Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´

Joachim, Monday, 25.11.2002, 20:19 (vor 7834 Tagen)

Natürlich einseitig und einfach zum Kotzen! An diesem Tag denke ich an Kinder, denen Gewalt und Leid durch Frauen oder Männer zugefügt wurde, aber keinesfalls an Frauen! Traurig, dass es einen solchen Gedenktag "Gewalt gegen Kinder" noch nicht gibt, ganz klar, weil Frauen auch als Täterinnen gelten! Dieser Gedenktag "Gewalt gegen Frauen" hat für mich eine klare Aussage, dass Gewalt gegen Männer und Kinder geduldet wird, das alles ist für mich Scheinheilig, Verlogen und Hinterfotzigkeit!

Hier lesen!

Differenzierte Betrachtung

Markus, Monday, 25.11.2002, 21:12 (vor 7834 Tagen) @ Joachim

Als Antwort auf: TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´ von Joachim am 25. November 2002 18:19:22:

Ich denke den heutigen Tag sollte man sehr differenziert betrachten. Es handelt sich dabei um einen weltweiten Tag. Es ist noch lange nicht so, dass Frauen weltweit die selben Rechte haben wie wir Männer. Gerade in moslemischen Staaten wird die eindeutig untergeordnete Rolle der Frau klar ersichtlich. Frauen dürfen dort einfach so geschlagen werden, wenn sie nicht verschleiert sind. Bei den Taliban hatten Frauen nicht mal das Recht in ein Krankenhaus zu gehen. Die diversen Pseudo-Fälle von Ehebruch mit folgender Verurteilung zur Steinigung sind uns auch noch im Gedächtnis. Grundsätzlich denke ich also ist ein weltweiter Gedenktag durchaus berechtigt. Die Frage stellt sich für mich nun nur dahingehend, ob in Deutschland die Fahnen gehisst werden, um Anteilnahme für Teile dieser Welt zu symbolisieren, in denen Gewalt gegen Frauen wirklich an der Tagesordnung ist, oder ob aber die eigentliche weltweite Deutung hier von Extremisten missbraucht wird, um eine vermeintliche Benachteiligung der Frau in Deutschland vorzutäuschen.

Gruß, Markus

Re: Differenzierte Betrachtung

Eugen Prinz, Monday, 25.11.2002, 22:47 (vor 7834 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Differenzierte Betrachtung von Markus am 25. November 2002 19:12:28:

Die Frage stellt sich für mich nun nur dahingehend, ob in Deutschland die Fahnen gehisst werden, um Anteilnahme für Teile dieser Welt zu symbolisieren, in denen Gewalt gegen Frauen wirklich an der Tagesordnung ist, oder ob aber die eigentliche weltweite Deutung hier von Extremisten missbraucht wird, um eine vermeintliche Benachteiligung der Frau in Deutschland vorzutäuschen.
Gruß, Markus

Da hast du die Sache auf den Punkt gebracht. Die räumlich-zeitlichen Exkurse sind mit die wichtigsten Operatoren der feministischen Dialektik. Hinweise auf Hexenverbrennungen oder auf Beschneidungen von Frauen in Afrika werden immer wieder herangezogen, den Männer im Hier und Jetzt Schuldgefühle zu verursachen, denn Schuldgefühle von Männern sind etwas sehr nützliches ... für Frauen.

Herzliche Grüße, Eugen

Re: Differenzierte Betrachtung

Markus, Monday, 25.11.2002, 23:00 (vor 7834 Tagen) @ Eugen Prinz

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Eugen Prinz am 25. November 2002 20:47:36:

Also ich denke es gab heute keine Frau in Afrika oder Asien, die an die Frauen in Deutschland besonders gedacht hat.

Und die Taktik die du nennst ist oft zu erkennen.

Gruß, Markus

Re: Differenzierte Betrachtung

Eugen Prinz, Tuesday, 26.11.2002, 16:55 (vor 7833 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 25. November 2002 21:00:43:

Also ich denke es gab heute keine Frau in Afrika oder Asien, die an die Frauen in Deutschland besonders gedacht hat.

Ja, es ist schon eine unglaubliche Anmaßung, mit der unsere öffentlich bestallten Frauefrauen beanspruchen für 'die Welt' zu sprechen. Arne hat ja darauf hingewiesen, dass vor Ort (z.B. in Afghanistan) die Sachen ganz anders aussehen, als sie uns hier von irgendwelchen SteigbügelhalterInnen des Feminismus verkauft werden.

Gruß von Eugen

Re: Differenzierte Betrachtung

Quixote, Tuesday, 26.11.2002, 02:02 (vor 7834 Tagen) @ Eugen Prinz

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Eugen Prinz am 25. November 2002 20:47:36:

Die Frage stellt sich für mich nun nur dahingehend, ob in Deutschland die Fahnen gehisst werden, um Anteilnahme für Teile dieser Welt zu symbolisieren, in denen Gewalt gegen Frauen wirklich an der Tagesordnung ist, oder ob aber die eigentliche weltweite Deutung hier von Extremisten missbraucht wird, um eine vermeintliche Benachteiligung der Frau in Deutschland vorzutäuschen.
Gruß, Markus

Da hast du die Sache auf den Punkt gebracht. Die räumlich-zeitlichen Exkurse sind mit die wichtigsten Operatoren der feministischen Dialektik. Hinweise auf Hexenverbrennungen oder auf Beschneidungen von Frauen in Afrika werden immer wieder herangezogen, den Männer im Hier und Jetzt Schuldgefühle zu verursachen, denn Schuldgefühle von Männern sind etwas sehr nützliches ... für Frauen.
Herzliche Grüße, Eugen

Ach Sch.... warum kann ich mich nicht schuldig fühlen, WAS stimmt mit mir nicht ?
HELP.
Frank

Re: Differenzierte Betrachtung

Eugen Prinz, Tuesday, 26.11.2002, 13:02 (vor 7833 Tagen) @ Quixote

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Quixote am 26. November 2002 00:02:38:

Die räumlich-zeitlichen Exkurse sind mit die wichtigsten Operatoren der feministischen Dialektik. Hinweise auf Hexenverbrennungen oder auf Beschneidungen von Frauen in Afrika werden immer wieder herangezogen, den Männer im Hier und Jetzt Schuldgefühle zu verursachen, denn Schuldgefühle von Männern sind etwas sehr nützliches ... für Frauen.
Herzliche Grüße, Eugen

Ach Sch.... warum kann ich mich nicht schuldig fühlen, WAS stimmt mit mir nicht ?
HELP.
Frank

Ja, seltsam. Auch ich kann inzwischen damit leben, ein Schwein ... äh, ein Mann zu sein. Vielleicht geht es uns wie dem Besoffenen, der nach Jahren die Nüchternheit entdeckt. Wahrscheinlich müssen wir in Therapie ;-)

Grüße von Eugen

Re: Differenzierte Betrachtung

Arne Hoffmann, Tuesday, 26.11.2002, 11:49 (vor 7833 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Differenzierte Betrachtung von Markus am 25. November 2002 19:12:28:

Bei den Taliban hatten Frauen nicht mal das Recht in ein Krankenhaus zu gehen.

Soweit ich weiß, durften sie nicht ohne männliche Begleitung zum Arzt. Dafür gab es allerdings auch die Begründung, dass Afghanistan nach Jahren des Bürgerkriegs auch "psychisch" am Boden lag und Frauen sich ohne Begleitung vor Vergewaltigern nicht mehr sicher sein konnten.

In meinem e-zine INVISIBLE MEN habe ich über längere Zeit auch Beiträge zur Situation in Afghanistan und anderen Ländern veröffentlicht. Das kann ich jetzt nicht alles nachholen. Generell gesprochen: Es ist sehr heikel, ohne nähere Kenntnisse in eine andere Kultur hineinzuschauen, nur darauf zu achten, wie Frauen dort behandelt werden (womöglich noch aus westlicher Perspektive) und dann Thesen über ihre Unterdrückung in diesen Ländern aufzustellen.

In einer zehntägigen Kampagne ab dem 22. November letzten Jahres haben US-amerikanische Männerrechtler darauf hingewiesen, dass die Misshandlung von Frauen in Afghanistan breiten Raum in unseren Medien einnimmt, während die mindestens ebenso brutalen Misshandlungen von Männern Gendercide Watch zufolge einem Schweigetabu unterliegen, ignoriert und verharmlost werden. Frauen wurde das Recht auf Ausbildung, auf Arbeit und auf freie Bewegung im öffentlichen Raum genommen. Männer in Afghanistan werden öffentlich zusammengeschlagen, von ihren Familien getrennt, zum Kriegsdienst zwangsverpflichtet, in Arbeitslagern geschunden, willkürlich hingerichtet, gefoltert und massenweise umgebracht. Unter anderem sei die gesamte Region mit Landminen durchseucht - denen Frauen zu 10 Prozent zum Opfer fielen (Männer zu 60 und Kinder zu 30 Prozent). Unter Übergriffen der "religious police" litten Männer ebenfalls etwa sechsmal so häufig wie Frauen. Von der UNO über die Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum hohen Flüchtlingsrat der Vereinten Nationen tun aber praktisch sämtliche bedeutenden internationalen Organisationen so, als ob nur das Leiden des weiblichen Geschlechts zähle.

Diese Aktionswoche hat allerdings nichts bewirkt. Wenig später erließ die US-Regierung ein Hilfsprogramm speziell für "Frauen und Kinder in Afghanistan". Hat sich in den Medien bestimmt gut gemacht.

Herzlicher Gruß

Arne

Re: Differenzierte Betrachtung

Markus, Tuesday, 26.11.2002, 14:38 (vor 7833 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Arne Hoffmann am 26. November 2002 09:49:28:

Hallo Arne,

Soweit ich weiß, durften sie nicht ohne männliche Begleitung zum Arzt.

Ich habe diesbezüglich verschiedene Berichte gelesen und im TV gesehen. Frauen durften von sich aus nicht in Krankenhäuser gehen, nur wenn der Mann es erlaubte und dann in seiner Begleitung. Ein Recht auf Behandlung bestand für sie alleine nicht.
Es war weiterhin so, dass Frauen nicht mehr arbeiten, Mädchen keine Schule besuchen durften. War eine Frau nicht verschleiert, durfte sie von fremden Männern jederzeit verprügelt werden.

Dafür gab es allerdings auch die Begründung, dass Afghanistan nach Jahren des Bürgerkriegs auch "psychisch" am Boden lag und Frauen sich ohne Begleitung vor Vergewaltigern nicht mehr sicher sein konnten.

Das halte ich für sehr fraglich, weil diese Unsicherheit nicht für die Hochburgen der Taliban galt, sondern für die Provinzen. Sicher herrschten dort verschiedene Warlords jedoch in Kabul war Vergewaltigung sicher nicht an der Tagesordnung. Ich persönlich habe etwas Mühe Einschnitte für Frauen mit vermeintlich drohender Vergewaltigung zu rechtfetigen. Unrecht bleibt es in meinen Augen immer noch.

In meinem e-zine INVISIBLE MEN habe ich über längere Zeit auch Beiträge zur Situation in Afghanistan und anderen Ländern veröffentlicht. Das kann ich jetzt nicht alles nachholen. Generell gesprochen: Es ist sehr heikel, ohne nähere Kenntnisse in eine andere Kultur hineinzuschauen, nur darauf zu achten, wie Frauen dort behandelt werden (womöglich noch aus westlicher Perspektive) und dann Thesen über ihre Unterdrückung in diesen Ländern aufzustellen.

Das sehe ich komplett anders. Mein (sicher westliches) Rechtsempfinden, das von einem Leben mit freier Meinungsäußerung geprägt ist, weigert sich solche Umstände einfach so mit einem Hinweis auf eine fremde Kultur zur Kenntnis zu nehmen. Ich persönlich werde mir Misshandlungen und Benachteiligungen nicht mit der Rechtfertigung "fremde Kultur" schönreden. Keine von uns hat sich ausgesucht wo er geboren ist.

In einer zehntägigen Kampagne ab dem 22. November letzten Jahres haben US-amerikanische Männerrechtler darauf hingewiesen, dass die Misshandlung von Frauen in Afghanistan breiten Raum in unseren Medien einnimmt, während die mindestens ebenso brutalen Misshandlungen von Männern Gendercide Watch zufolge einem Schweigetabu unterliegen, ignoriert und verharmlost werden.

Wie du schreibst: "Gendercide Watch". Da unterstelle ich schon mal eine sehr subjektive Beurteilung. Ich persönlich habe ein Problem damit, wenn sich Menschen zum Beispiel für hungernde Kinder in Äthiopien einsetzen und dann andere kommen und meinen das sei ungerecht, weil in Indien auch Kinder verhungern. Manche gehen dann am Ende noch einen Schritt weiter. Berechnen Männer und Frauenquoten von Indien und Äthiopien. Da Äthiopien vor einiger Zeit noch im Krieg war und Soldaten männlich sind, liegt es nahe, dass in Äthiopien im Verhältnis mehr Frauen leben als Männer...im Vergleich zu Indien. Nun kommen dann am Ende Thesen auf, die besagen, dass Hilfe für Äthiopien aufgrund dieses Umstandes ungerecht sei und einen feministischen Gedanken trägt? Sorry. Ich denke nicht auf diese Art und Weise. Es sollte für jeden Menschen legitim sein sich gegen die Art von Missstand zu erheben, die einen am meisten bedrückt. Der Männeranteil auf dieser Welt ist nicht geringer als der der Frauen. Es ist sehr wohl wichtig, dass "Gendercide Watch" hier eine besonderes Auge auf die Männer wirft, die Missstände auch klar anspricht und sich engagiert - für genau das, was ihnen wichtig ist. Der Hinweis aber, wie ungerecht es ist, dass nun anderen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, halte ich persönlich für falsch. Es gibt unzählige Missstände und man kann nicht gleichzeitig alles verändern. Neid halte ich hier aber für ein falsches Zeichen.

Frauen wurde das Recht auf Ausbildung, auf Arbeit und auf freie Bewegung im öffentlichen Raum genommen. Männer in Afghanistan werden öffentlich zusammengeschlagen, von ihren Familien getrennt, zum Kriegsdienst zwangsverpflichtet, in Arbeitslagern geschunden, willkürlich hingerichtet, gefoltert und massenweise umgebracht.

Natürlich sind diese Menschenleben nicht weniger wert als die von Frauen. Auch diesbezüglich erinnere ich mich an einige Berichte, die genau darauf hingewiesen haben. Es gab mal eine Zeit in der die Medien andauernd von Ghandi oder Mandela berichteten. Männer die für ihre Überzeugungen gefoltert wurden, ins Gefändnis kamen. Die Medien berichteten ständig darüber - obwohl es sicher auch diverse Frauen gab, die den Widerstand propagierten. Ich denke nicht, dass es sonderlich produktiv ist, Unrechtsbekämpfung allgemein geschlechterpolitisch zu betrachten.

Unter anderem sei die gesamte Region mit Landminen durchseucht - denen Frauen zu 10 Prozent zum Opfer fielen (Männer zu 60 und Kinder zu 30 Prozent).

Weißt du, einerseits wird mit dem "anderen Kulturkreis" gerechtfertigt, dass Frauen ihre Häuser nicht verlassen dürfen, nun werden Zahlen von Minenopfern aufgestellt, die belegen sollen, dass Männer und Kinder mehr leiden als Frauen? Kann ich leider nicht ganz nachvollziehen. Wie soll eine Frau, die in ihr Haus eingesperrt ist, auf eine Mine treten? Nur wenn diese die böse Schwiegermutter vergraben hat. ;-)

Unter Übergriffen der "religious police" litten Männer ebenfalls etwa sechsmal so häufig wie Frauen. Von der UNO über die Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum hohen Flüchtlingsrat der Vereinten Nationen tun aber praktisch sämtliche bedeutenden internationalen Organisationen so, als ob nur das Leiden des weiblichen Geschlechts zähle.

Auch hier denke ich, dass eine Frau, die im Haus zu bleiben hat, dies nur selten verlassen darf, auch weniger Möglichkeiten hat hier gegen fundamentales Taliban-Recht zu verstoßen. Das klingt für mich persönlich wie eine These, die besagt, dass Häftlinge die besseren Autofahrer sein müssen, da sie klar nachweisbar weniger Strafzettel bekommen und weniger Verkehrsunfälle haben. Wann verliess denn die afghanische Frau ihr Haus? Wann war ihr das erlaubt? Maximal wenn sie zum einkaufen wollte. Ansonsten war ihr Platz das Heim - alles andere konnte mit Gewalt durchgesetzt werden.


[quote]Diese Aktionswoche hat allerdings nichts bewirkt. Wenig später erließ die US-Regierung ein Hilfsprogramm speziell für "Frauen und Kinder in Afghanistan". Hat sich in den Medien bestimmt gut gemacht.
[/quote]

Ich glaube wirklich, dass der Grund hier weniger die Unterdrückung des Mannes war. Ich denke der Grund dafür war einfach der, dass man bei afghanischen Frauen global von unterdrückten Personen sprechen konnte, weil jede Frau nach Auslegung der Scharia, sich in dieses unterdrückte Weltbild zu fügen hatte. Für Männer aber global, kann eine solche Aussage für Afghanistan nicht getroffen werden, weil es unter den Männern eben auch die Drahtzieher, die "Gestapo"-Leute und die Tyrannen gab. Ich denke das ist der feine Unterschied. Sicher gibt es in Afghanistan Frauen, die ihre Einschnitte sogar für richtig empfinden, die fest in ihrem Glauben davon überzeugt sind, dass der Mann über sie zu richten hat. Nur selbst diese extremen Frauen, die vielleicht selbst unverschleierte Frauen mitgeschlagen haben, hatten nie eine gewichtige Position, weil die einer Frau aufgrund des Geschlechts dort, nie zugestanden hätte.

Herzlicher Gruß
Arne

Versteh mich hier bitte nicht falsch. Ich bin auch der Meinung, dass vielen Männern in Afghanistan Unrecht widerfahren ist, auf das auch aufmerksam gemacht werden muss. Nur halte ich Unrechtsbekämpfung unter dem neidischen Blickwinkel der Geschlechtertrennung für sehr fragwürdig. Ich erinnere mich auch an diverse Berichte über Männer, die in den USA hingerichtet werden soll(t)en und würde hier nun auch keine Rufe von Feministinnen akzeptieren, die hier versuchen Geschlechterpolitik daraus zu machen.

Liebe Grüße,

Markus

Re: Differenzierte Betrachtung

Norbert, Tuesday, 26.11.2002, 17:39 (vor 7833 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 26. November 2002 12:38:05:

Hi Markus.

Das Aufmerksammachen, daß auch Männer zu den Opfern zählen, sollte nicht als Neid abqualifiziert werden.

Hier bewegst du dich meiner Meinung nach sehr nahe dem Thema 'political corretness'.

In Afghanistan wurden Männer u.a. dafür drangsaliert oder gar umgebracht, weil sie nicht die richtige Barttracht hatten.
Das femistische Geschrei über Afghanistan ist sehr sehr groß gewesen, brach abrupt ab, nachdem die Taliban vertrieben waren.
Übrigens Taliban != Afghanen
Die wenigsten der Taliban sind Afghanen gewesen.

Im übrigen scheint es so, daß die theoretischen Beschränkungen für Frauen größer waren, in der Realität aber wohl nicht belegt werden konnten.

Gruß
Norbert

Re: Differenzierte Betrachtung

Markus, Tuesday, 26.11.2002, 17:51 (vor 7833 Tagen) @ Norbert

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Norbert am 26. November 2002 15:39:15:

Hi Markus.
Das Aufmerksammachen, daß auch Männer zu den Opfern zählen, sollte nicht als Neid abqualifiziert werden.

Es ist für mich dann Neid, wenn gesagt wird, dass hinter der Hilfe für diese afghanischen Frauen Genderpolitik steckt.

Hier bewegst du dich meiner Meinung nach sehr nahe dem Thema 'political corretness'.

Also mein inneres Bedürfnis anderen zu helfen macht sich nicht am Umstand fest, welches Geschlecht diese Person nun hat. Ich fände es schrecklich, wenn vor jeder Hilfsaktion zuerst die Frage stehen müsste, ob das geschlechterpolitisch auch gerecht ist.

In Afghanistan wurden Männer u.a. dafür drangsaliert oder gar umgebracht, weil sie nicht die richtige Barttracht hatten.
Das femistische Geschrei über Afghanistan ist sehr sehr groß gewesen, brach abrupt ab, nachdem die Taliban vertrieben waren.

Hast recht! Nur leider hat der afghanische Präsident nun auf Druck wieder die Einführung der Rechtssprechung nach der Scharia eingeführt. Frauen können jetzt also wieder gesteinigt werden. Ich weiß nicht ob wirklich so besonders viel erreicht wurde, oder ob in 5 Jahren wieder alles den alten Gang nimmt.

Übrigens Taliban != Afghanen

Schon klar, die Warlords sind Führer der unzähligen in Afghanistan beheimateten Stämme. Nur die Taliban waren eben an der Macht. Und die Einführung der Gesetzsprechung nach der Scharia zeigt zumindest, dass dieser fundamentale, religöse Glauben mehrheitsfähig ist.

Die wenigsten der Taliban sind Afghanen gewesen.
Im übrigen scheint es so, daß die theoretischen Beschränkungen für Frauen größer waren, in der Realität aber wohl nicht belegt werden konnten.

Wie kommst du darauf? Ich habe aus den Berichten, die ich darüber gelesen und gesehen habe, einen anderen Eindruck.

Gruß
Norbert

Gruß, Markus

Re: Differenzierte Betrachtung

Norbert, Tuesday, 26.11.2002, 23:45 (vor 7833 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 26. November 2002 15:51:35:

>Hi Markus.

Das Aufmerksammachen, daß auch Männer zu den Opfern zählen, sollte nicht als Neid abqualifiziert werden.[/i]

Es ist für mich dann Neid, wenn gesagt wird, dass hinter der Hilfe für diese afghanischen Frauen Genderpolitik steckt.

Nun, die Klarstellung, daß es nicht wieder nur um frauen gehen sollte würde ich bestimmt nicht als Neid bezeichnen.
Und das Wort 'Gender' in dem Zusammenhang, leider schon durch Feministinnen des positiven Anstrichs beraubt.
<hr>

>Hier bewegst du dich meiner Meinung nach sehr nahe dem Thema 'political corretness'.
Also mein inneres Bedürfnis anderen zu helfen macht sich nicht am Umstand fest, welches Geschlecht diese Person nun hat. Ich fände es schrecklich, wenn vor jeder Hilfsaktion zuerst die Frage stehen müsste, ob das geschlechterpolitisch auch gerecht ist.

Sollst du auch nicht, nur wenn es dann anderen auffällt, daß wieder eine der betroffenen Gruppen 'vergessen' wird, und sich darüber äußern, kannst du nicht mit 'Neid' kommen.
Und die Tatsache ist, daß 'Männer' allzu gern in solchen Zusammenhängen 'vergessen' werden.
<hr>

>In Afghanistan wurden Männer u.a. dafür drangsaliert oder gar umgebracht, weil sie nicht die richtige Barttracht hatten.

Das femistische Geschrei über Afghanistan ist sehr sehr groß gewesen, brach abrupt ab, nachdem die Taliban vertrieben waren.[/i]

Hast recht! Nur leider hat der afghanische Präsident nun auf Druck wieder die Einführung der Rechtssprechung nach der Scharia eingeführt. Frauen können jetzt also wieder gesteinigt werden. Ich weiß nicht ob wirklich so besonders viel erreicht wurde, oder ob in 5 Jahren wieder alles den alten Gang nimmt.

Nun, die Scharia dürfte die gleichen Strafen für Männer vorsehen.
Und die Scharia mag für uns Europäer nicht akzeptabel und veraltet erscheinen.
Sie gilt aber für alle Geschlechter, und wurde sicher nicht zur Unterdrückung von Frauen geschaffen.
<hr>

>Übrigens Taliban != Afghanen
Schon klar, die Warlords sind Führer der unzähligen in Afghanistan beheimateten Stämme. Nur die Taliban waren eben an der Macht. Und die Einführung der Gesetzsprechung nach der Scharia zeigt zumindest, dass dieser fundamentale, religöse Glauben mehrheitsfähig ist.

Du hat mich anscheinend mißverstanden.
Das Gros der Taliban stammte aus Pakistan oder anderen islamischen Staaten, der geringste Teil war afghanischer Abstammung.

Die Opfer waren aber Afghanen.
<hr>

>Die wenigsten der Taliban sind Afghanen gewesen.

Im übrigen scheint es so, daß die theoretischen Beschränkungen für Frauen größer waren, in der Realität aber wohl nicht belegt werden konnten.[/i]

Wie kommst du darauf? Ich habe aus den Berichten, die ich darüber gelesen und gesehen habe, einen anderen Eindruck.

Klar.
Wer machte diese Berichte?
Die gleichen Kreise, die von 'häuslicher Gewalt' als fast ausschließliches Männerproblem schwafeln.

Die männlichen Opfer der Taliban wurden so gut es ging ausgeklammert.

Es gab aber ganz vereinzelt ausgewogenere Berichte.
In der Masse der anderen gehen diese natürlich fast völlig unter.
Vor allem, da die Masse der Berichte 'Typ Marktschreier' waren.

Aber z.B. welches Schulsystem gab es überhaupt noch?
Auch für Männer war schlicht kaum noch etwas übrig, nach dem Krieg gegen die Sowjets, den Bürgerkriegen und der Herrschaft der Taliban.

Theologische Diktaturen, wie die der Taliban, benötigen zwangsläufig so gering wie möglich gebildete Menschen. Nur diese lassen sich so leicht beherschen.

