Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wie aus Jungen Muttersöhnchen werden

Ekki, Saturday, 27.05.2006, 21:48 (vor 6552 Tagen)

Hallo allerseits!

Das Nihilator in dem Thread " 'Radikal' heißt 'an die Wurzel gehend' " mein Posting über die Geschlechtersituation in Polen verlinkt hat und ich - unabhängig davon - schon länger daran gedacht hatte, es hier hineinzustellen, setze ich diesen Gedanken nunmehr um. Für diejenigen, die dieses Posting nicht schon aus früheren Foren kennen, ist es vielleicht ein interessanter Diskussionsanstoß.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Euch für Eure lebhaften Reaktionen auf das eingangs erwähnte Posting danken. Nach Abschicken dieses Postings werde ich mich an die Durchsicht und die Beantwortung Eurer Beiträge machen.

Ein schönes Wochenende wünscht Euch

Ekki

Und hier nun das "Polen-Posting":

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Hallo allerseits,

mit Bezugnahme auf die von Tommy in seinem Posting "Hurensöhne, Pfaffen, Babies. Re: Diskussion überflüssig...." vom 1. Oktober angesprochene Problematik, daß es die Muttersöhnchen sind, die uns den Femi-Wahn eingebrockt haben, und daß man folglich das Muttersöhnchentum bekämpfen müsse, wenn man dem Femi-Wahn beikommen wolle, möchte ich hiermit einige Überlegungen zu diesem Thema posten, die sich auf Beobachtungen in meiner Wahlheimat Polen stützen. In Polen sind die Männer mindestens ebensolche Waschlappen wie diejenigen in meinem Geburtsland Deutschland. Der Unterschied: Die Frauen sind nicht auf den Kopf gefallen.

Ich glaube nicht, daß die Sozialisationsprozesse in Polen, die ich hier beschreibe, auf Deutschland übertragen werden können. In jedem Fall aber kann dieses Posting eine gute Diskussionsgrundlage sein, die von anderen Forenteilnehmern zum Anlaß für eine kontrastive Betrachtung besagter Sozialisationsprozesse in Polen und in Deutschland genommen bzw. um entsprechende Ausführungen über andere Länder erweitert werden könnte.

Und nun: in medias res.

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Beginnen wir bei unserer Betrachtung des Geschlechterverhältnisses mit den Männern ? und zwar zunächst mit einem Vergleich zwischen deutschen und polnischen Männern.

Man kann ja von den deutschen Männern der Kriegs- und Vorkriegsgenerationen sagen, was man will. Sie hatten bestimmt ihre Nachteile. Eines aber muß man ihnen lassen: Es waren in der übergroßen Mehrheit lebenstüchtige Männer, die beim Aufbau Deutschlands schier Übermenschliches geleistet und bei ihrem Ableben ihre Familien wohlversorgt zurückgelassen haben. Vor allem aber: Sie haben die Fähigkeit besessen, ihr Leben nach rational gesetzten Prioritäten zu organisieren und ihre Zeit entsprechend einzuteilen.

Und genau diese Fähigkeit geht den polnischen Männern in unvorstellbarer Weise ab. Selbst bei den deutschen Schlaffis von den ?neuen Männern? habe ich noch Restbestände der alten männlichen Tugenden entdecken können. Selbst die waren nicht in dem Maße unfähig, etwas auf die Beine zu stellen, wie es die polnischen Männer sind.

Immer wieder habe ich in polnischen Familien Situationen erlebt, wo der Mann eine Entscheidung hätte treffen müssen, dazu aber nicht imstande war, und die Frau schließlich kurzentschlossen die Dinge selbst in die Hand nahm und ganz schnell die optimale Lösung fand.

Und das, was ich erlebt habe, ist offenbar noch nicht einmal das Schlimmste. Das Hammerhafteste in dieser Hinsicht habe ich vor einigen Jahren von einer Bekannten gehört, als ihre Tochter ein Kind zur Welt gebracht hatte. Sie erzählte mir, daß der herbeigerufene Arzt sich beinahe buchstäblich in die Hose gemacht hätte vor Aufregung, von einem Bein auf andere trampelte, nicht wußte, was er machen sollte, und daß die Tochter schließlich rechtzeitig zur Entbindung ins Krankenhaus kam, sei ihr (meiner Bekannten) alleine zu verdanken gewesen.

Welche Sozialisationsprozesse haben nun dazu geführt, daß die polnischen Männer so sind, wie sie sind?

