Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Muselpudel

roger, Monday, 10.11.2008, 22:53 (vor 6252 Tagen) @ Student(t)

Daß der Marienkult schuld sei an der gegenwärtigen Umkehrung der
natürlichen Geschlechter-Hierarchie, leuchtet mir nicht ein. Gesellschaften
mit ausgeprägtem Marienkult sind m.W. eher patriarchalisch eingestellt.

Hallo Student,

natürlich haben sich die Kirchenväter auf ihrem Konzil in Ephesus was dabei gedacht, als sie Maria zur “Mutter Gottes“, quasi zur Übermutter machten. Aber das ist ein weites Feld und aus meiner Sicht eher von marginaler Bedeutung.

Das hat natürlich weitreichende Auswirkungen auf das Rollenverständnis von Männern und Frauen gehabt. So lässt sich die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern auch als verbundenes System begreifen. Wenn in diesem System die eine von zwei Variablen (die Mutter/Frau) eine ideologisch gestützte Aufwertung erfährt, bleibt dies nicht ohne Auswirkung auf die andere Variable (Mann). Daher ist m.E. legitim, eine direkte Linie von dort über die mittelalterliche Frouwenverehrung bis hin zu den spätmittelalterlichen Rudimenten heutiger Tage zu sehen. Ich denke da an die traditionell geprägten Rollenzuweisungen an Jungen und Männer, seien sie informeller (Symbolik, Ästhetik , Konventionen etc.) oder formeller (Gesetze, Verordnungen etc.) Art, die von unterschiedlicher Seite als Rollenerwartungen an Jungs und Männer herangetragen werden und zu deren Nachteil auch in der einen oder anderen Weise vom Staat, von der Gesellschaft, von Männern und Frauen formell und/oder Informell sanktioniert werden. D.h. der einen wird gegeben, dem anderen wird genommen.

Das fängt schon an bei den unterschiedlichen Freiheitsgraden für Jungs und Mädchen, soweit es die Akzeptanz von Gefühlsäußerungen betrifft, setzt sich fort über ein weiblich besetztes, medial bedröhntes (unhistorisches) Schönheitsideal, äußert sich in rigiden Vorschriften an Jungs und Männer soweit es die Art und Weise betrifft, sich z.B. über Bekleidung oder Frisur personal auszudrücken (sehr unhistorisch)...und, und, und findet last but not least finalen Ausdruck im 12 a GG, wo Frauen dürfen und Männer unter Androhung von 5 Jahren Haft ihre Haut zu Markte tragen müssen, bis sie dann mit Erreichen des 60-ten Lebensjahres aus der Wehrüberwachung herausfallen. Das liegt zwar alles nicht auf einer Ebene, aber es liegt auf einer Linie – auch auf einer historischen Linie.

gruß roger

fight sexism - fuck 12a GG


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