<hr>

Gruß
Norbert

Gruß, Markus

Gruß
Norbert

Re: Differenzierte Betrachtung

Markus, Wednesday, 27.11.2002, 15:25 (vor 7832 Tagen) @ Norbert

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Norbert am 26. November 2002 21:45:28:

Ist es denn so, dass in Afghanistan nur den Frauen geholfen wurde?
Ist es nicht so, dass diverse Regimkritiker aus den Gefängnissen nun frei sind? Ist es nicht auch so, dass Männer ihre Bärte nun tragen können, wie sie wollen? Ist es nicht so, dass sich für die Männer dort auch elementares verändert hat?
Es liest sich hier einfach alles immer so als hätten nur Frauen profitiert.
Das Hauptproblem das ich jedoch in Afghanistan sehe - und das wurde noch überhaupt nicht angesprochen - ist, dass die Amerikaner überhaupt keinen Wert darauf gelegt haben, den Drogenanbau einzuschränken. Afghanistan beliefert ja nur Europa. Ich denke dieser Umstand, dass hier viel Geld verdient wird, läßt auch die Warlords wieder territoriale Kämpfe entfachen.
Die Amerikaner konnten den ganzen Krieg nur einfacher mit dem Verstoß gegen Menschenrechten am Beispiel Frau verkaufen.

Gruß, Markus

Re: Differenzierte Betrachtung

Jörg, Wednesday, 27.11.2002, 21:12 (vor 7832 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 27. November 2002 13:25:21:

Die Amerikaner konnten den ganzen Krieg nur einfacher mit dem Verstoß gegen Menschenrechten am Beispiel Frau verkaufen.

Das stimmt. Die Ironie der ganzen Angelegenheit: Dummerweise waren es
die Amis gewesen, die die Taliban erstmal sogar gefördert hatten, als
diese noch gegen die Russen kämpften.

Ziemlich peinlich, wenn man dann anschließend gegen die Taliban kämpft
und dies als einen Kampf zur Befreiung der Frau tituliert.

Gruß, Jörg

Re: Differenzierte Betrachtung

Markus, Wednesday, 27.11.2002, 21:47 (vor 7832 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Jörg am 27. November 2002 19:12:02:


[quote]Das stimmt. Die Ironie der ganzen Angelegenheit: Dummerweise waren es
die Amis gewesen, die die Taliban erstmal sogar gefördert hatten, als
diese noch gegen die Russen kämpften.
Ziemlich peinlich, wenn man dann anschließend gegen die Taliban kämpft
und dies als einen Kampf zur Befreiung der Frau tituliert.
Gruß, Jörg
[/quote]

Ganz genau und wir lassen uns hier vor den Karren spannen. Diskutieren tatsächlich um die Frage ob die Frau wirklich die Arme ist oder nicht, anstatt über die wirklichen Gründe zu diskutieren. Dem Bush waren die islamischen Frauen doch nicht wirklich wichtig. Er wollte Bin Laden.
Genauso wie er zuerst die zwingend notwendige Absetzung von Sadam propagierte und dann plötzlich dahingehend argumentierte, dass ein Machtwechsel ja zwingend notwendig ist, weil die Bevölkerung so wahnsinnig leidet. Papa Bush hat da aber eine Niederlage eingesteckt und Sohnemann muss den enormen Anstieg des Rüstungsetats auch irgendwie rechtfertigen. Die USA haben in dieser Legislaturperiode das erste man wieder eine Staatsverschuldung in Kauf genommen und der Rüstungshaushalt erreicht das erste mal wieder solche Höhen wie zu Zeiten des kalten Krieges.
Den Amerikanern geht es um sehr viel - nur sicher nicht um die von ihnen propagierte Abschaffung von Unrecht gegen Frau und Kind. Das ist ne billige Verpackung.

Gruß, Markus

Re: Differenzierte Betrachtung

Jörg, Wednesday, 27.11.2002, 23:22 (vor 7832 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 27. November 2002 19:47:16:

Den Amerikanern geht es um sehr viel - nur sicher nicht um die von ihnen propagierte Abschaffung von Unrecht gegen Frau und Kind. Das ist ne billige Verpackung.

Sehe ich ganz genauso. Ich persönlich halte Bush für einen Kriegstreiber
und unterstütze die Haltung unserer Bundesregierung zu einem klaren Nein
in bezug auf einen Angriffskrieg gegen den Irak (gerne auch beschönigend
als "Präventivschlag" bezeichnet). Jetzt kommen wir aber ein ganze Stück
weit vom Forumsthema ab.

Was mich im Zusammenhang mit dem Forumsthema bewegt ist mehr die Frage:
Wie um Himmels willen kann es möglich sein, daß eine geistige Grundlage
existiert, die die "Befreiung der Frau" als einen offiziell nennbaren
Grund für einen Krieg ermöglicht.

Jörg

Re: Differenzierte Betrachtung

Eugen Prinz, Tuesday, 26.11.2002, 18:51 (vor 7833 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 26. November 2002 12:38:05:

Ich denke nicht, dass es sonderlich produktiv ist, Unrechtsbekämpfung allgemein geschlechterpolitisch zu betrachten.

Das, lieber Markus ist genau das, was Feministinnen durchweg treiben. Sobald hier eine Feministin im Amt ist, scheint sie nur noch Fraueninteressen zu kennen. Ich sehe nicht ein, wieso wir das hinnehmen sollen. Mit einer Aufrechnung von Benachteiligungen hat das überhaupt nichts zu tun.

Gruß, Eugen

Re: Differenzierte Betrachtung

Arne Hoffmann, Tuesday, 26.11.2002, 20:05 (vor 7833 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 26. November 2002 12:38:05:

Hi Markus,

Das sehe ich komplett anders. Mein (sicher westliches) Rechtsempfinden, das von einem Leben mit freier Meinungsäußerung geprägt ist, weigert sich solche Umstände einfach so mit einem Hinweis auf eine fremde Kultur zur Kenntnis zu nehmen. Ich persönlich werde mir Misshandlungen und Benachteiligungen nicht mit der Rechtfertigung "fremde Kultur" schönreden.

Offenbar hab ich mich da missverständlich ausgedrückt. Ich meine NICHT:
"Folter in der Türkei ... naja, das gehört da irgendwie zur Kultur" oder "Lasst uns das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens ignorieren, die Chinesen haben halt ein anderes Verständnis von Menschenrechten." Es ging mir darum, dass ich es für heikel empfinde, bei einem Land, bei dem wir die kulturellen Hintergründe und Zusammenhänge nicht kennen, auf der Grundlage von nur sehr wenig (und wahrscheinlich verfälschtem) bruchstückhaften Wissen automatisch westliche Masstäbe anzulegen. Für Dinge wie dass Folter etc. überall auf der Welt illegitim sind, hat das keine Bedeutung. Eher geht es mir um Kurzschlüsse wie "Die Moslems lassen ihre Frauen alle nur verschleiert gehen, was beweist, dass das alles üble Sexisten sind."

Es gibt ja erfreulicherweise auch afghanische Frauen, die sich vehement dagegen wehren, wenn in westlichen Medien ihre Männer pauschal als Unterdrücker und Vergewaltiger dargestellt werden:
http://www.washingtonpost.com/ac2/wp-dyn?pagename=article&node=&contentId=A4310...

Wie du schreibst: "Gendercide Watch". Da unterstelle ich schon mal eine sehr subjektive Beurteilung.

Wobei man erwähnen sollte, dass diese Organisation ursprünglich mit feministischer Perspektive an das Thema "Menschenrechtsverletzungen auf unserer Erde" ging (sich also vornehmlich um die Frauen kümmern wollte) und erst im Laufe ihrer Arbeit feststellte, dass es Männern in etlichen Fällen viel schlimmer geht, dies aber in unseren Medien tabuisiert wird. Wenn der Durchschnittsbürger hierzulande "Beschneidung" hört, denkt er doch an Männer, die Frauen verstümmeln. Er weiß nicht, dass in allen Ländern, in denen Frauen beschnitten werden, Männer dasselbe Schicksal erleiden, mit denselben Folgen bis hin zum Tod, nur sechsmal so häufig.
Und wenn er an Vergewaltigungen im Kosovo denkt, dann denkt er automatisch an Frauen, obwohl die Opferrate bei Männern weit höher lag: http://adamjones.freeservers.com/effacing.htm

(Adam Jones untersucht in dieser Analyse anhand von Presseartikeln, mit welchen Strategien männliche Opfer an den Rand gedrängt und ignoriert werden und allein "würdigen" Opfern wie Frauen und Kindern in der Berichterstattung Raum gegeben wird. Und er stellt Fragen wie: Warum werden die Massenhinrichtungen ausschließlich von Männern von den westlichen Medien ignoriert? Warum wird Vergewaltigung ganz selbstverständlich als schlimmer bewertet als Folter und Mord? Und warum werden nur die vergewaltigten Frauen als Opfer beklagt, obwohl es fast mit Gewissheit weit mehr männliche Vergewaltigungsopfer gab?)

Der Hinweis aber, wie ungerecht es ist, dass nun anderen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, halte ich persönlich für falsch. Es gibt unzählige Missstände und man kann nicht gleichzeitig alles verändern.

Generell ja, aber wenn das Missverhältnis derart extrem ist, dass Frauen und Kinder in zahllosen Fällen als Opfergruppe herausgegriffen werden und Unterstützung erhalten, Männern das aber verwehrt wird, dann sollte man schon darauf aufmerksam machen. Sobald sich das halbwegs eingependelt hat, ist es natürlich unsinnig Kampagnen zu fahren wie "Ich spende nur für Männer".

Neid halte ich hier aber für ein falsches Zeichen.

Hm, seltsame Definition von Neid. Angenommen du bist blond. Dann siehst du, dass zahlreiche internationale Hilfsorganisationen sich bei fremden Ländern nur um dunkelhaarige Opfer kümmern und willst das zum Thema machen. Ist das Neid?

Weißt du, einerseits wird mit dem "anderen Kulturkreis" gerechtfertigt, dass Frauen ihre Häuser nicht verlassen dürfen, nun werden Zahlen von Minenopfern aufgestellt, die belegen sollen, dass Männer und Kinder mehr leiden als Frauen? Kann ich leider nicht ganz nachvollziehen. Wie soll eine Frau, die in ihr Haus eingesperrt ist, auf eine Mine treten? Nur wenn diese die böse Schwiegermutter vergraben hat. ;-)

Der Punkt ist doch, dass es auch im angeblich so frauenunterdrückerischen Afghanistan immer noch Männer sind, die als Kanonenfutter dienen, während Frauen eine geschütztere Sphäre zugewiesen wird.

Es geht auch nicht um einen Wettbewerb im Leiden, sondern einfach darum, dass auch Männer als Gruppe (!) als Opfer eines Regimes anerkannt werden sollten. Norbert hat ja schon erwähnt, dass in Afghanistan Männern Nasen und Ohren abgeschnitten wurden, wenn ihr Bart zu kurz war.

Die Grenzziehung "männliche Opfer" vs. "weibliche Opfer" wird ja nicht von mir gefordert, ganz im Gegenteil. Ich möchte, dass sich um Opfer unabhängig von ihrem Geschlecht gekümmert wird. Unsere Gesellschaft zieht die Grenze:
weibliche Opfer als Gruppe: um die müssen wir uns kümmern
männliche Opfer als Gruppe: Leerstelle, Nicht-Wahrnehmen

Ich erinnere mich auch an diverse Berichte über Männer, die in den USA hingerichtet werden soll(t)en und würde hier nun auch keine Rufe von Feministinnen akzeptieren, die hier versuchen Geschlechterpolitik daraus zu machen.

Wenn man bedenkt, dass die Todesstrafe in den USA fast ausschließlich Männern zuteil wird, wäre das auch extrem pervers.

Herzlicher Gruß

Arne

Re: Differenzierte Betrachtung

Markus, Tuesday, 26.11.2002, 22:12 (vor 7833 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Arne Hoffmann am 26. November 2002 18:05:12:

Hi Arne,

also ich weiß ja nicht ob ich Gefahr laufe dich wieder falsch verstanden zu haben, aber willst du mit deiner Aussage den Standpunkt vermitteln, dass Folter in der Türkei zu ächten ist. Auch die Gewalt der chinesischen Regierung, mit der sie am Platz des himmlischen Friedens "für Ruhe" sorgte, es aber durchaus legitim ist Frauen einzusperren, zu schlagen, zu verheiraten, nicht auf Schulen gehen zu lassen und die ärztliche Versorgung nur bei Zustimmung des Mannes zu gewährleisten? Auf mich machte das gerade den Eindruck als würdest du das alles sehr differenziert betrachten.

Eher geht es mir um Kurzschlüsse wie "Die Moslems lassen ihre Frauen alle nur verschleiert gehen, was beweist, dass das alles üble Sexisten sind."

Das habe ich nie behauptet. Ich empfinde es jedoch als sehr fragwürdig, wenn Frauen die nicht verschleiert sind von Wildfremden geschlagen werden dürfen.

Es gibt ja erfreulicherweise auch afghanische Frauen, die sich vehement dagegen wehren, wenn in westlichen Medien ihre Männer pauschal als Unterdrücker und Vergewaltiger dargestellt werden:

Ich habe die Männer nicht pauschal als Unterdrücker und Vergewaltiger dargestellt. Selbst wenn ein Afghane es für nicht wichtig halten würde, dass seine Frau verschleiert geht, könnte diese von anderen Fanatikern geprügelt werden. Und das Taliban Regim verbot Mädchen den Besuch von Schulen. Da war es egal ob Papa nun eine andere Meinung hatte oder nicht.

>Wie du schreibst: "Gendercide Watch". Da unterstelle ich schon mal eine sehr subjektive Beurteilung.
Wobei man erwähnen sollte, dass diese Organisation ursprünglich mit feministischer Perspektive an das Thema "Menschenrechtsverletzungen auf unserer Erde" ging (sich also vornehmlich um die Frauen kümmern wollte) und erst im Laufe ihrer Arbeit feststellte, dass es Männern in etlichen Fällen viel schlimmer geht, dies aber in unseren Medien tabuisiert wird.

Das ist genau der Punkt. Da in Äthiopien ja bekanntlich Krieg war, dort also mehr Männer gefallen sind und nun im Verhältnis mehr Frauen dort leben, darf Äthiopiern nicht geholfen werden, weil diese Hilfe mehr den Frauen zu teil wurde? Jede Medienanstalt, die darüber also berichtet läuft Gefahr als feministisch unterwandert und antimaskulinistisch betitelt zu werden?
Ist es wirklich naheliegend anzunehmen alle Medienvertreter seien Feministinnen oder ständen unter dem Druck der selbigen, dass die Themen so subjektiv recherchiert werden? Könnte es nicht einfach sein, dass diese Medienvertreter einfach nur nicht diese Blickweise haben und die Welt in Mann und Frau teilen sondern nach Brennpunkten die mit der Geschlechterdiskussion gar nichts zu tun haben?

Wenn der Durchschnittsbürger hierzulande "Beschneidung" hört, denkt er doch an Männer, die Frauen verstümmeln. Er weiß nicht, dass in allen Ländern, in denen Frauen beschnitten werden, Männer dasselbe Schicksal erleiden, mit denselben Folgen bis hin zum Tod, nur sechsmal so häufig.

Beschneidung beim Mann heißt keinesfalls, dass ihm damit jegliche Lustempfindung genommen wird. Das ist ein Schnitt in die Vorhaut - keine Amputation der Eichel. Bei weiblicher Beschneidung allerdings, wird die Klitoris entfernt, was bedeutet, dass Sex nie wieder mit Lust in Verbindung gebracht werden kann. Vom selben Schicksal kann hier nicht gesprochen werden. Selbst in Deutschland greifen Ärzte auf die Beschneidung zurück, sofern die Diagnose "Fimose" - "Phimose" (weiß der Himmel wie man das schreibt) lautet. Sicher ist die Gefahr bei der Beschneidung an einer Infektion zu sterben. Die lebenslangen Folgen machen hier aber den gravierenden Unterschied. Und in afrikanischen Ländern geht man hier noch einen Schritt weiter. Hier werden die jungen Mädchen nicht nur beschnitten sondern auch "zugenäht". Dies soll bewirken, dass die Frau beim ersten mal in der Ehe auch definitv richtig schön blutet und das befleckte Leintuch dann dekorativ zum Fenster hinaus gehängt werden kann. Ich finde wirklich, dass männliche und weibliche Beschneidung nicht vergleichbar sind.

Und wenn er an Vergewaltigungen im Kosovo denkt, dann denkt er automatisch an Frauen, obwohl die Opferrate bei Männern weit höher lag: http://adamjones.freeservers.com/effacing.htm
(Adam Jones untersucht in dieser Analyse anhand von Presseartikeln, mit welchen Strategien männliche Opfer an den Rand gedrängt und ignoriert werden und allein "würdigen" Opfern wie Frauen und Kindern in der Berichterstattung Raum gegeben wird.

Mit Opferrate meinst du nun den sexuellen Missbrauch, die Vergewaltigung von Männern? Wenn nicht, beruht das einfach aus dem Umstand, dass im Krieg sich Männer mit Waffen Auge in Auge gegenüberstehen. Kein Krieg ist sauber und selbst jede Demokratie bedient sich heute eines Kriegsrechts, das Dessertation oder Zwangseinziehungen erlaubt. Sonst würde diese Parole "Stell dir vor es ist Krieg - und keiner geht hin" tat sächlich real werden. Nicht dass ich ein solches Kriegsrecht billige oder für gut heiße. Ich denke nur Frauen, Alte und Kinder laufen in vielen Kriegen unter dem Begriff "Zivilbevölkerung" oder "Kollateralschäden". Ist doch irgendwie naheliegen, dass Tote in diesem Bereich eher ein Extrem bilden - und nach Extremen richten sich die Medien themenübergreifend aus.

Und er stellt Fragen wie: Warum werden die Massenhinrichtungen ausschließlich von Männern von den westlichen Medien ignoriert? Warum wird Vergewaltigung ganz selbstverständlich als schlimmer bewertet als Folter und Mord? Und warum werden nur die vergewaltigten Frauen als Opfer beklagt, obwohl es fast mit Gewissheit weit mehr männliche Vergewaltigungsopfer gab?)

Du meinst wirklich, dass es mehr männliche Vergewaltigungsopfer gab? Kannst du hier mal etwas mehr ins Detail gehen? Mir persönlich fällt es schwer mich für Sex mit einem Mann zu begeistern - ohne das nun anderen absprechen zu wollen. Diese "fast-Gewissheit" würde ich gerne etwas erklärt bekommen.


[quote]Generell ja, aber wenn das Missverhältnis derart extrem ist, dass Frauen und Kinder in zahllosen Fällen als Opfergruppe herausgegriffen werden und Unterstützung erhalten, Männern das aber verwehrt wird, dann sollte man schon darauf aufmerksam machen. Sobald sich das halbwegs eingependelt hat, ist es natürlich unsinnig Kampagnen zu fahren wie "Ich spende nur für Männer".
[/quote]

Wie oben gesagt. Ich glaube nicht dass die Medien alle feministisch unterwandert sind, sondern einfach "nur" vom sensationellen Extrem lieber berichten und das ist in vielen Fällen die Zivilbevölkerung. Stirbt eine amerikanische Soldatin im Krieg macht das keine größeren Wogen als wenn ein Soldat stirbt.


[quote]Hm, seltsame Definition von Neid. Angenommen du bist blond. Dann siehst du, dass zahlreiche internationale Hilfsorganisationen sich bei fremden Ländern nur um dunkelhaarige Opfer kümmern und willst das zum Thema machen. Ist das Neid?
[/quote]

Also in einem Bericht über Afghanistan sah ich einen Kinobetreiber der nun wieder Filme zeigen konnten, nachdem das Taliban Regim abgelöst war. Weiterhin sah man Männer, die sich die Bärte rasiert hatten. Ich denke du siehst das einseitig, wenn du glaubst in Afghanistan würden nun nur die Frauen "befreit" - was zwischenzeitlich durch die aktuelle Rechtssprechung ja auch nicht mehr der Fall ist.


[quote]Der Punkt ist doch, dass es auch im angeblich so frauenunterdrückerischen Afghanistan immer noch Männer sind, die als Kanonenfutter dienen, während Frauen eine geschütztere Sphäre zugewiesen wird.
[/quote]

Also das ist aber nun schon sehr zynisch, oder? Du umschreibst das Einsperren von Frauen, den Entzug der Selbstbestimmung als das Zuweisen einer geschützten Sphäre? Denk bitte über diese Aussage nochmal nach.
Und das Verbot für Mädchen eine Schule zu besuchen ist dann ein weitsichtiger Akt der Nächstenliebe? Weil wenn diese dumm gehalten werden, fügen sie sich leichter in ihr Schicksal und leben zufriedener?

Es geht auch nicht um einen Wettbewerb im Leiden, sondern einfach darum, dass auch Männer als Gruppe (!) als Opfer eines Regimes anerkannt werden sollten. Norbert hat ja schon erwähnt, dass in Afghanistan Männern Nasen und Ohren abgeschnitten wurden, wenn ihr Bart zu kurz war.

Und das ist der gravierende und elementare Unterschied! Es waren nicht die Männer die dort gefoltert wurden, sondern einige(zu viele). Einige andere hatten die Macht.
Global kann man aber dennoch sagen, dass jede Frau in Afghanistan unterdrückt wurde, weil diese kein Recht auf Schulbildung hatten, kein Recht auf medizinische Versorgung usw.
Diese Umstände galten einfach für alle. Man kann also sehr wohl von den Frauen sprechen, aber nicht von den Männern als globale Gruppe.
Das heißt nicht, dass diese Männer weniger wert sind als die Frauen. Es ist aber leichter zu argumentieren, warum ein militärischer Angriff auf Afghanistan notwenig war. Er war so leichter zu verkaufen.


[quote]Die Grenzziehung "männliche Opfer" vs. "weibliche Opfer" wird ja nicht von mir gefordert, ganz im Gegenteil. Ich möchte, dass sich um Opfer unabhängig von ihrem Geschlecht gekümmert wird. Unsere Gesellschaft zieht die Grenze:
weibliche Opfer als Gruppe: um die müssen wir uns kümmern
männliche Opfer als Gruppe: Leerstelle, Nicht-Wahrnehmen
[/quote]

Du weichst da jetzt von meiner Argumentationslinie ab. Ich bezog mich auf die weltweite Berechtigung dieses Tages, der von Feministinnen gerne missbraucht wird, auf vermeintliche Ungerechtigkeiten hier in Deutschland hinzuweisen. Hier haben Frauen gerade wenn es um das Sorgerecht, Bundeswehr oder andere elementare Dinge geht, klar die Nase vorn.

>Ich erinnere mich auch an diverse Berichte über Männer, die in den USA hingerichtet werden soll(t)en und würde hier nun auch keine Rufe von Feministinnen akzeptieren, die hier versuchen Geschlechterpolitik daraus zu machen.
Wenn man bedenkt, dass die Todesstrafe in den USA fast ausschließlich Männern zuteil wird, wäre das auch extrem pervers.

Das sehe ich aber echt schon als Problem. Du hinterfragst jeden Umstand auf geschlechtsbezogene Neutralität. Es wurden auch schon Frauen hingerichtet. Und das amerikanische Recht verurteilt selbst Kinder. Es ist nicht unbedingt frauenfreundlich. Vielleicht erinnerst du dich an die Suche nach der Frau, die von einer Kamera auf einem Parkplatz aufgenommen wurde, wie sie ihr Kind schlug. Dort wurde der Fall groß in die Presse gezogen und eine riesen Fahndung wurde eingeleitet. Ich glaube nicht, dass du hinter allem Ungerechtigkeiten gegen den Mann vermuten musst.

Liebe Grüße,

Markus

Herzlicher Gruß
Arne

Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Arne Hoffmann, Thursday, 28.11.2002, 12:16 (vor 7831 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 26. November 2002 20:12:18:

Hi Markus,

zunächst einmal gebe ich dir darin Recht, dass die Situation der Frau in Afghanistan von den USA zum Kriegsgrund instrumentalisiert wurde. Wie sinnvoll das war, wurde in der US-Frauenbewegung ja auch sehr kontrovers diskutiert.

also ich weiß ja nicht ob ich Gefahr laufe dich wieder falsch verstanden zu haben, aber willst du mit deiner Aussage den Standpunkt vermitteln, dass Folter in der Türkei zu ächten ist. Auch die Gewalt der chinesischen Regierung, mit der sie am Platz des himmlischen Friedens "für Ruhe" sorgte, es aber durchaus legitim ist Frauen einzusperren, zu schlagen, zu verheiraten, nicht auf Schulen gehen zu lassen und die ärztliche Versorgung nur bei Zustimmung des Mannes zu gewährleisten?

Nein, diesen Standpunkt will ich nicht vermitteln. Das ist eine Reihe von Unterstellungen. Was ich sagen will, ist, dass man, wenn man Handlungen ethisch bewertet, ihre Hintergründe mit einbeziehen muss und dass uns Westlern sehr oft die gesellschaftlichen Hintergründe in anderen Teilen der Erde nur rudimentär bekannt sind. Wenn jemand für die Sterbehilfe eintritt, um mal ein ganz anderes Beispiel zu nehmen, sagt man ja auch nicht: "Aha, gegen Raubüberfälle bist du, aber Menschen umzubringen ist für dich offenbar legitim?" Manchmal ist eine normalerweise verurteilenswerte ethische Entscheidung trotzdem noch die bestmögliche Entscheidung in einer bestimmten Situation - zumindest aus der notwendigerweise begrenzten Sicht der Menschen, die sie verantworten.

Das habe ich nie behauptet. Ich empfinde es jedoch als sehr fragwürdig, wenn Frauen die nicht verschleiert sind von Wildfremden geschlagen werden dürfen.

Da sind wir einer Ansicht.

Das ist genau der Punkt. Da in Äthiopien ja bekanntlich Krieg war, dort also mehr Männer gefallen sind und nun im Verhältnis mehr Frauen dort leben, darf Äthiopiern nicht geholfen werden, weil diese Hilfe mehr den Frauen zu teil wurde? Jede Medienanstalt, die darüber also berichtet läuft Gefahr als feministisch unterwandert und antimaskulinistisch betitelt zu werden?

