Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frauenaengste und Opferkultur

Garfield, Wednesday, 30.10.2002, 14:52 (vor 7820 Tagen) @ carlos

Als Antwort auf: Re: Frauenaengste und Opferkultur von carlos am 29. Oktober 2002 18:21:52:

Hallo Carlos!

"Überall dort, wo der weiße Mann auf dieser Erde aufgekreuzt ist, hat er mehr Zerstörung und Blutvergießen angerichtet, als die jeweilig einheimische Urbevölkerung alleine schon."

Der weiße Mann konnte das aber nur deshalb tun, weil er auf vielen entscheidenden Gebieten die technologische Überlegenheit hatte! Wären die Azteken im 15. Jahrhundert bereits soweit gewesen, daß sie beispielsweise gepanzerte Dampfschiffe mit Kanonen, die Explosivgeschosse verschießen können, gebaut hätten, dann wäre die Geschichte wesentlich anders verlaufen. Dann wären sie in Europa gelandet, hätten uns ihren Glauben inklusive Menschenopfer aufgezwungen und überall in der Welt Fabriken gebaut, die die Umwelt genauso hemmungslos vegiftet hätten wie das die europäischen Fabriken seit dem 19. Jahrhundert massiv taten und teilweise heute immer noch tun.

"das ist sehr spekulativ, und wissen tut man noch gar nix."

Ja, eben! Dann kann man sich aber auch nicht hinstellen und behaupten, daß jegliche Klimaveränderung grundsätzlich nur auf menschliches Wirken zurückzuführen ist.

"Bei dem Atommüll stellt sich die Frage: Wohin damit? Keiner weiß eine Antwort."

Richtig. Deshalb muß die Technologie weiterentwickelt werden. Rückkehr zu Verbrennungskraftwerken ist unsinnig, und Wind, Wasser, Gezeiten oder Sonne können nur einen Teil des Energiebedarfs decken.

"In Europa jedenfalls nehmen die Grünflächen wohl eher zu als ab."

"Nein, das ist falsch. In Finnland, in Sibirien und auch und vor allem in Nordamerika und Kanada ist man eifrig dabei, die borealen Wälder großflächig abzuholzen. Z.B. steht der gesamte Wald von British Columbia zur Diposition."

Von diesen Gebieten gehört zwar nur Finnland zu Europa, aber global gesehen hast du da natürlich recht. In den USA gab es vor einigen Jahren die Diskussion über Freigabe von Flächen in Naturschutzgebieten für die Ölförderung. Ich weiß nicht, wie da jetzt der aktuelle Stand ist, kann mir aber gut vorstellen, daß Bush dagegen keine Einwände hat... Die USA widersetzen sich ja ohnehin diversen internationalen Naturschutzvereinbarungen.

"Wie war das doch noch mal mit den korrupten Politikern... ?"

Das wirkt sich natürlich auch da wieder fatal aus.

Ich wollte meine Beiträge auch nicht so verstanden wissen, daß jeglicher Umweltschutz völlig überflüssig wäre! Ich bin nur der Meinung, daß wir in Deutschland recht gute Umweltschutz-Gesetze haben. Anstatt immer noch mehr zu fordern und dann Unsummen in Projekte zu investieren, die irgendwelche Emissionen nur noch um verschwindend geringe Prozentpunkte senken können, sollte man sich lieber dafür stark machen, daß die bestehenden Gesetze auch überall beachtet werden, daß Umweltverschmutzer härter bestraft werden und vor allem dafür, daß auch international endlich für alle verbindliche Umweltschutzgesetze durchgedrückt werden.

Denn solange die Wirtschaft in manchen Ländern weiter fast oder ganz ohne Umweltschutzauflagen viele Abprodukte billig in die Umwelt leiten kann, bewirken schärfere Umweltschutzauflagen in den Industrieländern vor allem eines: Weitere Abwanderung der Wirtschaft in Länder, die eben keine so strengen Gesetze haben und damit unterm Strich höheren Schadstoffausstoß.

Darüber hinaus muß man sich auch mal vor Augen halten, daß vieles, was sonst hierzulande oft von Umweltschützern gefordert wird, genauso kontraproduktiv ist. Weniger Parkplätze, engere Straßen, Tempo 30 in allen Ortschaften, Verkehrsinseln und ähnliches bewirken auch wieder vor allem eines: Noch mehr Stau und noch mehr Verkehr und damit noch mehr Lärm, noch mehr Abgase und noch mehr Unfälle. Letzteres verursacht dann wiederum Produktionsvorgänge, die die Umwelt noch zusätzlich belasten.

