Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frauenaengste und Opferkultur

Maesi, Saturday, 02.11.2002, 14:56 (vor 7817 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Re: Frauenaengste und Opferkultur von carlos am 25. Oktober 2002 23:36:49:

Hallo carlos

Man muß nicht erst Arnes Buch bemühen, um zu erkennen, mit wieviel verbohrtem Dogmatismus der Feminismus kämpft. Auch die Maxime, derzuolge man einem politischen Diskussionsgegner gegenüber ruhig bleiben solle, kann ich nicht vollständig unterschreiben; ich mache das von der jeweiligen Person abhängig.

Dass man den eigenen Diskussionsstil von jenem des jeweiligen Diskussionsgegners abhaengig macht, ist sonnenklar. Wenn jemand hart austeilt, muss er (bzw. sie) selbstverstaendlich auch in der Lage sein entsprechend einzustecken. Allerdings kann man(n) auch hart kontern ohne gleich in Beleidigungen zu verfallen. Viele glauben eine konsequente Haltung muesse mit entsprechenden Beschimpfungen oder gar Taetlichkeiten gewuerzt sein; dies ist ein Irrglaube. Vielmehr ist es viel effektvoller, wenn eine mit Halb- und Unwahrheiten operierende Radikalfeministinnen fachgerecht mittels sachlichen Argumenten in Einzelteile zerlegt wird. Glaube mir, das tut der tausendmal mehr weh, als wenn sie mit Beleidungen aller Art ueberschuettet wird; die ist sie naemlich inzwischen gewohnt. Im uebrigen hat es keinen Sinn, einer gemaessigten Feministin den Fehdehandschuh nachgerade hinzuwerfen; manchmal sind die vermeintlichen Differenzen naemlich gar nicht so gross. Adaequate Antworten, die elementaren Hoeflichkeitsregeln genuegen, sind keineswegs ein Zeichen von Schwaeche sondern ein Zeichen von Souveraenitaet. Ich persoenlich glaube jedenfalls nicht, dass Du bei jeder (tatsaechlichen oder vermeintlichen) Feministin gleich mit der verbalen groben Holzkeule auf sie losgehst, sofern sie sich an ebendiese Anstandsregeln haelt. Oder taeusche ich mich da womoeglich?
Was mir Sorge bereitet, das sind auch weniger die Radikalfeministinnen selber als vielmehr deren Einfluss auf gemaessigte (feministische?) Kreise. Hier gilt es aufzuklaeren und sorgfaeltig feministische Mythen als ebensolche zu entlarven. Es ist unglaublich, wieviel Unsinn als (pseudo-)wissenschaftliche Erkenntnis von feministischen Expertinnen verkauft wird. Maenniglich hat hier nicht nur gegen mehr oder weniger radikale Feministinnen vorzugehen sondern muss sich auch gegen viele irregeleitete Maenner und Frauen behaupten. Hier empfiehlt es sich, kuehl und sachlich zu argumentieren. Das wiederum bedeutet, sich vorgaengig eingehend zu informieren.

Bei Extremisten nehme ich mir keinerlei feinziseliertes, schöngeistig gedrechseltes, hochwohl diplomatisch formuliertes Blatt vor dem Mund. Feministinnen dürfen ruhig schnallen, was ich meine. Ein politischer Gegner also, der sich im Grunde als Feind darstellt und mich fertigzumachen versucht, oder auch nur jemand, der mir mit seiner penetranten, sturen Naivität aufs Gehänge geht, kriegt von mir eine etwas beherztere Schreibe zu spüren.

Sofern die beherztere Schreibe nicht mit wuesten Beschimpfungen gepfeffert ist, ist dagegen nichts einzuwenden. Ich bin durchaus fuer klar vorgebrachte Standpunkte.

Ich komme ziemlich weit herum und kenne eigener Erfahrung ausschließlich Fälle von sitzengelassenen Vätern, denen sofort das Wasser in die Augen steigt, wenn man von ihren Kindern spricht, wohingegen keinen einzigen Fall einer mißhandelten Ehefrau.

Und genau solche Fakten sind vorzubringen. In der oeffentlichen Debatte hoert man(n) fast ausschliesslich von desinteressierten Vaetern die Kinder und Frau sitzengelassen haetten und keinen Unterhalt bezahlten. Solche 'Vaeter' mag es tatsaechlich geben; dann hat aber niemals ein tiefergehendes Verhaeltnis zwischen ihnen und ihren Kindern existiert. Die weitaus meisten Vaeter lieben IMHO ihre Kinder; dies belegt beispielsweise auch die Diplomarbeit 'Die psychosoziale Situation nichtsorgeberechtigter Vaeter'. Und dass jene Vaeter, die nicht oder nur unvollstaendig Unterhalt bezahlen, dies meist aufgrund der eigenen Armut gar nicht koennen, ist zwar in Insiderkreisen bekannt, aber eben nur dort.

[Werteverfall in den abendlaendischen Zivilisationen, Laisser-faire-Erziehungsmethoden]

Seit Jahrtausenden wird immer wieder vom Werteverfall berichtet, solche Berichte sind schon aus der griechischen Antike ueberliefert. IMHO schwingt das Pendel immer wieder in die eine oder andere Richtung. An den anderen Menschen kann ich wenig bis nichts aendern, aber selber kann ich diese Werte durchaus hochhalten. Momentan erziehen IMHO viele Eltern nicht ihre Kinder, sondern sie werden vielmehr von diesen erzogen. Eine falsch verstandene antiautoritaere Erziehung hat leider viel zu diesem Chaos beigetragen; wobei ich persoenlich den Begriff 'antiautoritaere Erziehung' fuer eine aeusserst unglueckliche Bezeichnung halte. Erziehung ohne Autoritaet ist IMHO schlichtweg unmoeglich, wobei Autoritaet eben nicht mit Pruegel gleichgesetzt werden darf; die hat naemlich genau nichts mit Autoritaet zu tun.

[Drangsalierung von carlos Toechter und seine Massnahmen dagegen]

Tja, manchmal loest Gewalt oder angedrohte Gewalt eben doch Probleme. Diese Typen haetten wahrscheinlich nichts anderes mehr verstanden. Sie selber sind vermutlich ohnehin nicht mehr zu aendern; aber Deine Toechter haben dafuer jetzt ihre Ruhe. Und das ist ja auch schon mal ein Erfolg.

Aber heute zählt ja sowieso nicht mehr viel; der Untergang des Abendlandes...

Dieser Satz klingt sehr bitter und auch sehr resigniert. Du hast zwei Toechter und somit die Gelegenheit ihnen diese verloren geglaubten Werte zu vermitteln. Vielleicht hattest/hast Du ein Stueck weit Erfolg damit, und das wuerde dann in meinen Augen schon allerhand zaehlen.

Gruss

Maesi


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