Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ein wenig OT: GAUCKelei und Medienmanipulation

Diego am Abend, Wednesday, 22.02.2012, 01:46 (vor 5053 Tagen)

Da mich die laut Medien angeblich breite Zustimmung zu Gauck in der Bevölkerung immer noch stark verwundert, bin ich mal auf die Suche gegangen und auf den Nachdenkseiten fündig geworden.

Auszug aus Albrecht Müller: Meinungsmache. Wie Wirtschaft, Politik und Medien uns das Denken abgewöhnen. Seiten 461-468 (Das Buch ist 2099 erschienen):

D. Der doppelte Missbrauch des Bundespräsidentenamtes

Für die meisten Menschen in Deutschland dürften der Aufstieg Horst Köhlers und sein gespenstischer Abgang ein Rätsel geblieben sein. Weil sie die Möglichkeiten der Meinungsmache nicht erkennen und deshalb fälschlicherweise immer noch davon ausgehen, in der politischen Entscheidungsfindung zur Sache wie zur Person müsste wie im privaten Leben auf Qualität geachtet werden.

Missbrauch im Selbstversuch: Gauck

Ähnlich liegt der Fall Gauck. Seine überragende Popularität, die er im Laufe seiner Kandidatur zum Bundespräsidenten innerhalb kürzester Zeit erreichte, ist nicht die Folge seiner besonderen Qualität, sondern die Folge einer Kampagne mit definierten Zielen und unterschiedlichen Ausrichtern. Der Kandidat Joachim Gauck wurde nicht im üblichen inneren Willensbildungsprozess der ihn nominierenden Parteien SPD und Grüne gefunden. Der Vorschlag kam vom Chefredakteur des Springerblattes >Welt«.
Die >Financial Times Deutschland« beschreibt am 20. Juni 2010 den Vorgang und die Umstände so:
[quote]Inzwischen geben die rot-grünen Parteigranden sogar ehrlich zu, wer sie auf die Idee mit dem Kandidaten Joachim Gauck gebracht hat: Thomas Schmid war es, Chefredakteur der ›Welt‹ aus dem Verlag Axel Springer. Als Gaucks Kandidatur dann offiziell war, jubelten ›Welt‹ und ›Bild‹ (>Yes, we Gauck«) so demonstrativ und laut, dass Kanzlerin Angela Merkel mehrmals zum Telefonhörer griff, um sich bei Verlegerin Friede Springer zu erkundigen, was denn mit ihrem Verlag los sei.«
[/quote]

[...]

"Ob Joachim Gauck am Anfang oder zwischendurch hoffte, gewählt zu werden, ist schwer zu sagen. Die Aussichten waren von vornherein gering, so dass man bei nüchterner Betrachtung die Kandidatur nur zum geringsten Teil als ernsthafte Kandidatur zum Erreichen dieses Amtes betrachten kann. Das gilt für die Person Gauck wie auch für die ihn nominierenden Parteien SPD und Grüne. Auch sie konnten nicht ernsthaft erwarten, diesen Kandidaten durchbringen zu können. Sie hatten – wie auch Gauck – andere Motive:
Erstens wollten SPD und Grüne die Union und die FDP vorführen, indem sie mit dieser Kandidatur, mit der medial gemachten Begeisterung für Gauck und der publizistisch geschürten Erwartung seiner möglichen Wahl dokumentierten, dass Schwarz-Gelb nicht einmal eine Mehrheit für die Wahl des Bundespräsidenten zusammenbekommt. Zumindest bis zur Wahl des neuen Bundespräsidenten Wulff hat diese Spekulation funktioniert. Zweitens wollte Gauck und wollten zumindest die SPD und die ihn unterstützenden Medien die Linkspartei bloßstellen. Diese Rechnung ging einigermaßen auf. Es wurde über alle möglichen Kanäle die Botschaft plaziert, die Linkspartei habe sich noch nicht von ihrer undemokratischen SED-Vergangenheit gelöst.
"

[...]

"Der Fall Gauck eignet sich zum Studium und zum Beleg einiger der im Buch beschriebenen Methoden der Meinungsmache. So ist Gaucks schneller Gewinn an Popularität leicht erklärbar, wenn man verstanden hat, dass eine Botschaft, im konkreten Fall die Botschaft >Der Kandidat Gauck ist ausgezeichnet«, dadurch glaubhaft wird, dass sie aus verschiedenen politischen und medialen Ecken kommt."

[...]

"Seine Popularität wurde zudem dadurch gefördert, dass den Bürgerinnen und Bürgern erzählt wurde, es gebe im Internet eine überwältigende Zustimmung für den Kandidaten Gauck. Das konnten Menschen ohne Internetzugang nicht nachprüfen, andere hatten weder Zeit noch Muße, diese angebliche Welle der Sympathie aufzuspüren. Sie ist zudem außerordentlich schwer messbar. Aber eines ist sicher, von den Mitarbeitern der PRAgentur Scholz & Friends wurde die Zustimmung im Netz organisiert.
Ich zitiere die Internet-Ausgabe der >WAZ«, >derwesten.de«, vom 7. Juni 2010: >Joachim Gauck ist Liebling der Netzgemeinde
« … >Die weitaus meisten Pro-Gauck-Initiatoren im Netz haben allerdings keinen parteipolitischen Hintergrund. Oft zählen sie aber zu Meinungsführern im Netz, die das Kampagnen Geschäft gut verstehen. Zum Beispiel Nico Lumma von der Werbeagentur Scholz & Friends. Er hat mit ›Wir für Gauck‹ eine Online-Petition ins Netz gestellt, die bis Montagnachmittag über 700 Mitzeichner hatte.« Für Joachim Gauck ist also durchschaubar gut organisiert im Internet getrommelt worden. Die Internetkommunikation über den Kandidaten und die gezielt verbreitete Stimmung wurden dann wiederum genutzt, um die Menschen ohne Internetzugang zu beeindrucken. Zur Unterstützung von Joachim Gaucks Popularität wurden Umfragen veranstaltet, deren Ergebnisse man dann wieder einsetzte, um seine Popularität zu fördern.
"

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Ist Gauck letzten Endes - ohne das er dies in seiner selbstgefälligen Eitelkeit merkt - also nur ein hochgepushtes Instrument der Springer-Presse und entsprechender Parteien, um gemeinsam mit dem "ehrenwerten Bürgerrechtler" gegen alles Linke (v.a. Wirtschafts- und Kapitalismuskritik) und "Die LINKE" im speziellen agieren zu können.
Wie nahe stehen sich die kommerzielle Presse (allen voran Springer) und Gauck? Welche Rolle spielt diese Verbindung (und die Intention dahinter) beim medialen Stalking gegen Wulff?

Mir ist dieser zukünftige Marionetten-Präsident und die "heimliche Macht" im Hintergrund jedenfalls alles andere als geheuer!


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