Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wie wär´s denn, nicht übereinander, sondern miteinander?

Donna, Monday, 25.06.2001, 22:07 (vor 8334 Tagen) @ Arne Hoffmann Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Frauen, Männer und wie man darüber spricht von Arne Hoffmann Arne Hoffmann am 25. Juni 2001 14:12:16:

Hallo Arne,

Kann man Einseitigkeit mit Einseitigkeit beheben?
**Auf lange Sicht natürlich nicht, da stimme ich dir zu. Aber [...]

**Oh, cool. Dann können wir ja auch die Schriften von Neonazis endlich freigeben. Die Ausländer brauchen sie ja nicht zu lesen, wenn sie sich dadurch angegriffen fühlen.
[quote]Wir beanstanden diese Bücher nicht (nur), weil wir sie als beleidigend, sondern vor allem, weil wir sie als hetzerisch empfinden. In ihrer Masse erzeugen sie nun mal ein Bild vom minderwertigen Wesen Mann – ein Bild, das offenbar von der weiblichen Leserschaft in weiten Teilen aufgenommen wird, wenn man sich die Auflagen solcher Bücher und die Lawine immer neuer Titel vor Augen führt.
[/quote]

Ich finde jeglicher Arten von Hetzschriften überflüssig und hochgradig schädlich. Ich denke auch nicht, daß die Flut von männerfeindlichen Schriften eine Gegenflut von Frauenfeindlichen Schriften rechtfertigt. Genauso wenig, wie die rechstradikalen Pamphlete mit linksradikalen ausgeglichen werden können/sollten.
Was kann anderes dabei rauskommen als eine fiese Schlacht?
Ich möchte kein Bild vom minderwertigen Wesen Mann gezeichnet bekommen, denn das, was ich an Jörg geschrieben habe, meinte ich ziemlich ernst. In was für einer ätzenden Stellung befindet man sich denn dann als heterosexuelle Frau, wenn nur minderwertiges Meterial abzugreifen ist? Insofern denk mal, ob frauenfeindliche Bücher Münnern nützen.
Solche Bücher haben allenfalls eine katarthische Wirkung bei frustschiebenden Leuten, die einen Beweis dafür suchen, daß eben nicht sie selbst an ihren Fehlgriffen schuld sind, sondern die anderen.

Seit Matusseks kleinem Ausrutscher, bei dem er peinlicherweise Mißhandlung mit sex. Mißbrauch verwechselte ...
[quote]Was passieren kann.
[/quote]
aber nicht darf!

Dazu muss man aber auch sagen, dass jahrelanges Geprügeltwerden von der eigenen Mutter genauso schlimme seelische Zerstörung hinterlassen kann wie sexueller Missbrauch durch die eigene Mutter. Und dass Matussek hier gerade in seiner Übernahme eines scheinbaren Fehlers möglicherweise Recht hatte, ohne es zu wissen.

Dann haben aber scheinbar differnzierte Betrachtungen keinerlei Aussagekraft mehr. Dann kann man nur noch sagen, daß Traumatisierungen in der Kindheit nicht gut sind. Mehr nicht.

Aber wenn zahlreiche internationale Untersuchungen vorliegen, die (in aller Vorsicht ausgedrückt) auf ein annähernd vergleichbares Ausmaß von sexuellem Missbrauch durch weibliche wie durch männliche Täter hinweisen, dann bin ich nicht der Ansicht, dass dies weiter tabuisiert werden sollte.

Mein lieber guter bester Arne. Ich bin seit Monaten auf der Suche nach diesen zahlreichen Studien und habe noch keine gefunden. Ich wäre dir außerordentlich verbunden, wenn du mir wenigstens EINE (per mail) zukommen lassen könntest.


Aber gerade was Sexualstraftäter angeht, sitzt auch du noch einem Irrtum auf, wie die meisten.

Wie gesagt, mir liegen keine derartigen Statistiken vor. Daher habe ich im Freundes- und Bekanntenkreis Umfrage gemacht. Viele haben schon irgendwelche negativ geprägten Erfahrungen in dem Bereich gemacht, von Angetatschtwerden bis hin zur Vergewaltigung durch den Papi. Ich kenne hingegen nur einen Mann, der vergewaltigt wurde, und dies auch von einem Mann. Sicher nicht repräsentativ, aber das völlige Fehlen weiblicher Täter ist doch bemerkenswert. Wenn das ein so häufiges Phänomen sein sollte, dann müßte man doch wenigstens ein Fallbeispiel auftreiben können, rein wahrscheinlichkeitstheoretisch betrachtet, oder?

Eine Gegenfrage: Was verstehst du unter Gewalt?
[quote]Also willst du jetzt oder willst du nicht?
[/quote]
eigentlich nicht :-/

ABER...

