Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Essay über das Buch "Das bevorzugte Geschlecht"

Odin, Wednesday, 09.04.2003, 14:55 (vor 7724 Tagen)

Aus "Die Welt" vom 8.4.

http://www.welt.de/data/2003/04/08/67612.html?search=creveld&searchHILI=1

Das arme starke Geschlecht: Schon vor der Geburt diskriminiert

Männer arbeiten schwerer, sterben früher und haben weniger Rechte als
Frauen - Essay
von Martin van Creveld

Das kürzlich ergangene Urteil des Verfassungsgerichts in Karlsruhe,
unverheirateten Vätern das Sorgerecht auf ihre Kinder zu verwehren, könnte
das Leben von Hunderttausenden Männern beeinträchtigen; trotzdem stieß es
auf erstaunlich wenig Widerspruch. In Deutschland wie auch anderswo sind
Männer scheinbar nicht in der Lage, die Demontage ihrer sozialen Stellung
ernstzunehmen, natürlich nur solange, bis sie sich mit den Folgen
auseinandersetzen müssen.
Nehmen wir ein Pärchen, das jahrelang zusammengelebt hat. Sie haben ein Kind
oder mehrere Kinder. Eines Tages beschließen sie, sich zu trennen -
vielleicht, weil die Frau einen neuen Geliebten hat. In diesem Fall würden
die Kinder nach dem Gesetz automatisch der Mutter zugesprochen.
Möglicherweise vernachlässigt sie sie, zieht mit ihnen ans andere Ende der
Welt oder schafft sie sich vom Hals, indem sie sie in ein Internat steckt,
das alles kann sie tun, ohne dass er ein Mitspracherecht in der Sache hätte.
Im Falle ihres vorzeitigen Todes werden die Kinder in der Regel bei den
Angehörigen der Mutter untergebracht, und wieder hat der leibliche Vater das
Nachsehen. Dennoch muss er, solange seine Kinder unter 25 sind, für ihren
Unterhalt zahlen. Was nichts anderes bedeutet, als dass er per Gesetz zu
einem wandelnden Geldautomaten geworden ist.
Was für das Sorgerecht gilt, trifft auf nahezu jeden anderen Aspekt des
modernen Lebens genauso zu; wohin wir uns auch wenden, stoßen wir auf
diskriminierte Männer. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese
Diskriminierung schon vor der Geburt einsetzt. Eröffnet man einer
Schwangeren, sie bekomme einen Jungen, wird sie gleich erklären, wie groß
und kräftig und vital "er" sich anfühle, ist es ein Mädchen, betont sie, wie
zart und schutzbedürftig "sie" sei. Wie weitere Studien belegen, setzt sich
diese Ungleichbehandlung in der Kindheit fort. Ein und dasselbe Verhalten,
z.B. Weinen, wird bei einem Jungen missbilligt und gerügt, während es bei
einem Mädchen dazu führt, dass man es in den Arm nimmt und tröstet. So war
es schon im alten Sparta, als die Mütter (nicht die Väter) ihre Söhne
aufforderten, mit ihren Schildern zurückzukehren oder auf ihnen. Auch im
Erwachsenenalter halten sich diese Vorstellungen. Da Männer groß und stark
sind, erwartet man von ihnen, dass sie ihr Äußerstes geben. Frauen sind im
Durchschnitt kleiner und schwächer und man gesteht ihnen zu, sich das Leben
leichter zu machen. Infolgedessen sind es zu allen Zeiten und überall auf
der Welt die Männer, die praktisch alle harten und gefährlichen Berufe
ausüben, von der Forstwirtschaft bis zur Schwerindustrie, vom Bergbau bis
zur Hochseefischerei. Selbst in unseren modernen Industrienationen ist es
