Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Gleichstellung ist wider die Natur

Garfield, Thursday, 11.05.2006, 19:11 (vor 6531 Tagen) @ Klausz

Als Antwort auf: Gleichstellung ist wider die Natur von Klausz am 11. Mai 2006 08:04:

Hallo Klausz!

"Wir konsequenten "Hardliner" sagen: Der Feminismus ist und war eine aggressive Bewegung mit dem Ziel die Gesellschaft zu unterdrücken."

Du solltest dich mal gründlich mit der Geschichte des Feminismus befassen. Wenn du dir Lebensläufe von Frauen ansiehst, die heute gern als frühe Feministinnen gefeiert werden, dann stellst du schnell fest, daß das häufig Frauen waren, die es zwar irgendwie schafften, sich oft von Männern aushalten zu lassen und deshalb nicht oder nur wenig selbst arbeiten mußten, andererseits aber keine sehr hohe Stellung in der Gesellschaft erreichten und deshalb trotzdem unzufrieden waren.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen dann noch gelangweile Bürgersfrauen dazu. Zu allen Zeiten hatten vor allem Frauen von gut verdienenden Männern genügend Zeit und Muße, sich mit sozialen Mißständen zu befassen, während ihre Männer damit beschäfigt waren, dieses soziale Engagement zu finanzieren.

So waren es in den USA auch vor allem Frauen, die sich für die Abschaffung der Sklaverei einsetzten. Natürlich wurde der amerikanische Bürgerkrieg nicht für diese Frauen geführt, sondern für die nordamerikanischen Industriellen, die den Plantagenbesitzern in den Südstaaten die unschlagbar billigen Arbeitskräfte nehmen wollten, um sie zu zwingen, endlich in großem Umfang Maschinen einzusetzen, die sie natürlich von den Industrieunternehmen im Norden kaufen sollten. Und natürlich ging es auch um die Interessen der Rüstungsindustrie. Aber ohne das Engagement der Frauen wäre es weitaus schwieriger gewesen, die Bürger in den Nordstaaten der USA von der Notwendigkeit der Sklavenbefreiung und schließlich auch des Bürgerkrieges zu überzeugen. Ohne das Geld ihrer Männer aber wiederum wäre dieses Engagement der Frauen nicht möglich gewesen.

Als es nun in den sich entwickelnden Industrieländern immer mehr solcher gelangweilter Bürgersfrauen gab, brauchten die Betätigungsfelder. Dafür bot sich nun vor allem die Wahlrechtsproblematik an. Denn während Männer oft schon ein zwar meist eingeschränktes Wahlrecht hatten, galt das für Frauen häufig nicht.

Das war ein wesentlicher Impuls für die Frauenbewegung, und er trug dazu bei, daß immer mehr dieser Bürgersfrauen sich nicht mehr für wohltätige Zwecke engagierten, sondern für sich selbst. (Allerdings kamen auch wohltätige Aktionen in früheren Zeiten oft überwiegend Frauen und bestenfalls noch Kindern, Verkrüppelten, Kranken oder Alten zugute - gesunde Männer blieben üblicherweise außen vor, auch wenn sie Kinder zu ernähren hatten.)

Als die Frauen dann in vielen Ländern das Wahlrecht hatten, lösten sich die Frauenverbände nicht etwa auf. Nein, diese Bürgersfrauen brauchten mangels Arbeit ja Beschäftigung. Es ging also keineswegs darum, Männer zu unterdrücken, sondern diese Frauen wollten einfach nur irgendetwas tun!

In der Nazizeit wurden alle existierenden Vereine oder sonstige Organisationen gezwungen, sich entweder aufzulösen oder einer entsprechenden NSDAP-Organisation beizutreten. Das fing beim Kaninchenzüchter-Verein an und machte auch vor den Frauenverbänden nicht halt. Aber offensichtlich hatten die meisten Frauen damit kein Problem. Bereits in der Zeit zwischen 1930 und 1933, also schon vor der Machtübernahme der Nazis, registrierte man eine überproportionale Zunahme weiblicher NSDAP-Mitglieder, was dazu führte, daß man die Frauen-Verbände der NSDAP ausbaute. Viele Mädchen und Frauen ordneten sich dann nach 1933 bereitwillig in den Jungmädelbund, in den Bund Deutscher Mädel, in das Werk "Glaube und Schönheit" und in die Nationalsozialistische Frauenschaft ein. Zusätzlich konnten sie natürlich noch anderen NS-Verbänden beitreten. 1939 gehörten 12 Millionen Frauen in Deutschland mindestens einem NSDAP-Verband an. Dort sorgte man dafür, daß sie gut beschäftigt waren - durch soziale Aktionen, durch Arbeitseinsätze, durch weltanschauliche Kurse zur Verbreitung der NS-Ideologie usw. Langeweile kam da kaum auf.

Nach dem Krieg mußte so manche Frau erst einmal beim Aufbau mithelfen, da Männer fehlten. So entstand die Frauenbewegung erst allmählich wieder neu.

