Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Sehr interessant

Jörg, Monday, 25.06.2001, 20:58 (vor 8333 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: von Sven am 25. Juni 2001 15:08:49:

Ich habe vor einiger Zeit einen Leserbrief an eine deutsche Tageszeitung geschickt, in dem ich einen sehr einseitigen Artikel zum Thema "Prügelnde Männer" kritisiert habe. Leider habe ich meine Ausgangsmail scon gelöscht.
Hier die Antwort der Redakteurin (ihren Namen habe ich weggelassen).

Guten Tag Herr ...
das freut mich sehr, dass Sie ein pazifistischer Mensch sind, allerdings
sind Sie mir etwas zu pessimistisch. Der Beweis: hier ist meine Antwort.[/i]

Ihre Antwort soll mit einem Beweis gleichzusetzen sein? Sorry, aber das
leuchtet mir nicht so ganz ein. Die Dame scheint sehr überzeugt von sich
und der Richtigkeit ihrer Ansichten zu sein.

Den Sachverhalt geschlechtsneutral wiederzugeben, würde nicht den Realitäten
entsprechen: laut baden-württembergischem Innenministerium war unter den 600
Platzverweisen, die die Polizei im vergangenen Jahr ausgesprochen hat,
höchstens ein Fall dabei, der gegen eine Frau ging. Die Zahlen sind noch
nicht ausgewertet.

Sehr aufschlußreich. Die geschlechtsbezogene Zielrichtung solcher Art
Platzverweise könnte aus meiner Sicht nicht deutlicher in Erscheinung
treten.

600 Männer und eine Frau... Man mag mich korrigieren wenn ich falsch liege,
aber würde dies nicht in logischer Konsequenz bedeuten, daß ein Mann 600 Mal
so aggressiv wie eine Frau ist? *kopfschüttel* Spätestens an dieser Stelle
müßte doch zumindest einer der Verantwortlichen aufwachen und die Schief-
lage der Regelung bemerken.

Insgesamt sei die Anzahl von Frauen, die ihren Partner
[quote]prügeln, "verschwindend gering", sagte Ministeriumssprecherin Alice
Loyson-Siemering. Die Gewalt geht in diesem Bereich zu mehr als 95 Prozent
von Männern aus - das ist eine traurige Tatsache und offensichtlich auch
biologisch bedingt. Natürlich ist die Dunkelziffer hoch: sowohl verprügelte
Frauen, als auch betroffene Männer gehen selten zur Polizei und zeigen den
Aggressor an.
[/quote]

Daß ein biologischer Einfluß vorhanden ist, würde ich auch nicht ganz
ausschließen wollen.

Daß die Dunkelziffer unter den Männern, die von ihren Frauen geschlagen
werden, jedoch vermutlich um einiges höher liegt als die Dunkelziffer unter
den Frauen, die von ihren Männern geschlagen werden, wird dabei allerdings
einfach unter den Teppich gekehrt.

Dass auch Männer unter brutalen Frauen leiden können, will ich
[quote]gar nicht abstreiten. solche Fälle sind aber wie gesagt laut
Innenministerium "so was von selten".
[/quote]

Wen wundert's? Welcher Mann gibt schon gerne zu, von seiner Frau oder
Partnerin geschlagen worden zu sein.

Deshalb finde ich es gerechtfertigt,
[quote]in diesem Artikel von prügelnden Männern und geschlagenen Frauen und Kindern
zu schreiben.
[/quote]

Motto: Warum sollte man auch die altbekannte und offenbar auch "bewährte"
Täter-Opfer-Zuordnung relativieren wollen? Hoffentlich hat die Redakteurin
wenigstens in ihrem Artikel erwähnt, daß bei dem Schlagen von Kindern die
Männer nicht auch noch die Generalschadensverursacher darstellen.

ein Hohn für verprügelte Männer muss das nicht sein, sie
[quote]können sich mit der beschriebenen Situation der Frau identifizieren.
[/quote]

Ah ja. Es reicht also völlig aus, wenn Männer unter den Opfern quasi
mitgemeint sind.

Gegen den Platzverweis kann gerichtlich Einspruch erhoben werden. Dann
entscheidet ein Richter über den Fall. Die Missachtung des Platzverweises
ungestraft zu lassen, würde keinen Sinn machen: In diesem Fall schreitet die
Polizei ein. Allerdings glaube ich nicht, dass eine bloße Denunziation
ausreichen würde, um einem Betroffenen das Dach über dem Kopf wegzunehmen.

Wie heißt es noch so schön: "glauben" heißt "nicht wissen". Bei solchen
grundlegenden Dingen, wie der Frage, ob man mit einem einfachen, nicht auf
seine Berechtigung überprüften Anruf bei der Polizei seinen Partner von
heute auf morgen vor die Tür setzen kann, finde ich "glauben" einfach nicht
hinreichend.

Gruß, Jörg


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