Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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INVISIBLE MEN Nr. 36

Jörg, Friday, 10.05.2002, 20:52 (vor 8016 Tagen)

INVISIBLE MEN e-zine, Nummer 36

herausgegeben von Arne Hoffmann

Herzlich willkommen, liebe Leser, zur sechsunddreißigsten Ausgabe der
INVISIBLE-MEN!

Als ich die letzte Ausgabe dieses zines abgeschickt habe, hatte sich der
Amoklauf in Erfurt bereits zugetragen, aber ich hatte noch nichts davon
mitbekommen. Andernfalls wären meine Bemerkungen über die denkbaren Ursachen
der höheren Kriminalitätsrate unter Männern kaum so theoretisch-verhalten
gewesen. Wir wissen, dass Jungen von ihren Müttern weit härter körperlich
bestraft werden als Mädchen. Wir haben gute Belege, dass sie in einem
jungenfeindlichen Schulsystem aufwachsen. Uns ist bekannt, dass Männer
deutlich weniger Gelegenheit als Mädchen haben, depressive Gefühle zu
zeigen, wenn sie keine soziale Ablehnung ernten wollen, und wir wissen, dass
Männer in unserer Gesellschaft unter einem weit größeren Erfolgsdruck
stehen. Die allermeisten Männer bewältigen diesen größeren seelischen Druck
von Kindesbeinen an sehr gut. Jetzt begeht einer von ihnen einen Amoklauf.
Die Leichen der Opfer sind noch nicht bestattet, da sitzt Anita Heiliger
bereits in der nächsten Talkshow ("Talk in Berlin", ntv, Erich Böhme) und
wirft unter zustimmendem Brummeln der anderen Gäste mit Sätzen wie "Der Mann
ist die Waffe!" um sich. Sie meinte damit nicht den Geschichtslehrer Rainer
Heise, der Robert unbewaffnet entgegentrat und ihn mutig in einem der
Schulräume einschloss. Sowas verdient von feministischer Seite keine
Würdigung. Laut "Spiegel" ist Lehrer Heise inzwischen sogar der meitgehasste
Mann Erfurts, wird angefeindet, erhält Morddrohungen und seine Direktorin
rügte ihn, er hätte "ein etwas leiserer Held" sein sollen. Ja, so leicht
verzeiht es unsere Gesellschaft einem Kerl nicht, wenn er sich statt der
Rolle des Monsters die des Retters anmaßt. Jede Wette, dass man mit einer
Frau in derselben Situation anders umgesprungen wäre. Am 9. Mai stieg der
niedersächsische Justizminister Christian Pfeiffer (SPD) auf das von
Heiliger gesattelte Pferd und verkündete, junge Männer im Alter von 18 bis
21 Jahren seien "die gefährlichste Gruppe", die es in Deutschland gebe. Wow.
Das wird aber eine breite Rasterfahndung. Am einfachsten wäre es vermutlich,
erst mal alle Zivis in U-Haft zu nehmen. Auch Internet-User greifen diese
verschrobene Ideologie dankbar auf, so etwa im Diskussionsforum der SPD:
"Und auserdem müsen wir mal dadrüber nachdenken, warum es ständig Männer
sind, wo Leute umbringen. Zum Beispiel die gansen Amockläufe machen immer
Männer." Ähnlich brillant geht es in einem Frauenforum des Webs zu:
"Diejenigen, die von der Norm und unseren gemeinsamen Werten ABWEICHEN,
müssen als das angesehen werden, was sie sind: EIN SOZIALES PROBLEM!" heißt
es dort. "Und dieses soziale Problem ist halt nun einmal: DER MANN."
Woraufhin das Leugnen von Gewalt als reiner Männerangelegenheit mit dem
Leugnen des Holocaustes auf eine Stufe gestellt wird: "Ihr seht da das Böse
am Werk, das neue Taten geistig vorbereitet." Nach dieser Logik ist jeder,
für den Männer keine Untermenschen sind, eigentlich schon ein Nazi und jeder
Widerspruch ist unmoralisch. Ein solches Niveau erreicht die
Auseinandersetzung heutzutage fast nur noch im Feminismus. Alle anderen
politischen Fraktionen waren sich einig, aus dem Schrecken in Erfurt kein
politisches Kapital schlagen zu wollen. Lediglich eine neue Gelegenheit, mal
wieder zum Geschlechterhass aufzurufen, die lässt frau gerne ungenutzt.

Nun habe ich nicht die Absicht, mich hier auf diese Idiotendebatte, ob
Männer jetzt "böse" sind oder nicht, weiter einzulassen. Ein so
schreckliches Ereignis wie der Amoklauf in Erfurt verdient meines Erachtens
eine reifere und angemessenere Herangehensweise. Deshalb habe ich schon kurz
nach der Tat die Autorin Dr. Karin Jäckel gebeten, darüber einen Gastbeitrag
für mein zine zu schreiben. Bekanntlich hat Frau Jäckel ja nicht allein zur
Geschlechterdebatte verschiedene Werke verfasst, sondern auch zu den
Problemen von Kindern und Heranwachsenden, darunter "Furcht vor dem Leben.
Wenn Jugendliche den Tod als einzigen Ausweg sehen". Erfreulicherweise war
sie gern und schnell bereit, mir ihre Einschätzung zur Verfügung zu stellen.
Ihren unmittelbar nach der Tat erstellten Beitrag findet ihr in der Rubrik
ZUR DOKUMENTATION. Noch einmal ganz herzlichen Dank dafür!

Ansonsten gibt es zu vermelden, dass weiterhin immer mehr Männer Front gegen
die Diffamierung ihres Geschlechts machen. So brachte in den letzten Tagen
ein Jurist aus Süddeutschland eine Strafanzeige gegen jenen Verlag ins
Laufen, der vor wenigen Jahren Valerie Solanas Manifest zur Vernichtung der
Männer neu aufgelegt hatte. Solanas vertritt bekanntlich die These vom Mann
als "Misthaufen", als "seelischer Katastrophe" und "biologischem Krüppel",
der am besten vergast werden sollte. Der zuständige Statsminister der
Justiz, so berichtet mir mein Kontaktmann in einem Mail, habe sich anfangs
offenbar ein wenig zieren wollen, die Sache dann aber doch an den
Generalstaatsanwalt weitergeleitet. Nicht weniger rührig sind Männerrechtler
in Frankfurt. Sie verteilten anlässlich einer Demonstration zum 1. Mai
Flugblätter mit der Überschrift "30 Jahre Radikalfeminismus - Zeit des
Erwachens". Ihrer Einschätzung nach war die Aktion ein voller Erfolg; die
Reaktionen rangierten zwischen interessiert, erfreut und dankbar. Nur in
Einzelfällen sollen Frauen wütend geworden sein.