Putzig, woher immer diese Fragen mit den eingebauten Unterstellungen herkommen. Feministinnen machen es seit langem zum Thema, wenn Frauen als Gruppe besonders von Menschenrechtsverletzungen betroffen sind. Deshalb gibt es inzwischen z. B. einen Asylgrund der "geschlechtsspezifischen Verfolgung", bei dem es automatisch um Frauen zu gehen scheint. Warum sollten Männer nicht darauf aufmerksam machen, dass sie international weit eher von Menschenrechtsverletzungen betroffen sind und deshalb denselben Schutz benötigen?

Ist es wirklich naheliegend anzunehmen alle Medienvertreter seien Feministinnen oder ständen unter dem Druck der selbigen, dass die Themen so subjektiv recherchiert werden? Könnte es nicht einfach sein, dass diese Medienvertreter einfach nur nicht diese Blickweise haben und die Welt in Mann und Frau teilen sondern nach Brennpunkten die mit der Geschlechterdiskussion gar nichts zu tun haben?

Ich finde solche Slogans wie "Frauen und Kinder zuerst" geben uns ganz andere Indizien dafür, weshalb hier unterschiedlich bewertet wird. Während des Kosovo-Krieges wurden Transparente geschwenkt, auf denen entrüstet stand: "Nato-Bomben töten Frauen und Kinder!" Dass sie auch Männer töteten, war den Protestlern offenbar egal. Wenn bei Attentaten, Katastrophen und ähnlichem die Zahl der getöteten "Frauen und Kinder" automatisch hervorgehoben werden, finde ich das bedenklich. Ich gebe dir aber insofern Recht, dass das nicht unter feministischem Einfluss entsteht. "Frauen und Kinder zuerst in die Rettungsboote" war ja schon beim Untergang der "Titanic" eine Leitlinie, da existierte selbst die zweite Welle des Feminismus noch nicht. Eher handelt es sich wohl um männliche Instinkte des Beschützens und der Ritterlichkeit.

Beschneidung beim Mann heißt keinesfalls, dass ihm damit jegliche Lustempfindung genommen wird. Das ist ein Schnitt in die Vorhaut - keine Amputation der Eichel. Bei weiblicher Beschneidung allerdings, wird die Klitoris entfernt, was bedeutet, dass Sex nie wieder mit Lust in Verbindung gebracht werden kann. Vom selben Schicksal kann hier nicht gesprochen werden. Selbst in Deutschland greifen Ärzte auf die Beschneidung zurück, sofern die Diagnose "Fimose" - "Phimose" (weiß der Himmel wie man das schreibt) lautet. Sicher ist die Gefahr bei der Beschneidung an einer Infektion zu sterben. Die lebenslangen Folgen machen hier aber den gravierenden Unterschied. Und in afrikanischen Ländern geht man hier noch einen Schritt weiter. Hier werden die jungen Mädchen nicht nur beschnitten sondern auch "zugenäht". Dies soll bewirken, dass die Frau beim ersten mal in der Ehe auch definitv richtig schön blutet und das befleckte Leintuch dann dekorativ zum Fenster hinaus gehängt werden kann. Ich finde wirklich, dass männliche und weibliche Beschneidung nicht vergleichbar sind.

Klar, weil du Beschneidung in Dritt-Welt-Ländern bei Frauen mit der medizinischen Beschneidung von Männern in westlichen Staaten vergleichst und dann schulterzuckend befindest, dass Letzeres doch viel harmloser ist.

Hör zu, ich kann leider nicht meine Vormittage damit verbringen, dir jedesmal die nötigen Informationen nachzureichen - zumal ich im Moment den Eindruck habe, mir völlig sinnlos den Mund fusselig zu reden. Trotzdem mache ich das diesmal noch. Meine Ungeduld bezieht sich dabei nicht speziell auf dich, du engagierst dich ja ansonsten enorm und sehr konstruktiv. Für mich ist es mehr ein generelles Problem: Jeder neue Gesprächspartner bezieht seinen Kenntnisstand notwendigerweise aus der sehr einseitigen Berichterstattung in den Medien, deshalb muss ich immer wieder ganz von vorne anfangen.

Ich kopiere hier einfach mal relevante Artikel aus den INVISIBLE MEN hier rein, das geht am schnellsten.

Ausgabe 8:

--- Der Brauch der Beschneidung wird vor allem in Afrika, Asien und dem Nahen Osten ausgeübt: Jährlich werden schätzungsweise zwei Millionen Mädchen an den Geschlechtsorganen verstümmelt, weltweit rechnet man mit etwa 130 Millionen betroffenen Frauen (amnesty international z. B. nennt aber noch höhere Zahlen). Dieser Eingriff reicht von der Abtrennung der Vorhaut der Klitoris über die Entfernung der kompletten Klitoris und der kleinen Schamlippen bis hin zur "pharaonischen Beschneidung" oder Infibulation, bei der die großen Schamlippen bis auf eine winzige künstliche Öffnung zusammengenäht werden. Der Eingriff wird mal kurz nach der Geburt vorgenommen, mal bei Mädchen zwischen vier und sechs, mal bei Siebzehnjährigen. Oft geschieht er ohne Betäubung, die verwendeten Instrumente sind häufig nichts besseres als Messer, Scherben oder Rasierklingen. Aber nicht nur deswegen prangert unter anderem die Unicef diese Sitte als barbarisches Ritual und schwere Menschenrechtsverletzung an, es geht auch um die möglichen Folgen: Dazu gehören schwere Blutungen, Schock, Infektionen, große Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, chronische Entzündungen, seelische Traumata wie Depressionen, Angstzustände und Psychosen. Geburten können lebensgefährlich sein. Auch in Deutschland gibt es Ärzte, die auf Wunsch Beschneidungen vornehmen, obwohl dies hierzulande als schwere Körperverletzung geahndet wird. Mehrere prominente Frauen, darunter die Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen sowie die Wirtschaftsexpertin Christa Müller (die Lebenspartnerin Oskar Lafontaines) haben auf dieses Problem aufmerksam gemacht. Das Top-Model Waris Dirie hat ihre eigenen Erlebnisse in ihrer Autobiographie "Wüstenblume" verarbeitet. Diries Buch wurde weltweit zum Bestseller.

Es gibt nun mehrere Einwände gegen die extreme Einseitigkeit, mit der die Debatte hierzulande geführt wird. Beklagt wird zunächst die Verwendung des Standard-Rasters, das heute bei Mann-Frau-Themen grundsätzlich angelegt wird. Beschneidung diene demnach lediglich dem einen Zweck, die Sexualität der Frau zu kontrollieren. Christa Müller nennt sie ein Zeichen für "Männerherrschaft", die Unicef-Direktorin Carol Bellamy sieht darin "Frauenhass" gespiegelt und prangert diesen Eingriff an als eine "rituelle Form von Gewalt gegen Frauen und Mädchen". Wie kommt es, möchte man mit Claudia Heyne und Katharina Rutschky fragen, dass hier kein Wort darüber verloren wird, dass es Frauen sind, die solche Eingriffe vornehmen? Hier wie in anderen Fällen wird die Täterschaft von Frauen ausgeblendet und damit absichtlich oder unbewusst eine Täterschaft von Männern suggeriert. Die Anthropologin Galahad etwa weist es als abstrus zurück, wenn die Beschneidung von "frauenrechtlerischen Kreisen, die hier eine Wollüstlingslaune wittern, komischerweise" als ein "Gipfel männlicher Brutalität gegenüber entrechteter Weiblichkeit" gesehen wird. Davon könne "nicht die Rede sein. Gerade in den alten, mächtigen Matriarchaten wurde die Operation von Frauen an Frauen ausgeführt und ist heute noch gerade bei Mutterrechtsvölkern typisch." Verboten wurde die Beschneidung im Lauf der Geschichte vor allem von Männern, in erster Linie solch patriarchalischen Exemplaren der Gattung wie Priestern der katholischen Kirche. Auch die Feministin Mary Daly weist in ihrem Buch "Gyn/Ecology" darauf hin, dass Beschneidung etwas ist, das Frauen durch Frauen angetan wird, und zitiert einen Augenzeugen: "Als die Klitoris herausgerissen wurde, heulten die Frauen vor Freude und führten sie in einer Parade durch die Stadt." Aktuelle Umfragen und Studien, die von Entwicklungshilfeorganisationen, der UNO und anderen Institutionen durchgeführt wurden, haben ebenfalls immer wieder ergeben, dass die weitaus größte Mehrheit der Frauen in Ländern, in denen Mädchenbeschneidung durchgeführt wird, für diese Praxis ist.

Es werden aber nicht nur Frauen als Täterinnen ausgeblendet, sondern ebenso stark Männer als Opfer. Auch die Beschneidung von Knaben nämlich wird in Ländern der Dritten Welt nicht unter Narkose und mit sterilisierten chirurgischen Instrumenten, sondern mit sehr primitivem Werkzeug vorgenommen. Diese "kulturell legitimierte Form des gewalttätigen Übergriffs auf Jungen" wird zwar in unserer sehr einseitig ausgerichteten Betroffenheitskultur nicht thematisiert, ist aber ebenfalls sehr weit verbreitet, etwa in Afrika, Vorderasien, Indonesien und Australien. Kritiker bezeichnen sie als eine "planmäßige Desensibilisierung eines höchst sensiblen und lustspendenden Organs des Mannes".

Die Beschneidung stellt bei beiden Geschlechtern einen Initiationsritus dar (oder zumindest einen Teil davon). "Initiationsritus" bedeutet: Ein Mensch wird in die Gemeinschaft aufgenommen, indem er bewusst in eine Krisensituation gebracht wird, die seine Persönlichkeit neu begründen soll. Oft muss er eine Reihe von schmerzhaften oder demütigenden Prüfungen ablegen. Mitglieder des nigerianischen Tiv-Stammes etwa betrachten die Fähigkeit, Schmerz auszuhalten, als Grundvoraussetzung für die Ehe. Die jungen Männer werden verstümmelt, ihnen werden z. B. Zähne ausgeschlagen. Bei den Aborigines, den australischen Ureinwohnern, sowie auf mehreren Inseln des Westpazifischen Ozeans ist es Brauch, jungen Männern einige Wochen nach Entfernung der Vorhaut den Penis aufzuschlitzen, was eine vollständige oder partielle Spaltung der Harnröhre bewirkt: "In solchen Fällen hängt die beschnittene Vorhaut wie ein häßlicher, brauner Hautlappen herunter." Diese außerordentlich gefährliche Prozedur, die als Ariltha bekannt ist, hinterläßt eine schmerzhafte Wunde, die erst nach langer Zeit verheilt. Während der Rekonvaleszenz kann der Jüngling nur auf dem Rücken liegen. Es können sich ausgedehnte Infektionen bilden, die durchaus nicht selten tödlich enden. In Indonesien werden den Jungen zu Beginn der Pubertät Bambus- oder Metallkugeln, sogenannte Ampallangs, in den Penisschaft oder die Eichel eingesetzt, weil dadurch die Klitoris ihrer zukünftigen Partnerin besser stimuliert werden soll. Zu Beginn sind es kleine Kugeln, dann immer größere. Koreaner und einige phillipinische Ureinwohner machen das ähnlich. In Indien nähen alte Prostituierte Jungen, sobald sie in die Pubertät kommen, kleine Gold-, Silber- und Bronzeglöckchen in die Haut des männlichen Gliedes. "Dadurch, so behaupten sie, hätten ihre Männer mehr Ausdauer und würden sie viel besser befriedigen als wir armen Europäer." Undsoweiter.

All dies sind aus unserer Perspektive grausame, hochgradig gefährliche und verantwortungslose Praktiken. Tatsächlich bleibt bei diesen Übergangsriten so mancher Junge verstümmelt oder tot auf der Strecke. Sie werden in der Regel von Männern an Männern ausgeführt, wenn auch oft zugunsten der Frauen - das exakte Gegenstück zur weiblichen Beschneidung. Mit der Durchmischung der Kulturen fließt auch diese Tradition in unsere westliche Welt ein. So schnitt die 52jährige Joyce Moore aus dem New Yorker Harlem das Gesicht ihres Sohnes mit einem Paketmesser auf, bis es mit 120 Stichen genäht werden mußte. Ihre Familie stammte von dem nigerianischen Volk der Yoruba, wo dieser Brauch zum kulturellen Erbe gehörte. In solchen Fällen aber hört man KEINEN Aufschrei des Protestes, der durch die Welt geht. Etliche Leser sind erschüttert von den Erlebnissen eines hübschen, weiblichen Fotomodells wie Waris Dirie, aber wer spricht z.B. von den Erfahrungen eines südafrikanischen Freiheitskämpfers und Nobelpreisträgers wie Nelson Mandela? Mandela schildert seine Beschneidung folgendermaßen: "Ich hatte das Gefühl, dass Feuer durch meine Adern schoss; der Schmerz war so durchdringend, dass ich mein Kinn fest auf die Brust drückte. Viele Sekunden schienen zu verstreichen, ehe ich an den Ausruf dachte, dann erholte ich mich einigermaßen und stieß hervor: 'Ndiyindoda!' ... Ich schämte mich, weil die anderen Jungen viel stärker und tapferer gewesen zu sein schienen als ich. Ich fühlte mich elend, weil ich verstümmelt worden war ..."

Es gibt in den Gruppierungen, die sich mit dem Thema Beschneidung auseinandersetzen, eine intensive Diskussion darüber, ob man hier die eigenen westlichen Wertvorstellungen einer fremden Kultur aufdrängen darf. Die einen reklamieren für ihre Position, dass Menschenrechte unteilbar seien, die anderen sprechen von einem kenntnislosen Verurteilen anderer Vöker wie zu kolonialen Zeiten. In dieser Debatte kann und will ich hier nicht entscheiden. Was ich als Männerrechtler allerdings sagen kann, ist, dass es absurd und sexistisch ist, bei Frauen die Beschneidung als Zeichen von "typischem Frauenhass" zu beklagen und sie bei Männern vollkommen zu ignorieren.

Und damit diese Debatte auch korrekt in NEWS eingeordnet werden kann: Vorige Woche kamen bei einem südafrikanischen Initiationsritual, zu dem auch die Beschneidung von Jungen gehörte, zwanzig dieser Jungen ums Leben: http://portal.telegraph.co.uk/ ...(langer Link)... ixhomef.html. Bereits am 14. August 2000 berichtete die britische BBC kritisch über Beschneidungen in Kenia: http://news.bbc.co.uk/hi/english/world/africa/newsid_880000/880328.stm. Beide Seiten bieten Links zu diesem Thema; weitere Informationen und Quellenangaben gibt es in "Sind Frauen bessere Menschen?" ---

INVISIBLE MEN, Ausgabe 11:

--- Vor wenigen Tagen kritisierten zwei Menschenrechtsorganisationen die UNO wegen der Diskriminierung von Männern: Während die Vereinten Nationen der Klitorisbeschneidung bei Mädchen recht aggressiv den Kampf angesagt haben, widmen sie ähnlich schwerwiegenden Eingriffen bei männlichen Kindern nicht einmal ihre Aufmerksamkeit. Steven Svoboda, ein an der Elite-Universität Harvard ausgebildeter Anwalt für Menschenrechte, wies darauf hin, dass die Beschneidung von Jungen überall dort vorkomme, wo auch die Beschneidung von Mädchen stattfinde - nur sechsmal so häufig! Svoboda: "Eines Tages werden wir die fehlgeleitete Natur unserer Versuche verstehen, gewaltsame Eingriffe bei weiblichen Genitalien als kriminell zu bezeichnen, während vergleichbar ernstzunehmende, außerordentlich schmerzhafte und verstümmelnde Eingriffe bei männlichen Genitalien erlaubt sind." Auch andere Aktivisten und Aktivistinnen, so etwa Jacqueline Smith, Professorin am niederländischen Institut für Menschenrechte, sprechen sich dafür aus, die Beschneidung bei Jungen ebenso zu bekämpfen wie bei Mädchen. Svoboda verwies auch auf einen Artikel der New York Times vom 1. August 2001, dem zufolge in diesem Jahr allein in Südafrika 35 Jungen an den Folgen ihrer Beschneidung zu Tode kamen. Zehn Prozent oder mehr aller Jungen überstanden diesen aus medizinischer Sicht völlig unnötigen Eingriff nur entweder ganz ohne Penis oder lediglich mit einem entstellten Stummel. Lest den kompletten Artikel unter http://www.backlash.com/content/gender/2001/08aug01/arc0801.html. ---

INVISIBLE MEN, Ausgabe 15:

--- Swedish Parliament Scrutinizes Male Circumcision as a Violation of Human Rights

The Swedish Parliament has overwhelmingly passed a new law to regulate male circumcision with the purpose of protecting the human rights of the child. The Parliament voted decisively, 249 to 10, in favor of the new law, whose preliminaries also mandate a study to determine what effect the new law will have and whether male circumcision should be considered a human rights violation. The law is in the process of being enacted.
Many Swedish Members of Parliament stated that male circumcision violates children's rights. Several Members of Parliament stated that only an outright ban on circumcision of all minors would be consistent with the United Nations' Convention on the Rights of the Child.

This marks the first time the circumcision of males under the age of majority has been officially accepted for study by a national government as a human rights issue. Sweden's is the first law in modern times to regulate and restrict the practice of male circumcision.

All licensed practitioners of male circumcision are now required by law to use anesthesia and to perform the procedure in hospitals or under similar conditions. A temporary exception was included to allow licensed Jewish practitioners of male circumcision (mohelim) to perform the procedure in hospitals or under similar conditions using anesthesia, but only during the first two months of a child's life. Thereafter, ritual circumcisions performed by anyone other than a medical doctor are not allowed. Violation of the law will result in punishment of up to 6 months in prison or a fine of an individually determined amount based on income. Sweden has a history of pioneering human rights legislation and not one legislator claimed medically unnecessary circumcision was a legitimate procedure. The 10 dissenters objected only because they supported total criminalization, rather than mere regulation, of non-therapeutic circumcision of male children, and without any temporary religious exception.

J. Steven Svoboda, Executive Director of Attorneys for the Rights of the Child, stated, "This historic decision by Sweden represents a turning point in history. Again Sweden has demonstrated its concern for human rights. It is regrettable that the initial version of the bill, which would have banned outright all circumcisions of male minors, did not pass. Nevertheless, we congratulate Sweden for acknowledging that males' right to genital integrity deserves serious evaluation as a human rights concern."

In 1982, Sweden became the first developed country to outlaw female circumcision. This law was strengthened in 1998. Following Sweden's lead, many countries including the United States, Canada, and Australia have recently passed laws criminalizing female circumcision. Human rights organizations and legal scholars in each of these countries have pointed out that laws prohibiting only female genital cutting are discriminatory and violate national equal protection laws and international human rights laws. Worldwide, in the last four years every national professional medical association, which has issued a recommendation regarding routine male circumcision, has recommended against the practice. ---

Also das ist aber nun schon sehr zynisch, oder? Du umschreibst das Einsperren von Frauen, den Entzug der Selbstbestimmung als das Zuweisen einer geschützten Sphäre?

Ich denke schon, dass das unter anderem ein Motiv war. Ein ganzes Land zerfleischt sich seit Jahrzehnten im Bürgerkrieg, seine Einwohner bringen einander zu Tausenden um, und es ist kein Ende abzusehen. Dann kommen die Taliban daher und versuchen es mit einer brutalen, fundamentalistischen Diktatur. Dazu gehören extrem rigide Regeln, eben auch das Einsperren von Frauen, um sie vor Übergriffen zu schützen. Frauen zu beschützen ist ja offenbar ein männlicher Urinstinkt. (Natürlich wäre es aus westlicher Sicht angemessener, die Frauen alleine entscheiden zu lassen, welche Risiken sie eingehen möchten und welche nicht.) Jetzt empören sich aber Leute mit westlichen Wertmaßstäben, ohne irgendeine Ahnung von den Hintergründen zu haben. Manche Feministinnen tun sogar so, als sei das Hauptproblem in Afghanistan, dass die Frauen keinen Lippenstift benutzen dürften. Solche Naivität führt dann dazu, dass eine afghanische Generalin wie Suhaila Siddiq sich mit ihrer schneidenden Kritik zuvorderst gegen die westliche Frauenbewegung wendet: http://foxnews.com/story/0,2933,39596,00.html Siddiq: "The first priority should be given to education, primary school facilities, the economy and reconstruction of the country, but the West concentrates on the burqa and whether the policies of the Taliban are better or worse than other regimes." Vertreterinnen von RAWA beklagten zum Teil Ähnliches. Während das Überleben von Tausenden auf dem Spiel steht und zahllose Männer Arme und Beine verloren haben, diskutieren westliche Frauenrechtlerinnen als Erstes die Verschleierung und das Recht auf Schminken. Das mag ja aus westlich-feministischer Perspektive alles wichtig sein. Aus afghanischer Perspektive stehen aber ganz andere Dinge im Vordergrund.

Und das Verbot für Mädchen eine Schule zu besuchen ist dann ein weitsichtiger Akt der Nächstenliebe? Weil wenn diese dumm gehalten werden, fügen sie sich leichter in ihr Schicksal und leben zufriedener?

Das ist jetzt das dritte oder vierte Mal in diesem Posting, dass du mir Äußerungen unterschieben möchtest, die ich nie getätigt habe. Warum setzt du dich nicht mit dem auseinander, was ich schreibe? Weil es mehr Spaß macht, sarkastisch zu sein? Ich bin auch kein Afghanistan-Experte, könnte mir aber vorstellen, dass die Hintergründe für diese Entscheidung ähnlich lagen: Der öffentliche Raum stellt eine Gefahr für Frauen dar, also hält man sie da raus. Er stellt natürlich auch für Männer eine Gefahr dar, aber bei Männern wird das eben hingenommen.

Du meinst wirklich, dass es mehr männliche Vergewaltigungsopfer gab? Kannst du hier mal etwas mehr ins Detail gehen? Mir persönlich fällt es schwer mich für Sex mit einem Mann zu begeistern - ohne das nun anderen absprechen zu wollen. Diese "fast-Gewissheit" würde ich gerne etwas erklärt bekommen.

Ich habe den Link ja genannt, dort kannst du Näheres nachlesen. Dass es insgesamt mehr männliche Vergewaltigungsopfer als weibliche gibt, gilt übrigens auch für die USA. Die US-amerikanische Feministin und Bürgerrechtlerin Nadine Strossen (Vorsitzende der ACLU) führt aus: "Laut vorsichtigen Schätzungen sind mehr als 290.000 Männer pro Jahr in Gefängnissen und Strafanstalten sexuellen Übergriffen ausgesetzt, während das Statistische Bundesamt des Justizministeriums die Zahl der jährlich vergewaltigten Frauen mit 135.000 angibt." Natürlich haben wir bei beiden Zahlen eine gewisse Unschärfe (so gab Ende 2001 die Salt Lake Tribune die Zahl der vergewaltigten Männer in den USA mit 400.000 an). Da viele Männer mehrfach und durch Gruppen vergewaltigt werden, rechnen Fachleute jedoch mit bis zu 45.000 Vergewaltigungen von Männern pro Tag. Aber dieses Thema findet kein öffentliches Interesse. Dass die Medien über diese Problematik größeres Stillschweigen bewahren als vor kurzem noch die katholische Kirche über den Missbrauch durch Priester, beklagte die Organisation "Accuracy in Media" noch im Mai 2002, nachdem die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch noch einmal dezidiert auf dieses Missverhältnis hingewiesen hatte.

Das sehe ich aber echt schon als Problem. Du hinterfragst jeden Umstand auf geschlechtsbezogene Neutralität. Es wurden auch schon Frauen hingerichtet.

Allerdings. Von mehr als 700 Personen, die seit 1976 in den USA hingerichtet wurden, waren volle fünf weiblich. Wenn ich auf diesen extremen Sexismus hinweise, tust du so, als würde ich eine Quotenregelung in der Todeszelle verlangen. Viele Schwarze weisen zu Recht darauf hin, dass die Todesstrafe rassistisch ist, weil sie weit häufiger Schwarze als Weiße trifft. Aber das Missverhältnis ist dort noch lange nicht so gravierend wie zwischen Männern und Frauen.

Auch Frauen erkennen diesen Sexismus inzwischen und machen Front dagegen, so etwa Cathy Young in ihrem Artikel "Sexism and the death chamber", gespeichert unter http://www.dabbel.de/invisible-men/saved/ln032-19.html. Young führt darin aus, dass wenn für eine Frau die Gefahr der Todesstrafe besteht, sich auch regelmäßig Beschützer finden, die normalerweise eher reaktionär und pro-Todesstrafe sind: in ihrem Beispiel Pat Robertson, Jerry Falwell und Oliver North. Sehr oft wird auch eine internationale Kampagne daraus. Wenn eine Frau in der Todeszelle sitzt, finde ich dazu zweiseitige Artikel in meiner Fernsehzeitschrift und auch in Deutschland engagieren sich prominente Figuren wie Uschi Glas dagegen. Wenn ein Mann vom Staat getötet werden soll, finde ich solche Artikel in meiner Zeitschrift nicht. Das ist ja auch "normal".

Es tut mir Leid, dass du es als problematisch empfindest, wenn ich den geringeren Lebenswert von Männern in unserer Gesellschaft zum Thema mache. Es stört mich allerdings nicht dabei, das zu tun. Weil sich sonst nichts ändert.

Und das amerikanische Recht verurteilt selbst Kinder. Es ist nicht unbedingt frauenfreundlich. Vielleicht erinnerst du dich an die Suche nach der Frau, die von einer Kamera auf einem Parkplatz aufgenommen wurde, wie sie ihr Kind schlug. Dort wurde der Fall groß in die Presse gezogen und eine riesen Fahndung wurde eingeleitet. Ich glaube nicht, dass du hinter allem Ungerechtigkeiten gegen den Mann vermuten musst.