Aber auch sonst gibt es zuviel Panikmache in der Klimadiskussion. Bei jedem stärkerem Sturm wird gleich darüber diskutiert, ob das nun wohl der Vorbote für den vom Menschen verursachten nahenden Weltuntergang war. Wenn man sich aber z.B. alte Chroniken ansieht, dann entdeckt man da immer wieder Berichte über genau dieselben Wetter-Phänomene. Damals hielten die Menschen das für eine Strafe Gottes. Heute heißt es eben "die Natur schlägt zurück"...

Häufig geht es dabei auch wieder nur um Geld. Meine Eltern wohnen in einem Dorf im Osten. Da hat vor einigen Jahren ein Gemeinderatsmitglied versucht, eine Vorschrift durchzusetzen, die allen Einwohnern vorschreibt, bei Heizungserneuerungen nur noch Gasheizungen einzubauen. Angeblich aus Umweltschutzgründen. Er gab sich auch immer bei jeder Gelegenheit ganz ökologisch.

Zu DDR-Zeiten gab es in den meisten Dörfern keine Kanalisation. Mein Vater hat deshalb ein Klärgrube gebaut, die die Abwässer aufnahm und regelmäßig geleert wurde. Dieser selbsternannte Umweltschützer lebte damals auch schon dort im Dorf, und er war auch Hausbesitzer. Was tat er nun in der Zeit mit seinen Abwässern? Er legte ein Rohr zum Dorfteich und ließ sie einfach dort hinein fließen.

Also war ja klar, daß es mit seiner ökologischen Gesinnung nicht weit her war. Der wahre Grund für den Unsinn war nämlich folgender: Eine Gas-Firma hatte kurz zuvor eine Gasleitung in allen Dörfern der Umgebung verlegt. Die meisten Häuser hatten noch Kohleheizungen aus DDR-Zeiten (die DDR mußte ja aus Devisenmangel Öl sparen, und deshalb wurde meist mit Braunkohle geheizt). Viele Menschen im Dorf waren arbeitslos und konnten sich keine neuen Heizungen leisten. Neubauten gab es noch keine. Also nutzte kaum jemand diese Gasleitung. Problematisch dabei ist ja auch, daß man der Gasfirma dann ausgeliefert ist und jede Preiserhöhung akzeptieren muß. Sie bekamen die Investitionen für die Leitung also erstmal nur schleppend wieder rein. Um das zu ändern, haben sie dann offenbar Leute aus den Gemeinderäten geschmiert, die dann auf einmal allesamt ein gewaltiges ökologisches Bewußtsein entwickelten...

In der Nähe ist noch ein Dorf, in dem es eine "Öko-Siedlung" gibt. Die Häuser sind zum großen Teil aus Holz gebaut. Ich weiß schon mal nicht, was daran ökologisch sein soll, ganze Wälder für den Hausbau abzuholzen. Noch interessanter ist aber folgendes: An der Zufahrtsstraße für diese Siedlung steht ein Schild mit einem durchgestrichenen Auto. Trotzdem hat jedes Haus mindestens ein Auto vor der Tür stehen, darunter ein dicker BMW und sogar ein UAZ-Jeep aus sowjetischer Produktion (der verbraucht locker 18 Liter auf 100 km und hat natürlich keinen Katalysator).

Nun frage ich mich doch, was in den Köpfen solcher Leute vorgeht. Einerseits stellen sie Auto-Verbotsschilder auf und beschweren sich über andere Leute (sie haben sich z.B. über jemanden im Dorf aufgeregt, der ein paar alte Maschinen auf dem von ihm genutzten Grundstück herumstehen hat), andererseits fahren sie dann aber selbst solche Autos. Offenbar sind die der festen Überzeugung, daß sie dadurch, daß sie ein "Öko-Haus" gebaut haben, daß sie vielleicht Mitglied bei den Grünen sind, daß sie sich an diversen Aktionen beteiligen und sich über andere beschweren, schon genug zum Umweltschutz beitragen und deshalb sonst nichts weiter tun müßten.

Freundliche Grüße
von Garfield


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