so, dass verheiratete Männer zur Arbeit verpflichtet sind, verheiratete
Frauen jedoch nicht. Kein Wunder, wenn uns die Statistiken bestätigen, dass
Frauen wesentlich weniger arbeiten als Männer, sie weniger Zeit bei der
Arbeit verbringen, halbtags arbeiten und früher in Rente gehen. Das gilt für
Israel, wo der Autor lebt, wie für Großbritannien, Japan und Schweden. Mögen
die Leser für sich entscheiden, ob das auch in Deutschland so ist.
Wenn Frauen schon immer weniger gearbeitet haben als Männer und nicht so
schwer wie diese, wovon leben sie dann? Die Männer tragen der Frauen Last.
Der entscheidende Faktor, der dies gewährleistet, ist die Familie. Die
Gesellschaft, in der Männer nicht dazu herangezogen werden, ihre Frauen zu
versorgen, muss erst noch erfunden werden. Umgekehrt ist die Zahl der
Frauen, die bereit sind, ihre Männer zu unterstützen, immer sehr klein
gewesen; selbst heute verdienen nur etwa zehn Prozent der US-amerikanischen
Frauen mehr als ihre Ehemänner, und Statistiken zeigen, dass die
Scheidungsrate unter solchen Ehepaaren extrem hoch ist.
Eine weitere Form der Versorgung von Frauen durch die Gesellschaft stellt
die Sozialfürsorge dar. Es war für Frauen stets leichter als für Männer, in
den Genuss von Sozialleistungen zu kommen; das galt bereits in biblischen
Zeiten, als Moses all jene "verfluchte", die das Recht der Witwen beugen
wollten. Auch der moderne Wohlfahrtstaat bildet da keine Ausnahme.
Beispielsweise zahlen schwedische Männer etwa zwei Drittel aller Steuern,
erhalten jedoch nur ein Viertel der staatlichen Sozialleistungen. Zum Teil
ist die Folge, dass das steuerpflichtige Vermögen schwedischer Frauen im
Verhältnis zu dem der schwedischen Männer 1,5 zu 1 beträgt; auch hier mögen
die Leser selbst beurteilen, ob die Situation in Deutschland vergleichbar
ist. Wie Forschungen in einer Reihe von Ländern ergeben haben, ist die
Wahrscheinlichkeit der Festnahme bei einer Frau, wenn sie das Gesetz
gebrochen hat, geringer als bei einem Mann. Wird sie doch verhaftet, fordert
man warscheinlich ihren Ehemann auf, eine Kaution zu stellen, ist sie
unverheiratet, hat sie gute Aussichten, aus der Untersuchungshaft entlassen
zu werden. Für alle Straftaten, ganz gleich welcher Art, gilt außerdem, dass
Männer häufiger angeklagt, häufiger vor Gericht gestellt und verurteilt
werden. Sie erhalten höhere Haftstrafen, und sie werden seltener auf
Bewährung entlassen als Frauen. Kein Wunder, dass in amerikanischen
Gefängnissen nur etwa halb soviele Frauen sitzen wie angemessen wäre, wenn
die Justiz Männer und Frauen gleich behandeln würde. Das trifft für die
Todesstrafe noch mehr zu. So sind in den USA ungefähr zehn Prozent aller
überführten Mörder weiblichen Geschlechts, doch hat man während des gesamtem
zwanzigsten Jahrhunderts nicht eine einzige Mörderin hingerichtet. Wenn
Männer und Frauen gegeneinander vor Gericht ziehen, ist die Situation für
Letztere sogar noch günstiger. In vielen modernen Ländern kann ein Mann aus
seinem Haus geworfen werden, nur weil die Frau sich bedroht fühlt (mit
anderen Worten, reale physische Gewalt muss gar nicht vorliegen); hat man