Das klingt jetzt so, als seien das alles leicht paranoide Spekulationen von mir. Tatsächlich ist die Ungleichbehandlung zwischen den Geschlechtern aber nachweisbar, was das US-Justizsystem angeht.

Das renommierte juristische Magazin "Los Angeles Daily Journal" veröffentlichte am 1. August 2002 einen Artikel des Rechtsanwaltes Marc Angelucci, in dem dieser anhand verschiedener Studien zusammenstellt, welchen Einfluss die Geschlechtszugehörigkeit auf das Urteil in einem Gerichtsprozess hat. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass das Geschlecht im Justizsystem eine weit diskriminierende Rolle spielt als etwa die Rasse:
- Wenn bei einem Mord der Täter männlich statt weiblich ist, steigt für ihn die Wahrscheinlichkeit der Todesstrafe um mehr als das Zwanzigfache. (Gemeint ist offenbar das Urteil der Todesstrafe, was nichts mit einer tatsächlich erfolgten Hinrichtung zu tun haben muss. Dazu habe ich ja die Zahlenverhältnisse oben aufgeführt.)
- Bei exakt demselben Verbrechen steigert eine männliche Täterschaft die Wahrscheinlichkeit auf eine Haftstrafe um 165 Prozent. Wenn ein Schwarzer der Täter ist, steigert das die Wahrscheinlichkeit einer Haftstrafe um 19 Prozent.
- Ist das Mordopfer weiblich, verlängert das die Haftzeit des Täters um 40,6 Prozent. Ist das Opfer weiß statt schwarz, verlängert das die Haftzeit des Täters um 26,8 Prozent.
- Die lange Zeit vertretene feministische Theorie, dass vor allem Frauen im Rechtssystem zu kurz kommen, erscheint bei näherer Überprüfung nicht nur unhaltbar, sondern nachgerade albern. Wenn für dasselbe Verbrechen Männer ins Gefängnis wandern und Frauen auf Bewährung freikommen, reagieren darauf Frauenrechtlerinnen mit der Klage, dass die Frauen diskriminiert würden, weil sie längere Bewährungsfristen erhielten. Dringend notwendige Task Forces oder Kommissionen, welche die juristische Benachteiligung von Männern untersuchten, gibt es bislang jedoch nicht.

Soweit erst mal dazu. Ich fürchte, für weitere Info-Aktionen wie diese fehlt mir in Zukunft einfach die Zeit. Irgendwann muss ich auch mal was arbeiten. :-) Insofern kann ich dir nur empfehlen, dich selbständig ein bisschen mehr in die internationale Benachteiligung von Männern einzulesen, wenn dich das Thema interessiert. Offenkundig halte ich mein eigenes Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" für geeignet, aber es gibt auch viele internationale Websites der Männerbewegung mit extensiven Info-Archiven.

Herzlicher Gruß

Arne

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Markus, Friday, 29.11.2002, 00:49 (vor 7831 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Arne Hoffmann am 28. November 2002 10:16:35:

Hi Arne,

Hör zu, ich kann leider nicht meine Vormittage damit verbringen, dir jedesmal die nötigen Informationen nachzureichen - zumal ich im Moment den Eindruck habe, mir völlig sinnlos den Mund fusselig zu reden. Trotzdem mache ich das diesmal noch. Meine Ungeduld bezieht sich dabei nicht speziell auf dich, du engagierst dich ja ansonsten enorm und sehr konstruktiv. Für mich ist es mehr ein generelles Problem: Jeder neue Gesprächspartner bezieht seinen Kenntnisstand notwendigerweise aus der sehr einseitigen Berichterstattung in den Medien, deshalb muss ich immer wieder ganz von vorne anfangen.

Ich war wirklich versucht hier detailiert zu antworten nur sagen mir deine Worte klar, dass du darauf eigentlich keinen Wert legst. Ich will dich auch nicht in deiner Zeit einschränken. Vielleicht solltest du einfach nicht den Anspruch erheben, jemanden mit deiner Antwort überzeugen zu wollen. Dann wärst du vielleicht auch nicht so ungeduldig. Ich denke wir verbleiben einfach mit dem Fazit, dass wir diesen Punkt unterschiedlich sehen. Es gibt wahrlich schlimmeres oder?

Liebe Grüße, Markus

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Garfield, Friday, 29.11.2002, 12:08 (vor 7830 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 28. November 2002 22:49:13:

Hallo Markus!

Versteh Arne bitte nicht falsch. Ich glaube nicht, daß er das, was er dir geschrieben hat, irgendwie negativ gemeint hat. Er beschäftigt sich halt schon sehr lange mit der Thematik, und wenn man dann immer wieder auf Leute trifft, denen man alles nochmal ganz von vorn erklären muß, dann ist man es irgendwann einfach leid.

Er wollte dir aber bestimmt nichts vorwerfen, denn wie viele andere Menschen auch kannst du ja nichts dafür, daß wir von den Medien oftmals sehr einseitig informiert werden. Gerade die Problematik mit den Genitalverstümmelungen ist ja ein gutes Beispiel dafür.

Arne ist wirklich kein Radikalmaskulist, der die Männerherrschaft in Deutschland einführen möchte oder etwas ähnlich Unsinniges vorhat. Er setzt sich einfach nur für echte Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ein.

Hast du sein Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" schon gelesen? Wenn nicht, solltest du das unbedingt tun. Er hat dort sehr viele Fakten und Zahlen zusammen getragen und auch alles durch Quellen belegt, so daß du genügend Möglichkeiten hast, dich noch weitergehend zu informieren. Die Qualität seines Buches hat sich auch daran gezeigt, daß sich selbst die hier so beliebte Radikalfeministin Maya in Diskussionen um das Buch in diversen Foren bei ihrer Kritik daran immer nur an einer einzigen Zahl festgeklammert hat. (Dabei ging es um den prozentualen Anteil von Mißbrauchsbeschuldigungen in Sorgerechtsprozessen.) Außer dieser einzigen Zahl hatte selbst Maya an dem Buch offensichtlich nichts auszusetzen. So kannst du das Buch also als von ihr empfohlen betrachten, obwohl sie dagegen nun sicher heftigst protestieren würde... :-)

Lies es, und dann wirst du Arne besser verstehen, denke ich.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Markus, Friday, 29.11.2002, 14:19 (vor 7830 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Garfield am 29. November 2002 10:08:47:

Hallo Garfield,

das ist ja lieb wie du dich hier einsetzt. Ich glaube auch nicht, dass Arne hier irgend etwas böse meint - habe ihn auch nicht so verstanden. Ich erwarte auch nicht wirklich, dass sich jeder hier die Mühe macht meine sehr individuelle Denkweise nun erhellen zu wollen ;-).
Ich habe hier vielleicht sowieso eine eher unorthodoxe Einstellung. Weißt du ich tu mich einfach schwer mit solchen Argumentationen. Ich bin sicher mit etwas Recherche könnte ich dir hier 2 Seiten mit Fällen posten, in denen Frauen aus irgendwelchen Stämmen ihren Köper durch "Verstümmelung" verschönern. Wenn das ordentlich recherchiert ist hast du hinterher sicher den Eindruck - ob der Masse an Beispielen - es gäbe auf dieser Welt nur Langohr- oder Tellerlippen-Frauen. Das ist aber eben nicht der Fall - ganz gleich ob ich hier 2 oder 5 Seiten an Beispielen poste. Ich habe auch was die Beschneidungsargumente angeht so meine Mühe. Ich vergleiche das mal mit einem Baumstamm, der über einer Schlucht liegt und über den nun hundert Männer und Frauen drüber getrieben werden. Sicher werden einige runterfallen und sterben. Der Unterschied ist aber, dass man den Frauen am anderen Ende noch ein Bein abschlägt. Genauso sehe ich das mit der Beschneidung. Wenn die Klit herausgeschnitten wurde, dann eineinträchtigt dieser Umstand - wie das abgeschlagene Bein - das ganze Leben. Sicher ist es auch so, dass es jedem von uns beim Gedanken, nun irgendwelche Dinge in den aufgeschnittenen Penis geschoben zu bekommen, eiskalt den Rücken runter läuft. Auf der anderen Seite sollte sich vielleicht jeder Mann das Ding heute abend mal wieder in die Hand nehmen und sich dann die Frage stellen - ob er nicht lieber einen Schnitt in die unempfindlichere Außenhaut einem Schnitt in die Eichel vorziehen würde. Ich denke nämlich, dass die Entfernung der Klit nur mit der Entfernung der Eichel gleichzusetzen ist.Klar kann es auch beim Mann Entzündungen geben, nur diese Erwähnung allein suggeriert, dass bei den Frauen alles viel besser verheilt.
Genauso habe ich mit der Thematik Vergewaltigung meine Probleme. Angenommen meine Schwester oder Freundin würde vergewaltigt werden, hätte ich meine Mühe ihr klar zu machen, dass sie hier weniger Anspuch auch Hilfe hat, weil es immerhin straffällig gewordene Männer gibt, die von anderen Männern im Knast vergewaltigt werden und diese Anzahl so hoch ist, dass Hilfe für sie nach Gender-Betrachtung nicht gerechtfertigt wäre. Soll sie sich nicht so anstellen und das nächste mal eben keinen "Gürtel", sondern nen Rock der bis zu den Knöcheln geht anziehen.
Ich bin auch sicher, würde ich die Kriminalitätsstatistik durchforschen und dann alle Täter die dabei rote Pullover trugen auflisten, könnte ich aufgrund der Masse durchaus den Eindruck suggerieren, dass Träger von roten Pullovern als gewalttätig einzustufen sind. Ich habe gewisse Probleme mit der grundsätzlich differenzierten Betrachtungsweise von Mann und Frau. Aus diesem Grund habe ich mich auch noch nicht an Arnes Buch "gewagt". Mal schauen, vielleicht geh ich das ja irgendwann mal an.
Das ist aber nur meine persönliche Einstellung , die hier sicher viele anders sehen und die ich auch nur vor mir vertreten muss.
Ich habe mal irgendwo einen Satz gelesen, der mich schon etwas geprägt hat. "Keiner kann einen Menschen ändern - ein Mensch kann sich nur selbst ändern". Vielleicht setze ich aus diesem Grund mehr auf die fallbezogene Argumentation, die Verallgemeinerungen ungern benutzt.
Ich persönlich glaube einfach so mehr Überzeugungsarbeit leisten zu können, als wenn ich meine(n) Gegenüber schon im Vorfeld durch Globalbeschuldigungen aufgrund des Geschlechts in die Defensive dränge.

Nochmals danke für deinen "Vermittlungsversuch", aber ich denke dass weder Arne noch ich diese Sache für so elementar nehmen, als dass wir nun schmollen oder wütend aufeinander sind.

Liebe Grüße, Markus

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Garfield, Friday, 29.11.2002, 17:08 (vor 7830 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 29. November 2002 12:19:39:

Hallo Markus!

Erstmal zu Genitalverstümmelungen: Natürlich ist das für unsere Begriffe eine grausame Unsitte. Und ich bin mir gar nicht so sicher, ob diese Verstümmelungen bei Jungen wirklich so viel harmloser sind. Ich denke, worauf Arne auch hinaus wollte, ist doch folgendes:

Wenn von Genitalverstümmelungen die Rede ist, denken die meisten Menschen sofort an Frauen und Mädchen und an Klitoris-Entfernungen. Dabei gibt es auch da ganz verschiedene Varianten. In einigen Kulturen wird die Klitoris nicht entfernt, sondern es werden lediglich Manipulationen vorgenommen, die in etwa mit der Vorhaut-Entfernung bei Jungen vergleichbar sind. Trotzdem wird es hierzulande dauernd stillschweigend so dargestellt, als würde es immer nur um Klitoris-Entfernungen gehen.

Wenn man nun aber die Tatsache anspricht, daß sehr wohl auch Jungen von solchen Verstümmelungen betroffen sein können, dann denken viele Menschen sofort an Vorhautentfernungen wie sie ja auch hierzulande aus medizinischen Gründen teilweise gemacht werden. Dabei gibt es auch bei der Beschneidung von Jungen verschiedene Varianten, wie Arne ja in seinem Beitrag ausführlich dargelegt hat. Und das Aufschlitzen des Penis ist sehr wohl mit einer Klitoris-Entfernung vergleichbar, finde ich.

Und egal, wie die Beschneidungsmethode konkret aussieht und an welchem Geschlecht sie durchgeführt wird: Da dabei in der Regel keine sterilen Gerätschaften verwendet werden, ist das Risiko von Infektionen in jedem Fall hoch. Und man könnte sogar einwenden, daß es das kleinere Übel ist, ohne Klitoris zu leben als ohne Penis, also völlig ohne Geschlechtsorgan. Und es gibt Männer, die durch Genitalverstümmelungen den Penis verloren haben. Auch in westlichen Ländern, nach Vorhautentfernungen ohne wirklichen medizinischen Grund durch Ärzte!

Du hast noch die Langzeitfolgen angesprochen. Damit meintest du wohl vor allem, daß die Entfernung der Klitoris sich negativ auf das Lustempfinden einer Frau auswirkt. Das stimmt natürlich. Aber bei ganz einfachen Vorhaut-Beschneidungen ist genau dasselbe der Fall. Die Eichel wird dadurch zwar nicht völlig unempfindlich, aber die Reizfähigkeit läßt sehr nach. Wenn das weltweit so viele Frauen betreffen würde wie Männer, würde es schon lange Proteste von Frauen-Organisationen regnen. Weil es aber "nur" Männer betrifft, protestiert niemand dagegen, und ganz im Gegenteil gibt es sogar Frauen, die fordern, alle Männer grundsätzlich zu beschneiden und das sogar teilweise auch noch damit begründen, daß sie so ja weniger reizempfindlich wären und damit sexuell leistungsfähiger!

Aber es geht mir gar nicht darum, hier aufzurechnen, ob Beschneidungen von Männern oder Frauen schlimmer sind. Die Frage ist doch viel mehr: Wie kommt es, daß die Mehrheit der Menschen beim Thema Beschneidung an Mädchen sich grundsätzlich ein rostiges Messer vorstellt, mit dem die Klitoris bei vollem Bewußtsein herausgeschält wird, während sich dieselben Menschen beim Thema Beschneidung an Jungen eine "harmlose" Vorhautenfernung unter sterilen Bedingungen und mit Narkose in einem Krankenhaus nach westlichem Standard vorstellen?

Wieso wird bei Frauen der "Worst Case" immer als Regel unterstellt, während bei Männern grundsätzlich der harmloseste aller anzunehmenden Fälle als Regel angenommen wird?

Und überhaupt: Wenn man wirklich etwas gegen diese Genitalverstümmelungen an Mädchen unternehmen will, dann muß man bei den Frauen ansetzen, die so etwas tun. Denn es sind normalerweise nur Frauen. Wenn die sich weigern würden, dann würde es schon wesentlich weniger solcher Verstümmelungen geben. Allerdings würden andererseits dann manche Mütter ihre Töchter eigenhändig beschneiden, was dann für diese Mädchen wohl noch schlimmer wäre.

Tatsächlich fällt aber immer wieder auf, daß Feministinnen auch an diesen Beschneidungen von Frauen immer wieder den Männern die Schuld geben. Ich habe vor einiger Zeit mal eine Reportage dazu gesehen. Da wurde immer wieder betont, wieviel Wert die Männer doch auf eine beschnittene Frau legen würden. (Was ich mir als Mann schon mal schwer vorstellen kann, na ja, aber andere Länder haben nun einmal andere Sitten.) Daß solche Beschneidungen grundsätzlich nur von Frauen durchgeführt werden, wurde nur mal am Rande erwähnt. Auch der Jubel der anwesenden Frauen bei einer in der Reportage gezeigten Beschneidung wurde nicht weiter kommentiert.

Ich denke, es ist ohnehin sehr vermessen, Menschen anderer Kulturkreise unsere Lebensweise aufzwingen zu wollen. Wenn man das aber versucht, dann sollte man sinnvollerweise auch am richtigen Punkt ansetzen. Da feministische Organisationen das aber offensichtlich nicht tun, liegt für mich der Verdacht nahe, daß es ihnen gar nicht wirklich um diese Beschneidungen geht, sondern nur darum, einfach irgendein Betätigungsfeld zu haben und so nebenbei auch noch gegen den "Erbfeind" Mann zu Felde zu ziehen.

Dann hattest du noch Vergewaltigungen angesprochen. Auch dabei geht es nicht darum, Vergewaltigungen von Frauen zu verharmlosen, sondern dafür zu sorgen, daß auch mal die männlichen Opfer ins Blickfeld des öffentlichen Interesses kommen. In den USA hat man leitende Justiz-Mitarbeiter schon häufig auf diese Problematik aufmerksam gemacht, und da kam dann meist entweder gar keine Reaktion, oder aber es wurde sogar angedeutet, daß das eben als Teil der Strafe betrachtet wird. Nun stell dir mal vor, in den USA oder sonstwo würde jemand ernsthaft ein Gesetz vorschlagen, das besagt, daß weibliche Häftlinge sich als Teil der Strafe künftig beliebigen sexwilligen Männern oder Frauen kostenlos in Gefängnis-Bordellen zur Verfügung stellen müssen! Was würde das wohl für einen Aufschrei unter Feministinnen verursachen? Und sie würden sich ja auch durchaus zu Recht beschweren. Nur wieso ist ein Mann, der genau solche de-facto Zustände für männliche Häftlinge anprangert, auf einmal laut öffentlicher Meinung nicht mehr im Recht?

Diese ganze Ungerechtigkeit regt mich daran so auf. Kein Mann, der sich ernsthaft für Männerrechte einsetzt, will irgendeine Strafmilderung für echte Vergewaltiger, oder weniger Hilfsangebote für echte weibliche Vergewaltigungsopfer. Die Mehrheit dieser Männer hat doch selbst auch Partnerinnen oder Töchter, die davon auch einmal betroffen sein könnten oder das vielleicht sogar schon mal erlebt haben. Es geht eben darum, daß immer mehr Männer sich nicht mehr als Menschen 2. Klasse behandelt sehen wollen, mit denen man einfach alles machen kann.

DAS ist der Punkt bei der Sache. Du hast geschrieben, daß du Probleme damit hast, Männer und Frauen differenziert zu betrachten. Genau darum geht es doch - eben darum, daß Männer und Frauen in der öffentlichen Diskussion, von der Politik und auch von Polizei und Justiz grundsätzlich differenziert betrachtet werden. Was für Frauen schon als unzumutbar gilt, regt bei Männern noch längst niemanden auf.

Und das ist eben auch der zentrale Gedanke in Arnes Buch, jedenfalls so wie ich es verstanden habe. Du solltest es wirklich lesen.

Und zu den Globalbeschuldigungen: Wie anders soll man sich denn gegen genau solche Globalbeschuldigungen von Radikalfeministinnen Männern gegenüber zur Wehr setzen? Was willst du z.B. einer Radikalfeministin antworten, die ernsthaft behauptet, daß ja immer nur Männer Kriege angezettelt und geführt hätten? Es bleibt dann doch gar nichts anderes übrig, als dieser Frau zu erklären, daß auch Frauen in der Geschichte keineswegs immer so harmlos und unschuldig waren, wie man uns heute oft glauben machen will.

Natürlich könnte man ganz vornehm sagen, daß man auf solchen Unsinn doch gar nicht eingehen muß. Aber die Radikalfeministinnen bekommen überall in den Medien Podien für ihre wüsten Behauptungen, und wenn niemand dagegen angeht, dann sickern solche Vorstellungen frei in die Köpfe aller Menschen hinein. Tatsächlich passiert das ja auch schon ständig und man findet die radikalfeministischen Dogmen in abgeschwächter Form mittlerweile fast überall wieder.

Ich habe einfach keine Lust darauf, als potenzieller Vergewaltiger und Massenmörder gesehen zu werden. Deshalb empfinde ich es als Beleidigung und persönlichen Angriff, wenn irgendeine Radikalemanze daher kommt und solchen Unsinn über Männer behauptet.

Und ich denke, so geht es vielen Männern, die sich über gewisse radikalfeministische Dogmen und auch daraus resultierende Mißstände in unserer Gesellschaft aufregen.

Wie bist du eigentlich dazu gekommen, dich mit der Problematik zu befassen? Du mußt doch eigentlich sehr ähnliche Empfindungen haben?

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Markus, Friday, 29.11.2002, 19:50 (vor 7830 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Garfield am 29. November 2002 15:08:34:

Hallo Garfield,

Wenn von Genitalverstümmelungen die Rede ist, denken die meisten Menschen sofort an Frauen und Mädchen und an Klitoris-Entfernungen. Dabei gibt es auch da ganz verschiedene Varianten. In einigen Kulturen wird die Klitoris nicht entfernt, sondern es werden lediglich Manipulationen vorgenommen, die in etwa mit der Vorhaut-Entfernung bei Jungen vergleichbar sind. Trotzdem wird es hierzulande dauernd stillschweigend so dargestellt, als würde es immer nur um Klitoris-Entfernungen gehen.
[quote]Wenn man nun aber die Tatsache anspricht, daß sehr wohl auch Jungen von solchen Verstümmelungen betroffen sein können, dann denken viele Menschen sofort an Vorhautentfernungen wie sie ja auch hierzulande aus medizinischen Gründen teilweise gemacht werden. Dabei gibt es auch bei der Beschneidung von Jungen verschiedene Varianten, wie Arne ja in seinem Beitrag ausführlich dargelegt hat.
[/quote]

Also ich persönlich würde den Grund der weiblichen Beschneidung mal spontan in folgendem Umstand vermuten. Eine beschnittene Frau hat keine Lust auf Sex und geht damit zumindest mal nicht fremd. Und hier wird in meinen Augen der Stolz dieser afrikanischen/asiatischen Männer über das Gefühl der Frau beim Sex gestellt.

Und das Aufschlitzen des Penis ist sehr wohl mit einer Klitoris-Entfernung vergleichbar, finde ich.

Also ich weiß nicht. Immerhin gibt es selbst in Deutschland Menschen, die sich Genitalpiercings verpassen. Natürlich sind hier die Instrumente Steril aber ich denke mal dieser Umstand spricht schon sehrwohl dafür, dass die Haut am Penis wohl nicht so empfindlich ist wie die Eichel. Hier wäre es mal interessant eine medizinische Betrachtungsweise zu hören, die sich genau damit auseinander setzt, wieviele Nervenzellen in Eichel, respektive Haut ums Geschlechtsteil sind - das selbe dann für die Frau im Bezug auf Schamlippen und Klit.

Und egal, wie die Beschneidungsmethode konkret aussieht und an welchem Geschlecht sie durchgeführt wird: Da dabei in der Regel keine sterilen Gerätschaften verwendet werden, ist das Risiko von Infektionen in jedem Fall hoch. Und man könnte sogar einwenden, daß es das kleinere Übel ist, ohne Klitoris zu leben als ohne Penis, also völlig ohne Geschlechtsorgan.

Mit Sicherheit, nur halte ich es nicht für seriös hier diesen Umstand, der eher die absolute Ausnahme darstellt, als gewichtig in der Argumentation zu bezeichnen. Ich bin sicher es gibt wesentlich mehr Frauen ohne Klit als Männer ohne Penis. Zumindest von einigen Stämmen in Äthiopien weiß ich genau, dass dort sehr wohl je nach "Fanatismus" die Klit herausgeschnitten wird, die männliche Beschneidung aber nur einen Schnitt in die Vorhaut wie in Europa darstellt. Natürlich aber ohne sterile "Werkzeug".

Und es gibt Männer, die durch Genitalverstümmelungen den Penis verloren haben. Auch in westlichen Ländern, nach Vorhautentfernungen ohne wirklichen medizinischen Grund durch Ärzte!

Das würde ich persönlich nun unter der Rubrik "Ärztefehler" notieren und weniger in als gezielte Geschlechterdiskriminierung.

Du hast noch die Langzeitfolgen angesprochen. Damit meintest du wohl vor allem, daß die Entfernung der Klitoris sich negativ auf das Lustempfinden einer Frau auswirkt. Das stimmt natürlich. Aber bei ganz einfachen Vorhaut-Beschneidungen ist genau dasselbe der Fall. Die Eichel wird dadurch zwar nicht völlig unempfindlich, aber die Reizfähigkeit läßt sehr nach. Wenn das weltweit so viele Frauen betreffen würde wie Männer, würde es schon lange Proteste von Frauen-Organisationen regnen.

Also ich bin beschnitten. Nicht aus religiösen Gründen ich hatte als Baby Phimose. Ich bin jetzt 33 Jahre und kann deine Aussage persönlich nun nicht so nachvollziehen. Ich hatte sogar schon mal Sex ;-)

Weil es aber "nur" Männer betrifft, protestiert niemand dagegen, und ganz im Gegenteil gibt es sogar Frauen, die fordern, alle Männer grundsätzlich zu beschneiden und das sogar teilweise auch noch damit begründen, daß sie so ja weniger reizempfindlich wären und damit sexuell leistungsfähiger!

Also ich bin noch nie in einem Swingerclub gewesen und habe dort auch mit keinem unbeschnittenen einen Wettbewerb gestartet, aber ich denke so rein theorethisch gedacht ist das nicht so unfalsch, weils einfach länger geht. Wenn Frauen das aber fordern, ist das genauso ne Frechheit, wie wenn Männer bei Frauen fordern, sie sollen sich die Brüste vergrößern lassen. Sollen die sich die Hände verkleinern lassen. Hier sehe ich keinen Unterschied. Ich halte beides für ne Frechheit.

Aber es geht mir gar nicht darum, hier aufzurechnen, ob Beschneidungen von Männern oder Frauen schlimmer sind. Die Frage ist doch viel mehr: Wie kommt es, daß die Mehrheit der Menschen beim Thema Beschneidung an Mädchen sich grundsätzlich ein rostiges Messer vorstellt, mit dem die Klitoris bei vollem Bewußtsein herausgeschält wird, während sich dieselben Menschen beim Thema Beschneidung an Jungen eine "harmlose" Vorhautenfernung unter sterilen Bedingungen und mit Narkose in einem Krankenhaus nach westlichem Standard vorstellen?
Wieso wird bei Frauen der "Worst Case" immer als Regel unterstellt, während bei Männern grundsätzlich der harmloseste aller anzunehmenden Fälle als Regel angenommen wird?