Zunächst einmal habe ich in polnischen Familien immer wieder beobachten können, daß die polnischen Erziehungstradititonen in einer Art und Weise darauf ausgerichtet sind, eine gesunde intellektuelle und psychische Entwicklung der männlichen polnischen Kinder zu verhindern, die auf keinen Fall mehr Zufall, unreflektierte, spontane Mutterliebe sein kann, sondern Absicht ist und schlicht und einfach kriminell genannt zu werden verdient. Was so eine richtige polnische Familienterroristin ist, das läßt seinen Söhnen nicht den Hauch einer Chance, zu einem männlichen Selbstbewußtsein im guten Sinne dieses Wortes zu gelangen. Polnische Familien hocken ständig zusammen. Selten gehen die Kinder mit anderen Kindern spielen, und wenn schon, dann in der Regel unter der unmittelbaren Aufsicht sämtlicher Elternpaare. Die Tatsache, daß in Polen die Infrastruktur von Vergnügungsmöglichkeiten für Kinder (Spielplätze usw.) unterentwickelt ist, tut ein Übriges. Und während man in Deutschland den Kindern, insbesondere den Jungen, schon in einem sehr frühen Alter suggeriert, daß sie ?ja schon groß / ein richtiger kleiner Mann seien? und dies auch dadurch unterstützt, daß man sie zur Selbstständigkeit anhält und die Entwicklung ihrer Interessen fördert, geht es in Polen genau andersrum. Solange wie irgend möglich werden die Kinder als Kleinkinder behandelt. Es fällt auf, daß die Sprachfähigkeit der polnischen Jungen sich signifikant später und überhaupt nie in dem Maße entwickelt wie diejenige ihrer Altersgenossen in Deutschland. Polnische Kinder werden sanft, aber konsequent in der Nähe ihrer Mütter gehalten und ohne Ende geherzt und liebkost; eine solche Erziehung mag für Mädchen angemessen sein, steht jedoch im schreienden Widerspruch zu dem Bedürfnis von Jungen, sich mit ihrem Tatendrang die Welt zu erobern, mit ihren Spielkameraden ohne Aufsicht rumzutollen und mit zunehmendem Alter in zunehmendem Maße selbstständig Erfahrungen mit ihrer Umwelt zu sammeln. Wie oft habe ich miterlebt, daß deutsche Jungen bereits im ganz frühen Kindesalter um jedes Stückchen Selbstständigkeit kämpfen und ihre Eltern anschreien: ?Mann ey, ich bin doch kein Baby mehr!? Die polnische Mutter sorgt vom ersten Tag des Lebens ihres Sohnes an bewußt und gezielt mit allen Mitteln dafür, daß er nie, nie, nie eine Geisteshaltung entwickelt, die ihn zu solchen Aussagen veranlassen könnte.

Das absolut drastischste Beispiel in dieser Hinsicht ist meine langjährige Bekannte W., die ihren inzwischen sechsjährigen Sohn, der ihr bereits buchstäblich über den Kopf gewachsen ist, alle Nase lang wie ein Kleinkind in den Armen wiegt und ihn in solchem Maße an sich und die Wohnung kettet, daß bereits erwiesenermaßen sein Immunsystem geschädigt ist und der Junge überdurchschnittlich häufig krank wird ? was sie jedoch dahingehend deutet, daß sie ihn von der bösen, bazillenverseuchten Umwelt noch nicht genügend ferngehalten habe. Und bis heute habe ich mich nicht von dem Entsetzen erholt, das mich ergriff, als die Schwester dieser Bekannten mir erzählte, sie (W.) habe ihrem Kind bis zum vierten Lebensjahr die Brust gegeben. Inzwischen sind sogar die Eltern meiner Bekannten der Meinung, sie ersticke ihr Kind mit ihrer Liebe, aber da ist nichts zu machen, W. macht weiter in ihrem Stil.

Wie gesagt, das ist ein selbst für polnische Verhältnisse drastisches Beispiel, aber daß polnische Kinder im Elternhaus gehalten werden wie Hühner in einer Legebatterie, das ist sehr wohl allgemeiner Standard.