Deutlich dramatischer stellt sich die Situation allerdings bei der
Bekämpfung häuslicher Gewalt gegen Männer dar. Hier haben die wenigen
bestenfalls halb-professionellen Beratungsstellen momentan mit einem Ansturm
an Opfern zu tun, dem sie nicht gewachsen sind. So berichtet Rainer Bibbert
vom Väteraufbruch für Kinder in Mainz, dass ihm männliche Opfer von
häuslicher Gewalt quasi die Bude einrennen (mindestens ein Fall pro Woche)
und er nicht weiß, an welche Stellen er sie weiterverweisen soll. Es gibt ja
auch so gut wie keine. Die Betreiber des ersten deutschen "Männerhauses" in
Oldenburg vermelden derweil vier Wochen nach dessen Gründung, dass ihr
Verein nur die Hälfte der in Not geratenen Männer mit Wohnraum versorgen
könne: "Die anderen werden wie bisher sich selber überlassen bleiben. Dieser
Zustand ist in dieser Situation sicherlich kein Ausdruck von aktiver
Selbstverantwortung, sondern eine akute Notlage, ein Entzug des
Menschenrechtes auf einen eigenen Platz."

FALLS DU DIESES ZINE NICHT MEHR ERHALTEN MÖCHTEST, genügt eine kurze Reply
an Cagliostro3@hotmail.com mit einer Botschaft wie "Stop!". Umgekehrt kann
sich durch eine Mail an diese Adresse auch jeder als Direktempfänger auf
meine Liste setzen lassen. Noch immer können die Meldungen dieses Zines
bedenkenlos von jedem von euch weiterverbreitet werden: ob in Internet-Foren
oder per Mail. Die bisher erschienenen Ausgaben dieses zines können
eingesehen werden unter http://www.dabbel.de/invisible-men/index.html,
http://f25.parsimony.net/forum63299, www.zahlvater.de sowie
www.maenner-maenner.com. Wer dieses zine durch eine freiwillige Abozahlung
finanziell unterstützen möchte, der findet mein Konto bei der
Nassauischen Sparkasse, Kto.-Nr. 393 039 906, BLZ 510 500 15. Herzlichen
Dank!

NEWS UND MEINUNG:
-----

MEDICAL TRIBUNE: "SEXUELLER MISSBRAUCH IST ANSICHTSSACHE"

Mit dieser etwas gewagt klingenden, inhaltlich aber durchaus treffenden
Überschrift bezieht sich das Fachblatt für Mediziner unter
http://www.medical-tribune.de/GMS/bericht/Liebe auf die Erkenntnisse einer
neuen Untersuchung des Ludwigsburger Sexualforschers Dr. Arnold Hinz. Er
hatte seine Probanden Szenen im Grenzbereich zum sexuellen Missbrauch von
Kindern bzw. Abhängigen beurteilen lassen. Von jeder Handlung gab es zwei
Versionen: einmal mit einem Mann, einmal mit einer Frau als ausführender
Person. Das Ergebnis überrascht nicht: War ein Mann in der aktiven Rolle,
wurde sein Tun deutlich häufiger als Missbrauch kategorisiert - manchmal
doppelt, manchmal viermal so oft. Hinz: Von einer Frau werde einfach nicht
erwartet, dass sie sich am Körper eines Kindes befriedigt - entsprechende
Berichte schockieren sogar Therapeuten immer wieder. Absurderweise
rechtfertigt Hinz abschließend die Schieflage in der Wahrnehmung damit, dass
"unbestritten" die meisten Sexualstraftaten von Männern begangen würden und
deshalb ein "kritischerer Blick" angebracht sei. Nun ist der behauptete
Sachverhalt erstens keineswegs "unbestritten" und zweitens weisen Hinz
eigene Untersuchungen sehr genau darauf hin, warum männliche Täter in
Befragungen weit häufiger als weibliche Täter erfasst werden. Da beißt sich
die Katze in den Schwanz. Eine Problematisierung unseres vermeintlich
sicheren Kenntnisstandes wäre an dieser Stelle wünschenswert gewesen.

KARRIEREN MACHEN FRAUEN UNGLÜCKLICH - UND HAUSMÄNNER STERBEN FRÜHER

Zwei große Legenden unseres Zeitalters sterben gleichzeitig. Professor James
Tooley fand auf der Grundlage von 100.000 Befragten heraus, dass viele
beruflich erfolgreiche Frauen mit ihrem Leben in Wahrheit unglücklich sind
und die feministische Ideologie eine ganze Generation von Frauen in einen
Bereich gequatscht habe, in dem sie sich eigentlich nicht aufhalten möchten:
http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2002/04/25/whome125.xml&sSheet...
gleichzeitig ergibt eine aktuelle Studie, dass Männer, deren soziale Rolle
von den traditionellen Normen abweicht, häufiger an Herzkrankheiten leiden
und nicht so lange leben. Auch kam sie zu dem Schluss, dass Frauen mit
anspruchsvollen Berufen in führenden Positionen dreimal häufiger
Herzerkrankungen als Kolleginnen mit wenig Autorität entwickelten:
http://de.news.yahoo.com/020429/180/2qtd4.html

SELBSTMORDATTENTÄTERINNEN NÄCHSTER SCHRITT IM FEMINISMUS?

Diese Frage stellt Kamila Shamsie für den britischen "Guardian" unter
http://www.guardian.co.uk/gender/story/0,11812,690556,00.html und
beantwortet sie mit Nein. Selbstmordterroristinnen bestärkten nämlich nur
die alten patriarchalen Strukturen, bei denen Männer im Zentrum säßen und
Frauen die Drecksarbeit machen ließen. Hm. Und was sagt Shamsie zu den
westlichen Demokratien, in denen die weibliche Mehrheit die Männer als
Soldaten die Drecksarbeit machen lässt? Nichtsdestoweniger ist es
interessant zu lesen, dass Selbstmord-Attentäterinnen lediglich in den
palästinensischen Reihen ein neues Phänomen sind, aber etwa unter den
Tamilen mehr Frauen als Männer solche Terrorakte begingen.