Also ich persönlich denke die Messer sind sicher genauso rostig, dennoch glaube ich immernoch an meinen Eichel-Klitoris Vergleich.

Und überhaupt: Wenn man wirklich etwas gegen diese Genitalverstümmelungen an Mädchen unternehmen will, dann muß man bei den Frauen ansetzen, die so etwas tun. Denn es sind normalerweise nur Frauen.

Und das ist genau ein Punkt an dem ich persönlich das Gefühl habe, hier wird die objektive Diskussionsbasis in der Antwort von Arne verlassen. Hier ist es unglaublich wichtig hervorzuheben, dass die Frauen die Täter sind.
Einen Punkt später - und auch du kommst gleich nochmal darauf zu sprechen - geht es um Vergewaltigung an Männern in Gefängnissen. In dieser Argumentationslinie erhält der Umstand, dass die Vergewaltiger hier Männer sind, ganz unbeachtet gelassen. Bei der Beschneidung der Frau aber wird das Geschlecht der Täter gewichtig in die Waagschale geworfen.
Ich denke hier muss entweder dann auch bei der Vergewaltigung darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Täter hier Männer sind, oder bei Beschneidungen darauf verzichtet werden, dass die Täter hier Frauen sind. Von mir persönlich wurde dieser Umstand, doch schon als sehr einseitig empfunden.
Allerdings wäre das Wort Täter auch nur bedingt richtig. Es gibt in diesen Stämmen durchaus die Einstellung, dass ein Mann eine unbeschnittene Frau nicht zu heiraten hat. Die gesellschaftliche Schuld bleibt hier unbetrachtet.

Wenn die sich weigern würden, dann würde es schon wesentlich weniger solcher Verstümmelungen geben. Allerdings würden andererseits dann manche Mütter ihre Töchter eigenhändig beschneiden, was dann für diese Mädchen wohl noch schlimmer wäre.

Volle Zustimmung. Es gibt auch bei den Taliban Frauen, die andere unverschleierte Frauen verprügeln und beschimpfen. Fanatismus ist nicht geschlechtsspezifisch.

Tatsächlich fällt aber immer wieder auf, daß Feministinnen auch an diesen Beschneidungen von Frauen immer wieder den Männern die Schuld geben. Ich habe vor einiger Zeit mal eine Reportage dazu gesehen. Da wurde immer wieder betont, wieviel Wert die Männer doch auf eine beschnittene Frau legen würden. (Was ich mir als Mann schon mal schwer vorstellen kann, na ja, aber andere Länder haben nun einmal andere Sitten.)

Hier stimme ich dir voll zu. Es darf auch in diesem Punkt keine Kollektivschuld - der Männer - geben. Nur weil ein Stamm in Afrika diese Weltanschauung hat, heißt das nicht, dass wir uns nun schuldig zu fühlen haben. Ich mag aber solche Feministinnen auch nicht besonders.

Daß solche Beschneidungen grundsätzlich nur von Frauen durchgeführt werden, wurde nur mal am Rande erwähnt. Auch der Jubel der anwesenden Frauen bei einer in der Reportage gezeigten Beschneidung wurde nicht weiter kommentiert.

Es klingt logisch, dass in einem Land, in dem der Mann nicht die Frau des Nachbarn sehen darf und sich diese verschleiern muss, dass es nicht gerade die Männer sind, die bei so einer Beschneidung beiwohnen. Und die Jubelschreie. Wie gesagt. Fanatismus ist nicht geschlechtsspezifisch.

Ich denke, es ist ohnehin sehr vermessen, Menschen anderer Kulturkreise unsere Lebensweise aufzwingen zu wollen.

Ich denke das nicht. Zum Beispiel war Pädophilie im alten Griechenland legitim. War also gesellschaftlich anerkannt. Man spricht heute ja noch von Lustknaben. Es ist also nichts unvorstellbar nur. Trotzdem denke ich, dass solche Länder, die sicher die Hilfe des Westens brauchen, auch mit dieser Hilfe unter Druck gesetzt werden dürfen, von menschenverachtende Dinge, wie Hinrichtung, Steinigung oder Beschneidung, Abstand zu nehmen. Ikea hat vor einiger Zeit mal einen Teppich im Sortiment gehabt, der durch Kinderarbeit entstand. Dieser Sachverhalt ging durch die Medien und der Teppich wurde aus dem Verkehr gezogen. Der Hersteller, der für die Kinderarbeit aber verantwortlich war, wird schon dumm geschaut haben, als seine Geschäfte geplatzt sind und daraus vielleicht etwas lernen oder durch Auflagen gezwungen worden sein, dies zu ändern. In dieser Hinsicht meine ich unter Druck setzen.

Wenn man das aber versucht, dann sollte man sinnvollerweise auch am richtigen Punkt ansetzen. Da feministische Organisationen das aber offensichtlich nicht tun, liegt für mich der Verdacht nahe, daß es ihnen gar nicht wirklich um diese Beschneidungen geht, sondern nur darum, einfach irgendein Betätigungsfeld zu haben und so nebenbei auch noch gegen den "Erbfeind" Mann zu Felde zu ziehen.

Absolute Zustimmung. Sie verfolgen genau dieses Ziel - nur, warum wieder am Extrem ausrichten. Wir wissen doch, dass diese Argumentation falsch ist. Müssen wir nun mit den selben globalen Seitenhieben zurück schlagen? Ich persönlich will mir immer noch treu bleiben und mir die Waffen nciht von vermeintlichen Gegnern aufzwingen lassen.

Dann hattest du noch Vergewaltigungen angesprochen. Auch dabei geht es nicht darum, Vergewaltigungen von Frauen zu verharmlosen, sondern dafür zu sorgen, daß auch mal die männlichen Opfer ins Blickfeld des öffentlichen Interesses kommen. In den USA hat man leitende Justiz-Mitarbeiter schon häufig auf diese Problematik aufmerksam gemacht, und da kam dann meist entweder gar keine Reaktion, oder aber es wurde sogar angedeutet, daß das eben als Teil der Strafe betrachtet wird. Nun stell dir mal vor, in den USA oder sonstwo würde jemand ernsthaft ein Gesetz vorschlagen, das besagt, daß weibliche Häftlinge sich als Teil der Strafe künftig beliebigen sexwilligen Männern oder Frauen kostenlos in Gefängnis-Bordellen zur Verfügung stellen müssen! Was würde das wohl für einen Aufschrei unter Feministinnen verursachen? Und sie würden sich ja auch durchaus zu Recht beschweren. Nur wieso ist ein Mann, der genau solche de-facto Zustände für männliche Häftlinge anprangert, auf einmal laut öffentlicher Meinung nicht mehr im Recht?

Hast du total recht! Nur denke ich persönlich ist das eine Frage des Stellenwerts, den jeder für sich selbst setzen muss. Ich persönlich habe mich über Jahre mit dem Missbrauch an Frauen und Kindern auseinander gesetzt und in diesem Bereich engagiert. Auch wenn ich mir sexuellen Missbrauch an Männern durch Mithäftlinge für durchaus schlimm vorstellen kann, würde wenn ich nochmal die Wahl hätte, mich wieder für Frauen und Kinder in diesem Bereich einsetzen und nicht für die Sträflinge. Einfach weil ich eine Bekannte habe, die ich sehr mag und die vergewaltigt wurde.

Diese ganze Ungerechtigkeit regt mich daran so auf. Kein Mann, der sich ernsthaft für Männerrechte einsetzt, will irgendeine Strafmilderung für echte Vergewaltiger, oder weniger Hilfsangebote für echte weibliche Vergewaltigungsopfer. Die Mehrheit dieser Männer hat doch selbst auch Partnerinnen oder Töchter, die davon auch einmal betroffen sein könnten oder das vielleicht sogar schon mal erlebt haben.

Ich lese deine Beiträge eben immer daraum auch gerne, weil ich sehr wohl bei dir erkenne, dass du durchaus differenzierst. Ich nehme dir das voll ab und sehe das wie du!

Es geht eben darum, daß immer mehr Männer sich nicht mehr als Menschen 2. Klasse behandelt sehen wollen, mit denen man einfach alles machen kann.

Eben und es sind aber in den Gerichten doch nicht nur Richterinnen, die gegen die Männer das Urteil fällen. Es sind auch Richter. Es sind nicht nur Frauen, die Gesetze machen, es sind auch Männer. Darum finde ich persönlich ist es wichtig hier in der Sache zu argumentieren, die klaren Missstände im Sorgerecht anzusprechen und eben nicht über "dumme Weiber" zu fluchen.

DAS ist der Punkt bei der Sache. Du hast geschrieben, daß du Probleme damit hast, Männer und Frauen differenziert zu betrachten. Genau darum geht es doch - eben darum, daß Männer und Frauen in der öffentlichen Diskussion, von der Politik und auch von Polizei und Justiz grundsätzlich differenziert betrachtet werden. Was für Frauen schon als unzumutbar gilt, regt bei Männern noch längst niemanden auf.

Ja und dann fokusiere ich meine Kritik auf die konkreten Missstände aber vermute eben nicht, dass hinter jedem Sachverhalt auch die Mann-Frau-Betrachtungsweise stecken sollte.

Und zu den Globalbeschuldigungen: Wie anders soll man sich denn gegen genau solche Globalbeschuldigungen von Radikalfeministinnen Männern gegenüber zur Wehr setzen? Was willst du z.B. einer Radikalfeministin antworten, die ernsthaft behauptet, daß ja immer nur Männer Kriege angezettelt und geführt hätten?

Ich will ihr gar nicht antworten. Ich lausche ihr sehr genau und zitiere ihre verworrenen Ansichten dann vor gemäßigten Zuhörern, die sich klar von solchen Aussagen distanzieren werden.

Es bleibt dann doch gar nichts anderes übrig, als dieser Frau zu erklären, daß auch Frauen in der Geschichte keineswegs immer so harmlos und unschuldig waren, wie man uns heute oft glauben machen will.

Warum muss man dieser Frau das erklären? Die nimmt das eh nicht an. Es lohnt sich aber die Gemäßigten anzugehen, denn die sind durchaus offen für Argumente. Nur diese Gemäßigten schreckt man genauso ab, wenn man selbst von den dummen Weibern spricht.

Natürlich könnte man ganz vornehm sagen, daß man auf solchen Unsinn doch gar nicht eingehen muß. Aber die Radikalfeministinnen bekommen überall in den Medien Podien für ihre wüsten Behauptungen, und wenn niemand dagegen angeht, dann sickern solche Vorstellungen frei in die Köpfe aller Menschen hinein. Tatsächlich passiert das ja auch schon ständig und man findet die radikalfeministischen Dogmen in abgeschwächter Form mittlerweile fast überall wieder.

Das ist aber typisch für die Medien oder? Ein Medienvertreter von einem Sat1 Boulevardmagazin meinte er würde über uns nur berichten, wenn wir ihm auch weibliche Vergewaltigungsopfer vor die Kamera stellen. Wir haben dann dankend auf diese Form der Berichterstattung verzichtet. Schau dir Bärbel Schäfer, Vera am Mittag oder sonst so ne Kacke an. Glaubst du das ist der repräsentative Deutsche? In solchen Sendungen zählt nur das Extrem. Nur wirklich ernst wird diese Form der Öffentlichkeit doch nicht wirklich genommen. Es ist mir also sehr wohl bewußt, dass mit der Aussage "alle Frauen sind scheiße", wesentlich einfacher Medieninteresse gewckt werden kann, als mit moderaten Tönen. Dennoch ist es nicht mein Weg, weil ich auf wirkliche Gleichberechtigung hinarbeiten möchte und nicht auf die Geschlechterspaltung.

Ich habe einfach keine Lust darauf, als potenzieller Vergewaltiger und Massenmörder gesehen zu werden. Deshalb empfinde ich es als Beleidigung und persönlichen Angriff, wenn irgendeine Radikalemanze daher kommt und solchen Unsinn über Männer behauptet.

Also ich bin noch nie durch die Stadt gegangen und wurde von Menschen als das angesehen. Ich denke mal dein Umfeld sieht das hier differezierter als du selbst.

Und ich denke, so geht es vielen Männern, die sich über gewisse radikalfeministische Dogmen und auch daraus resultierende Mißstände in unserer Gesellschaft aufregen.

Das ist doch total berechtigt. Auch ich ärgere mich über diverse Dinge nur gerade weil ich mich darüber ärgere, wähle ich die Art meiner "Waffen" mit Bedacht.

Wie bist du eigentlich dazu gekommen, dich mit der Problematik zu

Naja ich will da im Forum nicht ins Detail gehen. Ich bin Vater eines 6 jährigen Sohnes dessen Mutter nach der Trennung erst mal der Ansicht war, dass ich ihn nicht mehr sehen darf - ich dazu ja kein Recht hätte. Ich habe dann eine Weile den dreifachen Unterhalt gezahlt, habe einige Jahre aufgrund der finanziellen Zuwendungen für sie in der Einzimmer-Keller-Wohnung gewohnt und ziemlich viel Stolz geschluckt. Das Ergebnis aber war, dass ich meinen Sohn sehen durfte. Ich bin dann in die Parallelstraße von ihm gezogen - einfach weil ich mehr Kontakt zu ihm wollte - und heute isses so, dass er mal ne Woche bei mir ist, mal ne Woche bei der Mutter. Sie ist ganz froh, wenn ich ihn nehme und ich froh, wenn ich ihn habe. Und im Moment isses so, dass er wirklich etwa zu selben Anteilen bei mir ist wie bei ihr.
Und genau der Umstand, dass sie ihm und mir, das alles einfach so nehmen könnte, macht mich schon innerlich wütend, denn ich liebe ihn und er mich.
Allerdings kenne ich auch Jolanda, die hier schreibt real. Sie und viele andere Frauen die ich kenne sind für mich schon sehr wohl ausschlaggebend, nicht alle Frauen so zu sehen wie die Mutter meines Sohnes. Ich sehe das also sehr personen-, nicht geschlechtsbezogen.

befassen? Du mußt doch eigentlich sehr ähnliche Empfindungen haben?
[quote]Freundliche Grüße
von Garfield
[/quote]

Liebe Grüße,

Markus

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Arne Hoffmann, Friday, 29.11.2002, 23:51 (vor 7830 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 29. November 2002 17:50:33:

Howdy,

jetzt geh ich doch mal kurz an zwei Punkten dazwischen. :-)
(Kurz vor zehn, für heute genug gearbeitet ...)

Und das ist genau ein Punkt an dem ich persönlich das Gefühl habe, hier wird die objektive Diskussionsbasis in der Antwort von Arne verlassen. Hier ist es unglaublich wichtig hervorzuheben, dass die Frauen die Täter sind. Einen Punkt später - und auch du kommst gleich nochmal darauf zu sprechen - geht es um Vergewaltigung an Männern in Gefängnissen. In dieser Argumentationslinie erhält der Umstand, dass die Vergewaltiger hier Männer sind, ganz unbeachtet gelassen. Bei der Beschneidung der Frau aber wird das Geschlecht der Täter gewichtig in die Waagschale geworfen.

Ja, aber nur um das Klischeebild "Täter Mann - Opfer Frau" aufzubrechen. Die Realität ist eben komplexer. Was die Knast-Vergewaltigungen angeht: Das Argument "die Täter sind doch auch Männer" hört man hier immer wieder.
Etwa auch wenn es darum geht, dass Männer häufiger Opfer von Gewaltkriminalität werden. Das klingt dann immer so, als brauche man sich um die männlichen Opfer nicht zu kümmern, weil doch Männer auch die Täter wären. Diese Logik verkennt, dass Opfer und Täter beide wiederum Opfer eines männerfeindlichen Systems sind. Eine Analogie: In den Großstädten der USA sind die meisten Verbrechensopfer Schwarze - zu etwa 80 Prozent durch ANDERE Schwarze. Da geht auch kein vernünftiger Mensch hin und sagt: "Solange die Neger das unter sich ausmachen, ist mir das egal." Hier existiert bereits ein Bewusstsein dafür, dass diese Gewalt einem rassistischen System zu verdanken ist. Dieses Bewusstsein besteht noch nicht, wenn es um Männer geht.

Hast du total recht! Nur denke ich persönlich ist das eine Frage des Stellenwerts, den jeder für sich selbst setzen muss. Ich persönlich habe mich über Jahre mit dem Missbrauch an Frauen und Kindern auseinander gesetzt und in diesem Bereich engagiert. Auch wenn ich mir sexuellen Missbrauch an Männern durch Mithäftlinge für durchaus schlimm vorstellen kann, würde wenn ich nochmal die Wahl hätte, mich wieder für Frauen und Kinder in diesem Bereich einsetzen und nicht für die Sträflinge. Einfach weil ich eine Bekannte habe, die ich sehr mag und die vergewaltigt wurde.

Aber warum diese seltsame Trennung - entweder für Sträflinge ODER für Frauen und Kinder einsetzen? Ich habe mich Jahre vor meiner Zeit in der Männerbewegung auch mit sexuellem Missbrauch auseinandergesetzt, und es gibt auch in meinem Leben Frauen, die ich sehr mag und die Opfer schwerer sexueller Gewalt in unterschiedlichster Form geworden sind. Aber jeder, der sich gegen sexuelle Gewalt in Männerknästen einsetzt, schützt indirekt AUCH Frauen, da viele männliche Opfer ihre Gewalterfahrungen in die Zeit nach dem Gefängnis übernehmen und die erlittenen Demütigungen dann an Frauen abreagieren. In ihnen staut sich über Jahre hinweg Hass auf, und in der Freiheit versuchen sie, die verloren geglaubte Männlichkeit so wieder zurückerobern zu können. Unter anderem darum setzt sich eine Feministin wie Nadine Strossen gegen Vergewaltigungen in den Gefängnissen ein: weil "eine beträchtliche Anzahl dieser männlichen Opfer dazu prädestiniert ist, wiederum Gewalttaten gegenüber Frauen zu begehen". Für sie stellen Gefängnisse und Strafanstalten ein "Netzwerk der Exerzierplätze für Vergewaltiger" dar. Und tatsächlich gibt eine Untersuchung an, dass 59 Prozent der Vergewaltiger selbst Opfer sexueller Gewalt geworden seien. (Quelle: Seabrook, Jeremy: Power lust. Male rape is the subject of ridicule and pub jokes – because we can´t cope with the idea of men as victims. In: New Statesman and Society vom 27.4.1990, S. 20-22)

Hier sehe ich beim besten Willen keine schwere ethische Entscheidung. Da vergewaltigte Männer im Gegensatz zu Frauen so gut wie keine Lobby haben, konzentriere ich mich gerne erst mal auf sie und helfe den weiblichen Opfern "nur" indirekt. Viel heikler finde ich das Problem der Falschbeschuldigungen. Da muss man manchmal einen echten Spagat hinlegen, um den zu Unrecht Beschuldigten zu helfen, aber gleichzeitig dafür zu sorgen, dass echten Opfern weiterhin geglaubt wird und sie Unterstützung erfahren.

Herzlicher Gruß

Arne

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Markus, Tuesday, 03.12.2002, 15:06 (vor 7826 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Arne Hoffmann am 29. November 2002 21:51:14:

Hallo Arne,

Ja, aber nur um das Klischeebild "Täter Mann - Opfer Frau" aufzubrechen. Die Realität ist eben komplexer.

Was wirkt auf dich überzeugender. Jemand, der bestimmte Fehler oder Umstände einräumt, oder jemand der auf jede Anschuldigung mit einer Gegenanschuldigung antwortet? Auf mich persönlich wirkte deine Antwort sehr subjektiv. Einfach weil es wichtig war die Frauen als Täter zu bennennen, die Männer hier aber unerwähnt zu lassen. Ich denke wenn wirklich eine breite Masse erreicht werden will, dann ist es überzeugender, wenn man selbstkritisch mit sich und seinem Geschlecht umgeht.

Was die Knast-Vergewaltigungen angeht: Das Argument "die Täter sind doch auch Männer" hört man hier immer wieder.
[quote]Etwa auch wenn es darum geht, dass Männer häufiger Opfer von Gewaltkriminalität werden. Das klingt dann immer so, als brauche man sich um die männlichen Opfer nicht zu kümmern, weil doch Männer auch die Täter wären. Diese Logik verkennt, dass Opfer und Täter beide wiederum Opfer eines männerfeindlichen Systems sind.
[/quote]

Ich erkenne hier nun nicht warum der Kanst männerfeindlich sein soll. Es gibt Männer- und Frauengefängnisse. Dieser Umstand macht die Männer zu Vergewaltigern mit Opferstatus? Onanie ist Liebe an und für sich. Vergewaltigt werden muss also keiner. Das Opfer "Täter" sehe ich hier nicht.

Eine Analogie: In den Großstädten der USA sind die meisten Verbrechensopfer Schwarze - zu etwa 80 Prozent durch ANDERE Schwarze. Da geht auch kein vernünftiger Mensch hin und sagt: "Solange die Neger das unter sich ausmachen, ist mir das egal." Hier existiert bereits ein Bewusstsein dafür, dass diese Gewalt einem rassistischen System zu verdanken ist. Dieses Bewusstsein besteht noch nicht, wenn es um Männer geht.

Ich denke mal Männer haben schon immer andere Straftaten begangen als Frauen. Ein Mann kann von Mutter Natur aus - kräftemäßig bevorteilt - eine Frau locker niederschlagen. Eine Frau aber dürfte umgekehrt hier wohl mehr Probleme haben. Natürlich ist es so, dass durch Waffen dieses naturgegebene Kräfteverhältnis ins Wanken kommt, nur dies spiegelt sich auch klar in Kriminalitätsstatistiken wieder, in denen die Frauen in den letzten Jahren ziemlich aufholen. Ich denke mal dieses Bewußtsein wird automatisch entstehen, wenn die zukünftigen Geiselnehmer, Bankräuber oder Serienkiller auch Frauen sind. Im Moment ist dies aber maximal bei fanatischen Terroristen der Fall und im Terrorismusbereich hatten ja auch wir in unserer Vergangenheit diverse Frauen.

Sexueller Missbrauch ist immer schlimm. Ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken ich bagatellisiere hier etwas. Mein Engagement richtet sich hier aber einfach nur an dem Umstand aus, dass für Männer und Frauen in diesem Bereich zu wenig getan wird. Ein Vergewaltiger wird zum Beispiel vor Gericht zu einer Haftstrafe und einer Therapie verurteilt. Er wird also auch dazu verurteilt, dass ihm geholfen wird. Ein Opfer hingegen muss sich um die eigene Hilfe selbst kümmern, sich mit Krankenkassen herumschlagen und sich selbst aufrappeln sich Hilfe zu suchen.
Der Umstand also, dass sowohl für Frauen, als auch Strafgefangene zu wenig getan wird, läßt mich emotional dazu tendieren, mich für die Gruppe zu engagieren, die keine Straftat begangen hat.
Ich halte dies aber für genauso legitim und wichtig, wie dein Engagement im Straftäterbereich. Es ist einfach eine persönliche Präferenz.

Liebe Grüße,

Markus

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Arne Hoffmann, Tuesday, 03.12.2002, 16:26 (vor 7826 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 03. Dezember 2002 13:06:50:

Hi Markus,

Ich denke wenn wirklich eine breite Masse erreicht werden will, dann ist es überzeugender, wenn man selbstkritisch mit sich und seinem Geschlecht umgeht.

Kann man machen. In einer Situation, wo die Männer aber ohnehin schon zu den "Negern" in der Geschlechterdebatte gemacht werden, ist es nicht meine allererste Intention, zu all der überbordenden und unfairen Kritik noch Selbstkritik hinzuzufügen. Das würden andere gesellschaftliche Gruppen, die Opfer von Diffamierungen werden, auch nicht tun.

Diese Logik verkennt, dass Opfer und Täter beide wiederum Opfer eines männerfeindlichen Systems sind. [/i]

Ich erkenne hier nun nicht warum der Kanst männerfeindlich sein soll.

Mit "männerfeindliches System" hatte ich nicht den Knast gemeint, sondern die Gesamtgesellschaft. Tendenziell werden solche Gruppen eher kriminell, die in der Gesellschaft zu kurz kommen: Ausländer, in den USA Schwarze ... Männer.

Vergewaltigt werden muss also keiner. Das Opfer "Täter" sehe ich hier nicht.

Ich schon. Ich sehe hier keine Trennung, bei der ein Mensch entweder Opfer oder Täter ist. Ein großer Teil der Vergewaltiger ist Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kindheit. Das hat mir gerade vor einigen Tagen eine Frau bestätigt, die Sexualstraftäter im Knast gutachterlich betreut. Andere Männer werden im Knast vergewaltigt und geben diese Gewalterfahrung draußen weiter, indem sie Frauen vergewaltigen. Solange man nicht sieht, dass das häufig eine Verkettung der Gewalt ist und nicht "böse Männer", so lange kann man IMHO das Problem der sexuellen Gewalt weniger erfolgreich lösen.

Ein Vergewaltiger wird zum Beispiel vor Gericht zu einer Haftstrafe und einer Therapie verurteilt. Er wird also auch dazu verurteilt, dass ihm geholfen wird. Ein Opfer hingegen muss sich um die eigene Hilfe selbst kümmern, sich mit Krankenkassen herumschlagen und sich selbst aufrappeln sich Hilfe zu suchen.

Ich stimme dir zu, dass die Opferhilfe unzureichend ausgebaut ist. Das trifft aber auch für die Therapieplätze von Sexualstraftätern zu. Und WENN ihnen geholfen wird, polemisieren Feministinnen wie Alice Schwarzer dagegen mit "Psycho statt Recht" und machen sich so zu Anwältinnen des "gesunden Volksempfindens". Woraufhin es wieder schwer wird, die finanziellen Mittel für Therapieplätze bewilligt zu bekommen.