ihn hinausbefördert, ist er dennoch weiterhin verpflichtet, seine Kinder und
sie zu versorgen. Ein Mann, der sich wegen sexueller Belästigung oder eines
sexuellen Übergriffs zu verantworten hat, muss sich einer genauen Prüfung
seiner Vergangenheit unterziehen, damit ermittelt werden kann, ob ein
"Verhaltensmuster" vorliegt; dasselbe Gericht, das eine solche Untersuchung
als Beweismittel anerkennt, wird sich jedoch weigern, der Frage nachzugehen,
ob sie eine Schlampe ist oder ihn provoziert hat. Entgegen den elementarsten
Regeln der Justiz muss eine Frau, die einen Mann der Vergewaltigung
bezichtigt, diesem nicht einmal unbedingt vor Gericht gegenüberstehen.
Stattdessen ist es gut möglich, dass man ihr gestattet, mit der
Unterstützung eines Aufgebots an Sozialarbeitern ihre Aussage auf Video zu
machen und sich so einem Kreuzverhör zu entziehen. Die Folgen dieser und
anderer diskriminierender Maßnahmen sind leicht abzusehen. In allen modernen
Ländern werden mehr männliche als weibliche Kinder geboren. In allen
modernen Ländern erhalten Frauen mehr medizinische Behandlung als Männer
(übrigens wurde vor etwa 160 Jahren von männlichen Ärzten der Begriff
"Gynäkologie" geprägt; noch heute suche vergeblich nach dem Wort
"Andrologie"). In allen modernen Ländern sterben in jeder beliebigen
Altersgruppe mehr Männer als Frauen (so kommen bei 90 Prozent aller schweren
Arbeitsunfälle Männer, nicht Frauen zu Schaden). In all diesen
Gesellschaften überleben Frauen die Männer um fünf bis zehn Jahre, und
häufig leben sie von den Renten, die ihre verstorbenen Ehemänner ihnen
hinterlassen haben. Doch ist der Einfluss des modernen Feminismus so
überwältigend, dass sich nur wenige Menschen beiderlei Geschlechts der
wahren Tatsachen bewusst sind. Der Verfasser dieser Zeilen hat die Erfahrung
gemacht, dass Frauen wütend reagieren, wenn sie mit diesen Fakten
konfrontiert werden, während Männer nur milde lächeln. Das könnte des
Rätsels Lösung sein. In Wirklichkeit ist den Frauen klar, dass sie eine
Vorzugsbehandlung genießen, daher wehren sich gegen jeden Versuch, ihnen
ihre Privilegien wegzunehmen. Und Männer wissen genau, dass man sie zu
"Eseln des Hauses" gemacht hat, wie das arabische Sprichwort besagt. Die
Biologie - die Tatsache, dass Frauen Kinder bekommen und Männer nicht - hat
Männer dazu verdammt, schwerer zu arbeiten und Frauen ökonomisch zu
unterstützen. Sie hat auch bewirkt, dass Männer in ihrer Erziehung und vor
Gericht strenger behandelt werden, ganz zu schweigen von ihrer Bereitschaft,
in Friedens- wie in Kriegszeiten ihr Leben für Frauen aufs Spiel zu setzen.
Im Gegenzug haben wir Männer nur eine kleine Bitte. Während der letzten
dreißig Jahre hat es eine Flut feministischer Propaganda gegeben. Sie macht
uns für alles verantwortlich, für die "Diskriminierung" von Frauen bis hin
zu ihrer "Misshandlung" und "Unterdrückung", und zwar so überzeugend, dass
nur noch die wenigsten Menschen wissen, dass die Situation genau umgekehrt
ist. Da wäre es nett, wenn in Anerkennung all unserer Entbehrungen ein
zartes weibliches Stimmchen einmal zu uns sagen würde: Danke, Kumpel.
Übersetzung: Ruth Keen