Polnische Mütter, von mir in aller Offenheit auf dieses Thema angesprochen, entgegneten nicht minder offen, man habe ja im Westen gesehen, wohin eine zu frühe Selbstständigkeit der Kinder führe ? nämlich zu Verwahrlosung und Kriminalität ? und sie, die Polinnen, seien fest entschlossen, die polnischen Erziehungsgrundsätze, die offenbar zu besseren Ergebnissen führten, mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Ob sie wissen, daß sie auf diese Weise nicht nur eventuelle Negativ-Folgen einer zu frühen Selbstständigkeit der Kinder vermeiden, sondern auch dafür sorgen, daß der männliche Teil der Nation zwangsläufig aus ewigen Muttersöhnchen und Waschlappen besteht? Mein Eindruck ist: Ja, sie wissen es ganz genau, aber sie sind der Ansicht, daß Männer, die ihr Leben lang Muttersöhnchen bleiben, zwar einerseits ein Leben lang ein Klotz am Bein ihrer Mütter und Ehegattinnen bleiben, andererseits leicht zu lenken sind, und daß dies das entschieden geringere Übel ist gegenüber Männern, die ihnen aufgrund ihrer erwachsenen, selbstständigen Art mehr zu bieten hätten, dafür aber auch mehr verlangen würden und keinesfalls mehr leicht zu lenken wären.

Diese These wird auch in dem Kapitel ?Frauen? aus dem Buch ?Deutsche und Polen ? hundert Schlüsselbegriffe? vertreten, das ich hiermit in voller Länge zitiere. Die Ausführungen der Autorin zum Geschlechterverhältnis in Deutschland, das sie demjenigen in Polen gegenüberstellt, sind in meinen Augen weitgehend die übliche gequirlte Femi-Scheiße. Den Beboachtungen bezüglich Polens kann ich dagegen uneingeschränkt zustimmen. Hervorhebungen ist von mir.

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Helga Hirsch
Frauen

Ein tieferes Verständnis zwischen westdeutschen und polnischen Frauen dürfte im ersten Anlauf schwerfallen. Während die einen schon jahrelang um Gleichberechtigung kämpfen, empfinden die anderen den Beruf oft nur als unerträgliche Last. Wenn die einen es als entwürdigend erleben, als Sexualobjekt begehrt und als Hausfrau mißbraucht zu werden, gefallen sich die anderen, wenn sie die Männer umwerben und als Familienmütter umsorgen können. Zwar entstanden auch in Polen einzelne Frauenorganisationen - erst spät, Ende der 80er Jahre -, doch blieben sie bis heute ohne größeren Zuspruch. Denn polnische Frauen hinterfragen in der Regel die traditionelle Rollenverteilung noch nicht, sie reiben sich nur an der entnervenden Doppelbelastung im Alltag.

Wer diesen oft verbitterten, unzufriedenen Ehefrauen jedoch vorschlägt, weniger zu arbeiten oder die Hausarbeit mit dem Mann zu teilen, wird nur darüber belehrt, warum angeblich alles beim alten zu bleiben habe: Aus wirtschaftlichen Gründen seien sie zum Mitverdienen gezwungen, und außerdem sei beim Mann ohnehin alle Liebesmüh der Umerziehung vergebens. Also muß es Gründe geben, warum Polinnen, obwohl der Doppelbelastung wesentlich stärker ausgesetzt als die deutschen Frauen, nicht ohne masochistischen Genuß (noch) in diesen Bedingungen verharren.

Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde Polen unter Preußen, Osterreich und Rußland aufgeteilt und als eigenständiger Staat ausgelöscht. Wollte die Nation unter der Fremdherrschaft ihre Identität erhalten, mußten ehemals staatliche Aufgaben wie die Erziehung der nachfolgenden Generation oder die Weitergabe des kulturellen Erbes im nicht kontrollierbaren privaten Rahmen von den Familien übernommen werden. Die Männer aber waren meist abwesend, da sie sich an den Aufständen gegen die Besatzungs-machte beteiligten, später im Gefängnis saßen, in die sibirische Verbannung geschickt wurden oder aus wirtschaftlichen Gründen in den Westen emigrierten. Also lag es allein in den Händen der Frau, das Gut in Abwesenheit des Mannes zu fuhren, die Kinder im nationalen Geist zu erziehen und die polnische Sprache vor deutscher und russischer Überfremdung zu schützen. Die Frau «orgte für mehr als nur für die eigene Familie, sie fühlte sich verantwortlich für das Überleben der Nation.