Der Umstand also, dass sowohl für Frauen, als auch Strafgefangene zu wenig getan wird, läßt mich emotional dazu tendieren, mich für die Gruppe zu engagieren, die keine Straftat begangen hat.

Klar, kann man machen. Ich engagiere mich eben mehr für Menschen, die eine weit geringere gesellschaftliche Lobby haben. Zumal dieses Engagement ja letztlich auch wieder weiblichen Opfern zugute kommt.

Herzlicher Gruß

Arne

Korrektur

Arne Hoffmann, Tuesday, 03.12.2002, 20:51 (vor 7826 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Arne Hoffmann am 03. Dezember 2002 14:26:07:

Ich hatte geschrieben:

Ein großer Teil der Vergewaltiger ist Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kindheit. Das hat mir gerade vor einigen Tagen eine Frau bestätigt, die Sexualstraftäter im Knast gutachterlich betreut.

Inzwischen habe ich mich mit der Dame noch mal unterhalten und musste mir mitteilen lassen, dass ich sie falsch verstanden hatte: Männer mit Missbrauchserfahrungen würden ihren Erfahrungen nach eben erstaunlicherweise NICHT Vergewaltiger, sondern andere Gewalttäter werden, meistens unter Drogeneinfluss. Übrigens habe ihr nur einer der Männer, mit denen sie bisher zu tun gehabt hatte, mitgeteilt, von einer Frau missbraucht worden zu sein, und zwar durch "verführenden" also - soweit man das sagen kann - "gewaltfreien" Missbrauch.

Herzlicher Gruß

Arne

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Garfield, Monday, 02.12.2002, 13:28 (vor 7827 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 29. November 2002 17:50:33:

Hallo Markus!

"Also ich persönlich würde den Grund der weiblichen Beschneidung mal spontan in folgendem Umstand vermuten. Eine beschnittene Frau hat keine Lust auf Sex und geht damit zumindest mal nicht fremd. Und hier wird in meinen Augen der Stolz dieser afrikanischen/asiatischen Männer über das Gefühl der Frau beim Sex gestellt."

Ich denke, das ist nur ein Grund. Ein anderer Grund besteht darin, daß es in einigen Völkern einfach üblich ist, daß Jugendliche beim offiziellen Übergang ins Erwachsenenalter bestimmte Rituale über sich ergehen lassen zu haben, die häufig sehr schmerzhaft sind. Die Genitalien sind nun einmal sehr empfindlich, und so bezieht man sie dann auch mit Vorliebe in solche Rituale mit ein. Das wurde und wird in solchen Völkern als eine Art Prüfung gesehen, die die jungen Menschen für die Härten des Lebens bereit machen soll. Das ist eigentlich sogar der primäre Beweggrund für solche Rituale.

Dazu kommt dann noch, daß manche Religionen es als Sünde empfinden, sexuelle Lust zu empfinden.

Beide Beweggründe haben mit dem Stolz von Männern rein gar nichts zu tun. Und genau deshalb werden sie in der öffentlichen Diskussion darüber auch gern außen vor gelassen. Es wird immer so getan, als würde das alles ja einzig und allein nur im Interesse der Männer geschehen. Dem ist aber nicht so.

"Hier wäre es mal interessant eine medizinische Betrachtungsweise zu hören, die sich genau damit auseinander setzt, wieviele Nervenzellen in Eichel, respektive Haut ums Geschlechtsteil sind - das selbe dann für die Frau im Bezug auf Schamlippen und Klit."

Das spielt gar nicht so eine große Rolle, wie man denkt. Ab einer bestimmten Intensität wird Schmerz immer gleich wahrgenommen. Ich wollte hier auch keine Diskussion darüber führen, was nun wohl schlimmer ist. Mir ging es einfach nur darum, daß Genitalverstümmelungen grundsätzlich verboten werden sollten, und eben nicht nur für Frauen.

"Mit Sicherheit, nur halte ich es nicht für seriös hier diesen Umstand, der eher die absolute Ausnahme darstellt, als gewichtig in der Argumentation zu bezeichnen."

Es ist aber genauso unseriös, zu behaupten, daß alle Frauen, die Genitalverstümmelungen über sich ergehen lassen mußten, keine Klitoris mehr haben!

"Das würde ich persönlich nun unter der Rubrik "Ärztefehler" notieren und weniger in als gezielte Geschlechterdiskriminierung."

Ja, es sind Ärztefehler. Aber sofern keine wirklichen medizinischen Gründe wie beispielsweise eine Vorhautverengung vorlagen, waren diese Vorhautentfernungen absolut sinnlos. Und das ist nun aber etwas, das in westlichen Ländern NUR Männer betrifft, also sehr wohl geschlechtsspezifisch ist - und gerade deshalb auch kaum jemanden stört.

Oft werden Routine-Beschneidungen bei Jungen (wie sie in den USA häufig durchgeführt werden) mit hygienischen Gründen gerechtfertigt. Aus denselben Gründen könnte man aber auch bei Mädchen an den Schamlippen herumschnipseln. Klar wäre das genauso unsinnig - aber wieso wird das nur bei Jungen gemacht und bei Mädchen grundsätzlich nie?

Mittlerweile gibt es sogar noch einen Grund für die Beschneidung von Jungen: Aus den abgeschnittenen Vorhäuten kann man prima Haut für Hauttransplantationen z.B. an Verbrennungsopfern züchten. Das geht so nur mit Haut von Neugeborenen. Aus einer einzigen Vorhaut soll man genügend Haut züchten können, um damit ein Fußballfeld zu bedecken. Womöglich wird man deshalb in Zukunft noch mehr Jungen grundsätzlich bei der Geburt beschneiden. Für Mädchen wäre es natürlich absolut unzumutbar, so gleich nach der Geburt zur unfreiwilligen Organspenderin zu werden...

"Also ich bin beschnitten. Nicht aus religiösen Gründen ich hatte als Baby Phimose. Ich bin jetzt 33 Jahre und kann deine Aussage persönlich nun nicht so nachvollziehen."

In solchen Fällen ist die Entfernung der Vorhaut natürlich nötig und deshalb gerechtfertigt. (Und dann hätte ich persönlich auch kein Problem damit, wenn sie wie oben erwähnt zum Nachzüchten von Haut für Unfallopfer verwendet werden würde.) Das sehe ich nicht als sinnlose Genitalverstümmelung an, sondern eben als medizinisch notwendige Maßnahme, bei der diese Notwendigkeit eben auch das mit jeder noch so kleinen OP immer verbundene Risko rechtfertigt.

Daß du meine Aussage nicht recht nachvollziehen kannst, liegt doch aber auch daran, daß du eben schon seit dem Baby-Alter beschnitten bist und somit gar nichts anderes kennst.

Fakt ist aber, daß die Eichel dadurch unempfindlicher wird und daß das männliche Lustempfinden so zumindest in dem Punkt sehr wohl abnimmt. Das mag von einigen Männern durchaus als positiv empfunden werden - nur weiß man das im Babyalter in der Regel noch nicht. Solange also keine medizinische Notwendigkeit vorliegt, sollte jeder Mann selbst entscheiden können, ob er beschnitten sein möchte oder nicht. Wenn es um Frauen ginge, wäre das schon längst selbstverständlich. Da es aber "nur" um Männer geht, wird eben immer noch munter drauflos geschnippelt...

Ich persönlich jedenfalls bin doch recht froh darüber, daß ich nicht beschnitten bin.

"Und das ist genau ein Punkt an dem ich persönlich das Gefühl habe, hier wird die objektive Diskussionsbasis in der Antwort von Arne verlassen. Hier ist es unglaublich wichtig hervorzuheben, dass die Frauen die Täter sind.

Einen Punkt später - und auch du kommst gleich nochmal darauf zu sprechen - geht es um Vergewaltigung an Männern in Gefängnissen. In dieser Argumentationslinie erhält der Umstand, dass die Vergewaltiger hier Männer sind, ganz unbeachtet gelassen. Bei der Beschneidung der Frau aber wird das Geschlecht der Täter gewichtig in die Waagschale geworfen."

Da hast du Arne mißverstanden, denke ich. Viele Männerrechtler weisen nur deshalb immer wieder darauf hin, daß es vor allem Frauen sind, die Genitalverstümmelungen an Mädchen durchführen, weil diese Tatsache in der durch feministische Dogmen geprägten öffentlichen Diskussion gern verschwiegen wird. Dort wird auch die Schuld dafür immer gern den Männern angelastet.

Bei Vergewaltigung ist es jedoch so, daß dort Männer sowieso schon grundsätzlich als Täter gesehen werden. Ihre Rolle als Opfer bleibt in der öffentlichen Diskussion weitgehend ausgeblendet. Und nur deshalb weisen Männerrechtler immer wieder explizit darauf hin, daß eben auch Männer sehr wohl Vergewaltigungsopfer sein können.

Es geht also nicht darum, einseitig zu argumentieren, sondern einer einseitigen Argumentation die andere Seite entgegen zu halten und somit den wirklichen Sachverhalt komplett darzustellen.

"Allerdings wäre das Wort Täter auch nur bedingt richtig. Es gibt in diesen Stämmen durchaus die Einstellung, dass ein Mann eine unbeschnittene Frau nicht zu heiraten hat. Die gesellschaftliche Schuld bleibt hier unbetrachtet."

Das ist richtig. Diese Probleme resultieren nicht aus Männern oder Frauen, sondern aus der gesamten Gesellschaft. Und genau deshalb ist es auch so schwierig, etwas dagegen zu unternehmen. Es gibt beispielsweise ein Projekt der UNICEF in Senegal. Dort setzt man tatsächlich bei den professionellen Beschneiderinnen an. Problematisch ist dabei schon mal, daß diese Frauen häufig ihren Lebensunterhalt durch solche Beschneidungen verdienen. Man gibt ihnen also kleine Kredite, mit denen sie sich eine neue Existenz aufbauen können. Gleichzeitig wird in den Dörfern Aufklärung betrieben, um zu erreichen, daß viele Mütter ihre Töchter nicht mehr beschneiden lassen.

Mittlerweile soll dieses Projekt in etwa 750 Dörfern erfolgreich durchgeführt worden sein. Ich bin da allerdings skeptisch. Jahrtausendealte Bräuche kriegt man nicht von heute auf morgen ausgerottet. Ich befürchte schon, daß so manche Mutter ihre Tochter nun selbst beschneidet und daß auch so manche professionelle Beschneiderin heimlich sehr wohl weiter Beschneidungen durchführt, um sich noch etwas hinzuzuverdienen...

"Zum Beispiel war Pädophilie im alten Griechenland legitim. War also gesellschaftlich anerkannt."

Na und? Daß Pädophilie hierzulande verboten ist, resultiert vor allem aus den Moralvorstellungen der katholische Kirche. Sex galt danach als Mittel zur Fortpflanzung, und dabei Lust zu empfinden, war eine schwere Sünde. Menschen, die noch keinen Sex hatten, bezeichnet man noch heute gelegentlich als "unschuldig", womit Menschen, die bereits Sex hatten, also "schuldig" sind. Daher auch das Bestreben, Kinder und Jugendliche so lange wie möglich vom Sex fernzuhalten. Ist Sex nun aber wirklich Sünde? Sind das nicht doch eher völlig überholte und falsche Vorstellungen? Und kann ein Gesetz, das auf solchen Vorstellungen basiert, richtig sein?

Versteh mich jetzt nicht falsch: Ich heiße es keineswegs gut, wenn erwachsene Menschen sich sexuell mit kleinen Kindern vergnügen. Aber vor allem deshalb, weil es dann in der Regel entweder so ist, daß die Kinder dazu gezwungen werden oder aber daß sie gar nicht wissen, was sie da eigentlich tun.

Solche Gesetze treiben aber auch recht merkwürdige Blüten. Besonders deutlich wird das in den USA, wo schon ein kleiner Junge wie ein Schwerverbrecher vor Gericht gestellt wurde, nur weil er einer Mitschülerin einen harmlosen Kuß gegeben hat.

Was ich damit nun eigentlich sagen möchte: Wir sollten uns hier in den Industrieländern nicht einbilden, daß unsere Lebensweise der Weisheit letzter Schluß ist und daß unsere Gesetze allesamt perfekt und richtig sind. Genau das haben weltliche Herrscher und kirchliche Missionare in früheren Zeiten nämlich auch gedacht, wenn sie andere Völker unterworfen und Losungen wie "Taufe oder Tod" verbreitet haben.

"Ikea hat vor einiger Zeit mal einen Teppich im Sortiment gehabt, der durch Kinderarbeit entstand. Dieser Sachverhalt ging durch die Medien und der Teppich wurde aus dem Verkehr gezogen. Der Hersteller, der für die Kinderarbeit aber verantwortlich war, wird schon dumm geschaut haben, als seine Geschäfte geplatzt sind und daraus vielleicht etwas lernen oder durch Auflagen gezwungen worden sein, dies zu ändern."

Ja, vielleicht hat er etwas geändert und beschäftigt nun keine Kinder mehr. Aber weißt du, wer dann noch dumm geschaut haben wird? Die Kinder und ihre Eltern. Die können jetzt nämlich zusehen, wie sie die Mittel für ihren Lebensunterhalt zusammen kratzen. Na ja, aber man kann ja wieder auf Mülldeponien wühlen gehen, oder eine Niere oder auch eine Netzhaut verkaufen...

"Wir wissen doch, dass diese Argumentation falsch ist."

Ja, Markus, WIR wissen es. Nur leider gibt es immer noch genügend Menschen, die das nicht wissen und alles unbesehen glauben, was ihnen von den Medien aufgetischt wird. Und wie soll man ihnen das anders erklären, als ihnen zu sagen, daß es da eben noch ein paar weitere Aspekte gibt, die nur kaum angesprochen werden?

"Auch wenn ich mir sexuellen Missbrauch an Männern durch Mithäftlinge für durchaus schlimm vorstellen kann, würde wenn ich nochmal die Wahl hätte, mich wieder für Frauen und Kinder in diesem Bereich einsetzen und nicht für die Sträflinge."

Hier muß ich dir dieselbe Frage stellen, die Arne dir bereits gestellt hat: Wieso differenzierst du da? Außerdem sind männliche Opfer von Vergewaltigungen durchaus nicht nur Sträflinge.

Das sollte jetzt aber kein Vorwurf sein. Es ist nur natürlich, daß die allgegenwärtige gesellschaftliche Erziehung auch auf dich gewirkt hat, und natürlich stelle ich bei mir selbst auch immer wieder solche Wirkungen fest, wie wohl jeder von uns.

"Einfach weil ich eine Bekannte habe, die ich sehr mag und die vergewaltigt wurde."

Ich kenne ebenfalls Frauen, die vergewaltigt oder beinahe vergewaltigt wurden. Ich finde es schlimm, daß sie das erleben mußten, aber ich finde es genauso schlimm, wenn ein Mann so etwas erleben muß. Lawrence von Arabien (der ja bekanntlich in türkischer Gefangenschaft vergewaltigt wurde) ist eines der prominentesten Beispiele dafür, daß so etwas auch für Männer durchaus nicht harmlos ist. Ihn haben diese Erlebnisse ihn dem türkischen Gefängnis jedenfalls fürs Leben geprägt. Nicht bei jedem Vergewaltigungsopfer (egal ob Mann oder Frau) zeigen sich so drastische Auswirkungen, und die meisten würden den Tod keineswegs einer Vergewaltigung vorziehen (wie Radikalfeministinnen immer gern behaupten), aber es ist eben etwas, das eigentlich niemandem passieren sollte.

"Eben und es sind aber in den Gerichten doch nicht nur Richterinnen, die gegen die Männer das Urteil fällen. Es sind auch Richter. Es sind nicht nur Frauen, die Gesetze machen, es sind auch Männer. Darum finde ich persönlich ist es wichtig hier in der Sache zu argumentieren, die klaren Missstände im Sorgerecht anzusprechen und eben nicht über "dumme Weiber" zu fluchen."

Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Es ist auch keineswegs so, daß die Frauenbewegung viele Vorurteile in Bezug auf Männer geschaffen hat. Nein, diese Vorurteile waren schon früher da, und die Radikalfeministinnen haben sie nur aufgegriffen und teilweise ins Groteske verzerrt und verstärkt.

Ich bin in der DDR aufgewachsen, wo es praktisch keine Frauenbewegung gab. Es gab dort zwar auch eine Frauenorganisation, aber die war politisch genauso bedeutungslos wie alle anderen Parteien und Organisationen in der DDR, mit Ausnahme der SED. Sie gehörte eben zur demokratischen Fassade der DDR.

Trotzdem waren auch dort bestimmte Vorurteile Männern gegenüber allgegenwärtig. Auch in der DDR war es selbstverständlich, daß nur Männer den Wehrdienst ableisten mußten.

Es gab zwar keine "Männer sind Schweine"-Sprüche, keine männerfeindliche Werbung und keine radikalfeministischen Machwerke, in denen Gaskammern für Männer geforderten wurden. Aber auch in der DDR waren Frauen in mancher Hinsicht gleicher als Männer. Das merkte man dort allerdings oft nur an Kleinigkeiten:

Als ich so im Alter von ca. 9 Jahren am Schulschwimmen teilnahm und nach dem Schwimmunterricht nackt unter der Dusche stand, marschierte dort auf einmal eine Putzfrau seelenruhig quer durch die Dusche. Das war mir total peinlich, obwohl die Puztfrau auf mich Knirps wohl kaum geachtet hat. Da unter den Duschen standen nämlich auch noch mehrere erwachsene Männer, die auch allesamt nackt waren. Es gab dort keinerlei Sichtschutz, so daß die Putzfrau in Ruhe spannen konnte.

Wenn umgekehrt ein Bademeister in die Frauendusche gegangen wäre, hätte das ein Riesen-Geschrei gegeben, die Frauen hätten sich mit Sicherheit sofort beschwert, der Bademeister hätte einen gewaltigen Anschiß abgefaßt und wäre im Widerholungsfall irgendwo anders hin versetzt worden.

Die Putzfrau dagegen durfte spannen. Keiner der Männer hat sich getraut, was zu sagen, und mit Sicherheit hat sich auch niemand drüber beschwert. Weil sie alle genau wußten, daß man sie damit sowieso nicht ernst nehmen würde.

Als mal (da war ich so etwa in der 8. Klasse) in der Schulsporthalle der Umziehraum der Mädchen umgebaut wurde, bekamen die Mädchen unseren Umziehraum und wir durften uns draußen neben dem Sportplatz an der Straße umziehen.

Mein Abi hab ich an einer Schule gemacht, die im 19. Jahrhundert gebaut worden war. Auch die Sporthalle stammte noch aus der Zeit. Da es damals ein Jungen-Gymnasium war, zogen sich die Jugen früher einfach im Klassenraum um und so gab es keine Umkleideräume. Die Mädchen zogen sich in einem Abstellraum in einem anderen Gebäude um, während wir Jungen uns im Vorraum der Sporthalle umziehen durften. Da liefen dann erstmal schon immer die Sportlehrerinnen durch. Und nicht nur das: Der Schlüssel für den Umkleideraum der Mädchen hing immer in einem Versteck an diesem Gebäude. Sie konnten ihn sich also schnell von dort holen. Der Schlüssel für die Sporthalle hing im Lehrerzimmer. Das war ein deutlich längerer Weg. So kam es, daß die Mädchen mit dem Umziehen oft schon fertig waren, wenn wir gerade mal erst in den Vorraum der Sporthalle kamen. Im Winter hatten wir in der Halle Sportunterricht. Die Mädchen hätten ja nun noch bis zum Anfang der Sportstunde in ihrem Umkleideraum warten können. Aber sie hatten es dann immer merkwürdig eilig und kamen dann sofort, wenn sie fertig waren, zu uns in der Vorraum. Da die Tür zur Sporthalle noch verschlossen war, sahen sie uns dann beim Umziehen zu. Wir haben immer wieder gesagt, daß sie bitte wieder in ihren Umkleideraum gehen und dort warten sollen, bis wir fertig sind. Die gingen aber nie und sagten dann, draußen wäre es doch zu kalt...

Irgendwelche Beschwerden bei Lehrern hätte da gar keinen Sinn gehabt. Da hätte uns niemand ernst genommen. Mädchen spannen doch nicht...

Aber wenn mal einer von uns nur mal kurz in den Mädchen-Umkleidraum sah, gab es gleich ein Riesen-Geschrei. Einmal ist im Internat ein Junge versehentlich in den Duschraum gegangen, als die Mädchen ihre Dusch-Zeit hatten. Es gab da nur den einen Duschraum, so daß er zeitweise nur den Jungen und zeitweise nur den Mädchen zur Verfügung stand. Dieser Junge hatte sich wirklich vertan, und er hat da auch kein Mädchen nackt gesehen. Als er kam, standen ein paar Mädchen noch voll bekleidet da, und als er so sah, daß er sich vertan hatte, ist er eben wieder hoch in sein Zimmer gegangen. Als der Hausmeister aber sah, daß dieser Junge da aus dem Duschraum kam, machte der ein Riesen-Faß auf. Er rannte dem Jungen hinterher bis in sein Zimmer, beschimpfte ihn wüst und hat ihm sogar noch mit Schlägen gedroht.

An solchen Kleinigkeiten merkte man auch in der DDR, also weitgehend ohne Einfluß der Frauenbewegung, immer wieder, daß das Verhalten von Männern und Frauen grundsätzlich unterschiedlich bewertet wird.

Der Radikalfeminismus macht sich das zunutze und ist auch deshalb sehr daran interessiert, daß sich daran nichts ändert.

"Ja und dann fokusiere ich meine Kritik auf die konkreten Missstände aber vermute eben nicht, dass hinter jedem Sachverhalt auch die Mann-Frau-Betrachtungsweise stecken sollte."

Das ist prinzipiell ja richtig, aber manchmal muß man eben auch eine Seite besonders hervorheben. Weil sie ansonsten zu kurz kommt und weil die andere Seite ohnehin bereits überall thematisiert ist.

"Ich will ihr gar nicht antworten."

Wenn du der radikalfeministischen Argumentation aber nicht antwortest, bleibt sie unwidersprochen im Raum stehen und wird weiterhin von vielen Menschen als unwiderlegte Wahrheit angesehen.

"Warum muss man dieser Frau das erklären? Die nimmt das eh nicht an."

Das stimmt, aber um sie geht es ja nicht.

"Es lohnt sich aber die Gemäßigten anzugehen, denn die sind durchaus offen für Argumente."

Genau um diese Menschen geht es. Wenn ich in irgendeinem Forum einer Radikalfeministin antworte, geht es mir gar nicht so sehr darum, sie zu überzeugen. Mir ist völlig klar, daß es sich bei solchen Leuten meist um Betonköpfe handelt, die man eh nicht überzeugen kann. Es geht mir darum, diejenigen zu überzeugen, die das alles mitlesen.

"Nur diese Gemäßigten schreckt man genauso ab, wenn man selbst von den dummen Weibern spricht."

Das ist richtig. Aber das hat Arne meines Wissens nach nie getan. Es gibt aber natürlich Männer, die das tun. Die halte ich für genauso gefährlich wie Radikalfeministinnen.

"Das ist aber typisch für die Medien oder?"

Ja, sicher! Den Medien geht es dabei überhaupt nicht um die Sache. Die wollen nur radikale Aussagen, um damit Publikum anzuziehen. Das ändert aber nichts am Endeffekt, nämlich daran, daß radikalfeministische Dogmen und Klischees munter weiter verbreitet werden und wirken.

"Schau dir Bärbel Schäfer, Vera am Mittag oder sonst so ne Kacke an. Glaubst du das ist der repräsentative Deutsche?"

Ja, jede einzelne dieser Sendungen ist eher bedeutungslos. Die sind doch schon glücklich, wenn sie einige Millionen Zuschauer haben. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung in Deutschland sind das also meist Prozentzahlen im einstelligen Bereich, oder noch niedriger. Aber es gibt ja unzählige dieser Talkshows, Fernsehserien usw., in denen immer wieder dieselben Klischees aufgewärmt werden. Dann kommen noch Werbespots dazu, die man zwangsläufig überall immer wieder zu sehen kriegt. Dann kommen noch Lieder wie "Männer sind Schweine" von den Ärzten dazu, die man zeitweise überall zu hören kriegt. Dieses Lied von den Ärzten war ursprünglich sogar sarkastisch gemeint, wurde aber letztendlich oftmals ganz anders verstanden. Das allein zeigt schon, wie fest diese Klischees über Männer und Frauen in den Köpfen stecken.

"Nur wirklich ernst wird diese Form der Öffentlichkeit doch nicht wirklich genommen."

Nein? Bewußt nehmen es viele nicht ernst. Unbewußt rieselt dann aber so manches in die Köpfe hinein. Menschen neigen nun einmal dazu, das, was sie immer wieder in ihrem Umfeld sehen, als "normal" zu betrachten. Das ist ein Vorgang, der eher unbewußt abläuft. Erwachsene haben wenigstens noch die Möglichkeit, manches kritisch zu hinterfragen. Kinder jedoch sind dem schon weitaus hilfloser ausgeliefert. Sie haben noch nicht die nötige Lebenserfahrung, um bestimmte Klischees in Frage zu stellen. Sie übernehmen einfach erstmal alles und betrachten es als wahr. Und das prägt sie dann fürs Leben.

Ich hab mal von einem Erlebnis gelesen, das eine Feministin mit ihrem Sohn hatte. Ihr Sohn wurde zwangsläufig immer wieder mit den üblichen Klischees in Bezug auf Männer berieselt, und eines Tages machte er dann mal irgendeine Bemerkung, der seine Mutter entnehmen konnte, daß er Männer tatsächlich mittlerweile für minderwertig hielt und der Meinung war, daß ja nur Frauen wirkliche Menschen wären. Da war selbst diese Feministin schockiert.

"Dennoch ist es nicht mein Weg, weil ich auf wirkliche Gleichberechtigung hinarbeiten möchte und nicht auf die Geschlechterspaltung."

