Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frauenaengste und Opferkultur

Garfield, Friday, 25.10.2002, 19:49 (vor 7853 Tagen) @ santana

Als Antwort auf: Re: Frauenaengste und Opferkultur von santana am 25. Oktober 2002 14:10:25:

Hallo Santana!

"Es gibt eine generelle Tendenz - geschlechtsübergreifend - bei einer abstrakten Beurteilung einer Personengruppe negativer zu werten als bei konkreter Beurteilung eines einzelnen Menschen. Daher ist das og. keineswegs etwas frauenspezifisches."

Das ist ja richtig. Auch Männer haben Vorurteile Frauen gegenüber. Nur wurde eben bereits nachgewiesen, daß Frauen Männern gegenüber deutlich mehr negative Vorurteile haben als dies umgekehrt der Fall ist. Der Wissenschaftler, der das in einer Studie festgestellt hat, hat es noch nicht einmal gewagt, das Wort "Vorurteil" in Bezug auf Frauen zu verwenden. Stattdessen kreierte er dafür den Begriff "negative Fernbilder".

Da nun aber Frauen bei solchen Umfragen ihre Vorurteile Männern gegenüber kaum oder gar nicht begründen konnten, liegt es doch nahe, davon auszugehen, daß die Quellen dieser Vorurteile zwar nicht komplett, aber doch in großem Maße in den Medien zu suchen sind. Und tatsächlich werden dort ja immer noch fleißig die Klischees z.B. von der sanftmütigen Frau und dem brutalen Mann gepflegt.

Eine andere Erklärung dafür wäre, daß Frauen von Natur aus eher zu Vorurteilen neigen als Männer, was ich mir aber nicht so recht vorstellen kann.

"Zum einen Berufsfunktionäre. Die haben überhaupt kein Interesse daran, daß ich irgendetwas wirklich bewegt, weil sie dann bald arbeitslos wären."

"Insofern dürfte es ihnen doch egal sein, ob sie nun für Frauen oder Männerrechte eintreten?"

Theoretisch ja. Praktisch brauchen sie aber Anhänger(innen), um ihre Bedeutung in der Öffentlichkeit und damit ihre guten Einkommen nicht zu verlieren. Wenn sie nun aber komplett mit ihrer bisherigen Ideologie brechen, verlieren sie natürlich den größten Teil ihrer Anhänger.

Außerdem ist es schwierig, sich nach jahrzehntelangem Engagement in einer Organisation schon allein sich selbst einzugestehen, daß man die ganze Zeit munter in die ganz falsche Richtung marschiert ist. Es gibt durchaus Feministinnen, die dies getan und mit der Zeit eine immer kritischere Position zu feministischen Organisationen eingenommen haben. Aber viele mußten dann schnell feststellen, daß sich nun kaum noch jemand für ihre Meinung interessierte oder daß sie von ihren ehemaligen Mitstreiterinnen sogar angefeindet wurden. Der Gründerin des ersten Frauenhauses ging es auch so. Als die Frauenbewegung in Ermangelung echter Betätigungsfelder immer radikaler wurde, hatten durchaus nicht wenige Feministinnen ein Problem damit, daß Männer auf einmal zunehmend als Feinde und Untermenschen dargestellt wurden. Vor allem wenn sie selbst männliche Partner hatten und diese auch liebten. Für manche Feministinnen war das ein Grund, um aus diesen Organisationen auszusteigen oder aber neue Organisationen zu gründen, die tatsächlich ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander der Geschlechter anstreben. Zumindest in den USA gibt es solche Organisationen.

"Zum anderen Menschen, die relativ viel Freizeit haben. Das trifft auf viele Menschen, die mit beiden Beinen im Alltag, also im realen Leben, stehen, schonmal nicht zu. Folglich gehören zu dieser Sorte von Aktivisten dann vor allem Menschen, die das reale Leben eigentlich gar nicht kennen. So ist es auch kein Wunder, daß die dann entsprechend weltfremde Ansichten haben und somit auch nicht wirklich etwas bewegen können."

"Auf wen spielst du an?"

Wie soll ich dir das jetzt erklären? Beispiel Umweltschutz und Straßenverkehr: Es gibt Menschen, die ernsthaft behaupten, daß doch eigentlich niemand ein Auto bräuchte. Wenn man in der Stadt wohnt, seine Arbeitsstelle, sämtliche Einkaufsmöglichkeiten und auch sonst alles, was man braucht, in der Nähe hat und bequem mit dem Fahrrad, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder sogar zu Fuß überallhin kommt, dann ist es leicht, so etwas zu behaupten.