Dieser >Mutter Polin« - so der Titel eines Gedichts des polnischen Nationaldichters Adam Mickiewicz - galt höchste Bewunderung und Verehrung. Manchmal zog sie, eine polnische Jeanne d'Arc, selbst in den Kampf (wie Emilia Plater in dem gleichnamigen Gedicht ebenfalls von Adam Mickiewicz), immer aber nutzte sie ihre mutterliche Fürsorge, ihre Aufopferungsbereitschaft und selbstlose Liebe, um in Abwesenheit des Mannes männliche Werte wie Ehre, Mut und Prinzipientreue hochzuhalten.

Der in der romantischen Literatur idealisierte Prototyp der >Mutter Polin« entstammte dem Adel, war einerseits feinsinnig und gebildet, rezitierte französische Gedichte und spielte Klavier. Andererseits aber war sie entschlußfreudig und tatkräftig wie ein Mann. Und wie ein Mann ließ sie sich weder von Mitgefühl noch Schmerz und Trauer überwältigen, wenn Glück, Gesundheit und Wohlergehen der eigenen Kinder gefährdet waren. Notfalls war sie sogar bereit, den Sohn oder die Tochter für das Vaterland, für die nationale Ehre, für das übergeordnete Prinzip zu opfern. Diese >Mutter Polin« erschien immer als tragische Gestalt, die litt, weil ihr zu große Pflichten ein entsagungsreiches Leben aufzwangen. Sie war eine ganz und gar unerotische Heldin, der irdischen Liebe, Lust und Sexualität weit entrückt - einer Heiligen gleich, bei der die mütterlichen Tugenden der Realisierung männlich-transzendenter Ziele dienten. Nicht zufällig hat der volkstümliche polnische Katholizismus bis heute an der Verehrung für die Jungfrau Maria festgehalten, die nach einem ihrer Hilfe zugeschriebenen Sieg der Polen über die Schweden im 17. Jahrhundert auch zur Königin Polens gekrönt wurde.

Der Mythos aus der Romantik wäre sicher längst verblaßt, wenn die historischen Bedingungen den Frauen einen Abstand von der Rolle als >Mutter Polin« ermöglicht hätten. Aber faschistische Besatzung und später die ebenfalls als fremdbestimmt empfundene kommunistische Herrschaft erforderten im 20. Jahrhundert ein ähnliches Verhalten wie während der Zeit der Teilungen 100 oder 150 Jahre zuvor. Im Zweiten Weltkrieg standen Frauen als Melderinnen oder Krankenschwestern an der Seite der Männer, die im Untergrund gegen deutsche Faschisten und russische Kommunisten kämpften. Und in den 70er und 80er Jahren übernahmen sie den illegalen Vertrieb von Flugblättern oder sammelten Mitgliedsbeiträge für die illegale >Solidarnoú¿«, wenn die Männer inhaftiert, interniert waren oder unter permanenter Observation standen.

Auch wenn diese Frau starke autonome Züge aufwies, so blieb die grundsätzliche Abhängigkeit der Frau vom Mann unangetastet: Abgesehen von einigen >heiligen« Ausnahmefällen ä la Jeanne d'Arc war die verehrte Frau verheiratet, zumindest verwitwet; eine Unverheiratete hingegen galt und gilt als unvollständig, mit einem Mangel und Makel behaftet. Erst die Ehe schuf den tugendhaften und sittsamen Ordnungsrahmen für eine Frau, die sich vor allem als Mutter definierte. Aber auch erst die Ehe bildete jene bis heute typische Konstellation zwischen der Mutter-Frau und dem Sohn-Mann heraus. Denn die heroische Frau machte dem abwesenden oder unfähigen Mann die Rolle als Familienoberhaupt streitig, schalt ihn einen Versager und Schwächling, weigerte sich aber gleichzeitig, Aufgaben an ihn zu delegieren, eben weil auf der tendenziell überfordernden Selbstaufopferung die Überhöhung des Frauenbildes beruhte.

Und so stoßen wir in Polen ständig auf Frauen, die als Mütter jene Sohn-Männer großziehen, die sie als Ehefrauen verachten. Dieser Circulus Vitiosus wird so lange nicht durchbrochen werden, wie den Frauen die entbehrungsreiche, aber geachtete Rolle als >Mutter Polin« noch attraktiver erscheint als ein gleichberechtigtes Verhältnis zwischen den Geschlechtern, das von ihnen das Eingeständnis eigener Schwäche voraussetzte, sie aber mit größerer Geborgenheit und Wärme entschädigen könnte.