Re: Essay über das Buch "Das bevorzugte Geschlecht"

Garfield, Thursday, 10.04.2003, 14:24 (vor 7723 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Essay über das Buch "Das bevorzugte Geschlecht" von Odin am 09. April 2003 11:55:51:

Hallo Odin!

Das Buch von Martin van Creveld hab ich mir gestern bei Amazon bestellt. Bei diesem Essay fällt mir spontan mein letzter Ägypten-Urlaub ein. Da hatte ich nämlich Gelegenheit, von Einheimischen einiges über die reale Situation der Frauen dort zu hören. Und das war höchst interessant...

Ägypten ist ja ein islamisches Land. Es gibt zwar eine Minderheit von koptischen Christen, die in manchen Städten (z.B. in Luxor) sogar die Mehrheit der Bevölkerung bilden, aber die überwiegende Mehrheit der Ägypter sind Moslems, und entsprechend ist die Gesellschaft auch stark nach den Geboten des Korans ausgerichtet.

In westlichen Ländern malen nun Feministinnen regelmäßig ein Horrorbild von der Situation der Frauen in islamischen Staaten. Angeblich wären sie z.B. ihren Männern in der Ehe rechtlos ausgeliefert. Tatsächlich gibt es in Ägypten wie auch in anderen arabischen Ländern sehr wohl auch für Frauen das Recht auf Scheidung. Eine Frau kann sich nicht nur scheiden lassen, wenn sie von ihrem Mann geschlagen wird oder wenn er fremdgeht, sondern auch dann, wenn er sie vernachlässigt oder häufig beschimpft. Wurde eine Ehe durch Verschulden des Mannes geschieden, ist er verpflichtet, weiterhin für den Lebensunterhalt seiner Ex-Frau aufzukommen. Wurde die Ehe allerdings durch Verschulden der Frau geschieden, dann besteht diese Unterhaltspflicht nicht.

Aber auch in diesem Fall sind Frauen nicht etwa dazu verpflichtet, für ihren eigenen Lebensunterhalt aufzukommen. Wenn sie einen neuen Partner haben, ziehen sie zu ihm, und er darf sie dann ernähren. Wenn sie keinen neuen Partner haben, ziehen sie zurück in das Haus ihres Vaters, der dann für sie aufkommen darf. Stirbt der Vater, kann nicht nur seine Ehefrau, sondern auch eine unverheiratete Tochter seine Rente erben, und zwar in voller Höhe. Auch wenn sie dafür niemals einen Finger gerührt hat.

Selbstverständlich erben Männer die Rente ihrer Väter nicht. Sie sind also dazu verpflichtet, für ihren eigenen Lebensunterhalt aufzukommen. Das ist auch der Hauptgrund dafür, wieso man z.B. in Hotels so selten weibliches Personal sieht. Viele Touristen glauben deshalb, daß es Frauen in Ägypten verboten wäre, zu arbeiten. Das trifft allerdings lediglich auf Kreuzfahrschiffe zu, und das auch nur indirekt. Frauen (besonders, wenn sie unverheiratet sind) dürfen nur zu Hause übernachten und nirgendwo sonst. Da das Personal auf Kreuzfahrschiffen aber natürlich auch auf den Schiffen übernachtet, werden dort keine Frauen eingestellt. Ansonsten gibt es aber keinerlei berufliche Einschränkungen für Frauen.

Ganz im Gegenteil: Natürlich müssen auch in Ägypten nur die Männer Wehrdienst leisten. Es gibt dort keine einheitlich für alle gültige Wehrdienstzeit, sondern die Dienstzeit staffelt sich je nach Schulabschluß. Im öffentlichen Sektor (der in Ägypten eine hohe Bedeutung hat, da nicht nur Ämter und Behörden dazu gehören, sondern auch viele staatliche Unternehmen) sind in der Regel bestimmte Wehrdienstzeiten als Voraussetzung für Jobs vorgeschrieben. Männer, die diese Wehrdienstzeiten also nicht abgeleistet haben, bekommen dann eben den jeweiligen Job nicht. Für Frauen gilt dies selbstverständlich nicht.

Es gibt auch keine Unterschiede in der Bezahlung zwischen Frauen und Männern. Der Reiseführer erzählte mal, daß er sich mit seinem Bruder und seiner Schwester eine Wohnung teilt. (Das tun viele Ägypter, weil sie mit einem Einkommen die Miete nicht zahlen können.) Er erzählte auch, was er, sein Bruder und seine Schwester monatlich verdienen. Dabei stellte sich heraus, daß seine Schwester mehr verdient als er und sein Bruder zusammen.

