Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Geschlechterdebatte anthroposophisch

Bonaventura / Thomas Lentze, Monday, 22.05.2006, 00:20 (vor 6572 Tagen)

Nachdem Wolfgang Anthroposophie in die Debatte gebracht hat, möchte ich unter diesem Blickwinkel ebenfalls etwas einbringen. Bisher wurde die Debatte zuweilen "nach unten", d.h. ins Biologische erweitert, vor allem durch susu. Man kann sie aber auch "nach oben" erweitern.

Bildlich:

Macht jemand einen Unfall, so kann man aufzeigen, in welchem Umfang der Unfall durch Fahrzeugdaten mitbestimmt war. Man zeigt etwa, daß die Bremse falsch repariert und dadurch der Bremsweg zu lang war. Das wäre die Erweiterung der Betrachtung "nach unten". Sie führt dazu, die Eigenverantwortlichkeit des Fahrers einzuschränken.

Man kann umgekehrt aber auch die Persönlichkeit des Fahrers beleuchten und etwa feststellen, daß der Fahrer schon in der Auswahl der Werkstatt ungewöhnlich risikobewußt war. Das wäre Erweiterung der Betrachtung "nach oben". Sie führt dazu, den Ausblick auf eine erweiterte Verantwortlichkeit des Fahrers zu eröffnen, (die hier allerdings nicht rechtlich relevant ist) d.h. auf seine Freiheitssphäre.

Im Ergebnis: Determiniertheit (Biologie) versus Freiheit (Anthroposophie).

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Dem anthroposophischen Paradigma zufolge resultiert eine physiologische Bisexualität aus der Gegengeschlechtlichkeit des Ätherleibes zum physischen Leib.

(Der Ätherleib oder Lebensleib fundiert in Pflanze, Tier und Mensch die Lebensvorgänge. Er ist nur bedingt räumlich zu fassen, eher durch seine Zeitgestalt. Der Ätherraum ist ein polareuklidischer Raum. Denken ist Ich-Aktivität, bedarf aber der Spiegelung am Ätherleib, welcher dem Denken seine Formen gibt. Im Falle z.B. der paranoiden Schizophrenie liegt die Störung im Ätherleib.)

Das Denken des Mannes hat, gemäß seinem weiblichen Ätherleib, idealtypisch weibliche Konturen. Konkret: Der Mann bildet eher runde, geschlossene, in sich schlüssige Systeme. Bei Philosophen etwa sieht man, wie sie sich zur Konzeptualisierung zurückziehen (nicht unbedingt 9 Monate !), ein streng logisch aufgebautes Werk gebären, und sich bald darauf an ein neues machen. "Meine Werke sind meine Kinder", hört man gelegentlich. Diese werden in weiteren Auflagen "betreut" und wachsen.

Das Denken der Frau hat idealtypisch männliche Konturen. Konkret: Die Frau denkt eher wie ein Jäger, ungebunden, schweifend, im Angriff bewußt unberechenbar, ohne logische und ethische Regeln. Bisweilen hat sie Freude am zu-Tode-hetzen und hört nicht auf zu argumentieren, obwohl das Thema eigentlich abgeschlossen ist, und fängt wieder aufs Neue an.

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Nun gibt es zusätzlich, unter anthroposphischem Paradigma, eine dynamische Bipolarität des Menschen. Sie vollzieht sich durch Re-inkarnation.

Bildlich: Jemand fährt jahrelang seinen Wagen, bis er Schrott ist. Nach einer Weile kauft er sich einen neuen, diesmal aber vielleicht einen extrem anderen.

Die Geschlechterfolge des Menschen ist gewöhnlich alternierend. Das läßt sich rational nachvollziehen wie folgt: Der physische Leib in einem bestimmten Leben eines Menschen ist die Verfestigung, der Niederschlag seines Seelen- und Geistesart seines vorangegangen Lebens. Weibliches Denken führt also nachfolgend zu einem weiblichen Körper (mit männlichem Denken); männliches Denken zu einem männlichen Körper (mit weiblichem Denken).

Ausgehend vom physischen Leib läßt sich die "Umpolung" ebenfalls rational nachvollziehen: Männer sind in ihrer physischen Dynamik idealistisch, d.h. sie greifen weit aus über die Meere oder, als Denker, in den Himmel. - Frauen sind, ebenfalls ihrer physischen Grundlage nach, materialistisch, d.h. sie wollen ein sicheres Gehäuse und Versorgung. (Ob das nun biologisch oder soziologisch fundiert ist, spielt jetzt keine Rolle. Es zählt das Faktische.) Im nachfolgenden Leben wird dann der physische Leib zu einem festen, sicheren Gehäuse, also männlich.