]Während in Polen fast 200 Jahre Fremdherrschaft die zivilisatorische Entwicklung der Gesellschaft und ihre innere Differenzierung hemmten und sich so ein idealisiertes Frauenbild adliger Herkunft hielt, sind Rolle und Selbstverständnis deutscher Frauen bis heute im wesentlichen von der bürgerlichen Industriegesellschaft geprägt.

Patriarchales Recht schrieb die Minderwertigkeit der Frau in Ehe und Beruf fest: Das öffentliche und das Arbeitsleben waren die Domäne des Mannes, der Frau stand nur, weil die Natur es angeblich so vorgesehen hat, ein Platz als Hausfrau und Mutter zu. Erforderten allerdings wirtschaftliche und politische Interessen ihre Integration in das Berufsleben, so mußte sie sich mit einem unqualifizierten Arbeitsplatz begnügen und als Lohndrückerin gegen männliche Kollegen einsetzen lassen. Lange blieben die Frauen von Bildung und der Teilnahme am öffentlichen Leben ausgeschlossen; erst 1919 erhielten sie das Wahlrecht. So schon in materieller und geistiger Abhängigkeit gehalten, waren sie den Männern auch in der Ehe Untertan - zum Geschlechtsverkehr ebenso verpflichtet wie zur Hausarbeit.

Der eklatante Widerspruch zwischen dem Gleichheitsgrundsatz der bürgerlichen Revolution sowie der rechtlichen, materiellen Benachteiligung und ideologischen Diskriminierung des weiblichen Geschlechts ließ jedoch in Deutschland schon früh eine Frauenbewegung entstehen. Der Kampf gegen den § 218, anfänglich stärker aus der Sorge um das Leben der Schwangeren als aus dem Wunsch nach Selbstbestimmung über ihren Körper entstanden, läßt sich bis zur Jahrhundertwende zurückverfolgen.

Am nachhaltigsten ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern aber wohl erst durch die Neue Frauenbewegung in den letzten 20 Jahren verändert worden. Immer mehr Frauen suchen bewußt nach Entfaltungsmöglichkeiten im Beruf und erzwingen damit eine Teilung der Arbeit im Haushalt und bei der Kindererziehung. Immer mehr wehren sich gegen eine Diskriminierung weiblicher Eigenschaften und plädieren in einer von Leistungsdruck und zunehmender Spezialisierung gekennzeichneten männlichen Berufswelt für eine solidarischere und ganzheitliche Zusammenarbeit.

Dadurch hat sich nicht nur das Klima im öffentlichen Leben, sondern auch das Gefüge in der Familie nachhaltig verändert. Die Frauen wollen nicht mehr einseitig >drinnen« den emotionalen Rückhalt schaffen, damit der Mann >draußen« leistungsfähig bleibt. Wenn aber beide Partner, erschöpft vom Berufsleben, vom anderen jene Wärme und Zuneigung erwarten, die er/sie selbst nicht mehr geben kann, liegt der enttäuschte Rückzug nahe. Einerseits ziehen immer mehr Frauen (und Männer) in Deutschland und anderen Industriegesellschaften das Single-Dasein einer Paarbeziehung vor. Andere Frauen entscheiden sich umgekehrt, nachdem die Mutterrolle in der Frauenbewegung zunächst als Sackgasse für die persönliche Entwicklung verpönt war, bewußt wieder für Familie und ein Kind: Weniger egalitär soll die Emanzipation bei ihnen aussehen, dafür bewußter die Unterschiede zwischen Mann und Frau akzeptieren, ohne aus ihnen ein hierarchisches Oben und Unten von Geschlechtern, Eigenschaften und Tätigkeiten abzuleiten.

Während deutsche Frauen also schon relativ bewußt zwischen verschiedenen Möglichkeiten einer Selbstverwirklichung wählen können, steht den Polinnen der eigentliche Aufbruch in die bisher von Männern dominierte Welt >draußen« noch bevor. Denn selbst wenn der sozialistische Staat den Frauen weitgehend gleiche Rechte wie den Männern einräumte und ihnen sogar die Abtreibung zugestand, blieb ihre Emanzipation nur äußerlich. Angesichts der Mangelwirtschaft erwies sich die Doppelbelastung als Alptraum, und das unattraktive, jede Eigeninitiative tötende Berufsleben im Kommunismus ließ die Frauen ins Private als den einzig authentischen Bereich fliehen. Deutlich läßt sich der Trend hin zur Familie seit Anfang der 80er Jahre feststellen.