Wenn man aber z.B. auf dem Land wohnt, dann sieht das schon anders aus. Manche Leute sagen dazu, daß die Menschen doch früher auch ohne Autos zurecht gekommen wären. Damals gab es aber auch auf dem Land überall Arbeitsmöglichkeiten, und es gab auch überall kleine Läden, Postämter usw. Heute ist das alles aber nicht mehr so. In der Landwirtschaft ist fast alles automatisiert, so daß dort so gut wie keine festen Mitarbeiter mehr benötigt werden, und wenn es in der Nähe nicht zufällig ein Gewerbegebiet gibt, dann bleibt als Arbeitsmöglichkeit nur die nächste Stadt. Es gibt mittlerweile Menschen, die jeden Tag über 100 km zur Arbeit fahren müssen. Kleine Läden gibt es auch kaum noch, also muß man zum Einkaufen auch in die Stadt fahren. Bahnverbindungen gibt es nicht überall, die Bahn legt überhaupt auch immer mehr Strecken still, und Busse fahren auch nicht überall regelmäßig. Und selbst wenn man die Möglichkeit hat, mit Bus oder Bahn in die Stadt zu kommen: Wie soll man damit einen Großeinkauf für eine vierköpfige Familie transportieren? Also MUSS man auf dem Land und mittlerweile auch in Kleinstädten ein Auto haben. Es geht gar nicht mehr anders. Trotzdem gibt es genügend Zeitgenossen, die ernsthaft behaupten, daß man keine Autos bräuchte und die sich deshalb auch in der Umweltschutzbewegung engagieren. Sie selbst brauchen halt keine Autos, und sie können sich offensichtlich nicht in die Situation der Menschen hineinversetzen, die keineswegs aus Spaß und Langweile Auto fahren, die hohen Benzinpreise bezahlen und sich Staus antun, sondern weil sie es schlicht und einfach tun müssen.

Das Beispiel war jetzt gar nicht so schlecht gewählt. Es gibt nämlich auch Frauen, die keine Männer brauchen. Und die tummeln sich schon lange in der Frauenbewegung. Tatsächlich waren es auch genau solche Frauen, die die Frauenbewegung so radikalisiert haben. Männer sind für solche Frauen nicht nur überflüssig. Da sie kaum mit ihnen zu tun haben, kennen sie sie nicht wirklich. Und vor allem machen sie mit ihnen oftmals nicht die positiven Erfahrungen, die "normale" Frauen ja durchaus mit Männern machen. Während eine heterosexuelle Frau mit festem Partner - sofern sie ihren Partner liebt - ihn immer als positives Beispiel vor Augen hat und ihr somit immer wieder bewiesen wird, daß keineswegs alle Männer Schweine sind, erleben Radikal-Kampflesben das so nicht. Für die ist der Mann das totale Feindbild. Und das bringen sie in die Frauenbewegung ein und beeinflussen andere Frauen damit.

Und nun schreib bitte nicht, daß es davon doch nur wenige geben würde. Das mag ja sein, aber die wenigen sind dafür umso emsiger. Irgendwoher müssen die vielen radikalfeministischen Haßpamphlete im Stile des "Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer" schließlich kommen. Und das eben genannte Machwerk einer geisteskranken Irren wurde von Alice Schwarzer ihren Anhängerinnen wärmstens empfohlen.

"Tatsächlich werden aber nach wie vor vor allem Männer Opfer von Gewalt!"

"Allerdings nicht der von nahen Verwandten, Freunden, oder? Und darum ging es im Kontext."

Nein, ich meinte das allgemein. Bei häuslicher Gewalt weisen diverse Studien aus dem Ausland und auch aus Deutschland darauf hin, daß sie etwa gleichermaßen von Frauen wie von Männern ausgeht. Bei Kindern ist es sogar so, daß Jungen insbesondere von ihren Müttern häufiger geschlagen werden als Mädchen. Auch bei sexuellem Mißbrauch wird immer deutlicher, daß der Anteil der weiblichen Täter ebenfalls immer noch weit unterschätzt wird. In letzter Zeit gibt es aber immer mehr Veröffentlichungen dazu.

"Interessant wäre mal eine Untersuchung mit folgender Fragestellung:
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, als Mann/Frau Opfer einer Gewalttat zu werden, in der der Partner/Partnerin der Täter ist."

Offenbar bei Männern und Frauen gleich hoch. Einige Studien haben sogar ergeben, daß Frauen stärker zu Gewalt neigten. Wahrscheinlich lag das aber einfach daran, daß weibliche Gewalt immer noch verharmlost und auch sonst eher toleriert wird wie männliche Gewalt. Das dürfte die Hemmschwelle bei gewalttätigen Frauen senken.

Freundliche Grüße
von Garfield


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