Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Auswanderung als Lösung!(?)

Maesi, Wednesday, 26.02.2003, 22:08 (vor 7733 Tagen) @ Alex

Als Antwort auf: Auswanderung als Lösung!(?) von Alex am 21. Februar 2003 09:59:26:

Hallo Alex

Eigentlich wollt ich gar nicht über meine Lehrerin schreiben, sondern über folgendes:
Da ich keine Lust mehr habe, mich in meinem Heimatland durch und durch verarschen zu lassen, bin ich auf die Idee gekommen aus der Not eine Tugend zu machen: "Anderer Dienst im Ausland"! Meine Idee wäre es, irgendwo als Zivildienstleistender 12 Monate Entwicklungsdienst zu machen. Danach würde ich gern einige Möglichkeiten durchdenken:
-Ich mache Entwicklungshelfer zum Beruf.

IMHO ist Entwicklungshelfer nicht bloss ein Beruf sondern auch eine Berufung. Viele machen sich Illusionen ueber die Arbeit als Entwicklungshelfer; da koenne man etwas sinnvolles tun, anderen Menschen helfen, exotische Laender besuchen, usw. Das ist sicher auch richtig so; die Arbeit ist jedoch sehr hart (haeufig miese sanitaere Verhaeltnisse, manchmal gefaehrliche Arbeit, Erfolg bleibt oftmals aus oder wird wieder zunichte gemacht, etc.) und v.a. auch auf der mentalen Ebene sehr anstrengend (Kulturschock, taegliches Erleben von menschlicher Not und Elend). Da benoetigt man ein solides Nervenkostuem, Beharrlichkeit, Ausgeglichenheit und eine gewisse Lebenserfahrung, die gerade junge Erwachsene oftmals noch nicht haben. Wenn Du glaubst, das sei etwas fuer Dich, dann versuch es; aber ich wuerde noch einige Jahre damit warten, und dann ueberpruefen, ob Du das wirklich tun willst. Moeglicherweise hast Du dann naemlich auch Familie und bis oertlich angebunden.

-Ich tauche unter und führe ein archaisches Leben mit Eingeborenenstämmen. Das würde mir am besten gefallen, Gründe liegen auf der Hand.

Auch da machst Du Dir voellig falcshe Vorstellungen. Selbst wenn Du in einem solchen Land einwandern koenntest, von einem Eingeborenenstamm akzeptiert wuerdest, deren Sprache lerntest und die Strapazen des taeglichen Lebens unter aeusserst primitiven Verhaeltnissen durchhalten koenntest, Du waerest Dein restliches Leben lang der fremde Europaeer, der nicht wirklich dazugehoert.

-Ich komme zurück und lebe ein langweiliges Leben als wasweißichdenn.

Tja, Freiheit und Abenteuer. Diese Traeume hat wohl jeder mal in seiner Jugend; spaeter geben die meisten die Verwirklichung dieser Traeume wieder auf. Auch wenn es jetzt etwas altklug klingt: Meistens ist es besser, solche Traeume nicht zu verwirklichen. Wenn deren Verwirklichung naemlich gelingt, dann ist

1. der Traum weg, d.h. Du musst Dir einen neuen Traum zulegen, und

2. ist der realisierte Traum niemals so attraktiv, wie Du ihn Dir vorher ausgemalt hast; Du bist dann enttaeuscht.

Was haltet ihr davon? Es gibt halt leider noch einige Probleme: meine Mutter will, dass ich in der westlichen Zivilisation bleibe, mein Vater will, dass ich die Arztpraxis meiner Mutter übernehme oder einen anderen Doktortitel erwerbe.

Alle Eltern wollen natuerlich nur das beste fuer ihre Kinder. Es ist an Dir, Deinen eigenen Weg zu finden und das den Eltern klarzumachen. Wenn Du selber mal Kinder hast, wirst Du wahrscheinlich aehnlich reagieren, wie Deine Eltern jetzt. Und Deinen Eltern ist es vermutlich mal genauso ergangen, wie Dir jetzt.

Außerdem scheint die Beziehung mit meiner Freundin sogar noch ernster zu sein als ich dachte; wer weiß, ob ich nicht sogar mal ne Familie zu versorgen hätte?

Du erscheinst sehr unsicher bei der obigen Aussage. Ist fuer Dich die Beziehung ernster, als Du zuerst gedacht hast, oder ist sie lediglich fuer Deine Freundin ernster? An Deiner Stelle wuerde ich mal ein oder zwei Jaehrchen warten und sehen, wie die Beziehung sich entwickelt. Auf keinen Fall solltest Du Kinder zeugen, wenn Du nicht selber wirklich welche willst. Denn dann haettest Du die Kinder mitzuversorgen.

Und zu verlangen, dass irgendwer mit nach Afrika/Südamerika/Asien/Inselatolle kommt... na da hätt ich ein schlechtes Gewissen!

Eben, insbesondere mit Kindern.

Ich bin für sämtliche Infos und Vorschläge offen, beteiligt euch doch bitte zahlreich!

Da ich Dich nicht kenne, ist es natuerlich schwer Ratschlaege zu erteilen. Du musst letzten Endes selber herausfinden, was Dir und Deinem Charakter am ehesten behagt. Ausserdem kommt es nur allzuoft anders, als man denkt und plant.
Ein buergerliches Leben hat durchaus seine Vorteile, die Du vielleicht jetzt (noch) nicht wahrhaben willst. Andererseits gibt es Leute, die fuer ein solches Leben nicht geschaffen sind. Welcher Kategorie gehoerst Du an? Wahrscheinlich weisst Du das selber noch nicht so genau. Da hilft nur eines: ausprobieren. Trotzdem wuerde ich es zuerst mit einem Beruf/Studium probieren, denn ein Ausstieg aus dem buergerlichen Leben ist normalerweise etwas einfacher als der umgekehrte Weg. Mit 28 - 32 Jahren wuerde ich dann nochmals ueberlegen: 'Bin ich mit dem jetzigen Leben zufrieden? Habe ich mich so weit mit den Verhaeltnissen arrangiert, dass ich mich einigermassen wohlfuehle?'. In diesem Alter hast Du wahrscheinlich genuegend Lebenserfahrung, um einigermassen nuechtern und ohne faschle Illusionen diese Fragen zu beantworten; andererseits bist Du aber noch jung genug, etwas anderes zu beginnen, sofern Deine Antwort dann 'nein' ist. Versuche dann nochmals zu ergruenden, was Deine Ambitionen sind. Mit Ehe und Kindern wuerde ich ebenfalls bis zu diesem Alter noch warten, aber manchmal ist man bis dahin laengst von der Wirklichkeit eingeholt worden.

Gruss

Maesi


gesamter Thread:

 

powered by my little forum