Wenn aber nun in der neuen Freiheit die Mutterrolle in ihrer national überhöhten Form überflüssig wird, wenn zudem neue Entfaltungsmöglichkeiten außerhalb des familiären Bereichs locken, dann wird ein Identifikationskonflikt unausweichlich. Und nicht zufällig, so scheint es, haben die Polinnen wie 20 Jahre zuvor die deutschen Frauen anläßlich des geplanten Abtreibungsverbots neu über sich nachzudenken begonnen.

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Angesichts dieser Sozialisierung braucht man sich dann nicht zu wundern, wenn es zu Situationen kommt wie der oben beschriebenen mit dem Arzt, der nicht wußte, wie der die Tochter meiner Bekannten ins Krankenhaus kriegen sollte.

Dieser ? realen - Infantilisierung der Männer korrespondiert auf der anderen Seite ein vorgetäuschtes ? infantiles Verhalten der Frauen als Dressurmaßnahme, wie es schon Ester Vilar beschrieben hat. Über dieses Thema hatte ich einmal ein Gespräch mit einer Bekannten, die ebenfalls eine Familienterroristin ersten Ranges ist. Ich äußerte ihr gegenüber, daß es meiner Meinung nach wünschenswert sei, wenn auch Mädchen, die entsprechende Neigungen und Veranlagungen in sich spürten, Berufe erlernten, die traditionell als Männerberufe gälten, z.B. handwerkliche Berufe. Das Gespräch fand übrigens in Gegenwart des Ehemannes statt, der seinerseits einen handwerklichen Beruf ausübt, während seine Frau Germanistin ist. Nicht nur, daß meine Bekannte mir widersprach. Sie wurde richtig zappelig und nervös, wie ein Kind, dem man gerade angedroht hat, ihm sein Lieblingsspielzeug wegzunehmen, und meinte, vor Aufregung stotternd, ich könne reden, so viel ich wolle, aber ich würde mir selber etwas vormachen, wenn ich behauptete, daß ich eine Frau in einem Männerberuf noch als weiblich wahrnehmen könne. Der Ehemannn sagte zwar nicht allzuviel zu dem Thema, aber aus dem wenigen, was er sagte, ging hervor, daß er tendenziell eher in dieselbe Richtung dachte wie ich. In jedem Fall habe ich, wie gesagt, Dutzende von Beispielen dafür erlebt, das polnische Frauen sämtliche Lebenssituationen ? handwerkliche Tätigkeit eingeschlossen! ? souverän meistern, und die Schlußfolgerung liegt nahe, daß jede andere Behauptung, jedes andere Verhalten gegenüber Männern eben nichts als eine Dressurmaßnahme ist.

Das Ergebnis kann man dann in Polen auf Schritt und Tritt besichtigen.
Fährt man z.B. in Polen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, so fällt Folgendes auf: Die Mädchen ? schon die kleinsten ? haben lebhafte, leuchtende Augen, und sie unterhalten sich ständig miteinander, machen dabei oft geistreiche Witze und sind überhaupt Energiebündel, deren Lebensfreude einen ansteckt. Die Jungen dagegen stehen meist schweigend und sichtbar mißmutig daneben, beteiligen sich selten an den Gesprächen, und wenn, dann sieht man bei ihnen höchst selten den gleichen Esprit wie bei den Mädchen. Auch von dem typischen Verhaltensmuster deutscher männlicher Kinder und Jugendlicher ? laute, kraftmeierische Gespräche über Männerthemen wie Sport und Autos, derbe Witze u.ä. ? ist bei ihren polnischen Altersgenossen keine Spur. Und diese Verhaltensmuster gelten nicht nur für Kinder, sondern bleiben während des ganzen Lebens gleich. (Wie von jeder Regel, so gibt es natürlich auch von dieser Ausnahmen in Gestalt von polnischen Jungen und Männern, die sich aufgrund eines glücklichen Naturells Witz, Esprit und Tatkraft erhalten haben; aber das sind seltene Fälle.)