Die Aggressivität kam eigentlich erst so richtig in die Frauenbewegung hinein, nachdem Homosexualität enttabuisiert worden war und sich lesbische Frauen in der Frauenbewegung sammelten. Dieses Engagement von nicht durch Männer ernährten Frauen wurde wiederum durch den gestiegenen Wohlstand ermöglicht. Es gab jetzt mehr Studentinnen, Sozialhilfeempfängerinnen und nach der Reformation des Scheidungsrechts von 1977 auch mehr geschiedene Frauen, die vom Staat oder vom Ex-Mann ernährt wurden und so nicht arbeiten mußten.

Die früheren Mitglieder in Frauenverbänden waren oft Frauen gewesen, die verheiratet waren, ihre Männer liebten und allein deshalb auch gar nicht gegen sie kämpfen wollten. Jetzt aber strömten Frauen in diese Organisationen, die keinerlei Interesse an Männern hatten und sie oft sogar fürchteten, die von Männern enttäuscht waren und für ihre Furcht, ihre Abneigung und ihren Frust ein Ventil suchten. So wurde der Mann plötzlich allgemein als Erbfeind der Frau dargestellt.

Vielleicht wäre das alles von der Gesellschaft kaum registriert worden. Aber zufällig bekam diese sich neu formierende Bewegung auch Unterstützung aus der Wirtschaft: Weil man dort billige Arbeitskräfte wünschte, sollte die Auswahl auf dem Arbeitsmarkt verbessert, sprich die Erwerbslosenzahlen erhöht werden. Zunächst geschah das vor allem durch Einwanderung, aber als Einwanderer durch den Anstieg der Erwerbslosenzahlen nicht mehr zu rechtfertigen waren und man die Anwerbung stoppen mußte, konzentrierte man sich umso mehr darauf, Frauen ins Erwerbsleben zu bringen. Und dabei bediente man sich eben gern auch derer, die die ewige Unterdrückung der Frau durch den Mann propagierten und diese angebliche Unterdrückung abschaffen wollten. Man sorgte dafür, daß diese Leute Podien in den Medien zur Verfügung gestellt bekamen, und so erst wurden sie bekannt.

Da die Menschen - vor allem die männlichen Menschen - ohnehin dazu neigen, den Interessen von Frauen höchste Priorität einzuräumen, wurde den neuen Feministinnen viel Aufmerksamkeit zuteil, und sie schafften es schnell, sich als Vertreterinnen aller Frauen und ihre Anliegen als "politisch korrekt" zu etablieren. Mittlerweile hat sich das alles so verselbstständigt, daß die Unternehmen ihre liebe Not damit haben, feministische Bevormundung in der Wirtschaft abzublocken. Die Geister, die sie einst riefen, werden sie jetzt nicht so einfach wieder los.

Aber auch heute geht es den allermeisten Feministinnen gar nicht um Unterdrückung oder gar Vernichtung der Männer, sondern vor allem um gute Posten.

Bevor man gegen Feministinnen loswettert, sollte man sich das alles immer vor Augen halten und sich bewußt machen, daß die Feministinnen aus eigener Kraft gar nichts bewegen können. Deshalb ist es völlig sinnlos, gegen sie zu Felde zu ziehen, sondern man muß bei denjenigen ansetzen, die sie - aus welchen Gründen auch immer - unterstützen.

"Frauen wurden und werden nicht unterdrückt und deshalb ist der Feminismus an sich in jedem Punkt abzulehnen."

Jain. Wenn man Menschen in starre Rollen zwingt, dann ist das für die Menschen, die sich mit dem ihnen zugedachten Rollenbild nicht wohl fühlen, durchaus eine Unterdrückung. Das betraf aber zu allen Zeiten sowohl Frauen als auch Männer, und heute betrifft es hierzulande Männer weitaus mehr als Frauen. Dagegen sollte man schon etwas tun, finde ich.

"Der Mann muß wieder seine Rechte bekommen, die Frau ihre natürliche, untergeordnete Position einnehmen, dann klappt es wieder."

Die Frau hatte nie wirklich eine untergeordnete Position. Das behaupten Feministinnen, aber sie kommen zu dieser Behauptung nur, weil sie grundsätzlich immer nur die Interessen, Probleme und Zwänge von bzw. für Frauen sehen und Männer völlig ausblenden. Diese einseitige Sicht sollte man nicht übernehmen.

Tatsächlich war es zu allen Zeiten so, daß Frauen grundsätzlich nur aufgrund ihres Geschlechts von Männern besondere Achtung entgegen gebracht wurde, während Männer sich diese Achtung meist erarbeiten mußten. Der Mann hat der Frau immer mehr gedient als umgekehrt. Er hat ihr den Rücken frei gehalten und sie im Rahmen seiner Möglichkeiten von möglichst vielen Unannehmlichkeiten der Außenwelt abgeschirmt. Und dafür zuweilen auch sein Leben riskiert oder gar verloren.

Freundliche Grüße
von Garfield


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