Das sehe ich genauso. Aber manchmal bleibt eben gar nichts anderes übrig, als genauso verbissen und dogmatisch zu agieren wie unsere Frauenbewegerinnen. Wie willst du die Medien z.B. dazu bringen, weniger männerfeindliche Beiträge zu veröffentlichen? Man kann natürlich sagen, daß sowas doch ohnehin albern und bedeutungslos ist und daß man da drüber steht. Das ist sehr vornehm und korrekt - nur ändern tut man damit gar nichts. Dann werden eben weiter mit Männerköpfen Ceran-Felder geputzt, und es sind weiterhin Männer, die zum Amüsement des Publikums durch Frauen z.B. mit Tritten in den Genitalbereich fertiggemacht werden oder in Fernsehsendungen die Witzfiguren an der Seite einer überlegenen Frau spielen dürfen.

Das alles wirkt dann weiter auf die Gesellschaft und vor allem auf die Kinder ein. Man kann daran nur etwas ändern, wenn man die Medien genauso wegen jedem noch so kleinem Unsinn mit Protesten überschüttet, wie das Feministinnen tun. Man(n) hat da einfach keine andere Wahl.

"Also ich bin noch nie durch die Stadt gegangen und wurde von Menschen als das angesehen. Ich denke mal dein Umfeld sieht das hier differezierter als du selbst."

Das gefährliche an solchen Vorurteilen ist ja eben, daß sie nur selten so offen ausgesprochen werden wie durch Radikalemanzen. Trotzdem stecken sie ganz tief in vielen Köpfen drin. Das wurde auch schon untersucht, und dabei hat sich herausgestellt, daß Frauen Männern gegenüber weit mehr negative Vorurteile haben als dies umgekehrt der Fall ist. Und diese Vorurteile beruhen selten auf realen Erlebnissen. Man hat die Frauen nämlich auch danach befragt, wieviele Männer in ihrem Bekanntenkreis denn wirklich diesen negativen Klischees entsprechen. Da fielen den Frauen dann regelmäßig nicht viele oder gar keine Männer ein. Es wurde dann immer wieder festgestellt, daß die Männer im eigenen Umfeld doch eigentlich gar nicht so schlimm wären - aber diese Männer wurden dann als Ausnahmen betrachtet. Frau hört doch überall, daß Männer Schweine sind...

"Sie und viele andere Frauen die ich kenne sind für mich schon sehr wohl ausschlaggebend, nicht alle Frauen so zu sehen wie die Mutter meines Sohnes. Ich sehe das also sehr personen-, nicht geschlechtsbezogen."

Ja, natürlich sehe ich auch die Frauen allgemein nicht als Schuldige an der Misere an. Teilweise sind sie durchaus auch von negativen Auswüchsen des Radikalfeminismus betroffen. Z.B. wenn eine Frau ihren Partner nicht heiraten kann, weil sie dann mit ihrem eigenen Einkommen noch den Unterhalt für seine Ex-Frau mitfinanzieren dürfte. Oder weil sie gern ein Kind hätte, nach der Geburt aber so bald wie möglich wieder auf Vollzeit arbeiten möchte, ihr Partner aber leider gerichtlich dazu verdonnert ist, für den Unterhalt seiner Ex weiter auf Vollzeit zu arbeiten und somit nicht die Kinderbetreuung übernehmen darf. Oder wenn sie das Theater miterleben muß, das häufig veranstaltet wird, wenn ihr Partner das Kind sehen möchte, das er mit seiner Ex-Frau gezeugt hat. Vor allem dann, wenn sie selbst schon eine enge Beziehung zu dem Kind hat und dann miterleben muß, wie sie und ihr Partner vor dem Kind diffamiert werden und wie das Kind unter der Unfähigkeit seiner Mutter leidet, aber trotzdem vom Jugendamt nicht aus den chaotischen Verhältnissen, in denen es leben muß, herausgenommen, also nicht in die Obhut des Vaters und seiner neuen Partnerin gegeben wird. (Eine Freundin meiner Verlobten ist in genau dieser Situation.)

Allein schon deshalb wäre es wünschenswert, wenn es mehr Frauen wie Monika oder Jolanda gäbe, die sich auch öffentlich gegen den Radikalfeminismus aussprechen und nicht nur (wie übrigens auch immer noch viele Männer) den Mund halten in dem Glauben, ja nicht betroffen zu sein.

Je mehr Frauen sich nämlich gegen den Radikalfeminismus äußern, umso weniger können Radikalfeministinnen in Anspruch nehmen, für sämtliche Frauen zu sprechen. Und umso geringer wird ihre Bedeutung in der Gesellschaft.

Ein Männerrechtler hat dazu mal geschrieben, daß man den Radikalfeminismus eigentlich gar nicht bekämpfen muß, sondern daß es völlig ausreicht, ihn einfach fallen zu lassen.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Alaska, Monday, 02.12.2002, 17:28 (vor 7827 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Garfield am 02. Dezember 2002 11:28:56:

Meinen Respekt!

Selten habe ich einen so differenzierten Text gelesen.

Gruß
Alaska

Zu lang! (n/t)

pit b., Monday, 02.12.2002, 20:30 (vor 7827 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Garfield am 02. Dezember 2002 11:28:56:

Re: Zu lang! (n/t)

Jolanda, Monday, 02.12.2002, 21:53 (vor 7827 Tagen) @ pit b.

Als Antwort auf: Zu lang! (n/t) von pit b. am 02. Dezember 2002 18:30:52:

Hallo Pit

Für dich vielleicht...schmunzelt.

Ich fand den Beitrag klasse!

Gruss
Jolanda

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Markus, Tuesday, 03.12.2002, 14:30 (vor 7826 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Garfield am 02. Dezember 2002 11:28:56:

Hallo Garfield,

es tut mir leid, dass ich gerade nicht sehr ausführlich antworten kann. Es ist immer schwer eine Antwort, die gute Argumente enthält sofort wieder zu beantworten. Ich möchte deine Ausführungen in einigen Punkten erst mal auf mich wirken lassen, bevor ich da konkret Stellung beziehe. Es ist nicht meine Intension gewesen hier Arne in ein bestimmtes Licht zu stellen oder ihn anzugehen. Ich schätze ihn, wie auch dich, sehr.
Ich bin aber ein Mensch, der sich von den Radikalfeministinnen nicht die Argumentationslinie vorschreiben lassen möchte. Ich möchte meine Ansichten gerne geschlechtsneutral verpacken und von diesem Grundsatz eigentlich nur in belegbaren Fällen abweichen. Du und Arne empfindet es für wichtig, hier ein gewisses Gegengewicht zu schaffen, sprich explizit darauf hinweisen, dass bei Beschneidung Frauen die Täter sind und die Täterfrage bei Vergewaltigung außen vor lassen. Nicht weil ihr Männer glorifizieren wollt - schon klar, sondern um der allgemein herrschenden Meinung in den Köpfen der Gesellschaft, Denkanstöße zu geben, diese zu hinterfragen. Ich verstehe die Gründe dafür durchaus. Nur glaube ich nicht, dass das nun mein Weg ist, den ich gehen möchte. Weißt du, auf mich wirkt das dann so, als haben diese Radikalfeministinnen dann das erreicht, was sie sekundär wollen. Einen Geschlechterkrieg. Eine Aufspaltung der Welt in Mann und Frau. Sie provozieren, stellen Tatsachen falsch dar und "wir Männer" müssen ihnen nun um die Ohren hauen, was sie alles falsch machen bzw. wo sie überall schuldig sind? Ich denke die breite Mehrheit gewinnt nur der, der durchaus selbstkritisch mit sich und seinem Geschlecht umgeht und nicht auf Schuldzuweisungen setzt.
Über alles andere möchte ich mir erst noch ein paar Gedanken machen.

Liebe Grüße,

Markus

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Maesi, Thursday, 12.12.2002, 21:20 (vor 7817 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 03. Dezember 2002 12:30:58:

Hallo Markus

Ich bin aber ein Mensch, der sich von den Radikalfeministinnen nicht die Argumentationslinie vorschreiben lassen möchte. Ich möchte meine Ansichten gerne geschlechtsneutral verpacken und von diesem Grundsatz eigentlich nur in belegbaren Fällen abweichen

Ich frage mich, ob Dein, sicher nobles, Ansinnen, Dir die Argumentationslinie nicht vorschreiben zu lassen und nur geschlechtsneutral zu argumentieren, der Realitaet in einer Diskussion gerecht wird. Grundsaetzlich kannst Du bei der Verwirklichung dieses Ideals nur zwei Dinge tun:

1. Du kannst die Radikalfeministinnen ignorieren, Du diskutierst nicht mit ihnen. Dadurch beraubst Du Dich aber zwangslaeufig der Moeglichkeit, deren Falshcaussagen zu demaskieren. Dieser Taktik folgen uebrigens gemaessigte Feministinnen/Frauenrechtlerinnen seit Jahren. Bloss nicht kritisch Stellung beziehen, auch nicht zum abstrusesten Bloedsinn des Feminismus. Und wer es trotzdem tut, wird recht schnell ausgegrenzt und an den Rand gedraengt (vgl. Esther Vilar).

2. Du diskutierst zwar mit Radikalfeministinnen, laesst Dich durch ihre Argumente jedoch in der eigenen Argumentation nicht beeinflussen. In der Praxis bedeutet das, Du gehst gar nicht auf ihre Argumente ein, sondern haeltst vielmehr einen Monolog im luftleeren, akademischen Raum; das ist aber keine Diskussion mehr sondern einfach eine Stellungnahme Deinerseits. Auf allenfalls seitens der Radikalfeministinnen vorgetragene Gegenargumente kannst Du gar nicht eingehen, ansonsten wuerdest Du Dir, zumindest teilweise, die Argumentationslinie doch vorschreiben lassen. Ich habe den Eindruck, Du versuchst hier die Quadratur des Kreises.

Diskussion bedeutet eben wechselseitig beeinflusste Kommunikation. Eine richtige Diskussion kann nur entstehen, indem man gegenseitig auf die Argumente eingeht, vielleicht einen Teil als wahr anerkennt, etwas anderes richtigstellt oder praezisiert und wieder einen anderen Teil mittels eigener Argumente zurueckweist oder widerlegt (oder das zumindest versucht).

Du und Arne empfindet es für wichtig, hier ein gewisses Gegengewicht zu schaffen, sprich explizit darauf hinweisen, dass bei Beschneidung Frauen die Täter sind und die Täterfrage bei Vergewaltigung außen vor lassen.

Die Frage ist IMHO grundsaetzlicher Natur: naemlich, ob ich einen wesentlichen Teil der Realitaet zu ignorieren bereit bin (weshalb auch immer) oder nicht. Die absolute objektive Wahrheit gibt es nicht. Man kann sich jedoch diesem Ideal annaehern, indem man moeglichst viele Fakten beruecksichtigt. In der Praxis bedeutet das, man setzt sich mit verschiedenen Meinungen aus verschiedenen Perspektiven heraus auseinander. So gesehen ist die Gegenoeffentlichkeit, die Arne, Matussek, Prinz Eugen oder andere vermitteln nicht nur erwuenscht sondern absolut notwendig, genau so wie die 'Gegenseite' (z.B. Alice Schwarzer). Das Problem bei den obigen Themen ist, dass jahrelang eine Seite (naemlich die feministische) die Diskussion voellig beherrscht hat; eine Gegenoeffentlichkeit gab es kaum.
Der scheinbare Widerspruch zwischen der Erwaehnung des Geschlechtes der (weiblichen) Taeter beim Beschneidungsthema und der nicht-explizite Erwaehnung der (maennlichen) Taeter bei der Vergewaltigung liegt darin, das Du Arnes Argumente aus dem Zusammenhang reisst.
Bei der Beschneidung ortet die UNO (und auch andere Organisationen) den Taeter in einem obskuren Patriarchat und damit letztendlich bei den Maennern; die Frauen als die Ausfuehrenden werden entweder nicht erwaehnt oder nicht als eigenstaendig handelnde Individuen wahrgenommen sondern sozusagen als Handlanger der Maenner ohne eigenen Willen. Es wird Frauen (wieder einmal) eine Generalabsolution erteilt und nur den Maennern die Schuld zugeschoben. Deshalb hat Arne die weiblichen Taeter bei den Beschneidungen ausdruecklich genannt.
Bei der Vergewaltigungsdebatte wird aus feministischer Sicht ausschliesslich auf maennliche Taeter und weibliche Opfer Bezug genommen; die normalerweise maennliche Taeterschaft wird von Arne gar nicht in Zweifel gezogen und im uebrigen von Feministinnen ohnehin pausenlos ausgebreitet (Stichwort: jeder Mann ist ein potentieller Vergewaltiger). Es ist also gar nicht notwendig, nochmals explizit auf die Tatsache hinzuweisen, dass die meisten Vergewaltiger Maenner sind. Die maennlichen Vergewaltigunsopfer sind jedoch ebenfalls real, sie werden aber in der ganzen Debatte gar nicht erwaehnt.
Fazit: Arne hat einfach die 'vergessenenen' weiblichen Taeter bzw. maennlichen Opfer thematisiert und die offiziellen Statements von UNO und anderen Organisationen ergaenzt; die asymmetrischen Berichte dieser Organisationen hatten somit asymmetrische Ergaenzungen von Arne zur Folge, womit erst die Symmetrie der realen Gegebenheiten wiederhergestellt ist.

Nicht weil ihr Männer glorifizieren wollt - schon klar, sondern um der allgemein herrschenden Meinung in den Köpfen der Gesellschaft, Denkanstöße zu geben, diese zu hinterfragen. Ich verstehe die Gründe dafür durchaus. Nur glaube ich nicht, dass das nun mein Weg ist, den ich gehen möchte.

Es bleibt Dir selbst ueberlassen, welchen Weg Du gehen willst.

Weißt du, auf mich wirkt das dann so, als haben diese Radikalfeministinnen dann das erreicht, was sie sekundär wollen. Einen Geschlechterkrieg. Eine Aufspaltung der Welt in Mann und Frau.

Ich stelle immer wieder fest, dass mit dem Wort 'Krieg' leichtfertig umgegangen wird. Ich befinde mich nicht im Krieg, nur weil ich eine andere Meinung als Feministinnen, insbesondere Radikalfeministinnen, vertrete. Ich bekaempfe nicht Frauen sondern sexistisch-maennerfeindliche Tendenzen und Praktiken. Wenn eine Frau konkret solche sexistisch-maennerfeindliche Thesen vertritt, ist sie politisch gesehen meine Gegnerin; dann ist es mir egal, ob sie sich als Feministin bezeichnet oder nicht. Sie ist deshalb aber nicht meine (persoenliche) Feindin.

Sie provozieren, stellen Tatsachen falsch dar und "wir Männer" müssen ihnen nun um die Ohren hauen, was sie alles falsch machen bzw. wo sie überall schuldig sind?

Naja, 'wir Maenner' muessen ueberhaupt nichts tun. Wenn jemand hier postet oder auch in Massenmedien, Versammlungen, oeffentlichen Diskussionen, im Parlament Stellung nimmt, dann vertritt er nicht 'uns Maenner', 'uns Frauen', 'uns Arbeitnehmer' oder 'uns ... (irgendwas)' sondern er vertritt seine eigene Meinung, der sich andere anschliessen moegen oder nicht. Wenn jemand Tatsachen flachs darstellt, dann soll auf jeden Fall gekontert und richtiggestellt werden. Wie schnell man(n) sich provozieren laesst, das muss jeder selbst entscheiden. In der Praxis ist richtig und flasch normalerweise nicht so strikt gegeneinander abgrenzbar, sondern man kann nur aus einer bestimmten Perspektive heraus entscheiden, was einem richtig oder flacsh erscheint, und diese Meinung dann (moeglichst gut begruendet) vertreten.

Ich denke die breite Mehrheit gewinnt nur der, der durchaus selbstkritisch mit sich und seinem Geschlecht umgeht und nicht auf Schuldzuweisungen setzt.

Wenn Feministinnen etwas verzerrt darstellen, dann nehme ich (und andere) diese Gelegenheit gerne wahr, ihnen das vorzuhalten. Soll ich auch zum abgedrehtesten Unsinn einfach schweigen, nur weil (angeblich) die breite Mehrheit damit nicht gewonnen werden kann? Seltsame Logik. Die breite Mehrheit hat doch IMHO vielmehr ein Recht darauf, den vom Feminismus verschleierten Teil der Realitaet zu erfahren; leider wurde ihr dieser Teil jahrelang vorenthalten.
Selbstkritik und Kritik an der gegenerischen Meinung schliessen sich nicht gegenseitig aus. Alle Menschen sind f hlbar, dessen sollte sich jeder bewusst sein. Andererseits heisst das noch lange nicht, dass ich mir eine Kritik an etwas, das mir flshca erscheint, verkneifen muss. Sollte jemand anderer Meinung sein, kann er diese meine Kritik ja analysieren und zurueckweisen; sowas nennt man schlichtweg Diskussion. Ich habe keine Probleme damit, andere Meinungen zu hoeren oder zu lesen und daraus etwas zu lernen. Sofern die Zurueckweisung meiner Kritik jedoch nichts (oder nur wenig) Substantielles enthaelt, dann sehe ich mich nicht genoetigt, meine eigene Position zu ueberdenken. Selbstkritik nur um der Selbstkritik willen uebe ich nicht.

Gruss

Maesi

Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang)

Arne Hoffmann, Friday, 29.11.2002, 19:01 (vor 7830 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Garfield am 29. November 2002 10:08:47:

Hi Garfield,

Die Qualität seines Buches hat sich auch daran gezeigt, daß sich selbst die hier so beliebte Radikalfeministin Maya in Diskussionen um das Buch in diversen Foren bei ihrer Kritik daran immer nur an einer einzigen Zahl festgeklammert hat. (Dabei ging es um den prozentualen Anteil von Mißbrauchsbeschuldigungen in Sorgerechtsprozessen.) Außer dieser einzigen Zahl hatte selbst Maya an dem Buch offensichtlich nichts auszusetzen. So kannst du das Buch also als von ihr empfohlen betrachten, obwohl sie dagegen nun sicher heftigst protestieren würde... :-)

Nachdem ich dich schon sozusagen zu meinem Stellvertreter in der Debatte ernannt habe, sollte ich vielleicht erwähnen, dass das hier der einzige Punkt ist, wo wir stark voneinander abweichen. Ich sehe Maya nicht als Radikalfeministin, weiß, dass sie mehrere Punkte bei meinem Buch beanstandet (in einem Fall nachweislich zu Recht, da hatte ich in der Sekundärliteratur missverständliche Zahlenangaben), und bin nicht der Ansicht, man sollte sie in einem Forum in die Debatte einbringen, in dem sie gesperrt ist, zumal sie sich aktuell gänzlich aus den Foren zurückgezogen hat.

Das nur fürs Protokoll. Weitermachen. :-)

Lieber Gruß

Arne

@ Markus (und indirekt Garfield)

Arne Hoffmann, Friday, 29.11.2002, 18:45 (vor 7830 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Beschneidung, Vergewaltigung, Todesstrafe (lang) von Markus am 28. November 2002 22:49:13:

Hi Markus,

Ich war wirklich versucht hier detailiert zu antworten nur sagen mir deine Worte klar, dass du darauf eigentlich keinen Wert legst.

An deiner Antwort habe ich durchaus Interesse, nur bezweifle ich, dass ich momentan gleichermaßen ausführlich darauf eingehen kann. Allerdings gibt es hier ja auch andere Poster außer mir. :-) Garfield zum Beispiel scheint die Absicht/Aussage mein Buches sehr gut verstanden zu haben, und ich finde mich in seinen aktuellen Postings gut wieder.

Ich will dich auch nicht in deiner Zeit einschränken. Vielleicht solltest du einfach nicht den Anspruch erheben, jemanden mit deiner Antwort überzeugen zu wollen. Dann wärst du vielleicht auch nicht so ungeduldig. Ich denke wir verbleiben einfach mit dem Fazit, dass wir diesen Punkt unterschiedlich sehen.

Könnte man machen, wenn man das nur als eine Meinungsverschiedenheit zwischen uns beiden auffassen würde. Die belastet mich überhaupt nicht, weil ich a) dich als Person grundsympathisch finde und b) nicht davon besessen bin, dich persönlich zu meiner Sichtweise zu überzeugen. Meine Frustration geht aber etwas tiefer. Sie rührt aus der Sysiphusarbeit, verschiedenen bislang notwendigerweise einseitig informierten Leuten immer wieder neu über gewisse Basics zu informieren, was durch einen besonderes Umstand erschwert wird: Wer die Informationen darüber nicht besitzt, inwiefern Männer als Geschlecht gesellschaftlich benachteiligt werden, interessiert sich auch nicht für dieses Thema, weil er meint, alles sei in schönster Ordnung bzw. er müsse höchstens die Frauen bedauern. Ohne grundsätzliches Interesse kommt er aber nicht an diese Informationen. Das ist ein Teufelskreis, der nur an solchen Punkten durchbrochen wird, wo die Benachteiligung von Männern auch ohne jegliches Hintergrundwissen offensichtlich ist (z. B. Männerkriegsdienst). Keine Kenntnisse führt zu keinem Interesse bzw. Widerstand gegen die Männerbewegung (was wollen die eigentlich?) führt zu keinen Kenntnissen usw.

Noch zwei generelle Punkte:
- Ich halte es für unlogisch, weiblichen Opfern WENIGER Hilfe zukommen zu lassen, weil es auch männliche Opfer gibt. Vielmehr glaube ich allerdings, dass Hilfe für männliche Opfer indirekt und letztendlich auch Frauen zugute kommen wird.
- Es geht mir überhaupt nicht um eine Spaltung von Männern und Frauen, ganz im Gegenteil. Insofern ist es für mich auch nicht überraschend, dass ich mein Buch durch einen Transgender wie Susu mit am besten verstanden fühle.

Wie gesagt, ich schaff´s im Moment zeitlich nicht, mich in eine tiefergehende Diskussion einzubringen, aber Garfield gibt im Moment das, was ich schreiben würde, insgesamt gut wieder. Insofern lese ich eure Unterhaltung mit großer Aufmerksamkeit. :-)

Herzlicher Gruß

Arne

Re: Differenzierte Betrachtung

Maesi, Saturday, 30.11.2002, 16:38 (vor 7829 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 26. November 2002 20:12:18:

Hallo Markus

>Es gibt ja erfreulicherweise auch afghanische Frauen, die sich vehement dagegen wehren, wenn in westlichen Medien ihre Männer pauschal als Unterdrücker und Vergewaltiger dargestellt werden:
Ich habe die Männer nicht pauschal als Unterdrücker und Vergewaltiger dargestellt.

Daraus schliesse ich messerscharf, dass Du:

1. Medienschaffender bist, und

2. Berichte ueber die Lage in Afghanistan verfasst hast, die in den Medien veroeffentlicht wurden.

Selbst wenn ein Afghane es für nicht wichtig halten würde, dass seine Frau verschleiert geht, könnte diese von anderen Fanatikern geprügelt werden. Und das Taliban Regim verbot Mädchen den Besuch von Schulen. Da war es egal ob Papa nun eine andere Meinung hatte oder nicht.

Stimmt. Auch den Medien hierzulande war es egal, ob der afghanische Papa eine andere Meinung hatte; es war fuer sie ausreichend, dass er einen Pimmel zwischen den Beinen hatte, um ihn pauschal mit den Taliban in eine Schublade zu stecken oder zumindest als Opfer zu ignorieren.

> > Wie du schreibst: "Gendercide Watch". Da unterstelle ich schon mal eine sehr subjektive Beurteilung.

Wobei man erwähnen sollte, dass diese Organisation ursprünglich mit feministischer Perspektive an das Thema "Menschenrechtsverletzungen auf unserer Erde" ging (sich also vornehmlich um die Frauen kümmern wollte) und erst im Laufe ihrer Arbeit feststellte, dass es Männern in etlichen Fällen viel schlimmer geht, dies aber in unseren Medien tabuisiert wird. [/i]

Das ist genau der Punkt. Da in Äthiopien ja bekanntlich Krieg war, dort also mehr Männer gefallen sind und nun im Verhältnis mehr Frauen dort leben, darf Äthiopiern nicht geholfen werden, weil diese Hilfe mehr den Frauen zu teil wurde? Jede Medienanstalt, die darüber also berichtet läuft Gefahr als feministisch unterwandert und antimaskulinistisch betitelt zu werden?

Wer hat denn sowas behauptet? Gendercide Watch? Waere Dir dankbar fuer einen Link, damit ich das selbst ueberpruefen kann. Im uebrigen fehlt mir der Bezug zu Arnes Posting.

Ist es wirklich naheliegend anzunehmen alle Medienvertreter seien Feministinnen oder ständen unter dem Druck der selbigen, dass die Themen so subjektiv recherchiert werden? Könnte es nicht einfach sein, dass diese Medienvertreter einfach nur nicht diese Blickweise haben und die Welt in Mann und Frau teilen sondern nach Brennpunkten die mit der Geschlechterdiskussion gar nichts zu tun haben?

In einigen bestimmten Themenbereichen ist es tatsaechlich so, dass Medienschaffende weitgehend kritiklos, die Positionen von Feministinnen uebernehmen ('Haeusliche Gewalt', 'Sexuelle Ausbeutung von Kindern').

Wenn der Durchschnittsbürger hierzulande "Beschneidung" hört, denkt er doch an Männer, die Frauen verstümmeln. Er weiß nicht, dass in allen Ländern, in denen Frauen beschnitten werden, Männer dasselbe Schicksal erleiden, mit denselben Folgen bis hin zum Tod, nur sechsmal so häufig.
Beschneidung beim Mann heißt keinesfalls, dass ihm damit jegliche Lustempfindung genommen wird. Das ist ein Schnitt in die Vorhaut - keine Amputation der Eichel.