An dieser Stelle muß ich zwei Erkenntnisdefizite einräumen: Das erste betrifft die Erziehung von Mädchen. Ich habe bisher im wesentlichen von der Kindererziehung gesprochen und dabei der Differenzierung zwischen der Erziehung der Jungen und derjenigen der Mädchen kein allzu großes Augenmerk geschenkt. Und in der Tat: Ich habe keine Antwort auf die Frage, wie es kommt, daß polnische Mädchen und Frauen nach meiner täglichen Erfahrung in ihrer überwältigenden Mehrheit absolut patente Kameradinnen sind, die in beeindruckender Weise über die Fähigkeit verfügen, ihr Leben und ihre Arbeit rational zu organisieren und auf die man sich felsenfest verlassen kann, wenn man sie als Arbeitskolleginnen hat oder zusammen mit ihnen etwas organisieren will, während die Jungen in ihrer Mehrheit zu kläglichen Weicheiern heranwachsen. Der Überbehütung durch die Eltern sind schließlich beide Geschlechter ausgesetzt. Welche Faktoren sind es also, die letzten Endes zu so unterschiedlichen Ergebnissen führen?

Vor einiger Zeit habe ich in einem Buch über Italien ? einem Land, in dem das Muttersöhnchentum ebenfalls sehr verbreitet ist und inzwischen selbst von der katholischen Kirche kritisiert wird ? zu diesem Thema etwas gelesen, was man mit einiger Wahrscheinlichkeit auf Polen übertragen kann. Bei dem Buch handelte es sich um die polnische Übersetzung von ?The Xenophobes Guide to the Italiens?. (Ich glaube, die Reihe ?The Xenophobes Guide to the ...? ist auch auf Deutsch erschienen, ich weiß aber nicht, unter welchem Titel und wo). Hier also die Übersetzung der entsprechenden Passage (Hervorhebungen von mir):

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La mamma
Die Italienerinnen sind großartige Schauspielerinnen. Obwohl sie sich vollkommen emanzipiert haben und genau das machen, was sie wollen, und zwar zu dem Zeitpunkt und an dem Ort, an dem sie es machen wollen, erwecken sie während ihres ganzen Lebens den Eindruck, als seien sie still und unterwürfig und der italienische Mann sei der Herr über alles.

Das ist natürlich nur ein Spiel, den in Wirklichkeit sind es in Italien die Frauen, die in der Familie das Sagen haben. Die italienischen Verlobten und Ehefrauen wissen, daß ihre Männer es schätzen, wenn sie (die Männer) den Eindruck haben, sie seien großartig, männlich und entschieden über alles; also lassen sie ihnen diese Illusion. Die italienischen Frauen wissen jedoch auch, daß ihre Partner in der Kindheit dermaßen verhätschelt wurden, daß sie mehr oder weniger unfähig sind, auf der großen Bühne des Lebens wirklich eine Rolle zu spielen; bei den italienischen Männern reicht es gerade mal, um ?bella figura? zu machen, Kaffee zu trinken, Kinder zu zeugen und mit den Spielzeugen ihrer Kinder zu spielen. Die italienischen Frauen wissen das, da sie ihre Kinder männlichen Geschlechts mit Hingabe verhätscheln und sie dadurch fast vollständig abhängig machen. Dieses Geheimnis der Machtausübung wird von eine Generation der Italienerinnen zur anderen weitergegeben; vorgetäuschte Unterwürfigkeit ist ein niedriger Preis für die Macht in der Familie.

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Mein Kommentar:
Man kann sich nicht genug klarmachen, daß es sich hier um einen subtilen psychologischen Mechanismus handelt, der aller männlichen Kraftprotzerei haushoch überlegen ist. ERST WENN DAS MENSCHEN-MÄNNCHEN GELERNT HAT, DIESEN MECHANISMUS DES MENSCHEN-WEIBCHENS ZU DURCHSCHAUEN UND ZU KONTERKARIEREN, ERST DANN WIRD DER ÜBERGANG VOM MENSCHEN ZUM AFFEN VOLLZOGEN SEIN.[/u]
Wie gesagt, ich halte es für wahrscheinlich, daß es in Polen ähnlich abgeht, aber hieb- und stichfest belegen kann ich es nicht, deshalb verbuche ich diesen Punkt unter ?Erkenntnisdefiziten?.

Es ist meiner Meinung nach kein[/u] Zufall, daß Polen und Italiener sich hier so ähnlich sind. In beiden Ländern sind zwei Faktoren geradezu übermächtig, die geradezu zwangsläufig eine Nation von Muttersöhnchen hervorbringen, nämlich:

? der Marienkult,
? die Familienbindung.

Der Marienkult führt zu einem hoffnungslos verkitschten Bild der Frau, das, einmal von Kindesbeinen an eingeimpft, dem Opfer dieser Indoktrination so gut wie keine Chance mehr läßt, zu einer realitätsbezogenen Einstellung gegenüber den Frauen zu gelangen.