Nein, mir ist natürlich schon klar, worauf du hinaus möchtest: die Entgrenzung des Gewaltbegriffs, wie es ja auch Sabine Beppler in der NOVO beklagt hat.

genau!

Es ist diese Entgrenzung, die zu so absurden „Schätzungen“ geführt hat wie dass in jeder dritten Partnerschaft Gewalt vorkomme.
und daß Gewalt gleich häufig von Männern und Frauen ausgeht.

[quote]Wenn ich mich nicht ganz irre, vertrittst du allerdings die These, dass der hohe Anteil männlicher Opfer in den Statistiken über häusliche Gewalt dadurch zustandekommt, dass auch der harmloseste Konflikt noch als "Gewalt" definiert wird.jepp[/quote]
Das deckt sich aber nicht mit den Studien, die mir vorliegen.
Es gibt bisher für Deutschland, und um das geht es hier ja wohl, nur eine halbwegs brauchbare Studie, die KFN-Studie von 1995.

Und da steht folgendes:

Zunächst einmal finden sie die häufig zitierte Gleichverteilung der Opferraten. Dies kritisieren die Autoren dann aber selbst, in dem sie schreiben

**Der Umstand, dass die Prävalenzraten bei Pillemer & Finkelhor (1988) für Männer höher sind als für Frauen, könnte darauf zurückzuführen sein, dass sie nicht zwischen leichteren und schwerwiegenderen Akten physischer Gewalt differenzierten, was bei Ogg und Bennett (1991) sowie Podnieks und Pillemer (1989) ebenfalls nicht geschah.


**Eine Analyse auf der Basis der Einzelitems, welche in die Berechnung der Indikatoren für schwere physische Gewalt sowie den Gesamtindikator "physische Gewalt" eingehen, bestätigt dies. Es zeigen sich nämlich für leichtere Gewalt bei Männern insbesondere im Westen höhere Opferraten im Vergleich zu Frauen, während sich dies bei den schwereren Formen umgekehrt verhält. Demgegenüber sind Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den NBL nur gering ausgeprägt (vgl. Wetzels, Mecklenburg, Bilsky & Pfeiffer. 1994).

**Betrachtet man aber die Prävalenzraten getrennt für Männer und Frauen, so zeigt sich innerhalb der Altersgruppen, anders als bei den Angaben zu den Konflikttaktikskalen, dass Männer regelmäßig eine geringere Opferrate aufweisen als Frauen, was damit zu erklären ist, dass dieses Item in höherem Maße wie o. a. schwerwiegendere Gewalthandlungen erfasst, von denen Frauen proportional stärker betroffen sind (vgl. Abb. 4.10).

**Wird die Analyse auf die Fälle eingeschränkt, in denen Haushaltsmitbewohner die Täter waren, so wird der o. a. Unterschied in den Opferraten für Männer und Frauen deutlicher. Von insgesamt 2570 Männern, die hierzu Angaben machen konnten, waren 77 in diesem Zeitraum Opfer eines mindestens 18jährigen Haushaltsmitbewohners geworden (3,0 %), während von den insgesamt 3119 Frauen 131 derartige Viktimisierungserfahrungen berichteten. (4,2 %). Frauen befinden sich also häufiger in einer Lebenssituation, in welcher sie einem Täter nicht ohne weiteres ausweichen können. Aufgrund der Konfundierung von Viktimisierungsrisiko, Alter und Geschlecht maskiert dieser Vergleich jedoch die realen geschlechtsbezogenen Unterschiede noch etwas. Teilt man die Altersgruppe nochmals in unter 60 Jahre sowie 60 Jahre und älter ein, so zeigt sich, dass die Viktimisierungsraten der Frauen im Schnitt nochmals im Verhältnis höher liegen als die der Männer (vgl. Abb. 4.12).

Deine Studien verwenden anscheinend sog. Konflikt-Taktik-Skalen, die so ziemlich alles an Widerigkeiten, die das Zusammenleben so parat hält, abfragt. Daher kommen sehr hohe allgemeine Gewaltprävalenzen für beide Geschlechter zustande.
Im Gegensatz dazu präferiere ich die Verbrechensstudien, die sich ausschließlich auf gesetzlich definierte Straftaten (Körperverleztzung etc.) beziehen. Was interessiert mich, wie oft ein Mann seine Frau dämlich angequatscht hat, oder eine Frau ihrem Mann ungefragt Geld zur Bezahlung einer Rechnung weggenommen hat?

Lies mal hier:
Unterschiedliche Erhebungsmethoden

Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Diskrepanzen aus verschiedenen Erhebungsmethoden.
Dort wird auch die unscharfe Definition des Gewaltbegriffs nochmal aufgegriffen.

mfg Donna


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