Das ist meist so, jedoch leider nicht immer. Z.T. gibt es auch bei Maennern ziemlich brutale Beschneidungen. Lies dazu einfach mal in Arnes Buch 'Sind Frauen bessere Menschen?' nach.

[weibliche Beschneidung]

Das ist selbstverstaendlich ein Missstand. Die betreffenden UNO-Kampagnen beschraenken sich jedoch ausschliesslich darauf, Beschneidungen an Frauen anzuprangern. Es gibt jedoch auch bei Maennern gefaehrliche Beschneidungsarten, diese werden in den entsprechenden UNO-Kampagnen, wie ueblich, 'vergessen'. Das wichtigste Kriterium fuer die UNO ist somit nicht die Tatsache der Beschneidung selbst sondern das Geschlecht der Beschnittenen. Es handelt sich also um simplen Sexismus.

>Und wenn er an Vergewaltigungen im Kosovo denkt, dann denkt er automatisch an Frauen, obwohl die Opferrate bei Männern weit höher lag: http://adamjones.freeservers.com/effacing.htm

(Adam Jones untersucht in dieser Analyse anhand von Presseartikeln, mit welchen Strategien männliche Opfer an den Rand gedrängt und ignoriert werden und allein "würdigen" Opfern wie Frauen und Kindern in der Berichterstattung Raum gegeben wird. [/i]

Mit Opferrate meinst du nun den sexuellen Missbrauch, die Vergewaltigung von Männern? Wenn nicht, beruht das einfach aus dem Umstand, dass im Krieg sich Männer mit Waffen Auge in Auge gegenüberstehen.

Maenner wurden ja nicht selten zwangsverpflichtet (Maennerwehrpflicht) und standen sich deshalb mit Waffen Auge in Auge gegenueber. Wie auch immer: auch unter den zivilen Todesopfern fuehrten die Maenner die Opferliste an. Gedenken wir beispielsweise der ermordeten Maenner von Srebrenica. Im Vorfeld wurden Frauen und kleinere Kinder unter den Augen von niederlaendischen UNO-Soldaten aussortiert und weggeschickt. Die Maenner bzw. maennlichen Jugendlichen im annaehernd wehrfaehigen Alter wurden hernach ermordet; es waren allesamt Zivilisten. Die, insbesondere von Feministinnen, immer wieder kolportierten angeblich angeordneten systematischen Massenvergewaltigungen konnten durch die Untersuchungen der UNO spaeter nicht bestaetigt werden; es handelte sich um westliche Propaganda. Womit natuerlich nicht gesagt ist, dass es zu keinen Vergewaltigungen kam.

Kein Krieg ist sauber und selbst jede Demokratie bedient sich heute eines Kriegsrechts, das Dessertation oder Zwangseinziehungen erlaubt.

Dass nur Maenner fuer den Wehrdienst verpflichtet werden, ist an sich schon mal sexistisch (auch hierzulande).

Sonst würde diese Parole "Stell dir vor es ist Krieg - und keiner geht hin" tat sächlich real werden.

Moeglich, allerdings unwahrscheinlich.

Nicht dass ich ein solches Kriegsrecht billige oder für gut heiße. Ich denke nur Frauen, Alte und Kinder laufen in vielen Kriegen unter dem Begriff "Zivilbevölkerung" oder "Kollateralschäden". Ist doch irgendwie naheliegen, dass Tote in diesem Bereich eher ein Extrem bilden - und nach Extremen richten sich die Medien themenübergreifend aus.

Sowohl Zivilbevoelkerung als auch Kollateralschaeden betreffen nicht nur Frauen und Kinder sondern auch maennliche Zivilisten. Viele Leute sind der irrefuehrenden Ansicht, alle Maenner im wehrfaehigen Alter seien ausnahmslos Soldaten.

Es geht auch nicht um einen Wettbewerb im Leiden, sondern einfach darum, dass auch Männer als Gruppe (!) als Opfer eines Regimes anerkannt werden sollten. Norbert hat ja schon erwähnt, dass in Afghanistan Männern Nasen und Ohren abgeschnitten wurden, wenn ihr Bart zu kurz war.
Und das ist der gravierende und elementare Unterschied! Es waren nicht die Männer die dort gefoltert wurden, sondern einige(zu viele). Einige andere hatten die Macht.
Global kann man aber dennoch sagen, dass jede Frau in Afghanistan unterdrückt wurde, weil diese kein Recht auf Schulbildung hatten, kein Recht auf medizinische Versorgung usw.
Diese Umstände galten einfach für alle. Man kann also sehr wohl von den Frauen sprechen, aber nicht von den Männern als globale Gruppe.

Ich sehe schon, Du spielst die einen Opfer gegen die anderen aus. Es wurde hier kritisiert, dass maennliche Opfer von der westlichen Berichterstattung
weitgehend ignoriert wurden. Der Hinweis, dass alle Frauen Benachteiligungen ausgesetzt und deshalb Opfer gewesen sind, mag korrekt sein. Es waren aber halt auch alle Maenner Benachteiligungen (wenn auch anderen als die Frauen) ausgesetzt, und waren deshalb in anderen Bereichen ebenfalls Opfer.

> > Ich erinnere mich auch an diverse Berichte über Männer, die in den USA hingerichtet werden soll(t)en und würde hier nun auch keine Rufe von Feministinnen akzeptieren, die hier versuchen Geschlechterpolitik daraus zu machen.

Wenn man bedenkt, dass die Todesstrafe in den USA fast ausschließlich Männern zuteil wird, wäre das auch extrem pervers.[/i]

Das sehe ich aber echt schon als Problem. Du hinterfragst jeden Umstand auf geschlechtsbezogene Neutralität.

Naja, das ist hier in diesem Forum ja auch on-topic.

Es wurden auch schon Frauen hingerichtet.

Ja, und in ganz Europa erschallten maechtige Proteste, ob der Tatsache, dass eine Frau hingerichtet werden sollte.

Und das amerikanische Recht verurteilt selbst Kinder. Es ist nicht unbedingt frauenfreundlich.

Aber die amerikanische Rechtsprechung ist bedingt frauenfreundlich; die amerikanischen Gesetze sind geschlechtsneutral. Naeheres hat Dir ja bereits Arne mitgeteilt.

Vielleicht erinnerst du dich an die Suche nach der Frau, die von einer Kamera auf einem Parkplatz aufgenommen wurde, wie sie ihr Kind schlug. Dort wurde der Fall groß in die Presse gezogen und eine riesen Fahndung wurde eingeleitet. Ich glaube nicht, dass du hinter allem Ungerechtigkeiten gegen den Mann vermuten musst.

Es ist immer wieder so, dass solche Einzeltaten hochgepusht werden. Und diese Frau hat gleich gegen mehrere gesellschaftliche Tabus verstossen; deshalb war es fuer die Medien eine interessante Story. Sie hat gegen das Tabu der Frau als nicht zur Gewalt faehiges Wesen verstossen, sie hat gegen das Tabu der Kindesmisshandlung verstossen, und sie hat gegen das Tabu der Mutter als fuersorgendes Wesen verstossen. IMHO ist diese Tat fuer die
Gleichberechtigungsdebatte hoechstens dahingehend interessant, als dass sie an einem praktischen Beispiel belegt, dass es auch Muetter gibt, die ihre Kinder misshandeln.

Gruss

Maesi

Re: Differenzierte Betrachtung

Maesi, Saturday, 30.11.2002, 15:40 (vor 7829 Tagen) @ Markus

Als Antwort auf: Re: Differenzierte Betrachtung von Markus am 26. November 2002 12:38:05:

Hallo Markus

[Afghanistan]

Zur Situation in Afghanistan will ich folgendes sagen: Selbst die gesprengten steinernen Buddha-Statuen waren der UNO bzw. UNESCO wichtiger als die maennlichen Opfer dort. Wenn jetzt eine Organisation wie 'Gendercide Watch' auch auf die maennlichen Opfer aufmerksam macht, dann hat das gar nichts mit Neid zu tun. Und Bildung (auch Hochschulbildung) ist selbst in einem erzislamischen Staat, wie dem Iran, keineswegs nur den Maennern vorbehalten. Afghanistan als typisches Beispiel fuer einen islamischen Staat zu praesentieren, ist einfach unsinnig.

>Generell gesprochen: Es ist sehr heikel, ohne nähere Kenntnisse in eine andere Kultur hineinzuschauen, nur darauf zu achten, wie Frauen dort behandelt werden (womöglich noch aus westlicher Perspektive) und dann Thesen über ihre Unterdrückung in diesen Ländern aufzustellen.
Das sehe ich komplett anders. Mein (sicher westliches) Rechtsempfinden, das von einem Leben mit freier Meinungsäußerung geprägt ist, weigert sich solche Umstände einfach so mit einem Hinweis auf eine fremde Kultur zur Kenntnis zu nehmen. Ich persönlich werde mir Misshandlungen und Benachteiligungen nicht mit der Rechtfertigung "fremde Kultur" schönreden...

Wie Du selbst schreibst, gehst Du von Deinem westlichen Rechtsempfinden aus. Nimm aber bitte zur Kenntnis, dass in anderen Kulturen auch ein anderes Rechtsempfinden vorherrschen kann.
Dass Misshandlungen menschenrechtswidrig sind, darueber brauchen wir nicht weiter zu diskutieren, egal in welcher Kultur. Es ist jedoch Fakt, dass in jeder Kultur Misshandlungen vorkommen, auch bei uns. Es waere durchaus interessant, zu messen, ob in einer islamischen Kultur Misshandlungen tatsaechlich haeufiger vorkommen als z.B. in einer westlich gepraegten, humanistischen Kultur. Erst wenn solche Vergleichsdaten vorliegen wuerden, koennten wir Aussagen darueber machen, welche Kultur tatsaechlich gewalttaetiger ist.

>In einer zehntägigen Kampagne ab dem 22. November letzten Jahres haben US-amerikanische Männerrechtler darauf hingewiesen, dass die Misshandlung von Frauen in Afghanistan breiten Raum in unseren Medien einnimmt, während die mindestens ebenso brutalen Misshandlungen von Männern Gendercide Watch zufolge einem Schweigetabu unterliegen, ignoriert und verharmlost werden.
Wie du schreibst: "Gendercide Watch". Da unterstelle ich schon mal eine sehr subjektive Beurteilung. Ich persönlich habe ein Problem damit, wenn sich Menschen zum Beispiel für hungernde Kinder in Äthiopien einsetzen und dann andere kommen und meinen das sei ungerecht, weil in Indien auch Kinder verhungern.

Dein Vergleich hinkt. Wenn schon haette es folgendermassen heissen muessen: Jemand setzt sich fuer hungernde Kinder weiblichen Geschlechts in Aethiopien ein, jetzt kommen andere und meinen das sei ungerecht, weil es ebensoviele hungernde Kinder maennlichen Geschlechts in Aethiopien gaebe. Jetzt kann man natuerlich trefflich argumentieren, dass derjenige, der sich nur fuer die Maedchen als Hungeropfer einsetzt immerhin doch etwas Gutes getan hat. Das ist korrekt. Korrekt ist allerdings auch, dass dieselbe Person sexistisch gehandelt hat, indem sie die Jungen als Hungeropfer ignoriert hat.
Die Menschenrechtssituation in Afghanistan war unter den Taliban katastrophal; gesehen wurden, zumindest im Westen, fast nur die weiblichen Opfer. Die Menschenrechte, lieber Markus, sind angeblich unteilbar. Bloss scheinen weibliche Opfer eine wesentlich hoehere Prioritaet zu haben als maennliche Opfer, auch in der UNO. Auf diese verzerrte Sichtweise hat 'Gendercide Watch' hingewiesen, nicht mehr und nicht weniger.

Manche gehen dann am Ende noch einen Schritt weiter. Berechnen Männer und Frauenquoten von Indien und Äthiopien. Da Äthiopien vor einiger Zeit noch im Krieg war und Soldaten männlich sind, liegt es nahe, dass in Äthiopien im Verhältnis mehr Frauen leben als Männer...im Vergleich zu Indien. Nun kommen dann am Ende Thesen auf, die besagen, dass Hilfe für Äthiopien aufgrund dieses Umstandes ungerecht sei und einen feministischen Gedanken trägt? Sorry. Ich denke nicht auf diese Art und Weise.

Ich frage mich allerdings, wer so denkt, wie Du es im obenstehenden Absatz darlegst. Fuer mich zumindest ist diese Logik nicht nachvollziehbar. Ungerecht waere eine Hilfe fuer Aethiopien (aus Geschlechtersicht) nur dann, wenn nur ein bestimmtes Geschlecht den Status als Opfer zugesprochen sowie Hilfe erhaelt. In Afghanistan passierte exakt ersteres: Primaer Frauen wurden als Opfer thematisiert, ihnen (und ihren Kindern) wurde der Opferstatus zugestanden. Eine Frau, die die Burka tragen musste und ansonsten verpruegelt wurde, galt als (akzeptiertes) Opfer; ein Mann der einen Bart tragen musste und dem ansonsten Nase und Ohren abgeschnitten wurden, galt nicht als (akzeptiertes) Opfer, und wurde deshalb weitgehend ignoriert.

Es sollte für jeden Menschen legitim sein sich gegen die Art von Missstand zu erheben, die einen am meisten bedrückt. Der Männeranteil auf dieser Welt ist nicht geringer als der der Frauen. Es ist sehr wohl wichtig, dass "Gendercide Watch" hier eine besonderes Auge auf die Männer wirft, die Missstände auch klar anspricht und sich engagiert - für genau das, was ihnen wichtig ist.

Einverstanden.

Der Hinweis aber, wie ungerecht es ist, dass nun anderen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, halte ich persönlich für falsch. Es gibt unzählige Missstände und man kann nicht gleichzeitig alles verändern. Neid halte ich hier aber für ein falsches Zeichen.

Teilweiser Einspruch. Natuerlich kann man die Situation nicht ueberall gleichzeitig aendern; das waere schon organisatorisch sowie aus Sicht der normalerweise beschraenkten Mittel unmoeglich. Ausserdem brechen ja nicht ueberall gleichzeig Hungersnoete, Kriege oder Katastrophen aus. Wenn in Aethiopien ausnahmsweise mal keine Hungersnot herrscht, im Tschad jedoch schon, dann waere es unsinnig, die Nahrungsmittelhilfe weiterhin auf Aethiopien zu konzentrieren und den Tschad aussen vor zu lassen. Selbst wenn in Aethiopien noch immer Mangelernaehrung herrschte, muesste die Hilfe auf den Tschad mit der akuten Hungersnot konzentriert werden.
In Afghanistan herrschte Buergerkrieg, in dessen Gefolge die Taliban an die Macht kamen. Sie erliessen und vollzogen eine ganze Reihe (auch geschlechter-)diskriminierender Gesetze. Opfer dieser Gesetze waren nicht nur Frauen sondern halt eben auch Maenner. Das Fatale an den westlichen Sichtweise zu Afghanistan war und ist, dass der kausale Zusammenhang zwischen Gesetzgebung bzw. Vollzug und den diskriminierten Frauen erkannt und thematisiert wurde, der kausale Zusammenhang zwischen derselben Gesetzgebung bzw. Vollzug und den diskriminierten Maenner jedoch ignoriert wurde. Die Trennung in akzeptierte weibliche Diskriminierungsopfer und nicht akzeptierte maennliche Diskriminierungsopfer war kuenstlich, denn es handelte sich um zwei Seiten derselben Medaille.

...Männer in Afghanistan werden öffentlich zusammengeschlagen, von ihren Familien getrennt, zum Kriegsdienst zwangsverpflichtet, in Arbeitslagern geschunden, willkürlich hingerichtet, gefoltert und massenweise umgebracht.
Natürlich sind diese Menschenleben nicht weniger wert als die von Frauen. Auch diesbezüglich erinnere ich mich an einige Berichte, die genau darauf hingewiesen haben. Es gab mal eine Zeit in der die Medien andauernd von Ghandi oder Mandela berichteten. Männer die für ihre Überzeugungen gefoltert wurden, ins Gefändnis kamen. Die Medien berichteten ständig darüber - obwohl es sicher auch diverse Frauen gab, die den Widerstand propagierten. Ich denke nicht, dass es sonderlich produktiv ist, Unrechtsbekämpfung allgemein geschlechterpolitisch zu betrachten.

Bei Gandhi und Mandela handelte es sich um Einzelpersonen, die stellvertretend fuer viele Menschen (nicht nur fuer Maenner) standen; fuer die meisten Menschen ist es offenbar einfacher fuer Ideale einzustehen, wenn diese ein konkretes Gesicht aufweisen. Ausserdem war und ist in Suedafrika Nelson Mandelas Exfrau Winnie ja auch sehr populaer. Auch die feministische Bewegung scheint solche Ikonen (beispielsweise Alice Schwarzer) zu benoetigen. Wenn jedoch Bevoelkerungsteilen mit einem bestimmten gemeinsamen Attribut (z.B. Geschlecht, Hautfarbe oder Religion) ein Opferstatus zugestanden wird und anderen Bevoelkerungsteilen (derselben Bevoelkerung), die dieses Attribut nicht aufweisen der Opferstatus verweigert wird, obwohl sie auch Opfer sind, dann nennt man das Rassismus; Sexismus ist nichts anderes als eine spezifische Erscheinungsform des Rassismus.
Geschlechterpolitische Unrechtsbekaempfung ist ja gerade eine feministische Spezialitaet. Auch die UNO kann sich dem kaum mehr entziehen. Wenn die UNO oder andere Organisationen behaupten, Hauptleidtragende von Kriegen seien Frauen und Kinder, dann muessten sie das erstmal belegen; das tun sie jedoch nie, weil sie es schlichtweg nicht koennen oder nur unter Ignorierung wesentlicher Fakten. Statistisch gesehen stellen Maenner den Grossteil der Todesopfer in Kriegen, und das durchaus nicht nur in ihrer Eigenschaft als (nicht selten wehrdienstverpflichteter) Soldaten sondern auch als Zivilisten. Maenner werden auch oefter verwundet und in Gefangenschaft misshandelt (dort teilweise auch vergewaltigt). Diese maennlichen Opfer erscheinen (wenn ueberhaupt) in der Regel geschlechtsneutral als Tote und Verwundete. Aeusserst aufschlussreich waren und sind beispielsweise die Berichterstattungen ueber Funde von Massengraebern in Bosnien. Nahezu immer heisst es: 'Es wurde ein Massengrab mit x Leichen gefunden, darunter auch Frauen und Kinder'. Sofern Frauen und Kinder im Bericht fehlen, kannst Du davon ausgehen, dass es auschliesslich Maenner waren, der zweite Teil des Satzes entfaellt somit; die Leichen erscheinen dann nur noch geschlechtsneutral als 'Opfer'. Nachgewiesenermassen sind die Opfer jedoch ueberwiegend maennlich. Auffaellig ist auch, dass Kinder nahezu immer als Anhaengsel von Frauen erscheinen.

Ich glaube wirklich, dass der Grund hier weniger die Unterdrückung des Mannes war. Ich denke der Grund dafür war einfach der, dass man bei afghanischen Frauen global von unterdrückten Personen sprechen konnte, weil jede Frau nach Auslegung der Scharia, sich in dieses unterdrückte Weltbild zu fügen hatte. Für Männer aber global, kann eine solche Aussage für Afghanistan nicht getroffen werden, weil es unter den Männern eben auch die Drahtzieher, die "Gestapo"-Leute und die Tyrannen gab...

Flasch. Sowohl Maenner als auch Frauen wurden in ein bestimmtes (gesellschaftlich mehr oder weniger anerkanntes) Schema gepresst; ob dieses Schema der dortigen Bevoelkerung genehm ist oder nicht, muss ja letzten Endes diese Bevoelkerung selbst entscheiden. Internationale Organisationen (auch die UNO) tun hingegen so, als ob nur Frauen Verpflichtungen auferlegt wurden und auch nur sie sich dagegen aufgelehnt haben; diese Sichtweise kann man jedoch weder belegen noch begruenden (z.B. mittels Umfragen in der afghanischen Bevoelkerung zu ihrer Situation). Man urteilt einzig und allein aus dem westlich orientierten Rechtsempfinden heraus sowie aufgrund der sexistischen Propaganda, die weiblichen Opfern eine hoehere Prioritaet einraeumt als maennlichen Opfern. Wie ueblich, werden maennliche Opfer gar nicht erst betrachtet, sondern es wird einfach vorausgesetzt, dass Maenner in globo mit diesen Verhaeltnissen einverstanden seien und Frauen nicht.
Der zweite Teil des Absatzes ist nichts anderes als die These von der Kollektivschuld der Maenner. Ja, die Drahtzieher und Exekutoren waren Maenner; sie waren jedoch lediglich eine Minderheit unter den Maennern. Feministische Geschichtsklitterinnen versuchen uns jedoch immer wieder weiszumachen: Weil die Taeter mehrheitlich Maenner seien, seien halt auch die maennlichen Opfer irgendwie Taeter und somit mitschuldig. Nicht die Tat als solches sondern das Geschlecht des Taeters bzw. Opfers stehen im Mittelpunkt dieser Betrachtung. Die Unlogik dieser Betrachtungsweise springt jedem unvoreingenommenen Menschen eigentlich richtiggehend ins Gesicht. Jahrelange feministische Propaganda hat jedoch in weiten Teilen der Bevoelkerung die Sensibilitaet fuer weibliche Opfer geschaerft, diejenige fuer maennliche Opfer jedoch (soweit jemals vorhanden) abgestumpft.

Versteh mich hier bitte nicht falsch. Ich bin auch der Meinung, dass vielen Männern in Afghanistan Unrecht widerfahren ist, auf das auch aufmerksam gemacht werden muss. Nur halte ich Unrechtsbekämpfung unter dem neidischen Blickwinkel der Geschlechtertrennung für sehr fragwürdig. Ich erinnere mich auch an diverse Berichte über Männer, die in den USA hingerichtet werden soll(t)en und würde hier nun auch keine Rufe von Feministinnen akzeptieren, die hier versuchen Geschlechterpolitik daraus zu machen.

Versteh mich hier bitte nicht flacsh. Ich bin auch der Meinung, dass vielen Frauen in Afghanistan Unrecht widerfahren ist, auf das aufmerksam gemacht werden muss. Nur halte ich Unrechtsbekaempfung unter dem sexistischen Blickwinkel der Geschlechtertrennung, in dem Frauen als Opfer wahrgenommen werden duerfen, jedoch bei Thematisierung der maennlichen Opfer, dies als blosser Neid abgetan wird, fuer sehr fragwuerdig. Ich erinnere mich auch an unzaehlige Berichte ueber eine Frau (Karla Faye Tucker), die in Texas (USA) hingerichtet werden sollte (und wurde), die breite internationale Empoerung und zahlreiche Gnadenappelle an die Adresse des damaligen Gouverneurs und heutigen US-Praesidenten evozierten. Die wesentlich zahlreicheren Hinrichtungen von Maennern loesen kaum mehr eine Agenturmeldung bei den Zeitungen und bestenfalls ein hilfloses Schulterzucken in der Bevoelkerung aus. Lediglich einige wenige Organisationen (z.B. Amnesty international) legen routinemaessig Protest ein. Dies ist ein Paradebeispiel, wie (auch hierzulande) geschlechterspezifisch der Opferstatus zuerkannt (naemlich beim weiblichen Hinrichtungsopfer) bzw. beim maennlichen Hinrichtungsopfer ignoriert oder zumindest als ueblicher Normalfall hingenommen wird.

Gruss

Maesi

Re: TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´

Jörg, Monday, 25.11.2002, 21:16 (vor 7834 Tagen) @ Joachim

Als Antwort auf: TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´ von Joachim am 25. November 2002 18:19:22:

Hallo Joachim,

766 Mal hat die Hamburger Polizei bis Ende September 2002 Männer
also aufgrund des "Gewaltschutzgesetzes" ihrer Wohnung verwiesen.

Das ist eine stolze Zahl.

Ich möchte nicht wissen, wieviele fälschlicherweise beschuldigte Männer
aufgrunddessen nicht mehr in ihrer eigenen Wohnung, sondern unter der
nächstgelegenen Brücke übernachten durften.

Gruß, Jörg

Re: TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´

Joachim, Tuesday, 26.11.2002, 07:46 (vor 7833 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´ von Jörg am 25. November 2002 19:16:27:

Hallo Jörg,

766 Mal hat die Hamburger Polizei bis Ende September 2002 Männer
also aufgrund des "Gewaltschutzgesetzes" ihrer Wohnung verwiesen.
Das ist eine stolze Zahl.

Das ist sicherlich eine stolze Zahl und ich bin davon überzeugt dass manche Männer unschuldig aus der Wohnung verwiesen wurden! Sollte mir das einmal passieren dass ich unschuldig aus der Wohnung verwiesen werde, so würde ich bis vor dem EuGH ziehen, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und die Strafe erhalten was sie verdient haben!

Gruß
Joachim

Re: TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´

Ferdi, Tuesday, 26.11.2002, 10:58 (vor 7833 Tagen) @ Joachim

Als Antwort auf: Re: TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´ von Joachim am 26. November 2002 05:46:13:

Hallo Joachim!

Sollte mir das einmal passieren dass ich unschuldig aus der Wohnung verwiesen werde, so würde ich bis vor dem EuGH ziehen, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und die Strafe erhalten was sie verdient haben!

Das brauchst Du Dir nicht anzutun wenn Du dafür sorgst, dass niemand da ist, der Dich aus Deiner Wohnung weisen lassen könnte. Dann bist Du auf jeden Fall auf der sicheren Seite.

Gruss,
Ferdi

Re: TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´

Joseph S, Wednesday, 27.11.2002, 18:27 (vor 7832 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: TAZ zum heutigen Gedenktag ´Gewalt an Frauen´ von Jörg am 25. November 2002 19:16:27:

Hallo,

Ob es sich bei den 766 Wegweisungen wirklich um 766 Männer handelt, oder hat das die Reporterin
einfach nur als selbstverständlich so interpretiert?

[link]index.php?id=12080[/link]

Gruß,
Joseph

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