UGANDA: GEPRÜGELTE EHEMÄNNER SOLLEN SICH OUTEN

Wie in fast jeder Ausgabe gibt es auch diesmal einen Ausflug zur Situation
der Männerrechte in etwas exotischeren Ländern. Die ugandische
Vize-Präsidentin Dr. Speciosa Kazibwe ermutigte Männer, die von ihren
Ehefrauen geprügelt wurden, damit nach außen zu treten, statt weiter
schweigend zu leiden. Die angestrebte gesunde und friedliche Gemeinschaft
beginne im eigenen Heim: http://allafrica.com/stories/200205020326.html -
Mal im Ernst, kann sich jemand sowas von Ministerin Bergmann vorstellen?
Vielleicht sollte man in Uganda mal nach ein paar Entwicklungshelfern in der
Geschlechterdebatte anfragen ...

MITGLIED DES US-SENATS TÄTER BEI HÄUSLICHER GEWALT

Glenn Sacks berichtet in seiner neuesten Kolumne unter
http://www.mensnewsdaily.com/stories/sacks050702.htm über ein Mitglied des
US-amerikanischen Senats, das zwar ohnehin zu den politisch umstrittensten
Führungspersonen des Landes gehört, bisher aber jeder Kritik an seinen
Gewalttaten in der Partnerschaft entgehen konnte. Das könnte auch daran
liegen, dass sein Opfer in einer Weise reagierte, wie sie leider allzu
typisch ist: sich selbst die Schuld geben, den Vorfall vertuschen, keine
Anzeige erstatten. Sacks empfindet es als besonders problematisch, dass das
fragliche Senatsmitglied öffentlich als Vorkämpfer gegen häusliche Gewalt
auftritt, für die von ihm begangenen Körperverletzungen aber im
Freundeskreis nur Unterstützung fand, während sein Opfer für diese Vorfälle
in den Medien lediglich verhöhnt wurde. Der Name des mehrfach tätlich
gewordenen Senatsmitglieds lautet übrigens Hillary Clinton.

MASSEN-GENTEST ZIELT JETZT AUF FRAUEN

Einer der vielen Gründe, weshalb auch Frauen gegen Männerdiskriminierung
ankämpfen sollten, ist, dass unsere Gesellschaft manchmal an Männern erst
ausprobiert, was man alles machen kann, um dies dann auf Frauen auszuweiten.
Die abenteuerlichsten Phantasien der Missbrauchshysterie beispielsweise
waren zuerst nur gegen Männer gerichtet, aber nach einiger Zeit unterstellte
man Frauen ähnlich groteske Verbrechen. (Näheres in "Sind Frauen bessere
Menschen?") Bei Massen-Gentests wiegten sich viele Frauen vermutlich in
Sicherheit, da die Behörden diese geschickterweise bei Sexualstraftaten
einführten. Im niederbayrischen Kelheim jedoch wurden Ende April 1300 junge
Frauen zum Massen-Gentest gebeten, weil die Polizei so die Mutter eines
Mädchens finden möchte, das diese in zwei Plastiktüten verschnürt in den
Main-Donau-Kanal geworfen hatte. Die Abgabe der Speichelprobe sei
selbstverständlich freiwillig, "Aber wer nicht kommt, macht sich verdächtig"
wird ein Polizeisprecher von meiner Regionalzeitung zitiert. Mehr zu dieser
Aktion findet ihr unter
http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=2&item=187680

UNSCHULDIG VERURTEILTER KOMMT NACH 22 JAHREN IMMER NOCH NICHT FREI

Er war der Vergewaltigung bezichtigt worden; jetzt erweist eine DNS-Analyse
sein Unschuld:
http://www.rp-online.de/news/journal/2002-0503/usa_22_jahre_haft.html
Aufgrund einer älteren Verurteilung wegen Waffenbesitzes bleibt er vorerst
dennoch weiter in Haft.

UNSCHULDIG VERURTEILTER MUSS UNTERHALT NACHBEZAHLEN

Clarence Bradley saß wegen des Mordes an einem sechzehnjährigen Mädchen neun
Jahre lang unschuldig in der Todeszelle. Es gibt starke Belege dafür, dass
dies einem aktiven Verschulden der staatlichen Behörden zu verdanken war.
Jetzt kommt Bradley frei, muss aber erstmal 25.640 Dollar Kindesunterhalt
nachbezahlen: http://www.chron.com/cs/CDA/printstory.hts/topstory2/1385849

MÄNNERFEINDLICHE JUSTIZ AUCH IN DEUTSCHLAND BEKLAGT

Sabine Rückert berichtet für "Die Zeit" unter
http://www.zeit.de/2002/19/Politik/200219_irrtum.html über eine junge Frau,
die Vater und Onkel der Vergewaltigung beschuldigte, und beanstandet, dass
sich Richter bei ihrem Urteil offenbar über wesentliche Fakten
hinwegsetzten. Der niedersächsische Justizminister Pfeiffer veranlasste nach
diesem Artikel umgehend die Prüfung einer Wiederaufnahme von Amts wegen:
http://www.niedersachsen.de/Presseservice/scripts/aktinforead.php3?ID=13164

KANZLER SCHRÖDER WEGEN BEIHILFE ZUR KINDESENTFÜHRUNG ANGEZEIGT

http://www.our-children.org/Online_documents/germany/events/events_list.htm

USA: "JÄHRLICH 50.000 MEHR MÄNNER ALS FRAUEN VERGEWALTIGT" - MEDIEN
SCHWEIGEN

Die einigen von euch schon bekannten Hintergründe erklärt Human Rights Watch
unter http://www.amren.com/hardtime.htm Dass die Medien über dieses Thema
größeres Stillschweigen bewahren, als vor kurzem noch die katholische Kirche
über den Missbrauch durch Priester beklagt die Organisation "Accuracy in
Media" unter http://www.aim.org/publications/media_monitor/2002/05/01.html

"SEXISMUS IN DEN MEDIEN AUCH SCHULD DER MÄNNER"

"Burping, farting, ignorant, and virtually useless -- that's how the average
man is depicted nowadays. Why? Well, that's easy -- because they won't raise
Cain about it. Advertisers put their money on the men because they're pretty
sure that a lawsuit won't follow; we just don't get offended. More and more
it seems that women are being depicted as the intelligent, all-knowing
beings, minorities are being portrayed like the wise and stylish ones, and
guys are, well, the morons of the operation. Why is it acceptable that guys
are portrayed as though they can't fend for themselves and need a woman to
point out how useless they are? Everywhere I turn, men are being belittled
and no one is saying a word about it. Maybe we should start protesting every
time a woman in a movie says that `all men are pigs,´ or that `men always
think with the wrong head ...´ Those things aren't true about all guys, but
instead of tripping out, we just shrug our shoulders and move on. Anyone can
make fun of us because there's a certain safety in doing so." Lest den
kompletten Artikel unter
http://www.askmen.com/fashion/austin_60/65_fashion_style.html