Wenn also viele Frauen in Ägypten nicht arbeiten, dann liegt das nicht daran, daß sie es nicht dürfen, sondern schlicht und einfach daran, daß sie es nicht müssen. Und das ist der Grund, wieso man dort fast nur männliche Händler sieht und auch fast nur männliches Dienstpersonal in Hotels.

In vielen anderen islamischen Ländern ist das übrigens auch nicht anders. Vor kurzem habe ich eine Reportage über eine iranische Busfahrerin gesehen. Da wurde nebenbei auch erwähnt, daß im Iran an den Universitäten mittlerweile die Mehrzahl der Studenten weiblich sind.

Hierzulande weit verbreitet ist auch das Märchen, daß in islamischen Ländern die Männer grundsätzlich mehrere Frauen hätten. Erst einmal ist das schon deshalb völliger Unsinn, weil das ja andererseits bedeuten würde, daß viele Männer überhaupt keine Frauen abbekommen. Zwar erlaubt der Islam in der Theorie einem Mann, mit mehreren Frauen verheiratet zu sein, in der Praxis sieht das jedoch anders aus:

Zumindest in Ägypten braucht ein Mann die Zustimmung seiner Ehefrau, wenn er eine weitere Frau heiraten möchte. Ohne diese Zustimmung läuft da schon mal gar nichts. Selbst wenn er diese Zustimmung bekommt, gilt dann der Grundsatz, daß er jede seiner Frauen gleich behandeln muß. Wenn er einer z.B. eine wertvolle Kette schenkt, muß er eine gleich wertvolle Kette auch allen anderen seiner Frauen schenken. Sogar wenn er mit einer Frau schläft, muß er dann auch mit allen anderen Frauen schlafen... Sobald sich eine seiner Frauen vernachlässigt fühlt, kann das durchaus ein Scheidungsgrund sein. Da das nicht nur ziemlich stressig, sondern für die Mehrheit der Ägypter (und auch der Männer in den meisten anderen islamischen Staaten) schlichtweg nicht bezahlbar ist, kommt es tatsächlich eher selten vor, daß ein Mann mehr als eine Ehefrau hat.

Daß der Koran das erlaubt, hatte einst den Sinn, daß Frauen von Männern, die z.B. im Krieg gefallen waren, wieder einen neuen Ernährer finden konnten, und zwar auch dann, wenn es nur wenige Männer gab. Dann mußte zwangsläufig eben ein Mann auch mal für mehrere Frauen sorgen. Es ging also nicht darum, den Männern ein Privileg zu verschaffen (wie Feministinnen heute behaupten), sondern den Frauen ihr Privileg, nicht für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu müssen, in jedem Fall zu erhalten.

Aber in Ägypten wie auch in vielen anderen islamischen Ländern spielt das heute de facto keine Rolle. Üblicherweise hat da jeder Mann nur eine Frau.

Wenn man sich die Gesellschaft in Ägypten näher ansieht, dann kommt man zu dem Schluß, daß sich auch dort alles darum dreht, Frauen in jeder Lebenssituation möglichst 100%ig abzusichern. Und das geht zwangsläufig nur auf Kosten der Männer. Sicher haben Männer oberflächlich gesehen auch das eine oder andere Privileg, aber wenn man sich das wirklich mal genau ansieht, kommt man doch zum selben Schluß wie van Creveld, nämlich daß auch im Islam die Frauen das wirklich bevorzugte Geschlecht sind.

So ist es dann auch kein Wunder, daß sich selbst islamische Frauen-Verbände regelmäßig gegen das Bild der unterdrückten Moslemin, das der Welt von westlichen Feministinnen immer wieder vorgegaukelt wird, verwahren.

Freundliche Grüße
von Garfield


Re: Essay über das Buch "Das bevorzugte Geschlecht"

Eugen Prinz, Thursday, 10.04.2003, 15:49 (vor 7723 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Essay über das Buch "Das bevorzugte Geschlecht" von Garfield am 10. April 2003 11:24:45:

Hallo Garfield,

vielen Dank für diesen detailierten Bericht. Ich hatte schon immer den Eindruck: Wenn einer Feministin hierzulande nichts mehr einfällt, dann muss eben die Benachteiligung der armen Frauen der Dritten Welt oder die Hexenverbrennung herhalten.

