Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ware Mensch - die neue Sklaverei

Rainer ⌂, Monday, 09.03.2009, 02:45 (vor 5537 Tagen) @ Goofos

Hallo

Aus Spektrum der Wissenschaft 10/2002

Ware Mensch - die neue Sklaverei

Mit dem Wort Sklaverei verbinden kultivierte Europäer vermutlich Bilder von Menschenmärkten im antiken Rom ... Sklaverei gilt als überwunden und steht nicht auf der Liste der dringenden Probleme dieser Welt.

In Wirklichkeit grassiert der Menschenhandel wie eine Epidemie, dabei aber oft in einer modernen Form, die meines Erachtens die Bezeichnung "neue Sklaverei" rechtfertigt: Weit entfernt von jeder Onkel-Toms-Hütte-Romantik sind Menschen heutzutage nicht mehr nur Ware, sondern oft sogar Wegwerfprodukt, das nur einem Zweck dient: dem Profit.
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Standortvorteil Sklaverei

Es mag viele Leser überraschen, Schuldknechtschaft und andere Formen der Sklaverei auch im 21. Jahrhundert anzutreffen. Schließlich ist der Besitz von Menschen weltweit verboten. Und doch gibt es in zahlreichen Ländern Sklaven ..., die mit Leib und Leben einem anderen gehören. Ihre Zahl kann nur geschätzt werden - anhand der Zusammenschau zahlreicher Berichte staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen gehe ich von weltweit etwa 27 Millionen Sklaven aus. ... werden etwa vier Millionen Menschen alljährlich von organisierten Banden in andere Länder verkauft.
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Betuchte Familien aus Ländern, in denen Sklaverei praktiziert wird, bringen "Hausbedienstete" mit nach Europa, die hier den Launen und Schlägen ihrer Herrschaft ausgesetzt sind, bis sie aktenkundig und befreit werden. Das Schicksal all dieser Menschen hat staatliche und nichtstaatliche Organisationen auf den Plan gerufen ...
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Sklaverei ist zwar ein universelles, aber kein einheitliches Phänomen; an jedem Ort und zu jeder Zeit nimmt sie verschiedenartige Erscheinungsformen an. Die neue Sklaverei unterscheidet sich von der altbekannten. So gibt es keine Urkunden über den Menschenbesitz, denn schließlich ist er verboten. Aus demselben Grund fehlen Gesetze, die einen Minimalschutz der "Ware" vorschreiben. Den größten Unterschied aber zeigt eine Wirtschaftlichkeitsrechnung: Kostete ein Plantagen-Sklave in Alabama im Jahr 1850 nach heutigen Maßstäben "in der Anschaffung" etwa 30000 Euro, ist ein vergleichbarer Arbeiter heute schon für etwa 100 Euro zu haben.

Wie rentabel ist ein Sklave?

Doch nicht nur die Investitionen für Zwangsarbeit sind drastisch zurückgegangen: Dauerte es zwanzig Jahre, bis ein Sklave auf den Baumwollfeldern der Südstaaten im 19. Jahrhundert seinen Kaufpreis und seine Unterhaltskosten eingebracht hatte, amortisiert sich ein Zwangsarbeiter in Südasien heute schon nach zwei Jahren. Dieser dramatische Preisverfall veränderte auch die moderne "Sklavenhaltung". Bei so kurzen Zyklen besteht kein Anlass, sich um die Gesundheit der Unfreien zu kümmern oder älter werdende Sklaven zu versorgen. Nach den Regeln der globalen Marktwirtschaft hält ein Sklavenhalter seine Gesamtkosten gering und entledigt sich unrentabel gewordener Produktionsmittel - und das nicht immer durch Entlassung des Opfers in die Freiheit.

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