GRÜNE PARTEI WIRBT MIT MÄNNERFEINDLICHKEIT

Mit Sachsen-Anhalt hatten die Grünen die 19. Wahl in Folge "verloren", also
weniger Stimmen gewinnen können als bei der Vergleichswahl zuvor. Wie
maennerrat.de in seinem aktuellen Newsletter berichtete, stellt die
"Zeitschrift für bündnisgrüne Politik", 4-5/2002 nun ein grünes
Wahlplakatmotiv zur Bundestagswahl 2002 vor. Darauf ist eine Frau
abgebildet, die mit ihren Füßen auf dem Bauch eines Mannes hockt, was
kommentiert wird durch die Überschrift "Grün wirkt. Die Hälfte der Macht für
die Männer" Immerhin schön, in dem Bild zu sehen, wie sich die Grünen eine
"gerechte" Machtverteilung vorstellen. Der Berliner Männerrat empfindet das
Appellieren an männerfeindliche Gefühle, um dadurch WählerInnenstimmen
abzumelken, indes als problematisch.

In der Werbebroschüre "Hätten Sie´s gewusst? Bilanz grüner Regierungsarbeit
1998-2002", die letzten Samstag in meinem Briefkasten landete, wird auch das
sogenannte Gewaltschutzgesetz vorgestellt. "Ziel: Schutz von misshandelten
Ehefrauen, Lebenspartnerinnen und Kindern. Inhalt: Nicht der dunkle
U-Bahn-Schacht oder ein unbeleuchteter Park, sondern die eigenen vier Wände
sind für Frauen der gefährlichste Ort. Wir haben deshalb ein
Gewaltschutzgesetz geschaffen, das häusliche Gewalt konsequent angeht. (...)
Auf eine kurze Formel gebracht: Der Täter geht, das Opfer bleibt. Das gilt
natürlich genauso für die seltenen Fälle, in denen die Gewalt von einer
Täterin ausgeht. (...) Das zuständige Familiengericht kann den Opfern von
häuslicher Gewalt unbürokratisch ihre Wohnung zuweisen und zugleich mit
Schutzanordnungen den gewalttätigen Mann von ihnen fernhalten." Die Grünen
sind per Mail unter info@gruene-fraktion.de zu erreichen. Einige
Männerrechtler haben bereits protestiert; weitere Unterstützung wäre
erfreulich. Rechnet aber nicht mit einer Antwort.

NEUE TOPLEVEL-DOMAIN .FRAU GEPLANT

Das Internet gehörte bislang zu den wenigen Medien, die sich dem
gesamtgesellschaftlichen Sexismus entzogen. Jetzt wird nach Toplevel-Domains
mit Endungen wie .de, .org oder .com eine neue Domäne mit der Endung .frau
geplant, unter der sich Männer nicht registrieren dürfen:
http://www.heise.de/newsticker/data/ad-24.04.02-000/ Da kann Frau dann
wenigstens in Ruhe pseudowissenschaftlichen Unsinn über die Gewalttätigkeit
des Männergeschlechts verzapfen, ohne dass ihr jemand widerspricht. Bislang
musste sie dazu umständlich ein geschlossenes "Diskussions"-Forum begründen.

STARTWEBSITE "MÄNNER" VOR ANONYMEN ATTACKEN GERETTET

Am Sonntag, dem 28. April, verschwand kurzfristig Monika Faßbenders
Linksammlung für Männeranliegen - http://maenner.startwebseite.net - aus dem
Internet. An ihre Stelle hatte der Startwebsite-Anbieter die Information
gesetzt, dass er diese Site aufgrund "sexistischer und rassistischer"
Inhalte entfernt habe. Monika Faßbender erhielt von ihm zunächst keine
verwertbare Information bezüglich dieser Entscheidung. Noch am selben Tag
mailten mehrere Männerrechtler den Betreiber von Startwebsite mit höflichen
Anfragen an - darunter auch ich selbst, nachdem ich diese Linksammlung zu
einem großen Teil mit erstellt habe. Nach nur wenigen Stunden war die Site
wieder online und der Betreiber von Startwebsite.de entschuldigte sich in
aller Form: Er habe nach massenweise vorgebrachter Kritik übereilt reagiert,
sich jetzt erst mehrere Stunden lang die verlinkten Seiten angesehen und
könne darin nichts Sexistisches oder Rassistisches entdecken. Stattdessen
erschrecke es ihn, wie groß der Anteil weiblicher Gewalttäter doch sei, ohne
dass der Öffentlichkeit darüber viel bekannt sei. Es kristallisierte sich
heraus, dass die Beschwerden über anonyme Mailaccounts erfolgt waren und
dahinter offenbar eine ominöse Gruppierung namens ORG_NET steckte, die schon
mehrfach mit zum Teil strafbaren Aktionen Männerrechtler(innen) angegriffen
und ihre Aufklärungsarbeit torpediert hatte.

USA: SINGLE-FRAUEN VERDIENEN MEHR ALS SINGLE-MÄNNER

Wir hatten schon darüber berichtet, aber hier gibt es noch einige
Zusatz-Infos: http://www.womenof.com/News/cn4802.asp

BORDELL MUSS SCHLIESSEN - SEELEUTE ERSCHÖPFEN PROSTITUIERTE

Gut, 580 Buchungen in drei Tagen sind vielleicht auch etwas viel:
http://www.ananova.com/yournews/story/sm_580446.html

TERMINE:
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PROFESSOR BOCK HÄLT VORTRAG ÜBER HÄUSLICHE GEWALT IN WIESBADEN

Der Kriminologe Prof. Dr. Dr. Michael Bock spricht und diskutiert am
Donnerstag, 23. Mai 2002, 19.30 Uhr, im Gemeindehaus der Wiesbadener
Maria-Hilf Kirche (Alfons-Jung-Saal), Ecke Platter Straße und Kellerstraße,
zum neuen Gesetz gegen häusliche Gewalt. Professor Bock ist Dekan an der
Universität Mainz und Gutachter der Bundesregierung. Laien wurde er durch
Fernsehsendungen wie dem Wissenschaftsmagazin "Sonde" und den
Polit-Magazinen "Kontraste" und "stern tv" als Experte für häusliche Gewalt
bekannt. Der Titel seines Vortrages lautet "Geschlechterdifferenzen bei
häuslicher Gewalt". Veranstalter ist der Väteraufbruch für Kinder,
Wiesbaden. Wenn es mir irgend möglich ist, werde ich auch unter den Gästen
sein; ob ich auch bei der Moderation assistieren werde, ist noch nicht
abschließend geklärt.