Vor einiger Zeit habe ich gelesen, dass in Ägypten nur jede zehnte Mutter bereit ist, auf die Beschneidung ihrer Tochter zu verzichten. Aber sogleich habe ich von deutschen Frauen gehört, wer Schuld daran hat: Die Männer - weil die armen Frauen ja sonst keinen Mann kriegen.

So funktioniert halt die feministische Rhetorik. Es ist wahrscheinlich am besten, sich garnicht mehr drauf einzulassen.

Beste Grüße, Eugen

Re: Essay über das Buch "Das bevorzugte Geschlecht"

Andreas, Thursday, 10.04.2003, 22:27 (vor 7722 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Essay über das Buch "Das bevorzugte Geschlecht" von Garfield am 10. April 2003 11:24:45:

Hallo Garfield,

interessanter Aspekt, den Du einbringst. Es wäre sicherlich sehr interessant zu erfahren, wie Männer in Ländern diskriminiert werden, die wir hier in unseren Breitengraden traditionell als eher "frauenfeindlich" einstufen würden. Ein früherer Freund von mir, der aus Teheran kam, sagte mir mal, daß er kaum verstehen kann, wieso der Iran immer als frauenfeindlich eingestuft wird. Im Bereich der Politik sind dort bspw. wesentlich mehr Frauen in Führungspositionen aktiv als es in vielen anderen westlichen Ländern der Fall ist.

schöne Grüsse
Andreas

Re: Essay über das Buch "Das bevorzugte Geschlecht"

Garfield, Friday, 11.04.2003, 12:57 (vor 7722 Tagen) @ Andreas

Als Antwort auf: Re: Essay über das Buch "Das bevorzugte Geschlecht" von Andreas am 10. April 2003 19:27:08:

Hallo Andreas!

In Ägypten und vielen anderen islamischen Staaten ist es natürlich ebenfalls üblich, daß der Mann, bevor er überhaupt heiratet, ein Haus für seine Familie zu bauen hat. Auf dem Land macht das meist der Vater für seine Söhne. Dann wird meist einfach auf das Elternhaus noch ein Stockwerk draufgesetzt. (Deshalb sieht man in Ägypten auch überall unfertige Häuser, bei denen die oberen Stockwerke noch nicht ausgebaut sind. Weil es dort selten regnet, geht das.)

In den Städten jedoch ist das ein großes Problem für Männer im heiratsfähigen Alter. Wenn die Eltern in einem Mehrfamilienhaus leben, kann man da nicht einfach ein Stockwerk draufsetzen. Natürlich kann sich ein junger Mann - wenn er sich das dann finanziell allein überhaupt leisten kann - auch eine Mietswohnung nehmen. Aber Mietswohnungen werden von den Frauen und von ihren Familien in der Regel nicht akzeptiert. Mietverträge sind dort nämlich grundsätzlich immer zeitlich begrenzt, und deshalb gelten Mietswohnungen nicht als ausreichende Sicherheit für die Zukunft. Es muß also zumindest eine Eigentumswohnung oder besser noch ein Haus sein. Wenn die Eltern aber auch nicht genug Geld haben, um ihrem Sohn das zu finanzieren, bleibt ihm nichts anderes übrig, als solo zu bleiben.

Deshalb ist es in Ägypten keine Seltenheit, daß dort vor allem in den Städten Männer mit über 30 immer noch nicht verheiratet sind. Weil sie sich das schlicht und einfach finanziell nicht leisten können.

Für Frauen trifft das alles so selbstverständlich nicht zu. Sie brauchen natürlich auch dort keinerlei finanzielle Vorleistungen zu erbringen, um einen Mann heiraten zu können.

Freundliche Grüße
von Garfield


powered by my little forum