Daß eine zu starke Familienbindung eine wirkliche Selbstständigkeit verhindert, liegt auf der Hand. Die Italiener sind übrigens in dieser Hinsicht noch viel extremer als die Polen: In Italien gibt es nur ganz wenige Studentenwohnheime, damit die jungen Menschen gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sich von der Familie abzunabeln. Und ein Mann, der vor der Heirat oder nach der Scheidung bei den Eltern wohnt, ist deshalb durchaus nicht als Muttersöhnchen verschrien.

Mein zweites Erkenntnisdefizit bezüglich der Polen betrifft einen ganz wichtigen Bereich des polnischen Lebens, der mir allerdings völlig verschlossen ist, und zwar die in Polen noch weit verbreiteten Mädchenschulen unter der Führung von Nonnen. Keine Ahnung, auf welche Weise die Schülerinnen in diesen Lehranstalten auf das Leben vorbereitet werden. Nach reiner katholischer Lehre müßten aus ihnen ja demutsvolle Dienerinnen am häuslichen Herd werden, die ihrem Mann gehorsamen. Das wäre jedoch das extremste denkbare Gegenteil von der Art von Verhalten, die ich an den polnischen Frauen und Mädchen beobachtet habe. Nun hat sich allerdings auch mir gegenüber noch keine polnische Frau als Absolventin einer solchen Schule zu erkennen gegeben. Mit Sicherheit wären Informationen über diese Schulen für mein Thema nützlich und würden ihm so manche Facette hinzufügen. Aber wie gesagt ? ich muß leider passen.

Die polnischen Frauen demonstrieren ihre Überlegenheit nur zu gerne öffentlich: ?Hier bin ich, die tolle polnische Frau ? und da ist mein Mann, der Total-Versager.? Wie oft habe ich erlebt, daß polnische Frauen in meiner Gegenwart ihre Männer runterputzten und dann, an mich gewandt, noch hinzufügten, ihr Mann sei eben ein kleines Kind, dem mann ständig Beine machen müsse. Und die betroffenen Männer? Blickten ihre Göttergattinnen mit einem traurig-treu-doofen Hundeblick an und trollten sich.

Es spricht einiges dafür, daß die polnischen Frauen gar nicht erst speziell in Richtung Männerverachtung indoktriniert werden müssen, sondern ganz einfach von frühester Kindheit an ihre gesamte männliche Umgebung als Weicheier kennenlernen, weswegen sie erst gar nicht auf den Gedanken kommen, ein Mann könne etwas anderes sein als ein ewiges Riesenbaby. Und da die polnischen Frauen in vierzig Jahren Kommunismus hinter dem eisernen Vorhang kaum die Möglichkeit hatten, sich mit anderen kulturellen Gegebenheiten als den eigenen konfrontieren zu lassen, hatten sie keine Vergleichsmöglichkeit und sogen das Bild vom Mann als Versager buchstäblich mit der Muttermilch ein.

Für die obige Theorie spricht u.a. ein Gespräch, das ich mit einer Bekannten über dieses Thema führte. Ich machte keinen Hehl daraus, wie schäbig ich die Verhaltensweise der polnischen Frauen gegenüber ihren Männern finde. Damit stieß ich zunächst auf Unverständnis. Meine Gesprächspartnerin konnte gar nicht fassen, daß ein Mann es als z.B. herabsetzend empfinden könne, in aller Öffentlichkeit als Riesenbaby behandelt zu werden. Sie meinte sogar, wenn man einen Mann als ?Waschlappen? bezeichne, so sei das doch kein Grund, beleidigt zu sein. Männer seien eben ewige Kinder, weswegen solle man sie da als Erwachsene behandeln? Ich habe ihr gebührend klar gemacht, daß und warum ich das anders sehe. Beim nächsten Telefonat meinte sie, sie habe mit einer Bekannten darüber gesprochen, daß die deutschen Männer so ganz anders behandelt zu werden wünschten als die polnischen. Und im Laufe des Gesprächs habe es sowohl ihr selber als auch ihrer Bekannten gedämmert, daß ein Mann wahrscheinlich wirklich nicht öffentlich erniedrigt werden wolle, ebenso wenig wie eine Frau. Sie wirkte sehr, sehr nachdenklich, meine Bekannte.

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So, das wärs fürs erste. Ich hoffe, einige Denkanstöße gegeben zu haben und freue mich auf Reaktionen.


Herzliche Grüße

Ekki

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Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.


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