DEMO DER ENTSORGTEN VÄTER IN BERLIN

Am 8. Juni findet in Berlin eine Demonstration der entsorgten Väter, Mütter
und Großeltern statt. Diese Veranstaltung soll den Auftakt zu einer erneuten
Hungerstreikaktion ausländischer Elternteile darstellen, wie sie bereits im
vergangenen Jahr einige Beachtung gefunden hat. Den Organisatoren zufolge
gingen einige publizistische Erfolge der Väterrechtler in den letzten zehn
Monaten genau von dieser Aktion aus, die Interesse geweckt und den Anliegen
der Betroffenen viel Aufmerksamkeit verschafft hat.

WEB:
----

DOKUMENTATION ZU HÄUSLICHER GEWALT IM INTERNET

Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (Bonn) hat anlässlich des
Gewaltschutz-Gesetzes eine Dokumentation zum Stand der
sozialwissenschaftlichen Forschung zum Thema "häusliche Gewalt" vorgelegt
(Gewalt in der Familie. Häusliche Gewalt gegen Partner und Kinder, 108
Seiten, IZ Sozialwissenschaften: Bonn, Dezember 2001). Die vollständige
Dokumentation ist kostenlos im Internet zugänglich:
http://www.gesis.org/Information/Themen/Fokus/index.htm Während diese
Sammlung im Kern noch durch das sexistische Vorurteil von Täter Mann und
Opfer Frau geprägt zu sein scheint, das bisher den Mainstream der
Untersuchungen quasi automatisch bestimmte, ist es doch erfreulich, dass
beispielsweise in der Linkliste dieser Site auch die neueren kritischen
Stimmen zum Gewaltschutzgesetz (pappa.com, Joachim Müller, Arne Hoffmann,
vafk.de) aufgeführt sind.

LESERMAIL:
----

Einer der mindestens fünf Thomasse unter den Lesern dieses zines berichtet
uns von folgendem:
--- 3sat hat in der Reihe 37° eine Sendung über Mütter gebracht, die ihre
Familien verlassen haben. Und mann glaubt es kaum, sie sind auch in der
Rolle der VERLASSENDEN wieder mal die Opfer. Nicht etwa die verlassenen
Väter und Kinder werden hier bemitleidet, sondern die sich selbstständig
machende Frau. Keine Story über den harten Alltag eines Alleinerziehenden,
der 'Karriere und Familie' unter einen Hut bringen muss, sondern im
Mittelpunkt steht die arme Frau, die sich ihre Entscheidung ja so schwer
gemacht hat, deren Hauptbeweggrund zum Verlassen der Familie aber
letztendlich das Kindeswohl war. Und von der Gesellschaft werden diese
Frauen dann auch noch als Rabenmütter beschimpft! Es war erklärtes Ziel der
Redaktion eine Lanze für diese Armen zu brechen. Da sind Beiträge über
Männer, die ihre Familien verlassen, aus einem anderen Holz geschnitzt.
Unterhalt? Anscheinend Männersache!
Im Forum geht es teilweise hart zur Sache. Es haben sich weitere Frauen
gemeldet, die ebenfalls abgehauen sind.
Frage von einer Frau: "Und musst du auch Unterhalt zahlen?" Antwort:"Nein.Er
ist Voll-Verdiener und das wurde gegengerechnet."
Eine andere kann leider auch keinen Unterhalt für ihre Kinder, geschweige
für ihren Mann, zahlen. Sie bekommt ganz einfach zu wenig BAFöG! Richtig,
raus aus der Familie, rein ins Studium. Ich glaube ich muss mal mit meinem
Jugendamt reden. Schließlich habe ich Abi und ein Studium hat mich immer
interessiert. Ich werde mal bei denen vorbeischauen, mitteilen dass ich ab
sofort keinen Unterhalt mehr zahle und gleich fragen, wo ich BAFöG
beantragen kann. Die werden doch ganz bestimmt Verständniss für mich
aufbringen.;o)
Hier ist der Link zum Forum:
http://www.zdfclub.de/discussion.html?.POSTING.UIDPARENT=1019471359865&pl_pnp=ID%3b...
---

Einer unserer Peter schreibt mir folgendes: "Mir ist da noch so eine Idee
gekommen, als ich letztens in den Kalender blickte: In UK und USA gibt es
offiziell einen Vatertag (16.Juni) nebst dem Muttertag. Sollte man so etwas
nicht auch in Deutschland einführen? Dieser inoffizielle "Vatertag" zu
Christi Himmelfahrt ist ja keine offizielle und öffentlich anerkannte
Einrichtung. Das kann man schon allein daran feststellen, daß
Geschenkewerbung für Väter hier gar nicht stattfindet (anders in UK und
USA)."

ZITATE:
-----

"Männer können nicht Thema von Geschlechterpolitik sein, ohne auch ihr
Subjekt zu sein. Geschlechterpolitik gegen Männer mag lange notwendig
gewesen sein, ist es heute in Deutschland (!) allenfalls noch in zweiter
Linie. Frauenpolitik ohne, an Stelle von, oder für Männer, in vielen
verschiedenen Varianten versucht, ist entweder hilflos oder gouvernant, in
jedem Fall aber wirkungslos. Geschlechterpolitik muss also
geschlechtsübergreifend unter Einbeziehung von Männern angelegt sein."

aus einem Artikel der "Frankfurter Rundschau", genaue Quellenangabe hab ich
verschlampt

"Nirgends habt ihr die Möglichkeit darüber zu streiten, wer die besseren
Menschen sind. Mann oder Frau? Für uns ist diese Angelegenheit keine
Diskusssion wert, da Frauen im allgemeinen bessere Menschen sind. Es gibt
natürlich Ausnahmen."

aus einer aktuellen Stellungnahme der Forenleiterin Elke Bleich der
feministischen Partei "Die Frauen" (nachzulesen unter
http://www.feministischepartei.de/forum/messages/2596.html)

"Sobald man begonnen hat, die einfachsten Behauptungen zu beweisen, erweisen
sich viele von ihnen als falsch."

