette eines Lokals zu sexuellen Handlungen zwang. Brater: "Wie groß die Zahl der vergewaltigten Männer allerdings tatsächlich ist, lässt sich kaum beurteilen. Denn welcher Mann würde schon zugeben, von einer Frau sexuell missbraucht worden zu sein? Zu groß ist meist die Angst, sich zum Gespött anderer zu machen und als Weichei oder Schlappschwanz tituliert zu werden." Das Problem kennen wir ja schon aus dem Bereich der häuslichen Gewalt.

Was weibliche Opfer anginge, würde der berühmte Tritt in die Hoden als Abwehrtechnik übrigens weit überschätzt, da die meisten Täter über diese Schwachstelle bestens Bescheid wüssten und ihr Opfer meistens zunächst von hinten umfassen und überwältigen. (Brater empfiehlt auf der Grundlage von "polizeilichen Erkenntnissen" aber dennoch aktive Gegenwehr, beispielsweise durch Schreien, Um-sich-Schlagen und Beißen. Dadurch hätten immerhin 70 Prozent der Opfer eines Überfalls eine Vergewaltigung verhindern können.)

Wie gesagt, ich bin noch beim Querlesen. Wenn ich noch etwas genderpolitisch Interessantes finde, reiche ich es nach.

Herzlicher Gruß

Arne

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