Anmerkung: "rational nachvollziehen" heißt nicht "beweisen" ! Der wissenschaftlich Denkende wird vielmehr sagen: hier handelt es sich um ein Modell, das Ausblicke eröffnet, die weiterführen könnten.

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Kompliziert, interessant und gegenwartsrelevant wird es jetzt erst durch Evolution. Diese hat ihren Ausgangsort natürlich "oben", bildlich: im Ingenier, nicht im Auto. Dieses wächst ja nicht von selbst.

Bekanntlich verliert der Mensch nachts sein Bewußtsein und gewinnt es morgens wieder. Zwischen dem gestrigen und heutigen Bewußtsein gibt es aber Kontinuität über den Sprung hinweg, jedoch mit individuellen Unterschieden. Ein Gelegenheitsarbeiter führt meist kein Tagebuch; er braucht nicht genau wissen, was gestern war und morgen sein wird. Jedoch ein kreativer Mensch muß planen aus der Vergangenheit und in die Zukunft.

Ebenso verliert der Mensch sein individuelles Bewußtsein mit dem Tod und gewinnt es im nächsten Leben wieder. Bislang war es, in Hinblick auf den jeweiligen Lebensentwurf, nicht nötig, über ein irdisch abgeschlossenes Leben hinaus zu planen. Traditionell wurde der Mensch durch Erblinie in ein bestimmte soziale Schicht hineingeboren, übernahm z.B. den Hof des Vaters oder seine Fabrik. Damit war er definiert, waren seine Aufgaben festgelegt.

Heute jedoch hat die zunehmende Auflösung bestehender sozialer Ordnungen dazu geführt, daß immer mehr Menschen sich fragen: "Wo stehe ich ? Woher komme ich, wohin gehe ich ? Was sind meine Aufgaben in diesem Leben?"

Parallel dazu erwacht in vielen Menschen die Idee der wiederholten Erdenleben. Immer mehr Menschen meinen auch, sich an Teile früherer Leben zu erinnern. Es wäre voreilig, hierin eine illusionäre Wunscherfüllung zu erblicken. Steiner hatte schon zu einer Zeit, da dieses Konzept keineswegs in Mode war, sehr detailreich Methoden und Ergebnisse mitgeteilt.

Heutige Komplikationen im Erleben der geschlechtlichen Identität entstehen möglicherweise daraus, daß immer häufiger Reminiszenzen an das frühere eigene Geschlecht ins jetzige Leben durchschlagen, ohne daß sie bereits zur klaren, verarbeitbaren Erinnerung werden.

Das dürfte bei militanten Feministinnen der Fall sein. Es sind, ihrer gefühlten Identität nach, Männer, die aber in einem Frauenleib stecken. An sich wäre das noch nicht problematisch. Der Mensch kann ja auch sagen: Ich bin ein Ich und mehr als mein Leib; dieser ist nur mein Instrument, mit dem ich umzugehen lernen muß. Aus bestimmten Gründen aber identifizieren sich manche Menschen zu stark mit ihrem Leib. Nun aber war ein Mann, der in einem Frauenleib steckte, lange Zeit benachteiligt, weil es die Rollenerwartung nicht zuließ, männliche Bedürfnisse (d.h. auch öffentliche Dominanz) auszuleben.

Ein Lösungversuch des Problems war der Gleichheitsfeminismus. Er besagt: Um das zu dürfen, was auch andere Männer dürfen, muß ich behaupten, daß Unterschiede gar nicht bestehen, sondern nur konstruiert sind, um unrechtmäßige Machtverhältnisse zu sichern.

Der gegenteilige Lösungsversuch war der Differenzfeminismus. Er geht nach dem Motto der sauren Trauben, die unerreichbar und damit schlecht sind; so daß böse und verbrecherisch sind, die Trauben kriegen können oder welche sind.

Dies ist nur ein erstes, völlig unzureichendes Konzept. Nachdem sehr viel Absurdes (nicht nur) in diesem Forum geschrieben wurde und geschrieben wird, wird es mir nichts ausmachen, wenn auch dieses Konzept als absurd, lächerlich usw. bezeichnet oder ignoriert werden wird. Ich veröffentliche es guten Gewissens. Kritik ist erwünscht.


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