der Wissenschafts-Philosoph Bertrand Russell

MEDIAWATCH: FRAUENGEWALT GEGEN MÄNNER BLEIBT THEMA IN DER PRESSE
-------

Wie der aktuelle Newsletter des Berliner maennerrat.de vermeldete, hält die
Berichterstattung über männliche Opfer von häuslicher Gewalt an. Als besten,
aber vielleicht auch schaurigsten Artikel bewertete der Männerrat diesen
Beitrag aus der "Berliner Zeitung" vom 24. April:
http://www.BerlinOnline.de/aktuelles/berliner_zeitung/seite_3/.html/137362.html
Am 29. April widmete sich das österreichische Nachrichtenmagazin "Profil"
unter der Schlagzeile "Lamm beißt Wolf" diesem Thema. Einen Tag später
titelte die Frankfurter Rundschau: "Erst das heiße Bügeleisen ließ den
geschlagenen Mann Hilfe suchen. Frauengewalt wird nach Ansicht von
Fachleuten stark unterschätzt / Studie: Beide Geschlechter sind gleich
häufig Opfer". Der dazugehörige Artikel gibt den aktuellen Forschungs- und
Diskussionsstand wieder. Zitat: "Das Ausmaß des Problems wird nach
Erkenntnissen von Wissenschaftlern immer noch massiv unterschätzt: So ergab
eine Studie des britischen Psychologen John Archer, dass Männer ebenso oft
Opfer von familiärer Gewalt in den eigenen vier Wänden werden wie Frauen.
Eine weitere Untersuchung unter der Leitung des renommierten Kriminologen
und heutigen niedersächsischen Justizministers Christian Pfeiffer kam zu
ähnlichen Schlüssen: Die Domäne männlicher Gewalt ist die Öffentlichkeit,
Frauen werden lieber daheim und im Stillen handgreiflich." Solche Artikel
freuen einen aus mehreren Gründen doch sehr.

MEDIAWATCH: GESCHLECHTERDEBATTE NACH ERFURT
---------

ALICE SCHWARZER: "FRAUEN SIND NICHT DIE BESSEREN MENSCHEN!" - HEINER
GEISSLER: "FIND ICH SCHON"

So sehr Alice Schwarzer in ihren schriftlichen Texten (Bücher und "Emma")
gegen das Männergeschlecht herumholzt, so stark spricht sie bei
TV-Auftritten deutlich zurückhaltender einen gesellschaftlichen Konsens an.
In der "NDR-Talkshow" vom Freitag, dem 3. Mai, teilt sie zunächst einmal
ihre Beobachtung mit, dass in der bisherigen Mediendebatte über Erfurt die
Geschlechterfrage bestenfalls angerissen wurde, obwohl es doch
ausschließlich Männer seien, "die das tun". Darauf steigt der ebenfalls
anwesende CDU-Politiker Heiner Geißler mit der Bemerkung ein, er fordere
schon seit langem eine Feminisierung der Gesellschaft: Man solle sich einmal
vorstellen, anstatt von Massenmördern wie Milosevic oder Karacic wären
Frauen, vielleicht gar Mütter, in dieser Position gewesen. Dann wäre es zu
solchen Verbrechen nie gekommen. (Hier verschließt Geißler natürlich vor
sämtlichen weiblichen Diktatorinnen und Kriegsherrinnen die Augen.) Eine
Frau ginge solche Probleme nämlich ganz anders an, davon sei er zutiefst
überzeugt. Schwarzer fällt ihm ins Wort und kritisiert diese Vorstellung als
romantisierend: Das Problem liege nicht in einer Naturgegebenheit, sondern
in der gesellschaftlichen Realität, die eine enorme Kluft entstehen lasse
zwischen den Gefühlen und (Versagens-)Ängsten eines Jungen und dem
Rollenbild, dem er gerecht werden müsse. Es gebe auch schreckliche und
grausame Mütter. Geißler bleibt bei seiner Auffassung und legt einige Sätze
später mit dem Spruch nach: "Was haben Männer und Wolken gemeinsam? Wenn sie
sich verziehen, kann es noch ein schöner Abend werden." Allgemeines
Gelächter, und Schwarzer kommt frohgemut zu dem Schluss: "Ich geh dann schon
mal nach Hause, der Posten Feminismus ist heute besetzt."

Über eine Stunde später kommt die Talkrunde auf das zwischenzeitlich längst
abgehakte Thema zurück, als die Moderatorin die E-Mail eines "jungen
Mädchens" reingereicht bekommt und vorliest: "Ich bin 28 und finde, dass die
Einteilung in die guten, aber unterdrückten Frauen und die schlechten Männer
heutzutage nicht mehr zeitgemäß ist." An Alice Schwarzer gewandt: "Thema `25
Jahre Emma´ - wie gehen Sie damit um?" Schwarzer erwidert, das sei ihre
Lieblingsfrage, nachdem sie von ihren Schwestern in den eigenen Reihen immer
wieder deshalb angegriffen worden sei, weil sie genau diese Postion noch nie
vertreten habe, "sondern weil ich finde: Männer sind auch Menschen". Anders
als Heiner Geißler sei sie auch überhaupt nicht der Ansicht, dass Frauen die
besseren Menschen seien, sie hätten nur weniger Gelegenheit gehabt, Unheil
anzurichten. (Entsprechende Stellungnahmen gab es von Alice Schwarzer
übrigens schon öfter, allerdings ohne dass ihre Texte beispielsweise über
Männer als alleinige Täter bei häuslicher oder sexueller Gewalt dadurch
irgendwie beeinträchtigt wurden.) Geißler indes bleibt bei seiner Position.

Nicht weniger interessant war die am selben Abend um 23:00 Uhr im WDR
ausgestrahlte Diskussionsrunde "Außer Kontrolle - Jugend, Medien und
Gewalt". Hier wies Sebastian Schlüsselburg von der Landesschülervertretung
und insofern Repräsentant der jüngsten Generation die Vorstellung vom
biologisch gewaltbereiteren Jungen oder Mann zurück. Die wesentliche Rolle
spielten soziale Faktoren. Der Moderator der Runde brachte daraufhin die
"vaterlose Gesellschaft" mit ihren fehlenden männlichen Rollenvorbildern als
eine der möglichen Ursachen ein (was am folgenden Montag in einigen Sätzen
der "Spiegel" aufgreifen sollte). Norbert Schneider von der Landesanstalt
für Rundfunk betonte, man solle sich die Gewalt unter Mädchen auf keinen
Fall weniger grausam als die unter Jungen vorstellen. Er wisse aus eigener
Anschauung auch aus reinen Mädchenklassen, dass die Aggressivität dort in
keiner Weise zurückhaltender sei. Dass Amokläufer bislang durchgehend
männlich seien, sei richtig, aber das sei doch eine sehr (!) kleine und
umgrenzte Gruppe, an der hier ein Geschlechtergefälle konstruiert werde.

Der darauf folgende Beitrag "Töten ist besser als Algebra" informierte unter
anderem über die Erkenntnis der Militärforscher, dass etwa im Zweiten
Weltkrieg nur 15 bis 20 Prozent der Soldaten von der Waffe Gebrauch machten;
die meisten drückten selbst dann nicht ab, wenn sie einem Feind mit der
Waffe im Anschlag gegenüberstanden. Erst mit neuen Trainingsmethoden zum
gezielten Überwinden dieser Tötungshemmung konnte der Schusswaffengebrauch
auf etwa 95 Prozent im Vietnamkrieg gesteigert werden. Dieselben Methoden
lassen sich natürlich auch bei weiblichen Soldaten anwenden. Eine
festgelegte Neigung speziell von Männern zur Gewalt gibt es nicht.

Im Interview mit der Berliner "taz" unter
http://www.taz.de/pt/2002/04/30/a0091.nf/text verweigert sich auch der
Politologe Peter Döge einer simplen Aufteilung in gewalttätige Männer und
gewaltfreie Frauen: Es sei keineswegs endgültig geklärt, "inwieweit auch
Frauen zu physischer Gewalt tendieren. So wissen wir, dass Frauen auch in
Jugendgruppen Gewalt ausüben: Bis zu einem Drittel der Mitglieder in
gewalttätigen Skinheadgruppen ist weiblich." Problematisch sei, dass in der
bundesdeutschen Geschlechterpolitik Geschlecht und Frau weitgehend
gleichgesetzt würden und Männer nicht vorkämen. Döge: "Männer werden in den
Medien weitgehend stereotyp als dieser Machttypus dargestellt. Vor lauter
Frauenförderung haben wir das nie beachtet. Dass die meisten Opfer der
Gewalt nicht Frauen, sondern Männer sind, wird auch nicht angesprochen.
Männer dürfen halt keine Opfer sein und keine Loser."

Am Montag, dem 6. Mai, bezog das ARD-Magazin "Report (aus Mainz)" Stellung
gegen das forcierte Bestreben, Männlichkeit und Gewalt in eins zu setzen und
berichtete über die steigende Zahl immer brutaler werdender Mädchenbanden in
Deutschland - eine weitere Entwicklung, die wir aus den USA übernehmen.
Opfer und Streetworkerinnen berichteten, wie Mädchen auch vor schweren
Körperverletzungen ncht mehr zurückschrecken und sich insbesondere auf
Schwächere, darunter häufig auch Senioren, stürzen. Täterinnen zeigten in
unbekümmertem Stolz ihre eindrucksvollsten Kampfgriffe. Daraufhin erklärte
der Jugendforscher Böttger, warum diese Täterinnen eigentlich Opfer seien.
Völlig außen vor blieb in dem Beitrag interessanterweise die im Zusammenhang
mit Jungengewalt ständig thematisierte Verantwortung der Medien - und das
obwohl weibliche Gewalt heute deutlich eher als "cool" und politisch korrekt
verkauft wird als männliche. Der Beitrag schloss mit der Bemerkung, dass die
Sozialarbeiter mit dem Problem der weiblichen Gewalt allein gelassen werden.
In einer Gesellschaft, die Gewalt auf Biegen und Brechen als männlich
charakterisieren will, ist dieser Teil der Wirklichkeit offenbar nicht
vorgesehen.

ZUR DOKUMENTATION:
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Die Autorin Dr. Karin Jäckel zum Amoklauf in Erfurt

--- Ein junger Mann dreht durch. Mit gezielten Schüssen nimmt er sich selbst
und 16 anderen Opfern das Leben. Eine "Amok-Handlung", die "Tat eines
Wahnsinnigen", die "Rache eines Killers" heißt es in der kommentierenden
Presse neben dem Porträtfoto eines Jungen, der nett, neugierig und ein
bisschen pubertär wie "der Junge von nebenan" aussieht. "Amok – etwas,
das nur Männer machen", greift Johannes B. Kerner den Zeitgeist auf, der
"Gewalt ist männlich" postuliert.

In Wahrheit handelt es sich um einen "erweiterten Selbstmord" und ist unter
die schrecklichen Verzweiflungstaten all jener Menschen einzuordnen, die
glaubten, nur noch im Tod eine allerletzte Chance zur selbstbestimmten
Befreiung von einem absolut unerträglichen Dasein zu haben.

Robert, der Täter, beging Mord, mehrfachen grausamen, gnadenlos
zerstörerischen Mord. Zuletzt auch an sich selbst. Und doch war es meiner
Meinung nach nicht der kalt berechnete Mord eines Kriminellen, sondern Mord
als Akt tiefster Hoffnungslosigkeit und höchster Verzweiflung. Ein im
wahrsten Wortsinne "Verschießen des starken, jugendlichen Lebens in einem
allerletzten Feuerwerk der Kraft". Ein brutales Inferno als Abgesang eines
Jugendlichen an das Leben, der dieses "Feuerwerk der Kraft", nach dem er
sich so verzweifelt sehnte, im Tod zündete, weil er glaubte, dass es ihm im
Leben nicht mehr möglich sei.

Wie unsagbar traurig! Und welche Mitschuld für Erwachsene, die Kinder und
Jugendliche zu solchen Verzweiflungstaten treiben.

Mit 19 Jahren war Robert kaum den Kinderschuhen entwachsen. Als Grundschüler
hatte er den Zusammenbruch seiner Kinderwelt, der DDR, und die Wende hin zum
Westen miterlebt, die auch in Erfurt ihre Schneise der wirtschaftlichen
Zerstörung schlug, aus der angeblich sehr schnell "blühende Landschaften"
wachsen sollten. Wenig später wurde Robert Gymnasiast. Er wollte das Abitur
machen, wollte einer der neuen Leistungsträger sein, einer, der sich nicht
immer anpassen muss, sondern einer, der den Weg nach oben schafft, einer,
der Erfolg hat, einer, auf den alle schauen.

Ein "offener Mensch" sei er gewesen, sagen Gleichaltrige. Er habe sich mit
Freunden getroffen, sei in die Disco gegangen, habe zu Hause Videospiele
gespielt. Nie habe man ihm "so etwas" zugetraut. Er sei eher ein "ruhiger
Typ" und beliebt gewesen, aber ein bisschen angeberisch. Er habe sich
gewünscht, dass "ihn alle einmal kennen".

Dieser letzte Satz bietet einen von vielleicht mehreren Schlüsseln für das
Rätsel der Tat.

Robert war ehrgeizig. Er liebte die Macht. Waffen als das Symbol der Macht
waren sein Hobby. Und da er ehrgeizig war, war er ein bravouröser Schütze.
Trotz seines jugendlichen Alters war er im Besitz eines Waffenscheines und
eigener Schusswaffen nebst erheblicher Mengen scharfer Munition.

Das Abitur war für Robert der Schlüssel zur beruflichen und wirtschaftlichen
Macht. Er hatte es in langen Schuljahren angestrebt. Dass dies nicht immer
ein Spaziergang ist, weiß, wer Schülerin oder Schüler war. Doch Robert hatte
ein Ziel. Und nur mit Hilfe des Abiturs glaubte er, dieses Ziel erreichen zu
können, nämlich dass "ihn einmal alle kennen" und er ein berühmter Mann sein
werde.

Roberts ganzes Leben war auf dieses Ziel ausgerichtet. Wie sehr, erkennt man
erst jetzt, da er mit dem Verlust des Abiturs das Leben verloren gab und
seine letzte Handlung der Macht in Mord umsetzte.

Für Robert und seine Opfer gibt es keinen neuen Morgen mehr, den ihre
Familienangehörigen unter Trauer und Schmerz bewältigen lernen müssen. Doch
von uns als Mitmenschen, als Eltern und als Solidargemeinschaft der
Gesellschaft muss Roberts verzweifeltes Inferno ein Innehalten und
Neubesinnen erzwingen.

"Die Amokläufer werden immer jünger", sagte der Polizei-Psychologe in Erfurt
vor laufender Kamera.

"Warum?", frage ich mich da. Und gebe mir selbst Antworten:

Für Kinder und Kindsein ist in unserem von Leistung, Konsum, Karriere,
Selbstverwirklichung und Reisen geprägtem Leben wenig Zeit und Raum. An die
Stelle der drei großen Z für "Zärtlichkeit, Zuwendung und Zeit", welche uns
schon der berühmte Philosoph Pestalozzi als die drei wichtigsten Garanten
des Kinderglücks auf den Lebensweg mitgab, sind käufliche
Ersatzbefriedigungen in Form der drei großen L wie "Luxus, Lust und Labels"
gerückt.

Auch für Robert scheinen sie mitten in der Zehn der Zielscheibe seines
Lebens gestanden zu haben. Nichts war mächtiger, wichtiger, lebenswerter für
ihn, keine Zärtlichkeit, keine Zuwendung, keine Zeit. Alles, was zählte, war
das Abitur als Sprungbrett zum Erfolg und den drei großen L.

Als man ihm dieses Ziel nahm, blieb in Roberts Leben nichts zurück. Nur
Angst, Verzweiflung, Panik und die tödliche Sehnsucht, dass dieser Alptraum
der unerträglichen Schwäche aufhören müsse. Mit jedem seiner tödlichen
Schüsse auf diejenigen, denen er in der Unreife seiner Jugend die Schuld an
der Zerstörung seines Lebens gab, hat er auch sich selbst "verschossen",
seine Träume, seine Hoffnung, und am Ende sein Leben.

An uns Erwachsenen, die jetzt fassungslos um ein Verstehen dieser Bluttat
und ihrer Ursprünge ringen, ist es, Kindern und Jugendlichen wieder den
Platz zu geben, der ihnen gebührt, nämlich die Mitte des Lebens und der
Gesellschaft.

An uns als Eltern ist es, unseren Kindern mit der Vermittlung von
"Zärtlichkeit, Zuwendung und Zeit" Wärme und Zuversicht in die eigene Kraft
zu geben, so dass sie lernen, sich selbst zu vertrauen und innerlich
anzunehmen, in welcher Lebenslage auch immer sie sich befinden. Es reicht
nicht, Kindern Markenklamotten zu kaufen, sie alljährlich in die tollsten
Urlaubsgebiete mitzunehmen, die Kinderzimmer in Spielzeugläden zu verwandeln
und den kindlichen Verstand auf die höchsten Bildungsziele zu trimmen. Und
es reicht auch nicht, Kinder mit virtuellen Abenteuern vor dem PC oder dem
Fernseh- und Videogerät abzuspeisen.

Kinder wünschen sich von ihren Eltern nichts so sehr wie gemeinsam
verbrachte Zeit, - egal wo - gemeinsam erlebte Spiele und eine heile Familie
mit Mutter und Vater. Das bedeutet, dass wir als Eltern unsere persönlichen
Ansprüche zurück schrauben und unsere Zeit mit unseren Kindern teilen
müssen. Und zwar gern teilen müssen.

Kinder brauchen lebende, leibhaftige Vorbilder, von denen sie alltäglich so
altmodische Werte wie Moral, Ethik und Ehrfurcht vor Schöpfer und Schöpfung
lernen. Sie brauchen natürliche, selbst zu erlebende Gelegenheiten, an denen
sie das Erlernte üben und auch einmal Fehler machen können, die mit einem
Lachen unwesentlich gemacht und durch so viele Neuversuche verbessert werden
können, wie nötig sind, um zum Erfolg zu gelangen.

Wenn wir Erwachsenen endlich begreifen, dass Kinder keine zu kurz geratenen
Erwachsenen sind und dies auch nicht werden müssen, weil sie als Kinder das
Recht haben, Kind zu sein und folglich anders, aber nicht weniger wert als
Erwachsene, dann erst werden junge Menschen wie Robert erkennen, dass sie
ihre Stärke nicht an äußeren Merkmalen der Macht wie Waffen, Drogen,
Kampftechniken, Geld und Leistungsnachweisen auf Papier fest machen müssen,
um in der Erwachsenenwelt etwas wert zu sein. Vielmehr werden sie wissen,
dass "das Wesentliche für die Augen unsichtbar" ist, dass Leben
Chancenvielfalt bedeutet und erst Tod und Gewalt das Ende aller
Möglichkeiten zur Veränderung sind.

"Es muss immer erst etwas passieren", sagt der Volksmund. Jetzt ist es
passiert. Wieder einmal. Lernen wir Erwachsenen diesmal endlich daraus, dass
die Tatsache, dass "die Amokläufer immer jünger werden", vor allem mit uns
Alten zu tun hat?

Karin Jäckel
www.karin-jaeckel-autorin.de ---

Soviel für diese Ausgabe, bis in zwei Wochen wieder

Arne


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